Chemie für Biologen Wintersemester 2018 Dr. Seraphine Wegner
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1 Chemie für Biologen Wintersemester 2018 Dr. Seraphine Wegner Vorlesung Mo + Mi von 10:00 bis 12:00 Uhr ohne Pause Klausur 18. Juli, 12:00-13:00 Uhr Klausureisicht 19. Juli ab 10 Uhr 1
2 Lehrbuch Chemie, Das Basiswissen der Chemie 12. Auflage Charles E. Mortimer, Johannes Beck und Ulrich Müller Thieme ISBN: Übungen
3 20 Personen/Gruppe Gruppe A Di HS 21 Gruppe B Di SR J Gruppe C Di SR C 05 Gruppe D Mi SR J Gruppe E Mi HS 21 Gruppe F Do HS 21
4 Was ist Chemie? 4
5
6 1 m The scale of the universe 2:
7 1 cm
8 1 mm
9 0.1 mm= 100 µm
10 10 µm
11 1 µm
12 10 nm
13 1 nm
14 0.1 nm/ 100 pm
15 10 fm
16 1 fm
17 Bottom-up Synthetic Biology Biological Parts Synthetic Parts Rules Models Engineering Assembly Proof Minimal Synthetic Cell
18 Was ist Chemie? Die Chemie ist die Lehre von den Stoffen, von ihrem Aufbau, ihren Eigenschaften und von den Umsetzungen, die andere Stoffe aus ihnen entstehen lassen. (L. Pauling, 1956) Die Chemie hat als Aufgabe und Ziel, das Zusammenwirken der Atome zu verstehen, welches letztendlich das, was wir als Materie verstehen, sei sie anorganisch oder biologisch, umfasst. (A. Weiss, 1987) Chemie ist die Lehre von den Stoffen und den stofflichen Umwandlungen Physik untersucht Zustände und Zustandsänderungen der Materie 18
19 Was ist Chemie? 19
20 Stoffsystematik Zustandsänderungen erhalten die Charakteristik eines Stoffes oder verändern diese reversibel Stoffumwandlungen verändern die physikalischen und chemischen Eigenschaften irreversibel Ein reiner Stoff wird durch für ihn charakteristische physikalische Eigenschaften (Größen) bestimmt Spezifische Eigenschaften (Bestimmungsgrößen) Dichte, Härte, Farbe, Absorption/ Emission elektromagnetischer Strahlung, Leitfähigkeit (elektrische und Wärme), Schmelzpunkt, Siedepunkt, Löslichkeit, 20
21 Einteilung von Stoffen und Stofftrennung Materie Heterogene Stoffe Gemenge (veränderliche Zusammensetzung) Trennung mechanisch Homogene Stoffe Gemische Homogene Gemische Lösungen, Schmelzen,... (veränderliche Zusammensetzung) Trennung physikalisch Reine Stoffe (feste Zusammensetzung) Verbindungen (verschiedene Atomsorten) Trennung chemisch Elemente (nur eine Atomsorte) 21
22 Physik: Aggregatzustände der Materie Gas Festkörper Erweichen/ Schmelzen Erstarren/ Kristallisieren Flüssigkeit 22
23 Beispiele Stofftrennung - Destillation 23
24 Einteilung von Stoffen und Stofftrennung Aggregatzustand Bezeichnung Beispiele Trennverfahren fest/ fest Gemenge Granit, Iod/ Sand Sortieren, Sieben, Extraktion, Sichten, Sublimation,... fest/ flüssig Suspension Schlamm, Pasten, Kolloide Filtrieren, Sedimentieren, Dekantieren, Zentrifugieren flüssig/ flüssig Emulsion Milch, Öl+Wasser Zentrifugieren, Abscheiden flüssig/ gasf. Aerosol Nebel, Schaum Sedimentieren fest/ gasf. Aerosol Rauch Sedimentieren, Filtrieren, elektrostatisch 24
25 Elemente, Verbindungen und Moleküle Elemente bestehen aus Atomen der gleichen Sorte. Alle Elemente sind im Periodensystem der Elemente (PSE) aufgeführt Verbindungen sind Stoffe, die Atome verschiedener Elemente in einem festgelegten Verhältnis enthalten. Ein Molekül ist eine definierte Gruppierung von fest aneinander gebundenen Atomen. Es ist das kleinste Teilchen, dass noch alle chemischen Eigenschaften der entsprechenden Verbindung aufweist. 25
26 Die Chemischen Grundgesetze Das Gesetz von der Erhaltung der Masse Antoine Laurent de Lavoisier ( ) Die Masse der Produkte ist nach einer chemischen Reaktion genauso groß wie die Masse der Ausgangsstoffe (1774) Versuchsbeschreibung Versuchsergebnis Schlussfolgerungen Hans Landolt ( ) Fundierte wissenschaftliche Bestätigung erst
27 Die Chemischen Grundgesetze Das Gesetz der konstanten Proportionen Joseph Louis Proust ( ) Das Massenverhältnis zweier sich zu einer chemischen Verbindung vereinigender Elemente ist konstant. (1799) Hofmann`scher Wasserzersetzungsapparat H 2 O 2 2H 2 O 2 H 2 + O 2 Massenverhältnis H/O 1:
28 Das Gesetz der konstanten Proportionen Beispielreaktionen Massenverhältnis 1/8 = /32 = /16 = /32 = /16 = /44 =
29 Gesetz der konstanten Proportionen - Volumen Joseph Louis Gay-Lussac ( ) Chemisches Volumengesetz (1808): Das Volumenverhältnis gasförmiger, an einer chemischen Umsetzung beteiligter Stoffe lässt sich bei gegebener Temperatur und Druck durch einfache ganze Zahlen wiedergeben. Hofmann`scher Wasserzersetzungsapparat 2H 2 O 2 H 2 + O 2 H 2 O 2 Volumenverhältnis H/O 2:1 19
30 Die Chemischen Grundgesetze Das Gesetz der multiplen Proportionen John Dalton ( ) Die Massenverhältnisse zweier sich zu verschiedenen chemischen Verbindungen vereinigender Elemente stehen im Verhältnis einfacher ganzer Zahlen. (1803) Zu diesem Zeitpunkt konnte noch nicht Zwischen Atom und Molekül unterschieden werden. 30
31 Das Gesetz der multiplen Proportionen Massenverhältnisse verschiedener Kohlenstoffoxide CO y M(C) / M(O) bezogen auf C GGV Verbindung : : CO : : CO 2 GGV = größte gemeinsame Vielfache 31
32 Atomhypothese Daltonsche Atomhypothese (1808) Chemische Elemente bestehen aus Atomen. Atome sind kleine nicht weiter zerlegbare Teilchen. Alle Atome eines Elementes sind gleich (Masse, Gestalt,...) Atome verschiedener Elemente haben unterschiedliche Eigenschaften (versch. Massen,...) 32
33 Das Atom Elektron Proton Neutron 33
34 Eigenschaften von Elementarteilchen Elementarteilchen Masse (absolut) [kg] Ladung [C] [e] Radius [m] Dichte [g cm -3 ] Elektron < sehr hoch Proton Neutron Protonen und Neutronen sind ungefähr 1830 mal schwerer als Elektronen. Freie Neutronen besitzen eine Halbwertszeit von etwa 13 min. 34
35 Zusammensetzung von Atomen Atome bestehen aus Protonen (p + ), Neutronen (n) und Elektronen (e - ). Die Anzahl der Protonen im Kern definiert das Element. Bei ungeladenen Atomen ist die Zahl der Protonen immer gleich der Zahl der Elektronen. Die Zahl der Neutronen kann variieren. Atome eines Elementes mit unterschiedlicher Zahl von Neutronen heißen Isotope. E: Elementsymbol A E Z Z: Ordnungszahl (Zahl der p + ) A: Massenzahl/Nukleonenzahl (Zahl der p + + n) 35
36 Periodensystem der Elemente 1 2 H Li Be B C N O F Ne Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Rb Sr Y Zr Nb Mo Tc* Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Xe Cs Ba Hf Ta W Re Os Ir Pt Au Hg Tl Pb Bi Po* At* Rn* Fr* Ra* Rf* Db* Sg* Bh* Hs* 265 Mt* 268 Eka-Pt 271 Eka-Au 272 Eka-Hg He La Ce Pr Nd Pm* Sm Eu Gd Tb Dy Ho Er Tm Yb Lu Ac* Th* Pa* U* Np* Pu* Am* Cm* Bk* Cf* Es* Fm* Md* No* Lr* Z = Protonenzahl = Ordnungszahl Was bedeutet die Zahl unter den Elementsymbolen? 40
37 Isotope des Wasserstoffs Hydrogenium Deuterium Tritium Leichter Wasserstoff 1 H 1 p + + e Schwerer Wasserstoff Superschwerer Wasserstoff 2 1 H = D 3 H = T 1 p + + e + n p + + e + 2 n Wasserstoff ist ein Ausnahme! Bei allen anderen Elementen haben die Isotope dasselbe Elementsymbol 29
38 Was ist die Masse von einem 12 C Atom?
39 Was ist die Masse von einem 12 C Atom? Z = p = 6 A = p + n = 12 -> n = 6 e = 6
40 Was ist die Masse von einem 12 C Atom? Z = p = 6 A = p + n = 12 -> n = 6 e = 6 M = (6 x ) + (6 x )+ 6 x ( ) = kg
41 Das Mol Ein Mol ist die Einheit für eine bestimmte Stoffmenge. Es ist die Zahl der Atome, die in 12 g des Kohlenstoffisotops 12 C enthalten sind. 12 Zahl der C Atome 12 g 12 C x g C Atome 1 mol 12 C Atome Molmasse 12 C: 12 g/mol Avogadro-Zahl: 1 mol enthält Teilchen = N A [Einheit: 1/mol] 41
42 Reinelemente und Mischelemente Reinelemente es gibt nur ein stabiles Isotop (22 Elementen, z.b. Phosphor 31 P, Natrium 23 Na, 19 Fluor, 127 Iod, 197 Gold). Mischelemente Es existieren mehrere natürlich vorkommende Isotope, z.b. von Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H) jeweils drei 1H, 2 H, 3 H 16O, 17 O, 18 O 42
43 Mittlere Atommassen der Elemente Die Atommassen im Periodensystem ergeben sich durch anteilige Mittelwertbildung der Atommassen aller Isotope. Ein Beispiel: Chlor kommt mit den natürlichen Isotopen 35 Cl und 37 Cl vor. Die Häufigkeit dieser beiden Isotope beträgt % und %. Die mittlere Atommasse ergibt sich somit zu: x g/mol x g/mol = g/mol Cl 37Cl
44 Periodensystem der Elemente 1 2 H Li Be B C N O F Ne Na Mg Al Si P S Cl Ar K Ca Sc Ti V Cr Mn Fe Co Ni Cu Zn Ga Ge As Se Br Kr Rb Sr Y Zr Nb Mo Tc* Ru Rh Pd Ag Cd In Sn Sb Te I Xe Cs Ba Hf Ta W Re Os Ir Pt Au Hg Tl Pb Bi Po* At* Rn* Fr* Ra* Rf* Db* Sg* Bh* Hs* 265 Mt* 268 Eka-Pt 271 Eka-Au 272 Eka-Hg He La Ce Pr Nd Pm* Sm Eu Gd Tb Dy Ho Er Tm Yb Lu Ac* Th* Pa* U* Np* Pu* Am* Cm* Bk* Cf* Es* Fm* Md* No* Lr* Z = Protonenzahl = Ordnungszahl Was bedeutet die Zahl unter den Elementsymbolen?
45 Molmasse M und Stoffmenge n Die Molmasse eines Elements gibt die Masse von 1 mol Atomen des Elements an. Die Stoffmenge n gibt die Teilchenzahl in mol an. Stoffmenge (n) = Teilchenzahl (N) / N A Stoffmenge (n) = Masse (m) / Molmasse (M) n [mol] = m [g] / M [g/mol]
46 Molmasse M und Stoffmenge n Welcher Masse entspricht 1 mol Wasser? m = M n Masse = Molmasse (Verbindung) x Stoffmenge [g] = [g/mol] x [mol] 46
47 Beispiele Stöchiometrie 47
48 Beispiele Molmasse & Stöchiometrie Berechnungen von Molmassen Wasser: H 2 O: 2 x M(H) + 1 x M(O) =~18 g mol -1 Phosphorsäure: H 3 PO 4 : 3 x M(H) + 1 x M(P) + 4 x M(O) =~98 g mol -1 Ammoniak: NH 3 : 1 x M(N) + 3 x M(H) =~17 g mol -1 Natriumchlorid: NaCl: 1 x M(Na) + 1 x M(Cl) =~58,5 g mol -1 Reaktionsgleichungen 1 Mol Sauerstoff reagiert mit 2 Mol Wasserstoff zu 2 Mol Wasser 1 Mol Sauerstoff reagiert mit 1 Mol Kohlenstoff zu 1 Mol Kohlendioxid 2 Mol Natrium reagieren mit 1 Mol Chlor zu 2 Mol Natriumchlorid H 2, N 2, O 2, F 2, Cl 2, Br 2, I 2 kommen elementar als zweiatomige Moleküle vor! 48
49 Wichtige Begriffe zum Aufbau der Materie : Unterscheidung Chemie Physik Aggregatzustände, Einteilung von Stoffen, Stofftrennung Chemische Grundgesetze: Erhaltung der Masse, konstante /multiple Proportionen Elemente Verbindungen Moleküle Proton, Neutron, Elektron, Isotop Ordnungszahl, Massenzahl, chemisches Element, Atommasse, mittlere Atommasse Reihenfolge der Elemente im PSE Mol, Molmasse, Stoffmenge, Avogadro Zahl 56
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