Miss und sprich darüber!
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- Sven Berg
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Was machen wir mit den Ergebnissen? Miss und sprich darüber! Erfahrungen aus dem Nachbarland Schweiz Stefan Schädler, FH 6. Deutsches Symposium Forschung in der Physiotherapie, Göttingen,
2 Was teile ich mit?? PatientIn
3 Fallbeispiel Neurologie: Fr. H. Jg St. n. CVI 4/ 03 und Hemiparese rechts St. n. Sturz ambulante Therapie Ziel: Verbesserung des Gleichgewichtes während 9 Behandlungen Berg Balance Scale
4 Fallbeispiel: BBS
5 Kommunikation mit dem Patienten Frage an den Patienten nach dem Test : Was ging gut und was war schwierig? Was meinen Sie, woran könnte es liegen? Erst dann Testergebnis und meine Interpretation mitteilen.
6 Was teile ich mit??
7 Interpretation eines Tests ist notwendig, um darüber zu sprechen! Was oder welche Items sind besonders auffällig? Hat der Test Subskalen? Was hat dies zu bedeuten bzw. ist ein Muster erkennbar? Wie passt es mit Anamnese/ Befund überein (klinischer Denkprozess)?
8 Fallbeispiel: BBS Kraft/ Gewichtsverteilung Dyn. Gleichgewicht, Gewichtsverlagerung in der Frontalebene Statisches GGW + kleine Unterstützungsfläche
9 Kommunikation mit anderen Fachpersonen Warum wurde dieses Messinstrument gewählt? Was misst es und wie ist Maximalscore? Ergebnis: Wie ist Totalscore in Bezug auf Maximalscore zu interpretieren? Handelt es sich um eine starke, mässige oder geringe Einschränkung? Welches sind Hauptproblembereiche?
10 Kommunikation mit anderen Fachpersonen Wie ist meine Beurteilung (entsprechend einem spezialärztlichen Konsiliarbericht)?
11 Kommunikation mit anderen Fachpersonen Ergebnisse diagnostische Tests an Arzt Nüchterne, sachliche Mitteilung der Tests und Beobachtungen (Labor-) Werte liefern Zurückhaltung in der Formulierung von Diagnosen
12 Fallbeispiel Neurologie Aufgrund ihrer Zielsetzung für ein besseres Gleichgewicht zur Sturzprävention wurde die Berg Balance Scale, ein anerkannter Test für Gleichgewicht durchgeführt. Die Patientin erreichte 43 von max. 56 Punkten, was einem eingeschränkten Gleichgewicht mit erhöhter Sturzgefahr entspricht. Sie hatte insbesondere bei den Aufgaben aufstehen, absitzen und Transfer Schwierigkeiten was auf verminderte Kraft und reduzierte Gewichtsverlagerung auf die paretische Seite zurückzuführen ist.
13 Fallbeispiel Neurologie Zudem zeigte sie im Stand mit kleiner Unterstützungsfläche grosse Schwierigkeiten, insbesondere bei Gewichtsverlagerungen in der Frontalebene, z.b. bei abwechslungsweise Fuss auf eine Stufe stellen. Beurteilung Frau H. hat ein deutlich eingeschränktes Gleichgewicht mit Sturzrisiko, insbesondere durch reduzierte Kraft und verminderte Gewichtsverlagerung auf die paretische Seite.
14 Kommunikation von Verlaufsmessungen Wie hat sich die Punktzahl in Bezug auf unsere Intervention verändert? Wie interpretiere ich diese Veränderung (grosser/ kleiner Fortschritt)? In welchen Bereichen waren Veränderungen messbar
15 BBS Verlauf Nach 9 Behandlungen bzw. 3 Monaten Zielsetzung: Verbesserung des GGW, GV in der Frontalebene
16 Fallbeispiel Neurologie Fr. H. zeigte nach 9 Behandlungen (vom ) und Heimprogramm eine Verbesserung in der Berg Balance Scale (anerkannter Test für Gleichgewicht) von 43 auf 47 Punkte. Insbesondere alle Aufgaben im Zusammenhang mit Kraft und Gewichtsverteilung li/ re (aufstehen, absitzen, Transfer) waren besser, ebenfalls Aufgaben mit kleiner Unterstützungsfläche.
17 Fallbeispiel Neurologie Beurteilung Die Verbesserung von 4 Punkten liegt zwar im Bereich der Messfehler, zeigt aber in den bedeutenden Aktivitäten eine Verbesserung. Eine Fortsetzung der Behandlung kombiniert mit kontrollierten Heimübungen erscheint bei den Verbesserungen in der Berg Balance Scale indiziert.
18 Fallbeispiel Bewegungsapparat 27j. Bodenleger, 7 Tage nach KAS Wirkt verunsichert, klagt über deutliche Schmerzen Hx zeigt Probleme seit 9 Monaten, inkl. Aufenthalt in Reha F/E 60/0/0, Wenig Schwellung Vollbelastung möglich, mit Schmerz Funktionsskala für die untere Extremität Lower Extremity Functional Scale (LEFS)
19 Fallbeispiel: LEFS a. Gewohnte Arbeit, Haushalttätigkeiten oder Schularbeiten 1 b. Gewohnte Hobbies, Freizeit- oder Sportaktivitäten 0 c. In die oder aus der Badewanne steigen 2 d. Von Zimmer zu Zimmer gehen 3 Belastung e. Socken oder Schuhe anziehen 2 f. In die Hocke gehen 0 g. Einen Gegenstand, z.b. eine Tasche mit Einkäufen, vom Boden hochheben h. Leichte Aktivitäten ums Haus durchführen 2 2 i. Schwere Aktivitäten ums Haus durchführen 1 j. Ins Auto oder aus dem Auto steigen 1 Kniebeugen unter Belastung k. 200m gehen 2 l. 1 bis 2 km gehen 1 m. 10 Stufen hinauf- oder hinuntersteigen (eine Treppe) 2 n. Eine Stunde stehen 1 o. Eine Stunde sitzen 2 p. Rennen auf ebenem Boden 0 q. Rennen auf unebenem Boden 0 Sport/ Rennen r. Plötzliche Richtungswechsel machen bei schnellem Tempo 0 19 s. Springen, Hüpfen 0 t. Sich im Bett drehen 1
20 Fallbeispiel Bewegungsapparat Hr. S. erreichte in der Funktionsskala für die untere Extremität (LEFS) 23 Punkte (80 = normal, 0 = extreme Schwierigkeiten), was einer deutlichen Einschränkungen in Aktivitäten des täglichen Lebens entspricht. Vollbelastung ist möglich, jedoch mit deutlichen Einschränkungen im Alltag. Selbst einfache Alltagsaktivitäten sind leicht oder mässig eingeschränkt
21 Fallbeispiel Bewegungsapparat Beurteilung Bei Herrn S. ist ein verzögerten Heilungsverlauf nach einer KAS mit eingeschränkter Knieflexion (60/0/0) und Belastungsschmerz selbst bei einfacheren Alltagsaktivitäten zu beobachten.
22 Fallbeispiel Kardiologie/ Pneumologie Hr. W. Jg. 59 Diagnose: Asthma Verordnung für ambulante pulmonale Reha Ergometrie: Freigabe des Trainings durch Pneumologen mit 1l O 2 mit relativ hoher Wattzahl, Puls ist unlimitiert, Test ohne O 2
23 Fallbeispiel Kardiologie/ Pneumologie 6-min-Gehtest, ohne O 2 Vor Test: Borg Atmung 11, Beine 9, HF 70, Biox 94% Bei 5 Minuten unaufffällig, leicht reduzierte Biox, leicht erhöhte Herzfrequenz, 6 min: Distanz 390m, ohne Pausen Biox 90%, HF 57/ min, arrhythmisch, Extrasystolen, Patient wirkt blass, Notfallärztin, Notfall
24 Kommunikation Hr. W. absolvierte bei uns den vom Pneumologen freigegebenen, für die pulmonale Reha vorgesehenen 6-Minuten Gehtest ohne Sauerstoff und ohne Pulslimite. Er erreichte eine Gehstrecke von 390m ohne Pausen bei einem mässigen Abfall der Sauerstoffsättigung und nur mässig erhöhtem Puls, was guten Werten entspricht. Unmittelbar bei Testende zeigte der Patient einen arrhythmischen und erniedrigten Puls mit 57/ min.
25 Kommunikation Sofort wurde die Notfallärztin beigezogen und der Patient wurde auf den Notfall überwiesen. Beurteilung Der Test verlief problemlos mit einer für diesen Patienten normalen Gehstrecke, Pulsund Sauerstoffwerten. Nach Testende zeigte der Patient einen tiefen arrhythmischen Puls und wurde an die Notfallärztin weitergeleitet.
26 Fallbeispiel Geriatrie: Fr. B. Jg Kommt zur Abklärung des Gleichgewichtes Ziel: Verbesserung des Gleichgewichtes, möchte Übungen für s Gleichgewicht Probleme mit Gleichgewicht: div. Tests Sie berichtet, dass sie sich beim Gehen in der Wohnung überall halten muss. Sturzangst? Somatosensorik? Fall efficacy Scale
27 FES-I Unebene/ rutschige Unterlage
28 Klinischer Denkprozess/ weitere Tests Angst auf unebenen/ rutschigen Oberflächen Somatosensorik? Testung des Vibrationssinnes: Stimmgabel Linke Metatarsale 1: 0/ 8!!! Rechte Metatarsale 1: 0/ 8!!! Ursachen? Polineuropathie? Ernährung? Vitamine? Toxen?
29 Kommunikation Aufgrund der geäusserten Unsicherheit/ Sturzangst wurde Frau B. gebeten, den Falls Efficacy Scale auszufüllen, einen anerkannten Fragebogen zur Selbstwirksamkeit bei Sturzangst. Sie erreichte 46 von maximal 64 Punkten, was einer bedeutenden Sturzangst entspricht. Sie äusserte insbesondere bei Fragen zu unebenen oder rutschigen Oberflächen grosse Bedenken.
30 Kommunikation Die Untersuchung des Vibrationssinn mit der Stimmgabel an Metatarsale I beidseits ergab einen Wert von 0 (kein Vibrationsempfinden) von max. 8. Beurteilung Frau B. hat eine bedeutende Sturzangst v.a. auf unebenen, rutschigen Oberflächen, was vermutlich auf den fehlenden Vibrationssinn zurückzuführen ist.
31 Assessments in der Rehabilitation Band 1-3
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