Lukas 3, Umdenken in Sachen Weihnachten

Transkript

1 Lukas 3, Umdenken in Sachen Weihnachten Geht es ihnen auch so, dass sie manchmal überlegen, warum ist das in der Bibel genau so geschehen wie es geschehen ist und warum nicht ganz anders? ir geht es immer wieder mal so und ich frage mich dann, warum hat Gott oder Jesus das so gemacht und warum nicht anders? Vielleicht denken sie, die Frage überflüssig. Es ist nun einmal so geschehen, wie es eben war. Aber ich möchte ich nicht einfach alles als selbstverständlich hinnehmen. Gott hätte es auch ganz anders machen können. Warum hat er es so und nicht anders gemacht? Mit diesen Überlegungen möchte ich einen Zugang zu den alten Geschichten der Bibel bekommen. Warum z.b. gab es Johannes den Täufer. In Predigtext für diesen 3. Advent geht es um Johannes. Johannes taucht wie aus dem Nichts aus der Wüste auf und predigt Umkehr zu Gott. Warum hat Gott für Jesus einen Vorläufer, einen Vorbereiter, einen Vorprediger eingesetzt? Wäre es nicht auch anders gegangen? Was hätte damals gefehlt, wenn Johannes nicht gepredigt und am Jordan getauft hätte? Oder was würde uns fehlen, wenn es die Geschichte von Johannes dem Täufer nicht gäbe? Warum hat Gott das gerade so und nicht anders inszeniert? Gott hatte sich das ja sehr gut überlegt, wie er das macht mit seinem Sohn. Wie sein Sohn Mensch werden soll, wie Jesus zum ersten Mal öffentlich auftritt und wie die Menschen auf die Begegnung mit seinem Sohn vorbereitet werden. Könnte die Art und Weise, wie Gott das arrangiert hat, für uns heute bedeutend sein? Jesus kam in unsere Welt. Und Johannes bereitete die Menschen auf Begegnung mit Jesus vor. Das sollte so sein. Lukas hat das für uns überliefert. Schauen wir uns einmal die Geschichte an, wie Gott das arrangiert hat mit Jesus und Johannes, seinem Vorbereiter. Mich fasziniert immer wieder diese alte Geschichte von Lukas. Man muss diese Geschichten als Ganzes lesen und nicht nur in kleinen Abschnitten. Ich glaube wir nehmen uns etwas von der Wirkung der Bibel, wenn wir immer nur die kleinen Tagesportionen lesen. Natürlich ist das gut, jeden Tag einen kleinen Abschnitt aus der Bibel zu lesen, darüber nachzudenken und darüber zu beten. Wenn wir uns aber immer wieder einmal die Zeit nehmen, und ein Evangelium oder auch einen Brief als Ganzes lesen oder einen größeren Abschnitt daraus zu lesen, dann werden diese Texte etwas anders auf uns wirken. Dann werden wir interessante Entdeckungen machen. Wenn wir z.b. einen guten Film sehen, dann schalten wir ja auch nicht nach 20 Minuten die DVD ab, um dann am nächsten Tag die nächsten 20 Minuten zu sehen. Ein Film entfaltet seine volle Wirkung, wenn er als Ganzes gesehen wird. Mit den Evangelien ist das ähnlich. Nehmen sie sich doch in der Adventszeit einmal die Zeit, und lesen sie im Lukasevangelium die Kapitel 1-3. Mich fasziniert, wie besonders bei Lukas, sich die Ereignisse so nach und nach entwickeln. Lukas wechselt bewusst die Perspektiven. Einmal geht der Blick auf Johannes, dann wieder auf Jesus. Es beginnt mit dem alten Ehepaar Zacharias und Elisabet. Der Engel kündigt Zacharias beim Dienst im Tempel einen Sohn an. Er soll von dem Herrn hergehen und die Menschen zu ihrem Gott zurück führen. Verwunderung und Staunen zieht sich durch diesen Bericht. Dann geht der Blick in das kleine Dorf Nazareth zu einem jungen Mädchen, Namens Maria. Ihr sagt der Engel, dass sie vom Geist Gottes schwanger werden wird. Sie soll den Sohn des Höchsten, den Sohn Gottes gebären. Beim Weiterlesen folgen wir Maria auf dem Weg zu ihrer Verwandten. Die Junge und die Alte begegnen sich. Beide schwanger mit einem Kind. Die Wege von Johannes und Jesus kreuzen sich zum ersten Mal. Dieser kurze Bericht endet mit einem Lobpreis von Maria. Dann erzählt Lukas die Geschichte von der Geburt des Johannes. Erfüllt vom Heiligen Geist weissagt daraufhin der alte Priester Zacharias. Und dann geschieht es, so leitet Lukas den Bericht von der Geburt Jesu ein, der Sohn Gottes wird Mensch. Interessant und absolut nicht nebensächlich ist dabei, dass Kaiser Augustus erwähnt wird und sein Statthalter Qurinius in Syrien. Denn nach den Berichten rund um die Geburt und die Kindheit von Jesus, lenkt Lukas wieder unseren Blick auf Johannes. Und wieder wird ein Kaiser mit seinem Statthalter erwähnt, außerdem Fürsten und Hohe Priester. Das bedeutet doch, diese Ereignisse sind eng mit der Weltgeschichte verwoben. Gottes Geschichte findet in unserer Geschichte statt. 1

2 Aber die Anfänge sind klein und unscheinbar. Im Hintergrund im Verborgenen wachsen diese beiden Männer auf. Von Johannes heißt es: Lk 1,80 Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist; und er war in der Wüste bis zum Tag seines Auftretens vor Israel. Über Jesus wird berichtet: Lk 2,52 Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen. Als beide genug zugenommen hatten an Geist und Gnade und Weisheit, da war die Zeit reif, um in die Weltgeschichte einzutreten. Wie das war, beschreibt Lukas: 3, Es war im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius; Pontius Pilatus war Gouverneur von Judäa, Herodes regierte als Tetrarch in Galiläa, sein Bruder Philippus in Ituräa und Trachonitis, Lysanias in Abilene; 2 Hohepriester waren Hannas und Kajafas. Da bekam Johannes, der Sohn des Zacharias, in der Wüste von Gott seinen Auftrag. 3 Er durchzog die ganze Jordangegend und rief die Menschen dazu auf, umzukehren und sich taufen zu lassen, um Vergebung der Sünden zu empfangen. 4 So erfüllte sich, was im Buch des Propheten Jesaja steht:»hört, eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet seine Pfade! 5 Jedes Tal soll aufgefüllt und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen werden. Krumme Wege müssen begradigt und holprige eben gemacht werden. 6 Und die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt.«7 Die Menschen kamen in großer Zahl zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Doch er sagte zu ihnen:»ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht entgehen? 8 Bringt Früchte, die zeigen, dass es euch mit der Umkehr ernst ist, und denkt nicht im Stillen: Wir haben ja Abraham zum Vater! Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. 9 Die Axt ist schon an die Wurzel der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.«10 Da fragten ihn die Leute:»Was sollen wir denn tun?«11 Johannes gab ihnen zur Antwort:»Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Und wer etwas zu essen hat, soll es mit dem teilen, der nichts hat.«12 Auch Zolleinnehmer kamen, um sich taufen zu lassen; sie fragten ihn:»meister, was sollen wir tun?«13 Johannes erwiderte:»verlangt nicht mehr von den Leuten, als festgesetzt ist.«14»und wir«, fragten einige Soldaten,»was sollen wir denn tun?«er antwortete:»beraubt und erpresst niemand, sondern gebt euch mit eurem Sold zufrieden!«15 Das Volk war voll Erwartung, und alle fragten sich, ob Johannes etwa der Messias sei. 16 Doch Johannes erklärte vor allen:»ich taufe euch mit Wasser. Aber es kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin es nicht einmal wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 Er hat die Worfschaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Den Weizen wird er in die Scheune bringen, die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.«18 Mit diesen und noch vielen anderen ermahnenden Worten verkündete Johannes dem Volk das Evangelium. 19 Er wies auch den Tetrarchen Herodes zurecht, weil dieser dem eigenen Bruder dessen Frau Herodias weggenommen hatte. Johannes hielt ihm außerdem all das Böse vor, das er sonst noch` getan hatte. 20 Da fügte Herodes allem begangenen Unrecht auch noch das hinzu, dass er Johannes ins Gefängnis werfen ließ. Wir schreiben das Jahr 28 nach Christus. Die Ereignisse nehmen vor dem Hintergrund der Weltgeschichte ihren Lauf. Wobei die großen Herren der Politik zu diesem Zeitpunkt nicht im Geringsten davon berührt werden. Doch das sollte sich schnell ändern. Herodes musste sich wenig später von diesem unbekannten Wüstenprediger Ehebruch und andere Dinge vorwerfen lassen. Drei Jahre später kam Pilatus schwer in Bedrängnis weil er einen in seinen Augen unschuldigen jüdischen Gefangenen freilassen wollte. Aber aus Angst, die aufgebrachten Juden könnten sich bei Kaiser Tiberius über ihn beschweren, gab er ihrem Drängen nach und ließ Jesus kreuzigen. Denn sein 2

3 großer Gönner in Rom, Seianus war angeschlagen. Lucius Aelius Seianus war in jener Zeit der einflussreichste Bürger Roms. Ein Strippenzieher im Hintergrund. Er verhalf Pilatus zu seinem Posten in Palästina. Pilatus war für seinen Judenhass bekannt. Jüdische Freiheitskämpfer ließ er grausam hinrichten. Seianus intrigierte in Rom gegen Kaiser Tiberius. Nach außen loyal und ergeben, beeinflusste er den Kaiser so, dass dieser seinen Regierungssitz auf die Insel Capri verlegte. In jener Zeit, als Johannes öffentlich auftrat, gab sich der alte Tiberius auf Capri seinen pädophilen Neigungen hin. Anstatt das Reich zu regieren, ließ er sich in seinem Pool von kleinen Jungen sexuell stimulieren. In Rom hatte Seianus die Fäden der Macht in der Hand. Doch bis Jesus vor Pilatus stehen sollte, wandte sich das Blatt gegen Sejanus. Tiberius wurde misstrauisch. Die Tage des Seianus, dem Pilatus seinen Posten verdankte, waren gezählt. Und damit schwand für Pilatus der Rückhalt aus Rom. Wir merken, die Nennung dieser Namen hat nicht nur chronologischen Zweck. Sie sind von Anfang an mit der Geschichte Gottes verwoben. Die Mächtigen können sich den Ereignissen nicht entziehen. Pilatus ließ Jesus kreuzigen, weil er Angst hatte, die Juden könnten sich bei Tiberius über ihn beschweren. Und dann sind da noch zwei Hohe Priester. Man könnte meinen, Lukas hätte ihr einen Fehler gemacht, denn es gab immer nur einen amtierenden Hohen Priester. In jener Zeit war das Kaifas. Hannas wurde schon 15 n. Christus von den Römern abgesetzt. Sein Schwiegersohn, Kaifas war also zu jener Zeit schon 13 Jahre im Amt. Aber Hannas hielt als die graue Eminenz im Hintergrund immer noch die Fäden der Macht in der Hand. Kaifias war nur die Marionette seines Schwiegervaters. Lukas hat sehr gut recherchiert. Hinter all diesen Namen verbergen sich Intrigen, Machtkämpfe, Grausamkeit, Ehebruch und sexueller Missbrauch. Aber es gilt, was Lukas aus dem Alten Testament zitiert: Die ganze Welt soll das Heil sehen, das von Gott kommt. Die ganze Welt soll heil werden. Von Anfang an zeigt uns Lukas diese Perspektive Gottes. Jesus ist für alle Menschen in unsere Welt gekommen. Er ist für die Schuld aller Menschen gestorben. Die Menschen, die in den Berichten genannt werden, sind keine Statisten. Weder die Mächtigen im Hintergrund, noch das Volk, das zu Johannes strömt. Für sie alle gilt. Sie sollen das Heil sehen, das von Gott kommt. Jesus kam von Gott. Und Johannes ist von Gott beauftragt, die Menschen auf die Begegnung mit Jesus vorzubereiten. Wer Jesus begegnet, kann das Heil Gottes sehen und erleben. Dessen Leben kann heil werden. Lukas fasst dieses Wirken von Johannes sehr eigenartig zusammen: Mit diesen und noch vielen anderen ermahnenden Worten verkündete Johannes dem Volk das Evangelium. Das Evangelium wurde von Johannes ermahnend verkündigt. Evangelium ist eine gute Nachricht. Evangelium bedeutet etwas Schönes. Es tut gut. Wenn Menschen das Evangelium Gottes hören, atmen sie auf. Sie sehen und erleben das Heil, wenn sie an das Evangelium glauben. Wie passt das zu den ermahnenden Worten? Kann eine gute Nachricht auch ermahnend sein? Bei Johannes lässt sich das beobachten. Die Menschen waren von ihm geradezu magisch angezogen. Sie waren fasziniert von diesem Mann aus der Wüste Da war endlich einer echt und authentisch. Mit seinem einfachen Lebensstil zeigte er, dass es ihm nicht um seinen eigenen Vorteil ging. Er bot den Menschen Vergebung an Amnestie, Schuldenerlass. Man brauchte sich nur taufen zu lassen und alle Sünden sind vergeben. Das klang verlockend. Das war Evangelium in ihren Ohren. 2Geh zu Johannes und lass dich taufen, dann kommst du nicht in das Gericht! Aber Johannes hat es nicht bei diesem schönen Angebot belassen. Bei ihm gab es kein Wohlfühlevangelium, kein geistliches Wellnessangebot mit Reinigungsbad zur Sündenvergebung. In Massen strömten hinaus zum Jordan, wollen sich taufen lassen als Zeichen ihrer Umkehr. Johannes müsste doch froh sein über so einen gewaltigen Andrang, über so viel Interesse an seiner Predigt und seiner Taufe. Aber statt sie freundlich zu begrüßen knallte er ihnen harte Worte ins Gesicht:»Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch auf den Gedanken gebracht, ihr könntet dem kommenden Gericht entgehen? Bringt Früchte, die zeigen, dass es euch mit der Umkehr ernst ist, und denkt nicht im Stillen: Wir haben ja Abraham zum Vater! Ich sage euch: Gott kann Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken. Die Axt ist schon an die Wurzel 3

4 der Bäume gelegt, und jeder Baum, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.«die Leute, die da vor Johannes Schlange standen, wollten sich taufen lassen, um dem kommenden Gericht zu entgehen. Aber Johannes hat ihre Absichten durchschaut. Da war keine echte Bereitschaft zur Umkehr. Im Grunde wollte sie ihr Leben nicht ändern, nur dem Gericht Gottes wollten sie entgehen. Johannes predigte Evangelium, indem er die Menschen ermahnte. Er macht sie einerseits drauf aufmerksam, dass Vergebung möglich ist. Vergebung ist möglich, wenn ihr euch Gott wieder zuwendet und zum Zeichen dafür euch taufen lasst. Das war seine Botschaft. Dann aber deckte er die heimlichen Motive der Leute auf. Das war die Ermahnung. Eine präzise Diagnose: Es ist euch im Grunde gar nicht so ernst. Ihr meint, weil ihr Nachkommen Abrahams seid, ihr meint, weil ihr zum Volk Gottes gehört, passiert euch nichts. Ihr glaubt, es genügt, sich taufen zu lassen und dann könnt ihr so weitermachen wie bisher. Täuscht euch nicht. Gott will Früchte an seinem Baum sehen. Ja, ihr seid sein Baum, ihr wachst auf dem Boden der Verheißung. Ihr saugt die Segnungen Gottes aus dem Boden. Aber oben an den Zeigen wächst nichts. Gott sucht bei euch vergeblich Früchte. Er wird sich das nicht länger ansehen. Er hat die Wurzel schon freigelegt und legt nun die Axt an. Wenn Gott keine Früchte sieht, fällt der Baum und wird verbrannt. Da nützt euch eure Taufe auch nichts! Das sind harte Worte. Ermahnung. Aber Johannes sagt das nicht, um die Leute zu ärgern. Er möchte aus einer falschen Frömmigkeit herausholen. Zeigt, dass es euch wirklich ernst ist. Ändert euer Leben. Gott will Folgen eurer Umkehr sehen. Die Leute sind schockiert Aber sie wenden sich nicht ab. Sichtlich betroffen gehen sie auf Johannes zu und fragen: Was sollen wir tun? Johannes nennt schlichte Anweisungen. Keine großen Dinge. Nichts Unmögliches. Eigentlich alles Selbstverständlichkeiten: Da sind Menschen, denen fehlt etwas - Kleidung, Essen. Wenn du genug hast, dann gib was davon ab. Teile. Dann kommen die Zöllner - verhasste Betrüger, die mit den Römern zusammenarbeiten und den Leuten das Geld aus der Tasche gezogen hatten. Johannes sagt nicht: Gebt diesen Beruf auf und sucht euch ehrliche Arbeit! Sondern: Verlangt nicht mehr von den Leuten, als festgesetzt ist. Denn, nicht der Beruf verdirbt den Menschen, sondern der gottlose Mensch verdirbt den Beruf. Es geht also um Umkehr im Beruf. Sie sollen nicht weltfremd werden und sich aus allem weltlichen zurückziehen. Aber mit ihrem neuen Lebensstil, werden sie manchem Kollegen fremd werden. Es geht um einen anderen Lebensstil. Wenn sie sich zu Gott hinwenden, dann muss man das auch am Lebensstil erkennen. Darum geht es Johannes. Selbst die Soldaten werden nicht aufgefordert, den Kriegsdienst zu verweigern. Aber sie sollen nicht rauben, plündern und vergewaltigen. Das sind einige exemplarische Lebensbereiche. Besitz und das Berufsleben. Was würde Johannes ihnen sagen, wenn sie zu ihm hingehen und fragen würden. Was soll ich denn tun? Was würde Johannes sagen? Die Leute hielten Johannes für den Messias. Aber Johannes musste klar stellen: Ich taufe euch mit Wasser. Aber es kommt einer, der stärker ist als ich; ich bin es nicht einmal wert, ihm die Riemen seiner Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Er hat die Worfschaufel in der Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Den Weizen wird er in die Scheune bringen, die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feueverbrennen.«Johannes sah klar seine Grenzen. Er konnte nur aufzeigen, wo Menschen schuldig sind und dazu einladen, umzukehren. Er sollte die falschen Motive aufdecken. Bevor die Menschen Jesus begegnen, sollten sie sich darüber im Klaren sein, was sie wirklich wollten. Ein frommes Ritual, mit dem sie sich besser fühlen? Oder einen neuen Lebensstil, mit dem sie anders leben? Bevor wir die Leistungen von Jesus in Anspruch nehmen, muss klar werden, was wir wirklich von ihm wollen. Johannes taufte mit Wasser, als Zeichen der Reinigung. Jesus hat mit dem Heiligen Geist getauft. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Wer ernsthaft um kehrt und zu Jesus kommt, der wird mit dem Heiligen Geist getauft. Der Heilige Geist gibt uns die Kraft, die es uns möglich macht, so zu leben, wie es Jesus fordert. Die Früchte der Buße, die hier Johannes anspricht, kann man übertragen auf die Früchte des Heiligen Geistes, wie sie in Galater 5,22 genannt werden. Wenn der Heilige Geist in einem Menschen wirken kann, werden Früchte wachsen: Liebe, Freude, 4

5 Friede, Geduld, Güte, Treue, Selbstbeherrschung. Damit bekommen wir die Kraft um anders leben zu können. Zunächst geht es aber um die Frage, ob wir das wirklich wollen. Warum hat Gott das so mit Johannes eingerichtet? Warum diese Vorbereitung auf die Begegnung mit Jesus? Ich entdecke hier ein wichtiges Anliegen von Gott: Jesus möchte mir heilsam begegnen. Das ist Evangelium Johannes hinterfragt mich aber: Ist es mir wirklich ernst mit Jesus? Will ich wirklich mein Leben ändern. Oder suche ich nur ein gutes Gefühl? Wie ernst ist es mir mit ihm? Soll er mir ein gutes Gefühl geben, etwa zu Weihnachten? Oder darf er mein Leben verändern? Amen. Reinhard Reitenspieß 5