Ölsaatenhandelstag am 18./19. September 2012
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- Elisabeth Weiner
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1 NETZWERK INNOVATION SERVICE Bundeslehranstalt Burg Warberg e.v., An der Burg 3, Warberg Tel /961100, Fax 05355/961300, Ölsaatenhandelstag am 18./19. September 2012 Quo Vadis Biokraftstoff? Bewertung der Perspektive von Biokraftstoff Stephan Arens
2 Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. Quo Vadis Biokraftstoff? Bewertung der Perspektive von Biokraftstoff Stephan Arens UFOP e.v. Berlin Ausgangssituation Biodiesel aus Raps ist eine Erfolgsgeschichte! bedingt durch Flächenstillegungsverpflichtung in 90er Jahren und Nutzung der Flächen als NaWaRo-Raps aber auch durch Vereinbarung von Klimaschutzzielen in EU CO2-Minderungsvorgabe: 10 % (bis 2020) bzw. 40 % (bis 2050) Positive Folgen dieser politischen Vorgaben Innovationsschub in der Rapszüchtung / Steigerung des Anbaus Durch Nutzung des Koppelprodukts verbesserte Versorgung mit heimischem Eiweißfuttermittel Einführung eines QM-Systems zur Sicherung der Kraftstoffqualität Bau vieler Verarbeitungsanlagen, oft dezentral Anstieg der Biodieselabsatzes bis zu 3,3 Mio. t (B100+Beimischung) 1
3 Biodieselabsatz Marktlage - Auswirkungen Zahlen zeigen negative Auswirkung der steuerpolitischen Entscheidung 2005/06: Reinkraftstoffmarkt nach Ende Steuerbefreiung (KOA- Vertrag große Koalition) quasi zusammengebrochen Viele Biodieselanlagen stehen still dezentrale Ölmühlen massiv betroffen Marktanteil: DK (Beimischung + Reinkr.+PÖL) bei 7,5 % OK (Beimischung + Reinkr.) bei 6,5 % noch offen: Bedarf an Reinkraftstoff für Quotenerfüllung (unklar: HVO-Menge im Markt) 2
4 Kalkulation der Biokraftstoffquote Angaben in t 6,25 % ab 2010 Anteil Biokraftstoffe (Kal %) ,25 % Bioethanol Biodiesel (7 Vol %) Ist 2009 Ist (30% E10) 2011 (60% E10) 2011 (90% E10) B100 + PÖL + HVO Politische Rahmenbedingungen I Energetische/THG-Quote Angenommene Bandbreiten der durchschnittlichen THG-Minderung: 2015/16: 40% bis 60%, : 50% bis 70%, 2020: 60% bis 80%. 3
5 Politische Rahmenbedingungen II Memorandum BDBe, UFOP, VDB Biokraftstoff- und Treibhausgasminderungsquoten 10,00% 9,00% 8,00% 7,00% 6,00% 5,00% 7,00% 7,25% 7,50% 4,50% 7,75% 5,00% 8,00% 5,50% 8,25% 6,00% 8,50% 6,50% 9,00% 7,00% 9,50% 7,55% 10,00% 8,00% 4,00% 3,00% 2,00% 1,00% 0,00% Biokraftstoffquote Treibhausgasminderungsquote Biodiesel - Kapazitäten Kapazitäten: Dezentrale Ölmühlen: nur noch 274 von 600 (Juni 2011) Biodiesel D: ca. 4,9 Mio. t EU: ca. 21 Mio. t (Prod. 9 Mio. t) => massive Überkapaz. Hydriertes Pflanzenöl (HVO) EU: ca. 1,4 Mio. t Dieselverbrauch 2010 D: 29,23 Mio. t EU: 206 Mio. t 4
6 Biodiesel - mögliche Impulse (i) Deutscher Raps wird weiter gebraucht! => Woher könnten Impulse für Biokraftstoffmarkt kommen? KOA-Vertrag: Belebung Reinkraftstoffmarkt B 10 bei PKW-Herstellern nicht durchzusetzen nach E 10- Desaster B 30 im Transportsektor steuerlich fördern (zur CO 2 - Minderung) => Quotenmodell in der Landwirtschaft (1,5 Mio. t DK)? Konkurrenz auch durch mögliche Doppelanrechnung von agrarischen Reststoffen Biodiesel - mögliche Impulse (ii) 5
7 Biodiesel - mögliche Impulse (iii) Kraftstoffstrategie EU Wie sollen EU-Minderungsziele eingehalten werden? 10 % (bis 2020) bzw. 40 % (bis 2050) Kraftstoffstrategie Bundesregierung Diskussion hat gerade erst begonnen Aber auch erhebl. Diskussionen um Bioenergie/Biokraftstoffe - Leopoldina etc. - iluc Leopoldina (i) Einschätzung der Möglichkeiten und Grenzen der Verwendung von Bioenergie als Energiequelle für D Vieles wurde falsch wiedergegeben, u.a. durch Duktus der Leopoldina-Meldung vom Energiewende: Nationalakademie Leopoldina legt kritische Stellungnahme zur Nutzung von Bioenergie vor In einer Stellungnahme ( ) kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina zu dem Schluss, dass Bioenergie als nachhaltige Energiequelle für Deutschland heute und in Zukunft keinen quantitativ wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten kann. Kapitel Potenzial => Folgerungen: Kein weiterer Ausbau Bioenergie; EU-Ziele Treibstoffsektor überdenken Bioenergie nur dann, wenn keine Verknappung von Nahrungsmitteln / keine Preiseerhöhung durch Wettbewerb um Land und Wasser keine negativen Einflüsse auf Ökosystem und Biodiversität / substanziell bessere THG aufweisen als fossile Energie; Signifikantes Bioenergiepotenzial f Abfälle sowie pflanzliche Reststoffe; 6
8 Leopoldina (ii) Kapitel Umwandlungsprozesse => Folgerungen: Unter Energieträgern, die durch biologische/chemische Verfahren aus Biomasse hergestellt werden, sind Bioethanol, Biodiesel u Biogas gut etabliert u auch mittelfristig die verlässlichsten Produkte für Herstellung im technischen Maßstab. Prod. v Bioethanol aus Lignozellulose nur, wenn im Gesamtprozess deutlich weniger THG emittiert wird als bei fossilen Brennstoffen; gilt auch für Biodiesel aus Raps, Sonnenblumen, Ölpalmen und Soja Biokraftstoffe für Transport schwer zu ersetzen => daher sollte Umwandlung von Biomasse überwiegend auf Biotreibstoffe für Schwerlastwagen, Flugzeuge und Lastschiffe ausgerichtet sein, die vmtl. auch in Zukunft nicht elektrisch betrieben werden können. Kapitel Photosythese / Wasserstoff => Folgerungen: Wasserstoff zukünftig wichtiger Energeträger => Forschungsbedarf!! Allerdings ist unklar, ob die natürliche und oder die artfizielle Photosynthese jemals großtechnisch bei der Erzeugung von Wasserstoff aus Wasser Anwendung finden werden. Leopoldina (iii) Fazit: Papier bringt inhaltlich wenig Neues; v.a. die darin beschriebenen Grenzen der Biomasseproduktion und Biokraftstofferzeugung sind bereits bekannt und wurden anderweitig publiziert; Auffällig: im Autoren-/Gutachterkreis mit Ausnahme von Prof. Tangermann (Agrarökonom) kein Agrarwissenschaftler vertreten; auch aus Bereich Motorentechnik oder Kraftstoffbereich kein Wissenschaftler eingebunden bei genauerer Betrachtung der Empfehlungen wird deutlich, dass sich Kritik an Biodiesel aus heimisch angebautem Raps eher in Grenzen hält bzw. die von der UFOP vertreten Positionen unterstützt werden (z.b. Nachhaltigkeit, iluc, technische Reife des Herstellungsverfahrens, bevorzugte Einsatzgebiete). Einladung zum UFOP-Dialogforum wurde ausgesprochen 7
9 Vorschlag der GD Klimapolitik vom (i) Änderung von RED und FQD THG-Minderungsanforderung für Neuanlagen (nach ) steigen auf 60% (sofort); Altanlagen müssen mind. 35% bis und mind. 50% ab erbringen; Einführung von iluc-werten in FQD (6%-Ziel bis 2020) Getreide: 12 g CO2/MJ Zucker: 13 g CO2/MJ Ölpflanzen: 55 g CO2/MJ Abfall: 0 g CO2/MJ MS müssen iluc-faktoren 12 Monate nach Verabschiedung der RL in nationales Recht umsetzen => in Deutschland bereits zum Anbau zur Ernte 2013? Erfüllung Mindestwert für THG-Einsparung bei Bioethanol erschwert und bei Biodiesel ausgeschlossen 8
10 Vorschlag der GD Klimapolitik vom (ii) Begrenzung Anteil von aus zur Gewinnung von Nahrungsmitteln geeigneten Pflanzen auf 5 % (Biokraftstoffe der 1. Generation) Besondere Förderung von Biokraftstoffen aus Abfällen und Reststoffen durch bis zu 4-fache (!!) Anrechnung auf die Quotenerfüllung (Basis Energiegehalt). Obwohl bereits heute Marktverwerfungen wg. double counting Biokraftstoffe aus Non-Food-Zellulose (z. B. Stroh) oder Lignozellulose sollen mit Faktor 2 berücksichtigt werden Nach 2020 sollen Biokraftstoffe nur noch dann angerechnet werden, wenn sie eine relevante THG-Minderung erbringen und aus Pflanzen produziert sind, die nicht der Futter- oder Lebensmittelherstellung dienen Was bedeuten zusätzl. iluc-werte für Nachhaltigkeit? Treibhausgas (THG)-Emissionen aus Urbarmachung neuer Flächen für Nahrungs- oder Futtermittel, sollen in THG- Bilanzierung der Biokraftstoffe einbezogen => Malus Rapsöl aus deutschem oder europäischem Anbau könnte bereits ab 2015 die THG-Minderungsvorgaben nicht mehr erfüllen und somit nicht mehr in der Biodieselproduktion eingesetzt werden => siehe Grafiken Und das, obwohl bspw. in D die gesamte Kette von Erzeugern, Ersterfassern bis zur Verarbeitung zertifiziert produziert. 9
11 Wirkung von iluc strenge Vorgaben an THG-Einsparung Wirkung von iluc mit Rucksack noch schwieriger 10
12 Welche Konsequenzen hat Einführung von iluc-faktoren? Rapsöl aus heimischen Anbau kann nicht mehr für die Biokraftstoffproduktion vermarktet werden obwohl Emissionen, die dazu führen, i.w. in anderen Regionen der Erde verursacht werden Ölsaatenerzeuger aus D/EU werden für Fehlverhalten in Drittstaaten bestraft, in denen Urwaldflächen nicht nur wg. Biokraftstoffen abgeholzt werden Soja- u. Palmöl aus Brasilien und Indonesien dürfen aber ebenfalls nicht mehr als Biokraftstoff vermarktet werden! Für Rapsöl fehlt damit ein maßgeblicher Absatzpfad, mit massiven negativen Auswirkungen für Landwirtschaft und ölsaatenverarbeitende Industrie. Da der Pressrückstand als Eiweißfuttermittel verkauft wird, würde sich auch die EU-Eigenversorgung (ohnehin nur bei 35 %) deutlich verringern. Soja-Importe müssten drastisch ansteigen. Welche Gründe sprechen gegen iluc? iluc-berechnungen beruhen auf theoretischen Modellen. Die von EU-KOM bevorzugte Studie des Washingtoner IFPRI- Institutes basiert auf einer Reihe unsicherer Annahmen. Institut weist selbst auf 25 Unsicherheiten der Studie hin (u.a. wird Koppelprodukt Futtermittel nicht einbezogen) Dennoch hat das Joint Research Centre (JRC) der EU- Kommission auf der Basis der Ergebnisse des IFPRI-Modells iluc-faktoren berechnet Es ist nicht zu akzeptieren, dass eine derart gravierende Entscheidung auf einer solch fragwürdigen Basis erfolgt. Verbände fordern statt dessen: nationale Schutzgesetze für besonders schützenswerte Flächen (Regenwald, Torfmoore etc) in Drittländern=> Verursacherprinzip (unterstützt durch bilaterale Abkommen oder zusätzliche Nachhaltigkeitsanforderungen für gesamte Biomasse) 11
13 Unsere Forderungen zu iluc Keinen pauschalen iluc-faktor einführen! Modellrechnungen => völlig unterschiedliche Ergebnisse Biodiesel aus europ. Produktion in Modellen besonders benachteiligt => europäische Rapsproduktion würde vom Biokraftstoffmarkt verdrängt Vorschlag BMU für Bestandsschutzregelung nach 2017 erster Schritt (EU: 10 Mio. t Biokraftstoffe auf Basis 2010) Lösungen zur Senkung der THG-Emissionen im Rapsanbau dringend zu erarbeiten und umzusetzen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Stephan Arens Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.v. (UFOP) Claire-Waldoff-Straße Berlin Tel s.arens@ufop.de 12
14 Backup-Folien Europäische Biokraftstoffquoten 2012 Quoten für Biokraftstoffe Beimischung von Biokraftstoffen Quelle: DBFZ auf Basis F.O.Lichts World ethanol and biofuels report, 2011 Ethanol Biodiesel Pöl HVO E-5 E-10 E85 E-95 B-5 B-7 B-30 B-100 Belgien x x x Bulgarien x x Dänemark x x Deutschland x x x x x x x Estland x Finnland x x x Frankreich x x x x x Griechenland x x Großbritannien x x x x Irland x x x Italien x Lettland Litauen x x Luxemburg x Malta x x Niederlande x x Österreich x x x x Polen x x x x Portugal x Rumänien x x Schweden x x x x x x Slovakei x x Slowenien x x Spanien x x x Tschech. Rep. x x x x Ungarn x x Zypern x 13
15 Internationale Biokraftstoffquoten Quelle: DBFZ auf Basis u.a. IEA: Technology Roadmap Biofuels for Transport, 2011 EU Produktion von Biodiesel Biodieselproduktion EU in Mio. t ,9 8,9 8,0 Spanien Polen Österreich Belgien Niederlande Italien Großbritannien Frankreich Deutschland Andere EU Rohstoffe Biodieselproduktion EU 2011 in Mio. t/a Rapsöl; 6,7 Sojaöl; 1,08 Palmöl; 0,91 Altspeiseöl sonst. Pfl.öl Tier. Fette Sonnenblume Andere Quelle: DBFZ auf Basis von F.O.Lichts World ethanol and biofuels report Quelle: DBFZ auf Basis GAIN report: Biofuels Annual EU-27,
16 EU Produktion von Bioethanol Ethanolproduktion in Europa in Mio. t 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5-3,37 3,52 2, Ungarn Österreich Schweden Polen Großbritanien Spanien Deutschland Frankreich Andere EU Rohstoffe Ethanolproduktion EU 2011 in Mio. t/a Zuckerrübe 9,93 Gerste 0,79 Weizen 4,93 Roggen 1,45 Mais 2,7 Quelle: DBFZ auf Basis von F.O.Lichts World ethanol and biofuels report Quelle: DBFZ auf Basis GAIN report: Biofuels Annual EU-27, 2011 Quotenumstellung Biokraftstoffmenge absolut in PJ/a Quelle: DBFZ auf Basis BImSchG, 2011; BMU-Leitstudie,
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