Klug recherchiert: für Politikwissenschaftler
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- Werner Rosenberg
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1 Estella Kühmstedt Klug recherchiert: für Politikwissenschaftler Vandenhoeck & Ruprecht
2 20 2 Wo beginne ich? An der Quelle Politikwissenschaftlerin oder angehender Politikwissenschaftler zumeist mit Texterzeugnissen zu tun haben werden, steht vor allem die Literatur im Fokus der Ausführungen. Zunächst sind alle Textarten ohne Ausnahme eine Quelle; weil sie jedoch unterschiedliche Charaktere aufweisen, finden wir sie im wissenschaftlichen Betrieb folgendermaßen typisiert: Steht ihre Funktion für das Forschen im Fokus, wird die wissenschaftliche Literatur eingeteilt in Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen. Wird auf die Art der Publikation geblickt, auf den sogenannten Publikationstyp, wird unterschieden zwischen Aufsatz, Monografie, Nachschlagewerk, Internetquelle etc Primärquellen Ursprungstexte sind der primäre Quell jeder Forschungsarbeit, weil sie selbst der Gegenstand sind, der untersucht werden soll, oder weil sie den Forschungsgegenstand mittelbar oder unmittelbar betreffen. Das Werk De l esprit des lois von Montesquieu ist, insbesondere in der Originalsprache, eine Primärquelle. Die Primärquelle eröffnet Ihnen die Möglichkeit, neue Aspekte und bisher unberücksichtigte Zusammenhänge mit anderen Gegebenheiten zu entdecken, sie gibt Ihnen die Chance, eine eigene Fragestellung an sie als Ursache zu richten bzw. an ihr zu entwickeln. Primärquellen sind Texte von Staatsphilosophen Urkunden und Akten Chroniken, Annalen Amtsdrucksachen Archivdokumente Rechtsdokumente amtliche Statistiken wirtschaftliche Daten Briefe, Tagebücher
3 2.1 Die Funktion von Quellen 21 Autobiografien, Augenzeugenberichte Autografen (Texte, Noten) Broschüren, Flyer, Programmhefte belletristische Werke Noten (Urtext) Bilder, Fotografien, Filme Tonträger (Historische) Karten Münzen, Wappen, Siegel Bauten, Gegenstände, Kleidung Sekundärquellen Sekundärquellen sind wissenschaftliche Texte über Primärquellen, also Literatur, die die Ursprungs- oder Primärtexte zur Kenntnis nimmt, sie erforscht, prüft, erklärt, interpretiert, bewertend kommentiert, methodische Fehler nachweist und so zu neuen Aspekten und Ergebnissen gelangt. Sekundärliteratur ist zugleich Literatur, die dasselbe auch mit ihresgleichen anstellt, d.h. mit Sekundärliteratur, und damit an den aktuellen Forschungsstand anknüpft. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass eine Sekundärquelle zur Primärquelle wird, beispielsweise wenn der zu untersuchende Gegenstand die spezielle Forschungsmethode oder eigenwillige Folgerung eines (ursprünglichen) Sekundärquellen-Verfassers ist. Eine Abhandlung über die Beziehung von Religion und Gesetz in Montesquieus Werk De l esprit des lois ist Sekundärliteratur. Aus dem Gesagten wird klar ersichtlich, dass Sekundärquellen keinesfalls Second-hand-Quellen sind, die vernachlässigt werden dürfen. Das Gegenteil ist der Fall: Sie sind neben den Primärquellen die Grundlage jeder ernstzunehmenden wissenschaftlichen Arbeit, weil dort der aktuelle oder historische Forschungsstand einer Fragestellung, eines Problems oder eines Sachverhalts festgeschrieben steht. Dennoch sollte sich mit dem Fortlauf Ihres Studiums der Schwerpunkt Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit zunehmend auf Primärquellen verlagern.
4 22 2 Wo beginne ich? An der Quelle TIPP Benutzen Sie Sekundärliteratur nicht, um die dort erforschten Sachverhalte einfach zusammenzufassen. Das ist falsch verstandenes wissenschaftliches Arbeiten und zudem langweilig, weil es nichts Neues oder Interessantes zu bieten hat. Verzichten Sie nicht aus Bequemlichkeit auf die Arbeit mit Primärquellen, paraphrasieren oder plagiieren Sie nicht aneinandergereiht die Gedankengänge und Ergebnisse anderer Autoren. Denken Sie selbst und leisten Sie einen echten Beitrag. Schließlich ist das Ziel jeder wissenschaftlichen Dokumentation deren Publikationswürdigkeit. Ihre Texte müssen es verdienen, publiziert zu werden, wobei das Verdienst darin liegt, dass Sie veritabel geforscht haben. Sekundärquellen sind Aufsätze in Fachzeitschriften Zeitungsartikel Monografien Konferenzberichte Beiträge in Sammelbänden Biografien Tertiärquellen Tertiärquellen schließlich sind Erzeugnisse, die Primär- und Sekundärquellen, aber auch sich selbst gegenseitig auffindbar machen. Quellen dieses Typs dienen vor allem der Literatur-, Daten- und Faktensuche oder geben einen Überblick zu Personen, Begriffen, Themen, Problemstellungen, Theorien und Diskursen. Der Artikel Montesquieu in der Online-Enzyklopädie Wikipedia ist eine Tertiärquelle. Der Blick in ein Nachschlagewerk ersetzt weder die Beschäftigung mit Primärquellen noch das Studieren von Sekundärquellen, weshalb Sie sie als das verwenden sollten, was sie sind: als Hilfe, um sich einen Einblick oder Überblick zu verschaffen.
5 2.2 Die Art der Publikation 23 Anders als bei Primär- und Sekundärliteratur sollten Sie Referenzquellen wie Handbücher, Lexika oder Wörterbücher prinzipiell nicht zitieren, d.h., Zitate aus ihnen gehören nicht in eine Fußnote oder das Literaturverzeichnis Ihrer wissenschaftlichen Arbeit es sei denn, die Definition von beispielsweise Freiheit in politischen Wörterbüchern ist der Gegenstand Ihrer vergleichenden Analyse; in diesem Fall sind die Wörterbücher die Primärquellen. Eine weitere Ausnahme besteht für autorisierte Artikel einer Enzyklopädie oder eines Fachwörterbuchs, d.h. Texte, die mit dem Namen des (renommierten) Autors versehen sind und dessen Meinung resp. wissenschaftliche Richtung verrät. Ganz so streng gilt das Zitierverbot in der Regel nicht für Studienanfänger; ihnen sei es in Grenzen erlaubt, für das Referat oder die Seminararbeit eine Tertiärquelle zu zitieren, zum Beispiel einen Textausschnitt aus einem Wikipedia-Artikel. Sprechen Sie dies ggf. mit Ihrer Professorin/ Dozentin bzw. Ihrem Professor/Dozenten persönlich ab, um auf der sicheren Seite zu sein. Für fortgeschrittene Semesterarbeiten oder in der Bachelor- und Masterarbeit ist das Zitieren aus Nachschlagewerken tabu. Tertiärquellen sind (Fach-)Lexika und Wörterbücher Enzyklopädien Lehrbücher, Einführungen in ein Thema oder Fach gedruckte Fach- und Themenbibliografien bibliografische Datenbanken und Kataloge Adressverzeichnisse Verzeichnisse von Firmen und Institutionen Gesetzes- oder Statistiksammlungen Editionen und Regesten 2.2 Die Art der Publikation Nachschlagewerke und Lehrbücher Monografien: Hochschulschriften und Sammelbände Fachzeitschriften, Aufsätze und Zeitungsartikel Graue Literatur Elektronische Bücher und digitalisierte Druckwerke
6 24 2 Wo beginne ich? An der Quelle Internetquellen Web Audiovisuelle Medien Mikroformen Kartenwerke Neben der verschiedenen Funktion, die sie für die wissenschaftliche Arbeit besitzen, unterscheiden sich Quellen überdies in der Art ihrer Erscheinungsweise: Im Fokus stehen im Folgenden sogenannte Publikationstypen wie Nachschlagewerke, Monografien, Zeitschriftenaufsätze, Graue Literatur oder Internetquellen Nachschlagewerke und Lehrbücher Zu den klassischen Nachschlagewerken gehören Lexika, Enzyklopädien, Wörterbücher, Bibliografien, Bibliothekskataloge, Bestandsverzeichnisse von Archiven (Findbücher) sowie Handbücher. Sie alle halten grundlegende Definitionen, Daten, Fakten und Informationen zu Personen, zu Ländern, zu historischen und aktuellen Themen bereit und sie verweisen in der Regel auf Primärquellen sowie Sekundärliteratur. Nachschlagewerke sind alphabetisch oder systematisch geordnet. INFO In Bibliotheken sind Nachschlagewerke leicht zugänglich; ihren jeweiligen Standort erfahren Sie über den Bibliothekskatalog oder das Bibliothekspersonal. Über die Virtuelle Fachbibliothek Politikwissenschaft (ViFaPol) haben Sie Zugriff auf Online-Nachschlagewerke zu Politik und verwandten Fächern wie Recht, Wirtschaft, Umwelt und Philosophie etc. ( Auch über das Datenbank-Infosystem (DBIS) finden Sie im Fachausschnitt Politologie mittels der Datenbanktyp-Suche (Volltextdatenbank) Nachschlagewerke ( uni-regensburg.de/dbinfo). Für Politikwissenschaftler interessant ist z.b. die elektronische Version der acht gedruckten Bände der International Encyclopedia of Political Science, die Informationen über sämtliche Aspekte des politischen Lebens, einschließlich theoretischer Grundlagen und empirischer Befunde umfasst.
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