Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben.

Transkript

1 Liebe Gemeinde, ein neues Jahr hat begonnen. Was wird es bringen? Wird es gelingen? Nun glaube ich nicht daran, dass Vorsätze, die man in der Silvesternacht gefasst hat, mehr Aussicht auf Verwirklichung haben als an jedem anderen Tag. Aber es ist gut, zu bestimmten Zeiten einmal inne zu halten, wenn Altes geht und Neues kommt: Das kann ein Geburtstag sein oder der erste Tag am neuen Arbeitsplatz oder der Hochzeitstag oder der Beginn eines neuen Kalenderjahres oder Solch ein Übergang kann eine große Chance sein, das Leben neu zu ordnen und vor allem Gottes Geist dabei Raum zu geben, damit das Neue auch von Seinem Segen geprägt wird. Wie gut, dass der Herr uns dabei eben nicht nur immer wieder eine Chance für einen Neuanfang gibt, sondern auch alles, was wir brauchen, damit dieser auch gut wird und bleibt. Dazu passend lese ich uns den Text der Jahreslosung Er steht im ersten Teil von Hesekiel 36, 26 Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben. I.) Gott schenkt ein Neues! Bevor wir diese Botschaft gehört haben heute Morgen erging sie vor ca Jahren an das Volk der Juden, die sich in einer hoffnungslosen Situation befanden: Sie saßen schon viele Jahre im Exil in Babylon fest. Sie waren verschleppt worden in Folge eines verlorenen Krieges. Das Land Kanaan, das ihnen Gott einst geschenkt hatte, war weit entfernt. Der Tempel, der Ort, wo man damals Jahwe anbetete, weil ER dort seinen Wohnsitz hatte, war ausgeraubt und zerstört. All das war nicht nur eine äußere Verlusterfahrung von materiellem Besitz und einer gewohnten Umgebung. Nein, die ganze Misere wurde letztlich als Strafe und Verlassenheit von Gott verstanden. Verdient hätten sie es auch: Peter Stenger Seite

2 Ihr ständiger Verstoß gegen das 1. Gebot in Form von Götzendienst und die andauernde Verweigerungshaltung gegen Gottes Aufruf zur Buße waren dafür Grund genug. Wer an dieser Stelle glaubt, Gnade sei erst im Neuen Testament ein Wesenszug des Herrn geworden, wird hier eines Besseren belehrt: Israel bekommt nämlich inmitten dieser Situation etwas, was es nicht verdient hatte: Die Erfahrung, dass Jahwe immer noch mit ihnen ist, auch hier in der Fremde. ER spricht belebend zu ihnen durch einen Propheten, der seinem Namen alle Ehre macht ( Hesekiel = Gott stärkt ) Und sie erhalten die Verheißung, wieder neu anfangen zu dürfen: Sie dürfen das Land wieder in Besitz nehmen, was ja später unter dem persischen König Kyros eingetreten ist. Und das mit einem neuen Herzen und einem neuen Geist. Gott ist wirklich gut und ER denkt an alles hier: ER stellt nicht nur das Land Israel wieder her und setzt Sein Volk so, wie sie vorher waren, wieder hinein. Nein, in das neue Land müssen auch neue Menschen hinein, sonst droht, dass sich die unheilvolle Geschichte nach einiger Zeit wiederholen würde. Zweimal taucht in diesem Halbvers das Wort neu auf: Es braucht ein neues Herz: Also eine völlige Erneuerung der Menschen. Herz im biblischen Sinn meint in der Regel kein körperliches Organ, sondern den ganzen Menschen in seinem tiefsten innersten Wesen; wir nennen das heute Person bzw. Persönlichkeit Und dabei wird ein neuer Geist eine wichtige Rolle spielen. Dabei dürfen wir nicht an eine neue Gesinnung denken, sondern an den Heiligen Geist; das unterstreicht auch der Vers 27, wenn Gott dort ausdrücklich von meinem Geist spricht. Das Faszinierende an dieser Botschaft ist, dass sie mehrere zeitliche Ebenen gleichzeitig anspricht; drei sind es insgesamt: Erstens: Natürlich klingt hier das Ende des babylonischen Exils an, also etwas, was die meisten Zuhörer des Hesekiel dann auch tatsächlich noch erlebt haben. Zweitens: Der Horizont ist noch viel weiter: Die Verheißung, dass Gott Seinen Geist in den Menschen geben und damit den Menschen erneuern wird, erfüllte sich erst hunderte von Jahren später an Pfingsten. Der Apostel Paulus unterstreicht das, wenn er in seinem zweiten Brief an die neutestamentliche Gemeinde zu Korinth schreibt: Ja, es ist offensichtlich, dass ihr ein Brief seid, den Christus selbst verfasst hat und der durch unseren Dienst zustande gekommen ist. Peter Stenger Seite

3 Er ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, und die Tafeln, auf denen er steht, sind nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut; es sind die Herzen von Menschen. (2. Kor. 3, 3) Drittens: Dass das gesamte Volk der Juden den Messias erkennen und dadurch umfassend geistlich wiederhergestellt wird, das steht noch aus. Die Vision aus Hesekiel 37 von den Totengebeinen hat sich nach meinem biblischen Verständnis noch nicht erfüllt. Aber der Herr arbeitet gerade daran! II.) Herz-erfrischt und Geist-reich ins neue Land! Liebe Geschwister und Freunde, diese Verheißung des Hesekiel passt auch sehr gut zum Beginn eines neuen Jahres. Wir betreten ja gewissermaßen auch neues Land an diesem 1. Januar. Und ähnlich wie die Juden vor ca Jahren werden wir dabei bestimmte Dinge erleben: Wie es dem Volk Gottes bei ihrer Rückkehr aus Babylon ging, so wird auch uns an dem Neuen vieles vertraut sein (es wird ja nicht alles völlig anders). Und gleichzeitig wird der Herr uns auch in den kommenden 365 Tagen Neues geben. Und dabei dürfen wir auch die Erfahrung machen, bei und mit Gott immer wieder neu anfangen zu dürfen: Für einige unter uns mag das die Erfahrung von reinigender Buße und erfrischender Umkehr sein, die der Beziehung mit Jesus Christus eine neue geistliche Kraft gibt. Neuanfang bedeutet hier: Ich darf neu die Gnade Gottes für mich in Anspruch nehmen. Für andere unter uns ist das vielleicht die Chance, die in einem neuen Arbeitsplatz liegt. Neuanfang heißt hier: Ich darf meinen Horizont erweitern und habe die Chance, mehr Erfüllung zu finden als in meinem alten Job. Weiter gehe ich auch davon aus, das sich Menschen unter uns in diesem Jahr möglicherweise taufen und der Gemeinde hinzufügen lassen. Neuanfang meint hier: Ich kann mein Leben beim Herrn neu ordnen und mich verbunden wissen mit der Familie Gottes. Und für manches Paar beinhaltet das neue Jahr, den Sohn oder die Tochter innerlich und äußerlich loszulassen, weil für sie ein neuer Lebensabschnitt durch Hochzeit oder Wegzug wegen Ausbildung/Studium beginnt. Neuanfang ist hier angesagt in der ehelichen Beziehung: Mann und Frau müssen sich vielleicht ganz neu in ihrem Miteinander finden, da sie in der Vergangenheit den Kindern viel Aufmerksamkeit geschenkt haben. Peter Stenger Seite

4 Das neue Land kann also sehr unterschiedlich aussehen. Damit die Landnahme auch gut gelingt, gibt uns der Herr, was wir dazu brauchen: Ein neues Herz, das dann durch Seinen Heiligen Geist auch geformt wird. Dabei geht es nicht darum, dass das alte Herz ein bisschen ausgebessert und gereinigt wird. Nein, es muss herausgenommen werden, so wie es im zweiten Teil des Verses im Anschluss an die Jahreslosung heißt:.ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen. (Vers 26b). Das steinerne steht hier für den Ungehorsam und die Rebellion gegen Gott und Seine Gebote. Wisst Ihr was passiert, wenn man einem Menschen das Herz wegnimmt? Er stirbt! Es geht nicht anders: Manches muss sterben, damit Platz für das neue Herz ist und der Segen Gottes in dem neuen Land auch fließen kann. Um einmal bei den vier Beispielen von gerade eben zu bleiben: Um Gottes Vergebung von Schuld zu erfahren, muss unser steinernes Herz in Form von Stolz sterben, damit ein fleischernes Herz Platz hat, das von Demut geprägt ist. Damit der Neuanfang am Arbeitsplatz gelingen kann, muss unser steinernes Herz, das bisher mit Halbwahrheiten bei der alten Firma gearbeitet hat, entfernt werden, damit die neuen Kollegen das neue Herz in Form von Aufrichtigkeit wahrnehmen können. Die Taufe ist ein wunderbares Bild für Tod und neues Leben zugleich: Dort wird das steinerne Herz mit seiner Rebellion gegen Gott beerdigt und ich empfange das fleischerne Herz, das Gott gehorchen will. Und der neue Lebensabschnitt, der für manche Paare unter uns in 2017 erfahrbar wird, erfordert, dass das steinerne Herz in Form von Eingefahrenheit und Desinteresse aneinander durch ein neues fleischernes Herz ersetzt wird, das sich neu aufmachen will, den Partner (neu) zu entdecken. Und bei all diesen und ähnlichen Situationen, die vor uns liegen, will uns der Herr helfen: Zum einen indem ER uns ja nicht nur etwas Altes nimmt (was nicht gut für uns und andere ist). Sondern indem ER uns auch dafür etwas Neues gibt (was gut für uns und andere ist) Zum anderen indem ER uns das Entscheidende, was dazu nötig ist, schon geschenkt hat, sofern wir mit Jesus Christus leben: Seinen Heiligen Geist: Das neue Herz wird durch den neuen Geist Gottes in uns am Leben gehalten und weiter geformt. Im Zusammenhang der Jahreslosung steht kein Wenn in der Bibel. Geistlich herzerfrischt und geistreich zu leben ist ein Geschenk, das der Herr gibt. Nach meiner Erfahrung ist der beste Weg zur Herzensprägung und damit zur Lebensveränderung: Nicht sich selbst mit gut gemeinten Appellen formen zu wollen, sondern dem Heiligen Geist Raum im Leben zu geben! Peter Stenger Seite

5 Ich will noch auf einen letzten Punkt kurz eingehen, der im Zusammenhang mit der Jahreslosung steht und dem Ganzen seinen eigentlichen Sinn gibt: Die Verherrlichung Gottes durch unser Leben. Und lasst uns dazu noch einmal bei dem Propheten Hesekiel vorbeischauen: Da ist in den Versen vor unserem Text davon die Rede, dass sich Gott wieder unter den Nationen (also die Ungläubigen ) heiligen wird. Dort, wo man sich noch spöttisch über das Schicksal Israels äußert, wird das Handeln Jahwes erkannt werden, wenn ER Seinem Volk wieder das alte/neue Land geben wird. Der für sie unsichtbare Gott wird dann also erfahrbar werden. Das neue Herz, das geprägt durch Seinen Geist für Segen im neuen Land sorgt, soll den Herrn ehren und unseren nichtgläubigen Arbeitskollegen, Nachbarn, Ehepartnern, ein Anschauungsbeispiel für das Wesen Gottes liefern. Wo brauchst Du das für das neue Jahr: Ein Ende von Gefangenschaft und ein (Wieder-) Einzug ins gelobte Land? Ein neues verändertes Herz, damit neues oder auch altvertrautes Land neu vom Segen Gottes bewohnt wird? Ich habe dazu ja einige Lebensbereiche in dieser Predigt aufgezählt. Möglicherweise trägt Dein Land noch einen ganz anderen Namen als Beziehung zum Herrn, Arbeitsplatz, Leben in der Gemeinde oder Ehe und Familie. Wo soll Gott verherrlicht werden, indem ER die Herrschaft darüber nimmt statt hierin eine Nebenrolle zu spielen? Die Jahreslosung ermutigt uns in der Hoffnung, dass wir neu anfangen können, weil der Herr mit uns immer wieder neu anfängt. Amen!!! Peter Stenger Seite