Ansprache Landrat Günter Rosenke, 20.April 2009, Uhr Kreisverwaltung Euskirchen Thema: Mobilitätsmanagement für Senioren
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- Annika Straub
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1 Ansprache Landrat Günter Rosenke, 20.April 2009, Uhr Kreisverwaltung Euskirchen Thema: Mobilitätsmanagement für Senioren (es gilt das gesprochene Wort) Anrede, Begrüßung, Der Kreis Euskirchen setzt sich bereits seit mehreren Jahren und seit 2008 verstärkt mit dem Thema Demographie und den Auswirkungen des demographischen Wandels auf allen Planungsebenen auseinander. Es wird erwartet, dass die Altersgruppe der über 65-Jährigen im Kreis Euskirchen bis 2025 um 33% ansteigen wird. Dies bedeutet, dass im Jahr 2025 bereits ca. ein Viertel der Bevölkerung des Kreises Euskirchen über 65 Jahre alt sein wird, dies sind ca Einwohner. In 2007 war dies nur knapp ein Fünftel der Bevölkerung. Somit wächst die Zielgruppe unseres Projektes, nämlich die Gruppe der Seniorinnen und Senioren, weiter an. Die Ausgestaltung der Mobilität auf die Bedürfnisse von Seniorinnen und Senioren gewinnt daher immer mehr an Bedeutung. Mobilität ist dabei ein weit gefasster Begriff. Hierzu zählt nicht nur mobil sein mit dem eigenen Auto, sondern auch die Fortbewegung zu Fuß, mit dem Fahrrad sowie mit Bus und Bahn. Leider zeigen die Statistiken der vergangenen Jahre, dass Unfälle bei den Senioren im Radverkehr ansteigen. Bei den Rad fahrenden Senioren beträgt die Verursacherquote ca. 50%. Ursachen der Seniorenunfälle bei der PKW-Nutzung sind insbesondere: Mangelnder Abstand Missachten der Vorfahrt Fehler beim Abbiegen und Wenden Dagegen spielen bei Senioren die Ursachen überhöhte Geschwindigkeit oder Fehler beim Überholen kaum eine Rolle. Neben der Mobilität mit dem eigenen Auto oder dem Fahrrad, bieten sich durch den Öffentlichen Personennahverkehr (kurz ÖPNV) im Kreis Euskirchen weitere Möglichkeiten. Der ÖPNV ist im Kreis Euskirchen durch eine umfassende Palette an Angebotsformen geprägt. Ich möchte hier nur auf einige Punkte kurz eingehen. Herr Puderbach, der Geschäftsführer der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), wird im Anschluss ausführlich die nachfrageorientierte Angebotsform des TaxiBusses
2 1 vorstellen, die 2002 im Kreis Euskirchen mit einem stündlichen Angebot erfolgreich eingeführt wurde. Übrigens haben wir vor drei Wochen den 1-millionsten TaxiBus-Fahrgast begrüßt! Das System, das wie ein normaler Linienbus auf einem Linienweg von Haltestelle zu Haltestelle bedient wird, aber nur fährt, wenn sich ein Fahrgast vorab telefonisch anmeldet, erfreut sich einer guten Nachfrage. Vielleicht kann diese durch das Projekt noch weiter verbessert werden. Wesentliches Rückgrat des ÖPNV bilden im Kreis Euskirchen die beiden Schienenstrecken Köln Euskirchen Gerolstein sowie Bonn Euskirchen Bad Münstereifel. Hierdurch werden 8 der 11 Kreiskommunen an den überregionalen Schienenverkehr angeschlossen. Die barrierefreie Ausgestaltung der Bahnhöfe ist für den Kreis Euskirchen oberstes Ziel. Der Bahnhof Euskirchen wird derzeit umgebaut, der Bahnhof in Weilerswist folgt in den kommenden Jahren. Auch für die Bahnhöfe Mechernich und Kall sowie die weiteren setzt sich der Kreis gegenüber der Bahn für einen barrierefreien Ausbau ein. Seit 1998 verbindet der Schnellbus SB98 die Städte Euskirchen und Zülpich mit Düren, so dass hier die fehlende Schienenverkehrsverbindung mit einem schnellen Punkt zu Punkt Angebot im Stundentakt ersetzt wird. Die Kreise Euskirchen und Düren streben gemeinsam die Reaktivierung der Schienenstrecke Euskirchen - Zülpich - Düren an. Vorgesehen ist, zur Landesgartenschau 2014 einen Veranstaltungsverkehr aufzunehmen. Ob eine endgültige Reaktivierung möglich wird, hängt von Entscheidungen und Finanzierungsmöglichkeiten des Landes und des Zweckverbandes Nahverkehr Rheinland (NVR) ab. Sicherlich kennen Sie auch die Regionalverkehrslinien. Diese ergänzen das Schienenangebot und stellen überwiegend Direktverbindungen zwischen den Hauptorten her. Zudem übernehmen diese Linien eine ergänzende Erschließungsfunktion sowie die Aufgabe der Schülerbeförderung. Ca. 80% der Leistung wird dabei durch die RVK oder im Auftrag der RVK erbracht. Als kleinste Einheit im ÖPNV ist das Anruf-Sammeltaxi, kurz AST, zu nennen. Das AST wurde 1998/1999 in 8 der 11 kreisangehörigen Kommunen eingerichtet. Das AST fährt nur innerhalb der Kommunengrenzen und verbindet nach einem bestehenden Fahrplan die Ortsteile mit dem Hauptort und in entgegen gesetzter Richtung. Die Fahrgäste werden nicht an einer Haltestelle abgesetzt, sondern bis vor die Haustür, den Arzt oder den Supermarkt gefahren, so dass dieses Angebot auch häufig von Senioren genutzt wird. Für die Haustür-Bedienung wird ein Komfortzuschlag zusätzlich zum normalen ÖPNV-Tarif fällig. Das AST ergänzt das übrige ÖPNV-Angebot vor allem in den Ortsteilen, in denen keine Linienbedienung möglich ist und fährt auch zu den Zeiten, zu denen der übrige ÖPNV nicht im Einsatz ist. Die Bedienung besteht somit vor allem in den Abendstunden und am Wochenende.
3 2 Das AST fährt nur nach vorheriger Bestellung und wird in Kooperation mit dem ortsansässigen Taxigewerbe mit PKW und Kleinbussen erbracht. Durch die flexible Bedienungsform des AST kann die Mobilität im ländlichen Raum ergänzend zum TaxiBus gesichert werden. Dies ist vor allem für die ältere Bevölkerung im ländlichen Raum wichtig. Das AST bietet Senioren viele Vorteile: Durch den direkten Fahrerkontakt können Hilfestellungen beim Ein- und Ausstieg gegeben werden. Durch die kleineren Fahrzeuge besteht ein höherer Fahrkomfort und durch die Haustürbedienung ergibt sich für die Fahrgäste eine größere Sicherheit, da z.b. der Fahrer auf Wunsch im Dunkeln auch abwarten kann, bis der Fahrgast das Haus betreten hat. Abschließend möchte ich auch den Nationalpark-Shuttle, den SchnellBus SB82 von Kall über Gemünd nach Vogelsang, hervorheben. Dieser dient dem Freizeitverkehr und verbindet den Bahnhof Kall mit der Anlage Vogelsang. Dort kann entweder die Anlage Vogelsang besichtigt oder eine Wanderung im Nationalpark Eifel gestartet werden. So viel zum Status quo im Bereich ÖPNV. Wir wollen uns aber in allen Bereichen der Mobilität für Seniorinnen und Senioren weiterentwickeln. Wir müssen uns also die Frage stellen: Wie sieht die Zukunftsaufgabe der kommunalen Seniorenmobilität aus? Vor einer Beantwortung, möchte ich Ihnen folgende Fragestellungen als Denkanstöße geben: Rufen wir uns noch einmal ins Gedächtnis: Mobilität umfasst Gehen, Radeln, Auto- aber auch Bus- und Bahnfahren. Was ist, wenn der eigene PKW nicht mehr genutzt werden kann? Wie kann ich dann eigenständig mobil sein? Wo bekomme ich die Informationen zu weiteren Mobilitätsangeboten, an wen kann ich mich wenden? Welche Probleme ergeben sich für mich? Aufgrund der erwarteten demografischen Entwicklung in den Kommunen des Kreises Euskirchen ist es erforderlich, das Verkehrssystem insbesondere für Nicht- Motorisierte Verkehrsteilnehmer stärker auf die Belange der noch mobilen Senioren auszurichten. Ziele des Projektes Kommunales Mobilitätsmanagement für Senioren sind daher: Die Bereitstellung einer funktionierenden, einfach zu verstehenden Angebotsalternative zum motorisierter Individualverkehr Schaffung einer weitreichenden Barrierefreiheit für den ÖPNV Schaffung von Anreizen zum Umstieg auf bislang weniger bekannte alternative Verkehrsangebote
4 3 Die Anpassung der Verkehrssicherheitsarbeit an die veränderten demografischen Rahmenbedingungen. Umsetzung eines integrierten Ansatzes zur seniorengerechten Ausgestaltung des Verkehrsraums Seniorengerechte Angebote im Radverkehr für Freizeit und Alltag Die Erfüllung dieser Ziele kommt im Übrigen natürlich auch allen anderen Verkehrsteilnehmern zu Gute. Wir sind für die Erfüllung dieser Aufgabe auf Ihre Erfahrungen und Ihre Unterstützung angewiesen. Folgende beispielhaft aufgeführte Themen würden wir gerne mit Ihnen diskutieren: Wie erreichen wir zunächst die Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren? Wie sollten z.b. Fahrpläne für den ÖPNV aussehen, so dass auf einen Blick die individuellen Verbindungen erkennbar sind? Die Aushangfahrpläne im Anruf-Sammeltaxi des Kreises wurden bereits überarbeitet. Gibt es weiteren Änderungsbedarf? Welche Zugangshemmnisse bestehen für die Nutzung des ÖPNV? Wie können diese reduziert oder beseitigt werden? Welche Probleme gibt es bei der Radwegnutzung oder auf dem Weg zur Haltestelle? Gibt es einfache Mittel zur größeren Verkehrssicherheit? Welche Maßnahmen können das Sicherheitsempfinden verbessern? Wo gibt es Probleme im Straßenverkehr/ an den Haltestellen? Sind genügend Überwege vorhanden? Sind ausreichend Sitzmöbel an den Haltestellen vorhanden und sind diese seniorengerecht? Sicher werden wir nicht alle Probleme auf einmal lösen können. Aber dieses Projekt soll den Anfang bilden, um einen Entwicklungsprozess zu beginnen und weiter zu etablieren.
5 4 Zudem soll ein Ziel sein, ein Netzwerk zu etablieren, dem Fachleute aus Kommunen und Institutionen sowie Ehrenamtler und die Senioren selbst angehören. Durch Arbeitskreise sollen dabei zunächst Problempunkte aufgezeigt und Lösungsvorschläge erarbeitet werden. Hierzu gehört z.b. die Prüfung von Straßenräumen, Haltestellen und Fahrradwegen auf Seniorenbelange. Als fahrradfreundlicher Kreis ist der Kreis Euskirchen immer bestrebt, die Sicherheit und Verständlichkeit von Fahrradwegen weiter zu verbessern. Im infrastrukturellen Bereich bieten sich die Themen Beschilderungen und Markierungen sowie die barrierefreie Ausgestaltung von Anschlüssen an das ÖPNV- Angebot an. Für den ÖPNV steht vor allem die transparentere Information der Fahrplanmedien im Vordergrund. Das ÖPNV-Angebot des Kreises ist für einen solch ländlich strukturierten Kreis vorbildlich, auch wenn sicherlich der ein oder andere Fahrgastwunsch nicht erfüllt werden kann. Der Kreistag hat im Dezember vergangenen Jahres das bestehende Angebot erneut beschlossen und festgeschrieben. Von daher ist es nicht das Ziel des Projektes, das ÖPNV-Angebot weiter auszubauen, sondern dem Fahrgast den Zugang zum ÖPNV zu erleichtern. Ich betone: Seniorengerechte Angebote und eine seniorengerechte Infrastruktur gewinnen aufgrund der aufgezeigten demographischen Entwicklung immer mehr an Bedeutung! Ziel der kommunalen Seniorenmobilität ist daher, den Seniorinnen und Senioren heute und zukünftig das bestehende Angebot näher zu bringen, das Labyrinth aus Informationen, Fahrplänen und Angeboten zu entzerren und die Nutzung der vorhandenen Infrastruktur gemeinsam zu prüfen und zu verbessern. Diese Zukunftsaufgabe ist eine Herausforderung für uns alle. Lassen Sie uns dieses Thema gemeinsam angehen und gestalten, um langfristig das Netzwerk für das Kommunale Mobilitätsmanagement für Senioren erfolgreich zu etablieren. Der heutigen Auftaktveranstaltung wünsche ich einen guten Verlauf und gute Ergebnisse. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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