Ökologische Umgestaltung (1) eines Tee- und Kräuterlagerhauses in der Prignitz
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- Gretel Beckenbauer
- vor 7 Jahren
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1 Ökologische Umgestaltung (1) Bei dem Gebäude handelt es sich um einen nicht unterkellerten, eingeschossigen Mauerwerksbau auf Streifenfundamenten. Die Giebelflächen sind als Holzfachwerk ausgebildet. Das Haus wird von einem mächtigen, unter 45 Grad geneigten Satteldach geschützt. Entsprechend groß und schön stellt sich insbesondere das freie Volumen im Dachraum dar. Schon seit ca. 20 Jahren zu Wohnzwecken genutzt, stand es jedoch bereits seit einiger Zeit leer. Ziel war es, mit ökologischer Herangehensweise vorhandene Gebäudeschäden zu sanieren und diesen Altbau zu neuem Leben zu erwecken. In einem Arbeitsprozess mit der Bauherrschaft, der von der hinzugebetenen Feng Shui Beraterin Frau Shara Roshan ratgebend begleitet wurde, gestalteten wir die Harmonie der Zimmer und deren Beziehung zueinander nach den Bedürfnissen der zukünftigen Bewohner neu. Priorität hatten dabei ökologische Materialien und der sinnfällige Einsatz haustechnisch innovativer Systeme unter Verwendung regenerativer Energien. Durch vielfältige Eigenleistung der Bauherrschaft und vielen Freunden konnten insgesamt die Baukosten im angestrebten finanziellen Rahmen gehalten werden. Auf den weiteren Seiten finden Sie kommentierte Fotos der Sanierung, die Ihnen im Detail Aufschluss über die ökologischen Materialien und haustechnischen Systeme geben werden.
2 Dachsanierung (2) Ansicht des Gebäudes von Süden Das Satteldach ist mit Betondachsteinen gedeckt, die durchaus noch ca. 5 Jahre funktionstüchtig gewesen wären. Aufgrund der Neugestaltung des gesamten Dachpaketes (Dämmung und Ausbau) erwies sich eine Neueindeckung mit Tondachziegeln als sinnvoller und war zudem im Rahmen des Budgets finanziell vertretbar.
3 Dachsanierung (3) Dachentrümpelung Der Dachboden wurde einschließlich bereits vorhandener Einbauten vollständig freigelegt. Sämtliche Dämm- und Ausbaumaterialien wurden aufgrund bautechnischer Unzulänglichkeit oder gesundheitlicher Gefahren (z.b. freiliegende alte Mineralwolle, die den aktuellen gesundheitlichen Anforderungen nicht genügt) ausgebaut.
4 Dachsanierung (4) Neuaufbau des Daches von außen Nach der Entfernung der alten Dacheindeckung samt Lattung wurde die Sparrenflucht ausgeglichen und die gesamte Fläche mit hydrophobierten und diffusionsoffenen Holzweichfaserplatten belegt, die das Unterdach bilden.
5 Dachsanierung (5) Die Dachhaut Das Dach wurde mit Tondachsteinen neu gedeckt, die südlich orientierte Dachfläche bietet ausreichend Platz für eine Solaranlage zur Warmwassererzeugung, die über einen großen Pufferspeicher in den sonnenarmen Monaten durch die Heizungsanlage unterstützt werden kann.
6 Dachsanierung (6) Neuaufbau des Daches von innen Die Sparren wurden seitlich angelascht, um eine ausreichend starke Dicke (24 cm) der einzublasenden Zellulose zu erreichen. Innenseitig wurden auf einer Querlattung OSB-Platten in Nut und Feder luftdicht verlegt.
7 Dachsanierung (7) Die sichtbare Dachschräge Der Dachstuhl bleibt als Haupttragwerk innen sichtbar. Die in Nut und Feder luftdicht verlegten OSBPlatten bilden bauphysikalisch als Dampfbremse den inneren Abschluss der Dachschräge. Auf diesem Foto ist außerdem der Neuaufbau des Fußbodens zu erkennen: die Deckenbalken wurden seitlich mit Bohlen verstärkt, um sie oberseitig einheitlich zu fluchten. Zwischen die Balken wurde Stopfhanf eingebracht und als Bodenabschluss märkische Landhausdielen verlegt, geschliffen und offenporig geseift.
8 Bodensanierung Dachgeschoss (8) Der Fußboden im Dachgeschoss Die alte Dielung des Dachgeschosses war zum weiteren Aufbau nicht mehr verwendbar. Sie wurde samt der darunter liegenden Schüttung entfernt. Die Balken wurden ebenso wie die gesamte Holzkonstruktion des Dachraumes auf Holzschädlinge überprüft. Befallene Balken- und Sparrenteile mussten in geringem Umfang ergänzt werden.
9 Bodensanierung Dachgeschoss (9) Fußbodenverstärkung im Dachgeschoss Zwei der Deckenbalken mussten aus statischen Gründen mit doppelseitig angelaschten Stahlträgern verstärkt werden.
10 Neue Wände im Dachgeschoss (10) Neue Wände im Dachgeschoss Die eingefügten Trennwände wurden als Holzständerwerk ausgebildet, beidseitig mit Schilfmatten beplankt und vollflächig zweilagig mit Lehm verputzt. Die Hohlräume zwischen den Ständern sind mit Stopfhanf ausgefüllt.
11 Fachwerkgiebelsanierung (11) Der alte Fachwerkgiebel von außen Die Giebelwand über dem Erdgeschoss wurde von verschiedenen bituminösen Schichten und der nicht mehr funktionsfähigen horizontalen Stülpschalung befreit.
12 Fachwerkgiebelsanierung (13) Der alte Fachwerkgiebel von innen Das Gefache war mit einlagig verputzten magnesitgebundenen Holzwolleleichtbauplatten ausgefüllt, die im Zusammenhang mit der außenseitig dahinter liegenden Bitumenpappe bauphysikalisch einen schlechten und zu geringen wärmedämmenden Aufbau boten.
13 Fachwerkgiebelsanierung (13) Der neue Fachwerkgiebel und die Außenwand Nach Freilegung und Säuberung des Fachwerks wurden die Felder mit Leichtlehmsteinen ausgefacht. Die gesamte Fassade wird einschließlich Giebel mit 10 cm Stopfhanf und 4 cm Schilfmatten auf Lattung gedämmt und mit einem Kalkputz verputzt. Die vorhandenen Kastenfenster konnten leider nicht mehr weiter verwendet werden. Sie wurden durch isolierverglaste Holzfenster mit gleicher Feldteilung ersetzt. Der Einbau der Fenster erfolgte ohne Verwendung von Dichtmassen mit Klebebändern, Hanfschnüren und Kokosfasern.
14 Fachwerkgiebelsanierung (14) Der neue Fachwerkgiebel von innen Innenseitig wurden die Felder des Fachwerks mit Lehm verputzt, das Fachwerk selbst bleibt sichtbar. Die hier sichtbare Decke zum Spitzboden wurde aus Holzbalken mit einer aufgeschraubten Nut und Feder Brettverschalung hergestellt.
15 Bodensanierung Erdgeschoss (15) Die neue Bodenplatte Im Bestand waren im Erdgeschoss unterschiedliche Aufbauten (brüchiger Estrich, in Sand gelegte Balken mit Dielung), insgesamt technisch unzulängliche Aufbauten. Gegen die Gefahr aufsteigender Feuchte wurde deshalb auf einer kapillarbrechenden Kiesschicht eine neue Betonplatte mit Abdichtung gelegt. Die hier noch sichtbaren Heizkörper aus dem Bestand wurden zur Montage eines neuen Wämeverteilungssystems (siehe unten) endgültig entfernt.
16 Bodensanierung Erdgeschoss (16) Fußbodenaufbau im Erdgeschoss Auf der Bodenplatte wurden schwimmend märkische Landhausdielen verlegt, in die Hohlräume wurde als Wärmedämmung Stopfhanf eingebracht. Im Bereich der offenen Küche und im Badezimmer kamen Sandsteinplatten auf schwimmendem Estrich zum Einsatz. Zur Wärmeverteilung wurde eine Randleistenheizung als indirekt wirkende Warmwasser-Strahlungsheizung verlegt.
17 Wandsanierung Dachgeschoss (17) Die Wandoberflächen im Erdgeschoss An allen bestehenden Wänden wurde der vorhandene Putz abgeschlagen und das Mauerwerk freigelegt.
18 Wandsanierung Erdgeschoss (18) Neue Wände im Erdgeschoss Neue Türöffnungen wurden gesetzt, die alten verschlossen, neue Trennwände aus Mauerwerk wurden auf der Betonbodenplatte aufgebaut. Nicht mehr funktionsfähige Wandbereiche wurden neu aus- oder aufgemauert.
19 Wandsanierung Erdgeschoss (19) Lehmputz im Erdgeschoss Sämtliche Wände in Erd- und Dachgeschoss wurden mehrlagig mit Lehm verputzt. Durch hervorragende sorptiven Eigenschaften des Lehmputzes in Bezug auf Feuchtigkeitsaufnahme und Abgabe wird dauerhaft die Luft gereinigt und ein gleichmäßig gesundes Raumklima erzeugt.
20 Ökologisches Baumaterial (20) Natürliche Materialien Bei dieser Sanierung wurde, so weit dies nach den anerkannten Regeln der Technik möglich war, auf Folien, Dichtungsmassen, Klebebänder und auf chemisierte Baumaterialien verzichtet. Durch ausreichenden konstruktiven Holzschutz kamen nur unbehandelte Hölzer zum Einsatz, zur Dämmung wurden Zelluloseflocken, Stopfhanf und Schilfmatten verwendet. Geputzt wurde an den Wänden ausschließlich mit Lehm und Kalk. Die verwendeten Farben sind rein mineralischer und dampfdiffusionsoffener Natur, die Holzoberflächen wurden ausschließlich mit natürlichen Ölen und Seifen geschützt.
21 Regenerative Energien (21) in einem Tee- und Kräuterlagerhaus in der Prignitz Das Heizungssystem Das Heizungskonzept besteht aus vier abgestimmten Komponenten: 1. Zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung solarthermische Flachkollektoren auf der südlichen Dachfläche mit Wärmetauscher-Anbindung an den Pufferspeicher. 2. Als Hauptheizung ein Pelletskessel mit manueller Zuführung, der über einen Wärmetauscher mit dem Speicher verbunden ist. In den Schornstein musste zur Querschnittsanpassung an den Heizkessel ein neuer Edelstahlkamin eingezogen werden. Der direkt neben dem Haustechnikraum gelegene Pelletslagerraum wird von außen per Tankwagen beschickt. 3. Ein Kaminofen mit Wärmetauscher als Zusatzheizung, neben der direkten Strahlungswärme in den Wohnraum werden über wärmetauschende Beschickung des Speichers indirekt Heizung und Warmwasserbereitung unterstützt. 4. Als Wärmeverteilung wurde eine Randleistenheizung eingebaut, die in erster Linie über die Außenwände indirekt Strahlungswärme erzeugt. Der Vorteil der Randleistenheizung gegenüber Heizkörpern besteht in der geringen Staubentwicklung aufgrund lediglich lokaler Thermik zur direkten Erwärmung der anliegenden Wände. Die Wärmeverluste der Fensterlüftung werden so um ¼ reduziert.
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