Interinstitutionelle Kooperationen im Kinderschutz. Dr. med. Thorsten Wygold, MBA Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
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- Falko Gerhardt
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1 Interinstitutionelle Kooperationen im Kinderschutz Dr. med. Thorsten Wygold, MBA Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
2 Dr. med. Thorsten Wygold, MBA Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
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4 Themen des Vortrags Sind Kooperationen im Kinderschutz überhaupt erforderlich? Welche Voraussetzungen benötigt eine erfolgreiche Kooperation? Wo sind mögliche pitfalls? Kooperation erfordert Planung Kooperation mit wem?
5 Sind Kooperationen im Kinderschutz überhaupt erforderlich?
6 Sind Kooperationen im Kinderschutz überhaupt erforderlich? Die Zahl der Kindstötungen in Deutschland sinkt beständig: 2000: 293 Fälle 2006: 202 Fälle 2009: 97 Fälle (68 Kinder / 29 Jugendliche)
7 Sind Kooperationen im Kinderschutz überhaupt erforderlich? Die Zahl der Inobhutnahmen steigt beständig: 2004: Fälle 2008: Fälle 2009: Fälle (NS: 3016)
8 Sind Kooperationen im Kinderschutz überhaupt erforderlich? Ausgaben der Kommunen für Jugendhilfe explodieren (Quelle: SZ ): Bsp. Jugendamt München 2009: 193 Mill. hochgerechnet waren 167 Mill. Hauptkostenpunkt: Unterbringungsmaßnahmen 1996: 80 Mill.
9 Sind Kooperationen im Kinderschutz sinnvoll? Nutzung bereits bestehender Strukturen Nutzung der vorhandenen Kompetenzen Vertiefung der multiprofessionellen Zusammenarbeit Vermeidung von Redundanzen und Doppelstrukturen
10
11 Sozialministerium Land Niedersachsen Lenkungsausschuss des Sozialministeriums: Vertreter von 4 Kommunen und 1 Region 3 Vertreter des Sozialministeriums 1 Vertreter der Medizin (Kinderkrankenhaus auf der Bult) 1 Vertreter des Instituts für Sozialarbeit (ISA), Münster betreut und berät Koordinierungszentren für Kindesschutz: Hannover Braunschweig Lüneburg Oldenburg
12 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kooperation
13 Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kooperation ehrlicher Willen zur Veränderung Bereitschaft, die eigenen Strukturen grundsätzlich und vorbehaltlos infrage zu stellen und zu überprüfen Neugier auf neue Sichtweisen auf das selbe Problem und andere Bewertungen
14 Kooperation bedeutet eigene Grenzen und andere Kompetenzen zu akzeptieren die eigene Kompetenz anderen Fachgruppen so darzustellen, dass sie verstanden wird Kritik als konstruktiven Beitrag zu akzeptieren
15 Erfolgreiche Kooperation kann durchaus schmerzhafte Prozesse beinhalten
16 Wo sind mögliche pitfalls? Fühlen Sie sich einsam? Bilden Sie eine Netzwerkgruppe Sie können Nette Leute kennenlernen Interessante Gespräche führen Kaffee trinken Bunte Folien erstellen Sprechblasen üben Zeit totschlagen Sich wichtig fühlen Warum also noch alleine sein?
17 Falsches Verständnis von Kooperation Attraktive Problemlösung, wenn rasche Lösungen (z.b. von der Politik) verlangt werden Assoziation rascher Veränderungen durch die Aufforderung zur Kooperation: Kräfte bündeln als scheinbar bereits ausreichende Lösung Die Zusammenarbeit der Besten führt automatisch zum besten Ergebnis
18
19 Falsche Einstellung zur Kooperation unpräzise, unverbindliche und interessensgeleitete Auslegung des Kooperationsgedankens: Institutionen können sich ohne aufwändige Veränderungen zur Kooperation bekennen Ergebnisse aus der Kooperationsarbeit stellen den kleinsten gemeinsamen Nenner dar Nicht selten einziges Ergebnis, dass die verschiedenen Gruppen im Gespräch bleiben
20 Kooperation erfordert Planung
21 mit Hilfe einer Roadmap Was will ich erreichen (Zielvariablen)? Und in welchem Zeitraum (Projektphase)? Was kann ich leisten? Wen benötige ich, um meine Leistung zu verbessern? Welche vorhandenen Strukturen kann ich nutzen? Was ist bereits gut, was muss verbessert werden? So erreiche ich Verbesserung (Handlungsaufträge)
22 Interne Prozessstandardisierung AG Kindesschutz Externe Prozessstandardisierung Bestandsanalyse Bultinterne Kinderschutzgruppe AG Kindesschutz Kindergynäkologie Koop.vereinbarung Koordinierungszentrum für Kinderschutz Kompetenz, Aus- und Weiterbildung Hospitation Seminare Referenz Forschung Bestandsanalyse Epidemiologiestudie AG KiM Kongress 2010
23 Erfolgreiche Kooperation erfordert Projektmanagement Es gibt einen Anfang und ein Ende: Projektauftrag und Projektbeschreibung Es gibt eine verbindliche Projektstruktur und Prozessbeschreibungen Es werden theoretische und Grundlagenarbeiten durchgeführt (Bsp.: Regelung des Datentransfers) Es sind Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten definiert
24 Kooperation mit wem?
25 Bsp. Krankenhaus: welche Aktivität im Kinderschutz? Misshandlung Misshandlung Misshandlung Misshandlung ist vermeidbar droht ist aufgetreten droht erneut primäre sekundäre Behandlung, Nachsorge, Prävention Prävention tertiäre quarternäre Prävention Prävention
26 Ausschau halten: Vernetzung aber mit wem?
27 Koordinierungszentrum für Kinderschutz Hannover
28 Was ist gut, was muss verbessert werden? Projektauftrag: Verbesserung der Schnittstelle Medizin / Jugendhilfe
29 Projekt Bestandsanalyse Konzeptentwicklung und Überprüfung 36 Interviews in Hannover und Braunschweig mit Einzelfallanalyse 142 Fragebögen aus Hannover 120 Fragebögen aus Braunschweig
30 Bestandsanalyse: Ergebnisse Binnenstruktur Gute Infrastruktur der beteiligten Institutionen Mitarbeiter wissen über die internen Abläufe und Zuständigkeiten Bescheid Interne Abläufe sind im hohen Maße standardisiert Verbesserungspotential: Feste interne Ansprechpartner als Qualitätsmanager Supervisionsbedarf
31 Jugendhilfe: Kontaktaufnahme bei Kindeswohlgefährdungsverdacht Schule / KiTa Krankenhaus Kinderarzt
32 Jugendhilfe: fester Ansprechpartner KJD Sozialpsychiatrie freie Träger Schule / KiTa Krankenhaus Kinderärzte Hebamme Polizei Familiengericht Rechtsmedizin
33 Jugendhilfe: Bedeutsamkeit und Qualität der Kooperation Kollegen Bedeutsamkeit niedrig hoch andere intern Vorgesetzte KJD Sozialpsychiatrie unabhängige Einrichtungen Schule / KiTa Krankenhaus Kinderärzte Hebammen Polizei Familiengericht Rechtsmedizin hoch Qualität niedrig Jugendamt
34 Jugendhilfe: Bedeutsamkeit und Qualität der Prozesse Bedeutsamkeit niedrig hoch schriftliche Dokumentation wahrgenommener Gefährdungen Deutung von Sachverhalten Weitergabe eigener Informationen von Dritten Informationen erhalten Schutzmaßnahmen ergreifen bei Dritten Maßnahmen veranlassen Nachsorge Maßnahmen zur Risikoverminderung treffen Unterstützung / Beratung Dritter hoch Qualität niedrig
35 Kinderärzte: externe Kontaktaufnahme Kollegen Jugendamt Krankenhaus Hebamme Rechtsmedizin
36 Kinderärzte: fester Ansprechpartner Jugendamt KJD Sozialpsychiatrie freie Träger Schule / KiTa Krankenhaus Hebamme Polizei Familiengericht Rechtsmedizin
37 Kinderärzte: Bedeutsamkeit und Qualität der Kooperation Kollegen Bedeutsamkeit niedrig hoch andere intern Vorgesetzte KJD Sozialpsychiatrie unabhängige Einrichtungen Schule / KiTa Krankenhaus Kinderärzte Hebammen Polizei Familiengericht Rechtsmedizin hoch niedrig Jugendamt Qualität
38 Kinderklinik: externe Kontaktaufnahme Jugendamt Kinderarzt Polizei Rechtsmedizin
39 Kinderklinik: fester Ansprechpartner Jugendamt KJD Sozialpsychiatrie freie Träger Schule / KiTa Kinderärzte Hebamme Polizei Familiengericht Rechtsmedizin
40 Kinderklinik: Bedeutsamkeit und Qualität der Kooperation Kollegen Bedeutsamkeit niedrig hoch andere intern Vorgesetzte Jugendamt KJD Sozialpsychiatrie unabhängige Einrichtungen Schule / KiTa Kinderärzte Hebammen Polizei Familiengericht hoch Qualität niedrig Rechtsmedizin
41 Kinderklinik: Bedeutsamkeit und Qualität der Prozesse Bedeutsamkeit niedrig hoch schriftliche Dokumentation wahrgenommener Gefährdungen Deutung von Sachverhalten Weitergabe eigener Informationen von Dritten Informationen erhalten Schutzmaßnahmen ergreifen bei Dritten Maßnahmen veranlassen Nachsorge Maßnahmen zur Risikoverminderung treffen Unterstützung / Beratung Dritter hoch Qualität niedrig
42 Bestandsanalyse: Ergebnisse Strukturen der externen Kontaktaufnahme Hohes Interesse an Zusammenarbeit mit externen Institutionen (Jugendhilfe, Kinderklinik, Kinderärzte, Schulen, Kindertagesstätten) Weitergabe von Informationen an Dritte standardisiert Verbesserungspotential: Einholen von Informationen von Dritten nicht standardisiert Wird mit schlechter Prozessqualität beschrieben (Berufung auf Datenschutz und Schweigepflicht) Feste Ansprechpartner in den anderen Institutionen fehlen
43 Fazit Mögen hätten wir schon gewollt, aber dürfen haben wir uns nicht getraut.
44 Fazit
45 Handlungsempfehlungen an die Koordinierungszentren Rechtssicherheit im Datentransfer: Standardisierter Datentransfer und Informationsaustausch Routing: geregelter Prozess zur Kontaktaufnahme Qualitätssicherung: Sicherung des Höchstmaßes an Fachlichkeit
46 Umsetzung der Handlungsempfehlungen Kooperationsvereinbarungen: ÖGD, Kinderkrankenhaus auf der Bult, niedergelassene Kinderärzte, (MHH, Kinderklinik Neustadt) (Zertifizierung)
47 Fazit: erfolgreiche Kooperation schließt Lücken in der multiprofessionellen Zusammenarbeit, unterstützt vorhandene Strukturen und vermeidet Doppelstrukturen erfordert Techniken des Projektmanagements und der Prozessanalyse ist nicht easy-going
48 Fazit: erfolgreiche Kooperation sollte am ermittelten regionalen Bedarf ausgerichtet sein benötigt ausreichende finanzielle Mittel, die zielgerichtet, bedarfsorientiert und längerfristig eingesetzt werden erbringt keine kurzfristigen, dafür aber nachhaltige Ergebnisse
49 Fazit: erfolgreiche Kooperation führt zu einer nachweislichen Verbesserung ist dann zutiefst befriedigende Arbeit ist der Mühe wert
50 Fazit: Koordinierungszentren für Kinderschutz in Niedersachsen sind ein Erfolgsmodell haben die Zusammenarbeit beteiligter Institutionen nachhaltig verbessert müssen ausgebaut werden, um weitere potentielle Partner einzubinden benötigen aufgrund ihrer Leuchtturmfunktion eine Mitfinanzierung jenseits des kommunalen Etats
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