Carl Kade KELTISCHE MÜNZEN UND RÖMISCHE FUNDE AUS DEM GEBIET DER GLEICHBERGE BEI RÖMHILD
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- Gottlob Jasper Hartmann
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1 ** Carl Kade KELTISCHE MÜNZEN UND RÖMISCHE FUNDE AUS DEM GEBIET DER GLEICHBERGE BEI RÖMHILD Nach den Berichten von v. DONOP (1819, S. 27 e., 104 if.) fand man in dem von Dolmar, Geba und den Gleichbergen eingeschlossenen Raum häufig Regenbogenschüsselchen. Das trifft wohl für die Umgebung von Meiningen,, nicht aber von Römhild zu. So enthielten die vorgeschichtlichen Sammlungen von Jacob, Bonsack, Kumpel und Götze, seit 1929 im Steinsburgmus vereinigt, unter Tausenden von Funden aus dem bekannten keltischen Oppidum Steinsburg (Kleiner Gleichberg) keine Münzen; und auch bei den Ausgrabungen Götze's fand sich kein Stück. STREBER (1861, S. 182) berichtet, beim Ort "Römhild" sei ein Regenbogensc gefunden worden; daher trug OHLENSCHLAGER (1891) auf der prähistorischen Karte von Bayern Römhild als Fundort ein. In einer Anmerkung weist STREBER (1861) gleichzeitig darauf hin, daß v. DONOP (i838 44, S. 43, Taf. XI) die Regenbogenschüsselchen von Meiningen,, Gotha und Römhild aufführte und abbildete. Tatsächlich findet man hier «unter Nr. 253 bis 260 Abbildungen von 8 kleinen Regenbogenschüsselchen,, "bei Meiningen und Römhild in Franken" gefunden (Durchmesser l l,2 cm). Leider fehlt eine genauere Bezeichnung, aus der hervorginge, welches Stück von Römhild stammt; auch sind die Zeichnungen so schlecht, daß an eine Bestimmung der Münzen nicht mehr gedacht werden kann. Wohin die v. Donopsche Sammlung kam, welche die Münzen enthielt, ist unbekannt. Die von Mavrogordato zusammengestellte Sammlung griechischer und römischer Fundstücke im Steinsburgmuseum enthielt auch zwei keltische Münzen, die 1914 und 1928 bei Arbeiten auf dem Grundstück Pierato am Fuße der Steinsburg gefunden worden sein sollen, und zwar ein goldenes Regenbogenschüsselchen und ein Ringgeld aus Blei. Beide Stücke wurden 1945 von Mavrogordato aus der Sammlung entnommen; ihr Verbleib ist unbekannt. Leider fehlen Abbildungen, auch wurde die Goldmünze nicht bestimmt. An der Glaubwürdigkeit der für diese Exemplare gegebenen Lokalisation bestehen berechtigte Zweifel. Ein wichtiger Fund liegt in einem Regenbogenschüsselchen aus Haina, Flur Schwabhausen, am Fuße der Steinsburg vor. Es wurde vor 50 bis 60
2 Jahren von dem Landwirt L. Carl in Haina auf einem Acker gefunden; der Finder hielt es für einen alten Uniformknopf, hob es aber glücklicherweise auf. Der Enkel, G. Carl, wies die Münze vor einigen Jahren Kennern vor, die sie als Regenbogenschüsselchen bestimmten. Sie zeigt auf der Vorderseite einen Vogelkopf und einen Kranz, auf der Rückseite einen Torques und 5 oder 6 Kugeln. Die Münze gleicht einem von FORRER (1908, S. 8, Fig. 5) abgebildeten Stück, das er den süddeutschen Boiern zuschreibt. Nach neueren Forschungsergebnissen ist das Regenbogenschüsselchen von Haina eine Münze des keltischen Volksstammes der Vindelicier. Damit liegt bislang doch wenigstens ein heute noch identifizierbarer Fund einer keltischen Münze aus dem Gebiet der Gleichberge vor'. Gegenüber den Tausenden von Funden aus der jüngeren Steinzeit, der Bronzezeit und vor allem der älteren Eisenzeit, die von den Gleichbergen, besonders von der Steinsburg, aber auch aus der Umgebung stammen, liegen sollen. nur sehr wenige Altsachen aus den folgenden Perioden der nachchristliche Eisenzeit vor. Um so beachtlicher sind daher eine Anzahl Gegenstän römischer Herkunft, die hier zusammenfassend behandelt werden Der bemerkenswerteste Fund ist eine kleine Bronzefigur. Sie soll 1913 im Milzer Steinbruch am Westabhang des Großen Gleichberges zusammen mit 7 Münzen gefunden worden sein (KADE 1925, S. 12; 1935, S. 25 f.; HÖFER 1928, S. 1 f.)2. Von dem Arbeiter E. Graf, Haina, der aber nicht der Finder war, erwarb sie Rektor Höfer, Römhild; dieser versäumte aber leider, an Ort und Stelle die genauen Fundumstände festzustellen. Die Figur, eine Frauengestalt mit Katzenkopf, ist 8,8 cm hoch; die Füße und der rechte Unterarm fehlen, im Kopf befindet sich ein Riß. Die linke Hand ruht auf der Brust und hält einen nicht deutlich erkennbaren Gegenstand, an dem oben anscheinend ein Katzenkopf sitzt. Die Kleinplastik war mit einer dicken Patinaschicht überzogen; wo diese an einer Stelle des Rückens fehlte, war die Musterung des Gewandes zu erkennen. Die Figur wurde 1961 in der Präparationswerkstatt des Museum für Ur-und Frühgeschichte Thüringens in Weimar von der Patina befreit, wodurch die Schönheit der Ausführung zur Geltung kommt (DO- NAT 1961). Es handelt sich um eine Darstellung der ägyptischen Göttin Bastet; ihre Attribute, das Sistrum am rechten Arm und ein Körbchen, sind nicht erhalten. Die Göttin wurde in Bubastis in Ägypten verehrt, doch gelang ihr Kult auch nach Italien, vor allem nach Pompeji. Die bei der 1) Besitzer: G. Carl, Westenfeld. 2) Sammlung Steinsburgmuseum, 1958 von C Höfer erworben.
3 Figur gefundenen Münzen weisen darauf hin, daß das Stück aus Italien in das Gleichberggebiet gelangt ist. Dicht neben der Figur lag angeblich eine Münze: Ptolemäus IV. Philopator ( v. Chr.). Vs.: Gut erhaltener Kopf des Zeus Ammon unter starker Patinaschicht. Rs.: Adler mit Blitz und Füllhorn. Inschrift: ÐÔÏÄÅÌÁÔÏÕ ÂÁÓÉÄÅÙÓ In nächster Nähe wurden angeblich noch 6 weitere Münzen gefunden: 1. Denar Antoninus Pius ( ) Vs.: Kopf Antoninus Aug. Armeniacus. Rs.: Sitzende Armenia. Inschrift: P. M. TR. P. XVIII. IMP. II. COS. III. 2. Kleinbronze Hadrian ( ) Vs.: Kopf mit Lorbeer. Rs.: Adler. 3. Mitteibronze Trajan (98-117) Vs.: Kopf mit Lorbeer. Rs.: Sitzende Göttin. 4. Mittelbronze Hadrian ( ), schlecht erhalten 5. Kleinbronze Diocletian ( ), schlecht erhalten 6. Kleinbronze Maximianus Herculius ( ), Alexandria, Ägypten Vs.: Kopf mit Lorbeer. Rs.: Jahr 6, Victoria. Am Fuße des Großen Gleichberges, auf einem Felde vor dem Merzelbacher Wald, fand E. Ferber, Römhild, 1927 ein römisches Glasfläschchen (KADE 1935, S. 26)3; es ist 7,7 cm hoch, am Rand ist ein Stück ausgebrochen. Nach einer Bestimmung durch Prof. Loeschcke, Trier, stammt es aus der frühen römischen Kaiserzeit, wahrscheinlich aus dem ersten Jahrhundert u. Z. An römischen Münzen liegen aus dem Gebiete der Gleichberge noch folgende Stücke vor: H a j n a, Kreis Meiningen (KADE 1925, 5. 10) 1. Großbronze Antoninus Pius ( ), schlecht erhalten. Vs.: Kopf. Rs.: Stehende weibliche Figur. Angeblich aus einer Felsspalte im Steinbruch rechts vom Wege Haina-Obendorf; 1923 abgeliefert durch E. Graf, Haina. 2. Bronzemünze, sehr schlecht erhalten. Vs.: Ptolemäerkönig, nicht genauer zu bestimmen. Rs.: Adler, Beizeichen Füllhorn. Beim Grabenaufmachen im Flurteil Walbertal angeblich gefunden; 1924 abgeliefert durch E. Graf, Haina. Römhild, Kreis Meiningen 1. Zwei kleine Römermünzen (Beiträge 1845, 5. 22; KADE 1925, S. 14) im Klingelbeutel gefunden, von Pfarrer Sauer, Vachdorf, dem Hennebergisch 3) Sammlung C. Kade, Römhild, Steinsburgmuseum.
4 altertumsforschenden Verein übergeben; nicht bestimmt. Wohl mit der Münzsammlung des Vereins dem Münzkabinett Berlin übergeben. 2. Großbronze Annia Lucilla (KADE 1925, S. 14), Gemahlin des Lucius Verus ( ). Vs.: Lucilla, rechts.rs.: Lucilla, sitzend, rechts, mit 3 Kindern. Gefunden von Frau A. Schneider, Römhild, auf einem Feld rechts der Straße Römhild- Mendhausen; abgeliefert Kleinmünze Constantius Chiorus ( ). Vs.: Kopf mit Krone. Rs.: VOT x FK. 4. Kleinmünze Constantinus II. ( ). JE III. Münzstätte Aquileja (337 bis 346). Vs.: Kopf. Rs.: zwei stehende Soldaten. Von F. Härter, Römhild, 1958 im Gebiet der ehemaligen Georgii'schen Ziegeleilehmg vor dem Merzeibachwald an der Oberfläche gefunden4. Sülzdorf, Kreis Meiningen5 1. Silberdenar Marcus Aurelius ( ). Vs.: Kopf. Rs.: Sitzende Frauengestalt mit Füllhorn. Bei der Ausgrabung einer latenezeitiichen Siedlung auf dem Grundstück von R. Seifert rechts vom Hohiweg zwischen Sülzdorfer Gäßchen und der Straße Haina- Sülzdorf fand Verf die Münze auf der Oberfläche des Ackerboden 2. Silberdenar Caracalla ( ). Vs.: Kopf. Rs.: Frauengestalt, davor kniende Gestalt. Gefunden in C. Schreibers Garten, vom Finder 1926 überbracht. Unter den nachgelassenen Aufsätzen von JACOB (1895, 1899) befindet sich eine Arbeit, in der er sich mit der Frage beschäftigt, ob bestimmte Eisenfunde vom Kleinen Gleichberg römisch sein könnten. Es handelt sich um eine Dolchklinge, Feldund Ackergeräte, Keile, Äxte, Beschläge von Grabschejten, Gabeln, Messer in Rippenform mit längerem Stiel. Wenn ähnliche Stücke nach Abbildungen von L i n d e n s c h m i t (1864) Funde aus römischen Plätzen im Rhein- Main- Gebiet sind, so weist Jacob demgegen darauf hin, daß die hiesigen Funde auf der Steinsburg hergeste wurden. Halbfertige und ausgebesserte Werkzeuge und Waffen beweise nämlich, daß Schmiedewerkstätten auf dem Berge vorhanden waren. Die Dolchklinge ist nach dem Erhaltungszustand in jüngere Zeit zu setzen; die Eisenbeschläge von Grabscheiten, wie sie auch bei Gonsenheim und anderen Orten in römischen Gebäuderesten gefunden wurden, stammen nach Jacob von Grabscheiten, wie sie noch bis in neuere Zeit in manchen Gegenden benutzt wurden. Auch die großen Eisengabeln, ähnlich den 4) Besitzer: G. Christ, Römhild. 5) Sammlung C. Kade, Römhild, Steinsburgmuseum.
5 bei Lindenschmit abgebildeten, sollen nach JACOB (1895, S. 44; 1899, S. 42 if.) nicht römisch sein. Der Fund einer Mühle aus Sandstein, deren Handreiber die römische Ziffer XX. trägt, macht "mehr Kopfzerbrechen". Eine beabsichtigte Fälschung hält JACOB (1895; 1899) für ausgeschlossen und schreibt: "Der Annahme, es sei ein römisches Beutestück, widerspricht die Form der Reibsteine, und diese erlaubt nur den Schluß, daß das Bollwerk des kleinen Gleichberges in einer gewissen Verkehrsperiode mit den Römern noch nicht aufgegeben war." Bei der Untersuchung sämtlicher Mühlsteine von der Steinsburg stellte Neumann3 nunmehr fest, daß das Stück nicht vorgeschichtlich ist. Nach den Ergebnissen der neueren Forschung war die Steinsburg nur bis etwa um Christi Geburt besiedelt. JACOB (1899, S. 45) faßt seine Untersuchungen am Schluß wie folgt zusammen: "Unzweifelhafte römische Funde kommen auf dem Kleinen Gleichberg nicht vor, und wenn auch in von Römern besetzten Gegenden Gegenstände von gleicher Form und Herstellung gefunden wurden, wie auf dem Gleichberg, so liegt hierin doch kein Beweis ihres spezifisch römischen Ursprungs. Es werden daher die Phantasiegebilde v. Donops, der den Kleinen Gleichberg bei Römhild zu der Stätte stempeln wollte, auf welcher Drusus das bekannte Tropäum errichtete, durch die Natur und Eigenart der Gleichberg- Funde, die einer vorrömischen Kulturperiode angehören und in der großen Mehrzahl weit vor jenem geschichtlichen Ereignis liegen, schlagend widerlegt"7. 6) Näheres hierzu wird aus der geplanten Veröffentlichung von Neumann zu ersehen sein. 7) Da v. Donops Arbeit nur wenig bekannt sein dürfte, ist wohl die folgende kurze Zusammenfassungzur Erläuterung der Jacob'schenKritik am Platze. Nach v. DONOP (1837, S , besonderss. 33 und S. 46) beginnt Drusus seinen dritten Zug durch Deutschland 9 v. Chr. Der Markomanne überschreitet den Main, um den Römern in die rechte Flanke zu fallen. Drusus, rechtzeitig gewarnt, zieht ihm über den Kreuzberg ins Grabfeld entgegen. In Verfolgung des geschlagenen Feindes gelangt der siegreiche Drusus bis zu den Gleichbergen. Dort wird das Dankopfer dargebracht und ein Tropäum auf der Steinsburg errichtet, der Name "Rothmulda" von Römhild als "Roma ulla" gedeutet. Das Heer lagert rings um das Tropäum, von dem der hercynische Wald erblickt wird. "In der Stirne wird das Hauptquartier des Feldherrn, Drusi static, gegen den Wald hin zur Deckung Werker, arces, errichtet, und eine Hauptpostirung, statio militum, militiae, deckt den Rücken des Tropäum." In Anmerkungen erklärt v. Donop Trostadt (Drostadt) als Drusi statio, Siegenhards (jetzt Siegritz genannt) und Ebenhards für die Arces, Miiz für statio militum, militiae. Als Beweis für die Errichtung des Tropäums auf dem Kleinen.Gleichberg führt er die Mitteilung des Ptolemaeus an, daß dieses 3-4 Meilen von den Weserquellen entfernt geschehensei; das entspräche der Entfernung von der Werraquelle bis zur Steinsburg. Daher könne die Meinung von Ptolemaeus, daß das Tropäum auf dem Harz- Melibocus zu
6 Literaturverzeichnis B e lt r ä g e zur Geschichte deutschen Alterthums 5. Meiningen Donat, P. (1961): Eine ägyptische Kleinbronze vom Großen Gleichberg bei Römhild (Ausgrabungenu. Funde 6, H. 5, S. 240f.). D o n o p, G. v. (1819): Das magusanischeeuropa. Meiningen. (1837): Eine Vermuthung über den Ursprung der Stadt Meiningen (Beiträge zur Geschichtedeutschen Alterthums 2), Hildburghausen. ( ): Blätter f. Münzkunde IV, hrsg. v. H. Grote, Hannover. Forrer, R. (1908): Keltische Numismatik der Rheinund Donaulande. Straßburg. Höfer, C. (1928): Die Bastet vom Großen Gleichberg (Mitt. d. Gemeinde d. Steinsburgfreunde), Römhild. Jacob, G. (1895): Die Gleichberge bei Römhild im Herzogtum Meiningen und ihre vorgeschichtlichebedeutung. Hildburghausen. (1899): Über das Alter der Funde und über einige scheinbar römische Fund-. gegenstände vom Kleinen Gleichberg bei Römhild (Herzogtum Meiningen) (Neue Beiträge zur Geschichte deutschen Altertums 14), Meiningen. K a d e, C. (1925): Die vorund frühgeschichtlichen Altertümer des Amtsgerichtsbezir Römhild. Studien zur vorgeschichtlichen Archäologie. Leipzig. (1935): Die vorgeschichtlichen Anlagen und Funde des Großen Gleichberges (Mitt. d. Gemeinde d. Steinsburgfreunde), Römhild. LI n den sc hrnmit, L. (1864): Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit. Mainz. N e um an n, G. (1960): Die Deutung der Steinsburg bei Römhild im Wandel der Zeiten (Jahrb. d. Coburger Landesstiftung, S. 161if.). Ohlenschlager, F. (1891): Tabellarische Übersicht der Fundorte und Funde zur Prähistorischen Karte von Bayern, Blatt 1, Schweinfurt- München. S t r e b e r, F. (1861): Über die sogenannten Regenbogenschüsselchen(Abhandl. d. Philosophisch-philologischen Classe d. K. Bayer. Akad. d. Wiss. IX), München. suchensei, nicht stimmen, v. Donop gibt aber am Schluß dieser als Beweis aufgefüh Nachrichten doch zu, daß noch Zweifel beständen, indem er schreibt: es fehlt, meines Wissens und Glaubens, der oben entwickelten Ansicht bis jetzt vollkommen an antiquarischen Belegen." Wenn v. Donop auch großen Irrtümer unterlegen ist, so muß man doch hier, wie auch bei anderen Arbeiten, seine Kenntnis des antiken Schrifttums bewundern. (Dazu jetzt auch NEUMANN, 1960, S )
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