geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch

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1 Gnade sei mit euch Liebe Gemeinde! Der vorgeschlagene Predigttext für den 2. Advent 2016 steht im Evangelium nach Matthäus, im 24. Kapitel: Jesus ging aus dem Tempel fort und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das

2 geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort.

3 Das alles aber ist der Anfang der Wehen. Dann werden sie euch der Bedrängnis überantworten und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern. Dann werden viele zu Fall kommen und werden sich untereinander verraten und sich untereinander hassen. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig.

4 Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen. Liebe Gemeinde! Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben Weltuntergangsstimmung am 2. Advent? Muss das sein? Soll uns da etwa die vorweihnachtliche Stimmung verdorben werden? Seine Jünger zeigten ihm die Gebäude des Tempels

5 So beginnt diese Szene aus dem Matthäusevangelium. Der Tempel in Jerusalem scheint für die Ewigkeit gemacht. Nichts bleibt wie es ist. Alles ist im Fluss. Aber der Tempel, der steht. Der Tempel ist der Garant der Zukunft für das jüdische Volk. Denn hier wohnt Gott. Jesus ging aus dem Tempel fort und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels Was Jesus dann sagt ist für damalige jüdische Ohren fast

6 schon Gotteslästerung: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Wenn der Tempel fällt, was hat dann überhaupt noch Bestand? Die Säulen der Erde stürzen ein, wenn der Tempel einstürzt. Da hält uns nichts mehr! Die Welt gerät aus den Fugen und niemand weiß, was noch alles auf uns zukommt das war das vorherrschende Lebensgefühl zur Zeit Jesu. Das kommt mir bekannt vor.

7 Am Beginn des 21. Jahrhunderts fühlt sich die Welt ähnlich an. Gewissheiten, die jahrzehntelang unumstößlich waren, beginnen zu bröckeln. Z.B.: Die Europäische Union ist eine Lehre aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts. Niemand will mehr zurück in kleinteiligen Nationalismus. Stimmt das noch? Bei Präsidentschaftswahlen in den USA haben radikale Kandidaten am Ende keine Chance. Stimmt das noch?

8 In Europa ist kein Krieg mehr möglich. Stimmt das noch? Die armen Länder des Südens sind weit weg. Was da passiert, geht uns nicht wirklich was an. Flüchtlinge bleiben in der Region aus der sie kommen. Stimmt das noch? Die Demokratie in Deutschland ist sicher und wird von niemandem in Frage gestellt. Stimmt das noch?

9 Unsere Kinder werden es in jedem Fall besser haben als wir. Stimmt das noch? Gewissheiten, die jahrzehntelang unumstößlich waren, beginnen zu bröckeln. Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, sagt Jesus im Blick auf den Tempel in Jerusalem. Was es bei Jesus nicht gibt: Billige Vertröstungen nach dem Motto: Kein Grund zur Sorge! Einfach weitermachen wie bisher! Augen zu und durch!

10 Keine Vertröstung, im Gegenteil: Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen es werden viele zu Fall kommen und werden sich untereinander verraten und sich untereinander hassen. Jesus ist nicht der erste, der das sagt. Dass die Welt, so wie man sie kannte, vor großen Umwälzungen stehen würde, ahnten vor 2000 Jahren viele.

11 Eine alte Welt ging unter. Wie eine neue Welt aussehen könnte, wusste damals niemand. Angst ging um und Angst prägte das Lebensgefühl der Menschen. Es gibt ja auch Gründe Angst zu haben: Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Das sind ja wirklich keine beruhigenden Aussichten. Was soll man tun, wenn alte Sicherheiten wegbrechen, wenn das Tempo der Veränderungen immer mehr zunimmt, wenn man zwar spürt, dass etwas Altes zu

12 Ende geht, man aber noch keine Vorstellung hat, was Neues kommen könnte? Wer sich von der Angst beherrschen lässt, der kennt irgendwann nur noch wenige Freunde, vor allem aber viele Feinde, der sucht Sündenböcke und findet sie auch überall: Dann werden viele zu Fall kommen und werden sich untereinander verraten und sich untereinander hassen, sagt Jesus. Frucht der Angst! Wer sich von der Angst beherrschen lässt, der sehnt sich nach der starken Frau oder dem starken Mann, der mit einem

13 Schlag den Knoten der Probleme durchschlägt und uns endlich allen sagt, wo s langgeht: Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen, sagt Jesus. Frucht der Angst! Wie sollen wir umgehen mit dieser Ahnung, die immer weitere Kreise zieht: Der Boden auf dem wir jahrzehntelang fest standen, gerät ins Rutschen? Weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten, sagt Jesus. Welches Gesetz ist gemeint?

14 Es geht um Gottes Gesetz, das Jesus an anderer Stelle einmal so zusammenfasst: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst. Die Missachtung von Gottes Gesetz wird überhand nehmen, sagt Jesus. Und das Ergebnis? Es wird die Liebe in vielen erkalten. Und jetzt kommt der vielleicht wichtigste Satz Jesu in diesem Zusammenhang: Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig.

15 Macht euch nichts vor: Die Zukunft wird unsere Liebe auf die Probe stellen, unsere Liebe zu Gott, unsere Liebe zu unserem Nächsten, ja auch die Liebe zu uns selbst. Das wird die große Herausforderung sein dass wir in aller Unsicherheit, in aller Sorge, ja in aller Angst an der Liebe festhalten. Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig, sagt Jesus. Nein, es wird nicht alles bleiben wie es ist, ja, die Welt unserer Kinder und Enkel wird eine ganz andere Welt sein als die Welt von heute.

16 Und der Weg dahin wird ein schwerer und schmerzhafter Weg sein, so wie Wehen schwer und schmerzhaft sind. Das alles aber ist der Anfang der Wehen, sagt Jesus. Wehen sind nur deshalb auszuhalten, weil man weiß, dass sie zu einem guten Ziel führen. Neues Leben wird immer unter Wehen geboren. Liebe Gemeinde! Leben wir in der Endzeit? Manche meinen das ja. Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht. Dann wollen wir

17 die Arbeit für eine bessere Welt gern aus der Hand legen, vorher aber nicht hat Dietrich Bonhoeffer im Gefängnis der Nazis am Ende seines Lebens geschrieben. Entscheidend ist nicht wann der Jüngste Tag für diese Welt kommt. Spätestens am Ende unseres Lebens werden wir auf unseren ganz persönlichen Jüngsten Tag zugehen. Entscheidend ist auch nicht zu wissen, was genau auf uns zukommt. Entscheidend ist zu wissen, wer da kommt: Siehe, dein König

18 kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, sagt der Prophet. Entscheidend ist es zu wissen, wer einmal das letzte Urteil über diese Welt und über mein eigenes Leben sprechen wird und was dann seine Maßstäbe sein werden. Bei Jesus ist das ganz klar: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst. Fürchtet euch nicht! Haltet an der Liebe fest! Nur die Liebe hat Zukunft. Nur die Liebe schafft eine Zukunft, die lebenswert ist, für uns, für unsere Kinder und Enkel.

19 Lasst euch nicht in Hass hineinziehen! Lauft nicht falschen Propheten nach! Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig, sagt Jesus. Und der Friede AMEN