Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt (Offb. 1,4).

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1 Predigt am 11. Dezember 2016 in Eikamp (3.Advent) Predigttext Lukas 3,1-14 Johannes der Täufer 31 Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, 2 als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. 3 Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, 4 wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3-5):»Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben! 5 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden, 6 und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen.«7 Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 10 Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir nun tun? 11 Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. 12 Es kamen aber auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold! Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt (Offb. 1,4). Liebe Gemeinde, vielleicht erinnern Sie sich der letzten Gottesdienste im Advent. In den Predigttexten, die von unserer Landeskirche vorgeschlagen wurden, ging es gerade nicht um eine beschauliche Zeit, es ging eher um die Endzeit. Es ging letztendlich um das erfüllte Reich Gottes. Diese ernsthaften Themen müssen wir aber auch aushalten, denn nur so können wir die Menschwerdung Gottes verstehen und uns deshalb auf Weihnachten freuen. Heute hörten Sie wieder einen Predigttext, der aber nur auf dem ersten Blick alles andere als erbaulich ist. Es geht um Johannes, den Täufer.

2 Der Evangelist Lukas beschreibt das Auftreten und Wirken des Johannes in einer klaren aufbauenden Gliederung, die ich für die heutige Predigt übernehme. Zunächst gibt uns Lukas den historischen Hintergrund zur Berufung des Johannes (Verse 1+2) Danach wird Johannes Wirken am Jordan beschrieben, wie es Jesaja ca. 700 Jahre früher schon prophezeite (3-6) 3. Johannes ruft zur Umkehr auf und warnt vor falscher Sicherheit. 4. Schließlich antwortet Johannes präzise auf die jetzt aufkommende Frage der Menschen: Was sollen wir nun tun? Dem Evangelisten Lukas ist es sehr wichtig, das zeitliche Wirken des Johannes akribisch-genau- einzuordnen. Er verknüpft die Heilsgeschichte mit der Weltgeschichte. Dazu nennt Lukas die Herrscher der Länder. Herodes der Große, den wir von der Geburt Jesu kennen, war schon lange tot, er teilte sein Herrschaftsgebiet auf unter 3 seiner Söhne, die auch Herodes hießen, sie hatten allerdings Zusatznamen. Sowohl Jesus als auch Johannes lebten in Galiläa unter Herodes Antipas, der Johannes köpfen ließ. In Judäa war Herodes Archelaos aber so grausam, dass die Juden in Rom sogar die Absetzung erwirkten. So kam es, dass Pontius Pilatus nicht als Fürst sondern als Landpfleger oder Statthalter eingesetzt wurde und Rom direkt über Judäa herrschte. Auf der religiösen Seite war es genauso unübersichtlich wie auf der politischen Bühne. Lukas erwähnt auch den Hohenpriester zur Zeit des Johannes des Täufers. Es war Kaiphas, der später Jesu Tod verlangte. Auch sein der Vorgänger Hannas wollte dies. Das Auftreten des Johannes des Täufers geschah also in einer Zeit der Zerrüttung. Die Berufung des Johannes zeigt, dass Gott sein Wort in die Geschichte einbringt. Auch wenn Johannes gegenüber den Mächtigen seiner Zeit, Pilatus und Kaiphas, eher unbedeutend erscheint, so beginnt Gott mit ihm seine heilsgeschichtliche Wende. Ich komme nun zum 2. Teil Johannes Wirken (3-6) Die wichtigste Botschaft des Johannes des Täufers ist aber diese. Er ist der Wegbereiter dessen, der da kommen wird. Johannes erhielt Gottes Auftrag, von dem Jesaja sagt: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben!

3 Johannes ist der Prediger in der Wüste, er ist derjenige, der zwischen dem Alten und Neuen Testament steht. Seine Aufgabe besteht allein darin, den Weg für Jesus zu ebnen. Johannes hat das Gesetz, nicht das Evangelium. Johannes predigte am Jordan die Bußtaufe zur Vergebung der Sünden. Er sieht die Menschen, die sich von Gott distanzierten und sieht, wie sich dieses in ihrer Lebensweise fatal widerspiegelt. Johannes sagt den Menschen und auch uns, wie wir sein sollen, er sagt uns aber nicht, wie wir verwandelt werden mit Jesus an unserer Seite. Das wissen wir heute. 3. Johannes ruft zur Umkehr auf und warnt vor falscher Sicherheit. Die Menschen hatten damals in der zerrütteten Zeit keine Orientierung mehr, weder politisch, noch religiös. Sie suchten Orientierung und fanden sie in der Wüste bei Johannes, dem Täufer. 7 Johannes sprach zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Was Johannes hier verkündet, ist alles andere als das Evangelium; es ist keine Gute Nachricht; ja, er greift geradezu die Menschen, die zu ihm kommen an: Ihr Schlangenbrut oder Otterngezücht. Die Juden hatten keinen Zweifel, das Volk Gottes zu sein und meinten, das sei genug um vor dem Gericht Gottes bewahrt zu werden. Johannes setzt dieser Auffassung entgegen, dass kein Volk ein besonderes Vorrecht genieße, darüber hinaus gelte, dass nur das Leben eines jeden einzelnen gelte vor Gott, nicht seine Abstammung. Diese Auffassung teilen wir auch heute. Heute sagen wir, jeder Mensch solle seine eigene Entscheidung treffen, ob er Christus vertrauen will oder nicht. Aufmerken tun wir bei dem Detail seiner Predigt im Vers 9: 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Was geht hier vor. Johannes verkündigt die Nähe des Gerichts. Sofort ergibt sich die Frage, wer angesichts dieses Gerichts bestehen kann. Nur der, der umkehrt und sich taufen lässt modern ausgedrückt: der sich von den Sünden abwendet und sich Gott zuwendet. Die Menschen wollten sich von Johannes taufen lassen, um der ewigen Strafe zu entgehen, aber sie wollten sich Gott nicht zuwenden, um erlöst zu werden. Diese Leute wies Johannes scharf zurecht [Begegnung f. Leben].

4 Kehren wir zurück ins Geschehen am Jordan und somit zu Punkt Schließlich antwortet Johannes präzise auf die jetzt aufkommende Frage der Menschen: Was sollen wir nun tun? Johannes Antwort ist m.e. eine kurze Predigt vor dem Hintergrund von Lebensprinzipien. Wenn Johannes sagt: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. Jeder versteht das auch heute sofort, ob mit oder ohne christlichen Hintergrund. Die sogenannten Gutmenschen werden hier angesprochen- eben Gutes zu tun, weil es sinnvoll ist, weil Hilfsbedürftigkeit nicht sein darf, weil es allen Menschen gut gehen soll. Gutmenschen kennen oft nur diese Seite und blenden das Böse oder zumindest das Bequeme im Menschen aus. Leider ist dies aber die Realität, deshalb gilt Johannes Ruf an uns alle, dasjenige zu tun, was dringlich ist. Johannes predigte also diese soziale Botschaft, mit der weit mehr festgelegt wird, als einfach nur Gutes zu tun. Der Theologe Barclay führt dazu aus: Gott wird niemals einen Menschen vergeben, der sich damit zufrieden gibt, selber viel mehr zu besitzen, als er braucht, während andere viel zu wenig haben. Johannes präzisiert noch zusätzlich seine Antwort an die Menschenmenge, in dem er direkt auf die Zöllner und Soldaten einging: 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold! Zöllner waren keine angesehenen Leute, denn sie dienten den Römern und setzten selbst fest, wie viel Geld sie kassieren wollten. Soldaten haftete ein ähnlich negativer Ruf an. Johannes sagte nun aber nicht zum Zöllner, er solle seinen Beruf an den Nagel hängen und forderte den Soldaten gerade nicht zur Kriegsdienstverweigerung auf. Das würde man doch erwarten. Johannes fordert sogar in diesen Berufen, dass man in seinem Beruf ausharren solle, aber auf sein Heil bedacht sein soll, indem man seinen Beruf pflichtgemäß ausübt. Der Zöllner soll ein guter Zöllner, der Soldat ein guter Soldat sein; der Zöllner beachte die Vorschriften und bereichere sich nicht, der Soldat beachte, dass er nur in einer geliehenen Gewalt stehe und mit seinem Sold zufrieden sein soll. Der Mensch soll Gott an der Stelle dienen, an die Gott ihn hingestellt hat. In meiner Arbeitswelt hörte ich einmal den Satz: Gute Arbeit ehrt Gott. Ich war damals überrascht, ich weiß aber: dieser Satz stimmt. Johannes war davon

5 überzeugt, dass der Mensch Gott nirgends besser dienen kann als bei seiner täglichen Arbeit. Abschließend möchte ich eine heutige Sicht auf die damaligen Ereignisse geben [Plötner], denn wir haben ja das Evangelium. Gott beauftragt einen Boten mitten in eine zerrüttete Zeit hinein und leitet damit eine weltgeschichtliche und heilsgeschichtliche Wende ein. Gott bahnt einen Weg, auf dem er zu uns kommt: Wie Johannes auf Jesus hingewiesen hat, so schauen wir zurück auf Jesu Geburt: In Jesus erkennen wir Gottes Gnade und Liebe zu uns. Gott schickt einen Boten mit einer Botschaft. In ihr ergeht Gottes Einladung zu einem neuen Leben, das ein Leben mit Gott ist und nicht ohne oder gegen Gott ist. Auch heute -in unserer Zeit- will Gott zu uns in unser Leben kommen. Das heißt Advent. Im Advent wird der Weg der Weihnachtsfreude in unseren Herzen geebnet, weil wir wissen, dass sich unser Leben mit und durch Jesus schon jetzt so verändert, dass wir frei, froh und friedvoll mit ihm gehen können.wir haben Jesu in unser Leben aufgenommen, wir sind Glaubende. Wir können die Adventzeit fröhlich feiern, denn durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus fühlen wir uns getragen. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.