Kriminalitätsbelastung in Augsburg Nutzen und Grenzen der Kriminalstatistik
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- Eleonora Bruhn
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1 Kriminalitätsbelastung in Augsburg Nutzen und Grenzen der Kriminalstatistik Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Kriminologie und Sanktionenrecht Lehrstuhl Prof. Dr. Johannes Kaspar Verfasser: Diana Santos / Fabian Peltzer
2 Inhaltsverzeichnis I. Kriminalstatistik a) Strafdelikte b) Ursachen a) Beispiel Augsburg b) Mögliche Verzerrungen Seite 1
3 I. Kriminalstatistik Amtliche, kriminologische Statistiken, die für bestimmte Gebiete staatlicher Strafverfolgungstätigkeiten aufgestellt werden Enthält Angaben über Art und Zahl der erfassten Straftaten, Tatort und Tatzeit, Opfer, Schäden, AQ, Alter, Geschlecht, Nationalität Polizeiliche Kriminalstatistik PKS, Strafverfolgungsstatistik, Strafvollzugsstatistik Seite 2
4 Strafverfolgungsstatistik: Statistik, die die gerichtlichen abgeurteilten Tatverdächtigen erfasst Abgeurteilte= Summe der Freigesprochenen und derjenigen Tatverdächtigen deren Verfahren eingestellt wurde sowie aller Verurteilen Strafvollzugsstatistik: Enthält Angaben über Personen, die eine Freiheits oder Jugendstrafe in einer Justizvollzugsanstalt verbüßen Über Alter, Geschlecht, Familienstand, Staatsangehörigkeit, Art und Dauer des Vollzugs, Art und Zahl der Straftaten Seite 3
5 Polizeiliche Kriminalstatistik: In der Öffentlichkeit meistbeachtetes Instrument Wird seit 1953 alljährlich vom Bundeskriminalamt (BKA) in Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern veröffentlicht Angaben über Art und Zahl der erfassten Straftaten, Tatort und Zeit, Opfer und Schäden, sowie Alter und Geschlecht Seite 4
6 I. Kriminalstatistik Dokumentation der Tätigkeit der befassten Institutionen Beobachtung/Überblick der Kriminalität Erlangung von Erkenntnissen für vorbeugende und verfolgende Kriminalitätsbekämpfung, organisatorische Planungen und Entscheidungen Seite 5
7 I. Kriminalstatistik Dunkelfeldproblematik Strafbares Verhalten, das polizeilich nicht registriert wird, kann entsprechend auch in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht auftauchen. Gesamtkriminalität bestehend aus: Dunkelfeld = Polizeilich nicht registriertes, strafbares Verhalten Hellfeld = Polizeilich registrierte Kriminalität Zahl der polizeilich registrierten Straftaten erlaubt keine Aussage über Gesamtzahl aller verübten Straftaten. Seite 6
8 I. Kriminalstatistik Dunkelfeldproblematik Keine konstante Beziehung von Hell und Dunkelfeld, Größe des Dunkelfelds abhängig von Deliktsart, Kriminalpolitischer Schwerpunktsetzung / Ressourcen der Polizei, Anzeigebereitschaft der Bevölkerung. Veränderungen kriminalstatistischer Werte können auf Veränderungen des Verhältnisses von Hell und Dunkelfeld bei gleichbleibender Gesamtkriminalität beruhen. Seite 7
9 I. Kriminalstatistik Unterschied von Tatverdächtigen und Verurteilten Von der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasste Delikte beruhen auf tatsächlichen und rechtlichen Einschätzungen der Polizei. Spätere Korrekturen durch die Justiz werden in der PKS nicht berücksichtigt. Vergleich der PKS mit Verurteilungsstatistiken nur eingeschränkt möglich. Seite 8
10 I. Kriminalstatistik Unterschied zwischen Tatverdächtigen und Verurteilten Strafbares Verhalten (Hell und Dunkelfeld) Hellfeld polizeilich registrierter Taten (PKS) Ermittelte Tatverdächtige (PKS) Abgeurteilte Verurteilte Quelle: Eigene Darstellung nach Bock, Rn Seite 9
11 Straftaten der Kinder (8 14 Jahre), Jugendliche (14 18 Jahre), Heranwachsende (18 21 Jahre) Anzahl Straftäter Kinder (K) Jugendliche (J) Heranwachsende (H) Jahr Seite 10
12 Anzahl Straftaten a) Strafdelikte Straßenkriminalität Gewalkriminalität Rauschgiftdelikte Verstoß gegen Waffengesetz Sachbeschädigung Brandstiftung Hehlerei Hausfriedensbruch Urkundenfälschung Erschleichen von Leisungen Diebstahl gefährliche Körperverletzung Raub 0 Kinder < 14 Jahren (K) Jahre (J) Jahre (H) Täteralter Seite 11
13 a) Strafdelikte Anteil der Jugendlichen: Diebstahl 24,10 % ; Erschleichen von Leistungen 17,20 %, Straßenkriminalität 13,50 % sichtbare, offene Bagatelldelikte Körperverletzung, Ladendiebstahl, Erschleichen von Leistungen, Sachbeschädigung % der Taten in Gruppen Seite 12
14 b) Ursachen Erforderliches Unterscheidungsvermögen zwischen Recht und Unrecht fehlt Weitere Faktoren: zerrüttete Familienverhältnisse Schlechtes Beispiel der Eltern PC Spiele Freunde Seite 13
15 a) Beispiel Augsburg Beispiel Augsburg [ ] ergibt sich mit 27 % ein immer noch deutlich überproportionaler Anteil der Nichtdeutschen an den ermittelten Tatverdächtigen. Der Anteil (gemeldeter) Nichtdeutscher an der Bevölkerung im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord beträgt 9,8 % (Stand: ). Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Schwaben Nord 2014 Seite 14
16 a) Beispiel Augsburg Bevölkerung* und Tatverdächtige in Augsburg (Stadt) nach Nationalität, 2014 Bevölkerung mit Wohnsitz Augsburg Tatverdächtige von Fällen mit Tatort Augsburg Absolut Prozent Absolut Prozent Deutsch Nichtdeutsch Summe * Amtliche Einwohnerzahl basierend auf Zensus 2011, Stichtag Quelle: Eigene Darstellung nach BKA Grundtabelle deutsche Tatverdächtige Städte; BKA Grundtabelle nichtdeutsche Tatverdächtige Städte; Stadt Augsburg, S. 20. Seite 15
17 b) Mögliche Ursachen a) Vergleich von Werten trotz unterschiedlichem örtlichem Bezug Vergleich der in Augsburg gemeldeten Wohnbevölkerung (Wohnort) mit allen Tatverdächtigen von in Augsburg begangenen Straftaten (Tatort). Außerhalb Augsburgs wohnhafte Verdächtige einer in der Stadt registrierten Tat können den Vergleich verzerren. b) Mögliche Verzerrung durch selektive Kontrolle Für verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich hohes Risiko als Täter einer Straftat entdeckt zu werden infolge etwaiger polizeilicher Verdachtsstereotypen. Möglicherweise unterscheidet sich weniger die Häufigkeit tatsächlichen kriminellen Verhaltens als das Entdeckungsrisiko abhängig von der Nationalität. Seite 16
18 b) Mögliche Ursachen c) Ausländerspezifische Delikte Berücksichtigung von Delikten, die von deutschen Staatsbürgern typischerweise nicht verwirklicht werden oder nicht verwirklicht werden können. Tatverdächtige gesamt, ohne Straftaten nach Schlüsselzahl und Bevölkerung in Augsburg (Stadt) nach Nationalität, 2014 Bevölkerung in Augsburg Tatverdächtige Tatort Augsburg Tatverdächtige ohne ausländersp. Delikte Absolut Prozent Absolut Prozent Absolut Prozent Deutsch Nichtdeutsch Summe Quelle: Eigene Darstellung nach BKA Grundtabelle deutsche Tatverdächtige Städte; BKA Grundtabelle nichtdeutsche Tatverdächtige Städte; Stadt Augsburg, S. 20. Seite 17
19 Quellen: Albrecht, Peter Alexis BKA (Hrsg.) Kriminologie, Eine Grundlegung zum Strafrecht, 4., neu bearbeitete Aufl. München Tatverdächtige deutsch nach Alter ausgewählte Straftaten/ gruppen Städte ab Einwohner, (zit.: BKA Grundtabelle deutsche Tatverdächtige Städte). BKA (Hrsg.) Tatverdächtige nichtdeutsch nach Alter ausgewählte Straftaten/ gruppen Städte ab Einwohner, (zit.: BKA Grundtabelle nichtdeutsche Tatverdächtige Städte). Bock, Michael Kriminologie, Für Studium und Praxis, 4. Aufl. München Eisenberg, Ulrich Kriminologie, 6., neu bearbeitete Aufl. München Göppinger, Hans/ Kriminologie, 6., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Aufl. Bock, Michael (Hrsg.) München Kunz, Karl Ludwig Kriminologie, 6., vollständig überarbeitete und aktualisierte Aufl. Bern u.a Neubacher, Frank Kriminologie, 2. Aufl. Baden Baden Polizeipräsidium Sicherheitsbericht 2014, Augsburg Schwaben Nord (Hrsg.) Stadt Augsburg (Hrsg.) Statistisches Jahrbuch der Stadt Augsburg 2014, Seite 18
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