Landessortenversuche 2012/13 und Empfehlungen Herbst 2013
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- Petra Kalb
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1 Landessortenversuche 2012/13 und Empfehlungen Herbst 2013 Winter-Braugerste Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof Das kleine Segment der Winterbraugerste wurde in den vergangenen Jahren um einige Neuzulassungen erweitert, die auch in den hessischen Landessortenversuchen geprüft werden. Dadurch wird aber die Anbaubedeutung dieser Kultur nicht größer. Schätzungen gehen von einem Anteil von rund 10% Winterbraugerste am gesamten Braugerstenmarkt aus. Bisher wurde regelmäßig nur bei angespannter Versorgungslage mit qualitativ hochwertiger Sommerbraugerste verstärkt auf die Winterform zurückgegriffen. Nur wenn die Mälzereien signalisieren, dass sie an dieser Ware nachhaltig interessiert sind, werden die Bemühungen der Anbauer, die besondere Produktionstechnik dieser Kultur zu optimieren, von Dauer und damit erfolgreich sein. Hier braucht es eindeutige Bekenntnisse hinsichtlich der Verarbeiter und natürlich eine entsprechende preisliche Aussage. In Hessen werden Winterbraugersten-Sorten in einem gesonderten Sortiment der Landessortenversuche (LSV) geprüft, um die spezifischen Anforderungen an die Produktionstechnik berücksichtigen zu können. Beispielsweise muss, um die gewünschte Bestandesdichte zu erreichen, mit leicht erhöhter Kornzahl je Quadratmeter ausgesät und anders als bei Futtergerste auf die dritte N-Gabe verzichtet werden. Anderenfalls besteht die Gefahr der Überschreitung des gewünschten ohproteingehaltes. Die zweite N-Gabe wird meist etwas angehoben um die Ährenausbildung zu unterstützen. Diese Bestandesführung zielt auf die Absicherung der Qualitäten bei gleichzeitiger Ausschöpfung des Ertragspotentials ab. Neben den bekannten Standardsorten Malwinta und Wintmalt wurden in diesem Anbaujahr vier weitere Sorten an den drei hessischen LSV-Standorten geprüft. Für drei Sorten liegen inzwischen zweijährige Ergebnisse vor. In den einzelnen Jahren werden von den Sorten, je nach Verlauf der Witterung, unterschiedliche Anpassungsreaktionen verlangt. Im Erntejahr 2012 stand die Winterhärte im Vordergrund, in diesem Jahr waren als ertragssichernde Merkmale jedoch Krankheitstoleranz und Standfestigkeit besonders gefordert. Alle drei Prüfstandorte waren in diesem Jahr auswertbar. Die Versuche wurden in zwei Intensitätsstufen angelegt: eduzierte Wachstumsreglermenge und kein Fungizideinsatz in Stufe 1, während in Stufe 2 die ortsübliche Intensität gefahren wurde. Durch die Behandlung wurde im Mittel der Sorten ein Mehrertrag von 11,6 dt/ha (Vorjahr 6,4 dt/ha) erzielt, wobei in Bad Hersfeld im Versuchsdurchschnitt ein Mehrertrag von über 18 dt/ha gemessen wurde. Hier hatte der frühe und starke Befall mit hynchosporium zu deutlichen Mindererträgen in der Stufe 1 geführt. Trotz des verspäteten Vegetationsbeginns im Frühjahr 2013 erreichte der Durchschnittsertrag über alle Standorte in Stufe 2 76,6 dt/ha. Damit beträgt der Abstand zum Sortiment der zweizeiligen Futtergersten in diesem Jahr 13,8 dt/ha (Vorjahr 5,3 dt/ha). Auch In der Vergangenheit betrug die Ertragsdifferenz je nach Standort und Witterung rund 13 Dezitonnen, in Einzeljahren sogar mehr als 20 dt/ha. Diese Ertragsdifferenz muss dem Anbauer durch eine höhere Vergütung der Braugerste ausgeglichen werden, wenn diese als Option attraktiv sein soll. Die mehrjährige Auswertung zeigt, dass sich die Erträge in 2013 nach dem auswinterungsbedingten Einbruch 2012 wieder auf dem Niveau der Vorjahre bewegen. Wintmalt bleibt ertragsstärkste Sorte, liegt aber im zweijährigen Vergleich mit Joy gleichauf. Die Kornausbildung der Prüfsorten ist in diesem Jahr im Durchschnitt als recht gut anzusprechen. Die Hektolitergewichte liegen bei allen Sorten deutlich über 70 Kilogramm und die ohproteinwerte liegen im Mittel aller Sorten klar unter 10%. Im Vollgersteanteil zeigten sich die Auswirkungen des Krankheitsdrucks am Standort Hersfeld am deutlichsten, vor allem bei Wintmalt und Joy. Diese beiden Sorten erreichten hier selbst in der behandelten Stufe nicht einmal 80% Vollgersteanteil. An den beiden anderen Standorten war die Sortierung in Ordnung.
2 Sortenempfehlung Zur Aussaat im Herbst 2013 werden auf Basis der mehrjährigen, mehrortigen Auswertungen und unter Berücksichtigung der Qualitätseigenschaften weiterhin die beiden zweizeiligen Sorten Malwinta und Wintmalt empfohlen. Beide Sorten haben sich in unseren Versuchen als ertrags- und qualitätsstabil gezeigt. Die zweijährig geprüften Sorten zeigten sich ertraglich auf bzw. leicht unter dem Niveau der beiden vorgenannten Sorten und können nur vorläufig beurteilt werden. Die mittelspät abreifende Joy zeigt eine mittlere Neigung zum Halmknicken und eine etwas höhere Anfälligkeit für Mehltau und hynchosporium. Scala reift früher ab, zeigt höhere Anfälligkeit für hynchosporium und liefert etwas höhere Eiweißgehalte bei schwächerem Malzextraktgehalt. Ariane konnte trotz guter Strohstabilität und Gesundheit im Ertrag zweijährig nicht überzeugen. Im Hinblick auf die Vermarktungs- und Erlössituation im Segment Braugerste sollte der Anbau immer nur in Absprache mit der aufnehmenden Hand erfolgen. Der Abschluss von Vorverträgen ist ratsam. Malwinta wurde 2006 zugelassen und ist eine zweizeilige, standfeste und strohstabile Sorte mit mittlerer Abreife. Die Neigung zu Ährenknicken ist mittel bei ausreichender Blattgesundheit. Sie ist resistent gegen Gelbmosaikvirus und bildet sichere Kornqualitäten aus, was sie auch in diesem Jahr beim Hektolitergewicht und den Vollgersteanteilen bestätigen konnte. Der Eiweißgehalt ist etwas höher eingestuft als bei Wintmalt, was sich auch in den diesjährigen Ergebnissen erneut zeigt. Wintmalt stammt aus dem Zulassungsjahrgang 2007 und zeigt sich mehrjährig als die ertragsstärkste Sorte auf den hessischen Prüfstandorten, obwohl sie in diesem Jahr etwas hinter Malwinta zurückfiel. Der Marktwareanteil ist hoch bis sehr hoch eingestuft, der ohproteingehalt ist niedrig. Diese ebenfalls zweizeilige und gelbmosaikresistente Sorte reift etwas später ab als Malwinta. Sie ist kurzstrohig, aber dennoch sollte die Standfestigkeit abgesichert und unbedingt auf eventuellen hynchosporium- und Mehltaubefall geachtet werden. Tabellen
3 Tabelle 1: Sortenprüfung Winter-Braugerste Serie [22] - integrierter Anbau - Ergebnisse der Standorte in Hessen Ertrag (relativ zum VD) unbehandelt (rel. zum VD) fungizidbehandelt (rel. zum VD) FB GI HEF Mittel FB GI HEF Mittel VS 76,1 64,6 53,7 64,8 84,7 73,3 70,3 76,1 VD 76,2 65,0 53,8 65,0 83,6 74,3 71,9 76,6 Malwinta r Wintmalt VS r Ariane r Joy r Scala r Liga VS r VS = Verrechnungssorten des Bundessortenamtes VD = Versuchsdurchschnitt über alle Sorten GD = Grenzdifferenz TS = Trockensubstanz FB = Friedberg GI = Griesheim (Darmstadt) HEF = Bad Hersfeld (Eichhof) r = Gelbmosaikvirus resistent
4 Tabelle 2: LSV Winter-Braugerste Standorte Hessen, 2012/13 Mehrjährige Auswertung - Ertrag relativ zum Versuchsdurchschnitt fungizidbehandelt (rel. zum unbehandelt (rel. zum VD) VD) Jahr * 2013 Mittel * 2013 Mittel Orte VS 75,1 59,7 64,8 67,4 80,7 66,6 76,1 75,5 VD 74,0 57,5 65,0 66,5 78,9 63,9 76,6 74,3 Malwinta VS r Wintmalt VS r Ariane r Joy r Scala r Liga VS r * = Standort Eichhof [132] war aufgrund von Auswinterungsschäden 2012 nicht auswertbar. VS 2011 = Malwinta, Wintmalt VS 2012 = Malwinta, Wintmalt VS 2013 = Wintmalt, Liga
5 Tabelle 3: LSV Winter-Braugerste Standorte Hessen, 2012/13 Qualitätsmerkmale Vollgersteanteil (% >2,5mm) unbehandelt fungizidbehandelt FB GI HEF Mittel FB GI HEF Mittel Malwinta r 90,2 76,3 63,4 76,6 95,6 94,8 82,0 90,8 Wintmalt VS r 86,1 89,1 65,8 80,3 96,0 96,8 73,8 88,9 Ariane r 68,0 86,3 79,1 77,8 96,6 95,4 89,5 93,8 Joy r 85,6 83,7 65,1 78,1 95,6 97,1 77,7 90,1 Scala r 92,9 90,8 76,6 86,8 97,3 97,2 87,3 93,9 Liga VS r 88,3 79,5 70,1 79,3 95,4 94,2 82,6 90,7 Mittel 85,2 84,3 70,0 79,8 96,1 95,9 82,2 91,4 ohproteingehalt (%) unbehandelt fungizidbehandelt FB GI HEF Mittel FB GI HEF Mittel Malwinta r 9,2 8,9 12,5 10,2 9,1 8,3 11,9 9,7 Wintmalt VS r 9,5 9,0 12,4 10,3 8,9 8,6 11,3 9,6 Ariane r 9,6 9,1 12,7 10,5 9,2 8,8 11,4 9,8 Joy r 9,3 8,7 12,3 10,1 8,7 8,0 11,7 9,5 Scala r 9,5 9,0 12,6 10,4 8,9 8,7 11,4 9,7 Liga VS r 9,0 8,7 12,1 9,9 8,9 8,2 11,8 9,6 Mittel 9,4 8,9 12,4 10,2 9,0 8,4 11,6 9,6
6 Tabelle 4: Sortenbeschreibungen LSV Winterbraugerste Neigung zu Anfälligkeit für Ertragseigenschaften Sorte Malwinta Wintmalt VS Ariane Joy Scala Liga VS GMV Züchter/ Vertreiber eifezeit Pflanzenlänge Lager Kornzahl pro Ähre Auswinterung Halmknicken Ährenknicken Mehltau Netzflekken hynchosporium Bestandesdichte Tausendkorngewicht Kornertrag Stufe 1 Eckendorf / SU Kornertrag Stufe 2
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