Der Zensus 2011 in Deutschland
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- Marcus Fürst
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1 Der Zensus 2011 in Deutschland Dr. Sabine Bechtold, Johann Szenzenstein, Wolfgang Riege-Wcislo, Michael Neutze Statistisches Bundesamt Journalistenworkshops in Frankfurt/Main, Hamburg, Berlin, München, Leipzig und Köln
2 Was ist der Zensus 2011 Gemeint damit ist eine registergestützte und um eine zusätzliche Stichprobe ergänzte Volkszählung einschließlich einer Gebäude- und Wohnungszählung sowie eine Vollerhebung in Sonderbereichen mit Stichtag 9. Mai 2011 Deutschland betritt Neuland weniger Belastung geringere Kosten hohe Qualität -2-
3 Warum wir genaue Einwohnerzahlen brauchen -3-
4 Warum brauchen wir genaue (Einwohner-) Zahlen Bedeutung der amtlichen Einwohnerzahl anhand einiger Beispiele: Finanzausgleich kommunale Planung Einteilung der Wahlkreise Sitzverteilung im Bundesrat Einwohnerzahlen fließen in viele statistische Kennzahlen ein, bspw. BIP pro Kopf oder Verschuldung pro Kopf -4-
5 Warum brauchen wir einen Zensus Letzte Volkszählung 1987 (West) bzw (Ost) Fortschreibungsfehler, z.b. bei Fortzügen ins Ausland Einwohnerzahl nach Zensustest um 1,3 Millionen überhöht ungleiche regionale Verteilung des Fehlers EU Verordnung 763/2008 schreibt EU-weite Volks- und Wohnungszählungen in 10-jährigen Abständen vor Bundesregierung beschließt im Grundsatz 1:1 Umsetzung Zensus wird benötigt als Fortschreibungsbasis für weitere Statistiken als Hochrechnungsrahmen für Stichprobenerhebungen um auch kleinräumige Ergebnisse zu bekommen -5-
6 Umsetzung der EU Zensusrunde in Deutschland Aufforderung der Politik zu schonenderem Verfahren Datensparsamkeit: Vorhandene Daten nutzen geringere Belastung der Bevölkerung mit Statistiken geringere Kosten Test einer neuen Zensusmethode 2001 bis 2003 zusätzliche Befragungen notwendig für fehlende Merkmale und zur Überprüfung der Genauigkeit der Register 08/2006: Kabinettsbeschluss zur Teilnahme an der EU Zensusrunde 2011 mit neuem Verfahren 12/2007: ZensVorbG, 07/2009: ZensG2011, 06/2010: StichprobenV -6-
7 Es geht nicht ohne Auskunftspflicht Der Zensus ist eine Statistik mit Auskunftspflicht lediglich die Frage zum Glaubensbekenntnis in der Haushaltebefragung ist freiwillig Freiwillige Auskunftserteilung führt zu einer systematischen Verzerrung der Ergebnisse Aber: Ausfüllen der Fragebogen auch ohne Interviewer/-in möglich Interviewer/-innen werden nicht in ihrer Nachbarschaft eingesetzt und sind zur Verschwiegenheit verpflichtet keine Fragen zu Einkommen, Gesundheit o.ä. -7-
8 Datenschutz -8-
9 Was mit den Einzeldaten passiert Die Maßnahmen und Regelungen technisch / bauliche Sicherung nach neuestem Stand Rückspielverbot Statistikgeheimnis gesetzlich geregelte Löschfristen der Hilfsmerkmale: dauerhafte Speicherung der Einzeldaten ohne Name und Anschrift Tabellengeheimhaltung: keine Veröffentlichung von Einzeldaten oder Daten, bei denen aufgrund von Kenntnis anderer Ergebnisse auf Einzeldaten zurückgeschlossen werden kann -9-
10 Und was kostet das alles? Hohe Qualität der Ergebnisse und umfassender Datenschutz haben ihren Preis. nach Schätzungen des Bundesgesetzgebers entstehen für Vorbereitung und Durchführung des Zensus 2011 Kosten von insgesamt 710 Mill. Euro Aufteilung der Gesamtkosten: Bund: Länder: 85 Mill. Euro 625 Mill. Euro Bundeszuschuss zu den Länderkosten: 250 Mill. Euro -10-
11 Wie der Zensus funktioniert -11-
12 Wie der Zensus funktioniert Die drei größten Erhebungsteile Datenabzüge aus Melderegistern: Bundesweite Zusammenführung, Bereinigung von Mehrfacheintragungen, Verzeigerungen Haushaltebefragung: Bei max. 10% der Bevölkerung Feststellung von Karteileichen- und Fehlbestandsraten Erfassung von Merkmalen, die nicht in den Registern enthalten sind, z.b. Erwerbstätigkeit Bildung Gebäude- und Wohnungszählung: Schriftliche Befragung bei allen 17,5 Mill. Eigentümer/-innen von Wohnraum -12-
13 Der Methodenmix Nutzung bereits vorhandener Verwaltungsdaten: Datenabzüge aus Melderegistern und erwerbsstatistischen Registern Persönliches Interview Haushaltebefragung Postalische Befragung Eigentümer/-innen von Wohnraum -13-
14 Kombination von Vollerhebung und Stichprobe 100% Alle Menschen/Wohnungen/Gebäude werden erfasst: Teuer aber genau, kleinräumige Daten 10% Eine Zufallsauswahl an Personen wird befragt: Weniger Aufwand, keine kleinräumigen Daten, Grundgesamtheit muss bekannt sein (Hochrechnungsrahmen) -14-
15 Das Zensusmodell im Zeitablauf -15-
16 Die Melderegister -16-
17 Daten aus Melderegistern Demografische Daten (Alter, Geschlecht, Familienstand) Staatsangehörigkeit, Geburtsland, Haupt-/Nebenwohnsitz Daten über Haushaltszusammenhänge: Verzeigerungen (Ehepaare, Kinder), Einzugsdatum und weitere rechtliche Religionszugehörigkeit (Kirchensteuer) Bundesweites Zusammenspielen der Daten aus kommunalen Melderegistern, Mehrfachfallprüfung inkl. Klärung Haupt-/ Nebenwohnsitz am Zensusstichtag insgesamt drei Datenlieferungen an die statistischen Ämter Stand 1. November 2010 Zensus-Stichtag 9. Mai 2011 Stand 9. August
18 Herausforderungen der Nutzung von Daten aus Registern dezentrale Datenhaltung unterschiedliche Datenqualität der Register Register werden nicht für statistische Zwecke geführt kein einheitlicher Identifikator für Personen und Wohnungen Zusammenführung mit Hilfsmerkmalen: Anschrift, Name, Geburtsdatum statistische Korrektur der Daten aus Registern durch eine Stichprobe Rückspielverbot: Register selbst bleiben unverändert Koordination und Abstimmung zwischen den Datenquellen -18-
19 Daten zur Erwerbstätigkeit -19-
20 Daten aus erwerbsstatistischen Registern Bundesagentur für Arbeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigte: 27 Mill. Öffentliche Arbeitgeber Beamte/Beamtinnen, Richter/-innen, Soldaten/-innen: 1,8 Mill. Zusammenführung mit den Daten aus den Melderegistern Ergänzung durch die Haushaltebefragung Selbstständige Personen mit Minimalbeschäftigung (ILO Konzept) -20-
21 Haushaltebefragung -21-
22 Die Haushaltebefragung Interviewer/-innen mit Papierfragebogen bei maximal 10% der Bevölkerung (ca. 80 Tsd Interviewer/-innen) statistische Korrektur der Einwohnerzahlen laut Melderegister Personenfeststellung (Karteileichenrate / Fehlbestandsrate) nur in Gemeinden Einwohner Erhebung von Merkmalen, die nicht aus Registern gewonnen werden können erwerbsstatistisches Gesamtbild Selbstständige, Berufe, Wirtschaftszweige Bildung Religion (Glaubensbekenntnis) erweiterter Migrationshintergrund -22-
23 Das Zensusmodell im Zeitablauf -23-
24 Wie wird die Stichprobe gezogen? Bundesweit wird max. jede/-r 10. Einwohner/-in befragt geschichtete Stichprobe für bestmögliche Genauigkeit es werden immer Anschriften gezogen alle Bewohner/-innen an der Anschrift werden befragt überwiegend in Gemeinden Einwohner regionale Unterschiede je nach Größenstruktur der Gemeinden in Hamburg wird jede/-r Dreiundzwanzigste befragt (4,4%) in Rheinland-Pfalz jede/-r Siebte (13,7%) Schichtung der Anschriften nach 8 Größenklassen große Gebäude haben eine höhere Auswahlwahrscheinlichkeit -24-
25 Was ist eigentlich ein Migrationshintergrund Abbildung der Zuwanderung über mehrere Generationen "Sind Sie nach dem 31. Dezember 1955 in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugezogen?" "Wenn ja, in welchem Jahr sind Sie in das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugezogen?" "Aus welchem Staat sind Sie zugezogen?" Alle drei Fragen getrennt für Befragte selbst und jeweils für Mutter und Vater -25-
26 Ich kenne den Begriff allgemeinbildender Schulabschluss nicht Wir bieten Übersetzungshilfen an -26-
27 Gebäude- und Wohnungszählung -27-
28 Die Gebäude- und Wohnungszählung In Deutschland gibt es keine flächendeckenden Register für Gebäude mit Wohnraum und Wohnungen schriftliche Befragung bei allen Eigentümern/-innen von Wohnraum (ca 17,5 Mill.), Papier/online Wohnungsunternehmen können elektronische Massenmeldungen abgeben geringer Merkmalskranz Baujahr, Zahl der Wohnungen, Leerstand Wohnfläche, Besitzverhältnisse, Bad und Heizung Wohnungsinhabernamen für die Haushaltegenerierung -28-
29 Woher kommen die Anschriften der Eigentümer von Wohnraum? Seit 2008 wird im Statistischen Bundesamt das Anschriften- und Gebäuderegister als Referenzdatei aufgebaut Lieferung von Anschriften aus der Vermessungsverwaltung, den Melderegistern und der Bundesagentur für Arbeit seit April 2009 fordern die Statistischen Ämter der Länder Namen und Anschriften von Gebäude- und Wohnungseigentümern an bei Grundsteuerstellen Grundbuch- oder Katasterämtern Ver- und Entsorgern Rechtsgrundlage: Zensusvorbereitungsgesetz
30 Vorinformation mit Rückmeldebogen im Herbst 2010 Klärung des Kreises der Befragten ( 6 BStatG) Informationsschreiben mit Rückmeldebogen Möglichkeiten zur Korrektur/Aktualisierung der Anschrift oder der Eigentümer/Verwalter Interesse am Online Fragebogen kund tun Abschätzung der benötigten Fragebogenmenge nicht in allen Bundesländern flächendeckend beschränkt z.b. auf Gebäude mit Eigentumswohnungen Rückmeldebogen kann auch online ausgefüllt werden -30-
31 Das Zensusmodell im Zeitablauf -31-
32 Befragungen in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften Qualität der Melderegister unzureichend Vollerhebung Ziel: Existenzfeststellung von Personen am Zensusstichtag (11 Fragen pro Person) Unterscheidung nicht-sensible Sonderbereiche z.b. Studierendenwohnheime, Altenwohnheime sensible Sonderbereiche: Gefahr der sozialen Benachteiligung z.b. Behindertenwohnheime, Psychiatrische Anstalten, Justizvollzugsanstalten -32-
33 Nicht-sensible Sonderbereiche Erhebungsmethode persönliche Befragung durch Interviewer/-innen nicht-sensible Sonderbereiche können in die Haushaltebefragung kommen (kombinierter Fragebogen) geschätzt 2 Mill. Personen -33-
34 Sensible Sonderbereiche Erhebungsmethode Befragung der Einrichtungsleitung durch Interviewer/ -innen sensible Sonderbereiche dürfen nicht in die Haushaltebefragung gelangen grundsätzlich keine GWZ frühzeitige Löschung der Hilfsmerkmale (Anonymisierung) rund 25 Tsd Anschriften -34-
35 Ergebnisse mit Haushaltsbezug -35-
36 Ergebnisse mit Haushaltsbezug Aufgabe Antworten zu Fragen wie z.b.: "Wie viel Wohnfläche haben durchschnittlich Familien mit drei Kindern?" Problem Melderegisterdaten beziehen sich auf Anschriften, also Gebäude, und nicht auf einzelne Wohnungen Lösung die Personen werden unter Nutzung von Informationen aus den Melderegistern und aus der GWZ in einem statistischen Verfahren den einzelnen Wohnungen zugeordnet Wohnhaushalte -36-
37 Haushaltegenerierung 1. Stufe: Bildung von Kernhaushalten -37-
38 Haushaltegenerierung 2. Stufe: Verknüpfung mit Wohnungsinhabern -38-
39 Haushaltegenerierung 3. Stufe: Verknüpfung nach Zusatzinformationen aus dem MR -39-
40 Haushaltegenerierung 4. Stufe: Verknüpfung nach statistischen Kriterien -40-
41 Was liefert der Zensus Erste Ergebnisse nach 18 Monaten, Ergebnisse (auch für Haushalts- und Familienstrukturen) voraussichtlich nach 24 Monaten mehrdimensionale Tabellen für Eurostat (verpflichtend), nationale Auswertungen die Tabellierungen von Registermerkmalen mit Zusatzmerkmalen aus der Haushaltebefragung sind mit einem Stichprobenzufallsfehler behaftet kleinräumige Gliederung noch unklar -41-
42 Erste Ergebnisse nach 18 Monaten Warum dauert das alles so lange? Haushalte antreffen bzw. neue Eigentümer feststellen Erinnerungs- und Mahnschreiben Vollständigkeitskontrolle, Plausibilitätsprüfungen, Rückfragen, Zusammenführungen Welche Ergebnisse kommen zuerst, welche später? nach 18 Monaten: Amtliche Einwohnerzahl, Basisdaten nach 24 Monaten: Ergebnisse mit Haushaltsbezug Wo kann man die Ergebnisse abrufen? "Online First!"
43 -43-
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