Peter Ruppel. Maya Geheimes Wissen und Prophetie

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1 Peter Ruppel Maya 2012 Geheimes Wissen und Prophetie

2 Inhalt 1. Ein Regenwald von Königen und Priestern Lebensraum und Lebensweise in Mittelamerika Wohngebiet der Maya Jahreszeiten in den Tropen Klimatische Verhältnisse Ackerbau und Landwirtschaft Nahrungs- und Genussmittel Regierung und Herrschaftsstruktur Machtinhaber Machtdemonstration Stadtstaaten Charakteristische Gesichtsmerkmale und Kopfschmuck Nachbarschaftskonflikte Die Kriegsführung Religion Mythologie und Religion sind eins Kalenderpriester Götter der Maya Rituelle Blutopfer Mythologie Ursprüngliche Quellen für die Forschung Quellen aus der spanischen Zeit Weltepochen nach der Auffassung der Maya und Azteken Das Platonische Jahr Das Popol Vuh... 38

3 Der Forscherstammtisch von Palenque Die mythologischen Zwillinge Hunaphu und Xbalanque...44 Die Fixsternkonstellation des Kleinen und Großen Bären...45 Der Polarstern Der Weltenbaum Die Milchstraße Tierkreis und Präzession Astronomische Lage der Milchstraße Izapa Ursprungsort der Kosmologie der Maya Tierkreiszeichen Skorpion Der Untergang der Maya Dauer der klassischen Periode Lange Zählung Ende der Klassik Auswirkungen des Untergangs Überbevölkerung Wassermangel Flucht in den Krieg Die Nachkommen der klassischen Maya Schicksal der Bevölkerung bis zur spanischen Invasion Verlust der Schrift Verlust des Kalenders der Langen Zählung Persönliche Demütigungen nach der spanischen Eroberung... 75

4 2. Die Federn des Quetzal Ziffern und Zahlen Zahlensystem Zählen von Tagen und Jahren Weltzeitalter Noch größere Zeitzyklen Kalender in Mittelamerika Tzolkin Glyphen Haab-Kalender Kalenderrunde Synchronisation von Tzolkin, Haab und Langer Zählung...98 Jahresträger In Stein gemeißelt und auf Rindenpapier geschrieben Pyramiden, Paläste und Stelen Dokumentation der Geschichte Virtuelle Reise Auswahl der Reiseführer Janab Pakal der Große Der Tempel der Inschriften Zeithorizont der Maya Inhalt der Inschriften

5 Das Grabmal des Janab Pakal Deckel des Sarkophags Der weiße Weg Die Fresken von Bonampak Chichen Itza Geografische Lage von Chichen Itza Ursprung der Bevölkerung Der Ursprung des Ballspiels Das Ballspiel Die Ballspielarena in Chichen Itza Die kosmische Verknüpfung des Ballspiels Die Zenitübergänge der Sonne Analogie zum Sarkophagdeckel von Pakal Die Pyramide mit dem Tempel des Kukulkan Quetzalcoatl, die gefiederte Schlange Das Licht-und-Schatten-Spiel an der Treppenbalustrade Die symbolische Bedeutung der Schlange Das Fest der Feuerzeremonie Präzession der Sonne Auswirkungen der Sonnenpräzession Plejadische Orientierung der Azteken Bedeutung des Abschlusses eines Zeitzyklus Die Geschichte von Xixli und Yum

6 3.3 Kodizes, die Kalenderalmanache Schicksal der Handschriften Form und Inhalt der Kodizes Dresdner Kodex Erste Studien von Förstemann Inhalt des Dresdner Kodexes Sonnen- und Mondfinsternistafeln im Dresdner Kodex Astronomische Bedingungen der Sonnen- und Mondfinsternisse Analyse der Finsternisdaten Der Adler trifft den Kondor Korrelationen zwischen Mayakalender und anderen Kalendern Quellen für das Studium der Maya Kalendersysteme und Philosophie System des abendländischen Kalenders Schaltjahrregel im gregorianischen Kalender Mondkalender Umrechnungsmodalität Korrelationskonstante Kritiker der GMT-Korrelation Weitere astronomische Korrelationszahlen Kosmischer Ansatz für eine Korrelationskonstante

7 4.2 Zyklen und Prophezeiung Prophetien in den Büchern des Chilam Balam Prophetien, die auf den Zeitzyklen basieren Dauer der Zyklen Zeitzyklen nach Calleman Entwicklung der letzten 13 Baktuns Entwicklung der letzten 13 Katuns und 13 Tuns Was ist zu erwarten? Die Weisheit des Jaguars Die Zeitqualität des Tzolkin Kalenderpriester Eigenschaften des Tzolkin Deutung der Zeitqualität Weitere Interpretationen Die Deutung der Glyphen Deutung der Töne Nachwort Glossar Literaturverzeichnis Bildnachweis

8 1 Ein Regenwald von Königen und Priestern 1.5 Der Untergang der Maya Die herausragenden Leistungen der Maya, wegen derer sie in unserer Erinnerung weiterleben, sind ihre Architektur, ihre Kunstwerke und ihre wissenschaftlichen Kenntnisse in Astronomie und Kalenderarithmetik. Allerdings konnten sie auch auf den Leistungen ihrer Vorfahren, z. B. denen der Olmeken, Tolteken und Zapoteken, aufbauen. Dauer der klassischen Periode Archäologen sind der Meinung, die Maya hätten 700 Jahre lang eine Blütezeit ihrer Kultur erlebt und seien dann plötzlich ohne erkennbaren Grund verschwunden. Diese Periode der Klassik dauerte vom Jahre 200 bis 900 n. Chr. Wir wissen dies ziemlich genau, weil die Maya die Jahre genau gezählt und diese Jahresangaben in die Wände ihrer Bauten und in Steinstelen gemeißelt haben. Auch ihre Keramikvasen waren mit Bildern, Schriftzeichen und Datumsangaben geschmückt. Im Mayakalender ausgedrückt dauerte diese Blütezeit von der zweiten Hälfte des achten Baktuns bis zum Ende des neunten Baktuns. Lange Zählung Für die Datumsangaben verwendeten die Maya eine fünfstellige Zahl, die als Lange Zählung (englisch Long Count) bezeichnet wird. Die zweite Hälfte des achten Baktuns fängt mit folgendem Datum an: Die erste Stelle von links bezeichnet die Anzahl der Baktuns, die zweite Stelle die Katuns und die dritte 57

9 Stelle die Tuns. Die beiden Stellen rechts können wir momentan unbeachtet lassen, später kommen wir noch darauf zurück. Lange Zählung Stelle Bezeichnung Tage Jahre (gerundet) 1. Baktun ,3 2. Katun ,7 3. Tun 360 1,0 4. Uinal 20 0,1 5. Kin 1 0,0 13 Baktuns ,3 Der Wert einer Stelle kann, in unserem Dezimalsystem ausgedrückt, bis 20 reichen. Die zweite Stelle unserer Beispielzahl zählt zehn Katuns und ist somit auch die Hälfte von 20 möglichen Katuns. 20 Katuns wiederum ergeben ein Baktun. In der tabellarischen Übersicht sind die fünf Stellen aufgeführt. Ein Baktun zählt 394 Jahre, ein Katun 19 Jahre und ein Tun etwa ein Jahr. Ein Tun ist kein ganzes Jahr. Da unser gregorianisches Kalenderjahr oder auch Sonnenjahr 365,25 Tage hat, während das Tun nur mit 360 Tagen gezählt wird, fehlen einem Tun 5,25 Tage pro Jahr zu einem Sonnenjahr. Wenn man nur Jahre zählt und diese in Tausenden, Millionen und Milliarden, braucht man die Grundeinheit, das Tun, mit dem Sonnenjahr nicht ab- 58

10 1 Ein Regenwald von Königen und Priestern zustimmen. Bei der Tun-Zählung wird der Wert alle 70 Jahre um eines größer, denn 69 Sonnenjahre (69 x 365,25 = ) sind 70 Tun-Jahre (70 x 360 = ). Man muss nur beachten, ob man mit Sonnenjahren oder Tun-Jahren rechnet. Die Klassik der Maya dauerte von der zweiten Hälfte des achten Baktuns ( ), nach dem gregorianischen Kalender wäre dies 238 n. Chr., bis zum Ende des neunten Baktuns oder Anfang des zehnten Baktuns ( ), d. h. 830 n. Chr. Als grobe Formel kann man sich merken, dass ein Tun etwas weniger als ein Jahr, ein Katun etwas weniger als 20 Jahre und ein Baktun etwas weniger als 400 Jahre umfasst. Bei der Zeitrechnung mit Jahren werden die Baktuns nur bis 13 gezählt, und dann fängt man wieder bei Null an. Dieser Punkt verweist auf das Zeitverständnis der Maya. Zeit verläuft nach der Vorstellung der Maya nicht linear, sondern in Perioden. So haben wir eine Periode von 13 Baktuns, die Jahren entsprechen. Nach Ablauf dieser Periode wird nicht einfach weitergezählt, sondern es beginnt eine neue Periode aber mit einer anderen Wertigkeit. Diese Zählung der Jahre wird als Lange Zählung bezeichnet. Bei der Umrechnung der Mayazählung von in unser Jahr 238 n. Chr. braucht man das Startdatum der Langen Zählung. Ohne ein sicheres Startdatum kann man keines der Daten der Langen Zählung in unseren Kalender umrechnen. Über diese Frage des richtigen Startdatums wird viel diskutiert. Es gibt einen Konsens, der aber immer wieder infrage gestellt wird. Man hat sich weitgehend auf das Datum vom 11. August 3114 für den Start der Langen Zählung geeinigt. Auf die ganze Problematik mit diesen Festsetzungen werden wir ausführlich in späteren Kapiteln eingehen. 59

11 Ende der Klassik Anfang und Ende einer Kulturperiode erfolgen natürlich nicht zu einem genauen Datum. Man geht vielmehr von einer Übergangsphase von fünfzig bis hundert Jahren aus. Da wichtige Ereignisse in Stein gemeißelt wurden, können wir heute ableiten, wann ein Stadtstaat zum ersten Mal aus der Geschichtslosigkeit getreten ist und wann der Steinmetzchronist ein Ereignis zum letzten Mal dokumentiert hat. Das sind die letzten Datumseinträge in sechs ausgewählten Städten des Mayaimperiums (siehe Tab ). Zwischen den Jahren 800 n. Chr. und 900 n. Chr. wurden die Städte verlassen, oder zumindest gab es keinen Potentaten, der es als notwendig erachtete, seine Taten zu verewigen. Eine Ausnahme bildet Chichen Itza, das noch einhundert Jahre länger pulsierte. Während dieser Zeit herrschte in Chichen Itza eine Maya-Azteken-Mischkultur. Vermutlich ging das Leben in dieser Stadt noch lange nach der letzten Datumsregistrierung weiter, denn Erich von Däniken erzählt in seinem historischen Roman»Xixli und Yum«eine Geschichte, die sich im Jahre 1317 n. Chr. in Chichen Itza ereignet haben soll. Auf diese Erzählung kommen wir später noch zurück. Auswirkungen des Untergangs Wenn hier vom Untergang der Maya gesprochen wird, trifft das auf die Hochkultur von etwa fünfzig Stadtstaaten zu, die im tropischen Regenwald auf der Halbinsel Yukatan bestanden und sich über das Tiefland bis hin zum Hochland im Süden des heutigen Guatemala erstreckten. Diese Städte wurden seinerzeit 60

12 1 Ein Regenwald von Königen und Priestern Die letzten Datumseinträge im Ort Lange Zählung gregorianischer Kalender Chichen Itza n. Chr. Calacmul n. Chr. Tikal n. Chr. Palenque n. Chr. Quiriga n. Chr. Copan n. Chr. Tab fluchtartig verlassen vermutlich zuerst von der Herrschaftsschicht und danach von der Bevölkerung. In den Palästen fand man Spuren, die auf ein eiliges Verlassen hinweisen. Die Nachkommen der Maya leben bis heute weiter, jedoch nicht mehr als ein herausragendes Kulturvolk, sondern als arme Bauern ohne elitäre Herrscherschicht. Das Wissen und die Weisheit ihrer ehemaligen Elite sind nur noch rudimentär vorhanden, denn der Überlebenskampf absorbierte alle Energien. Oft waren die Nachkommen auch Verfolgungen ausgesetzt, sodass sie ihre Errungenschaften verbergen mussten und ihre religiösen Zeremonien nur im Geheimen ausführen konnten. Die spanischen Eroberer versuchten, ihnen ihre religiösen Überzeugungen zu nehmen, und die Plantagenbetreiber unserer Zeit beraubten sie ihres Grundes und Bodens. Ein tragisches Kapitel der Geschichte, das mit viel Blut geschrieben wurde. Warum aber verließen die Maya ihre Kulturhochburgen, und wo ist ihre Elite geblieben? José Argüelles, der eigentlich ein moderner Mystiker ist und sich sehr intensiv mit den Maya auseinandergesetzt hat, vertritt 61

13 die These, die Maya seien galaktische Experten der Zeit und würden die Aufgaben der Reifungsphase für verschiedene Planeten übernehmen. Nach getaner Arbeit, der Implementierung eines zweckmäßigen Rechen- und Zeitmaßes, würden sie den Planeten wieder verlassen. Einiges könnte für diese esoterische Theorie sprechen. Die Maya hinterließen eine Kunst, ein Wissen und eine Schrift, die weit über die Leistungen ihrer Nachbarn und Vorfahren hinausgehen und vergleichbar mit denen des alten Ägyptens sind. Warum sie weiser und klüger waren als ihre zeitgenössischen Brüder und Schwestern, bleibt ein Rätsel. Oder konnten sie auf Wissen aus anderen Dimensionen zurückgreifen? Wenn dem so wäre, könnte man sich der Theorie Argüelleses anschließen. Es spricht aber auch vieles für die wissenschaftlichen Theorien, sodass der esoterische Ansatz nicht notwendig ist. So schlagen wir lieber den Weg eines naturwissenschaftlichen Ansatzes ein, weil wir alles andere nicht beweisen können. Überbevölkerung Die Situation der Maya in Yukatan zu Beginn des zehnten Baktuns (etwa 800 n. Chr.) war problematisch. Die Zahl der Bevölkerung betrug nach Vermutungen von Larry C. Peterson, einem Geophysiker an der Universität von Miami, und Gerald H. Haug, dem wissenschaftlichen Leiter des Geoforschungszentrums an der Universität Potsdam, zwischen vier und zwölf Millionen (vermutlich eher zwölf Millionen). Es wird angenommen, dass in Yukatan weit über fünfzig große Stadtstaaten neben vielen kleinen existierten. Durch die Milpa-Technik in der Landwirtschaft konnte die 62

14 2 Die Federn des Quetzal 2.2 Kalender in Mittelamerika Die Lange Zählung, die wir gerade kennengelernt haben, ist im engeren Sinne kein Kalender, sondern eine Tageszählung, ähnlich wie bei den Astronomen die julianische Tageszählung (Julian Daycount, JD). Als Kalender für den Alltag hatten die Maya den Tzolkin und den Haab. Der Tzolkin ist ein Kalender von 260 Tagen und wird auch gern als der heilige Kalender der Maya bezeichnet. Der Tzolkin ist keine Schöpfung der Maya, sondern wurde schon von den Olmeken, Tolteken und anderen indigenen Völkern verwendet. Er wurde in vielen Teilen Mittelamerikas benutzt. Der Tzolkin hat keinen Bezug zur Astronomie. Er ist einer der Pfeiler des okkulten Wissens der Maya und wird auch heute noch nicht vollständig verstanden. Um dieses Instrumentarium besser zu begreifen, braucht es mehr als ein intellektuelles Verstehen seiner Struktur, es bedarf auch der persönlichen Erfahrung. Tzolkin Rein rechnerisch zählt der Tzolkin 260 Tage, die sich aus der Multiplikation von 20 Zeichen oder Glyphen mit 13 Zahlen (1 13) ergeben. Nach Ablauf der 260 Tage wird wieder von vorn angefangen. Für die Zahl 260 gibt es keine schlüssige Erklärung, jedoch seien hier einige Deutungsversuche angeführt. Die 260 setzt sich aus 13 mal 20 zusammen. 20 ist die Basis des Vigesimalsystems, und 13 ist die klassische und heilige Zahl der Maya. Es gibt 13 Himmel mit je einem Gott als Regenten. Himmel ist vielleicht 89

15 für unsere heutigen psychologisch orientierten Menschen nicht die geeignete Übersetzung. Treffendere Bezeichnungen könnten Engel, kosmische Energien oder Schöpfungsimpulse sein. Eine andere Erklärung für die 260 Tage ist der Hinweis auf den Schwangerschaftszyklus einer Frau, der auch 260 Tage dauert. Eine weitere Begründung könnte folgende sein: In Izapa, einer Stadt am Pazifik zwischen Mexiko und Guatemala, wo nach Meinung vieler Mayaforscher der Tzolkin und die Lange Zählung entstanden sind, wandert die Sonne auf ihrem Weg nach Norden am 30. April über den Zenit und kommt nach der Sommersonnenwende am 12. August wieder zurück. Somit steht die Sonne 105 Tage im Norden und 260 Tage im Süden. Der Tzolkin wird für die spirituelle, religiöse Seite des Lebens verwendet. Er wird für die Bestimmung religiöser Feste und für die Erkundung der Zeitqualität genutzt, also für die divinatorischen Aspekte der Zeit. Die Maya hatten für die Zeitqualität einen anderen Kalender als für die Zeitquantität. Der Tzolkin wird von den Indianern in Mittelamerika seit Langem praktiziert. Barbara Tedlock, die initiierte Mayaschamanin, hat in ihrem Buch»Time and the Highland Maya«berichtet, dass der Tzolkin seit Urzeiten weitergezählt wurde. Eine Tatsache, die fast nicht zu glauben ist, wenn man die Verfolgungen und Unterdrückungsversuche bedenkt, denen die Maya in ihrer Geschichte ausgesetzt waren. Völlig unbekannt ist auch der Ursprung des Tzolkin. Vielleicht hatten die indigenen Mesoamerikaner Zugang zu Wissen aus einer anderen Dimension. Ähnliches wird zumindest von den Ältesten des Mayarates geäußert. 90

16 2 Die Federn des Quetzal Glyphen Die 20 Zeichen werden meist als Glyphen bezeichnet. Nicht zu verwechseln sind diese mit Hieroglyphen, denn letzter Begriff wird vorwiegend für die Schriftzeichen der ägyptischen Kultur gebraucht. Die Glyphen werden in jeder Mayasprache mit einem anderen Namen und mit unterschiedlicher Bedeutung belegt. Die Azteken verwendeten die 20 Glyphen ebenfalls, gaben ihnen jedoch andere Namen. Die bekanntesten Bezeichnungen sind die der Maya aus Yukatan. Abb Die 20 Namen der Glyphen, aus denen der Tzolkin gebildet wird Jedem Zeichen wird auch eine Zahl zugeordnet. Die Zahl bezeichnet man als Ton. Ton und Glyphe zusammen bilden ein Kin. 91

17 Die Zuordnung der Zahlen zu den Glyphen geschieht folgendermaßen: Die erste Glyphe erhält die Eins, die zweite Glyphe die Zwei, die dritte die Drei usw. bis zur Zahl 13. Dann fangen die Zahlen wieder bei der Eins an, und die Glyphen laufen weiter. Eine vollständige Reihe von 1 bis 13 wird auch als Welle oder Trecena (spanisch) bezeichnet. Abb Der Tzolkin ergibt sich aus den 20 Glyphen mit den 13 Tönen 92

18 2 Die Federn des Quetzal Die Bezeichnung Welle stammt aus dem Dreamspell, einer Tzolkin-Interpretation von José Argüelles. José hat wesentlich dazu beigetragen, den Tzolkin neu zu gestalten und in esoterischen Kreisen zu verbreiten. Seine astronomischen und kalendarischen Interpretationen des Tzolkin sind allerdings umstritten. Zur Bezeichnung der Glyphen findet man in der Literatur auch die Namen Sigel oder Nagual. Der Ausdruck Sonnenzeichen ist weniger geeignet, weil die Glyphen durchaus eine kosmische Energie darstellen, aber nichts mit der Sonne zu tun haben. Die Glyphen werden unterschiedlich übersetzt. Einige Varianten haben wir in der Tabelle aufgeführt. 93

19 Namen der Glyphen nach Autoren Yukatekan Kenneth Johnson Pietro Bandini Carl Johann Calleman John Major Jenkins José Argüelles Imix Krokodil Seerose Alligator Wasserlilie Drache Ik Wind Wind Wind Wind Wind Akbal Nacht Nacht Nacht Nacht Nacht Kan Eidechse Reife Eidechse Korn Samen Chicchan Schlange Milchstraße Schlange Schlange Schlange Cimi Tod Tod Tod Tod Weltenüberbrücker Manik Hirsch Hirsch Hirsch Hand Hand Lamat Hase Hase Kaninchen Venus Stern Muluc Wasser Wasser Wasser Wasser Mond Oc Hund Hund Hund Hund Hund Chuen Affe Affe Affe Frosch Affe Eb Straße Totenkopf Straße Schädel Mensch Ben Mais Stock Fruchtbarkeit Getreidehalm Himmelswanderer Ix Jaguar Jaguar Jaguar Jaguar Magier Men Adler Adler Adler Adler Adler Cib Geier Eule Eule Muschel Krieger Caban Weihrauch Erde Erde Erde Erde Etznab Feuerstein Feuerstein Feuerstein Feuerstein Spiegel Cauac Sturm Sturmwolken Regensturm Sturmwolken Sturm Ahau Ahnen Herr Licht Herr Sonne Tab

20 2 Die Federn des Quetzal Die Übersetzung der Glyphennamen ist bei der Findung der divinatorischen Zeitqualität nicht sehr hilfreich, weil die Namen nicht unbedingt etwas über den Inhalt aussagen in Analogie zur Astrologie, wo Widder, Stier oder Jungfrau nichts über die inhaltliche Bedeutung der Tierkreiszeichen ausdrücken. Trotzdem werden immer wieder Versuche unternommen, eine Verbindung zwischen dem Namen des Tierkreiszeichens und seinem Bedeutungsinhalt zu konstruieren. Auch Barbara Tedlock, die lange unter den Quiche-Maya in Guatemala gelebt hat und in die Wahrsagetechniken eingeweiht wurde, macht keinen Versuch, die Glyphen zu übersetzen, weil dies selbst von den Schamanen abgelehnt wird. Die Glyphen haben eine andere Bedeutung, je nachdem, ob sie in der Vorhersage und Devination oder im täglichen und häuslichen Leben genutzt werden. Haab-Kalender Der Tzolkin ist ein religiöser und spiritueller Kalender, der keinen Bezug zum Sonnen- oder Mondumlauf hat. Für die Belange des täglichen Lebens wurde der Haab verwendet. Der Haab, der schon besprochen wurde, hat 365 Tage und entspricht bis auf einen 1/4 Tag dem Sonnenjahr. Da die Jahreszeiten deutlich erkennbar sind, eignet er sich besonders für landwirtschaftliche Zwecke. Verabredungen und Termine wurden auch nach dem Haab vorgenommen. Bei wichtigeren Anlässen wie Heirat, Hauskauf oder Ähnlichem wurde zusätzlich immer der Tzolkin für die Tagesqualität herangezogen. Der Haab zählte, wie schon erwähnt, 365 Tage und das Sonnenjahr hat aufgerundet 365,25 Tage. Dies hatte zur Folge, dass der Haab alle vier Jahre einen ganzen Tag früher endete 95

21 als das Sonnenjahr. Diese Verschiebung des Neujahrstages wurde kaum bemerkt, da die Jahreszeiten in den Tropen nicht sehr ausgeprägt sind. Innerhalb eines Menschenlebens der Maya von etwa 40 Jahren betrug die Verschiebung des Neujahrstages ganze 10 Tage. Abb Die Symbole und Namen der 19 Monate des Haab-Kalenders Die 365 Tage des Haab werden in 18 Monate zu 20 Tagen und einen 19. Monat zu fünf Tagen eingeteilt. Das ganze Jahr besteht aus 19 Monaten. Die 18 Monate mit je 20 Tagen ergeben zusammen 360 Tage, die genau einem Tun-Jahr entsprechen. Der letzte Monat mit nur fünf Tagen wurde als anomal und störend 96

22 2 Die Federn des Quetzal empfunden. Daher wird dieser Kurzmonat als eine negative Zeitperiode angesehen. Der Fünf-Tage-Monat hat den Namen Uayeb. Die Monate fangen mit Pop an, dann kommt Uo, Zip und Zotz weiter bis zum Monat Cumku, dem letzten Monat mit den vollen 20 Tagen. Eine weitere Besonderheit liegt in der Zählweise. Es wird ab dem erste Tag von 0 bis 19 gezählt. Der erste Tag eines Monats wird als 0 gekennzeichnet, und 0 Pop ist der erste Tag des ersten Monats des Jahres, also der Neujahrstag. Kalenderrunde Da bei den Maya Spiritualität und Arbeit nicht getrennt wurden, spiegelten sich beide auch in der Kalenderbenutzung wider. Es wurden fast immer beide Kalender, Tzolkin und Haab, gleichzeitig verwendet. Ein Datum wurde folgendermaßen angegeben: 4 Ahau 8 Cumku. Mit 4 Ahau wird die Zeitqualität des Tzolkin bezeichnet und mit 8 Cumku die Zeitquantität des Haab. Erstaunlich, dass zuerst die Qualität und dann die Quantität bezeichnet wurde. Dies ist für uns Abendländer fremdartig, weil wir die Tatsache, dass die Zeit auch eine Qualität hat, fast vergessen haben. Die Wiederbelebung der Astrologie in den letzten Jahrzehnten hat ein Umdenken eingeleitet. 97

23 ben sich gegeneinander mit der Präzession. Heute besteht zwischen beiden ein Unterschied von ca. 30 Grad. Weiterhin sind die Zeichnungen zweidimensionale Projektionen eines dreidimensionalen Raums, und es gibt mehrere Möglichkeiten, dies durchzuführen. Abb Sonnenstand am (GZ = Galaktisches Zentrum) Abb Sonnenstand am (GZ = Galaktisches Zentrum) 202

24 4 Der Adler trifft den Kondor In den beiden Abbildungen und sieht man, wie die Sonne über die Jahrhunderte ihren Standort zur Wintersonnenwende immer näher an die Milchstraße heranschiebt. Einmal pro Jahr überquert die Sonne die Milchstraße in der Nähe des Skorpions und einmal in der Nähe des Stiers. Aber zu einem festen Stichtag, nämlich zur Wintersonnenwende im Jahre 2012, steht sie in Konjunktion mit dem Äquator der Milchstraße. Diese Konjunktion dauert natürlich mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, weil die Präzession der Sonne sehr langsam abläuft, nämlich in 72 Jahren ein Bogengrad. Wo genau liegt der Äquator der Milchstraße, und wie breit ist dieser? Man sieht, dass sich der Übergang sicher 20 bis 30 Jahre in beide Richtungen hinzieht. Es bleibt aber die Faszination für das genaue Datum Dies ist sicher der markanteste Punkt auf der ganzen Präzessionsreise der Sonne über das Platonische Jahr hinweg (Laufzeit Jahre). Zur Wintersonnenwende befindet sich die Sonne schon heute quasi im Schnittpunkt der Ekliptik mit dem Äquator der Milchstraße. Dies ist die geringste Entfernung zum Zentrum der Milchstraße, die die Sonne erreichen kann. Im Zentrum der Milchstraße liegt auch der Dunkle Weg (Xibalba Beh), der als weißer Fleck in der Zeichnung sichtbar wird (Die Abb wie auch die anderen Himmelskarten sind Negativbilder). In der kosmischen Konstellation sind die beiden Wege der Menschheit angelegt. Der Xibalba Beh steht uns offen, der Weg in die Dunkelheit, aus dem auch wir wieder auferstehen können. Nur: Wie lange wird dies dann dauern? Aber wir können auch den Sak Beh, den Weißen Weg, nach oben ins Licht gehen, wie die Sonne nach der Wintersonnenwende wieder aufsteigt. Christus, Buddha, Krishna und viele andere Söhne Gottes wurden zur Wintersonnenwende geboren. Ist die Menschheit jetzt an der Reihe? 203

25 4.2 Zyklen und Prophezeiung Hatten die Maya eine bessere Intuition für die Zukunft als andere Völker, oder verfügten sie sogar über bessere Techniken für Prophezeiungen? Um diese Frage zu beantworten, muss man sich die Überlieferungen anschauen, welche die Maya uns hinterlassen haben. Die klassischen Maya haben uns ihre Nachrichten an Tempelwänden und auf den Stelen aufgezeichnet. Dann haben sie eine umfangreiche Sammlung an keramischen Gefäßen mit vielen Inschriften geschaffen, die Szenen des täglichen Lebens zeigen. An Schriftstücken gibt es nur vier Bücher, deren Inhalt astronomische Aufzeichnungen sind. Weder mit Informationen der Glyphen auf Stein noch mit denen aus den Büchern auf Rindenpapier können wir zuverlässige Zukunftsprognosen stellen. Hierfür gibt es zwei Gründe. Erstens geht es in diesen Schriften meist um geschichtliche Ereignisse, und zweitens können wir vieles noch nicht interpretieren. Neben den dokumentierten Quellen gibt es noch die Mythen und die Äußerungen der Ältesten und Weisen des indigenen Volkes. Nach der Mythologie der Maya leben wir momentan in der vierten Welt, und die vorhergehenden sind durch Feuer, Wasser oder andere Katastrophen untergegangen. Hieran schließen sich dann oft die Aussagen der Ältesten an, die ernste Warnungen aussprechen. Dass der Menschheit Gefahren drohen, ist überall und für jeden erkennbar. Es ist eigentlich unnötig, zu erwähnen, dass wir unsere Zukunft kollektiv gestalten und mit unseren Entscheidungen die Richtung mitbestimmen können. Diese Variante der Prophetie ist weit verbreitet, und wir müssen uns nicht mit den Maya auseinandersetzen, um uns 204

26 4 Der Adler trifft den Kondor Ratschläge für die Zukunft zu holen. Trotzdem haftet den Maya ein Flair an, das mehr vermuten lässt. Prophetien in den Büchern des Chilam Balam Viele Vorhersagen in den Büchern des Chilam Balam sind uns bereits bekannt. Die Schriften wurden nach der spanischen Invasion erstellt. Die Chilam Balam sind eine Sammlung von geschichtlichen Aufzeichnungen, Berichten von Zeitzeugen und vielen Prophezeiungen. Der Inhalt schildert das tägliche Leben der Maya und enthält Berichte über die regionale Umgebung, vorwiegend Orte in Yukatan. An diesen Orten wurden auch die Schriften gefunden. Die Maya hatten schon einige Hundert Jahre vor der Niederschrift der Chilam Balam nur noch die Katun-Zählung verwendet. Wir erinnern uns: Ein Katun hat 19,7 Jahre. Der letzte Tag eines Katun fällt immer auf das Zeichen Ahau im Tzolkin-Kalender. Da es 13 Ahau-Zahlen gibt, können 256 Jahre (13 x 19,7) mit dieser Kalenderrechnung unterschieden werden. Danach wiederholen sich die Katun mit der gleichen Endbezeichnung, und man ist nicht sicher, in welchen von mehreren möglichen Zyklen das Ereignis fällt. Die Prophezeiungen sind bunt durcheinandergewürfelt, es geht um Hungersnöte, Dürren, Heuschreckenplagen, Kriege, Aufruhr, Vertreibung, Entvölkerung, Seuchen, Sonnen- und Mondfinsternisse und Stürme, so berichtet Antje Gunsenheimer wörtlich in ihrer Doktorarbeit. Die Chilam Balam sind also weder vom Inhalt noch vom Niveau her für unsere Untersuchungen interessant. Sie sind eine geeignete Quelle für historische und volkskundliche Forschungen. Dennoch leisteten die Maya Unglaubliches in Bezug auf die 205

27 Zukunftsvorhersage. Um Möglichkeiten einschätzen zu können, werden wir im Folgenden die heutige westliche Kultur mit dem Wissen über mathematische Konzepte, die in den Maya- Kalendern zu finden sind, zusammenführen. Metaphorisch gesprochen lassen wir den Adler mit dem Kondor zusammentreffen. Dies eröffnet uns eine neue Perspektive für eine andere Technik der Prophetie. Prophetien, die auf den Zeitzyklen basieren José Argüelles gebührt das Verdienst, als Erster den Ansatz erkannt und verfolgt zu haben. In seinem Buch»Der Maya- Faktor«hat er dies bereits 1987 gezeigt. Buch wie auch Autor erlangten schnell Kultstatus. Argüelles benutzt die 13 Baktuns der Langen Zählung als Zeitabschnitte und ordnet jedem Baktun weltgeschichtliche Ereignisse zu. Die 13 Baktuns beziehen sich auf den Zeitraum der letzten Jahre. Die Unterteilung in 13 Abschnitte zu je 394 Jahren ermöglicht es, die weltgeschichtlichen Ereignisse zu sortieren. Carl Johan Calleman, ein gebürtiger Schwede, arbeitete jahrelang in der Krebsforschung in Nordamerika. Als biologisch orientierter Naturwissenschaftler war er vertraut mit der Evolutionsgeschichte von Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Entwicklungsstadien trug er im Mayakalender ein. So zeigte er, dass sich die Zeitzyklen der Maya mit den Zyklen der Evolution decken. Ian Xel Lungold übernahm Callemans Ansatz und ergänzte seine Theorie um einige wichtige Details. Eine Synopsis dieser Studien kann man am besten in einer Tabelle darstellen. 206

28 4 Der Adler trifft den Kondor Evolution Ebene Maya Zeitperiode Dauer Entwicklung nach Calleman nach Lungold 1 13 Uinals 260 Tage? Universale Manifestieren 2 13 Tuns 12,8 Jahre? Galaktische Ethik 3 13 Katuns 256 Jahre Industrialisierung Planetarische Macht 4 13 Baktuns Jahre Schrift Nationale Gesetz 5 13 Piktuns Jahre Sprache Regionale Ursache 6 13 Kalabtuns 2 Mil. Jahre 1. Menschen Sippen 7 13 Kinchiltuns 41 Mil. Jahre 1. Primaten Familiäre 8 13 Alautuns 820 Mil. Jahre 1. Tiere Säugetier 9 13 Hablatuns Mil. Jahre Materie Zelluläre gleich/ ungleich Reiz/ individuelle Reaktion Reiz/ Reaktion Aktion/ Reaktion Tab Dauer der Zyklen Die Verwendung von sehr langen Zyklen, länger als 13 Baktuns, findet man bei den Maya nur an wenigen Stellen dokumentiert. Auf einer Stele in Coba wurden nach den 13 Baktuns noch die Zeitperioden 13 Piktuns, 13 Kalabtuns, 13 Kinchiltuns, 13 Alautuns, 13 Hablatuns und viele weitere aufgeführt. Jede Periode dauert 20-mal so lange wie die vorhergehende, und man ist schnell in einem Zahlenraum von unvorstellbarer Größe. 207

29 Die Periode von 13 Baktuns ist der wichtigste Zeitzyklus, der auf vielen Wandreliefs zu finden ist. Der kürzere Zyklus von 13 Katuns ist seltener und wurde in der Postklassik ab dem 9. Jahrhundert das bevorzugte Zeitmaß. Die Verwendung von noch kürzeren Zyklen (13 Tuns, 13 Uinals) ist uns nicht bekannt. Alle Zeitperioden enden am selben Stichtag, dem 21. Dezember Wir haben dieses Datum gewählt, um konform mit den gängigen Forschungsergebnissen zu bleiben. Calleman verwendet ein anderes Enddatum. Er legt den Stichtag für den 28. Oktober 2011 fest. Auf die Argumente von Calleman für einen anderen Stichtag wollen wir hier nicht weiter eingehen. Dies ist für die folgenden Gedankengänge nicht wichtig. Je länger ein Rennen in einem Wettkampf dauert, desto weniger kommt es auf die exakte, sekundengenaue Zeitmessung an. Wenn wir auch von einem anderen Zielpunkt als Calleman ausgehen, so folgen wir doch gemäß der Dauer und der Interpretation der Perioden strikt seinen Erkenntnissen. Zeitzyklen nach Calleman Calleman verwendet Zeitperioden oder Stufen für seine Analysen. Theoretisch könnte man als oberste Stufe noch 13 Kins, also 13 Tage, verwenden. Eine Festlegung dieser Art hätte einen spekulativen Charakter, vergleichbar mit den letzten 260 Tagen des 13. Baktuns, die eine geheimnisvolle und fast mystische Aura umgibt. Hier mag jeder seinen eigenen prophetischen Visionen freien Lauf lassen. Wir meinen dies nicht zynisch, denn es wird gerade kein kollektives Erleben geben, sondern jeder wird diesen Zeitabschnitt gemäß seinen Vorstellungen und Werten erleben. 208

30 4 Der Adler trifft den Kondor Calleman verwendet neun Stufen, die er der Mythologie entnimmt. Dort gibt es die neun Anderswelten oder besser Bewusstseinsebenen. Dieses Sinnbild findet man in den neun Stufen der Pyramide der Inschriften in Palenque, in den neun Stufen der Pyramide des Kukulkan in Chichen Itza. Auch an vielen anderen Orten trifft man auf die 9-Stufen-Symbolik. Calleman nimmt neun Perioden von Uinal bis Hablatun in seine Untersuchung auf. Auf diese neun Ebenen wirken die 13 Himmel als Schöpfungsimpulse ein. Jeder Schöpfungsimpuls dauert eine Zeitperiode. Dadurch ergeben sich die 13 Tuns, 13 Katuns, 13 Baktuns usw. Die 13 Schöpfungsimpulse sind jedoch nicht alle gleich gewichtig. Es gibt sieben dominante Impulse, und zwischen diesen gibt es sechs ruhige, teilweise sogar destruktiv verlaufende Zwischenphasen. Calleman macht eine Einteilung von sieben Tagen aktiver Schöpfung und sechs passiven Nächten, ähnlich der Beschreibung im Alten Testament. Betrachten wir die Tabelle Vor 16,4 Milliarden Jahren gab es den Urknall. Materie sowie Leben in Form von Einzellern entstand. Vor 820 Millionen Jahren erschienen die ersten Tiere. Vor 41 Millionen Jahren tauchten die ersten Primaten auf, und vor 2 Millionen Jahren kam der Mensch. Vor Jahren entwickelte der Homo sapiens die ersten Sprachlaute, und vor Jahren begann die menschliche Kultur und Geschichte, die der Homo sapiens mit einer Schrift aufzeichnete. Erst vor 256 Jahren begann der Mensch, seine Güter mithilfe von Maschinen zu produzieren. Die Länge jedes Entwicklungsschrittes entspricht 13 Mal der Einheit in der Langen Zählung der Maya. Calleman gibt jeder Periode einen Namen. Jeder Periode wird eine Stufe in der Bewusstseinsentwicklung zugeteilt. 209

31 Der Psychologe Ian Xel Lungold kategorisiert die Entwicklungsstufen anhand des Schemas Aktion/Reaktion und Reiz/ Reaktion. Die höheren Bewusstseinsstufen zeichnen sich durch soziologische Faktoren aus, hier wir der Mensch durch Gesetze, Macht und ethische Motivationen gesteuert. Entwicklung der letzten 13 Baktuns Schauen wir uns die kulturelle Entwicklung der Menschheit an (siehe Tab ). Die aktiven Schöpfungsimpulse finden in den Perioden mit den ungeraden Zahlen (1, 3, 5, 7, 9, 11 und 13) statt. Die sechs passiven Phasen verteilen sich auf die Perioden mit den geraden Zahlen (2, 4, 6, 8, 10 und 12). Calleman vergleicht die aktiven Schöpfungsenergien mit dem Aufwachsen einer Pflanze, und zwar mit säen (1), keimen (3), sprießen (5), wachsen (7), knospen (9), blühen (11) und Früchte tragen (13). Diese Energien werden auch durch die weißen Lichtdreiecke auf dem Rücken der gefiederten Schlange an der Pyramide des Kukulkan symbolisiert. Durch die untergehende Sonne entsteht zur Tagundnachtgleiche auf der Treppenbalustrade der Pyramide des Kukulkan in Chichen Itza ein Lichtspiel, das beim Betrachter den Eindruck erweckt, als befände sich eine Schlange auf der Treppe der Pyramide. Auf dem Rücken dieser Lichtschlange kommt es zu Abbildungen von sieben weißen Dreiecken (entsprechend den sieben Schöpfungstagen) und sechs dunklen Dreiecken (entsprechend den sechs Ruhenächten). Schrift und Religion sind die kulturellen Meilensteine der Menschheit, die diesem Muster folgen. Beachtlich ist auch das verstärkte Auftreten der Religionsgründer (siehe Tab 4.2.2) in 210

32 Baktun-Perioden Zeitperiode 13 Baktuns Jahre Schrift Religion 1. Periode 2. Periode sumerische Logogramme ( 3200) ägyptische Hieroglyphen ( 3100) 3. Periode Keilschrift 4. Periode 5. Periode 6. Periode 7. Periode 8. Periode 9. Periode chinesische Schrift ( 1538) griechisches Alphabet ( 750) Papier in China (105) Schrift der Maya (250) Moses ( 1480) Zarathustra ( 550) Pythagoras ( 550) Laotse Konfuzius ( 551) Buddha ( 552) Jesus (33) Paulus (37) 10. Periode Islam (632) Periode 1. Buch in China (868) 12. Periode Periode Tab Zeitung in Holland (1618) 211

33 der siebten Periode (nach dem sechsten Baktun) im Jahre 550 v. Chr. Dies ist genau die Halbzeit der 13 Baktuns. Entwicklung der letzten 13 Katuns und 13 Tuns Das markanteste Ereignis der letzten 256 Jahre (13 Katuns) ist die Industrialisierung. Diese revolutionäre Wandel veränderte Denken und Handeln. Die modernen Kommunikationstechniken (siehe Tab ) schafften die Voraussetzung für die Durchsetzung von Gesetzen und das Ausüben von Macht. Als Gegenpol zum Verlust der Unabhängigkeit haben wir in der letzten Spalte ein paar ausgewählte Daten der Revolutionsgeschichte aufgeführt. An diesen wenigen Beispielen sieht man, dass sich die Revolutionen gegen die Gesetze und die durch sie verursachte Unterdrückung richteten. Lungold ordnet der gesamten Periode von 13 Baktuns (5 125 Jahre) die Etablierung von Gesetzen als wichtigstes Merkmal zu (siehe letzte Spalte Tab ) In der kommenden Periode von 13 Tuns (Februar 2000 bis Dezember 2012) wird, laut Lungold, das Streben nach Moral in den Vordergrund treten. Der Mensch wird versuchen, den ethischen Verlust, der sich durch die Industrialisierung und den Machtmissbrauch entwickelt hat, während der letzten 13 Tuns (12,8 Jahre) zu überwinden. Die täglichen Beobachtungen scheinen dem zu widersprechen. Vergleicht man aber die Diskussionen vor dem Jahre 2000, vor dem Beginn der letzten 13 Tuns (12,8 Jahre), mit der heutigen Diskussion in Presse, Funk und Fernsehen, so sind erste Anzeichen für eine ethisch höhere Denk- und Handlungsweise durchaus erkennbar. 212

34 4 Der Adler trifft den Kondor Was ist zu erwarten? Was ist während der letzten 13 Uinals oder 260 Tage zu erwarten? Dem Mayaexperten Calleman verdanken wir die Erkenntnis, dass der Entwicklungsprozess eine rasante Beschleunigung aufweisen wird, und zwar von einer zur anderen Stufe mit einem Multiplikator von 20 entsprechend der Kalenderarithmetik der Maya. Unsere Erfahrung der letzten Jahre bestätigt Callemans These. Diese Entwicklung kann auch nur in einem Bewusstseinsschub enden und nicht in einer auf Materie basierenden Evolution. 213

35 Katun-Perioden Zeitperiode 13 Katuns Jahre Kommunikation Geschichte 1. Periode Periode Unabhängigkeitserklärung der USA (1776) 3. Periode 4. Periode 5. Periode 6. Periode 7. Periode 8. Periode 9. Periode optische Telegrafie (1794) Morse (1835) Telefon durch Bell (1876) Radio (1913) Französische Revolution (1794) Revolution in Europa (1848) Russische Revolution (1917) Fernsehen 10. Periode (1936) Periode Periode Periode Internet (1992) Ende der Sowjetunion Tab

36 4 Der Adler trifft den Kondor Bewusstseinsstufen Ebene Zeitperiode Dauer 1 13 Uinals 260 Tage 2 13 Tuns 12,8 Jahre 3 13 Katuns 256 Jahre 4 13 Baktuns Jahre 5 13 Piktuns 6 13 Kalabtuns 7 13 Kinchiltuns 8 13 Alautuns Jahre 2 Millionen Jahre 41 Millionen Jahre 820 Millionen Jahre Bewusstseinsstufen kosmisches Bewusstsein galaktisches Bewusstsein globales Bewusstsein kulturelles Bewusstsein menschliches Bewusstsein anthropoides Bewusstsein Hominidenbewusstsein Säugetierbewusstsein Entwicklung keine Grenzen durch Organisationen, Zeitlosigkeit Überwindung materieller Beschränkungen, Telepathie, Lichtkörper planetarische Organisation, Industrialisierung, Elektrotechnik Religion, Wissenschaft, Kunst komplexe Werkzeuge, Sprache, Naturreligion erste Kommunikation, Sippenkultur aufrechter Gang, Familienkultur höheres Leben, Geschlecht, Polarität, Leben gebärend 9 13 Hablatuns 16,4 Milliarden Jahre Zellen- Bewusstsein Planeten, Sterne, Galaxien, Zellverbände, chemische Elemente Tab