Predigt am 1. Advent: Große Ankündigungen 1 Jesus bringt Gerechtigkeit und Heimat
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- Kurt Pfeiffer
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1 Predigt am 1. Advent: Große Ankündigungen 1 Jesus bringt Gerechtigkeit und Heimat Schon gehört? Die Kanzlerin kommt. Zu uns. Wenn sich das rumsprechen würde, was glauben sie, was da in Hohenstein los wäre. Was glauben sie, was in Israel los war, wenn es hieß Der König kommt! Wenn die Boten durchs Land geritten sind und die Ankunft des Königs verkündigten. Große Ankündigungen, unter diesen Titel habe ich dieses Jahr die 4 Adventssonntage gestellt. Das passt natürlich zu Advent an sich schon, der uns ja die Geburt des Gottessohnes ankündigt. Und das fest, das wir deshalb auch in diesem Jahr feiern. Große Ankündigungen passt aber besonders zu den Predigttexten, zu denen wir an den 4 Sonntagen Gedanken hören. Sie alle enthalten nämlich jeder auf seine Weise eine große Ankündigung. Große Ankündigungen kennen wir alle aus dem Leben nicht Merkel kommt, aber mindestens so bedeutsam. Wenn die Frau zum Mann sagt: Wir bekommen ein Kind! Oder der Personalchef: Sie haben den Job! Wenn der Lehrer sagt: Die Prüfung war gut. Das wird eine gute Note werden! Oder Tochter oder Sohn: Mama, Papa, wir werden heiraten! ; Vielleicht haben sie selbst solche Ankündigungen, die ihnen wichtig wurden und jetzt einfallen? Nicht immer kündigen diese Sätze Schönes an: Wenn der Arzt sagt: Sie haben Krebs! ; Sie werden sterben! Oder der Chef: Wir werden sie entlassen müssen. Plötzlich arbeitslos. Oder wenn die ehemals Geliebte sagt: Das wird nichts mehr mit uns.
2 2 Große Ankündigungen verweisen auf etwas, das kommt. Sie bereiten auf das vor, was kommt. Das kann Arbeitslosigkeit sein oder der Tod. Das kann aber eben auch die Geburt des Enkels sein oder die gute Note. Große Ankündigungen blicken nach vorne, auf das, was kommt. Sie kann Angst machen, sie kann aber auch Vorfreude schaffen und aktivieren. Wenn die Hochzeit kommt, dann beginnen meistens gleich mit der nächsten Frage die Vorbereitungen: Wann? Was zieh ich an? Habt ihr schon einen Ort zum feiern? Wenn die Ankündigung heißt 2017 kommt ein neues Album von Helene Fischer raus und sie kommt auf ihrer Tour in die Nähe!, dann werden manche so schnell wie möglich sich Karten sichern. Bedeutender war eine Ankündigung aus der Geschichte unseres Landes: Genscher in der Prager Botschaft: Ich bin gekommen, ihnen mitzuteilen, dass ihre Ausreise Jubel, weil sie wissen, was kommt. Große Ankündigungen sagen uns: Da kommt was auf uns zu. Es ist noch nicht ganz da, aber es ist in Sichtweite. Der Prophet Jeremia kündigt dem Volk Israel auch etwas an klar, als Prophet macht man das und wird das auch von ihm erwartet. Was er so kommen sieht, ist nicht wirklich toll für die Leute in Israel. Er sagt meistens sowas wie Wenn es so weitergeht, dann geht s nicht gut aus. Wenn ihr eure Gewohnheiten nicht ändert, kommen harte Zeiten auf euch zu. Im Grunde ganz ähnlich wie wir es heut von jeder Klimakonferenz wieder neu hören: Wenn wir so weitermachen, kommen große Probleme auf uns zu. Wir wissen das und doch bringt das die Menschen - und wenn wir ehrlich sind auch uns nicht so richtig dazu, was grundlegend zu ändern. Vielleicht können es die Leute in Israel auch schon nicht mehr hören, was Jeremia wieder und wieder für düstere Zukunftsbilder in Aussicht stellt. Sie werden sich bestenfalls denken ja, Jeremia, wir wissen es. Aber was können wir schon ausrichten? Was nicht aufzuhalten ist, kommt hald. So ungefähr wird die Stimmung im Lande gewesen sein. Aber dann werden sie überrascht. Denn mittendrin zwischen seinen Mahnungen und seiner Kritik an den Zuständen seiner Zeit, kommt eine große Ankündigung. Zweimal werden wir gleich hören Siehe, es kommt die Zeit und dann geht es beide Male nicht düster weiter, sondern es geht die Sonne auf. Es kommt eine gute Zeit, so klingt seine große Ankündigung diesmal. Oder eigentlich sind es ja zwei. In der ersten geht es um eine Person, einen Nachkommen Davids. Gerechtigkeit spielt bei dieser Person eine große Rolle. Und in der zweiten Ankündigung geht es um die Heimkehr der Israeliten. 2 große Ankündigungen die miteinander zu tun haben. Die zweite blickt quasi noch über die erste hinaus. Jer 23, 5-8: Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: "Der HERR unsere Gerechtigkeit". 7 Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird: "So wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!", 8 sondern: "So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte." Und sie sollen in ihrem Lande wohnen.
3 3 Plötzlich sind die Ohren gespitzt und die Aufmerksamkeit voll da. Es kommt eine Zeit, in der aus der Wurzel Davids, das heißt aus der Nachkommenschaft von David, der vor ca. 300 Jahren König war, ein gerechter Zweig wachsen wird. Es wird nach lauter ungerechten und selbstsüchtigen Herrschern einer kommen, der schon in seiner Bezeichnung das deutlich machen wird: "Der HERR unsere Gerechtigkeit" Zedekia heißt Gerechtigkeit auf hebräisch und tatsächlich wird einige Jahre später ein König Zedekia auf dem Thron sitzen. Und tatsächlich wird unter ihm das Volk Gerechtigkeit spüren müssen. Nämlich die Konsequenzen dafür, dass sie Gott und seine Propheten ein ums andere Mal ignoriert haben. Unter König Zedekia werden die Oberen des Volkes nach Babylon ins Exil weggeführt werden. Und auch Zeddekia selbst wird nach Babylon verschleppt, dort gefoltert und stirbt letztlich im Exil. Aber Jeremias Ankündigung blickt mit Sicherheit noch weiter als nur bis zu dem kommenden König Zedekia. Jesus ist der Nachkomme Davids, der die Gerechtigkeit Gottes bringen wird. Der die Kinder Gottes gerecht spricht, ihnen Gerechtigkeit schenkt durch seine Liebe und seine Hingabe, letztlich durch Kreuz und Auferstehung. Jesus ist der, der das Volk nicht in die Fremde führt, sondern ihnen den Weg in die himmlische Heimat frei macht. An ihn denken wir, wenn wir sagen "Der HERR unsere Gerechtigkeit". Zum König Zedekia würde die zweite Ankündigung des Jeremia nicht passen, zu Jesus aber schon. Es kommt die Zeit, in der man Gott nicht nur als den ansieht, der sein Volk aus Ägypten befreit hat, sondern auch als den, " der die Nachkommen des Hauses Israel herausgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte." Das Land des Nordens ist das babylonische Reich. Von dort und aus vielen Fluchtregionen bringt Gott seine Kinder zusammen. Er schenkt ihnen Heimat. Zedekia hat das nicht getan. Jesus hat die Kinder wieder zu ihrem Vater zurückgebracht. Er hat ihnen den liebenden Vater gezeigt. Den gnädigen Vater. Den ewigen Vater, der uns bei sich haben will. Vermutlich wird den Israeliten zur Zeit Jeremias schon die Aussicht auf Gerechtigkeit und Heimat angenehm gewesen sein. Das schon war für sie eine große Ankündigung von Jeremia, die endlich mal ermutigend war. Die Verschleppung nach Babylon war ja damals noch gar nicht passiert. Offenbar war Jeremia klar Das ist nicht mehr zu verhindern. Umso wertvoller für die Leute, schon vorher diese Ankündigung zu hören: Gott führt seine Kinder auch wieder nach Hause. Das tat gut. Aber sie konnten damals noch gar nicht sehen, wie groß die Ankündigung von Jeremia in Wahrheit ist. Wir wissen von Jesus dass in ihm Gott selbst gekommen ist wir wissen von der Heimat im Himmel, wo er uns bei sich versammelt. Wir sehen, welche Bedeutung Jeremias Ankündigung hatte. Und genau so dürfen wir diese Ankündigung heute hören: Jeremia kündigt uns den Nachkommen Davids an, der uns Gottes Gerechtigkeit bringt. Mitten hinein in die Momente, wo wir Ungerechtigkeit erleben. Wo uns weh tut, wie man mit Menschen umgeht, wie Menschen miteinander umgehen. Wo die einen auf Kosten der anderen leben. Wo man sich nach dem Leben trachtet. Da hinein sagt Jeremia: Es kommt Jesus, der Gerechtigkeit bringt. Der gerecht spricht und Benachteiligten zur Seite steht. In eine Zeit, in der sich jeder seine Wahrheit selbst zusammenbaut und man aus dem Fernseher beigebracht kriegt, was richtig und was falsch ist, was gut und was schlecht für einen ist, da sagt Jeremia: Es kommt Jesus, der uns die Gerechtigkeit Gottes zeigt. In eine Zeit, wo man sich als Christ irgendwie immer weniger traut, seine Meinung zu sagen, weil man dann für dumm gehalten oder abschätzig behandelt wird. In eine Gesellschaft, in der man Glaube als ein privater Splin von Schwachen oder Naiven oder Fundamentalisten ansieht. In das Gefühl, das man als Christ mehr und mehr zu einer aussterbenden
4 4 Art gehört, sagt Jeremia: Es kommt Jesus, der euch die Heimat zeigt. Der euch Zugehörigkeit spüren lässt. In Gemeinden schon jetzt, in der Ewigkeit dann in Vollendung. Wenn man weiß, dass man eine Heimat hat, dass Gott uns nicht nur aus der Gefangenschaft herausführt, sondern auch zu sich nach Hause bringt dorthin wo Friede ist, wo man geschützt lebt, wo man hingehört, einander nicht fremd ist -, das ist unglaublich wertvoll. Für Israel deshalb eine große Ankündigung, als Jeremia das sagt. Für uns aber auch. Denn auch uns ist die Heimat in Aussicht gestellt. Und so dürfen wir sie hören. Wir dürfen sie hören wie wenn Gott unseren leidenden Glaubensgeschwistern im heutigen Syrien ausrichten lässt: Es kommt eine Zeit, da werdet ihr Christen sicher wohnen. Die Ankündigung des Jeremia ist wie wenn Gott der leidenden Welt sagt: Die Welt liegt in Wehen. Die Geburt eines neuen Himmels und einer neuen Erde ist schon im Gange. Vor zwei Wochen haben wir das gehört. [Die Ankündigung des Jeremia ist wie wenn Gott unseren beiden Täuflingen Lea Marie und Marla heute sagt: Ich bin an eurer Seite, euer ganzes Leben und für immer. ] Das sind große Ankündigungen, liebe Gemeinde, die Jeremia heute für uns hat. Es kommt die Zeit, es kommt der gerechte Nachkomme Davids, es kommt das Verständnis für Gott als den nach-hause-bringer. Jetzt kann man natürlich einwenden: Gut, es kommt die Zeit irgendwann, das ist ja nicht mal eine konkrete Angabe. Ein bißle präziser wäre schon nett, Gott, dass man sich drauf einstellen kann. Und überhaupt: Es kommt die Zeit, das ist ein Reden über die Zukunft, aber jetzt? Was bringt mir das für die Gegenwart? Wer weiß, was kommt, der lebt anders. Wer auf etwas zu lebt, wer sich auf etwas freuen kann, dessen Gegenwart sieht verändert aus. Wer vom Arzt gesagt bekommt, dass er bald sterben wird, der weiß vielleicht nicht genau wann das sein, wird, aber er wird jeden Tag anders angehen als vor dieser Ankündigung. Wem eine gute Note angekündigt ist, der kann entspannter in die nächste Lernphase starten. Wer nächstes Jahr ein Kind erwartet, feiert dieses Jahr anders Weihnachten als noch zuvor. Ob das Ticket für das Helene Fischer-Konzert auch die Gegenwart verändert, weiß ich nicht so genau. Aber was ich sagen will, ist klar: Advent ist mehr als die Freude auf das Weihnachtfest: Es ist die Freude auf den, der Gerechtigkeit und Heimat zu uns bringt. Advent ist deshalb im Grunde wichtiger als Weihnachten, weil es um mehr geht als den Blick zurück auf ein Geschehen von vor 2000 Jahren. Es geht um die Ankündigung dessen, der kommt für uns und zu uns. Advent ist die Lebensweise, die unser Leben als Christ immer bestimmt, nicht nur in den 4 Wochen vor Weihnachten: Wir leben immer auf Christus zu. Wir leben mit dieser großen Ankündigung. Wir leben mit dem beruhigenden und motivierenden Wissen: Er kommt. Und mit der Vorfreude auf ihn. So wünsche ich mir, dass wir Advent feiern. Nicht nur als eine Vorbereitungszeit vor Weihnachten, auch nicht nur als innere Einkehr, sondern in freudiger Erwartung von Jesus. Wir sollten nicht zufrieden sein, wenn wir es schaffen, ein paar mal eine Kerze anzuzünden und zur Ruhe zu kommen, sondern wir sollten schwärmen von dem kommenden Gott. Uns freuen wie kleine Kinder, die kaum erwarten können, bis es endlich soweit ist. Auch die Kirche sollte nicht nur mahnen und kritisieren und kontrollieren, was jetzt
5 5 adventswürdig ist und was nicht, sondern sie soll Großes ankündigen. Denn darum geht s: Advent ist die große Ankündigung von Gerechtigkeit und Heimat durch das Kommen Jesu. Es ist eine große Ankündigung, liebe Gemeinde, die uns in den Advent gegeben ist.. Und so feiern wir nachher auch das Abendmahl. Nicht als Erinnerung an etwas, das war, sondern als Erlebnis, dass Jesus in unser Leben kommt und in unser Leben hineinwirkt. An sich ist das auch schon eine große Ankündigung: Wir feiern gemeinsam Abendmahl. Das ist mindestens so bedeutend wie das Album von Helene Fischer oder wenn die Kanzlerin vorbeikommen würde. Amen.
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