Wohnen nach UN-Konvention Angehörigentag BeB Fulda 16. April 2011
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- Margarethe Eberhardt
- vor 8 Jahren
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1 Wohnen nach UN-Konvention Angehörigentag BeB Fulda 16. April 2011 Auf Grund von Aussagen während eines Hilfeplangespräches, war ich der Meinung dass das Thema Wohnen nach UN-Konvention ein Vortrag an dem Angehörigentag werden sollte. In dem Hilfeplangespräch ging es um eine behinderte Frau mit einem sechsjährigen Sohn. Die junge Dame wollte aus dem jetzigen Umfeld in eine neue Betreuung, die ambulant unterstützt gewesen wäre. Das für den Jungen zuständige Jugendamt hatte aber mit ambulanter Betreuung Probleme und wollte die stationäre Begleitung der jungen Frau noch nicht aufgeben. Nach längerer Diskussion, stellte ich die Frage Wie stelle sich das Jugendamt denn die Umsetzung des Artikel 19 der UN-Konvention vor. Hierauf die Antwort des Mitarbeiterin des Jugendamtes Was ist denn UN-Konvention. Diese Aussage machte mich sehr betroffen, weil hieraus klar wurde, dass in den städtischen Verwaltungen die UN-Konventionen nicht bei jedem Mitarbeiter, der für behinderte Menschen zuständig ist, geläufig ist. Deshalb verlangt der Beirat für Behindertenfragen der Stadt Bielefeld eine umfassende Schulung für diese Mitarbeiter. Auf den folgenden Folien aber ein Beispiel eines, meines Erachtens, guten Beispiels für die Umsetzung von inklusivem Wohnen im Sozialraum.
2 Die Innstraße ist ein Siedlungsgebiet der Baugenossenschaft Freie Scholle in der südlichen Sennestadt. Sie liegt im sogenannten Verler Dreieck, begrenzt von der Verlerstraße auf der einen Seite und der Altmühlstraße auf der anderen Seite. Die Siedlung wurde in den Jahren erstellt und umfasst 255 Wohnungen. Die Siedlung liegt ca 1,5 km vom Zentrum Sennestadt entfernt und hat einen guten Anschluss an den ÖPNV. Die Werkstätten des Stiftungsbereichs Pro Werk im Bielefelder Süden sind mit dem öffentlichem Bus gut zu erreichen. Der Bahnhof an der Krackser Straße ist fußläufig oder mit dem Bus sehr gut zu erreichen. Das Interesse, Wohnraum für Menschen mit Behinderung in der Innstraße anzubieten, war von beiden Seiten, der Wohnbaugenossenschaft und dem Stiftungsbereich, groß. Die Freie Scholle ist mit der Anfrage, ein gemeinsames Projekt zu entwickeln auf den SB zugekommen, zum Teil auch, weil es Leerstände in den Wohnungen gab. Für das Gelingen des Projektes sind beide Seiten gleich engagiert. Bevor Klienten in das Siedlungsgebiet Verler Dreieck einziehen konnten, hat es in Zusammenarbeit mit der Freien Scholle eine intensive Vorbereitung der Nachbarschaft gegeben. In der Innstraße wohnen 24 Klienten mit einem stationären Hilfebedarf und 3 mit ambulantem Hilfebedarf. In keinem Hauseingang gibt es 2 von uns belegte Wohnungen, so dass eine Nachbarschaft wachsen kann und trotz stationärem Hilfebedarf kein Heimcharakter entsteht.
3 Zielgruppe Das integrierte Hilfeangebot des Unterstützten Wohnen Sennestadt richtet sich an erwachsene Frauen und Männer mit geistiger Behinderung und/oder Epilepsie. Unser Angebot richtet sich insbesondere an Menschen die den Wunsch haben, in einer Wohnung oder Wohngruppe in Gemeindebezügen zu leben und die eine dauerhafte Erreichbarkeit der Mitarbeitenden benötigen. die eine Perspektive außerhalb ihrer Herkunftsfamilie suchen und die vorübergehende Sicherheit eines stationären Wohnangebotes benötigen. die zum Ziel haben, mittelfristig in einer ambulanten Wohnform zu leben. die in einer Partnerschaft leben wollen, in der jeweils eine Person ambulante oder stationäre Hilfe erhält. die aufgrund von erheblichen Hilfebedarfen im Bereich der sozialen Integration auf ein individuelles Wohnkonzept angewiesen sind. die in eigener Wohnung ambulante Hilfen in Anspruch nehmen möchten. Es gibt keine Altersbeschränkung, u.a. gibt es eine Senioren-WG.
4 Wohnen Einige Verabredungen, die zum Gelingen beitragen zukünftige Klienten, die in eine Wohnung, die von unserem Dienst angemietet ist, einziehen wollen, stellen sich auch der Mitarbeiterin der Freien Scholle vor, so dass die Freie Scholle die Möglichkeit hat, zukünftige Bewohner in der Siedlung, die evtl. selbst zu Mietern werden können, kennenzulernen. Das ist für alle anderen Mieter auch ein übliches Prozedere. Der Baugenossenschaft ist es wichtig, dass der Dienst vor Ort präsent und für die Nachbarschaft erreichbar ist, so dass bei Störungen, die Beauftragten der Mieter auf kurzem Wege Kontakt zu den Mitarbeitenden aufnehmen können. Festzuhalten ist, dass ständige Erreichbarkeit und persönliche Präsenz die Vertrauensbasis in der Nachbarschaft stärkt und allen Beteiligten Sicherheit gibt, so dass die nachbarschaftliche Begegnung gelingt.
5 Nachbarschaft Die ersten Kontakte in die Nachbarschaft mussten besonders einfühlsam gestaltet werden, um Ängste und Vorbehalte wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Dieser Prozess war meiner Einschätzung für den anschließenden Erfolg des Wohnprojektes maßgeblich. Nach einigen Treffen mit den zuständigen gewählten Sprechern der Bewohner in der Siedlung am Verler Dreieck wurde bewusst, wie wenig Kontakte die Bewohner der Siedlung bis dahin mit Menschen mit Behinderung hatten und wie viel Ängste und Unsicherheiten bezüglich der bevorstehenden Begegnung herrschten. Für uns, als Vertreter der Behindertenhilfe und auch für die Freie Scholle, war es wichtig, dass wir ein möglichst hohes Einverständnis der Nachbarschaft zu unserem Wohnprojekt bekamen. Die Nachbarn äußerten ihre Ängste und Vorbehalte, so dass der Aspekt, wie wir für die Nachbarschaft Sicherheit herstellen und wie es uns gelingt, die angesprochenen Ängste ernst zu nehmen, eine große Bedeutung bekam. Das stellt besondere Anforderungen an Mitarbeitende, die sozialräumlich arbeiten. Sie müssen nicht nur der einzelnen Klienten und seinen Hilfebedarf im Blick haben, sondern auch darin unterstützen, dass gute Nachbarschaft wachsen und gelingen kann. Nur so erreichen wir ein nachbarschaftliches Miteinander.
6 Begegnung und bürgerschaftliches Engangement Wir werden in unseren Begegnungszentren auch Beratung anbieten, z.b. Pflegeberatung, Teilhabeberatung für Menschen mit Behinderung, Beratung zu allen Leistungen, die wir im Rahmen der Behindertenhilfe erbringen können. Weiterhin besteht natürlich die Möglichkeit auch anderen Initiativen und Vereinen Räumlichkeiten und Kooperationsmöglichkeiten anzubieten. Mit der Initiierung von Begegnungsmöglichkeiten werden verschiedene Zielsetzungen verfolgt. Eine Zielsetzung ist es, den Menschen mit Behinderung die Entscheidung in ambulante Unterstützung zu wechseln zu erleichtern. Wir streben an, die wohnortnahe Versorgung sicherzustellen, um eine Konstanz der sozialen und kulturellen Bezüge zu sichern. Für alle Klientinnen und Klienten unserer Dienste ist ein niedrigschwelliges Kontakt- und Begegnungsangebot außerhalb ihrer Wohnung wichtig, da besonders für die Menschen, die bisher in Großeinrichtungen gelebt haben, ein bis dahin für sie selbstverständliches Gruppenangebot wegfällt. Zur Kontaktaufnahme mit anderen Menschen außerhalb ihres Arbeitsbereiches, müssen sie Freunde oder Bekannte in ihre Wohnung einladen, was vielfach schon eine große Hürde darstellt. Menschen mit Behinderungen haben häufig ein sehr eingeschränktes Netzwerk an sozialen Beziehungen außerhalb der professionellen Beziehungen zu ihren Assistenten oder Betreuern. Ein Begegnungsangebot, dass nicht mit einem Konsumzwang verbunden ist, unterstützt sie in dem Aufbau von nicht professionellen Beziehungen zu anderen Menschen. Auch ihrer Angst vor Isolation und Vereinsamung kann so entgegengewirkt werden.
7 Begegnung und bürgerschaftliches Engangement Die Förderung eines inklusiven Gemeinwesens ist unseres Erachtens notwendig, um allen Mitgliedern der Gemeinde die Möglichkeit zu geben, ihre Vorurteile und Ängste zu benennen, die ihre Ursache nicht zuletzt in einer jahrzehntelangen Exklusion von Menschen mit Behinderung haben. Durch das Kennenlernen in gemeinsamen und begleiteten Aktivitäten und Angeboten können Vorurteile und Ängste abgebaut werden, und gelingende Kontaktmöglichkeiten geschaffen werden. Unsere Beratungs- und Begegnungsangebote sind für die Bürger des Stadtteils offen. Unser Ansatz ist es, auch Menschen mit Behinderungen zu befähigen, aktiv an den Aufgaben und der Gestaltung eines Gemeinwesens mitzuwirken. Vernetzung mit anderen Trägern im Stadtteil, um sich aktiv an der Ausgestaltung des Stadtteils zu beteiligen und so Integration zu sichern. So wird auch die Erschließung bürgerschaftlichen Engagements im sozialen Nahraum gestärkt.
8 Begegnung und bürgerschaftliches Engangement Erste Kontakte gibt es zurzeit in Sennestadt zur Stiftung Solidarität. Dieser Kooperationspartner bietet im Begegnungszentrum einen Mittagstisch für Bedürftige Bürger des Stadtteils an. Hieraus ergeben sich Ansatzpunkte für bürgerschaftliches Engagement, barrierefreie Begegnungsmöglichkeiten und Menschen mit Behinderung können sich beteiligen an den Aufgaben des Gemeinwesens. Sie treten aus ihrer Rolle des Hilfeempfängers heraus und können sich in anderen Rollen erfahren. Ebenso gestalten sich erste Kontakte zum Verein Nachbarschaftshilfe in Sennestadt. Ein Klient, der stationär betreut wird und keiner Tagesstruktur nachgeht, hilft ehrenamtlich einer älteren Dame ihren Garten in Ordnung zu halten.
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