INVEKOS-GIS Ein Internet-GIS für Landwirte
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- Walter Schäfer
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1 INVEKOS-GIS Ein Internet-GIS für Landwirte Adele SINDHUBER, Michael BAUER, Christian GOLIAS, Thomas NEMEC, Manfred RATZINGER, Georg RAUSCHER und Thomas WEIHS Zusammenfassung INVEKOS-GIS ist ein Web-GIS für die österreichischen Landwirte, eingebettet in die E-Government-Lösung der Agrarmarkt Austria. Dazu wird ein Werkzeug zur Verfügung gestellt, mit dem der Landwirt seine landwirtschaftlich genutzten Flächen digitalisieren, verwalten und Förderungen beantragen kann. Geodaten von ganz Österreich werden in Form von Luftbildern, Kataster und Topografischen Karten zur Verfügung gestellt. In diesem Beitrag soll INVEKOS-GIS inhaltlich und technisch vorgestellt werden. 1 Einleitung Die Agrarmarkt Austria nimmt seit dem Jahr 2000 Meldungen und Förderungsanträge über eine E-Government-Lösung eama entgegen. Unter stehen den Landwirten verschiedene Auskunftswerkzeuge wie auch eine Antragstellung für Förderungen auf Tierprämien via Internet zur Verfügung. Das INVEKOS-GIS der Agrarmarkt Austria ist ein neuer Teil des eama und dient der einfacheren Beantragung der EU- Förderungen für Flächenzahlungen an die Landwirte. Das Internet-GIS soll Landwirten zur Erfassung der geografischen Lage ihrer Feldstücke zur Verfügung stehen. 2 Ziele Die Antragstellung für den Landwirt soll durch die Bereitstellung von Orthofotos und der Digitalen Katastralmappe (DKM) vereinfacht und qualitativ hochwertiger werden, da die Lageangabe der geförderten Flächen und die Qualität der Flächenmessungen wesentlich genauer werden. Auch die Vorort-Kontrolle wird mit guten Basisdaten erheblich vereinfacht und beschleunigt, was zudem verpflichtende Vorgabe der EU-Verordnung ist. 3 Basisdaten Als Geobasisdaten werden Farborthofotos von den Landesregierungen erworben, mit einer Auflösung von 1 Meter am Boden und nicht älter als fünf Jahre. Es werden alle Luftbilder
2 INVEKOS-GIS Ein Internet-GIS für Landwirte 633 in Echtfarben dargestellt. Abgelegt sind die Bilder in einem Filesystem, komprimiert im.ecw-format. Die Digitale Katastralmappe (DKM) vom Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen dient zur Orientierung am Orthofoto. Die flächendeckenden Vektordaten für ganz Österreich werden in einer Oracle Spatial 9i-Datenbank gespeichert und verwaltet. 4 Internetapplikation Die GIS-Basisdaten sowie die INVEKOS-Daten der AMA werden über eine Internetapplikation den Benutzern zur Verfügung gestellt. Um den verschiedenen Anwendern gerecht zu werden gibt es folgende vier Module: Landwirte-Modul (Erfassungsmodul für die Landwirte) Berater-Modul (Erfassungsmodul für die Berater) Kontroll-Modul (Prüf- und Erfassungsmodul für die Kontrolleure) Verwaltungs-Modul (Bearbeitung der Antragsdaten und der GIS-Daten durch die AMA-Sachbearbeiter) 4.1 Die Internet-Module Die im Folgenden beschriebenen Bearbeitungsschritte sollen in allen Modulen möglich sein. Die in den Vorjahren bereits beantragten landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen derzeit nur in alphanumerischer Form vor. Auf Basis der DKM werden diese Feldstücke als geographische Feldstücksvorschläge generiert. Der Antragsteller und sein Berater können diese Feldstücksvorschläge auswählen, bearbeiten, verändern und abspeichern. Feldstücke eines Betriebes können auch ganz neu erfasst oder aber auch gelöscht werden. Die Feldstücksgeometrie besteht entweder aus einem einfachen Polygon oder auch aus mehrfach geschachtelten Polygonen (z.b. Baufläche, Holzlagerplatz auf einer Wiese werden ausgespart). Es gibt Möglichkeiten, die Geometrie eines Feldstückes oder eines Schlages zu verändern, darin zu zoomen, zu messen etc. Die vier Module unterscheiden sich durch die verschiedenen Bearbeitungsmöglichkeiten in den diversen Geschäftsprozessen und werden durch Berechtigungen sowohl in der Menüführung als auch durch Zugriffsrechte im Datenmodell verwaltet. Neben der Unterscheidung der Module gibt es auf der Dantenbank-Seite zusätzlich eine Layersteuerung, die die layerbezogene Verwaltung von Einträgen übernimmt. Jeder Anwender kann mit einer der ihm zugeordneten Rollen einsteigen und erhält dadurch Schreibrechte auf einen bestimmten Layer (Landwirt, Berater, Kontrolleur, Beurteiler oder sonst. Sachbearbeiter) sowie unterschiedliche Leserechte. Durch gezielte Menüführung wird der Benutzer des INVEKOS-GIS genau zu jener Bearbeitung hingeführt, die er durch die Navigation im Menü ausgewählt hat. Erst dann wird das ausgewählte Feldstück im Kartenfenster zur Bearbeitung dargestellt. Das ist wichtig, um eine gute Perfomance zu gewährleisten und dem Landwirt nicht unnötige Datenmengen über das Modem zu schicken. Der Internetclient besteht aus einem Applet, das am Client ausgeführt wird (Java 2, ca. 400 kb).
3 634 A. Sinhuber, M. Bauer, C. Golias, T. Nemec, M. Ratzinger, G. Rauscher und T. Weihs Beschreibung des Landwirte-Moduls Der Landwirt steigt mit seiner Betriebsnummer und seinem PIN-Code ins eama ein. Dort kann er das INVEKOS-GIS durch Anklicken des GIS-Reiters auswählen. Dann stehen ihm mehrere Geschäftsprozesse zur Verfügung, aus denen er auswählen kann (siehe Abb. 1): Erfassen (Feldstücke, Schläge oder BHK-Flächen) Hofstelle verorten Plausi/Korrekturen erfassen Antrag fertig erfassen Grundstücksuche Gesamtansicht Beispiel Feldstück erfassen Wenn der Landwirt ein Feldstück erfassen möchte, dann kann er Feldstück erfassen auswählen (siehe Abb. 1), wo er noch einmal unterscheiden muss, ob er ein neues Feldstück erfassen will oder ein bestehendes Feldstück aus der Liste seiner Feldstücke erfassen möchte. Zum Erfassen eines neuen Feldstückes wird er über die Gesamtansicht des Betriebes geführt, dazu wird das MBR aus allen von ihm bewirtschafteten Grundstücken aus der DKM berechnet und dieser Ausschnitt dargestellt. Eine andere Möglichkeit, ein neues Feldstück zu erfassen, besteht darin, das betroffenen Grundstück aus der DKM zu suchen, was über die GST-Suche möglich ist. Wenn er ein bereits beantragtes Feldstück geographisch erfassen will, wird er zur Auswahlliste seiner im Vorjahr beantragten Feldstücke geführt und ein Vorschlag dieses Feldstückes auf DKM-Basis wird in der Karte dargestellt und als gesamtes Feldstück im Kartenfenster dargestellt. Dabei wird die zu übertragende Datenmenge optimal reduziert und beträgt je nach Maßstab zwischen 10 und 100 kb Aufbau des Kartenfensters Menüleiste der Karte Die Menüleiste der Karte besteht aus folgenden Funktionsgruppen (s. Abb.1. unten): Messen (Länge und Flächenausmaß) Editierfunktionen (Punkt verschieben, einfügen, löschen) Digitalisierungsfunktion (Insel ausnehmen, Feldstück löschen und neu zeichnen, undo) Attribut-Formular (Feldstücksnummer, -Name und -Nutzungsart) Speichern (in der Datenbank ) Zoomfunktionen (Maßstab eingeben, Zoom in, out, Fenster, Pan) Karteninhalte Rasterbilder: Als Hintergrundbild wird ein Rasterbild dargestellt. Je nach Maßstabsbereich wird im großen Maßstab das Orthofoto angezeigt, ab Maßstab 1: und kleiner werden die ÖK50, die ÖK200 oder die ÖK500 dargestellt. Das Rasterbild kann (aus Performancegründen) bei Bedarf auch weggeschaltet werden.
4 INVEKOS-GIS Ein Internet-GIS für Landwirte 635 Abb. 1: Menüführung im Landwirte-Modul
5 C A x 1x 8x 2x 9x 3x A 10x 4x 11x 5x 12x 6x 7x 1x 8x 2x 9x 3x B 10x 4x 11x 5x 12x 6x 636 A. Sinhuber, M. Bauer, C. Golias, T. Nemec, M. Ratzinger, G. Rauscher und T. Weihs DKM: Die DKM wir je nach Maßstabsbereich mit Nutzungsflächen und Grundstücksnummern dargestellt. Feldstücke: Die Feldstücksgrenzen werden immer dargestellt, je nach Layer (Erfasser) mit unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Schläge: Schläge werden nur im Menü Schläge erfassen dargestellt. 4.2 Technische Aspekte Systemarchitektur Abbildung 2 skizziert die Systemarchitektur des INVEKOS-GIS. Die Daten werden von zwei Datenbanken herausgelesen, geschrieben wird nur in die GIS-Datenbank. Das eama empfängt die eingeloggten Anwender und verwaltet die Zugriffsrechte über das Rechtesystem. Sowohl das eama als auch das INVEKOS-GIS arbeiten in einem Loadbalancing, um eine gute Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Die Orthofotos liegen im Filesystem auf einem eigenen Datenspeicher für alle Internetserver zugriffsbereit. Die Verbindung ins Internet geht über eine Firewall, personifizierte Daten werden über https übertragen. Firewall Landwirte-Modul Berater-Modul Kontroll-Modul Ethernet eama Applikationsserver eama Orthofotos Invekos-GIS Applikationsserver mit WF-Navigator Verwaltungs-Modul (AMA Sachbearbeiter) Browser basierend INVEKOS-GIS Datenbestände INVEKOS DB GIS Administration ORACLE 9i Abb. 2: Systemarchitektur INVEKOS-GIS im Überblick
6 INVEKOS-GIS Ein Internet-GIS für Landwirte Applikationsserver Die Menüführung läuft am Applikationsserver. Dort steht ein Workflow-Navigator, der den Benutzer sehr gezielt durch die möglichen Geschäftprozesse durchführt. Je nach gewünschtem Workflow werden für den Anwender die vorhandenen Feldstücke aus der DB geholt und zur Auswahl zur Verfügung gestellt. Nur für das ausgewählte Feldstück werden die Attribute übermittelt. Für das Feldstück wird das MBR (Minimum Bounding Rectangle) berechnet und die Geodaten für den Kartenausschnitt (maßstabsabhängig) zurückgegeben. Je nach Größe des Feldstückes und resultierendem Darstellungsmaßstab wird das Orthofoto, die DKM, die Grundstücksbeschriftung dargestellt. Diese maßstabs- und userabhängigen Darstellungsdefinitionen werden im Administrationstool für jedes Feature definiert Datenbank Sämtliche Daten, Definitionen und Berechtigungen stehen in Tabellen in der Oracle- Datenbank. Das INVEKOS-GIS-Datenmodell wurde dem bestehenden Datenmodell der Flächendaten (bisher ohne geographischen Bezug) sehr angenähert, damit die alten und neuen Daten auch zusammenpassen. Es werden alle Daten historisiert (datvon-datbis bzw. Förderart) abgelegt, wobei eine Minimierung der Anzahl der Datensätze angestrebt wird. Das Datenmodell für die DKM kommt aus dem DKM-Topo. 5 Ausblick Das Internet-GIS soll ab Juli 2004 in den Echtbetrieb gehen. Das Verwaltungsmodul ist als Zusammenführung einer Webforms-Anwendung und dem Internet-GIS geplant. Insgesamt sollen alle landwirtschaftlich genutzten Flächen Österreichs bis Ende 2005 erfasst werden und damit eine neue Datengrundlage als Ergänzung zur DKM darstellen. Literatur BEHR, F.-J. (2000): Strategisches GIS-Management. Grundlagen, Systemeinführung und Betrieb. 2. überarbeitete Auflage. Wichmann Verlag, Heidelberg CZERANKA, M. (2002): Erfolgreiches E-Government mit WebGIS. In: STROBL, J., BLASCH- KE, T. & G. GRIESEBER (Hrsg.): Angewandte Geographische Informationsverarbeitung XIV. Beiträge zum AGIT-Symposium Salzburg 2002, Wichmann Verlag, Heidelberg EU-VERORDNUNG: VO (EWG) 3508/1992 geändert durch die VO (EU) 1593/2000
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