Rede von Bürgermeister Franz Huhn aus Anlass des Appells zum 55- jährigen Bestehen des Wachbataillons am 30. Juni 2012
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- Klaudia Ulrike Günther
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Rede von Bürgermeister Franz Huhn aus Anlass des Appells zum 55- jährigen Bestehen des Wachbataillons am 30. Juni Es gilt das gesprochene Wort - Wegfall der Wehrpflicht, internationale Verantwortung, Neuorganisation und Auflösung von Standorten - all dies sind wichtige Themen, welche die Zukunft der Bundeswehr, die aktuelle Debatte über neue Herausforderungen und Aufgaben bestimmen. Doch die Zukunft, sie ist für mich nicht das entscheidende Thema in dieser Stunde. Heute steht Rückschau an. Heute gilt es, inne zu halten. Einen Blick zurück zu werfen. Zurück in die Vergangenheit. Auf 55 Jahre Gemeinsamkeit. Auf die Geschichte des Wachbataillons. Auf eine Geschichte, die auf das engste mit einer Stadt verbunden ist. Mit unserer Stadt. Mit Siegburg. Es ist eine gemeinsame Geschichte. Und der Blick zurück auf sie, auf fünfeinhalb Jahrzehnte Verbundenheit und Zusammengehörigkeit, er erfüllt mich mit zwei Gefühlen:
2 Es ist ein wenig Stolz. Und es ist vor allem tiefer Dank. Stolz, dass Siegburg seine Verantwortung als Garnisonsstadt stets mit innerer Überzeugung, mit Liebe und höchstem Respekt hat erfüllen dürfen. In tiefem Bewusstsein um die hohe Bedeutung des Wehrdienstes in einer demokratischen Parlamentsarmee. Dank an das Wachbataillon und die Bundeswehr, die uns stets willkommene und selbstverständliche Teile dieser Stadt gewesen sind. Das Siegburger-Wachbataillon. Diese Wörter hängen für die Bürger unserer Stadt einfach zusammen. Und sie werden es noch auf viele Jahre sein. So schnell geht uns Siegburgern das Gewesene, das gemeinsam Erlebte, das Verbindende nicht aus dem Kopf. Und schon gar nicht aus unserem Herzen. Die Soldaten dieser Traditionseinheit, sie haben den Namen unserer Stadt in alle Welt hinaus getragen. Und sie haben ein Bild der Bundesrepublik mitbestimmt, dass geprägt ist von politischen Leitbildern wie - Verantwortung für den Frieden, - für den Staatsbürger, der es auch in einer Uniform ist, - für demokratische Verankerung in einem internationalen Bündnis, - für Partnerschaft und Kooperation in dem Teil der Welt, der sich dem Wert der unantastbaren Menschenwürde und dem Respekt vor der Schöpfung unabänderlich verpflichtet fühlt. Dieses Bild unseres Landes haben Sie der Welt gesandt. Es ist ein Bild des Friedens, auf das die Deutschen stolz sein dürfen. Und es ist auch kleines, kleines Bild dieser Stadt Siegburg, die als Heimat des Wachbataillons mit ihrem rheinischen Geist und Lebensgefühl, mit ihrem Respekt und ihrer Herzlichkeit, mit ihrer Zugehörigkeit, mit ihrer Soldidarität, mit ihrer Verbundenheit und Anteilnahme - die Entwicklung dieser Einheit nicht nur verfolgt, sondern aktiv begleitet hat.
3 Dankbarkeit und Stolz empfinde ich darüber, dass dies nicht in erster Linie eine Frage von Vereinbarungen und Verlautbarungen, von Erklärungen und Verträgen, von hehren Reden und komplizierten Übereinkünften gewesen ist. Dankbarkeit und Stolz empfinde ich darüber, dass all dies gelebt wurde. Gemeinsam gelebt wurde. Wie selbstverständlich, unspektakulär. Im Alltag. Im gemeinsamen Alltag. Wie viele Soldaten, die zu Ihrem Dienst in der Bundeswehr nach Siegburg gekommen sind, haben hier eine neue Heimat gefunden. Haben Familien gegründet. Jedenfalls unser Siegburg ins Herz aufgenommen, wenn die späteren Lebenswege woanders hinführten. Und wie selbstverständlich ist die Garnison für die Siegburger Teil ihrer Stadt geworden, in der die Soldaten Mitbürger sind. Das ist die eigentlich große Leistung. Der gemeinsame Weg. Das kann keiner verordnen. Mit keinem Parlamentsgesetz. Mit keinem Tagesbefehl. Und mit keinem Ratsbeschluss. Das muss gefühlt und gelebt werden. Tag für Tag. Es gibt Städte, es gibt Bevölkerungen da ist ein Bundeswehrstandort ein Wirtschaftsfaktor. Nicht mehr, nicht weniger. Es gibt Städte, da spielt sich das Leben einer Garnison hinter hohen Mauern und Schranken ab. Da weiß man nichts voneinander. Da will man nichts voneinander wissen. Wir haben 55 Jahre zusammengelebt. Als Partner, als Freunde, als Weggefährten. Die Präsentation von Wachbataillon und Stabsmusikkorps in der Öffentlichkeit, bei hohen und höchsten miltärischen Zeremonien, von der öffentlichen Vereidigung neuer Wehrdienstleistenden bis zum Zapfenstreich, es waren stets Ereignisse, an denen die Siegburger zu Abertausenden Anteil genommen haben Menschen waren es etwa beim 900-jährigen Stadtjubiläum hier auf auf diesem Markt.
4 Wie eindrucksvoll. Und wie treffend. Das Wachbataillon als Teil der Stadtgeschichte. Spalier haben die Siegburger bei ihrem ersten Marsch durch die Straßen der Kreisstadt gestanden. Ein wenig neugierig, aber mit offenen Armen. Und Sie haben bekundet, wie sehr sie ihre neue Heimat schätzen. Dass sie mit ihr Verbundenheit empfinden, gute Beziehungen zu den Menschen suchen, ja dass Siegburg eines wird: Das Zuhause! 55 Jahre Wachbataillon heißt nicht 55 Jahre Siegburg. Das sind ja leider nur, dieses Wörtchen nur- steht selbstverständlich in den berühmten Anführungszeichen, 53 Jahre. Die erste Zeit, mit 15 Mann, begann ja im Februar 1957 in einem Barackenlager in Rheinbach. Zu uns gekommen sind Sie im Februar Es war an der Luisenstraße auch ein Beginn in Barackenlagern. Siegburger Zeitzeugen wissen: Es waren Unterkünfte ehemaliger Zwangsarbeiter. Auch dies ein Bild von tiefer Symbolik. Die Behausung der Opfer von Naziwillkür und Kriegswahnsinn, von Unterdrückung und Verfolgung, sie wird zur Heimstätte der künftigen Diener der Freiheit in einem heranwachsenden demokratischen und sozialen Rechtsstaat. Freiheit gibt es nicht ohne Frieden. Und der Sicherung des Friedens ist die Bundeswehr verpflichtet. In einer Welt, die niemals nur eine des Friedens war und wohl auch leider nie sein wird. Ohne Souveränität nach außen gibt es auch im Inneren keine Freiheit. Ohne innere Freiheit gibt keine soziale Teilhabe, und auch keinen sozialen Frieden. Mit ihrem Auftrag ist die Bundeswehr die Dienerin der Freiheit und des Friedens. Sie steht für den freiheitlichen Staat des Friedens, dessen Farben Schwarz-Rot-Gold sind. Einer Trikolore, zu der im zusammengewachsenen Deutschland die Menschen heute ein normales, entspanntes Verhältnis gewonnen haben. Schwarz-Rot-Gold geht zurück bis auf das Hambacher Fest, wo vor nunmehr 180 Jahren, im Mai 1832, vornehmlich von Studenten, die ersten deutlichen Forderungen nach einem von Fürstenwillkür freien nationalen und demokratischen Staate laut wurden. Bis wir seiner teilhaftig werden durften und dürfen, musste Deutschland, musste die Welt durch unendliches Leid und Grauen. Nehmen wir daher einen Tag wie heute auch zum Anlaß eines besonderen Dankes.
5 Bei aller Aufgeregtheit in den Weltenläufen, bei aller Verdrossenheit über Politik und Wirtschaft: Wir leben in Frieden. Wir leben in Freiheit. Das haben wir auch unserer Bundeswehr als demokratischer Parlamentsarmee zu verdanken. Und ein kleiner Teil dieser Geschichte wurde auch in Siegburg geschrieben. Wir haben 55 Jahre zusammengelebt. Als Partner, als Freunde, als Weggefährten. Nichts wird uns diese Erinnerung nehmen können.
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