André Kirbach. 10 Jahre Kunsthandel. Was ist das?

Transkript

1 André Kirbach 10 Jahre Kunsthandel Was ist das?

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3 André Kirbach Kunsthandel Jubiläumskatalog Exemplar / 500

4 Vom Wesen der Dinge Kore nan zo - Was ist das? Die Antwort auf dieses Koan, eine jener paradoxen und für den Laien meist sinnlos wirkenden Anekdoten und Fragen aus dem Zen-Buddhismus, mag im ersten Moment auf der Hand liegen. Jeder Japaner weiß, dass es sich bei dieser eigenartigen Kürbisform um die stilisierte Darstellung des Daruma, dem Begründer des Zen im China des 6. Jahrhunderts handelt. Dass dieses aber nicht die vom Zen-Meister erwartete Antwort ist, wird der Schüler spätestens dann erfahren, wenn, auch beim wiederholten Versuch um diese Antwort zu kreisen, der Meister mit der Glocke läutet und die Koan-Stunde damit beendet. Im Rinzai-Zen, aus dem auch die japanische Teezeremonie hervorgegangen ist, werden alle verstandesmäßigen Antworten auf ein Koan als falsch angesehen. Der eigentliche Sinn dieser Fragen, ihre wesentliche Funktion, erschließt sich nur intuitiv, ohne Worte. Ziel dieser Übungen ist die Auflösung dualistischer Denkkonzepte und die Erkenntnis, dass die Trennung des Ich vom Rest des Universums eine Illusion ist. Der Übende wird eins mit der Frage, er wird eins mit seinen Handlungen und erfährt die Einheit allen Seins. Das Eine in Allem und das All im Einen. Wo dies vollkommen begriffen wird, da ist schöpferisches Genie. Sengcan, dritter Zen-Patriarch, 6./7. Jahrhundert Die rote Helmschnecke (Cypraecassis rufa) hat ihr Verbreitungsgebiet von der ostafrikanischen Küste über den Indischen Ozean bis nach Japan und Australien. So war es seit jeher den unterschiedlichsten Weltkulturen möglich, sich an dieser vollendeten Schöpfung der Natur zu erfreuen. Das dem Menschen innewohnende Bedürfnis, Dinge zu begehren, die einen visuellen Reiz auf uns ausüben, hatte zur Folge, dass unsere beiden Schneckenhäuser von zwei sich völlig fremden Kulturen in Besitz genommen und jeweils in einen anderen Kontext integriert wurden. So erfuhren beide Objekte eine neue Funktion, verbunden mit neuen Begrifflichkeiten. Rote Helmschnecke Cypraecassis rufa aus den heiligen Körben der Lega, Zaire dunkle Rußpatina L. 12,8 cm Provenienz: ehemals Lavuun Quackelbeen, Brüssel

5 Träfe nun ein Medizinmann der Lega auf einen Hindu, der gerade mit seiner Schnecke Wasser schöpfte, oder umgekehrt, das Missverständnis um Cypraecassis rufa läge auf beiden Seiten. Die Begegnung zweier Kunstwerke fordert den Intellekt des Betrachters heraus, Gemeinsamkeiten zu suchen oder Unterschiede zu entdecken. Erst das Durchbrechen dieses Mechanismus löst den visuellen Eindruck auf und schafft den Raum für ihre intuitive Wirkung. Eine konzentrische Erfahrung, die über das Sprachliche hinausgeht. Sich künstlerisch auszudrücken, gehört zu unseren menschlichen Fähigkeiten. Ein Kunstwerk, egal wie es sich darstellt, steht in direktem Bezug zu seinem Schöpfer. Es ist Spiegelung seines Geistes und letztendlich eines zeitlichen Moments innerhalb einer Kultur. Isoliert von diesem Kontext und präsentiert in Museen und Galerien, begegnet Kunst uns unmittelbar und geradezu schutzlos. Es ist erlaubt, sich auf sie einzulassen und so können wir sie erfahren - als Träger von Informationen, als Vermittler von Energien oder als Überbringer von Emotionen. Wo Kunst auf Kunst trifft, entstehen Spannungsbögen, in die sich der Betrachter, losgelöst von gewohnten Denkkonzepten, mit all seinen Sinnen zwischen Ähnlichkeiten und Differenzen einspannen kann. Kore nan zo - Was ist das? Wer über die Frage hinausgeht, schafft Raum, hinter die Dinge zu schauen und sie wirklich zu erleben. Und wer weiß, vielleicht erfährt der Betrachter sogar etwas über sich, in dem er für einen kurzen Moment sich selbst sieht - wie eine Spiegelung, ein Reflex im Auge des Gegenübers. A.K. Man muss zuerst in das Sichtbare eindringen, will man das Unsichtbare verstehen. Max Beckmann Rote Helmschnecke Cypraecassis rufa hinduistischer Ritualgegenstand zum Schöpfen von heiligem Wasser weiche Gebrauchspatina vereinzelte Abschabungen für Medizin L. 11 cm Provenienz: Kunsthandel in Kathmandu, Nepal

6 Walter Ophey ( ) Blatt 1 der Mappe Landschaften ( ) Im Schutz der Dünen Kaltnadelradierung auf Bütten 16 x 24 cm einmalige Auflage von 30 Exemplaren

7 Maske tomo Bamana, Mali Holz H. 56 cm Provenienz: Galerie Leloup, Paris publiziert und ausgestellt: BAMBARA Galerie Leloup, Paris, 2000

8 Max Uhlig (geb. 1937) ohne Titel 1972 Tusche auf Pergamentpapier 55 x 41 cm Figur Dogon (Niongom), Mali Holz, H. 66 cm, Alter (C14-Analyse, ETH Zürich) 340 Jahre

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10 Fujiwara Kei ( ) Lebender Nationalschatz Teeschale chawan Japan Bizen-Keramik feine Spuren von Ascheanflug H. 8,2 cm, D. 12,7 cm

11 Günter Filla (geb. 1952) Opferplatte 2003 Latexmilch mit Pigment auf Spanplatte 27 x 25,5 x 2 cm

12 Jupp Lückeroth ( ) Skriptographie 1963 Filzstift auf Papier 72 x 51 cm WVZ Schlagloth, Nr. S 10 publiziert in: Galerie Heinz Bossert Jupp Lückeroth Skriptographien, 2005

13 Textil Huari-Indianer, Peru Schafwolle, Baumwolle 55 x 52 cm Jahrhundert nach Chr. publiziert in: Galleria Lorenzelli, Bergamo Dal Mondo Nuovo 1988, S. 179 (dort noch nicht gereinigt)

14 Rollbild kakemono mu ga ho en freie Übersetzung: Wenn Du Dich selbst vergisst, wirst Du Dir selbst begegnen. (klassisches Zen-Koan) unbekannter Künstler (Siegel: Enwa) Tusche auf Papier 114 x 33 cm Montierung: 172 x 36 cm Japan Edo-Zeit, 18. Jahrhundert

15 Figur Bozo, Mali, Holz, farbige Glasperlen, Haare aus Kunststoffgeflecht, H. 43 cm Provenienz: Franck Robichez, Brüssel (von ihm 1989 in situ erworben)

16 Henri Michaux ( ) ohne Titel um 1955 Tusche auf Papier 31,8 x 24 cm Provenienz: ehemals Sammlung Kurt Leonhard

17 Figur etruskischer Jüngling Mittelitalien Bronzeguss H. 10 cm Jahrhundert v. Chr. Provenienz: Sammlung Renate Ruland

18 Figur Fante, Ghana, Holz, Pigmente, Eisennagel, H. 43 cm Heinrich Koch (geb. 1947) Splitterlaib 1983 Holz, Kreide, Eisenteile 44 x 33 x 45 cm

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20 Thomas Kohl (geb. 1960) ohne Titel Bleistift auf Papier 14,7 x 28,5 cm

21 Konyu XII ( ) 12. Generation der Raku-Familie Teeschale chawan Japan Raku-Keramik H. 7,1 cm, D. 11 cm

22 Ofenabfall vier Schalen beim Brand festgebacken Japan Tokoname-Keramik großer Schlackehaufen mit blauer Flugascheglasur H. 13,3 cm, D. 16 cm frühe Edo-Zeit, 17. Jahrhundert

23 Stele, Ouatschi (Ewe-Gruppe), Togo/Benin, Holz, H. 118 cm

24 Bernard Schultze ( ) BH Migof II 1976 Maschendraht, Textilien, Ölfarbe 55 x 46 x 21 cm (Das Objekt wird in das in Vorbereitung befindliche Werksverzeichnis des Museum Ludwig, Köln aufgenommen)

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26 Tür Gurunsi, Burkina Faso, Holz, Eisenklammern, H. 115 cm, 19. Jahrhundert Teeschale chawan Japan Inuyama-Keramik Klammerreparatur H. 8,2 cm, D. 12 cm Edo-Zeit, um 1800

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28 Heinrich H. Koch (geb. 1947) ohne Titel 1999 Holztafel, pastose Ölfarbe auf Schwarzlackgrund 47 x 48 x 3 cm Figur Tiv, Nigeria, Holz, schwitzende Ölpatina, H. 47 cm

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30 K.R.H. Sonderborg ( ) ohne Titel 8.VIII. 53 Tusche auf Papier 41,5 x 30 cm

31 Udagawa Hosei ( ) fünf kleine Servierplatten für die Teezeremonie Japan, Hagi-Keramik, je ca. 12 x 12 x 2,5 cm

32 Jupp Lückeroth ( ) Magmation 1957 Öl auf Leinwand 80 x 60 cm WVZ Schlagloth, Nr. 753 Vase chaire Japan, Shigaraki-Keramik dicke Flugascheglasur H. 14,5 cm, D. 11 cm mittlere Edo-Zeit, 18. Jahrhundert

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34 Stupa mit vier kosmischen Buddhas Nord-Indien, Bihar Stein, H. 35 cm 11. Jahrhundert Provenienz: Marcel Nies, Antwerpen

35 Figur Zigua, Tansania, Holz, Stoff, Patronenhülse, H. 29 cm Provenienz: Sammlung Bareiss publiziert in: Jens Jahn, Tanzania, 1994, S. 179 Kilengi - Sammlung Bareiss, 1997, S. 62

36 Figur Priester Japan Holz, Reste alter farbiger Fassung H. 24,5 cm Edo-Zeit, 17./18. Jahrhundert

37 Taitei Soju ( ) 439. Abt (jushoku) des Daitokuji-Tempel, Kyoto Hängerolle kakemono Kalligraphie: Kore nan zo (Was ist das?) Japan, Tusche auf Papier, 27,5 x 47,5 cm, Montierung: 113 x 49,5 cm Edo-Zeit, um

38 Titelseite: Taitei Soju ( ) 439. Abt des Daitokuji-Tempel, Kyoto Rollbild kakemono (Detail) die Zeichnung zeigt den stilisierten Daruma Daruma (chin. Bodhidharma) lebte im 6. Jahrhundert n. Chr. und gilt als Gründer des Zen-Buddhismus in China Rückseite: Takeda Mokurai ( ) Zenmeister des Kenninji-Tempel, Kyoto Rollbild kakemono typische Zen-Darstellung des Daruma Tusche auf Papier Taisho-Zeit um Druck: Laserlitho 4, Düsseldorf André Kirbach Kunsthandel Klosterstr. 60 D Düsseldorf +49 (0)

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