Grenzerfahru DOKU ZUM NATIONALFEIERTAG
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- Leon Kurzmann
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 DOKU ZUM NATIONALFEIERTAG Grenzerfahru Die Reise entlang unserer Grenze ist auch eine Reise in die Geschichte. Ein Universum von Interspot Film/ORF in Spielfilmlänge erzählt sie in wunderbaren, eindringlichen Bildern. Und hält manch Überraschendes bereit 12 N AC H L E S E
2 ng en Kilometer Österreich-Umfang. Und ein Blick über die Grenze aus der Steiermark F O T O : O R F/ I N T E R S P O T N AC H L E S E 13
3 Almen im Grenzgebiet: Kameramann Klaus Achter fängt Stimmungen ein. Ein großer Künstler, sagt Regisseur Gernot Lercher Internationales Gewässer: Im Bodensee wurden nie Staatsgrenzen definiert SALZBURG VORARLBERG TIROL Weiderechte seit 500 Jahren: Südtiroler Schafhirten bringen ihre Herden auf Nordtiroler Almen Erster Weltkrieg: Wanderweg am Kleinen Pal, erinnert an den Stellungskrieg 14 N AC H L E S E
4 OBERÖSTERREICH Eiserner Vorhang wird grünes Band: Am Plöckenstein hat der Borkenkäfer die jungen Bäume verschont Gate of Freedom: Das Tor der Freiheit erinnert an jene, die beim Fluchtversuch starben NIEDERÖSTERREICH Österreich BURGENLAND STEIERMARK Was vom Eisernen Vorhang blieb: Grenzerfahrungsweg Bildein KÄRNTEN Im südsteirischen Weinland: Die Grenze verläuft kreuz und quer durch die Weingärten F O T O S : O R F/ I N T E R S P O T N AC H L E S E 15
5 Von Beatrice Laschober Die österreichische Staatsgrenze hat eine Länge von km, liest man beim Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen ( Wie viele Kilometer ist ein Filmemacher unterwegs, um diese Grenze in ein Universum zu packen? Ungefähr , sagt Gernot Lercher. Eineinhalb Mal um die Welt also. Kreuz und quer durch Österreich zu den Drehorten, zur Recherche in Archive, zu Interviews mit vielen Zeitzeugen. Eine Reise entlang der Grenze ist auch eine Reise in die Vergangenheit. Es ist ja nicht groß, unser Land. Aber, sagt Gernot Lercher, wir nutzen die unglaubliche Vielfalt aus, die Österreich zu bieten hat. Landschaftlich, an Tieren, an Erlebtem: Jeder Mensch hat seine eigenen Grenz- Erfahrungen. Es gibt viel zu erzählen ist ein denkwürdiges Jahr, dies zu tun. Weil sich vor 25 Jahren Österreichs Grenzen zwar nicht verschoben, aber verändert haben und einst streng bewachte Todesstreifen heute streng geschützte Naturreservate sind. Wie jenes an der March. Grenzüberschreitend. Hier Österreich, dort die Slowakei. Wo vor nur einer Generation noch auf Grenzgänger geschossen wurde, kann man heute unbehelligt den Grenzfluss March queren. Seit zwei Jahren auch auf der Fahrradbrücke der Freiheit bei Schloss Hof. Seit Stacheldraht und Minenfelder Geschichte sind, bummeln auch wieder Exoten in unsere Wälder im Nordosten werden immer öfter Elche gesichtet. Den Berglern ist das Auswandern schon immer leichter gefallen. Anno 1948 war auf dem Kapuzinerberg mitten in der Stadt Salzburg ein Gamsbock aufgetaucht. Ob er von der österreichischen oder von der bayerischen Seite des Untersbergs kam? Jedenfalls hat er sich neu angesiedelt. Dank damals beigestellter steirischer Gamsgeiß beträgt die Population derzeit zehn Festspielstadt-Gämsen. Im Westen kennen die Steinböcke kein Hüben und Drüben. Zwischen Vorarlberg und dem Schweizer Kanton Graubünden erklimmen sie trittsicher Felsregionen, die sich der Mensch nur in alpinistischer Höchstleistung erarbeiten kann. Oder mit dem Mut der Verzweiflung: Im Zweiten Weltkrieg transportierten Schmuggler Lebensmittel auf heimlichen Wegen. Schweizer Zollhäuschen an ausgesetzten Stellen erinnern an die Versuche, sie zu erwischen. Über den mehr als Meter-Gipfel des höchsten Vorarlbergers, des Piz Buin, verläuft die Staatsgrenze zur Schweiz. Etwas einfacher gestaltet sich die Grenzüberschreitung im Osten Österreichs: am fast 900 Meter hohen Geschriebenstein im burgenländischungarischen Naturpark. DI, , Uhr, ORF 2 Universum: Österreich Land der grünen Grenzen TVTHEK 7 Tage zum Nachsehen auf TVthek.ORF.at T Grünes Band statt Stacheldraht: Auch Elche wandern wieder über die Grenzen denen man nie wusste, wie sie aufgelegt waren, erinnert sich der Winzer Alois Gross. Und die Weinlese fand unter der Aufsicht von Soldaten statt. Grenzen sind nicht immer so wichtig. Außer, man findet einen Schatz : 1991 gibt der Similaungletscher in den Ötztaler Alpen eine Jahre alte Mumie frei. Der Ötzi wird nach Innsbruck gebracht. Und Südtirol fordert eine Neuvermessung der Staatsgrenze. Nach dieser liegt der Fundort also bei unseren Nachbarn der Ötzi reist über den Brenner und ist jetzt in einer Bozener Kühlkammer zu besichtigen. Ja, die Südtiroler behaupten ihre Rechte. Auch jenes der Fernweidewirtschaft, die Transhumanz genannt wird: Seit 500 Jahren dürfen Südtiroler Schafbauern ihre Herden in Nordtiroler Alpentälern weiden lassen. Der Auftrieb im Frühjahr über den noch tief verschneiten Similaunpass ist ein Wagnis. Wenn im Herbst tausende Schafe den Rückweg antreten, ist das eine Touristenattraktion. Grenzen sind nicht wichtig. Nicht, wenn man weit weg ist von allem, was vom eigentlichen Dasein ablenken könnte. Die Kallbrunnalmen im Grenzgebiet werden von Salzburger und bayerischen Sennleuten gemeinsam bewirtschaftet. Man vergisst oft, dass man im Ausland ist, sagt die Sennerin Antonia Ostenrieder, weil die Sprache und der Dialekt ja recht ähnlich seien in der Gegend. Die Länge der österreichischen Staatsgrenze wird ohne Bodensee gemessen. Deutschland, die Schweiz und Österreich konnten sich nie auf eine definierte Staatsgrenze einigen. Das ist einzigartig in Europa. Nur wer anlandet, muss sehen, auf welches Land er seinen Fuß setzt. Gernot Lercher begleitet Österreichs einzige Bodenseefischerin Regula Bösch auf ihrer Fahrt in internationales Gewässer wo der Raum verfließt und wo man kein Zeitgefühl habe, meint sie. Mancherorts muss man die Zeit festhalten gegen das Vergessen: In den March-Auen steht das Tor der Freiheit zur Erinnerung an jene, die hier gestorben sind, weil sie über die Grenze wollten. Das Tor war eine Idee von Anton Srholec. Für seinen Fluchtversuch war er zwölf Jahre im Gefängnis. Für mich ist es das stärkste Denkmal zum Eisernen Vorhang, sagt Gernot Lercher. π Halt Staatsgrenze! Manche verwitterte Tafel steht noch an einst unpassierbarer Linie, die sich heute, vielleicht gerade deshalb, zum idyllischen Ort gewandelt hat. In der Südsteiermark verläuft die Grenze zu Slowenien durch die Weingärten. Die Bauern durften nach dem Ersten Weltkrieg selbst entscheiden, auf welcher Seite ihr Zuhause sein sollte. Stacheldraht gab es keinen, nur Grenzsteine. Und Grenzwächter, von F O T O : O R F/ I N T E R S P O T 16 N AC H L E S E
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