Warum entscheiden sich Bauherren für Holz?
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- Karin Bretz
- vor 5 Jahren
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1 Warum entscheiden sich Bauherren für Holz? Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule untersucht derzeit die Materialpräferenzen sowie die dahinter stehenden Entscheidungsmotive von Bauherren und Architekten. Erste Auswertungen zeigen, dass Bauherren von Holzbauten sich häufig ihren Traum vom Wohnen erfüllen konnten und zufriedener sind als Bauherren, die andere Materialien einsetzen. Birgit Neubauer-Letsch 14 holzbau
2 Holzbauten haben in der Schweiz im Hochbau einen Anteil von 12% im Tragwerkbereich. Im Bild: «s Vreneli» Alterszentrum Pfrundhaus, Glarus. Die Forschungsgruppe: Projektverantwortung Birgit Neubauer-Letsch, Diplom-Betriebswirtin FH, HSB Biel Projektleitung Jonas Andexlinger, dipl. Ingenieur FH, HSB Biel Bereich Holz Olivier L. Kubli, mag. rer. pol., Einheitsleiter Management, HSB Biel Nicole Fivaz, lic. rer. pol., HSB Biel Bereich Architektur Hans-Martin Sturm, dipl.architekt ETH BSA SIA, Einheitsleiter Architektur, HSB Burgdorf Miriam Fluri, dipl. Architektin FH, HSB Burgdorf Bereich Wirtschaft und Verwaltung Heide Brücher, Prof. Dr. rer. pol., HWS Bern, IWV. Stefanie Binswanger, lic. oec. HSG, HWS Bern, IWV holzbau 15
3 Bei Einfamilienhäusern, Schulen und Turnhallen sowie bei landwirtschaftlichen Gebäuden wird Holz überdurchschnittlich oft eingesetzt. Im Bild: Umbau/Erweiterung Haus Treier-Blöchlinger in Unterägeri. 16 holzbau
4 Holz liegt heute bei Bauherren im Trend. Entsprechend viele Beispiele für attraktive,gut geplante und schön ausgeführte Häuser in Holzbauweise gibt es in der Schweiz. Die Bandbreite ist dabei gross: Holzbauten gibt es in den verschiedensten Baustilen,sie finden sich sowohl in urbaner als auch in ländlicher Umgebung,bei Neubauten gleichermassen wie bei Umbauten. In Zahlen ausgedrückt haben Holzbauten in der Schweiz über alle Baubereiche im Hochbau einen Anteil von ca. 12% im Tragwerkbereich. Bei Einfamilienhäusern,Schulen und Turnhallen sowie bei landwirtschaftlichen Gebäuden wird Holz überdurchschnittlich oft eingesetzt. Seit neu auch in der Schweiz Gebäude bis zu sechs Geschossen in Holz erlaubt sind,zeichnet sich aber auch ein steigendes Potential für Holzbauten im Bereich Mehrfamilienhäuser und auch im Objektbereich ab. Die Baubewilligungen als Indikator für den Einsatz von Materialien zeigen bei den Tragwerken,dass im letzten Jahr eine Veränderung eingesetzt hat. Beton hat nach mehrjährigen Zuwächsen im letzten Jahr wieder Anteile abgegeben. Holzbauten liegen nach kleineren Schwankungen im Bereich von über 12%. Auch Gebäude mit Backstein verzeichnen wieder Zuwächse. Unterschiedliche regionale Präferenzen Allerdings gibt es in der Schweiz regional sehr grosse Unterschiede in den Vorlieben der Bauherren. Dies zeigt sich auch beim Einsatz von Holz in den Tragwerken. Die Anteile von Einfamilienhäusern in Holzbauweise reichen von 3% im Tessin bis zu 15% in der Grossregion Genfersee. Diese regionalen Präferenzen gibt es auch bei anderen Gebäudeteilen,in denen Holz zum Einsatz kommen kann. Ein interessanter Markt sind Holz- Alu-Fenster. Sie haben für die ganze Schweiz einen Anteil von 23% bei baubewilligten Einfamilienhäusern und 33% bei Mehrfamilienhäusern. Die Chancen sehen je nach Region allerdings völlig unterschiedlich aus,reicht doch die Bandbreite z.b. bei der Ausstattung von Mehrfamilienhäusern von 17,4% im Kanton Bern bis zu 70,7% im Kanton Zug. Hintergründe zum Wood-Monitoring Was sind die Gründe für diese Unterschiede? Warum entscheiden sich Bauherren in der Schweiz für oder gegen den Einsatz von Holz beim Bauen? Wie zufrieden sind Bauherren,die Holz einsetzen? Und welche Faktoren spielen dabei eine besondere Rolle? Diesen Fragen geht ein Forschungsprojekt der Berner Fachhochschule nach. Ziel ist es,hintergründe zu den Zahlen des Wood-Monitorings zu liefern. Das Wood-Monitoring erhebt jährlich Kennzahlen zum Schweizer Holzmarkt. Das im Februar gestartete Forschungsprojekt will ergänzend die Materialpräferenzen und die dahinter stehenden Entscheidungsmotive von Bauherren,Architekten und beeinflussenden Institutionen wie Banken und Versicherungen genauer erforschen. Das Projekt wird von einem interdisziplinären Team von Architekten,Holzingenieuren,Wirtschaftsinformatikern und Marketingspezialisten durchgeführt,die an der Hochschule für Architektur,Bau und Holz HSB Burgdorf/Biel und an der Hochschule für Wirtschaft und Soziales in Bern tätig sind. Beide Schulen gehören zur Berner Fachhochschule. In einer ersten Etappe des Projekts wurden telefonische Interviews mit 400 Bauherren durchgeführt. Die befragten Bauherren wurden so ausgewählt,dass sie repräsentativ sind für alle Schweizer Bauherren,die in den Jahren 2003 oder 2004 ein Baugesuch eingereicht haben. Das heisst,die Gruppe ist beispielsweise repräsentativ hinsicht holzbau 17
5 Über 90% der Bauherren von Holzbauten sind zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Bauprozess. Im Bild: Überbauung Ilfis in Langnau. 18 holzbau
6 lich der Verteilung nach Sprachregionen,Gebäudetypen und privaten bzw. öffentlichen Bauherren. In den Interviews wurde nach dem Einsatz von Holz in verschiedenen Gebäudeteilen gefragt,beispielsweise für Tragwerke,Fassaden,Bodenbeläge oder Küchen. In einer zweiten Etappe erhalten ausserdem 200 Architekten aus der ganzen Schweiz einen schriftlichen Fragebogen. Befragt werden auch Vertreter von Banken,Versicherungen,Baukommissionen und Behörden,da sie die Rahmenbedingungen setzen,durch welche die Auswahl des einen oder anderen Materials für den Bauherrn bereits mehr oder weniger attraktiv wird. Hohe Zufriedenheit der Bauherren Zum jetzigen Zeitpunkt liegt eine erste Zwischenauswertung der Bauherren-Befragung vor. Die Ergebnisse zeigen,dass die Bauherren unabhängig von der Wahl des Baumaterials sehr zufrieden sind mit dem Verlauf des Bauprozesses. Neun von zehn Bauherren sind mit dem Verlauf des Bauprozesses zufrieden bzw. sehr zufrieden. Diese Werte sind im Vergleich zu anderen Branchen sehr hoch. Besonders auch,wenn man die komplexen Abläufe in der Baubranche berücksichtigt. Dies spricht für die Qualität und Kundennähe der Schweizer Bauunternehmen. Die befragten Bauherren nannten vor allem folgende Ansatzpunkte,um die Zufriedenheit noch weiterzuverbessern: Vermeidung von Zeitverzögerungen im Bauprozess kundenorientierte Abstimmung von Architekt, Planer und Bauherr effizientere Bauleitung. Bei Bauherren von Gebäuden mit Tragwerken aus Holz liegt die Zufriedenheit mit dem Bauprozess nochmals deutlich höher. Sie sind zu 63,4% sehr zufrieden und zu 29,3% zufrieden, wie die Zwischenauswertungen zeigen. In weiteren Analysen wird die Forschungsgruppe diese Ergebnisse für Holz im Tragwerkbereich nun ergänzen durch Ergebnisse für die Bereiche Fenster und Türen, Bodenbeläge,Küchen etc. Den Wohntraum realisiert Die Zwischenauswertungen lassen bereits Schlüsse zu bezüglich der Faktoren,die hinter der grossen Zufriedenheit der Bauherren mit ihren Projekten stehen. So stehen die hohen Zufriedenheitswerte sicher im Zusammenhang mit dem Faktor,dass mit Holz deutlich häufiger die eigenen Träume vom Wohnen realisiert werden konnten als mit anderen Materialien. Die ausgewerteten Daten belegen,dass die Bauherren in Gebäuden mit Tragwerken aus Holz zu 78,0% die Einschätzung haben,dass sie ihren Traum vom Wohnen verwirklichen konnten. Bei anderen Materialien liegt dieser Wert deutlich tiefer bei 65,4%. Diese Aussagen werden weitergestützt von der Zwischenauswertung über die Zufriedenheit der Bauherren mit Holz als Tragwerkmaterial. Auch hier zeigt sich,dass die Bauherren sehr zufrieden sind mit Holz als dem gewählten Tragwerkmaterial. Und auch der Zeitaspekt scheint bei der Zufriedenheit eine Rolle zu spielen. Durch die wesentlich kürzere Bauzeit bei Holzbauten sind die meisten Bauobjekte mit Holz-Tragwerken bereits bezogen, während bei den anderen Materialien bei 12% der Bauherren die Bauten noch nicht abgeschlossen sind. Internet als wichtige Informationsquelle Ein weiterer interessanter Faktor,der sich aus der Befragung ergeben hat,ist die starke Verschie holzbau 19
7 Ein Grund für die hohe Zufriedenheit der Bauherren ist, dass mit Holz deutlich häufiger die eigenen Träume vom Wohnen realisiert werden als mit anderen Materialien. Im Bild: Chesa Futura in St. Moritz. (Fotos: Lignum) 20 holzbau
8 bung der Informationskanäle in Richtung Internet. Dies gilt für alle Bauherrengruppen unabhängig von den gewählten Materialien. Heute nutzen 50% der Bauherren,sowohl private als auch professionelle Bauherren,das Internet als Hauptinformationsquelle oder um ihre Informationen zu ergänzen. Vor sieben Jahren,bei einer Befragung von 160 privaten und professionellen Bauherren,lag dieser Wert erst bei 1% der Bauherren (SAH Bulletin 3/99). Hier liegt eine grosse Chance,gerade auch für kleine und mittlere Betriebe,sich via Internet über ihre Region hinaus und bei einem vielfältigen Kundenpotenzial einen Namen zu machen und Kunden dauerhaft zu gewinnen. Weitere Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt im Bereich Materialpräferenzen werden voraussichtlich Mitte Dezember 2005 zur Verfügung stehen,nach Abschluss der Bauherrenbefragung kombiniert mit der begleitenden Architektenbefragung. Birgit Neubauer-Letsch, Diplom-Betriebswirtin FH Hochschule für Architektur, Bau und Holz HSB Burgdorf, Biel holzbau 21
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