Selbstbestimmt Leben, Selbstbestimmt Lieben
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- Krista Pfaff
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Selbstbestimmt Leben, Selbstbestimmt Lieben Herausforderungen und Grenzen in der Begleitung von Partnerschaft und Sexualität Sylvia Arndt & Ute Herbst
2 Angebote der Diakonie Michaelshoven e.v. Angebote für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung Angebote für Menschen mit psychischer Erkrankung Jugend und Behindertenhilfe Michaelshoven ggmbh stationäre Plätze: ca. 270 ambulante Maßnahmen: ca. 250 darunter Betreutes Wohnen: ca. 170 Integrationshilfen e.v. stationäre Plätze:36 Betreutes Wohnen:50 Kooperation im Bereich Doppel- und Mehrfachdiagnosen 2
3 Konzeption Sexualität Begründung: Sexualität ist ein Thema, das uns in der Begleitung von Menschen mit Behinderung täglich begegnen kann. Als Ansprechpartner kann man mit intimen Fragestellungen und konkreten Wünschen oder Handlungen konfrontiert werden. Meist ist eine direkte Reaktion, eine Stellungnahme oder eine sofortige Standortbestimmung erforderlich. 3
4 Die Jugend- und Behindertenhilfe Michaelshoven ggmbh möchte durch das sexualpädagogische Konzept: zur Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität und Behindertenarbeit einladen Hilfestellung und Orientierung für die Arbeit an diesem Thema bieten den verantwortungsvoll und eigenverantwortlich geführten Bemühungen der Betreuer und Teams die notwendige Basis geben das Thema aus der Tabuzone herausheben Sicherheit entwickeln auf der Grundlage des Menschenbildes der JBM die Sexualität als Normalität und Recht eines jeden Menschen anerkennen Sexualität für die Menschen mit Behinderungen lebbar machen 4
5 Die Konzeption soll: Kriterien zum Handeln im institutionellen Kontext bereitstellen der Gesamteinrichtung und dem einzelnen pädagogischen Mitarbeiter als Bezugsrahmen zum Thema Sexualität, Schwangerschaft und Elternschaft von Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung dienen Sicherheit für das eigene Handeln vermitteln und Grenzen des Leistbaren aufzeigen Elternschaft Sc hwange rschaft Krisen und Trauma ta Sexualität 5
6 Ambulant betreutes Wohnen / Wohnsituation Jeder Nutzer lebt alleine oder mit Partner in seiner selbst angemieteten Wohnung und wird bedarfsorientiert ein- oder mehrmals die Woche dort von seinem Bezugsbetreuer unterstützt. Sexualität und Beziehung kann er hier in seinem Wohnraum eigenverantwortlich leben und bestimmen. Die Privatsphäre ist sichergestellt. Die Bezugsbetreuer haben eine beratende, begleitende Funktion, werden dadurch nur situationsbezogen, problemorientiert und entsprechend des Hilfebedarfs und der individuellen Zielformulierung tätig. 6
7 Mitarbeiterqualifikation im Umgang mit dem Thema die Nutzung von bereichsinterner Infrastruktur (Austausch mit Kollegen, Literatur) eine teaminterne Auseinandersetzung mit der sexualpädagogischen Konzeption, besonders auch über Grenzen der Begleitung die Einbeziehung des Themas in ihre konzeptionellen Überlegungen Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Sexualität und Elternschaft bei Menschen mit geistiger Behinderung als Anlaufstelle für externe und interne Anfragen, für Material, Literatur etc. die Teilnahme an Supervisionen, in denen auch das Thema Sexualität seinen Platz finden kann die Teilnahme an Fortbildungen zum Thema Sexualpädagogik die Auseinandersetzung mit der internen sexualpädagogischen Konzeption Nutzung interner und externer Infrastruktur (Beratungsstellen, z.b. Pro Familia) 7
8 Sexualpädagogische Leistungen Das Spektrum an sexualpädagogischen Leistungen wird nur Inhalt der Betreuung, wenn der Nutzer den Wunsch nach Beratung, Begleitung und Aufklärung äußert, bzw. bereit ist, diese anzunehmen. Die fachliche Begleitung orientiert sich an den Bedürfnissen des Nutzers und an den persönlichen Grenzen des Mitarbeiters. Auf Wunsch des Nutzers und/oder aus fachlicher Sicht ist eine gleichgeschlechtliche Beratung/Begleitung möglich. 8
9 Ambulant betreutes Wohnen Leistungen: Beratung, Gespräche zu Themen wie, Beziehungsfindung, Beziehungsgestaltung Verhütungsmethoden/ Sterilisation Risikovermeidung/Prophylaxe - Aids, Geschlechtskrankheiten Partnersuche, Partnerschaftsprobleme Aufklärung Kinderwunsch, Schwangerschaft und Elternschaft Umgang mit persönlichen sexuellen Bedürfnissen, auch in Bezug auf Fremd- bzw. Selbstgefährdung Begleitung, Vermittlung zu Gynäkologen Externe Stellen, wie Pro familia Schatzkiste 9
10 Fallbeispiel I: Bereich Wohnen Frau H., 30 Jahre, geistige Behinderung Frau H. ist älter als Herr T. und ihm intellektuell überlegen Herr T., 23 Jahre, geistige Behinderung, Persönlichkeitsstörung phasenweise verstärkter Alkoholkonsum lebt mit einer anderen Frau in 2er WG, zuvor Einzelwohnen BeWo im Rahmen BeWo lebt mit einem anderen Mann in 2er WG, zuvor stationäre Wohngruppe WG in gleichem Haus Frau H. und Herr T. seit ca. 1 Jahr ein Paar, Frau H. schwanger von Herrn T., getrenntes Wohnen wird weiterhin bevorzugt 10
11 Fallbeispiel I: Bereich Freizeit Frau H. Herr T. verbringen einen Großteil der Freizeit miteinander, starke Fixierung aufeinander Frau H. wünscht sich punktuell mehr Freiraum, Misstrauen in Partnerschaft Bezug auf Alkoholkonsum beratende Einzel-/ Paargespräche, Aufzeigen von Alternativen zur alleinigen Freizeitgestaltung, Schaffen gegenseitiger Akzeptanz / Verständnis füreinander Herr T. kann nicht verstehen und akzeptieren, dass Frau H. einen Teil ihrer freien Zeit allein bzw. mit ihrer Bezugsbetreuerin verbringen möchte ist stark auf sie fixiert, möchte freie Zeit nur mit Frau H. verbringen, Verlust anderweitiger Kontakte durch Partnerschaft verstärkte Konflikte insbesondere unter Alkoholeinfluss mit der Folge von Beziehungskrisen 11
12 Fallbeispiel I: Konflikte/Krisen häufige Kriseninterventionen verbale Aggressionen / Sachbeschädigungen mit Polizeieinsätzen / Ruhestörung / Beschwerden der Nachbarschaft unklare Situation Problemstellungen Problemstellungen: Aufrechterhaltung der Partnerschaft / Trennung Umgang mit Elternschaft / perspektivisch: Besuchsregelung Wohnraumsuche 12
13 Fallbeispiel I: Möglichkeiten / Grenzen der Partnerschaftsbegleitung Möglichkeiten: Gespräche / Reflektion (werden angenommen) Beratung / Therapie (derzeit nicht erwünscht) Krisenintervention (durch Rufbereitschaft abends / am Wochenende) Grenzen: Möglichkeiten der (vorübergehenden) räumlichen Trennung (insbesondere in Krisen) Fehlende bzw. unzureichende unterstützende ergänzende Angebote Kurzfristige Aufnahme einer externen / neutralen Beratung (Paar)beratung/- therapie (Therapieplatz / Finanzierung) Tatbestand der begrenzten intellektuellen Kompetenzen des Partners Fehlende Einsichtsfähigkeit und Mitwirkungsbereitschaft 13
14 Fallbeispiel II: Bereich Wohnen Frau P., 28 Jahre Psychische Erkrankung Diagnosen: Persönlichkeitsstörung und posttraumatische Belastungsstörung lebt im Wohnheim für psychisch kranke Frauen hat vorher in der Wohnung des Partners gelebt, ohne Betreuung hatte in der Vergangenheit mehrer Kurzaufenthalte in psychiatrischen Kliniken zur Krisenintervention ebenfalls mehrere Aufenthalte in Frauenhäusern oder Notaufnahmen Perspektive: Wechsel ins selbständige Wohnen mit ambulanter Betreuung/ BEWO 14
15 Fallbeispiel II: Bereich Freizeit/Tagesstruktur Fr.P nimmt im Wohnheim regelmäßig an tagesstrukturierenden Maßnahmen im Arbeitstraining und Freizeitbereich teil. Sie hat gerne Kontakt und braucht Menschen um sich. Alleinsein hält sie schlecht aus. Außenaktivitäten unternimmt sie nur in Begleitung von Betreuerinnen und/oder anderen Mitbewohnerinnen. Im geschützten Rahmen gewinnt sie langsam an Selbstvertrauen, ihre psychische Situation wird insgesamt stabiler. Fördermaßnahmen im Wohnheim: Unterstützende Gespräche zur Stärkung des Selbstwertgefühls Teilnahme am Selbstbehauptungsangeboten Sport zur Verbesserung des Körpergefühls Arbeitstraining im Pfortenbereich/Telefondienst 15
16 Fallbeispiel II: Konflikte/Krisen Fr. P.s Gefühle zum Thema Partnerschaft und Sexualität sind äußerst ambivalent. Sie sehnt sich nach Nähe, Vertrautheit und Zärtlichkeit. Sexualität macht ihr Angst. Der Kontakt zu Männern ist für sie unweigerlich mit Sexualität verknüpft. Beim Wechsel ins BeWo befürchtet das Alleineleben nicht zu ertragen und sich wieder in eine, für sie schädliche Beziehung zu stürzen. 16
17 Fallbeispiel II: Problemstellungen Verlust von Selbständigkeit und Eigeninitiative durch längerfristigen Heimaufenthalt. Schaffung eines Sicherheitsnetzes für das Leben in einer eigenen Wohnung Suche nach einer kleinen Frauen-WG mit BeWo 17
18 Fallbeispiel II Möglichkeiten / Grenzen Möglichkeiten: Frühzeitige Anbindung an externe tagesstrukturierende Maßnahmen im Bereich Arbeit und Freizeit Heranführung an therapeutische Bearbeitung der Grundproblematik z.b. Tagesklinik Grenzen: Möglichkeit bei Krise Schutzraum aufzusuchen, z.b. Notbett oder Krisenpension Möglichkeiten des fließenden Wechsels zwischen Wohnheim und BeWo, z.b. durch Beibehaltung der selben Bezugsperson Geschlechtsspezifische/frauenspezifische Angebote Paarberatung bei Eingehen einer neuen Partnerschaft 18
19 Weitere Problemstellungen im praktischen Alltag Fehlende bzw. unzureichende Aufklärung Sexuelle Mißbrauchs-/Gewalterfahrungen Gefahrenquellen (Ansteckungsgefahr, Internetchats etc.) Abhängigkeiten unter Partnern / unterschiedliche Erwartungen an Sexualität, Beziehung und Partnerschaft Sexuelle Wünsche an Betreuer Spezielle Neigungen Sexualität / Partnerschaft als Tabuthema in Elternkreisen und in der Öffentlichkeit / direkter Nachbarschaft 19
20 Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit! 20
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