Landessortenversuche Silo- u. Körnermais im Ökolandbau

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1 Landessortenversuche Silo- u. Körnermais im Ökolandbau Ergebnisse 2012 bis 2014 der LWK Niedersachsen Markus Mücke Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau Im Ökolandbau besitzt der Mais längst noch nicht die Bedeutung, die er im konventionellen Anbau inzwischen hat. Aber auch für Bio-Milchviehbetriebe ist Silomais als energiereiches Grundfutter ausgesprochen interessant. Öko-Körnermais wird vor allem aus der Öko-Geflügelhaltung nachgefragt und im Vergleich zu anderen Druschfrüchten lassen sich stattliche Marktleistungen erzielen. Dies gilt besonders für die sich schneller erwärmenden leichteren Standorte. Als C4-Pflanze vermag Mais sehr viel effizienter als die meisten unser heimischen Kulturpflanzen mit dem Bodenwasservorrat umzugehen. Allerdings ist der Anbauerfolg von Ökomais nicht immer gegeben. Neben Vogelfraß stellt auch zunehmend der Drahtwurm die Anbauer vor Probleme. Große Aufmerksamkeit verlangt zudem die mechanische Unkrautregulierung. Nicht zuletzt bereitet in kühlen Frühjahren auch die schwache Jugendentwicklung Sorgen. Ideale Wachstumsbedingungen In diesem Jahr waren die Wachstumsbedingungen für den Mais nahezu ideal. Besonders die späteren Aussaaten um Mitte Mai - nach den Eisheiligen - liefen rasch auf und zeigten aufgrund der warmen Witterung eine zügige Jugendentwicklung. In einigen Regionen behinderte unbeständiges Wetter zeitweise die mechanische Unkrautregulierung. Eine Ausgewogene Niederschlagsverteilung in den Sommermonaten und ein milder Spätsommer führten beim Silo- und Körnermais überwiegend zu erfreulichen Erträgen und Futterqualitäten. Das bestätigen Rückmeldungen von Öko-Praktikern, aber auch in den Öko-Sortenversuchen konnten stattliche Resultate eingefahren werden. Auf den niedersächsischen Standort Bissendorf wurden durchschnittlich rund 200 dt/ha Trockenmasse eingefahren. Der Standort in Schleswig-Holstein, dessen Ergebnisse in den Tabellen mit aufgeführt sind, erreichte ebenfalls ein hervorragendes Resultat auf identischem Niveau. Leider ist der niedersächsische Öko-Körnermaisstandort in Dwergte in diesem Jahr aufgrund erheblicher Streuung der Ergebnisse nicht wertbar. Öko-Vermehrtes Saatgut verwenden Seit dem 1. Januar 2014 sind Körner- und Silomais beim Saatgutbezug der Kategorie I zugeordnet. Die Eingruppierung in Kategorie I setzt voraus, dass ausreichend Öko-Saatgut dieser Kultur zur Verfügung steht und deshalb keine Ausnahmegenehmigungen zur Verwendung von konventionell erzeugtem Saatgut gemäß Art. 45 (5) der VO (EG) 889/2008 oder eine allgemeine Genehmigung gemäß Art. 45 (8) der VO (EG) 889/2008 erteilt werden können. Vor diesem Hintergrund ist es noch wichtiger geworden, mehr über das Leistungspotential der Sorten von denen Ökosaatgut im Handel erhältlich ist, in Sortenversuchen zu überprüfen. Dazu erfolgte im Frühjahr 2014 eine Abfrage bei

2 den Züchtern nach Sorten, von denen zur Aussaat 2015 voraussichtlich ökologisch vermehrtes Saatgut zur Verfügung stehen würde. Entsprechend der rückgemeldeten Sorten erfolgte dann die Zusammenstellung der Prüfsortimente. Ein Großteil der seinerzeit gemeldeten und daraufhin geprüften Sorten ist auch aktuell tatsächlich in der o.g. Saatgut-Datenbank gelistet. Silomais - Sicher abreifende Sorten verwenden Entscheidend für das Leistungsvermögen einer Silomaissorte sind hohe Energieund Stärkegehalte mit entsprechendem Trockenmasseertrag. Da im Ökolandbau der Mais häufig später gesät wird, ist eine sichere Abreife der Sorte ein wichtiges Auswahlkriterium. Denn nur mit einer ausgereiften Sorte lässt sich auch ein guter Stärkegehalt und ertrag erzielen. Ziel ist es, dass etwa Ende September bis Mitte Oktober die optimale Silierreife bei einem Trockenmassegehalt zwischen 32 und 35 % erreicht wird. Spät abreifende Sorten bergen das Risiko einer nicht abgeschlossenen Stärkeeinlagerung. In eine warme Witterungsphase säen Für einen optimalen Aussaattermin ist es entscheidend, dass der Boden eine Temperatur von 8 bis 10 C erreicht hat und vor allem die Aussaat in eine möglichst anhaltende warme Witterungsphase erfolgt. In diesem Jahr war bereits schon Ende April die erforderliche Bodentemperatur auf vielen Standorten erreicht. Aussaaten die um die Monatswende April/Mai erfolgten, gerieten allerdings in eine nachfolgend naß-kalte Witterungsphase, so dass sich der Aufgang entsprechend deutlich verzögerte. Eine Punktlandung erreichten Aussaaten ab Mitte Mai, weil die sich anschließende warme und sonnige Witterung zu einem schnellen Aufgang und zu einem zügigen Wachstum des Maises führte. Zur Festlegung des idealen Aussaattermins ist es daher wichtig auch die Wetterprognosen fest im Blick zu haben. Bei noch spätere Aussaaten nach Mitte Mai, beispielsweise wenn von der Vorfrucht Kleegras noch ein Siloschnitt eingefahren werden soll, muss bei der Sortenwahl der sicheren Abreife und nicht dem Ertrag der Vorzug gegeben werden. Dann sind Sorten mit einer Reifezahl bis maximal S 220 zu bevorzugen. Spätere Reifezahlen können eine unbefriedigende Abreife nach sich ziehen. Sickerwasserbildung, höhere Gärverluste und daraus resultierend Energie- und Qualitätsdefizite sind die Folge. Sortenergebnisse Silomais Der niedersächsische Landessortenversuch Öko-Silomais befindet sich auf einem langjährig biologisch-dynamisch wirtschaftenden Betrieb in Bissendorf am Rande des Wiehengebirges im Landkreis Osnabrück. Der Öko-Standort in Schleswig-Holstein liegt bei Eckernförde im Landkreis Rendsburg. Ergebnisse der frühen Sorten (bis S 220) Colisee (S 220) ist bereits mehrjährig geprüft und bewegt sich im Ertrag überwiegend im Bereich des Standardmittels. Die Futterqualitäten liegen sogar knapp über den Mittelwert. Die Jugendentwicklung ist ausgewogen. Für den Anbau gehört Colisee in die engere Wahl. Saludo (S 210) vermochte in diesem Jahr auf beiden Versuchsstandorten im Ertrag nicht zu überzeugen. Die Futterqualitäten fallen dagegen, wie im Vorjahr, gut aus. Einen positiven Eindruck hinterlässt die zügige Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung. Auffällig ist die sichere Abreife, so dass Saludo besonders auch für spätere Aussaaten geeignet ist.

3 Burli CS (S 210) und Amanatidis (S 220) zeigten auch im zweiten Anbaujahr unterdurchschnittliche Leistungen. Zudem fiel die zögerliche Jugendentwicklung auf. Beide Sorten dürften deshalb nicht erste Wahl sein. Denny (S 220) wurde erstmalig in Niedersachsen geprüft und konnte sich beim Trockenmasseertrag und bei den Futterqualitäten auf Anhieb mit ausgewogenen Ergebnissen platzieren. Pirro (S 190) steht ebenfalls im ersten Prüfjahr und ist mit S 190 auffällig frühreif eingestuft. Die Ertrags- und Qualitätsleistungen lagen allerdings knapp unter dem Mittel. Ergebnisse der mittelfrühen Sorten (S 230 bis 240) Farmstar (S 230) ist in Niedersachsen bereits dreijährig geprüft und bewegt sich im Ertrag überwiegend im Bereich des Standardmittels. Die Futterqualitäten tendieren sogar zu leicht überdurchschnittlichen Werten. Auch in Schleswig-Holstein fällt Farmstar mit einer guten Leistung auf. Hervorzuheben ist auch die sichere Abreife. Besonders erfreulich ist zudem die zügige Jugendentwicklung. Für den Anbau gehört Farmstar zweifellos in die engere Wahl. P8000 (S 230) konnte auch im zweiten Prüfjahr Spitzenwerte bei den Trockenmasseerträgen einfahren. Die Futterqualitäten lagen auf mittlerem Niveau. Auch P8000 gehört in die engere Wahl, sollte aber aufgrund der späteren Abreife nicht zu spät ausgesät werden. Farmanager (S 230) kann auch im zweiten Jahr mit überdurchschnittlichen Erträgen überzeugen und ist weitestgehend ausgewogen bei den Qualitäten und der Abreife. Positiv ist auch die zügige Jugendentwicklung. Einem Anbau steht nichts entgegen. Toninio (S 230) kann ebenfalls erneut mit guten Erträgen überzeugen. Die Futterqualitäten schwanken etwas, tendieren aber zu leicht unterdurchschnittlichen Werten. Die Jugendentwicklung ist durchschnittlich. Emmy (S 240) zeigte leichte Schwächen bei der Abreife. Die Futterqualitäten tendieren auf knapp unterdurchschnittlichem Niveau. Die Erträge bewegen sich um den Bereich des Standardmittels. Farmgold (S 240) konnte in Niedersachsen nicht an den überdurchschnittlichen Vorjahresertrag anknüpfen und bleibt in diesem Jahr wie in Schleswig-Holstein auf mittlerem Niveau. Spitzenwerte erzielt Farmgold erneut bei den Futterqualitäten und überzeugt auch mit einer zügigen Jugendentwicklung. Einem Anbau steht nichts im Wege. Die Aussaat sollte aber nicht zu spät erfolgen. Geoxx (S 240) fuhr zufriedenstellende Erträge ein, erreichte aber nicht ganz das gute Vorjahresniveau. Die Energiedichte liegt knapp unter dem Mittel. Die Stärkegehalte können erneut nicht überzeugen. Carolinio KWS (S 230) steht im ersten Prüfjahr und fuhr auf beiden Standorten auf Anhieb leicht überdurchschnittliche Trockenmasseerträge ein. Die Futterqualitäten fielen in Schleswig-Holstein vor allem beim Stärkegehalt besser aus. Ronaldinio (S 240) wird nur noch in Schleswig-Holstein geprüft und schnitt dort im Ertrag und bei den Futterqualitäten ausgewogen ab. Ronaldinio hat sich in den Vorjahren als ertragsstabile Sorte bewährt und kann nach wie vor für den Anbau empfohlen werden.

4 Öko-Körnermaisanbau Öko-Körnermais wird nach wie vor sehr nachgefragt. Dies spiegelt sich auch in den Erlösen wider, die sich etwa auf dem Niveau des Öko-Futterweizenpreises bewegen. Was den Anbau von Öko-Körnermais zudem interessant macht, ist das Ertragspotential. Erträge aus den eigenen Sortenversuchen aber auch Praxiserträge erreichen häufig den doppelten Getreideertrag des Standortes, nicht selten liegen sie auch darüber. Mit Öko-Körnermaisanbau lassen sich interessante Deckungsbeiträge erzielen. Sortenwahl Öko-Körnermais Bei der Körnermais-Sortenwahl ist die frühe Kornreife von großer Bedeutung. Neben dem Ertrag wird die Wirtschaftlichkeit des Körnermaisanbaus maßgeblich durch die Trocknungskosten beeinflusst. In unseren zurückliegenden auswertbaren Versuchen lagen die Spitzensorten nicht nur im Ertrag, sondern häufig auch bei der durch die Trocknungskosten bereinigten Marktleistung vorn. Der negative Einfluss zu niedriger T-Gehalte im Erntegut bei spätreiferen Sorten auf die Wirtschaftlichkeit bestätigt sich tendenziell. Bei späteren Aussaaten etwa ab Mitte Mai kommen nur noch frühreife Sorten bis K 220 in Frage. Des Weiteren ist bei der Sortenwahl auch die Standfestigkeit zu berücksichtigen. Eine Öko-Körnermaisprüfung wird seit mehreren Jahren im niedersächsischen Dwergte (CLP) auf einem langjährig umgestellten Betrieb auf sandigen Böden durchgeführt. Leider war in diesem Jahr der Versuch wegen stark streuender Ergebnisse statistisch nicht auswertbar. Da es sich um den einzigen Öko- Prüfstandort nördlich des Mains handelt, konnten leider auch keine Ergebnisse benachbarter Standorte zur Bewertung der Sorten herangezogen werden. Nachfolgend werden deshalb nur die Sorten genannt die in zurückliegenden Versuchen gute Resultate erzielten und zumindest in diesem Jahr bei den Wachstumsbonituren im Versuch positiv auffielen. Padrino - K 210 (KWS): sichere Erträge, eine gute Standfestigkeit, hohe Trockensubstanzgehalte, bei hoher Marktleistung und eine zügige Jugendentwicklung kennzeichnen diese Sorte. Farmstar K 210 (Farmsaat): Ausgewogene Erträge, eine sichere Abreife und Standfestigkeit, sowie eine zügige Jugendentwicklung kennzeichnen diese Sorte. Colisee - K 220 (KWS): Zeigt eine durchschnittliche Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung. Ist Mittellang und standfest. Die Erträge und die Marktleistung lagen meistens auf durchschnittlichem Niveau. Amamonte - K 240 (Agromais): Ist lang im Wuchs aber standfest. Die Erträge und die Marktleistung lagen meistens auf durchschnittlichem Niveau. Die Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung ist durchschnittlich. Die Aussaat sollte nicht zu spät erfolgen. Kümmern Sie sich frühzeitig um die Saatgutbestellung. Gegenwärtig werden auch Frühkaufrabatte von den meisten Saatgutanbietern gewährt. Gefragte Sorten sind schnell ausverkauft. Eine aktuelle Übersicht der verfügbaren Sorten finden Sie unter

5 Silomais-Sortenprüfungen im Ökolandbau, LWK Niedersachsen ( ) und LWK Schleswig-Holstein (2014) - Relativzahlen Abreife Ertrag T-Gehalt Gesamtpflanze % T-Ertrag dt/ha Energieertrag GJ NEL/ha Stärkeertrag dt/ha Sorten Reifegruppe früh Reifezahl Bissendorf (NI) Bissendorf (NI) Bissendorf (NI) Colisee S 220 KWS Burli CS S 210 Caussade Saludo S 210 RAGT Amanatidis S 220 AgroMais Denny S 220 DSV Pirro S 190 Saatbau Linz Reifegruppe mittelfrüh Züchter/ Vertrieb Bissendorf (NI) Ronaldinio S 240 KWS Farmstar S 230 FarmSaat AG P 8000 S 230 Pioneer Farmanager S 230 FarmSaat AG Toninio S 230 AgroMais Emmy S 240 DSV Farmgold S 240 FarmSaat AG Geoxx S 240 RAGT Carolinio KWS S 230 KWS Standardmittel absolut = ,0 33,5 32,5 31,8 192,1 168,3 208,1 199,6 123,4 106,9 135,7 125,6 64,9 54,8 71,5 58,4 GD 5% (Relativ) 6,5 9,8 10,4 7,7 Standort Bissendorf (Niedersachsen): Ackerzahl 42, lehmiger Sand, Aussaat: , Ernte: Standort (Schleswig-Holstein): Ackerzahl 38, lehmiger Sand, Aussaat: , Ernte: Bezugsbasis 2014: Saludo, Amanatidis, Colisee, Farmstar, Farmanager, P 8000, Toninio, Emmy, Geoxx, Carolinio KWS, Farmgold Bezugsbasis 2013: Alle Sorten Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökolandbau

6 Silomais-Sortenprüfungen im Ökolandbau, LWK Niedersachsen ( ) und LWK Schleswig-Holstein (2014) - Relativzahlen Futterqualität Pflanzenbauliche Parameter* Sorten Reifezahl Energiedichte MJ NEL/kg T Bissendorf (NI) Stärkegehalt % T Bissendorf (NI) Wüchsigkeit in der Jugendentwicklung (Bonituren nur in Niedersachsen) Pflanzenlänge Reifegruppe früh Colisee S o o Burli CS S Saludo S Amanatidis S Denny S o + Pirro S o + Reifegruppe mittelfrüh Ronaldinio S k.a. k.a. Farmstar S P 8000 S o + Farmanager S Toninio S o + Emmy S Farmgold S Geoxx S o + Carolinio KWS S o + Standardmittel absolut = 100 6,5 6,4 6,5 6,4 33,0 32,5 34,3 29,6 + = überdurchschnittlich; o = durchschnittlich; - = unterdurchschnittlich * Datengrundlage: Bonituren der LSV Öko-Silomais der LWK Niedersachsen Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökolandbau

7 Silomais-Sortenprüfungen im ökologischen Anbau Standort- und Versuchsdaten Versuchsort Bundesland Kreis Höhe NN Bodenart AZ Vorfrucht Vor-Vorfrucht organische Düngung Nmin 0-60 cm Grundnährstoffe mg/100g Saattermin Erntetermin Bissendorf Niedersachsen OS 40 ls' 42 Kleegras Winterweizen Beikrautregulierung: 1 x Blindstriegeln, 2 x Scharhacke, 1 x Häufeln mit Kartoffelhäufler Schleswig-Holstein RD 20 ls' 38 Kleegras Kleegras Beikrautregulierung: 2 x Scharhacke 50 kg N/ha über Rindermist 42 kg N/ha (am ) 60 kg N/ha über Rindergülle 2 dt/ha Timac G18 als Unterfuß ph: 5,9; P: 2; K: 6; Mg: k.a. ph: 6,2; k. A Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau