35. Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft

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1 35. Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Dokumentation Landesentscheid 2015 IMPRESSUM Herausgeber Regierungspräsidium Kassel Steinweg Kassel Telefon: Homepage: Bearbeitung Regierungspräsidium Kassel, Hiltrud Schwarze Telefon: hiltrud.schwarze@rpks.hessen.de Bilder Katharina David, Dagmar Söder, Reiner Lenz, Hiltrud Schwarze Gestaltung Reinhold Weber, e-bildwerke, Kassel Druck Grafische Werkstatt von 1980 GmbH, Kassel April 2016

2 Regierungspräsidium Kassel 35. Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Regierungspräsidium Kassel Steinweg Kassel Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Hessischer Dokumentation Landesentscheid zum Bundeswettbewerb

3 4 Landeswettberwerb Unser Dorf hat Zukunft Inhalt 5 Inhaltsverzeichnis 2 Impressum 4 Inhaltsverzeichnis 7 Vorwort 8 Aufruf zum 35. Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft 2014 / Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft, Hiltrud Schwarze 12 Landesbewertungskommission Reiseroute - Landesentscheid Bereisungsroute des 35. Hessischen Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft 15 Ergebnisse des 35. Hessischen Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft 16 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 13. Juli 2015 Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe A 20 Basdorf (Vöhl) Siegerehrung zum 35. Landeswettbewerb 96 Grußworte von Markus Boucsein, Bürgermeister von Melsungen 97 Ländliche Räume als positive Experimentierfelder ein Praxisbericht, Dr. Maren Heincke, Agraringenieurin, Referentin für den ländlichen Raum, Mitglied Bewertungskommission, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Mainz 101 Einblicke und Eindrücke Landesbereisung 2015, Hiltrud Schwarze 106 Erfolg durch Kreativität und bürgerschaftliches Engagement, Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 109 Dankesrede Ulrike Zindel, Ortvorsteherin von Germerode 111 Dankesrede Christa Fiege, Ortvorsteherin von Oedelsheim 114 Einladung zur Ehrung der Teilnehmer am Landesentscheid Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 7. Juli Presseinformation des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 6. September Dietkirchen (Limburg) 29 Germerode (Meißner) 34 Morles (Nüsttal) 39 Niederwalgern (Weimar) 45 Ransel (Lorch) 51 Simmershausen (Fuldatal) 56 Wahlshausen (Oberaula) Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe B 62 Asbach (Bad Hersfeld) 66 Dickschied (Heidenrod) 70 Drommershausen (Weilburg) 74 Großseelheim (Kirchhain) 78 Oedelsheim (Oberweser) Anhang 120 Bewertungsbogen 121 Bewertungsrahmen Hauptkriterium Allgemeine Entwicklung 123 Bewertungsrahmen und Leitfragen Hauptkriterium Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten 125 Bewertungsrahmen Hauptkriterium Baugestaltung und Bauentwicklung 127 Bewertungsrahmen Hauptkriterium Grüngestaltung und Grünentwicklung 129 Bildung der Regionen und Teilnehmerzahlen Teilnehmer des Regionalentscheids Hessische Landessieger des Dorfwettbewerbs Unser Dorf soll schöner werden / Unser Dorf / Unser Dorf hat Zukunft 135 Ihre Ansprechpartner für den Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft 83 Schmittlotheim (Vöhl) 87 Ulfen (Sontra) 91 Willingshausen (Willingshausen)

4 6 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Vorwort 7 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser, nichts ist so beständig wie der Wandel. Auch unsere Städte, Gemeinden und Ortschaften befinden sich in einem ständigen und anhaltenden Veränderungsprozess. Neue Siedlungs- und Gewerbeflächen, der Zuund Wegzug, die Aufgabe alter Strukturen sowie neue Herausforderungen formen unsere Wohnortgemeinden und unser dörfliches Umfeld. Dieser Wandel sowie die Bewahrung des Hergebrachten wurde vielfach als Impuls zur Teilnahme der Orte am mittlerweile schon traditionellen Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft verstanden. Der Wettbewerb, eine Initiative, die die Bürgerschaft seit vielen Jahren zu großem Eigenengagement in unseren Dörfern bewegt und dadurch wesentliche Initiativen zur Verbesserung der Lebensqualität im Ländlichen Raum hervorbringt, wurde auch durchaus als Weg des Aufbruchs wahrgenommen. Jeder, der sich mit der Aktion, die 2014/2015 die 35. Auflage erfuhr, befasst, kann erkennen, dass sie nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Optimal eingesetzt, kann der Wettbewerb über einen langen Zeitraum hinweg die Bürgerinnen und Bürger motivieren, mit Hand anzulegen und verstärkt Verantwortung für ihr Dorf zu übernehmen. Er ist auch häufig Anlass für eine Leitbilddiskussion und eine gründliche Standortbestimmung. Über die Bildung von Arbeitskreisen thematisch vielfach orientiert an den fünf Bewertungsbereichen des Wettbewerbs - werden so unter Beteiligung der Dorfbewohner die Weichen für die Zukunft gestellt. Im Vordergrund des Dorfwettbewerbs steht die ganzheitliche Entwicklung der ländlichen Ortschaften. Dazu gehören Bewertungskriterien wie z. B. die Entwicklung des gesamten Ortes auf der Grundlage zukunftsorientierter Konzepte. Auch die von der Dorfgemeinschaft erbrachten Leistungen in kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen sowie in der Bau- und Grüngestaltung des Dorfes haben besondere Bedeutung. Wichtige Faktoren sind darüber hinaus die gelungene Einbindung der Kommunen in die Landschaft und die Beachtung der Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Ich lebe selbst in einem kleinen nordhessischen Ort und bin begeistert über das große Interesse und den Ideenreichtum aller Aktiven. Sie sind wie ich davon überzeugt, dass unsere Dörfer eine Zukunft haben. Diese Dokumentation ist der beste Beweis dafür. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre dieser gelungenen Rückschau auf den Wettbewerb 2014/2015. Dr. Walter Lübcke Regierungspräsident Kassel

5 8 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft 9 Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung AUSZEICHNUNGEN Für die auszuzeichnenden Orte im Hessischen Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft sind Preisgelder vorbehaltlich der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel vorgesehen. Diese sollen den ausgezeichneten Stadtund Ortsteilen für Projekte im Sinne des Wettbewerbs zur Verfügung stehen. Erstmalig kann ein Sonderpreis zum Thema Jugend im Dorf vergeben werden. Regionalentscheide: 1. Preise 3.000,- 2. Preise 2.000,- 3. Preise 1.000,- Sonderpreis 1000,- 1x pro Region / themenbezogen Landesentscheid: 1. Preis 5.000,- 2. Preis 3.000,- 3. Preis 2.000,- Sonderpreis 1.000,- 1x insgesamt / themenbezogen ANSPRECHPARTNER Die Beratung vor Ort und die Durchführung der Regionalentscheide erfolgt durch die beauftragten Landräte, Fachgebiet bzw. Abteilung Dorf- und Regionalentwicklung in Hessen: AUFRUF Ich möchte die Bürgerinnen und Bürger der Dörfer mit bis zu Einwohnern zur Teilnahme am 35. Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft aufrufen. Dieser Landesentscheid zum gleichnamigen Bundeswettbewerb hat in Hessen eine lange Tradition, seit ihn Hessen 1958 / 1959 als erstes Bundesland flächendeckend durchführte. Das bürgerschaftliche Engagement war seitdem immer fester Bestandteil dieses Wettbewerbs. Die ländlichen Räume Hessens stehen vor neue Herausforderungen, allen voran der demografische Wandel mit seinen vielfältigen Folgen. Angesichts der gravierenden regionalen Unterschiede sind differenzierte Lösungen gefragt insbesondere auch zum Thema Jugend im Dorf. Regionalpolitische Ziele der Hessischen Landesregierung sind deshalb die Erhaltung der Lebensqualität, die Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit sowie eine nachhaltige Innenentwicklung der Städte und Gemeinden. Der Dorfwettbewerb soll dazu beitragen, das Verständnis für zukünftige Herausforderungen zu stärken und die bürgerschaftliche Mitwirkung zu intensivieren. Er soll beispielhaft gemeinschaftliche Leistungen und Lösungsansätze herausstellen und weitere Orte zu eigenen Aktivitäten anregen. Im Ergebnis geht es um die Stärkung der dörflichen Identität und des Zusammenlebens sowie um die nachhaltige Gestaltung des eigenen Lebensraumes. Ich freue mich auf eine rege Teilnahme. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der jeweils beauftragten Landräte informieren Sie gerne. Florian Rentsch Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung KOORDINIERUNG DER REGIONALENTSCHEIDE UND DURCHFÜHRUNG DES LANDESENTSCHEIDES Regierungspräsidium Kassel, Dezernat 25 Frau Hiltrud Schwarze Steinweg Kassel Tel.: hiltrud.schwarze@rpks.hessen.de HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Kaiser-Friedrich-Ring Wiesbaden poststelle@hmwvl.hessen.de August 2013 WETTBEWERBSZIEL Mit dem hessischen Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft werden besonderes Engagement und außergewöhnliche Beiträge zur zukunftsfähigen Entwicklung der hessischen Dörfer herausgestellt. Der Dorfwettbewerb lebt vom gemeinsamen Handeln und vom gemeinsamen Erfolg. Orte mit dörflichem Charakter werden angesprochen, ihren eigenen Lebensraum eigenverantwortlich mit zu gestalten und damit eine hohe Lebensqualität auf Dauer zu sichern. Vor allem der Bevölkerungsrückgang erfordert die Anpassung der Infrastrukturen hinsichtlich des Nachhaltigkeitsaspektes unter der Prämisse Mehr Dorf für weniger Bürger. TEILNAHMEBEDINGUNGEN Teilnahmeberechtigt sind alle räumlich geschlossenen Orte mit überwiegend dörflichem Charakter bis zu Einwohner. Um der unterschiedlichen Ausgangssituation der teilnehmenden Orte gerecht zu werden, erfolgt die Bewertung der Wettbewerbsteilnehmer in zwei Gruppen: Gestaltung: Fotos: Regierungspräsidium Kassel 35. WETTBEWERB UNSER DORF HAT ZUKUNFT 2014 / 2015 Hessischer Landesentscheid zum Bundeswettbewerb 2016 Gruppe A a) alle Förderschwerpunkte des Dorferneuerungsprogrammes ab 1991, b) aktuelle Dorferneuerungsschwerpunkte nach dem dritten Jahr der Anerkennung, c) Fördergebiete der Stadterneuerung analog a) und b). Gruppe B Alle übrigen Orte, die die allgemeinen Teilnahmebedingungen erfüllen. VERFAHREN Der Landeswettbewerb wird auf zwei Ebenen umgesetzt. Nach dem Aufruf im August 2013 werden in der Zeit vom 1. Juni bis 30. September 2014 die Regionalentscheide ausgetragen. Im Jahre 2015 wird vor der Sommerpause der Landesentscheid durchgeführt. Anmeldeschluss für den 35. Wettbewerb in Hessen ist der 1. März Die Anmeldungen der Orte sind durch die Kommunen bei den beauftragten Landräten abzugeben. Zum 35. Mal wurde der Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ausgelobt. 16 der landesweit 119 beteiligten Dörfer hatten sich nach den Kreis- und Regionalentscheiden für den Landesentscheid qualifiziert. Sie wurden im Rahmen einer Bewertungsreise im Sommer 2015 von der Landeskommission besucht. Die Kommission vergab sieben Geldpreise an zukunftsfähige Orte. Im Jahr zuvor machten sich acht regionale Kommissionen auf den Weg, um die 119 Teilnehmerorte zu bewerten. Damit sahen auch im 54. Jahr des Hessischen Dorfwettbewerbs viele Ortteile in dem Wettbewerb eine Möglichkeit, die gegenwärtige Situation des Dorfes zu analysieren und im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung zu überdenken. Ziel des Wettbewerbs ist die zukunftsfähige Entwicklung des Ländlichen Raums durch die aktive Mitwirkung der Menschen, die dort leben. Mit den aktuellen Wettbewerbsrichtlinien wurde allen Orten ein Rahmen präsentiert, sich u. a. mit den ortbezogenen Folgen des demografischen Wandels oder der Sicherstellung der Grundversorgung auseinanderzusetzen. Ortsbezogene Ansätze sollten dabei in ein gesamtkommunales Konzept gestellt werden. Der Wettbewerb setzte dabei auf das Alltagswissen und die Erfahrungen der Bewohner, aber auch auf die Bereitschaft, sich konkret zu engagieren. Erwartungssgemäß bildeten sich aus der Wettbewerbsteilnahme erweiterte oder neuartige Entwicklungsansätze und Projekte, die auf eine nachhaltige Verbesserung der dörflichen Lebenssituation zielten. Organisatorisch schlug sich dieses häufig in einem Arbeitskreis Unser Dorf und in Arbeitsgruppen nieder. Sie unterstützten die Arbeit des Ortsbeirates und der Kommune. Die veröffentlichten Reiseberichte sollen alle Orte ermuntern, auch 2017 erneut anzutreten. Angesprochen werden weiterhin alle, die an der erfolgreichen Umsetzung des Wettbewerbs beteiligt waren. Dieses sind die Mitglieder der Kommissionen und die Landkreisverwaltungen. Nicht zuletzt verfolgt die Broschüre das Ziel, noch weitere Dörfer und Kommunen zum Mitmachen zu bewegen. Vor diesem Hintergrund wird dieses Heft als Werbematerial für den erneuten Aufruf zum 36. Hessischen Dorfwettbewerb im Herbst 2016 eingesetzt. Inhalte und Ziele Die Broschüre bietet einen Einblick in die Ergebnisse und den Ablauf der Landesauslobung Der Schwerpunkt der Dokumentation liegt in den Bereisungsprotokollen. Diese vermitteln, mit welchen Themen sich welcher Ort beteiligt hat. Die örtlichen Eindrücke wurden teilweise um weitere Informationen, z. B. zur Ortsgeschichte, abgerundet. Angaben zur Kommission, Bilder und Presseartikel (Auswahl) ergänzen die Informationen. Die anlässlich der Siegerehrung gehaltenen Grußworte und Vorträge reflektieren die Eindrücke der Bereisungswochen. Sie formulieren auch aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und landespolitische Schwerpunkte. Die Siegerehrung am 11. Oktober 2015 war eingebunden in den bundesweiten Aktionszeitraum Tag der Regionen in Melsungen. In den Anlagen finden Sie die 119 Teilnehmerorte und ihre Zuordnung zu den Wettbewerbsregionen. Weiterhin sind die Bewertungskriterien zu finden. Auch werden alle bisherigen Landessieger tabellarisch (1959 bis 2015) präsentiert. Abschließend soll nicht unerwähnt bleiben, was diese Broschüre nicht dokumentieren kann: Dieses sind zum einen die Begeisterung, die Anspannung und Herzlichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner, die die Kommission in den Dörfern vorfand. Zum anderen sind es die sozialen Wirkungen und das gewachsene Miteinander, die die Vorbereitungen zur Dorfpräsentation auslösten. Historie Als erstes Bundesland eröffnete Hessen 1958/1959 den Wettbewerb auf Länderebene unter dem Thema Unser Dorf soll schöner werden. Daran wurde am 20. September 2007 in Stadtallendorf im Rahmen eines Symposiums und einer Feier erinnert. Der Wunsch, dass sich auch nach 50 Jahren zahlreiche Kommunen und Orte erneut beteiligen, hat sich erfüllt. Bis zum Stichtag 1. März 2014 hatten 143 Orte ihre Teilnahme an dem 35. Hessischen Wettbewerb bei den jeweiligen Landkreisverwaltungen gemeldet. Teilnehmer Der Wettbewerb 2014 wurde in acht, zum Teil kreisübergreifenden Regionen ausgetragen. Die Organisation für den Regionalentscheid lag bei acht federführenden Landkreisverwaltungen. Sie leiteten die Bewertungskommissionen. Es gibt zwei Bewertungsgruppen. In der Gruppe A befinden sich Orte mit Förderung aus den Programmen der Dorfentwicklung oder einfachen

6 10 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft 11 Stadterneuerung ab 1991 bis einschließlich Dieses sind 39 der 119 Dörfer. Alle anderen treten in der Gruppe B an. Bedauerlicherweise haben 24 Dörfer ihre Teilnahme im Nachhinein zurückgenommen. Die Bereisung und Bewertung der Dörfer erfolgte zwischen dem 1. Juni und 30. September In Vorbereitung darauf konnten sich die Orte weiterhin durch ihre Landkreisverwaltung, Abteilung/Fachdienst Wettbewerb/ Dorf- und Regionalentwicklung, beraten lassen. Die ersten drei Sieger jeder Gruppe erhalten als Anerkennung einen Geldpreis in Höhe von 3.000, und Eine Urkunde vom Wettbewerbsträger, dem Hessischen Umweltministerium, erhielten alle 119 Teilnehmer. Bewertungskommission/ Abschlussberichte Grundlagen eines Abschlussberichtes sind einerseits die eingereichten Antragsunterlagen und andererseits die Eindrücke von der örtlichen Präsentation. Die unterschiedliche Informationsdichte der Vermerke begründet sich auch aus dem Umfang des zur Verfügung gestellten Materials. Die Gliederung der Berichte richtet sich nach den fünf Hauptkriterien der Bewertung. Im Vordergrund der Beschreibungen stehen die positiven Eindrücke der vorgestellten Ansätze und Aktivitäten. Präsentation Wie stelle ich in zwei Stunden den Ort so vor, dass die Kommission einen umfassenden und glaubwürdigen Eindruck erhält? Welche Bedeutung besitzt die Präsentation für die Bewertung? Da diese Fragen immer wieder gestellt werden, sei ein Wort zur Bedeutung der Ortsvorstellung anlässlich der Bereisung gesagt. Zunächst: Es gibt kein eigenes Bewertungskriterium für die Vorstellung des Ortes, aber es fließt als Indikator (Hinweis) in mehrere Kriterien ein. Da ist zum einen das Unterkriterium der Ausbildung der Dörflichen Identität zu nennen, also die Frage nach dem sog. Wir-Gefühl. Zum anderen fließt die Präsentation in die Bewertung der verschiedenen Aktivitäten um die bauliche, grünordnerische, soziale und kulturelle Entwicklung des Ortes ein. Auch ist die gefühlte Wirkung der konkreten Präsentation auf die Kommission nicht zu unterschätzen. Der Wettbewerb geht davon aus, dass die Kernidee, gemeinsam an der örtlichen Entwicklung mitzuwirken, von vielen Bewohnerinnen und Bewohnern aufgenommen und getragen wird. Ob dieser Grundgedanke im Ort verankert ist lässt sich auch daran beurteilen, ob und wie die Bewohnerinnen und Bewohner dieses persönlich einbringen. Das bedeutet u.a., dass die Verantwortlichen selbst über ihre Aktivitäten berichten, statt sich, z. B. durch den Bürgermeister oder Ortsvorsteher, vertreten zu lassen. Aber auch aus einer breiten Teilnahme an der Begehung schließt die Kommission auf eine gewisse Anteilnahme und ein Interesse am Wettbewerb und an seinen Inhalten. Konkret: Die Kommission schaut auch, wer ist anwesend (angemessen zur Tageszeit natürlich), wer berichtet und wie glaubwürdig ist das Vorgestellte (passt die gewählte Darstellungsform zu dem Inhalt?). Auch das Auftreten der Kommune in der Vorstellung ist für die Bewertung bedeutsam. Wie Sie wissen, richten sich einige Bewertungsfragen auch an die Kommune. Beispielhaft möchte ich die Fragen nach der Qualität gemeindlicher Planungen und Satzungen oder den Stand der regionalen Zusammenarbeit erwähnen. Aber auch die Frage, welche Anreize und Unterstützung die Kommunen bei der baulichen und grüngestalterischen Entwicklung im Vorfeld konkreter Maßnahmen anbieten, ist bewertungsrelevant. Diese Fragen richten sich aber nicht nur an die Kommune, sondern auch an die Orte. Denn: Bewertet wird auch, welchen Stellenwert diese überörtlichen Themen in der Bewohnerschaft haben, wie sie angesprochen werden oder wie ihre Bearbeitung in der Gemeinde nachgefragt oder eingefordert wird. Dabei sollten auch die Probleme angesprochen werden. Bewertungsrahmen Der Bewertungsrahmen erstreckt sich auf fünf Hauptkriterien. Sie spiegeln den dörflichen Lebensraum wider. Jedes Hauptkriterium hat mehrere Unter- und Teilkriterien. Hauptkriterium Allgemeine Entwicklung Die Entwicklung eines Ortes steht in einem engen Zusammenhang mit den wirtschaftsstrukturellen und gesellschaftlichen Veränderungen der Gesamtkommune. Die räumliche Lage, das natürliche Umfeld und die finanzielle Situation der Kommune sind dabei wichtige Rahmenbedingungen. Sozial-demografische Verschiebungen stellen weitere Herausforderungen dar. Antworten bieten hierzu kommunale und regionale Entwicklungskonzepte und Planungen. Wünschenswert ist, dass die Dorfbewohner die notwendigen Veränderungen aktiv begleiten und mitgestalten. Dieses schließt Engagement zur Sicherung einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Grundversorgung sowie Initiativen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein. Im Entwicklungsprozess sind auch Antworten auf die Frage zu suchen: Was können wir als Ortsteil für unsere Kommune tun? Hauptkriterium Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Querschnittthema: Jugend im Dorf Engagement und Mitwirkung der Bewohner fördern das Gemeinwesen und stärken die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. In diesem Sinne verbessern selbstinitiierte und eigenverantwortlich getragene Aktivitäten und Angebote die Lebensqualität im Dorf. Sie stärken dabei auch das Zusammenleben aller Generationen. Eine hohe Identifikation der Bewohner mit ihrem Lebensmittelpunkt fördert die Bereitschaft, sich für das Gemeinwesen zu engagieren. Daher sind alle Ansätze, die das Wir-Gefühl stärken, für die örtliche Entwicklung von besonderer Bedeutung - insbesondere für junge Menschen im Dorf. Bei der Bewertung der Dörfer wird die Jugendarbeit berücksichtigt. Hauptkriterium Baugestaltung und Bauentwicklung Die bauliche Entwicklung korrespondiert wesentlich mit der demografischen und wirtschaftlich-sozialen Entwicklung des Ortes und der Kommune. Ziel ist eine ressourcenschonende, bedarfsgerechte und identitätsstiftende Bauentwicklung. Die Aufenthalts- und Wohnqualität werden dabei durch die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der ortsbildprägenden Bausubstanz, der Frei- und Verkehrsflächen mitbestimmt. Das Entwicklungsziel lautet: Innenentwicklung von Außenentwicklung, da die Nutzung der Bausubstanz und der Infrastruktur in den Kerngebieten vieler Dörfer wegen geringerer und veränderter Nachfrage sowie den daraus folgenden Leerständen nicht mehr dauerhaft gesichert ist. Um eine nachhaltige Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale Gesamtstrategie für Investitionen bzw. Schrumpfungsprozesse in den Kernbereiche der Orte entwickelt und der Verzicht auf weitere Baulandausweisung festgeschrieben werden. Die Anforderungen gelten sowohl für öffentliche wie private Bauträger. Hauptkriterium Grüngestaltung und Grünentwicklung Die innerörtliche Durchgrünung eines Ortes trägt entscheidend zum Wohlbefinden seiner Bewohner bei. Freiund Verkehrsflächen, Gärten und Einfahrten prägen dabei im Besonderen das Dorfbild. Naturnahe Lebensräume für Pflanze und Tier und ihre Vernetzung sind wichtige Voraussetzungen für Artenvielfalt, Kleinklima und Grundwassersicherung. Das Wissen um diese Zusammenhänge sollte im Ort bekannt sein und weitergegeben werden. Bei der Pflege und Neuanlage sind regions- und ortsspezifische Faktoren wie die naturräumliche Lage und die Siedlungsgeschichte zu berücksichtigen. Aber auch die Barrierefreiheit der Übergänge diverser Materialien bei Um- und Neugestaltung. Diese Grundsätze gelten für öffentliche und privat genutzte Flächen gleichermaßen. Hauptkriterium Das Dorf in der Landschaft Der Erhalt und die Pflege einer vielfältigen Kulturlandschaft zeigt viele Wirkungen: Eine naturnahe und ressourcenschonende Landnutzung trägt zur Sicherung des Naturhaushalts bei. Eine abwechslungsreiche Landschaft bietet Erholung. Landschaftlich eingebundene Sonderflächen wie Sportanlagen tragen auch unter landschaftsästhetischen Gesichtspunkten zum Wohlbefinden ihrer Nutzer bei. Vor diesem Hintergrund sind die Qualität der landschaftlichen Einbindung des Dorfes in seine Umgebung, die konkrete Gestaltung der Ortsränder und die Erhaltung, Pflege und Entwicklung charakteristischer naturnaher Landschaftsbestandteile bedeutsam. Auf in die neue Runde! Die Gewinner, Meißner-Germerode (Gruppe A) und Oberweser-Oedelsheim (Gruppe B), vertreten Hessen beim Bundeswettbewerb Damit ist der 35. Hessische Wettbewerb offiziell abgeschlossen. Doch: Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb! So wird der Aufruf zum 36. Hessischen Wettbewerb 2017/2018 durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bereits im Herbst 2016 erfolgen. Der Stichtag für die Anmeldung wird der 31. Januar 2017 sein. Wie gewohnt, stehen interessierten Städten und Gemeinden und den Orten die jeweiligen Landkreisverwaltungen für weitergehende Informationen zur Seite. Dank Danken möchte ich allen, die auf vielfältige Weise den 35. Wettbewerb 2014/2015 ermöglichten und unterstützten. Dieses sind das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die Mitglieder der Kommissionen und die Landkreisverwaltungen. Dank auch an diejenigen, die mir ihre Beiträge von der Siegerehrung zur Verfügung gestellt haben. Ergänzende Hinweise zu den Bereisungsprotokollen habe ich aus zahlreichen Teilnehmerdörfern erhalten. Auch hierfür sage ich danke. Was wäre die Dokumentation ohne Fotos und ohne ein ansprechendes Aussehen? Für die Aufnahmen bedanke ich mich bei meiner Kollegin Katharina David, für das Erstellen der Broschüre bei Reinhold Weber. Mit dem Wunsch, dass das Interesse und leidenschaftliche Engagement in den Orten eine Fortsetzung findet, würde ich mich freuen, Sie (auch) 2017 wieder als Teilnehmer begrüßen zu dürfen. Hiltrud Schwarze

7 12 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft 13 Landesbewertungskommission 2015 Name Institution Fachlicher Schwerpunkt Katharina David Regierungspräsidium Kassel Grüngestaltung und -entwicklung/ Steinweg 6, Kassel Dorf in der Landschaft Gertrud Fuchs Regierungspräsidium Gießen Grüngestaltung und -entwicklung/ Georg-Friedrich-Händel-Str. 3, Wetzlar Dorf in der Landschaft Dr. Maren Heincke Zentrum für Gesellschaftliche Verantwortung Bürgerschaftliche und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Wirtschaftliche Aktivitäten Albert-Schweitzer-Str , Mainz Antje Krauß Hessische Landjugend Jugend im Dorf Homburger Str. 9, Friedberg Lisa Küpper LEADER-Region Kellerwald-Edersee e.v. Allgemeine Entwicklung Laustr. 8, Bad Wildungen Reiner Lenz Architekten- und Baugestaltung und -entwicklung Stadtplanerkammer Hessen Bierstadter Str. 2, Wiesbaden Dagmar Söder Landesamt für Denkmalpflege Hessen Baugestaltung und -entwicklung Schloß Biebrich, Wiesbaden Rainer Schreiber Hessischer Städte- und Gemeindebund e.v. Allgemeine Entwicklung Henry-Dunant-Str. 13, Mühlheim/Main Christoph Wüstenhagen Bürgerschaftliche und Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und soziokulturellen Zentren (LAKS) c/o Kulturzentrum Schlachthof Mombachstr. 12, Kassel Hiltrud Schwarze Regierungspräsidium Kassel Leitung Steinweg 6, Kassel Wirtschaftliche Aktivitäten Reiseroute Landesentscheid 2015 Nr. Datum Gemeinde/Ort Gruppe Uhrzeit 1 Dienstag, 16. Juni 2015 Lorch - Ransel A Uhr 2 Dienstag, 16. Juni 2015 Heidenrod - Dickschied B Uhr 3 Mittwoch, 17. Juni 2015 Limburg - Dietkirchen A Uhr 4 Mittwoch, 17. Juni 2015 Weilburg - Drommershausen B Uhr 5 Mittwoch, 17. Juni 2015 Weimar - Niederwalgern A Uhr 6 Donnerstag, 18. Juni 2015 Kirchhain - Großseelheim B Uhr 7 Donnerstag, 18. Juni 2015 Willingshausen - Willingshausen B Uhr 8 Donnerstag, 18. Juni 2015 Oberaula - Wahlshausen A Uhr 9 Montag, 29. Juni 2015 Nüsttal - Morles A Uhr 10 Montag, 29. Juni 2015 Bad Hersfeld - Asbach B Uhr 11 Montag, 29. Juni 2015 Sontra - Ulfen B Uhr 12 Dienstag, 30. Juni 2015 Meißner - Germerode A Uhr 13 Dienstag, 30. Juni 2015 Fuldatal - Simmershausen A Uhr 14 Dienstag, 30. Juni 2015 Oberweser - Oedelsheim B Uhr 15 Mittwoch, 1. Juli 2015 Vöhl - Basdorf A Uhr 16 Mittwoch,1. Juli 2015 Vöhl - Schmittlotheim B Uhr Gruppe A: Orte mit Förderung aus den Programmen der Dorferneuerung oder einfachen Stadterneuerung ab 1991 bis einschließlich B: alle anderen Orte Antje Krauß, Dr. Maren Heincke, Gertrud Fuchs (sitzend), Hiltrud Schwarze, Dagmar Söder, Reiner Lenz, Christoph Wüstenhagen, Katharina David, Lisa Küpper, Theresa Hollstein (Assistenz). Es fehlt: Reiner Lenz

8 14 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft 15 Bereisungsroute des 35. Hessischen Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft Ergebnisse des 35. Hessischen Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft 35. Hessischer Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" ( ) ) ( 2 1 Lorch - Ransel Orte der Gruppe A Orte der Gruppe B Regierungsbezirk Kreis Gemarkung Gemeinde Lahn-Dill-Kreis Limburg-Weilburg ( 3 Limburg - Dietkirchen Heidenrod - Dickschied ) 4 Weilburg - Drommershausen Wiesbaden Marburg-Biedenkopf ) 6 Hochtaunuskreis Main-Taunus- Kreis Weimar - Niederwalgern ( 5 Waldeck-Frankenberg Reg.Bez. Gießen Gießen Reg.Bez. Darmstadt Frankfurt am Main Vöhl - Schmittlotheim Wetteraukreis Offenbach am Main Offenbach Vöhl - Basdorf ) 16 ( 15 Kirchhain - Großseelheim Vogelsbergkreis Kassel Fuldatal - Simmershausen ( 13 Reg.Bez. Kassel Schwalm-Eder-Kreis Willingshausen - Willingshausen ) 7 Main-Kinzig-Kreis Oberweser - ) 14 Oedelsheim Stadt Kassel Oberaula - Wahlshausen ( 8 Hersfeld-Rotenburg Fulda Werra- Meißner- Kreis ( 12 Bad Hersfeld - Asbach ) 10 Nüsttal - Morles Sontra - Ulfen ( 9 Meißner - Germerode ) 11 Landesentscheid Ergebnisse der Gruppe A Platz Gemeinde/Stadt Landkreis/kreisfreie Stadt Region UDhZ Meißner - Germerode Werra - Meißner - Kreis Werra - Meißner 2 Weimar - Niederwalgern Marburg - Biedenkopf West I 3 Oberaula - Wahlshausen Schwalm - Eder - Kreis Schwalm - Eder erfolgreiche Teilnahme (alphabetisch) Fuldatal - Simmershausen Kassel Kassel Limburg - Dietkirchen Limburg - Weilburg West II Lorch - Ransel Rheingau - Taunus - Kreis Süd Nüsttal - Morles Fulda Ost Vöhl - Basdorf Waldeck - Frankenberg Waldeck - Frankenberg/ Main-Kinzig-Kreis Landesentscheid Ergebnisse der Gruppe B 1 Oberweser - Oedelsheim Kassel Kassel 2 Kirchhain - Großseelheim Marburg - Biedenkopf West I 3 Weilburg - Drommershausen Limburg - Weilburg West II erfolgreiche Teilnahme (alphabetisch) Bad Hersfeld - Asbach Hersfeld - Rotenburg Ost Heidenrod - Dickschied Rheingau - Taunus - Kreis Süd Sontra - Ulfen Werra - Meißner - Kreis Werra - Meißner Vöhl - Schmittlotheim Waldeck - Frankenberg Waldeck - Frankenberg/ Main-Kinzig-Kreis Willingshausen - Willingshausen Schwalm - Eder - Kreis Schwalm - Eder Sonderpreis Jugend im Dorf Weilburg - Drommershausen Limburg -Weilburg West II Urkunde für herausragende Einzelleistungen Vöhl - Schmittlotheim Waldeck - Frankenberg Waldeck - Frankenberg/ Main-Kinzig-Kreis Odenwaldkreis Groß- Gerau Darmstadt Rheingau-Taunus- Kreis Darmstadt- Dieburg Bergstraße Herausgeber: Regierungspräsidium Kassel, Dez. 25 Kartographie: Dez. 27.1

9 16 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ein Wettbewerb für Dörfer mit Zukunft 17 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 13. Juli 2015 Die Sieger im hessischen Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft sind Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim Umweltministerin Hinz: Der Erfolg der Dörfer beruht auf der Kreativität der Bürger und der Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements Der Landeswettbewerb wurde in zwei Stufen durchgeführt. Lan desweit haben in Hessen ins gesamt 119 Teilnehmerdörfer an den Regionalentscheiden teilgenommen, die im Jahre 2014 in acht Wettbewerbsregionen in Hessen durchgeführt wurden. Die 16 erfolgreichsten Kan didaten aus den Regionalentscheiden nahmen in diesem Jahr am Hessischen Landesentscheid teil. Sehr positiv hat sich die erstmalige Auslobung des Sonderpreises Jugend im Dorf ausgewirkt, da hier eine Gruppe angesprochen wurde, die in vielfältiger Weise besondere Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des ländlichen Raums hat. Durch gute Wettbewerbsvorbereitungen und professionelle Präsentationen konnte die Landesbewertungskommission von den nachhaltigen Leistungen in den Dörfern überzeugt werden, sagte die Ministerin. Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) 1. Meißner-Germerode, Werra-Meißner-Kreis 2. Weimar-Niederwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf 3. Oberaula-Wahlshausen, Schwalm-Eder-Kreis Gruppe B (bisher keine Teilnahme an den beiden Förderprogrammen) Hofreite im ländlichen Raum HMUKLV Nach der Bereisung vom 16. Juni bis 01. Juli 2015 durch die mit 10 Experten besetzte Landesbewertungskommission stehen die Sieger des hessischen Landeswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft fest. Meißner-Germerode inszeniert sich hervorragend mit seinem Tourismuspotential, zeichnet sich durch gute Erfolge bei der Leerstandvermarktung aus und hat eine erfolgreiche Wertschöpfung mit landwirtschaftlichen Kooperationsprojekten vorzuweisen. Oberweser Oedelsheim ist ein Beispiel für sehr gute bauliche und grünordnerische Gestaltung, es herrscht ein generationsübergreifender Zusammenhalt der Bewohner u.a. durch Einbindung von Flüchtlingen und das Dorf zeichnet sich durch die überregionale touristische Zusammenarbeit im Bereich Wasser und Kulturgeschichte aus. Alle Teilnehmer hatten sich seit Monaten tatkräftig auf den Besuch der Kommission vorbereitet und zeigten sich von ihrer besten Seite. Im Rahmen des Wettbewerbs konnten die Bürger ihre vielfältigen Ideen und Projekte entwickeln und mit ausgefallenen Präsentationen die Jury beeindrucken. Der Erfolg der Dörfer ist Ausdruck der Kreativität der Bürger und der Vielfalt bürgerschaftlichen Engagements, betonte Umweltministerin Priska Hinz am Montag in Wiesbaden. 1. Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel 2. Kirchhain-Großseelheim, Landkreis Marburg-Biedenkopf 3. Weilburg-Drommershausen, Landkreis Limburg-Weilburg Als Siegerprämie erhalten die erstplatzierten Dörfer jeweils 5.000, die zweitplatzierten Dör fer jeweils Für den 3. Platz werden jeweils vergeben. Den Sonderpreis in Höhe von Euro zum Thema Jugend im Dorf erhält: Weilburg- Drommershausen, das sich durch eine institutionalisierte Jugendarbeit (Ortsbeirat) sowie breitgefächerte Partizipationsangebote für Jugendliche auszeichnet. Eine Sonderauszeichnungen für herausragende Gemeinschaftsleistungen in Form einer Urkunde erhält: Vöhl-Schmittlotheim als kleinster Ort mit hohem Entwicklungspotential. Die übrigen Teilnehmer: Fuldatal-Simmershausen, Limburg-Dietkirchen, Lorch-Ransel, Nüsttal-Morles, Vöhl-Basdorf und Bad Hersfeld-Asbach, Heidenrod-Dickschied, Sontra-Ulfen, Vöhl-Schmittlotheim, Willingshausen-Willingshausen erhalten jeweils eine Urkunde für die er folgreiche Teilnahme am Hessischen Landesentscheid. Frau Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser wird die Landessieger in einer Feierstunde am 11. Oktober 2015 in der Stadthalle von Melsungen auszeichnen und allen Teilnehmern die Urkunden überreichen.

10 18 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe A 19 Die beiden Siegerdörfer aus dem Landesentscheid werden Hessen im nächsten Jahr beim 25. Bundeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft vertreten. Ich spreche der Landesbewertungskommission meinen Dank und allen Teilnehmern meine herzlichen Glückwünsche aus und hoffe, dass durch diese beispielhaften Leistungen und individuellen Lösungsansätze der Hessischen Wettbe werbsteilnehmer in Zukunft noch mehr Dörfer angeregt werden, ihren eigenen Lebensraum eigenverantwortlich mit zu gestalten und sich damit eine hohe Lebensqualität auf Dauer zu sichern, so Ministerin Hinz abschließend. Hinweis: Auskunft zu den Ergebnissen des Landesentscheids erteilt die Vorsitzende der Landesbe wertungskommission: Frau Hiltrud Schwarze, RP Kassel, Tel.:0561/ Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe A Bewertungsprotokolle und Bilder Basdorf (Vöhl) Dietkirchen (Limburg) Germerode (Meißner) Morles (Nüsttal) Niederwalgern (Weimar) Ransel (Lorch) Simmershausen (Fuldatal) Wahlshausen (Oberaula)

11 20 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Basdorf 21 BASDORF Teilnahmeort: Basdorf Gemeinde/Stadt: Vöhl Landkreis: Waldeck-Frankenberg Einwohner: 433 Gemarkung: 757 ha Allgemeine Entwicklung Lage: Basdorf liegt auf den nördlichen Anhöhen über dem Edersee im Nordteil des Naturparks Kellerwald-Edersee (direkt an der Nordgrenze des Parks). Dazu gehört noch das östlich gelegene Ferienhausgebiet Trappenhart, mit dem es etwa 340 bis 380m ü.nn liegt. In Asel befindet sich der Ursprung des Aselbach-Zuflusses Altbach. Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Der Ort ist seit 2007 Förderschwerpunkt der Hessischen Dorferneuerung. Umgesetzt wurden 16 Privatmaßnahmen, fünf öffentliche Projekte. Die Privatmaßnamen sind damit anteilmäßig sehr gering. Die öffentlichen Maßnahmen, die im Rahmen der Dorferneuerung umgesetzt wurden, konzentrieren sich auf den Dorfplatz und das Dorfgemeinschaftshaus. Der Ort ist zudem Teil der LEADER-Region Kellerwald-Edersee. In diesem Zusammenhang wurden das Maislabyrinth und das Hutewaldprojekt gefördert. Die Gemeinde Vöhl bemüht sich derzeit um die Anerkennung als Förderschwerpunkt im Hess. Dorfentwicklungsprogramm auf gesamtkommunaler Ebene. Basdorf hat 433 Einwohner, das entspricht einem Bevölkerungszuwachs von plus 9,6% seit dem Jahr Durch seine Lage und die Nähe zum Edersee und den Qualitätswanderwegen Urwaldsteig und Kellerwaldsteig ist Basdorf ein attraktiver Ort für Neubürger. Im Baugebiet sind noch neun Bauplätze ausgewiesen. Im Ort gibt es derzeit nur einen Wohngebäudeleerstand, der voraussichtlich in absehbarer Zeit behoben werden kann. Es handelt sich um ein Dorf mit Bevölkerungszuwachs (Rückkehrer, Holländer, Feriengäste, die sich dauerhaft niederlassen). Im Ort gibt es einen hohen Anteil an Photovoltaik-Anlagen. Homepage: Mitglied der LEADER-Region Kellerwald- Edersee Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Basdorf ist ein lebendiger und vielfältiger Ort mit ausgeprägten Persönlichkeiten. Vor Ort gibt es eine ganze Reihe von Vereinen, darunter den TSV Basdorf, die Landjugend und viele andere mehr. Grundschule und Kindergarten sowie Einkaufsmöglichkeiten für Dinge des täglichen Bedarfs sind im drei Kilometer entfernten Vöhl zu finden. Die Lebensmittelversorgung wird aber auch durch einen Verkaufswagen gedeckt. Hinzuweisen ist auf das Kutscherhaus, das vom Verein Freunde und Förderer Basdorfs erworben und dann als Gaststätte verpachtet wurde. Es gibt eine ganze Reihe von Ferienwohnungen und auch einen Campingplatz mit 300 Plätzen. Vor Ort sind nahezu 40 Arbeitsplätze zu finden, davon sind acht Haupterwerbslandwirte. An Handwerksbetrieben sind ein größerer Zimmereibetrieb, ein Schreinerbetrieb und eine Fruchtsaftkelterei zu nennen. Hinsichtlich des Aufbaus und der Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten gibt es einige besondere Produkte aus dem Hutewald (Wurst, Schinken) und Produkte aus regionalen Sonderkulturen (Arzneimittelrohstoffe für ASS und Rosenwurz, sowie Fruchtsäfte, Fruchtweine und Brotaufstriche). Neben dem ÖPNV, der in erster Linie auf Schülerbeförderung ausgerichtet ist, ist ein Anrufsammeltaxi abrufbar. Kürzlich wurde zudem ein Bürgertaxi angeschafft, das von ehrenamtlichen Bürgern gefahren werden soll. Leitbild Dörfliche Identität Basdorf ist ein aktiver Ort, in dem Kinder und Jugendliche stark eingebunden sind. Der Ort nimmt an weiteren Wettbewerben teil, beispielsweise dem Wettbewerb Kerniges Dorf und hat schon einige Auszeichnungen erhalten. Weitere Aktionen, die vom Ort ausgehen, sind der Kulinarische Frühling und der Kulinarische Sonntag. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Die Zahl der Bewohner mit Hauptwohnsitz blieb in den letzten Jahren stabil. Ein zugezogener Engländer berichtet authentisch von einer guten Aufnahme als Neubürger, z. T. mit Zuzug in Wochenendhäuser. Kulturelle Vielfalt Der Ort hat 18 Vereine und Gruppen mit über 600 Mitgliedern, z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen. Der Verein der Freunde und Förderer Basdorfs hat mit seinen ca. 140 Mitgliedern eine wichtige Bedeutung für die Dorfentwicklung, hier werden Konzepte ersonnen und konzipiert bzw. koordiniert. Er hat zudem eine ähnliche Funktion wie ein Vereinsring. Die Schaffung und Erhaltung der Grundversorgung steht im Mittelpunkt. Weitere wichtige Vereine sind der Sportverein, die Landjugend, ein Verkehrs- und Verschönerungsverein, die Landfrauen sowie die Freiwillige Feuerwehr. Eine Reihe von Festen und Aktivitäten wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Laternenumzug, ein Sommernachtsball, Theatervorstellungen, ein Maislabyrinth, Chor- und Tanzveranstaltungen, eine Krabbelgruppe, Musikworkshops, Treffen der Mutter- und Kind-Gruppe, der kulinarische Sonntag, ein Jugendcamp des Sportvereines usw. Eine alte Schmiede wird für kleine Kunstausstellungen und Kulturveranstaltungen sporadisch genutzt. Eine Dorfchronik wurde als Buch aufgelegt, zudem bemühen sich geschichtlich interessierte Bürger um eine Häuserchronik sowie dadurch auch um Ahnenforschung. Nach Auflösung eines Chores wurde ein gemischter Chor neu gegründet, an dem auch Sänger aus Nachbardörfern beteiligt sind, der Neuimpuls hat offensichtlich kooperative Früchte getragen. Eine begeisterte Kindertanzgruppe verbindet sehr kleine Kinder mit Fast- Jugendlichen. Trotz der großen Altersunterschiede harmonieren die Kinder miteinander. Die evangelische Kirchengemeinde ist sehr aktiv im Dorfprozess integriert. Soziales Gefüge Basdorf bemüht sich aktiv und offenbar erfolgreich um Zuzug durch Ehemalige oder Neubürger. Solche werden freundlich begrüßt und aufgenommen, durch Zuzug oder aber Nutzung für Urlaubszwecke hat Basdorf wenig Probleme mit Leerständen. Das moderne und funktionale Dorfgemeinschaftshaus mit Fitnessgeräten im Außengelände sowie einem Kinderspielplatz bietet den Vereinen und Initiativen für ihre Aktivitäten die geeigneten räumlichen Möglichkeiten. Mit viel ehrenamtlichem Engagement der Bürger werden bei Pflege, Instandsetzung und Neuerrichtung örtlicher Einrichtungen und Anlagen wichtige Beiträge geleistet, um das Dorf attraktiv und lebenswert zu gestalten. Die Nachbarschaftshilfe wird in Basdorf großgeschrieben, gerade um die älteren Mitbürger wird sich vor Ort intensiv gekümmert. Ein Mehrgenerationentag soll das Miteinander von Jung und Alt fördern.

12 22 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Basdorf 23 Wirtschaftliche Initiativen Basdorf hat mit seinen ca. 400 Einwohnern immerhin etwa 40 Arbeitsplätze vor Ort, darunter auch einige Ausbildungsplätze in den örtlichen Betrieben, z. B. im Handwerk. Örtliche Potenziale werden durch Produktion und Direktvermarktung z. B. von Wurstwaren und Fruchtweinen genutzt, ein Landwirt hat sich auf Sonderkulturen im Bereich von Heilkräutern u.a. spezialisiert, es gibt einen Fahrradshop, einen Campingplatz, Gastro nomie und Ferienunterkünfte, fahrende Händler bieten Waren des täglichen Bedarfs vor Ort an. Die Landwirtschaftsbetriebe haben durch das Besetzen von echten Nischen in Verbindung mit hohem Knowhow und Qualitätsbewusstsein eine sehr gute Wertschöpfung und bieten auch Arbeitsplätze, z. B. auch Zuchthengste, Huteschweine etc. Auch der Zimmerei-Betrieb ist für einen Ort dieser Größe ein großer und erfolgreicher Arbeitgeber (u. a. Holzhäuser), die hohe Verwertungsrate von regionalem Holz ist ebenfalls positiv zu vermerken. Ärztliche Versorgung und Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Vöhl. Ganz frisch wurde auf ehrenamtlicher Basis ein Bürgertaxi eingerichtet, das z. B. ältere Mitbürger gegen eine geringe Kostenbeteiligung zu Arztbesuchen oder Einkäufen fährt. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen ist dies Vereinsmitgliedern (Freunde und Förderer Basdorfs) vorbehalten. Überörtliche Kooperationen gibt es hauptsächlich im touristischen und im landwirtschaftlichen Bereich, die Zusammenarbeit mit der Kerngemeinde scheint ausbaufähig. Für das Kutscherhus wurde eine sehr innovative, aber auch ökonomisch solide tragfähige Konstruktion gewählt, an der alle großen Ortsvereine beteiligt sind. Positiv ist die Umleitung des Verkehrs zum Campingplatz zur Entlastung der Dorfmitte. Die Belange des Tourismus werden systematisch erfasst (z. B. auch durch Erhalt einer Gastwirtschaft). Trotzdem entsteht nicht der Eindruck, dass die Aktivitäten nur auf Tourismus zielen, sondern die Belange der Dorfbewohner werden stark mit einbezogen. Jugend im Dorf Es gibt von Vereinen und Kirche eine Reihe von Kinderund Jugendgruppen, die Jugendfeuerwehr arbeitet zusammen mit der des Stadtteiles Oberwerbe, es werden für Kinder und Jugendliche verschiedenen Ferienprogramme angeboten. Es gibt nutzbare Jugendräume, was aber eher anlassbezogene Möglichkeiten zu sein scheinen. Insgesamt erscheint die Jugendarbeit durchschnittlich und tendenziell von oben nach unten organisiert. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf sehr gut erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde wurde aufgegeben. Der letzte Jugendraum ist abgebrannt. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die gute Jugendarbeit der Landjugend. Eine Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Hervorzuheben ist hier der Jugendausflug zur Weihnachtszeit und das Jugendtheater. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Die Initiative zur Erhaltung des Dorfgasthauses Kutscherhus durch einen Vereinsring ist vorbildlich, die Ortsmitte wurde dadurch stark aufgewertet. Der ehemalige Standort der Kirche und der Friedhof mit der alten Gerichtslinde und Ummauerung in der Ortsmitte sind reizvoll und erhaltenswert; hier sollten auch in Zukunft größere Eingriffe vermieden bzw. Erhaltungsmaßnahmen behutsam durchgeführt werden. Das DGH wurde hochwertig saniert und bietet mit seinen Außenräumen gute Nutzungsmöglichkeiten. Privater Bereich Die Orts-Struktur mit großen, teilweise wohlerhaltenen Hofreiten und einigen schönen Fassaden bietet stellenweise ein attraktives Bild. Teilweise ist der Scheunenrand des Ortes zur Landschaft hin erhalten. Grüngestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Dass Heimatverbundenheit und Fremdenfreundlichkeit sich nicht nur wunderbar ergänzen, sondern auch in der Grüngestaltung eine Ortes Beachtung finden können, wird in Basdorf deutlich. Die historisch prägenden Elemente im Ortskern sind vor allem die beeindruckende Gerichtslinde und die Ehrenmalmauer, die sich in einem hervorragenden ökologischen Zustand befindet. Die seltenen und bunt blühenden Wildpflanzen, die in den Mauerritzen gedeihen, sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch ein Zeichen für die hohe innerörtliche Biodiversität. Erfreulicherweise haben die Bewohner ein ausgeprägtes ökologisches Bewusstsein, sodass Wildkräuter auch auf Pflasterflächen und an Fassaden geduldet werden. Aufgrund der vielen Wanderwege, die durch das Dorf führen, der Nähe zum Edersee und des biologisch abbaubaren Freizeitpark (Maislabyrinth) gibt es einen regen Publikumsverkehr. Die Sitzgelegenheiten an diversen Grünbereichen, z. B. dem umgestalteten Leinert s Eck, laden Besucher und Dorfbewohner gleichermaßen zum Ausruhen und Genießen ein. Besonders attraktiv ist der Bereich der Bushaltestelle. An der Kirche wurde ein Bushäuschen errichtet, das nicht nur den Wartenden Schutz bietet, sondern, durch eine Fassadenbegrünung mit Kletterrosen und ein begrüntes Flachdach, auch eine Nahrungsquelle für Insekten und nicht zuletzt ein optischer Blickfang ist. Gleiches gilt für das Pflanzbeet entlang der Kirche, das ebenfalls geschmackvoll bepflanzt und mit einer Natursteinmauer umrandet ist. Auch hier wurden Sitzgelegenheiten in die Mauer eingelassen. Umgeben von Blüten ist der Platz vor allem bei Sonnenschein ein herrlicher Treffpunkt für Jung und Alt. Eine attraktive Lösung wurde auch für die Pflege einer kleinen Grünfläche gefunden, die durch den Abriss eines Hauses entstanden ist. Die Fläche wurde mit einem Staketenzaun eingezäunt und wird nun durch Schafe beweidet. Das Dorfgemeinschaftshaus, an dem auch ein Fitnessparcour und ein Kinderspielplatz angeschlossen sind, ist ebenfalls schön eingegrünt. Auffallend sind vor allem die gut entwickelten Linden. Bei den Neupflanzungen wurde darauf geachtet, dass man sich während der Nutzung des Fitnessparcours und des Kinderspielplatzes weiterhin an dem Ausblick in die reizvolle Landschaft erfreuen kann. Privater Bereich Im privaten Bereich beeindruckten vor allem die großzügigen und sehr gepflegten Hofreiten. Viele Grundstücke sind mit Natursteinmauern befestigt und werden durch dorftypische Hainbuchenhecken, geschmiedete oder hölzerne Zäune begrenzt. Neben traditionellen Bauern- und modernen Erholungsgärten sind zum Teil auch die Hofflächen und Eingangstreppen der Häuser bepflanzt. Als Pflanzkübel dienen häufig aus Stein gehauene ehemalige Tränke- bzw. Futtertröge, die sehr gut zu den, zumeist aus Sandstein gefertigten, Eingangstreppen passen. Natursteine finden sich auch als Fassadenverkleidung in Form von Schieferplatten. Der Feuerwehrteich wurde durch eine private Initiative zum Ententeich entwickelt. Das Gewässer wurde u. a. mit Schatten spendenden Weiden bepflanzt und es wurden Lebensraumstrukturen, wie Natursteine zur Uferbefestigung, angelegt. Die innerörtliche Eulen-, Fledermaus- und Schwalbenpopulation wird durch spezielle Nisthilfen gefördert, die gut angenommen werden. Dorf in der Landschaft Basdorf liegt an der nördlichen Grenze des Naturparks Kellerwald-Edersee, etwa 3 km vom Edersee entfernt, der durch ein gut ausgebautes Wanderwegenetz auch zu Fuß erreichbar ist. Topografisch liegt das Dorf mit ca. 370 m ü. NN etwa 100 m höher als der Edersee. Allerdings geht es in Basdorf nicht nur für die Wanderer bergauf. Auch in der Landwirtschaft gibt es einige Projekte, die nicht nur erfolgreich regional vermarktet werden, sondern auch die Landschaft prägen. Hierzu zählt insbesondere das Hutewald Projekt. In einem ca. 7 ha großen Eichenwald am Ortsrand werden rund 22 Schweine gehalten und gemästet. Die Eicheln und Bucheckern,

13 24 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Dietkirchen 25 die die Schweine auf der Waldweide aufnehmen, und die außerordentlich tiergerechten Haltungsbedingungen sorgen für eine außergewöhnlich gute Fleischqualität. Die Produkte erfreuen sich einer so hohen Nachfrage, dass das Projekt zukünftig ausgebaut werden soll. Außerdem werden regionale Fleisch- und Wurstspezialitäten von einem Direktvermarkter angeboten. Auch in der Pflanzenproduktion setzt die Basdorfer Landwirtschaft auf Spezialitäten. So werden neben Beerenobst Arzneipflanzen angebaut. Mais wird nicht nur als Futter und Energiepflanze genutzt, sondern als Labyrinth ausgesät und somit auch touristisch vermarktet. Die umliegenden Naturschutzflächen werden zumeist durch Beweidung gepflegt. Darunter sind Trockenrasen mit Orchideenvorkommen und Quellmoore mit Wollgrasbeständen. Ökologisch aufgewertet wurde die Landschaft auch durch die Neuanlage von Streuobstwiesen und den Rückbau sowie die Renaturierung der ehemaligen Tretbeckenanlage. DIETKIRCHEN Teilnahmeort: Dietkirchen Gemeinde/Stadt: Limburg Landkreis: Limburg-Weilburg Einwohner: Gemarkung: 310 ha Lage: Dietkirchen liegt unmittelbar am Westufer der Lahn. Markant ist der hoch aufragende Kalkfelsen, auf dem sich die Lubentiusbasilika erhebt. Der Ort selbst liegt auf 120 bis 170 Metern Höhe. Naturräumlich gesehen liegt der Ort an der östlichen Verengung der Limburger Lahntalweitung zum schmaleren Runkeler Lahntal hin. Das Bild des alten Ortskerns wird wegen des großen Höhenunterschiedes von zahlreichen Stützmauern zur Terrassierung der Baugrundstücke geprägt. Bis 18 Jahre: Jahre: 954 Über 60 Jahre: 404 Homepage: Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) Allgemeine Entwicklung Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Der Ort hat Einwohner und seit dem Jahr 2000 ein Bewölkerungswachstum von 1,36 % vorzuweisen. Die Stadt Limburg befindet sich mit 7 Ortsteilen in einer prosperierenden Region (weiteres Einzugsgebiet Rhein-Main). Der Ort hat eine reizvolle Lage mit dem einmaligen romanischen St. Lubentius-Stift. Tendenziell ist Dietkirchen durch das starke Wachstum seit 1970 ein großes Dorf z. T. mit Vorortcharakter (viele Neubauareale, Einkaufsmöglichkeiten hauptsächlich außer halb). Im Ort gibt es, bedingt durch seine Lage und die Nähe zu Oberzentren, keinen Leerstand. Im Gegenteil, es ist Nachfrage vorhanden, Dietkirchen ist ein begehrter Wohnort. Die Teilnahme an der Dorferneuerung ( ) ist im Ort an vielen Stellen, (Dorfplatz, Dorfstube mit Backhaus, Bepflanzung, Ortsbild) deutlich sichtbar. In Dietkirchen soll derzeit kein neues Wohngebiet ausgewiesen werden, man will sich auf den Ortskern konzentrieren und diesen aufwerten. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Der Ort weist eine herrliche Lage im Lahntal mit Aussicht auf den Feldberg auf. Die Verkehrsanbindung ist sehr gut, es gibt einen ICE-Bahnhof und eine gute ÖPNV-Anbindung an die umliegenden Mittel- und Oberzentren. Die Schule befindet sich im Nachbarort, eine Kindertagesstätte für unter 3-jährige wurde vor zwei Jahren neu gebaut, der Kindergarten soll in nächster Zeit gebaut werden, es gibt zwei Spielplätze. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde das Dorfgemeinschaftshaus umgestaltet. Auch die Kirche und das Pfarrheim wurden restauriert. Darüber hinaus wurden viele Investitionen von Privatpersonen vorgenommen, die vereinzelt sehr gelungen sind. Eine Einkaufsmöglichkeit ist trotz der Größe des Ortes nicht mehr vorhanden. Dem Fußballnachwuchs kommt in Dietkirchen eine besondere Bedeutung bei, es gibt zwei Fußballplätze und ein Sportlerheim, 15 Fußballmannschaften werden hier trainiert. Eine Besonderheit von Dietkirchen ist der Vereinsring Dietkirchen e.v., der 10 Ortsvereine zusammenführt. Kommunale Gesamtentwicklung Der Ort gehört aufgrund seiner Lage keiner LEADER- Region an. Die Nutzung von PV-Anlagen sowie Erdwärme- und Luftwärmepumpen ist an geeigneten Stellen verbreitet.

14 26 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Dietkirchen 27 Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Kulturelle Vielfalt Der Ort hat 17 Vereine und Initiativen mit z. T. Jugendund Seniorenabteilungen, davon sind 10 Vereine in einem Vereinsring zusammengeschlossen. Besonders prägend ist der Sportverein mit seinen 1030 Mitgliedern in diversen Abteilungen. Eine großzügig dimensionierte den. Wenn hier z. B. jüngere Leute Interesse hätten, auch regelmäßiger Programme zu organisieren, könnte dieser schöne Ort sicher als interessanter Anziehungspunkt innerhalb des Dorfes noch mehr genutzt werden. In puncto geschichtlichem Umgang wird auf die Kirchchronik verwiesen, Nachfragen zu einer eventuellen jüdischen Geschichte im Ort werden unterschiedlich beantwortet. In der Präsentation der Dorfbereisung wirkte das Kulturdenkmal St. Lubentius-Stift erstaunlich randständig beleuchtet. An ökologischen Initiativen sind die Aktion Saubere Landschaft sowie das Apfel- und das Kartoffelfest zu nennen. werden sehr viele und abwechslungsreiche vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist sehr gut. Es gibt einen Kirchenjugendraum und diverse Jugendangebote, z. B. Jugendgottesdienste. Eine offene JA findet nicht statt. Es wird den Jugendlichen kein Raum zur Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist ggf. möglich. In div. Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit des Sportvereins und der Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist kaum vorhanden. Sportplatzanlage mit passenden Vereinsheimen wird dieser beachtlichen Größenordnung gerecht. Hier findet besondere Erwähnung, dass etwa 10% der Mitglieder Ausländer sind, wobei auf Nachfragen nicht eindeutig zu klären ist, wie dieser Wert ermittelt wird. Unter den Mitgliedern sind auch viele aus Nachbarorten in der Region. Ein Ältestenrat scheint sich maßgeblich um die Geschäftsführung zu kümmern. Der Sportverein betreibt in starkem Maße Kinder- und Jugendarbeit. Neben dem Sportverein findet der Verschönerungsverein Erwähnung, der maßgeblich den Dorfwettbewerb betreibt und sich stark um die Gestaltung des Dorfes kümmert. Weitere wichtige Vereine sind die Freiwillige Feuerwehr mit Jugendfeuerwehr, Musik- und Gesangsvereine, Obst- u. Gartenbauverein, Katholische Frauen sowie Arbeitnehmer, ein Partnerschaftsverein, die Pfadfinder, eine Theatergruppe sowie der Schützenverein. Eine Reihe regelmäßiger Feste und Veranstaltungen wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. der historische Markt, das Apfel- und Kartoffelfest, das Lahnfest und ein Anlagenfest, das Pfarrhoffest, die Kirchweih sowie ein lebendiger Adventskalender. Die Pfarrscheune wurde zur Kulturscheune ausgebaut, in der gelegentlich kleine Kulturveranstaltungen stattfin- Soziales Gefüge Die Familie Eufinger ist im Ort sehr präsent und engagiert, da sowohl der letzte als auch der aktuelle Ortsvorsteher dieser entstammt. Ein zentraler Platz des Ortes wurde als Paul-Eufinger-Platz (nach dem vorherigen OV) benannt. Die zahlreichen und vielfältigen Aktivitäten des AK Dorferneuerung bzw. des Verschönerungsvereines und des Sportvereines werden von kleineren Kreisen sehr engagierter Personen geplant und umgesetzt. Zu den meisten Projekten werden die finanziellen Eckpunkte als besonders entscheidend erläutert und auch die zahlreichen ehrenamtlichen Leistungen sind in monetäre Beträge umgerechnet. Das mehrfach betonte Zusammenwirken von Jung und Alt konnte nachvollzogen werden, besonders ist hier sicherlich die Arbeit des Sportvereines sowie der Kirche und der Pfadfinder zu erwähnen. Seit es einige Male Schäden durch Vandalismus in der Ortsmitte an einem Kruzifix gab, wird dieses durch den Ortsvorsteher bei Festen wie der Kirmes vorsorglich in Sicherheit verwahrt. Insgesamt kann dieser verhältnismäßig große Ort nicht eine solch homogene Dorfgemeinschaft abbilden, wie dies in kleinen Dörfern der Fall ist, wo jeder jeden kennt. Die Vielzahl der Veranstaltungen und Aktivitäten bieten jedoch gute Möglichkeiten, zusammenzukommen und gemeinsam zu wirken. Wirtschaftliche Initiativen Dietkirchen hat gemessen an der Einwohnerzahl wenige Betriebe und Arbeitsplätze (10/30), was auf eine große Mehrzahl von Berufspendlern hindeutet. Es gibt vor Ort zwei Pflegedienste und eine kleine Hobbybrauerei, eine Sparkassenfiliale, einen Bäcker, zwei Gaststätten, einige Handwerksbetriebe und einige weitere Dienstleister. Supermärkte gibt es außerhalb des Ortes in kurzer Entfernung. Jugend im Dorf In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf leider nicht erkennbar gewesen. Es Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Die Ortsmitte wurde durch Mauern, Pflanzungen, überdachte Haltestelle und weitere Einzelmaßnahmen aufwendig gestaltet. Das DGH wurde barrierefrei und mit viel Eigenleistung saniert und architektonisch ansprechend auf einen zeitgemäßen Stand gebracht. Der Sportplatz mit Vereinsheim und großzügigen Anlagen bietet gute Nutzungsmöglichkeiten. Der mit umweltgerechten Materialien (z. B. Lehm) und Details neu gestaltete Eufinger-Platz mit Dorfstube und Backes ist ansprechend und optisch attraktiv, wenn auch in der Nutzung eingeschränkt. Das Umfeld der großartigen Basilika St. Lubentius wurde in gutem Zustand erhalten, ebenso das Pfarrhaus. Privater Bereich Die vorbildliche Sanierung einer Hofreite mit modernen Elementen und die Wohnnutzung einer Steinscheune sind Beispiele, die zur Nachahmung empfohlen werden können. Auch weitere Fachwerkbauten werden voraussichtlich saniert werden. Fachliche Kompetenz ist durch ortsansässige Architekten gegeben. Grüngestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Ein besonderes grüngestalterisches Element ist der Weinberg von Dietkirchen, unterhalb der St. Lubentius-Basilika. Die Kirche thront auf einem mächtigen 34 m hohen Kalkfelsen. Zwischen den Weinreben wachsen buntblühende Lavendelstauden und Calendula. In den Lücken der historischen Natursteinmauer haben sich verschiedene Wildkräuter angesiedelt. Zudem sind die Steilwände zum Teil mit verschiedenen Klettergewächsen begrünt. Dieses Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen birgt großes Potential für die innerörtliche Biodiversität. Die Ortsmitte wird ebenfalls durch die Kirche geprägt, da hier die alte, zwischenzeitlich restaurierte, Turmuhr ausgestellt ist. In der angrenzenden Natursteinmauer ist ein Kreuz eingelassen, neben dem auf der einen Seite eine Kletterrose sowie Lavendel gepflanzt wurde und auf der anderen Seite eine Bank zum Verweilen einlädt. Grüngestalterisch wird der Platz durch eine große Kastanie geprägt, unter deren Krone das Kreuz und die Bank geschützt sind. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde ein Brunnen errichtet. Rechts und links stehen Pflanzkübel in Terrakottaoptik. Die einzelnen Gestaltungseinheiten heben sich durch Kopfsteinpflaster aus Basalt optisch vom Straßenbild ab. Die Fassade der Vereinsscheune, der alten Schule und verschiedener Privathäuser ist mit Wein, Efeu und Kletterrosen begrünt. Ebenso sind Natursteine als Mauern,

15 28 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Germerode 29 Pflaster, Treppen und Sitzgelegenheit oder, wie an der neu gestalteten Dorfstube am Paul-Eufinger-Platz, als Ziersäulen verwendet worden. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen des Dorfgemeinschaftshauses wurde auch die Außenanlage erneuert. Bauliche Anlagen z. B. Treppen wurden zurückgebaut und auf dem Parkplatz wurden Bäume, Stauden und Hecken gepflanzt. Nahe dem Dorfgemeinschaftshaus liegt die großzügig gestaltete und hochwertig ausgestattete Sportanlage. Im Umfeld stehen einige Linden und naturnahe Hecken. Am nordöstlichen Rand des Dorfes befindet sich eine Streuobstwiese, die wohl regelmäßig durch Schafe beweidet wird. Der Hang, der von hier zur Lahn führt, ist dicht bewachsen. In der Nähe befindet sich auch der Kinderspielplatz, der mit verschiedenen Gehölzarten intensiv und naturnah eingegrünt ist. Privater Bereich Im privaten Bereich waren in Dietkirchen einige Beispiele für vorbildliche Natursteinmauern zu finden. Dies galt sowohl für Trockenstein- als auch verklebte Mauern. Das Grundstück des ortsansässigen Hobby-Bierbrauers ist ein sehr schönes Beispiel für eine stilsichere und ökologisch wertvolle Mauerbegrünung. Wie bereits beschrieben sind auch Fassadenbegrünungen vor allem mit Kletterrosen und Wein zu finden. Auch Beispiele für Dachbegrünungen gibt es im privaten Bereich. Insgesamt wird in den Gärten vor allem die Erholungsfunktion in den Vordergrund gestellt. Hier gibt es schöne Beispiele für gut strukturierte Gärten, wodurch auch kleine Grundstücke als grüne Oasen in Szene gesetzt werden. Gleiches gilt für einige Innenhöfe, die neu interpretiert und nunmehr als Entspannungs- und Freizeiträume dienen. Dorf in der Landschaft Dietkirchen liegt direkt am Lahnufer etwa 2 km von Limburg entfernt. Die umliegenden Flächen sind sehr fruchtbar und werden daher vor allem ackerbaulich genutzt. Die Region wird aktiv touristisch vermarktet. Es werden z. B. Kanutouren auf oder Radtouren entlang der Lahn angeboten. Zudem lockt die St. Lubentius-Basilika viele Besucher in das Dorf. Vom Weinberg an der St. Lubentius-Basilika aus hat man eine herrliche Aussicht auf das Lahntal und den Dietkircher Badestrand. Der Bereich ist von einer imposanten Birkenallee gesäumt, die den Uferbereich auch optisch vom parallel zur Lahn verlaufenden Radweg trennt. Am Ortsrand, entlang des Sportplatzes, wurde eine Lindenallee gepflanzt. GERMERODE Teilnahmeort: Germerode Gemeinde/Stadt: Meißner Landkreis: Werra-Meißner Einwohner: 780 Gemarkung: ha Allgemeine Entwicklung Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Lage: Germerode liegt am Südostrand des Naturparks Meißner- Kaufunger Wald im südöstlichen Vorland des Hohen Meißners. Durchflossen wird es vom Vierbach. Germerode wird erstmals im Jahre 1186 erwähnt. Das Kloster Germerode war das Hauskloster vieler Mitglieder des niederhessischen Adels. Das Prämonstratenser-Doppelkloster ist eines der bedeutendsten Bauwerke in Nordhessen. Germerode ist staatlich anerkannter Luftkurort. Bis 18 Jahre: Jahre: 403 Über 60 Jahre: 269 Der Ort hat von 1992 bis 2000 an der Dorferneuerung teilgenommen. In diesem Zusammenhang wurden 111 (!) private Maßnahmen durchgeführt. Schwerpunkte der öffentlich durchgeführten Maßnahmen war der Erhalt und Ausbau der Bildungsstätte Altes Forsthaus, des Bergwildparks, der Bau eines Jugendraumes, die Sanierung des historischen Refektoriums an der alten Klosteranlage, die Neugestaltung der Dorfmitte mit Bau eines Backhauses und Verbesserung am Dorfgemeinschaftshaus. Germerode ist mit einem weiteren Ort gemeinsam der größte Ortsteil der Kommune Meissner. Er gehört zur LEADER-Region Werra-Meissner. Es gibt eine enge Zusammenarbeit zwischen Ortsteil und Kommune und eine starke Zusammenarbeit innerhalb des Ortes (Ortsbeirat, Bürger, Vereine). Die Prozesse der jahrelang praktizierten Dorferneuerung haben sich verstetigt. Im Ort gibt es neun leer stehende Wohngebäude. Hinzuzufügen ist, dass es sich ehemals um achtzehn Leerstände gehandelt hat. Ein Teil davon konnte wieder in Nutzung genommen werden. Homepage: Mitglied der LEADER-Region Werra-Meißner Ausgezeichnet mit dem 1. Platz der Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) Kommunale Gesamtentwicklung Seitens der Großgemeinde ist eine Bauleitplanung vorhanden. Die Vereine des Ortes haben Satzungen, es gibt eine Friedhofssatzung mit Gebührenordnung und eine Jagdgenossenschaftssatzung. Der Meissner mit seinen Quellen versorgt Germerode mit Trinkwasser. Das Thema Trinkwasser wird auch regelmäßig an die Kinder vermittelt (Wassererlebnistag, Trinkwassermuseum, Trinkwasserpfad). Photovoltaik-Anlagen sind, wo möglich, im Ort realisiert. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Im Ort gibt es ein Dorfgemeinschaftshaus. Besonders hinzuweisen ist auf die Klosterkirche mit dem Refektorium. In der Kirche finden regelmäßig Konzerte statt, sie ist zudem Veranstaltungsort des Kultursommers Nordhessen. Auf dem historischen Klostergelände unterhält die Gesellschaft zur Erhaltung der Klosteranlage ein Tagungshaus. Mit Hilfe der Klostergesellschaft hat sich hier eine evangelische Kommunität angesiedelt. Das sanierte Refektorium wird als Aussegnungshalle, vom Heimatverein und Nordhessischen Kultursommer für Konzerte, Lesungen und Ausstellungen genutzt. Auf dem Platz vor dem Refektorium finden darüber hinaus regelmäßig Bildhauerinnenkurse statt, die vom Heimat-

16 30 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Germerode 31 verein in Kooperation mit der Volkshochschule Werra- Meißner angeboten werden. Hinzuweisen ist auf die enge Anbindung des Ortes Germerode an den Naturpark Werra-Meissner. Es gibt einen Bergwildpark auf 25 ha Gelände, der mit seinen 240 Tieren (30 Arten) als touristisches Highlight im Meissner funktioniert. Er hat im Jahr die stattliche Besucherzahl von Besuchern. Schule und Kindergarten sind im Nachbarort Meissner- Abterode und Weidenhausen (5/8 km entfernt) vertreten. Im Ort gibt es 125 Arbeitsplätze. Darunter sind unter anderem Dienstleistungsunternehmen und Handwerksbetriebe, u.a. ein Zimmereibetrieb mit acht Mitarbeitern und ein Logistikunternehmen mit 27 Mitarbeitern. Die romanische Klosterkirche wurde mit viel Eigenleistung der Bewohner mit einer neuen Heizungs- und Lichttechnik ausgestattet. Vor Ort gibt es noch einen Dorfladen, eine Metzgerei, zwei Frisöre, ein Cafe, ein Landhotel und eine Reha- Klinik für suchtgefährdete Menschen. Hinsichtlich des Aufbaus und der Entwicklung eigener Wertschöpfungsketten ist auf das Mohnprojekt in Germerode hinzuweisen, das in einer Kooperation vom Naturpark Werra-Meissner und einem örtlichen landwirtschaftlichen Betrieb und Landhotel (Meißnerhof) angestoßen wurde. In Germerode wird in großem Umfang Schlafmohn angebaut. Während der Mohnblüte ist der Ort ein touristischer Anziehungspunkt. Der Mohn wird aber auch außerhalb der Blüte genutzt und in den umliegenden Bäckereien weiterverarbeitet. Hervorzuheben ist, dass dieses gute Konzept ständig weiterentwickelt wurde und wird. Leitbild Dörfliche Identität Der Ort hat eine überzeugende dörfliche Identität gezeigt. Der Dorfwettbewerb wurde von einer breiten Bevölkerungsschicht getragen. Das Wir-Gefühl der Bürger zeigt sich insbesondere in ihrem ehrenamtlichen Engagement für den Förderverein Bergwildpark, Förderverein zur Erhaltung der Klosterkirche, Förderverein zur Erhaltung der Klosteranlage, Verein Dorfzentrum und vieles andere mehr. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Bei Germerode handelt es sich um eine Schutzschirmkommune des Landes Hessen. Neben dem sehr starken Bevölkerungsrückgang findet eine sehr starke Überalterung statt, auf die Alterung insbesondere in Hinblick auf Hochbetagte sollte noch mehr Augenmerk auf eine klare Demografiestrategie gelegt werden. Die Dorferneuerung ist sehr positiv umgesetzt worden, der Prozess trägt weiter, u. a. aufgrund der gute Zusammenarbeit der Vereine, der sehr guten Kooperation des Ortes mit der Kommune, Region und dem Naturpark, die Mohnblüte ist innovativ und hat eine hohe Dynamik entfaltet. Insgesamt gibt es eine beeindruckende Dichte an vielfältigen Angeboten des in landschaftlich besonders reizvoller Lage befindlichen Ortes, mit demografischen Problemlagen wird aktiv und durchdacht umgegangen, Leerstände konnten in den letzten Jahren, sicher auch dank des gelungenen touristischen Konzeptes, um die Hälfte reduziert werden. Dass der besondere touristische Impuls der Mohnblüte als saisonale Hauptattraktion gerade aus der Landwirtschaft heraus entwickelt wurde, stellt eine einzigartiges Beispiel für nachhaltige örtliche Wertschöpfung aus eigenen Ressourcen dar, bei dem das Dorf weitestgehend an einem Strang zu ziehen scheint. Es ist Germerode zu wünschen, dass es auch auf Dauer gelingt, die touristischen Potenziale positiv zu nutzen, ohne dass der ursprüngliche Charakter des Ortes darunter leidet hier scheint die saisonale Begrenzung durch die Blütezeit des Mohnes z. B. einer übermäßigen Vermarktung auf natürliche Weise Einhalt zu bieten. Kulturelle Vielfalt Der Luftkurort hat mindestens 10 Vereine mit z. T. Jugendund Seniorenabteilungen. Hierzu zählt u.a. der 2012 gegründete Verein Dorfzentrum e.v. (ca. 75 Mitglieder) mit einem gut durchdachten Konzept zur Gestaltung der Ortsmitte mit einem neuen Dorfladen mit Café sowie dem Backhaus als Treffpunkt sowie noch nicht realisierten Planungen zu altersgerechten Wohnungen und einer ärztlichen Versorgungsstation. Es ist zu hoffen, dass für die weitere Umsetzung dieser für die Dorfentwicklung sehr bedeutsamen Planungen noch breitere Unterstützung im Ort und eine geeignete Finanzierung gefunden werden kann. Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Feuerwehrball, ein Oktoberfest, das Vogelschießen, Sportturniere, Weihnachtsfeiern. Hochkarätige Kulturprogramme finden, veranstaltet vom Heimatverein und vom Nordhessischen Kultursommer, im Refektorium des Klosters statt. Auch die Kirchengemeinde veranstaltet neben den Gottesdiensten Lesungen und Konzerte. Die Mohnblüte als touristisches Highlight wird begleitet durch Konzerte und Malkurse sowie das Angebot vielfältiger Mohnerzeugnisse. Der Wildpark ist Anziehungspunkt für Familien und Gruppenausflüge. Durch die Sanierung der Klosteranlage im Rahmen der Dorferneuerung ist ein wichtiges Element der Traditionspflege entstanden, so wird ein Klostergarten gepflegt und die Kommunität Koinonia hat eine Ausstellung zu christlichen und jüdischen Grabsteininschriften organisiert. Die Kirmes wird traditionsbewusst veranstaltet. Eine Dorfchronik wurde im Jahr 1985 anläßlich der 800-Jahr-Feier erstellt. Im Waldwichtelhaus des Bergwildparks befindet sich ein kleines Heimatmuseum. Soziales Gefüge Vor allem durch die Vereine wird das Dorfleben geprägt, vielfältiges ehrenamtliches Engagement trägt ganz wesentlich zur Vitalität des Ortes bei. Die Vereine koordinieren sich hierbei regelmäßig zweimal jährlich untereinander. Das Konzept zum Dorfzentrum setzt wichtige Akzente, weil in der Mitte wichtige Treffpunkte für alle Generationen entstehen. Dorfverein: sehr gut qualifizierte und engagierte Ehrenamtliche, eine kluge strategische Ausrichtung ist vorhanden, lebendige Dorf-Mitte für Jung und Alt ist ein gutes Konzept mit realistischen Finanzierungsvorschlägen. Die Leerstandsbeseitigung wird mit sozialer Infrastruktur kombiniert, durch die Land-Bäckerei mit Café im Dorfzentrum ist eine ökonomische Tragfähigkeit des Dorfladens gesichert. Bei den Vereinen z. B. bei dem Landfrauenverband macht sich der demografische Wandel z. T. negativ bemerkbar (Problem der Angebotsstrukturen für gemischte Altersgruppen, Problem der Verantwortungsübernahme im Vorstand, Verjüngung des Vorstandes etc.). Es besteht Offenheit in der Bevölkerung für die langjährige Einrichtung der Fachklinik für Suchtkranke. Angebote für alle Generationen, meist auch von den Vereinen getragen, fördern das Zusammenwirken der Generationen. Das Ineinandergreifen von ehrenamtlichen und wirtschaftlichen Aktivitäten scheint in Germerode besonders ausgeprägt, wo z. B. der Bergwildpark zu großen Teilen ehrenamtlich betrieben wird, was für ein Projekt dieser Größenordnung bemerkenswert ist. Bei der Dorfkirmes übernehmen junge Leute als Ausrichter ein hohes Maß an Verantwortung. Es scheint quer durch die Bevölkerung ein hohes Bewusstsein vorhanden zu sein für die hohe Bandbreite von Aktivitäten von traditionell dörflichen über Tagungshäuser, touristische Angebote (Mohnblüte), vorbildliche umweltpädagogische (Wassermuseum, Bergwildpark), geistliche und kulturelle (Kloster, Refektorium) und Zukunftsorientierung (Dorfmitte) sowie neue Wanderwege wie der Trinkwasserweg. Wirtschaftliche Initiativen Alleinstellungsmerkmal ist die Förderung der touristischen Attraktivität durch die Mohnblüte als aus der Landwirtschaft entwickelte Initiative. Ganz besonders fällt auf, wie hier ein ganzes Dorf die Vorteile für sich erkannt zu haben und an einem Strang zu ziehen scheint. So sind saisonal eine Reihe von Arbeitsplätzen entstanden, es werden viele Vermarktungsmöglichkeiten von Mohnprodukten von verschiedenen Betrieben des Ortes genutzt, Landwirte tauschen Flächen, um jeweils genug Mohnfelder in gesunder Fruchtfolge bebauen zu können, Gastronomie und Unterkünfte profitieren ebenfalls, ebenso werden Kloster, Bergwildpark und Wassermuseum wiederum mehr Besucher zählen können. Darüber hinaus gibt es Arbeitsplätze etwa durch den neuen Dorfladen, ein Fuhrunternehmen, einige Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, insgesamt sind es etwa 125 eine stolze Zahl für einen Ort von knapp 800 Einwohnern in strukturschwacher Region.

17 32 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Germerode 33 Die örtliche und überörtliche Zusammenarbeit scheint positiv ausgeprägt zu sein, vor allem die Zusammenarbeit mit dem Naturpark Meißner-Kaufunger Wald und der Großgemeinde. Für die Klosteranlage mit seinen drei verschiedenen Eigentümern wurde im Rahmen der Dorferneuerung eine Zukunftswerkstatt gegründet, um die Planungen in sinnvoller Weise gemeinsam weiterzuführen. Die Jagdgenossenschaft fördert die Erhaltung der Wege und unterstützt die örtlichen Vereine, die Landwirte treffen sich regelmäßig auch überörtlich und betreiben eine Einkaufsgemeinschaft. Sponsoring durch Betriebe, vor allem der Bergwildpark wird durch Sach- und Geldmittel von örtlichen Unternehmen unterstützt. Jugend im Dorf Durch die Vereine (v.a. Sportverein und Feuerwehr) und Kirche wird die Jugendarbeit getragen, es gibt einen Jugendraum. Kinder einer Förderschule treffen sich mit anderen auf dem örtlichen Spielplatz. Die Nachwuchsprobleme z. B. der Feuerwehr werden durch überörtliche Zusammenarbeit auffangbar sein. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen in einem Jugendraum, der während der Mohnblüte fremdgenutzt wird und den Jugendlichen nicht zur Verfügung steht. Dieser ist nicht selbstverwaltet und steht den Jugendlichen auf Nachfrage zur Verfügung. Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern finden derzeit nicht statt. Eine offene Jugendarbeit ist zurzeit durch den Schutzschirmstatus der Gesamtgemeinde nicht möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die gute Jugendarbeit des Sportvereins, des Schützenvereins, der ev. Kirchengemeinde und der Kirmesburschen. Eine Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Das Ortsbild ist nicht so stark historisch, aber dennoch von einer hohen Qualität. Der Ort ist aufgeräumt, wirkt luftig und gepflegt. Der Leerstand konnte verringert werden. Die Dorfmitte mit DGH und alter Schule ist einschl. Parkplatz offen und gut durchgrünt und besitzt damit eine hohe Aufenthaltsqualität, ein Dorfladen und das neue Backhaus werten den Bereich zusätzlich auf. Eine zukunftsfähige Planung u. a. für barrierefreies Wohnen, initiiert durch den Verein Dorfmitte (beeindruckende Initiative), wurde bereits erstellt und soll in Zukunft umgesetzt werden. Die Klosteranlage wurde mit einem sich gut einfügenden neuen Dach nutzbar gemacht und bildet mit der gut erhaltenen Kirche, dem Klostergarten und angrenzenden alten Friedhof ein wertvolles und reizvolles historisches Ensemble. Der benachbarte Neubau des Kirchenzentrums fügt sich gut in die Umgebung ein und bildet ein gelungenes Beispiel neuer, qualitätvoller Architektur im alten Bestand, die aus einem Architekten-Wettbewerb hervorgegangen ist. Auch der gut gestaltete Aufgang zur Kirche (Kloster) ist hervorzuheben. Positiv fällt die Erhaltung und Nutzung der alten Wasser entsäuerungsanlage als Trinkwassermuseum auf. Privater Bereich Die Wohnbebauung zeigt im Vergleich zu anderen Orten wenige historische Bauten, aber dennoch ein harmonisch wirkendes Gesamtbild aufgrund des guten Instandhaltungsniveaus. Ortstypische Materialien (z. B. Ziegelbehänge an Wetterseiten) kommen auch bei jüngeren Gebäuden zum Einsatz. Es gibt viele gut erhaltene und noch genutzte Scheunen. Die außen liegende Mohntenne zeigt, wie mit vergleichsweise wenig Aufwand Objekte verträglich in der Landschaft stehen können (originelle Containerverkleidung). Das überall im Ort auftauchende Markendesign (Mohnblüten) ist ansprechend gestaltet. Grüngestaltung und -entwicklung Germerode ist ein Ort mit sehr kreativen Einwohnern, die es verstehen, Prioritäten zu setzen, Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Kurz, ein Ort voller Highlights. Im öffentlichen Bereich ist das Umfeld des Backhauses, in dessen unmittelbarer Nähe sich der Spielplatz und das Gemeindezentrum befinden, besonders hervorzuheben. Direkt neben dem Backhaus war ein traditioneller Nutz- und Kräutergarten angelegt worden, der mittlerweile aber aus Zeitmangel wieder aufgegeben wurde. Der geplante Rückbau, anstelle eines verwahrlosten Gartengrundstückes, ist auch ein Ausdruck dafür, dass sich die Bewohner ganz bewusst mit der Grüngestaltung ihres Ortes auseinandersetzen. Insgesamt wird das Areal von imposanten Linden geprägt, die insbesondere in den Sommermonaten für eine angenehm kühle Atmosphäre sorgen. Begrenzt wird das Gelände einerseits durch die Dorfstraße, an der einige Bäume gepflanzt und Blumenrabatten angelegt wurden, sowie den Vierbach andererseits, der sich durch naturnahe Uferränder auszeichnet und den Blick auf innerörtliche Wiesen freigibt. Funktionalität, Traditionsbewusstsein und Kreativität treffen im Bereich der Bushaltestelle und des Dorfladens aufeinander. Das Bushäuschen ist, wie auch das Backhaus, in Fachwerkbauweise errichtet. Der daneben liegende Dorfladen wird durch ein mit Drechslereien verziertes Schild mit märchenhafter Aufschrift beworben. Auch hier besteht die Eingrünung aus einer Kombination von verschiedenen Strauchgehölzen und Bäumen. Eine weitere Besonderheit ist der Klostergarten. Eingefasst von einer Natursteinmauer bildet er den grünen Gürtel des historischen Gebäudekomplexes und vermittelt durch seine parkähnliche Gestaltung eine würdige Atmosphäre. Zum Teil noch erhaltene Mauern ehemaliger Gebäude fördern nicht nur die Authentizität der Anlage, sondern sind auch ein gestalterischer Blickfang. Der Straßenraum wird vor allem von Staketen- und Jägerzäunen sowie den Vorgärten der Fachwerkhäuser geprägt. Die Gärten sind häufig von der Straße aus einsehbar und insgesamt sehr offen gestaltet. Während Hecken und andere Sichtschutzelemente eher zurückhaltend eingesetzt werden, sind die traditionellen Blumen der Bauerngärten, die zum Teil ursprünglich auch als Heilpflanzen dienten, recht häufig anzutreffen. Beispiele hierfür sind Tagetes, Calendula, Sonnenhut oder Schlafmohn. Letzterer fördert sicher auch die Identifikation der Bewohner mit dem Mohnprojekt, an dem sich verschiedene Unternehmen und der Naturpark Meißner-Kaufunger Wald beteiligen. Am Dorfrand finden sich einige traditionell angelegte Nutzgärten, die vornehmlich der Gemüseerzeugung dienen. Dorf in der Landschaft Germerode liegt im Vorland des Hohen Meißners und ist Teil des Naturparks Meißner-Kaufunger Wald. Es ist umgeben von relativ klein strukturierten Ackerbau- und Grünlandparzellen, die zum Teil auch als Streuobstwiesen bewirtschaftet werden. Durch die 18 Nebenerwerbs- und 2 Haupterwerbsbetriebe ist die Landwirtschaft im Ort noch relativ präsent. Hervorzuheben ist die aktive Auseinandersetzung mit dem Rückgang der Beweidung und dadurch entstehenden Engpässen in der Grünlandbewirtschaftung bzw. Landschaftspflege. Neben der Einbeziehung von Hobbypferdehaltern, die zum Teil aufgrund der Tierhaltung nach Germereode gekommen sind, wird an dem Bauernstammtisch auch die Option einer eigenen Pflegeherde und die verstärkte Kooperation mit Tierhaltern aus der Umgebung diskutiert. Richtung Osten schließt sich ein großes Waldgebiet an, an dessen Rand der Bergwildpark Meißner liegt. Dieser ist gleichzeitig auch der Startpunkt für den Wasserlehrpfad, der am Jugenddorf Hoher Meißner endet. Beide Stationen eignen sich hervorragend für Umweltbildungsaktivitäten und werden intensiv in Anspruch genommen. Gleiches gilt auch für den Mohnlehrpfad, der in direkter Dorfnähe eingerichtet wurde und an der neu entstandene Mohnscheune beginnt. Naturerlebnis bietet auch der am Dorfrand liegende und schön eingegrünte Wohnmobilstellplatz.

18 34 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft morles 35 MORLES Teilnahmeort: Morles Gemeinde/Stadt: Nüsttal Landkreis: Fulda Einwohner: 552 Gemarkung: 548 ha Allgemeine Entwicklung Lage: Der Ort liegt im Osten Hessens im Tal der Nüst im Naturpark Hessische Rhön. Im Ort kreuzen sich die Landesstraßen 3176 und Morles wurde im Jahre 1510 in den Zinsregistern des Amtes Mackenzell erstmals erwähnt wurde an der Stelle der bisherigen Kapelle die heutige Kirche erbaut. Bis 18 Jahre: Jahre: 327 Über 60 Jahre: 122 Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Die Bürgermeisterin, Frau Frohnapfel, war bis Amtsantritt Ortsvorsteherin des Ortes, daher besteht eine vertraute Zusammenarbeit zwischen Ortsteil und Kommune. Der Ort wurde 2007 in die Dorferneuerung aufgenommen, die bis zum Jahr 2013 dauerte. Die Dorferneuerung hat im Ort verschiedene Entwicklungen und Projekte angestoßen. An kommunalen Maßnahmen ist insbesondere der Neubau einer Dorfscheune, die Sanierung eines Backhauses, die Erneuerung von Spielplätzen und die Sanierung und Einfassung der Nüst zu nennen. Ein integriertes kommunales Entwicklungskonzept wird seit der Anerkennung als Förderschwerpunkt in der Hess. Dorfentwicklung seit 2013 auf den Weg gebracht. Der Ort hat derzeit 552 Einwohner, das entspricht einem Wachstum von 3,9 % seit In den letzten Jahren sind neue Bürger zugezogen. Im Ort gibt es nur einen Wohngebäudeleerstand. Die Erreichbarkeit von Mittelzentren ist gegeben (Hünfeld und Fulda je 12km), nach Bad Hersfeld sind es 35 km. Im Ort sind 49 Betriebe ansässig. Hinzuweisen ist auf einen Hackschnitzel- und Brennholzproduzenten, der Wärme im Contracting-Verfahren anbietet. Homepage: und Mitglied der LEADER-Region Rhön Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) Kommunale Gesamtentwicklung Das ÖPNV Angebot ist hauptsächlich auf Schülerbeförderung ausgerichtet. Zudem existieren private Fahrgemeinschaften. Der Ort liegt nur 15 km von der Wasserkuppe entfernt. Der Bau von Windkraftanlagen kommt wegen des Status des Ortes in seiner Lage im Biosphärenreservat Rhön nicht in Betracht. An sinnvollen Stellen wurden PV-Anlagen realisiert. Einzelne Familien setzen auf den Tourismus, es gibt einen Ferienbauernhof und zwei Ferienwohnungen. Umliegend befinden sich attraktive Wanderwege. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Der Neubau einer Dorfscheune entstand am alten Standort einer Scheune und wurde mit hoher Eigenleistung der Nüsttaler realisiert. Die Vereine des Ortes können Gebäude wie Dorfscheune, Vereinshaus oder Feuerwehrgebäude mit Backhaus kostenfrei nutzen. Eine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel gibt es im Ort nicht. Eine Tankstelle hält jedoch einen Backshop vor, sodass sich die Einwohner mit Brötchen versorgen können. Es gibt einige Gaststätten und Getränkemärkte, aber auch mobile Lebensmittelhändler, die zur Deckung der Grundversorgung beitragen. Eine Grundschule, ein Kindergarten, eine Kindertagesstätte und weitere Dienstleistungsangebote gibt es im einen Kilometer entfernten Nachbarort. Zu erwähnen ist, dass im Ort drei Schafhalter leben, die die umliegenden Flächen in der Rhön extensiv pflegen. Leitbild Dörfliche Identität Die Morleser haben ihr Leitbild unter das Motto gestellt Hier lohnt es sich zu wohnen, miteinander leben auf dem Land. Morles hat eine eigene Homepage und wertschätzt das Ehrenamt. Die Kinder des Ortes werden in viele Projekte mit einbezogen, sei es das Naturprojekt Kindertag, das Projekt Storchennest oder andere mehr. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Positiv ist das ausgeprägte gesamtkommunale Denken (z. B. auch in Bezug auf touristische Infrastruktur, Radund Wanderwege etc.). Die Präsentation erfolgte durch junge, engagierte OB-Mitglieder, insgesamt bewirkte der Wettbewerb Anlass zu breitem Engagement und es sind bei der Gelegenheit auch Defizite erkannt und angegangen worden so wurden z. B. Naturschutzprojekte unter intensiver Einbeziehung der Kinder angegangen. Sinnbildlich dafür sind das Storchennest und die vielen bunt gestalteten Nistkästen. Ebenso wurden im Zuge des Wettbewerbsprozesses die Homepage morles.de entwickelt und eine ganze Reihe weiterer Dorfgestaltungsmaßnahmen in Angriff genommen. Im Selbstverständnis sehen die Morleser ihren Ort als besonders attraktiv für junge Familien, was an vielen Stellen im Ort deutlich wird. Morles wartet nicht mit speziell herausragenden Alleinstellungsmerkmalen auf, jedoch hat er viel Lebensqualität und eine gesunde Vielfalt zu bieten, zudem befindet sich der Ort in einer attraktiven Lage nahe der Stadt Fulda im Randbereich der Rhön mit ihren landschaftlichen Reizen. Kulturelle Vielfalt Der Ort hat mindestens 10 Vereine und Initiativen mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen. Zudem spielen einige Vereine der Großgemeinde für Morles eine wichtige Rolle. Die Vereine organisieren eine Vielzahl von Veranstaltungen und bringen sich durch intensives ehrenamtliches Engagement in das Dorfleben ein. So wurde bei der Errichtung der Dorfscheune als Veranstaltungs- und Lagerraum besonders viel freiwillig mitgearbeitet. Hier entstand ein schöner Dorftreffpunkt, der z. B. beim jährlichen Lichterfest, einer der Morleser Hauptattraktionen auch für Gäste von außerhalb, im Mittelpunkt des Geschehens steht. Weitere wichtige Veranstaltungen sind das Backhausfest, Konzerte des Gesangsvereines sowie der Musikkapelle, die traditionelle Holzschuhkirmes, Seniorennachmittage, ein ehrenamtlich organisierter Weihnachtsbaumverkauf zugunsten der Grundschule Hofaschenbach, ein Volkswandertag etc. Ein weiterer wichtiger kultureller Mittelpunkt des Ortes ist die Dorfwirtschaft Vochels, die einen ganz besonderen, originalen und erhaltenswerten Charme ausstrahlt. Die Morleser legen Wert auf die Pflege der Rhöner Mundart sowie traditionelle Bräuchen wie Hutzelfeuer, Osterklappern, Hexennacht, Flurprozession etc., im Jahr 2010 wurde zur 500-Jahr-Feier eine Dorfchronik erstellt.

19 36 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Morles 37 Gut vorstellbar wäre die Dorfscheune auch als schöner Ort für das eine oder andere kleine Kulturprogramm mit Künstlern von außerhalb, z. B. Kleintheater, Musik, Kabarett o.ä. Positiv bei der Planung der Dorfscheune ist die vorab vorgenommene Folgekostenberechnung samt sehr hoher Eigenleistung. Soziales Gefüge Im Miteinander der Generationen sind den Morlesern ihre Kinder und Jugendlichen und deren Einbeziehung in dörfliche Aktivitäten besonders wichtig. Dies war bei der Präsentation besonders augenfällig. Zwar gibt es in Morles selbst keine KiTa und Grundschule, jedoch ist der Weg dazu nach Hofaschenbach mit ca. 1km nicht weit. Besonders aktiv ist die örtliche Malteser-Sektion, die an die Dorfgemeinschaft finden. Bei der Präsentation durch die Malteser, aber auch an anderen Stellen wurde mehrfach sehr authentisch für das ehrenamtliche Engagement gedankt die Wertschätzung für den Einsatz war gleichzeitig ungezwungen. Für die Veranstaltung Wasserspiele wurde eine neue Vereinsstruktur geschaffen, bis der ausrichtende Frauenverein zu alt wurde ein gelungener Übergang mit viel Engagement. Die alten Damen wirken aber noch mit, wenn auch nicht mehr in der Hauptverantwortung. Wirtschaftliche Initiativen Neben der schon erwähnten Dorfwirtschaft Vochels gibt es in den örtlichen Betrieben einige Arbeitsplätze, wobei deren Anzahl im Verhältnis zur Einwohnerzahl vergleichsweise gering ist. In Kürze erhält Morles Hochgeschwindigkeits-Internetanschlüsse, wodurch sich Möglichkeiten der Arbeit vor Ort sicherlich verbessern. Einige örtliche Landwirte vermarkten ihre Produkte auch vor Ort, dazu besuchen den Ort regelmäßig einige fahrende Händler, weitere Geschäfte sowie Ärzte und Freizeiteinrichtungen finden sich in den Nachbarorten. An überörtlichen Kooperationen gibt es einige über Vereine der Nüstaler Großgemeinde. Auch bei dem Erhalt und Betrieb des Schwimmbades im Ortsteil Gotthards wirken die Morleser intensiv mit. Sponsering durch Betriebe Die örtlichen Vereine erhalten regelmäßig Unterstützung durch die ortsansässigen Betriebe z. B. für Veranstaltungen. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Die neugebaute Dorfscheune in ihrem roh belassenen Charakter und bewusst eingeschränkter Nutzung als kalter Raum ist ein interessanter und architektonisch ambitionierter Ersatz der hier leider nicht erhaltenen ursprünglichen Scheune. Das Dorfeingangsschild ist wohltuend schlicht und modern; eine schöne Situation entsteht so z. B. am Ortseingang bei der Grotte in Verbindung mit einem Wegekreuz und alten Bäumen. Das Backhaus wurde erhalten und wird genutzt. Privater Bereich Das Ortsbild ist insgesamt nicht mehr einheitlich historisch; typisch sind hier u. a. Ziegelbauten und -mauern. Einige der zahlreichen Neubauten im Dorf passen sich durch Materialien wie z. B. Holzverschalung gestalterisch ein. Ein Hof mit Ferienwohnungen hat die zugehörige Scheune gut in die Nutzung einbezogen. Die alte Ziegelei mit interessanten, originalen Details hat Aussicht auf fachgerechte Erhaltung. Die hier früher hergestellten Ziegelsteine prägen noch heute den Ort. Der Eigentümer zeigt bei schon erfolgten Renovierungsmaßnahmen wie z. B. der Holzschindelverkleidung der Scheune Bewusstsein für den Umgang mit dem Objekt; er sollte sich jedoch trotzdem nicht scheuen, bei weiteren Maßnahmen denkmalfachlichen Rat und Unterstützung einzuholen. Es gibt einige schöne Bauerngärten. angebracht. Auch Turmfalken und Eulen sind gerne gesehene Gäste in öffentlichen und privaten Gebäuden. Teilweise wurden extra die Giebelwände geöffnet, um den Tieren den Zugang zu den Gebäuden zu erleichtern. Bei Erweiterungs- oder Neubauten werden ebenfalls ökologische Aspekte berücksichtigt und bspw. Flachdächer begrünt. Aber auch die bestehenden Grünelemente werden regelmäßig gepflegt. Dies gilt sowohl für die Strukturen, z. T. mit Sitzgelegenheiten, im Außenbereich als auch für die alte Dorflinde auf dem Vorplatz der Dorfscheune. Um diese noch lange zu erhalten, wurde sie von einem Spezialbetrieb geschnitten und gegen Pilzbefall behandelt. Die Neugestaltung der Verkehrsinseln erfolgte ebenfalls nach dem Maßstab Klasse statt Masse. Entsprechend des tatsächlichen geologischen Untergrundes des Nüstetals kamen in der südlichen Insel Buntsandstein sich intensiv um die Betreuung älterer und ggf. pflegebedürftiger Menschen kümmert, so werden u.a. Mitfahrgelegenheiten angeboten. Auch sonst gibt es einiges an Nachbarschaftshilfen, etwa für den Obstbaumschnitt (und damit für die Erhaltung wertvoller Obstbäume). Beim regelmäßigen Backtag bringen Ältere den Jüngeren traditionelle Backrezepte und -techniken bei (schön, dass sich da auch der ein oder andere männliche Morleser traute...). Die Kirche engagiert sich in einem Partnerschaftsprojekt für eine Kirchengemeinde in Kigumba (Uganda). Dort gibt es seit einigen Jahren eine Morles-Bar mit Restaurant. Die Malteser haben einen sehr guten Ansatz, Senioren in ihrer Alltagskompetenz zu stärken und Ängste ab zubauen (z. B. Kooperation mit Feuerwehr und Rettungsdienst). Neubürger werden freundlich empfangen und sie können z. B. über Vereinsaktivitäten schnell Anschluss Jugend im Dorf Die Jugend ist organisch in das Dorfleben integriert, es gibt verschiedene Projekte, wo ältere und jüngere sich gegenseitig etwas beibringen bzw. gemeinsame Aktivitäten. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf sehr gut erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Es wird den Jugendlichen ein Bauwagen außerhalb des Ortes zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In div. Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Kirmesburschen und der Malteser. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Homepage des Ortes dient der Vernetzung der Jugendlichen. Die Jugendlichen bieten u.a. Public Viewing in der Dorfscheune an, richten die traditionelle Kirmes aus, pflegen das Brauchtum beim österlichen Klappern, beteiligen sich an den Projekten Dorfplatz und Storchennest und an der Nistenkästenbauaktion. Grüngestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Morles ist ein Dorf mit Modellcharakter. Besonders hervorzuheben ist die lösungsorientierte Gestaltung und aktive Entwicklung im grünen Bereich. Im öffentlichen Raum wird viel Wert auf eine dorftypische und ökologisch intelligente Grüngestaltung gelegt. Bei Neupflanzungen wie bspw. im Umfeld der Dorfscheune wird auf einheimische Pflanzen geachtet. In diesem Fall wurden Hainbuchenhecken gepflanzt, die sich auch am Vereinshaus, am Kinderspielplatz, der Mariengrotte und auf einigen privaten Grundstücken wiederfinden. Sehr erfreulich ist zudem, dass die Pflege der Hecken außerhalb der Brutzeit erfolgt. Nisthilfen sind im Dorf weit verbreitet. An der Dorfscheune wurden, mit freundlicher Unterstützung des Kindergartens, ganz besonders farbenfrohe Nistkästen aufgehängt. Am Vereinshaus sind ein imposantes Storchennest und ein vielfältiges Insektenhotel, ebenfalls in Kooperation mit dem Kindergarten, entstanden. Außerdem wurden hier Schwalbenbretter und in der nördlichen Basalt zum Einsatz. Die beiden anderen Inseln wurden zunächst mit einem mageren Sandgemisch aufgefüllt und anschließend mit einer Wildblumenmischung ausgesät. Der Bach Nüst, der von west nach ost durch das Dorf fließt und den alten Ortskern prägt, wird von den Anwohnern gepflegt. Aus Gründen des Hochwasserschutzes ist er mit hohen Betonmauern eingefasst. Maßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung, z. B. Anpflanzungen, sind nicht zugelassen. Im Rahmen des Möglichen wird aber eine naturnahe Gewässervege tation durch die extensive Pflege gefördert.

20 38 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Niederwalgern 39 Privater Bereich Im privaten Bereich gibt es in Morles einige Gärten, die dem Bild des ursprünglichen Bauerngartens sehr nah kommen. Insgesamt ist der Gemüseanbau im eigenen Garten noch relativ weit verbreitet. Neben den bereits beschriebenen Hainbuchenhecken werden vor allem Holzzäune als Grundstücksbegrenzungen eingesetzt. Weit verbreitet sind auch Obstbäume in Gärten und Linden, die traditionellen Hofbäume. An einigen Gebäuden gibt es Fassadenbegrünungen mit Efeu, Wein und Kletterrosen. Auch buntblühende Heckenrosen werten das Straßenbild auf. Auf weniger intensiv bewirtschafteten Grundstücken wachsen auch wilder Holunder und verschiedene Wildkräuter. Diese Flächen sind unter ökologischen Gesichtspunkten echte Hingucker. Sie beherbergen eine hohe Artenvielfalt und sind auch Lebensraum für Nützlinge wie Florfliege, Hummeln und Marienkäfern. Dorf in der Landschaft Morles liegt inmitten des Nüstetals am nordwestlichen Rand des Biosphärenreservats Rhön, auf etwa 320 m ü NN. Außerhalb des Ortes ist die Nüst ein relativ naturbelassenes Fließgewässer mit einer gut entwickelten Ufervegetation und einem typischem, schlangenlinienförmig verlaufenden Bachbett. Gleiches gilt für den Aschenbach, der von Norden her kommend, kurz vor dem Ortseingang in die Nüst mündet. Eine schöne Initiative ist der naturnahe Wasserspielplatz an der Nüst, der sowohl von den Ferien- als auch den einheimischen Kindern gerne angenommen wird. Die umliegenden Grünlandflächen werden, auch aufgrund der nachlassenden Viehhaltung und rückläufigen Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe, vermehrt extensiv bewirtschaftet. In der Landschaft sind Strukturelemente wie Hecken und Obstwiesen zu finden. Die Streuobstbestände beherbergen einige, selten gewordene alte Obstsorten und werden regelmäßig fachmännisch gepflegt. Der Unterwuchs wird zum Teil mit Rhönschafen, einer regionaltypischen alten Nutztierrasse, beweidet. Einmal jährlich wird rund um Morles der Osterputz durchgeführt. Organisiert von der Freiwillige Feuerwehr und dem Ortsbeirat helfen viele Ehrenamtliche bei der Pflege und Instandsetzung von Wanderwegen und Rastplätzen. Das Engagement der Morleser für die Grünentwicklung sowohl im Innen- als auch im Außenbereich wird durch die fachliche Beratungskompetenz des Biosphärenreservates unterstützt. Diese Kooperation zeigt sich auch in der Qualität der umgesetzten Maßnahmen und wird äußerst positiv bewertet. NIEDERWALGERN Teilnahmeort: Niederwalgern Gemeinde/Stadt: Weimar Landkreis: Marburg-Biedenkopf Einwohner: Gemarkung: 540 ha Allgemeine Entwicklung Lage: Der Ort liegt auf einer Höhe zwischen 160 und 215 m über NN. Hauptverkehrsstraße durch Niederwalgern ist die Landesstraße 3093, die den Ort mit der Bundesstraße 255 und der Gemeinde Fronhausen verbindet. Der Ort liegt an der Main-Weser-Bahn zwischen den beiden Universitätsstädten Marburg und Gießen, dort halten sowohl Regionalbahnen als auch Regionalexpresszüge. Wichtigste Sehenswürdigkeit Niederwalgerns ist die historische Wehrkirche im Ortskern. Bis 18 Jahre: Jahre: 889 Über 60 Jahre: 361 Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Der Ort hat von an der Dorferneuerung teilgenommen und ist in der glücklichen Lage, einen sehr aktiven Ortsvorsteher zu haben, der es versteht, die Dorfbevölkerung zu motivieren. Zusätzlich gibt es eine Reihe aktiver Arbeitsgruppen in unterschiedlichen Bereichen, insbesondere sind die Arbeitsgruppen Bürger helfen Bürgern und die sog. Heinzelmännchen zu erwähnen. Der Ort ist Siedlungsschwerpunkt der Gemeinde Weimar. Niederwalgern liegt nur zwölf Kilometer von Marburg entfernt und gehört zur LEA- DER-Region Marburger Land, die 2015 in die neue Förderperiode aufgenommen wurde. Kommunale Gesamtentwicklung Die Dorferneuerung, die von 1993 bis 2004 im Ort stattfand, vermochte wesentliche Impulse zu setzen. Der Prozess der Dorferneuerung hat sich im Anschluss an das Verfahren verstetigt. Der Ort hat seit dem Jahr 2000 ein Plus von 7,8% an Einwohnern zu verzeichnen. Neubaugebiete werden bedarfsorientiert an den vorhandenen Ortsgrenzen sukzessive ausgewiesen. Die Großgemein- Homepage: Mitglied der LEADER-Region Marburger Land Ausgezeichnet mit dem 2. Platz der Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) de Weimar hat einen Jugendpfleger beschäftigt, mit dem auch Niederwalgern gut zusammenarbeitet. Photovoltaik- und Solaranlagen sind, wo möglich, realisiert. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Trotz seiner Größe gibt es im Ort nur noch fünf bis sechs Haupterwerbslandwirte. Die Anbindung an das schnelle Datennetz ist gegeben. Die Nähe zur Universitätsstadt Marburg (12 km) ist von hoher Bedeutung für den Ort. Eine besondere Attraktion ist das naturwissenschaftliche Experimentierfeld am Walgerbach nahe der Ortsmitte gelegen. Dieser Spielplatz, der überregionale Beliebtheit erlangt hat, ist in Zusammenarbeit mit der Gesamtschule, einem Spielgerätehersteller und dem Arbeitskreis Dorferneuerung entstanden. Insgesamt gibt es im Ort 31 Vereine. Der Ortsvorsteher und sein Team koordinieren die ehrenamtlich tätigen Bürger. Im Ort besteht eine große Bereitschaft und ein hohes Interesse, Flüchtlinge aufzunehmen und zu unterstützen. Naturschutz ist ein wichtiges Thema für den Ort; es gibt reichlich Grünland und Quellgebiete innerhalb der Gemarkung. Zusätzlich besteht ein Bewusstsein zur Eingrünung der Neubaugebiete nach vorgegebenen Richtlinien.

21 40 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Niederwalgern 41 Leitbild Dörfliche Identität Die Zukunftsperspektiven für das Dorf sind in Form eines Leitbildes formuliert. Für Vorhaben innerhalb des Dorfes gibt es jeweils einen Jahresprojektplan. Der Ort verfügt über Gelder, die aus Sponsoring und Rücklagen von Feiern zusammengekommen sind. Eine Dokumentation der durchgeführten Projekte ist geplant. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Der Ort hat ein erstaunliches Spektrum von Konzepten, Angeboten und Aktivitäten zu bieten, die in vielen Anteilen durch die Dorferneuerung sowie durch den Wettbewerb mitinitiiert bzw. angestoßen sind. Das Niveau des Engagements ist außergewöhnlich. Ebenso ist der Ortsvorsteher allgegenwärtig. Er schafft es mit seinen Organisations- und Netzwerkfähigkeiten, für viele Projekte die nötigen (auch finanziellen) Rahmenbedingungen zu schaffen. Kulturelle Vielfalt Der Ort hat stattliche, auch für einen Ort dieser Größe sicher überdurchschnittlich viele 28 Vereine und mindestens 3 weitere Initiativen mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen. Hier spielt die Kultur mit 5 Vereinen eine prominente Rolle. Es gibt z. B. Chorworkshops, regelmäßige Veranstaltungen verschiedener Sparten in der Kulturhalle, Ausstellungen und eine Bücherei mit eigenen Veranstaltungen. Die Vereine organisieren eine ganze Reihe von Festen und Aktivitäten, z. B. das Osterfeuer, die Kirmes, einen Ernte- und Feldtag (bei dem alte landwirtschaftliche Arbeitsweisen gezeigt werden), Fastnachtsveranstaltungen, einen Weihnachtsmarkt, einen Flohmarkt u. v. m. Anlässlich der 775-Jahr-Feier wurde eine sehr umfangreiche Dorfchronik herausgegeben, die mit dem Wissenschaftspreis des Landes Hessen ausgezeichnet wurde. Soziales Gefüge In Niederwalgern hat das ehrenamtliche Engagement einen besonderen Stellenwert und es erreicht in seiner Breite und Umfang ein so hohes Niveau, dass die Initiativen Bürger helfen Bürgern sowie der Heinzelmännchen mit all ihren vielfältigen und zum Teil gut koordinierten Aktivitäten schon manche Dienstleistungsfirma erstaunen oder gar ersetzen können. Ob Spielenachmittage, Begegnungscafés, Ausflüge, Filmabende, Gymnastikkurse, Vorträge oder Pflege öffentlicher Anlagen, Bauleistungen, handwerkliche Hilfen - Niederwalgerner sind hier offensichtlich ganz besonders vielseitig und emsig. Durch die Heinzelmännchen wird das anschaulich und sehr präsent. Besonders die rüstigen Rentner sind hier vielfach eingebunden. Umgekehrt gibt es beispielsweise auch eine Initiative, die Schüler älteren Menschen Hilfe im Umgang mit Computern und Internet anbietet. Der Ort hat auch ein ausgeprägtes Bewusstsein für ökologische Projekte und die umweltpädagogischen Initiativen vor Ort sind sehr aktiv, was etwa durch den Naturerlebnispfad, Vogelstimmenwanderungen, Baumschnittkurse etc. deutlich wird. Eine Anpflanzung mit allen bisherigen Bäumen des Jahres stellt in vorbildlicher Weise Bezüge her. Niederwalgerner, die nicht genug eigenen Platz haben, können auf zugewiesenen gemeindeeigenen Flächen Obstbäume anpflanzen und nutzen, wodurch wiederum Streuobstflächen entstehen und gepflegt werden. Die in Niederwalgern lebenden Flüchtlinge sind von vielen gut aufgenommen. Es gibt einige ehrenamtliche Flüchtlingsbegleiter, die sich engagiert um die Menschen kümmern und die versuchen, in aufkommenden Konflikten zu vermitteln und etwa auch versuchen, Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge bzw. Asylbewerber zu finden. Diese Bemühungen sind in ihrer positiven Wirkung hervorragend und angesichts der Situation vieler Flüchtlinge kann man den Niederwalgernern (und nicht nur ihnen) nur wünschen, dass sich hierdurch ein breiteres Bewusstsein dafür entwickelt, diese Menschen mit all ihren Geschichten und Ressourcen willkommen zu heißen. Die vielen Aktivitäten und Kooperationen sind in vielen Fällen im Zusammenhang mit einem ungewöhnlich engagierten Ortsbeirat und ganz besonders dem Ortsvorsteher zu verstehen. Die Dorfbevölkerung wird zu Beginn des Jahres über die angedachten Projektideen im Mitteilungsblatt der Gemeinde informiert und zur aktiven Planung und Mitwirkung eingeladen. Wirtschaftliche Initiativen In der Grundversorgung bietet Niederwalgern einiges. Gemessen an der Ortsgröße ist dies sicherlich überdurchschnittlich, was im prosperierenden Marburger Umland eine hohe Lebensqualität ermöglicht. Es gibt etwa 110 Arbeitsplätze vor Ort in etwa 40 Betrieben. In der Dorfmitte gibt es Ärzte, einen Lebensmittelmarkt sowie einige Geschäfte, 2 Bankfilialen und auch eine Apotheke. Die Gewerbebetriebe veranstalten Frühjahrsund Herbstmärkte. Einige Direktvermarkter bieten heimische Produkte an. Die Verkehrsanbindungen sind vergleichsweise gut, ebenso die Internetanbindung. Hervorzuheben sind die vielen und zum Teil unkonventio nellen Kooperationen in Niederwalgern, z. B. durch die Mehrfachnutzung von öffentlichen Gebäuden, Tauschbörsen für Dienstleistungen, gemeinschaftliche Gerätehalle der Landwirte, öffentliche Nutzbarkeit der Schulmensa, Einbindung von Schule und KiTa in das Gemeindeleben usw. Die Zusammenarbeit mit der Kommune Weimar und dem Landkreis wird positiv bewertet, überregional ist Weimar in der Region Marburger Land vernetzt. Sponsering durch Betriebe Das Sponsoring örtlicher Firmen und Privatpersonen für ehrenamtliche Projekte und Initiativen ist überdurchschnittlich ausgeprägt. Es können jährlich etwa an Spenden eingeworben werden. Dies ist ein Zeichen dafür, dass eine große Zufriedenheit mit den Projekten besteht. Jugend im Dorf Der Ort ist geprägt durch intensive Jugendarbeit der Feuerwehr, der Umweltinitiativen vor Ort, der Kirchengemeinde, engagierte Zusammenarbeit der Schule und der KiTa mit örtlichen Initiativen und Vereinen. Ebenso durch interessante öffentliche Angebote wie Experimentierfeld und Funpark. Es gibt einen Jugendraum. Hier scheinen die Aktivitäten und die Ausprägung von Beteiligungs- und Selbstverwaltungselementen aber deutlich ausbaufähig. Die Jugendlichen könnten in die Entstehung, Planung und Durchführung von Kulturveranstaltungen stärker eingebunden werden, um positive Anregungen zu schaffen. Allerdings ist die Nähe zu Marburg für viele Jugendliche sicherlich mit entsprechender Sogwirkung verbunden, was Jugendarbeit vor Ort sicher nicht immer erleichtert. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf durch Aktionen wie z. B. Weihnachtsmarktstand, Weihnachtsbaumentsorgung und gemeinsames Eierbacken gut erkennbar gewesen. Es werden sehr viele und abwechslungsreiche vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) besteht aus 2 sehr aktiven Jugendschargruppen (2. bis 4. Klasse und 5. bis 6. Klasse und einer Bläsergruppe des Posaunenchores). Ebenso sind zahlreiche Jugendliche Mitglieder des Kirchenchores. Eine offene JA mit einem Jugendpfleger findet statt. Es wird den Jugendlichen ein Raum zur Verfügung überlassen, für den sie selbst verantwortlich sind. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist ggf. möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Feuerwehr. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Niederwalgern bietet ein erfreuliches Ortsbild mit malerischen Partien und guter Durchgrünung. Auch die Wehrkirche mit Kirchhof hinterlässt einen guten Eindruck, ebenso die neue Friedhofshalle. Das denkmalgeschützte alte Schulhaus wurde fachgerecht wiederhergestellt und kann durch Gruppen und Vereine vielfältig genutzt werden. Es gibt etliche öffentliche Bauten (DGH, Schule, Kultur- Musik-Halle) der 1960er Jahre, die der heutigen Nutzung angepasst wurden. Auch wenn sie sich architektonisch nicht unbedingt in das Dorf einfügen, wurde mit viel Begrünung das Erscheinungsbild erfolgreich verbessert. Dies gilt auch für einen innerörtlichen Parkplatz am DGH.

22 42 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Niederwalgern 43 Das Experimentierfeld ist ein sehr ambitioniertes Projekt mit vielfältigen Spiel- und Erfahrungsstationen der Erlebnis- und Handlungspädagogik. Die Eingrünung des Neubaugebietes zum Ortsrand ist vorbildlich. Dies gilt auch für die Grüngestaltung innerhalb des Gebietes. Privater Bereich Das Bewusstsein vom Umgang mit dem baulichen Erbe ist in weiten Bereichen vorhanden und war in den Plakaten zur Baukultur aufgearbeitet. Die Umsetzung zeigt sich bei zahlreichen privat sanierten und gut instandgehaltenen Bauten (teilweise großen Hofanlagen), aber auch in Details wie der Hausbeschilderung. Die Verwendung von regionalen Materialien, in dem Fall von rotem Sandstein, prägt das Ortsbild. Gesamtanlage Ortskern Die Gesamtanlage von Niederwalgern breitet sich zu beiden Seiten der Gladenbacher Straße aus, die sich in mehreren Biegungen von Ost nach West durch den Ort zieht. Im Süd- und Nordosten erweitert sie sich um die Bebauung entlang der Gießener Straße, im Osten um den Bereich Bahnhofstraße und im Nordwesten um die Mühlackerstraße. Die Bebauungsstruktur ist insgesamt regellos, durch das ungeordnete Straßen- und Wegesystem ergeben sich sehr unterschiedliche Ortsbilder, in denen einzelne Gebäude durch die Lage in einer Blickachse besondere städtebauliche Bedeutung erlangen wie das Wirtschaftsgebäude Gladenbacher Straße 2, das Wohnhaus Gießener Straße 29 oder die Scheune Gießener Straße 39. Demgegenüber ist der Bereich des Hinterdorfes mit der Straße Bornbach mehr von einer geschlossenen Bauweise geprägt. Auch die Vierseithofanlagen entlang der Achse Gladenbacher und Mühlackerstraße sind zur Straße durch hier angeordnete Wirtschaftsbauten eher abgegrenzt. Die natürliche Grenze der historischen Besiedlung nach Südwesten bildet der Walgerbach. Mittelpunkt des Dorfkerns und mit ihrer geschweiften Haube die Dachlandschaft beherrschender Blickpunkt ist die Kirche, die auf der Anhöhe eines nach Süden abfallenden Hanges als Wehrkirche mit einem ovalen Kirchhof angelegt ist. Um diesen herum gruppieren sich unter der Bezeichnung Oberdorf im Bereich des Kirchweges Drei- und Vierseithöfe, die dort bis auf wenige ältere Einzelgebäude in der 2. Hälfte des 19. Jhs. angelegt wurden; direkt an der Kirchhofmauer platziert ist das alte Schulhaus von Grüngestaltung und -entwicklung Die Vielfalt der Aktivitäten und die hervorragende Qualität der einzelnen Maßnahmen zeichnen Niederwalgern als außerordentliches Vorbild für eine nachhaltige Grünentwicklung aus. Öffentlicher Bereich Am Dorfgemeinschaftshaus wurden zwei Blühmischungen, mit regionaler Artenzusammensetzung, ausgesät. Auf einer Fläche wurde sogar der Oberboden abgetragen und durch mageren ersetzt, um ein nachhaltiges Ergebnis zu erzielen. Der Standort wurde bewusst so gewählt, da mit möglichst viel Publikumsverkehr gerechnet werden kann und so die vielen Besucher des Bürgerhauses zum Nachahmen motiviert werden. Unterstützt wird dieser Ansatz durch eine aufgestellte Infotafel, auf der auch die Artenzusammensetzung der Mischungen vorgestellt wird. Der an das Bürgerhaus angrenzende Parkplatz ist durch Bäume und Sträucher begrünt und wird von den Dorfbewohnern gepflegt. Das Umfeld der Kirche wird durch mehrere gut entwickelte Bäume geprägt (u. a. Linde). Auf üppige Bepflanzungen mit Zierpflanzen wurde verzichtet. Durch die schlichte Gestaltung des Kirchhofes wird das Augenmerk verstärkt auf das Gebäude, auf die Bäume, aber auch auf die sehr schön erhaltene historische Natursteinmauer gerichtet. Auf der Kirchenmauer werden auch Bewuchs und kleine Lücken toleriert, sodass sich ein lebendiger Lebensraum entwickeln konnte. Unterhalb der Mauer befindet sich ein kleiner Gemüsegarten. Auf der anderen Seite der angrenzenden Straße erstreckt sich eine gut entwickelte Baumreihe. Lässt man den Blick ein wenig weiter über die Dächer Niederwalgerns schweifen, fallen die vielen Grünstrukturen im Dorf, entlang des Walgerbachs, in den Gärten und im Straßenraum sowie das Storchennest auf dem stillgelegten Schornstein auf. Das Pfarramt, das Lern- und Experimentierfeld sowie der Uferbereich des angrenzenden Walgerbachs sind ebenfalls großzügig und naturnah eingegrünt. Auf dem Spielplatz wurden speziell entwickelte Geräte aufgestellt, an denen physikalische Zusammenhänge spielerisch entdeckt werden können. Ergänzt wird das umweltpädagogische Erlebnisfeld durch einen direkten Zugang zum Bach, ein Insektenhotel und ein Schwalbenhaus. Das Gelände wird durch eine grüne Saumstruktur aus Schwarzerle, Haselnuss, Birke etc. sowie einen dorftypischen Staketenzaun aus Holz begrenzt. Bzgl. der Insektenhotels muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass diese in Niederwalgen nicht nur sehr häufig und in ungewöhnlich großer Dimension zu finden sind, sondern z. T. auch noch das Dach mit einer Blühmischung begrünt ist. Dieses Beispiel zeigt, wie ökologische Maßnahmen in Niederwalgern restlos optimiert werden. Die Gemeinschaftsmaschinenhalle, die alte Mühle, der Funpark oder der Reitplatz sind weitere Beispiele für eine umfangreiche Eingrünung, die stets mit standorttypischen Gehölzen durchgeführt wird. An der Gesamtschule, die bereits mehrfach als Umweltschule ausgezeichnet wurde, hat man die Eingrünung so gewählt, dass die einheimischen Gehölze (Birke, Wildkirsche, Linde, Kastanie etc.) auch als Anschauungsobjekte für umweltpädagogische Projekte genutzt werden können. Der Schulgarten wird außerdem durch Blühmischungen und eigene Bienenvölker belebt, die die Schüler während der Pausen frei beobachten können. Zudem gibt es weitere außerschulische Lernorte im Ort und im nahegelegen Umfeld wo bspw. Gewässeruntersuchungen durchgeführt werden. Auf dem Friedhof in Niederwalgern steht die Alte Eiche, ein Naturdenkmal, das durch intensive Pflegemaßnahmen bis heute erhalten werden konnte. Umrandet ist dieser Ruheort mit einer Hainbuchenhecke. Auch hier fällt wieder die schlichte Gestaltung auf, wie sie auch an der Kirche umgesetzt wurde. Auf viele der ökologischen Attraktionen weist der Naturerlebnispfad hin, der allerdings nicht nur die innerörtlichen, sondern auch die grünen Besonderheiten im Umland einbezieht. Privater Bereich Auch im privaten Bereich wird viel Wert auf eine naturnahe Grüngestaltung gelegt. In traditionellen Obst- und Gemüsegärten sind diverse Nisthilfen für Vögel, aber auch Insekten zu finden. Viele der Obstbäume sind gut gepflegte Hochstämme. Die Einfriedungen der Gärten bestehen oft aus naturnahen Hecken, zum Teil aus bunt blühenden Wildrosen, Forsythien und Holunder. Weiter werden hölzerne Zäune oder Natursteinmauern als Grundstücksbegrenzungen verwendet. Besonders schön sind die Beispiele gelungener Trockensteinmauern, die zwar in der Planung, Umsetzung und Pflege etwas aufwändiger sind, dafür aber einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der innerörtlichen Biodiversität leisten. Auch Treppen, Pflanzkübel und Pflaster sind nicht selten aus regionaltypischen Natursteinmaterialien wie behauenem Sandstein oder Basalt. Haus- und Hofbäume sind genauso selbstverständlich wie extensive Bereiche mit gebietstypischen Wildflorabeständen und naturnah gestalteten Teichanlagen. Blühmischungen werden als gestalterische Elemente eingesetzt, wobei vor allem auf heimische Wiesenblumenmischungen zurückgegriffen wird. Ebenso fachmännisch umgesetzt wie auch attraktiv gestaltet sind die Dachbegrünungen einiger Gebäude, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum. Dorf in der Landschaft Der Ort liegt 10 km südlich von Marburg auf ca. 200 m ü. NN, etwa 2 km westlich der Lahn und damit am Rande der Lahnaue. Der Boden um Niederwalgern ist demnach sehr fruchtbar und wird vorwiegend ackerbaulich genutzt. Ausnahmen bilden ein kleineres Waldgebiet Richtung Westen, ein alter Buchen- und Eichenbestand, der zwei Quellgebiete beherbergt, und die Uferrandflächen der Fließgewässer. Den Landschaftsraum zeichnen westlich der Wenkbach und südöstlich der Stedebach, die in den das Dorf prägenden Walgerbach münden. Auffällig ist, dass in Niederwalgern auf private Initiative hin der Landschaftsraum aktiv gestaltet wird. Unterstützt werden viele Aktionen durch die Untere Naturschutzbehörde und den Naturschutzbund (NABU).

23 44 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ransel 45 Das größte Projekt ist wohl die kontrollierte touristische Erschließung und naturschutzfachlich optimierte Pflege der Martinsweiher. Als die maschinellen Arbeiten eingestellt wurden, entwickelten sich die Baggerseen schnell zu einem hoch wertvollen Feuchtbiotop und ornithologischen Zentrum. Die strukturelle Vielfalt des Gebietes (Flachwasserzonen, Ruderalflächen, Grünland etc.) bietet Lebensraum für viele gefährdete Arten. Die Martinsweiher sind Teil des Vogelschutzgebietes Lahntal. 420 Vogel-, viele Amphibienarten und auch Raritäten der Pflanzenwelt wurden hier nachgewiesen und können durch eine gezielte Wegeführung, Informationsmaterialien und Beobachtungsstationen entdeckt werden. Ein weiteres Highlight ist das Pflegekonzept, wonach das Gebiet durch drei Wasserbüffel beweidet wird. Weniger spektakulär, aber ebenfalls ökologisch höchst wirksam und verbunden mit einem deutlichen positiven Effekt für das Landschaftsbild sind die Bemühungen zur Renaturierung des Uferbereiches des Walgerbachs. Die Gewässer-, Ufer-, und Auenstruktur wurde über mehrere Jahrzehnte entwickelt. Durch weitere Pflanzungen von Hecken und Streuobstwiesen wurde die Biotopvernetzung aktiv und gut durchdacht vorangetrieben. Dies wird umso deutlicher, wenn man alte Aufnahmen des Landschaftsraums betrachtet. Die noch jungen Streuobstbestände sind in einem guten Pflegezustand. Der Unteraufwuchs wird extensiv genutzt, sodass sich die Bestände als multifunktionale Lebensräume entwickeln können. Die Ernte wird über Baumpatenschaften organisiert. Auch die Schüler der Gesamtschule beteiligen sich an der Ernte. Am stillgelegten Bahndamm wurden die Bäume des Jahres von 1989 bis 2015 gepflanzt und beschildert. So wurde auch der Übergang vom Siedlungsbereich in den Landschaftsraum gestaltet. Gleichzeitig entwickelt sich auf der mageren und trockenen Schotterfläche der ehemaligen Nebenstrecke nach Herborn ein spezielles Habitat für seltene Pflanzen- und Tierarten. Zwischen dem Dorf und dem Waldstück wurde ein kleiner Natur- und Erlebnispark mit Tretbecken, Infotafeln, Tipi-Zelt, Spielgeräten aus Naturholz, Wasserlauf und mit der Kettensäge gefertigten Waldtieren errichtet. Strukturiert wird das Gelände durch die gepflanzten Büsche, eine Trockensteinmauer und ein Steinhaufen für Kleinsäuger. Begrenzt wird es durch einen rustikalen Holzzaun. Auch Hirschkäferwiegen wurden angelegt. Erosionsmulden werden erhalten und bieten durch dichten Bewuchs einen ungestörten Rückzugsraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Ökologisch interessant ist zudem das Gelände der Grillhütte, die mit hohen Bäumen eingegrünt ist und so auch im Hochsommer ein angenehmer Ort für Aktivitäten im Freien ist. Die aktive Gestaltung des weiteren Landschaftsraums mit derart großem Engagement und fachlicher Kompetenz ist absolut eindrucksvoll. RANSEL Teilnahmeort: Ransel Gemeinde/Stadt: Lorch Landkreis: Rheingau-Taunus Einwohner: 458 Gemarkung: 718 ha Allgemeine Entwicklung Lage: Ransel liegt auf einem Berg, nördlich und oberhalb von Lorch in etwa 400 Metern Höhe hart an der Landesgrenze von Hessen zu Rheinland-Pfalz. Der Ort ist umgeben von Wäldern. Die Landesstraße L 3397 führt in einer kurvenreichen Strecke durch das Tiefenbachtal hinab zur Kernstadt Lorch. Bis 18 Jahre: Jahre: 269 Über 60 Jahre: 130 Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Die Kommune Lorch verfügt über einen Kinder- und Jugendbeirat, dem auch Jugendliche aus Ransel angehören. In den städtischen Gremien sind Ranseler Bürger vertreten. Der Ortsbeirat fungiert als Bindeglied zwischen dem Ortsteil Ransel und der Kommune Lorch. Die Dorf erneuerung, an der der Ort von teilgenommen hat, hat eine erhebliche Wirkung auf Ransel. Hervorzuheben ist der vorbildliche und behutsame Umbau und die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses, in den sich die Ranseler mit viel ehrenamtlichem Engagement eingebracht haben. Die Nutzung des DGH ist breit gefächert und beruht zum großen Teil auf ehrenamtlichem Engagement (Jugendraum, Bücherei, Seniorencafé, Angebote für Kinder, Hausaufgabenhilfe) und einer in die Zukunft gerichteten Ausrichtung. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde eine Vielzahl an privaten Maßnahmen umgesetzt. In den letzten 15 Jahren hat Ransel 71 Einwohner auf heute 458 EW verloren, das entspricht einem Minus von 13,4 %. Das Thema demografische Entwicklung ist in den Köpfen der Bewohner sehr präsent. Trotz des massiven Bevölkerungsrückgangs gibt es nach Aussagen der Bürger derzeit keinen Leerstand und auch keine Baulücken. Einige Familien sind neu zugezogen und leben im Homepage: Mitglied der LEADER-Region Rheingau Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) Ortskern. Sie werden bewusst in das Dorfgeschehen einbezogen. Der Flächennutzungsplan weist noch 4 Bau plätze aus. Im Ort gibt es 14 Arbeitsplätze. Kommunale Gesamtentwicklung Im Jahr 2012 wurde von der Gesamtgemeinde ein integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) verfasst. Anknüpfend an die Dorferneuerung wurden hier weitere Planungen für den Ort angestoßen (z. B. Planung überregionaler Wanderwege). Die Gesamtkommune gehört mit allen Ortsteilen einer LEADER- Region an. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Zu erwähnen sind die Kirche, das Mehrgenerationenhaus und insbesondere der Mehrgenerationenspielplatz. Er ist ein außergewöhnlicher Naturspielplatz, der nach professionellen Fachplanungen und mit viel Eigenleistung realisiert werden konnte. Seit 1970 gibt es keine Schule mehr vor Ort, der Kindergarten wurde vor 2 Jahren geschlossen. Die Kinder fahren seither ins 10 km entfernte Lorch. Der Ort ist mittels Richtfunk an das schnelle Datennetz angebunden. Der ÖPNV wurde in den letzten Jahren ausgebaut, zusätzlich existiert ein Rufbus. Das am Ortsrand gelegene Museum Ransel (150 Mitglieder) zeigt alte Handwerkskunst und hält zudem Ferienangebote und Freizeiten für Kinder vor, die von bedürftigen Kindern kostenlos genutzt werden können.

24 46 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ransel 47 Leitbild Dörfliche Identität Der Charme von Ransel zeigt sich erst auf den zweiten Blick. Der Leitspruch Ransel bewegt was wird intensiv gelebt, jährlich wiederkehrende Feste und Aktionen werden gemeinsam in wochenlanger Arbeit vorbereitet und organisiert. Hier hat sich über Jahre ein ausgeprägtes Wir-Gefühl entwickelt. Dies wurde bei der engagierten Präsentation zum Dorfwettbewerb deutlich. Das breit angelegte Engagement der Ranseler zeigt sich aber auch bei anderen Vorhaben und Feierlichkeiten. Der Ort lässt Raum für viele Initiativen. Hier ist insbesondere die Veranstaltung des Bergrennes zu nennen. Eine solch große Veranstaltung für einen so kleinen Ort ist eine besonders hervorzuhebende Leistung. Der Ort hat ein eigenes Logo. Eine Internetseite ist vorhanden und wird privat gepflegt. Eine neue Website der Kommune mit allen Ortsteilen ist geplant. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Das Bewusstsein für die demografische Entwicklung zeigt sich in Ransel durch sehr aktiv wirkendes Werben um wieder neu zuziehende Familien. Es wird die Chance gesehen, dass die Tendenz des Einwohnerschwundes in den letzten Monaten und Jahren geändert werden kann. Deutliche Spannungen sind spürbar zum Hauptort Lorch, offenbar vor allem wegen einer jahrelangen Auseinandersetzung um den Erhalt der örtlichen KiTa, bei der sich Lorch trotz großen bürgerschaftlichen Engagements unnachgiebig zeigte. Jedoch scheinen die Ranseler aus diesem Konflikt einiges an Gemeinsinn und Engagement herübergerettet zu haben. Funk-basierte Breitbandversorgung eine gute Lösung seit Sehr positiv: unkomplizierter Unterstützungskreis für untergebrachte Flüchtlinge (3 Angebote/Woche). Die sehr unterschiedlichen geografischen Verhältnisse zwischen Berglage und Rheintal sowie der lange Tal- Fahrweg nach Lorch begünstigen den Zusammenschluss mit anderen Ortsteilen auf dem Berg sowie eine positive eigene Identitätsbildung. Andererseits sollte mittelfristig die bestehende Spannung zur Stadt Lorch abgebaut werden, um sich mehr Entwicklungsmöglichkeiten offen zu halten. Kulturelle Vielfalt Der Ort hat 12 Vereine mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen, ein Vereinsring koordiniert alle Aktivitäten. Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. die Kerb, Konzerte, ein Braufest, das Kultur- und Gaudifest, Karnevalsveranstaltungen, Ausflüge, Kindertheater, Weihnachtsmarkt u.v.m. Herausragendes Ereignis ist das jährliche, viertägige Historische Bergrennen mit weit über 150 teilnehmenden Fahrerinnen und Fahrern historischer Automobile, dessen Organisation seit 2009 komplett vom dafür gegründeten MSC Ransel übernommen wurde. Die spektakuläre Bergstrecke von Lorch nach Ransel ist der zum Himmelfahrtswochenende passende Kurs. Ganz Ransel ist tagelang im Rennfieber und beherbergt und bewirtet Gäste aus ganz Deutschland und weiteren europäischen Ländern. Durch diese Veranstaltung konnten nicht nur wirtschaftliche Potenziale erschlossen werden, sondern vor allem auch das Identitätsgefühl und der Zusammenhalt der Ranseler mit all ihren Vereinen sehr gefördert werden. Im liebevoll neu, barrierefrei umgebauten DGH finden sich neben durch die Vereine und Privatleute nutzbaren Räumlichkeiten auch eine Bücherei und ein Jugendraum. Gerade auch die Bücherei samt DVDs ist ein schönes, gut übertragbares Konzept. In Ransel wird die Mundart und ländliche Kultur gepflegt, es gibt ein Museum für Landmaschinen und einen Welterbegarten sowie einen besonders liebevoll und vielfältig angelegten und gepflegten Privatgarten mit standortgerechten Blütenpflanzengesellschaften, den die Besitzer interessierten Besuchern gern zugänglich machen. Besonders Staudenfreunde finden hier manche Rarität und die Besitzer bieten auch Staudenableger zum Tausch an. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde eine Dorfchronik zusammengestellt. Soziales Gefüge Die zahlreich an der Präsentation teilnehmenden Ran seler sprechen ein Stück weit für sich, auch im Ort untergebrachte Flüchtlinge sind selbstverständlich dabei. Die Dorferneuerung hat viele gute Konzepte hervorgebracht, die noch nicht alle umgesetzt werden konnten, etwa ein Mehrgenerationenhaus und die Gestaltung des neuen Dorfplatzes sowie einer Skateranlage. Viel ehrenamtliches Engagement wurde in die Projekte eingebracht, vor allem in den Umbau des Dorfgemeinschaftshauses. Dass bei dem historischen Bergrennen am Himmelsfahrtswochenende nahezu alle Ranseler eingebunden sind und an einem Strang ziehen, ist in seiner Wirkung für die Dorfgemeinschaft nicht zu unterschätzen. Es ist Ransel zu wünschen, dass sich dieser Drive noch viele Jahre hält und dass dies in dieser sympathisch unabgehobenen Art weiter kultiviert werden kann. Die Schließung der KiTa in Ransel, für deren Erhalt sich viele über lange Zeit vehement engagiert haben, hat offensichtlich einige Narben hinterlassen, vor allem im Verhältnis zu Lorch. Andererseits scheint dieses Engagement auch zusammengeschweißt und wieder weitere Energie freigesetzt zu haben. Durch neuen Zuzug von jungen Familien kann das Altersgefüge verbessert wer den, die Neubürger werden freudig aufgenommen. Für generationenübergreifende Aktivitäten im Zusammenhang mit kleinen Kindern setzt sich der kleine, aber sehr rege Verein Die kleinen Landstrolche ein. Vom Kindertheater bis zum Weihnachtsmarkt wird hier vieles angeboten. Ein Mehrgenerationenplatz ist vielleicht nicht ganz das, was der Name verspricht. Für die älteren Ranseler wird Nachbarschaftshilfe und Betreuung z. B. durch den VdK organisiert. Das Landmuseum sowie einige Naturschutzaktivitäten vermitteln auch den Kindern Bewusstsein und Wissen zu landwirtschaftlicher Geschichte und ökologischen Zusammenhängen. Wirtschaftliche Initiativen Ransel hat einige Gewerbebetriebe, der Großteil der Erwerbstätigen arbeitet außerhalb. Durch Landmuseum mit Backhaus, eigene kleine Brauerei und Gastronomie, das historische Bergrennen, Feriengäste, eine weitere Gastwirtschaft und ein Bekleidungshaus können vor Ort einige wirtschaftliche Potentiale genutzt werden. Fahrende Händler sichern die Grundversorgung mit Lebensmitteln. Für die Ortsmitte ist eine Straußwirtschaft geplant, was sicher zur weiteren Belebung beitragen kann. Auch soll das Hotel Berghof nach einer Sanierung nach einiger Zeit Leerstand wieder eröffnet werden. Beim laufenden IKEK im Rahmen der gesamtkommunalen Anerkennung als Förderschwerpunkt in der Hess. Dorfentwicklung seit 2012 gibt es eine gute Zusammenarbeit mit dem Nachbarort Wollmerschied. Es wäre Ransel zu wünschen, dass sich auch die Kooperation mit Lorch künftig wieder entspannter und konstruktiver gestaltet. Die Anbindung und der Ausbau des lokalen und überörtliches Wanderwegenetzes ist ein erfolgversprechendes Konzept. Jugend im Dorf Kinder und Jugendliche haben in Ransel etwas zu sagen, z. B. der Jugendraum wurde unter der Einbeziehung der Jugendlichen eingerichtet. Im Rahmen der Dorferneuerung waren ebenfalls viele eingebunden. Jugendliche aus Ransel wirken auch im Kinder- und Jugendbeirat der Stadt Lorch mit. Die Jugendarbeit der Feuerwehr findet gemeinsam mit der FW Wollmerschied statt. Es stehen eine ganze Reihe von Freizeiteinrichtungen für Kinder u. Jugendliche zur Verfügung (Bolzplatz, Streetball, Spielplatz). In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der

25 48 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ransel 49 Jugend an das Dorf erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirch liche Jugendarbeit (JA) ist nicht zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen großen Jugendraum. Dieser wird von den Jugendlichen selbstverwaltet. Ein festes Programm/Angebot wird nicht geboten. Regelmäßige Öffnungszeiten sind sichergestellt. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Jugendlichen bieten den Nikolaus-Service an. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Das DGH im ehemaligen Schwesternwohnheim war ein insgesamt sehr positives Sanierungsbeispiel, entstanden mit viel Eigenleistung, barrierefrei und durch den Saalanbau für verschiedene Nutzungen geeignet. Bemerkenswert ist die Erhaltung einiger historischer Details im Inneren. Die Spielplatzgestaltung kann als besonders gelungen bezeichnet werden. Privater Bereich Ein einheitliches Ortsbild ist in Bereichen erhalten, basierend auf ähnlichen Haustypen und dem vorherrschenden Fassadenmaterial Schiefer. Ein hervorragendes Beispiel ist ein Haus mit Rosenberankung, eine planvoll inszenierte Begrünung. Auch bei einzelnen Neubauten gibt es die bewusste Anwendung des ortstypischen Fassadenmaterials Schiefer oder anderer traditioneller Baudetails. Das Bewusstsein für den regionalen Bezug zum Schiefer ist vorhanden. Gesamtanlage Ortskern Die Kirchstraße zeigt ein besonders einheitliches, durch Fachwerkwohnhäuser des 18. Jhs. geprägtes Straßenbild. Die durchweg giebelständigen, an der leicht geschwungenen Straße gestaffelt aufgereihten Bauten zeichnen sich teilweise durch Krüppelwalme aus. Die um 1920 (siehe Beschreibung Ortsgeschichte) noch vorherrschende Fachwerksichtigkeit und Verschieferung der Fassaden wurde nach und nach durch Putz und andere Materialien ersetzt, dennoch blieb Schiefer (jetzt häufig Kunstschiefer) als Dach- und Fassadenmaterial dominierend. Die ehemals zugehörigen hellen Sprossenfenster mit einheitlich grünen Fensterläden sind fast nirgends erhalten. Scheunen und Nebengebäude liegen üblicherweise im Hof zurück. In der Taunusstraße, der ehemaligen Grenze zwischen Kurpfalz und Kurmainz, findet sich hauptsächlich jüngere traufständige Bebauung des 19. Jhs., teils mit Schieferbehang, teils aus Backstein. Einzelne giebelständige ältere Bauten waren ursprünglich von der Kirchstraße her erschlossen. Zwischen Taunusstraße und Kirchstraße verdichtet sich die Bebauung (hauptsächlich Scheunen und Nebengebäude). Im spitzen Winkel der Straßengabelung Kirchstraße/Taunusstraße wurde eine moderne kleine Wegekapelle als Ersatz für einen älteren Vorgängerbau errichtet. Einzelbauten: Oberstraße 5, Fachwerkhaus des 18. Jhs. mit rechtwinklig angebauter Scheune, verputzt. Oberstraße 7, kleines zweizoniges Fachwerkhaus des 18. Jhs., verputzt, zugehörige Scheune mit profiliertem Torsturzbalken, 18. Jh. Kirchstraße 21, ehemals größere Hofreite an der Kirche. Giebelständiges Wohnhaus des 17./18. Jhs. mit Krüppelwalmdach, Anbauten. Bemerkenswert die jüngere, kleinteilige Verschieferung. Grüngestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Ransel hat ein breites grüngestalterisches Spektrum von ganz besonderer Qualität zu bieten. Bei der Gestaltung des Straßenraums wird auf pflegeextensive, heimische und bunt blühende Gewächse zurückgegriffen. So wurden an den Ortseingängen Wildrosen, heimische Gehölze und insgesamt Blumenzwiebeln gepflanzt und auf den Verkehrsinseln Wildblumenmischungen ausgesät. Bei der Neugestaltung des Dorfgemeinschaftshauses wurde auf kleinstem Raum ein geschmackvoller Vorgarten errichten, der auch die regionale Rosensorte Loreley beheimatet. Zur Straßenseite hin wird die Fassade durch eine rote Kletterrose geziert. Eingefriedet wurde das Grundstück mit einem dorftypischen Staketenzaun. Im innerörtlichen Bereich wird der Straßenverlauf relativ eng, sodass Bepflanzungen hier nur begrenzt platziert werden können. An einem Haus gibt es ein schönes Beispiel für ein kleines Pflanzbeet mit Kletterrose und Lavendel. An der Kreuzung Taunus- / Kirschstraße steht eine kleine Kapelle, an der zu beiden Seiten Pflanzkübel platziert wurden. Von Kreativität zeugen zu Pflanzkübeln umfunktionierten Gegenstände, wie das bepflanzte ausrangierte Maschinenteil auf der gegenüberliegenden Seite vor dem Gasthaus, die bepflanzten Schuhe etwas weiter die Straße hinunter oder der antike Handwagen am Platz mit der großen Linde (an der Straße Auf der Schaufel ) nahe des Spielplatzes. Auch bepflanzte antike Wagenräder und ausrangierte Schubkarren sind zu finden und zeugen von der gärtnerischen Leidenschaft vieler Bewohner. Ein schönes Beispiel für eine durchdachte und harmonische Gestaltung ist der Kirchplatz, der gleichzeitig als Friedhof genutzt wird. Zum Einsatz kamen hier vor allem trockenresistente Arten, meist farbige Bodendecker, die in den Kiesbeeten gut zurechtkommen. Zusammen mit der Kirche und der Mauer aus Sandsteinen und dem dazu passenden Natursteinpflaster des neu angelegten Weges ergibt sich ein stilvolles Gesamtbild, das eine gleichwohl würdevolle als auch festliche Atmosphäre ausstrahlt. Insgesamt sind die Bewohner sehr bemüht, Treffpunkte im Ort zu schaffen und zu gestalten. Dies gilt sowohl für den Brandweiher, der jetzt mit Sitzgelegenheiten ausgestattet ist, als auch für das Grundstück eines mittlerweile abgerissenen Hauses, welches in Eigenleistung geräumt wurde und durch Baumpflanzungen entwickelt werden soll. Diese Idee ist sehr lobenswert, da sich die Maßnahme sicher positiv auf das Erscheinungsbild der Hauptstraße auswirkt. Bzgl. der Eingrünung sind vor allem die Grillhütte und der Sportplatz hervorzuheben, die durch eine mächtige naturnahe Saumstruktur ein- und voneinander abgegrenzt werden. Vorbildlich ist auch die Begrünung des naturnahen Mehrgenerationen-Spielplatzes, die ebenfalls diverse heimische Gehölzarten aufweist. Dass in der Bauphase, trotz der aufwändigen Erdarbeiten, der bestehende Baumbestand erhalten wurde, spricht auch für das ökologische Bewusstsein der Bevölkerung. Insgesamt ist dieser Spielplatz sowohl aus gestalterischer Sicht als auch bzgl. der vielfältigen Bewegungsbereiche absolut nachahmenswert. Gegenüber vom Spielplatz befindet sich eine parkähnliche Anlage mit großen schattenspendenden Bäumen (v. a. Linde und Birken), Sitzgelegenheiten und einer Bouleanlage. Von hieraus sind es etwa 200 m bis zum Landmuseum Ransel. Der Weg dorthin führt vorbei an der gut entwickelten, ebenfalls naturnahen Eingrünung des Modehauses Arz. Privater Bereich Eine sehr schöne Aktion, die auch einen sozialen Aspekt hat, ist der nachbarschaftliche Pflanztausch in Form von Saatgut und Ablegern. Gleiches gilt für die Besichtigung des privaten Welterbegartens, die an zwei festen Tagen im Jahr (Welterbetag; 1. Sonntag im Juni und bei der offenen Gartenpforte Hessen) sowie nach telefonischer Absprache möglich ist. Die Auszeichnung Welterbegarten wurde im Rahmen der Bundesgartenschau in Koblenz 2011 vergeben. Die beachtliche floristische Vielfalt lässt den Eindruck entstehen, es handele sich um ein Labyrinth aus Blüten. Die engagierten Gärtner

26 50 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Simmershausen 51 beteiligen sich auch mit Rat und Tat bei den Pflanzaktionen im Ort. Ein beeindruckendes Beispiel für eine üppige Fassadenbegrünung mit Kletterrosen ist in der Unterstraße 16 zu finden. Gleiches gilt für die sehr arten- und blütenreiche Hangbepflanzung. Auf dem Grundstück werden allerdings nicht nur Zierarten, sondern auch heimische Pflanzen wie wilder Holunder und Haselnuss in Szene gesetzt. Des Weiteren dienen dorftypische Staketenzäune als Grundstücksbegrenzungen. Diese Form der Grundstücksbegrenzung ist in Ransel erfreulicher Weise noch sehr weit verbreitet. Oft werden die Zäune kombiniert mit naturnahen Hecken aus verschiedenen Gehölzen (Hainbuche, Haselnuss, Holunder etc.). In den Höfen und Vorgärten sind auch mittelstämmige Obstbäume zu finden. Koniferen sind hingegen relativ selten. Auch die Nutzung des Gartens zur Gemüseproduktion ist noch weit verbreitet. Die Gartengrundstücke am östlichen Ortsrand sind sehr gefragt und alle in Bewirtschaftung. Dorf in der Landschaft Ransel liegt am westlichsten Zipfel Hessens, unweit des Rheins auf den dünnbesiedelten Höhen des westlichen Taunus auf 430 m ü. NN. Während die direkt umliegenden Flächen landwirtschaftlich als Grün- und Ackerland genutzt werden, ist der weitere Naturraum vor allem von Wald geprägt. Im südlichen Umland entspringt der Ranselbach, der nach etwa 4 km durch Felder, Wiesen und Wald schließlich in die Wisper mündet. Der Naturraum im nahen Umfeld des Dorfes wird aktiv von den Bewohnern gestaltet. So sind mehrere Streuobstwiesen vorhanden, die regelmäßig gepflegt werden. Ein besonderes Projekt ist der Weg des Lebens. Dieser wurde durch Pflanzspenden angelegt. Die Bewohner haben Geburts-, Hochzeits- oder Liebesbäume gestiftet, auch ein Purzelbaum ist dabei. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde auf ein breites regionalbezogenes Artenspektrum (Walnüsse, Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen) und die Verwendung alter Sorten geachtet. Eine Beschriftung durch entsprechende Schilder wurde ebenfalls durchgeführt. Die Ausweitung des Weges ist leider aufgrund fehlender Fläche für Neuanpflanzungen begrenzt. Die ökologische Besonderheit des Naturraums wird auch durch die Ausweisung diverser Naturschutzgebiete unterstrichen. Außerdem befindet sich eine alte, als Naturdenkmal geschützte Eiche in der Gemarkung. SIMMERSHAUSEN Teilnahmeort: Simmershausen Gemeinde/Stadt: Fuldatal Landkreis: Kassel Einwohner: Gemarkung: 694 ha Lage: Simmershausen liegt wenige Kilometer nördlich von Kassel an der Fulda, westlich der Fuldaschleife, die die Landzunge Gut Kragenhof einschließt. Durch den Ort fließt der Bach Espe, der wenige Meter unterhalb in die Fulda mündet. Die große Staustufe bei Wahnhausen staut die Fulda hier zu einem lang gestreckten See auf. Das Dorf befindet sich an einem Hang westlich des Flusses. Die nächsten Nachbarorte im Gemeindegebiet sind das weiter nördlich gelegene Rothwesten, das an der Fulda- Staustufe gelegene Wahnhausen sowie das südlich zwischen Kassel und Simmershausen gelegene Ihringshausen. Allgemeine Entwicklung Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Im Ortsteil Simmershausen gibt es keinen Ortsvorsteher oder Ortsbeirat. Die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Bevölkerung funktioniert auf anderem Wege. Es finden regelmäßige Treffen mit Vereinen und Verbänden statt. Im Ort sind bemerkenswert viele Unternehmen vertreten, nämlich 134. Der Ort nimmt derzeit an der Dorferneuerung teil; er ist 2008 in das Programm aufgenommen worden. Es wurden lediglich 20 Maßnahmen durchgeführt. An öffentlich durchgeführten Maßnahmen sind ins be son dere die Sanierung des Hauses der Vereine zu einem Haus der Begegnung mit einem Mehrgenerationenplatz zu nennen, außerdem die Einrichtung des Eco-Pfades im Jahr Im Ort gibt es einen hohen Anteil an älteren Menschen. Die Bevölkerungszahl ist seit etwa 15 Jahren gleich geblieben, was sicherlich mit der unmittelbaren Nähe zur Stadt Kassel zusammenhängt. Im Ort gibt es kaum Leerstand. Kommunale Gesamtentwicklung Im Ort gibt es eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen. Hier werden 100 Kinder betreut. Daneben gibt es eine Homepage: Mitglied der LEADER-Region Kassel-Land Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) zweizügige Ganztagsschule. Die Gesamtkommune beschäftigt zwei Jugendarbeiterinnen mit je 30 Stunden pro Woche. Eine 1MW Biogasanlage produziert Strom aus nachwachsenden Rohstoffen, die Wärme wird hauptsächlich für den betreibenden landwirtschaftlichen Betrieb genutzt. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Im Ort gibt es eine ganze Reihe von Vereinen. Die ärztliche Versorgung ist gegeben. Es gibt ein Wassererlebnishaus. Der Naturschutz ist ein wichtiges Thema für den Ort, da es um den Ort herum Quellgebiete gibt. Leitbild Dörfliche Identität Die Dorfentwicklung hat vieles angestoßen und sich als Prozess fortgesetzt. Für die Aktivitäten des Ortes gibt es jeweils einen Jahresprojektplan. Gelder aus Sponsoring und Rücklagen von Feiern werden hier verteilt. Es ist geplant, eine Dorfchronik aufzulegen.

27 52 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Simmershausen 53 Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Kulturelle Vielfalt Der Ort hat 26 Vereine mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen. Es gibt einen Zusammenschluss der Vereine und Verbände, wo regelmäßig Termine, Aktivitäten sowie gemeinsame Projekte abgestimmt werden, wenn z. B. Eigenleistungen erbracht werden, wie etwa bei Errichtung der Freizeiteinrichtung Schneeganshütte. Es gibt neben dem neuen Haus der Begegnung eine Reihe von weiteren Vereinshäusern. Dabei wurde z. B. ein Fach werkhaus durch den Modelleisenbahnverein saniert, der Geschichts- und Museumsverein (GuM) nutzt leerstehende Schaufenster als Ausstellungsflächen. Das Haus der Begegnung wurde mit sehr viel Eigenleistung eingerichtet. Ehrenamt wird von den Familien mitgetragen. Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Brunnenfest (Kumpplatzfest) in der Ortsmitte, ein Osterfeuer, ein Dreschfest, Straßenfest. Von Zeit zu Zeit wird auch ein Kulturwochenende Kultur Pur mit Musikdarbietungen und Ausstellungen durch den Arbeitskreis Unser Dorf organisiert. Es wird neben den Ausstellungen des GuM eine alte Schmiede gepflegt und bei verschiedenen Gelegenheiten anschaulich in Betrieb gesetzt, es wurde ein Weg zu einem historischen Tanzplatz erneuert, wo z. B. Freiluftgottesdienste stattfinden. Im neu sanierten Haus der Begegnung findet sich im EG ein Heimatmuseum mit zahlreichen Ausstellungsstücken verschiedener Epochen. Es gibt eine Reihe von Veröffentlichungen zur Simmerhäuser Geschichte, z. B. zu den alten Flurnamen. Zur 925-Jahr-Feier 1999 erschien eine recht umfangreiche Chronik in Buchform. Besonders aktiv neben den Vereinen ist vor allem die evangelische Kirchengemeinde, die vor allem für Kinder und Jugendliche regelmäßige Angebote wie Freizeiten, Jungschar, Montagstreff, Konfirmandentage organisiert. Hier gestalten auch Jugendliche wiederum Angebote für jüngere Kinder. Soziales Gefüge In der Präsentation wirken die zahlreichen und vielfältigen Aktivitäten des AK Unser Dorf, die von wenigen Aktivisten getragen werden. Mit viel ehrenamtlichem Engagement wirken die Vereine für ihren Ort zusammen, so etwa durch den Nachbarschaftsverein, der Fahrdienste für den Dorfladen organisiert, eine Aktion für Leihomas und -opas, es werden Grünanlagen z. B. am Kumpplatz ehrenamtlich gepflegt und Dorffeste organisiert. Die örtliche Thatergruppe trägt zum kulturellen Leben bei. Durch ein Mitteilungsblatt sowie die werden Aktionen und Veranstaltungen bekannt gemacht, sodass auch Neubürger darauf aufmerksam werden. Letztere erhalten eine Infobroschüre als Begrüßung. Durch das Wassererlebnishaus werden den Kindern und Jugendlichen ökologische Zusammenhänge nahegebracht. In der alten Schmiede werden alte Handwerkstechniken nachvollziehbar. Es gibt Baumpatenschaften, Säuberungsaktionen öffentlicher Anlagen und der Gemarkung und zahlreiche themenakzentuierte Aktionen anlässlich der Fuldataler Umweltschutzwoche. Die örtliche Grundschule arbeitet sehr engagiert mit einfallsreichen und progressiven pädagogischen Aktionen vor allem auch zu den Themenkreisen Umwelt, Partizipation und Nachhaltigkeit. Fördervereine organisieren Betreuungsangebote für KiTa und Schule. Wirtschaftliche Initiativen Simmershausen hat in seinen insgesamt 134 Betrieben eine der Ortsgröße angemessene Infrastruktur, die zahlreiche Arbeitsplätze bietet. Jugend im Dorf Eine engagiert arbeitende Schule und 4-gruppige kommunale Ganztags-KiTa mit teiloffenem Konzept sind vorhanden. Es gibt ein Jugendzentrum sowie vor allem kirchliche Jugendarbeit. Es sind schöne Ferienangebote für Kinder zu finden. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf leider wenig erkennbar. Es werden Angebote gemacht, ein Teil der Jugendlichen wird diese auch nutzen, der größere Teil jedoch nicht. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist gut und ansprechend. Eine hauptamtliche Gemeindereferentin (Teilzeit) bietet den Jugendlichen ein umfangreiches Angebot, auch in Teilen der Ferien, und vor allem auch konfessionsübergreifend an. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen zwei große Jugendräume. Diese werden aber derzeit nur von einer Kindergruppe genutzt und sind dementsprechend auch so ausgestattet. Angedacht ist, den Jugendraum selbstverwaltet den Jugendlichen zu überlassen. Von Seiten der Jugendlichen im Ort besteht aber derzeit kein Interesse. Einmal jährlich findet mit dem Bürgermeister, den Gemeindevertretern und den Parteien eine einstündige Jugendversammlung statt. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Bis auf zwei Jugendliche in der Abschlusspräsentation wurde eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen nicht erkennbar. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Das Dorfgemeinschaftshaus von 1951 wurde sehr aufwendig saniert und dient u. a. auch als gut ausgestattetes Heimatmuseum. Das moderne Schulgebäude mit großzügiger Freifläche ist zukunftsfähig. Das Haus des Roten Kreuzes wurde grundlegend wiederhergestellt, es steht für variable Nutzungen zur Verfügung. Die Kirche wird denkmalgerecht saniert. Es ist ein Dorfladen vorhanden, der auch als Treffpunkt für die Bewohner dient. Die alte Schmiede wurde erhalten und dient gelegentlich zu öffentlichen Vorführungen. Privater Bereich Eine relativ vollständige ältere Bausubstanz ist vorhanden und ergibt stellenweise schöne stadträumliche Situationen. Einzelne Wohnhäuser wurden vorbildlich wiederhergestellt. Gesamtanlage Der historische Ortskern von Simmershausen erstreckte sich ursprünglich als Haufendorf um die erhöht gelegene Dorfkirche. Der Ortsgrundriss entwickelte sich somit zunächst oberhalb der Espe. Eine weitere Siedlungsstruktur entstand entlang der Espe. Ihr Lauf wird begleitet von der Karl- und der Schützenstraße. Die Bebauung besteht hier aus Hofanlagen und Einhäusern des 18. bis 20. Jahrhunderts. Die Verbindung zwischen der Siedlungsstruktur entlang der Espe und der Bebauung um die Kirche wird über die Friedrichstraße hergestellt. Im

28 54 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Simmershausen 55 Folgenden umfasst die Gesamtanlage die Bebauung entlang der Kirchstraße, die in einem leichten Bogen um die Dorfkirche mit dem teilweise erhaltenen historischen Kirchhof führt. Dieses Gebiet beschreibt den ältesten Siedlungskern von Simmershausen, der zum einen durch die Kirche und zum anderen durch große Hofanlagen geprägt ist. Direkt am Kirchhof befinden sich die ehemalige Schule und das Pfarrhaus von Simmershausen. Die südliche Grenze der Gesamtanlage wird durch den Feldhof gebildet. Hier begrenzen Nutzgärten mit einem alten Obstbaumbestand den historischen Ortsrand. Den südwestlichen Abschnitt der Gesamtanlage bildet der historische Dorfgerichtsplatz. Durch die Kreuzung der Straßenzüge Heinrich-, Friedrich- und Wilhelmstraße entsteht im Vorfeld des Dorfgerichtsplatzes eine Platzsituation, die durch die angrenzende Bebauung gefasst wird. Dieser Bereich der Gesamtanlage besitzt aufgrund der Platzsituation und des Dorfgerichtsplatzes städtebauliche und ortsgeschichtliche Bedeutung. Der ausgewiesene Bereich der Gesamtanlage lässt zusammen mit den historischen Grünflächen und dem Lauf der Espe trotz der heutigen Ausdehnung von Simmershausen das ursprüngliche Bild des Haufendorfs um die Kirche mit einer zweiten Siedlungsstruktur entlang der Espe nachvollziehen. Grüngestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Als Dorf im Speckgürtel der Großstadt Kassel vereint Simmershausen das Traditionelle mit dem Modernen. In der öffentlichen innerörtlichen Grüngestaltung ist der, von sehr gut erhaltenen und gepflegten alten Fachwerkhäusern umgebene, Lindenplatz, von dem aus sich ein wunderschöner Blick auf die historische Kirche eröffnet, ein Ort, an dem die lange Geschichte Simmershausen erlebbar wird. Gleiches gilt natürlich für die historische Schmiede und die Fachwerkhöfe, die bachaufwärts, entlang der Espe, angesiedelt sind. Stufen, Randsteine, Sitzgelegenheiten, Tische, Mauern und Brunnen sind häufig aus handbehauenem Sandstein. Auch Teile der gepflasterten Bereiche sind aus regionaltypischem Naturstein. Sehr modern und klar strukturiert ist hingegen das Um feld von Schule und Haus der Begegnung. Traditionelle Pflanzen, wie Linden und Hainbuchenhecken, gliedern die Anlage in einzelne Funktionsbereiche. Die Kombination mit raumöffnenden, symmetrischen Pflasterflächen und Edelstahlstrukturen wirkt großzügig und übersichtlich zugleich. Die Grüngestaltung anhand ökologischer Gesichtspunkte ist im Bereich des Zugangs zur Espe, nahe der alten Schmiede, vorbildlich gelöst. Die kaskadenförmig gesetzten Sandsteine fangen nicht nur die Uferböschung ab, sondern werden auch als Sitzgelegenheiten genutzt, nicht zuletzt von Kindern, die hier spielen und im Rahmen umweltpädagogischer Veranstaltungen an die Bestimmung der Wasserqualität herangeführt werden. Auf der anderen Uferseite ist eine natürliche und typische Ufervegetation angesiedelt. Diese bietet Lebensraum für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten. Zudem sorgt sie für ausreichend Beschattung und schützt so das Gewässer vor übermäßiger Erhitzung im Sommer und damit einhergehenden geringen Sauerstoffgehalten. Ebenfalls ein schönes Beispiel für eine gleichermaßen funktional wie auch ökologisch sinnvoll gestaltete Grünfläche ist der am Ortsrand besichtige und an den Kindergarten angegliederte Spielplatz. Imposante Linden, majestätische Kastanien und elegante Birken sorgen im Sommer für ausreichend Beschattung und bilden ein mildes Mikroklima. Wegen der auffallenden Blüten im Frühjahr und den vielseitig kreativ verwertbaren Früchten im Herbst gilt besonders die Kastanie als idealer Baum für eine kindgerechte Grüngestaltung. Privater Bereich Im privaten Bereich sind attraktive Beispiele für dorftypische Erholungs- und Gemüsegärten vorhanden. Eingefriedet mit Staketenzäunen und Sandsteinmauern sind sie aufgrund ihrer leuchtenden Blütenpracht schon von weitem zu erkennen. Zum Teil finden sich auch Fassadenbegrünungen z. B. mit Kletterrosen. Allerdings sind auch intensiv gepflegte moderne Rasenflächen vorhanden, die durch Metallzäune begrenzt sind und sicher durch eine einfache Wiesenblumenmischung optisch schnell aufgewertet werden könnten. Für die wenigen noch vorhandenen Koniferenhecken besteht ein Problembewusstsein. Die Besitzer werden entsprechend beraten und bei der Umwandlung ihrer Grundstücke wird ihnen Hilfe angeboten. Dorf in der Landschaft Der Landschaftsraum um Simmershausen wird stark durch Fließgewässer geprägt. Östlich liegt die Fuldaschleife, westlich münden der Ellen- und der Rohrbach in die Espe, die das Dorf von Nord nach Süd durchfließt. Durch das Wassererlebnishaus wird das Thema Wasser auch in umweltpädagogischen Angeboten für Kinder behandelt. Im Bereich des Rohrbaches fanden intensive Bemühungen zur Gewässerrenaturierung statt. Die landwirtschaftlichen Flächen am unmittelbaren Dorf rand werden vor allem beweidet. Neben Rindern und Schafen erfüllen diese Aufgabe vor allem Pferde. Durch die Nähe zur Stadt ist die Pensionspferdehaltung ein inte ressanter Wirtschaftszweig für die ortsansässigen Landwirte. Im Außenbereich, vor allem im Umfeld der Freizeitanlage Schneeganshaus, finden immer wieder Baumpflanzungen statt. Neben Streuobstbäumen wird auch seit mehreren Jahren der aktuelle Baum des Jahres gepflanzt. Außerdem wird durch Schautafeln an Rundwegen, z. B. dem Eco-Pfad, auf historische Besonderheiten und laufende Aktionen, wie Baumpatenschaften, hingewiesen.

29 56 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Wahlshausen 57 WAHLSHAUSEN Teilnahmeort: Wahlshausen Gemeinde/Stadt: Oberaula Landkreis: Schwalm-Eder Einwohner: 282 Gemarkung: 552 ha Allgemeine Entwicklung Lage: Wahlshausen liegt am Rande des südlichen Knüllgebirges und befindet sich wenige Kilometer vom höchsten Punkt des Knüll - dem Eisenberg - entfernt, der mit seinen 636 Metern ü. N.N. von fast überall im Dorf zu sehen ist. Durch Wahlshausen fließt die Aula, ein Bach, der im Nachbarort Oberaula entspringt und in Niederaula in die Fulda mündet - diesem verdankt die Region auch den Namen Aulatal. Bis 18 Jahre: Jahre: 158 Über 60 Jahre: 94 Homepage: Mitglied der LEADER-Region Knüll Ausgezeichnet mit dem 3. Platz der Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung ) Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Oberaula-Wahlshausen hat derzeit 282 Einwohner. Seit 2000 hat der Ort 19,4 % seiner Einwohner verloren. Im Dorf gibt es lediglich 8 Arbeitsplätze (ein Haupterwerbslandwirt, kleinere Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe). Drei Wohnhäuser stehen aktuell leer, darunter ein historisches Mühlengebäude, leider in sehr schlechtem Zustand. Der Ort hat von an der Dorferneuerung teilgenommen und hierbei mit einem Investitionsvolumen von über einer Million Euro profitiert. 31 private Maßnahmen wurden umgesetzt. An öffentlichen Dorferneuerungsprojekten sind die Gestaltung des Dorfplatzes, die Sanierung des Backhauses, die Anlegung der Fußwegeverbindung entlang der Aula zum Wiesenweg, Sanierungsmaßnahmen ehem. Schulgebäude zum Haus der Generationen (HdG), Neugestaltung des Kinderspielplatzes und bauliche Veränderungen am Jugendraum zu nennen. Der Neubau eines Dorfgemeinschaftshauses wird ebenfalls aus der Dorferneuerung unterstützt und in Kürze realisiert. Wahlshausen wurde 2007 als einzelner Ortsteil der Gemeinde Oberaula als Förderschwerpunkt in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen. Das Dorfentwicklungskonzept (IKEK) wurde durch die Wahlshäuser BürgerInnen erstellt. Kommunale Gesamtentwicklung Der Ort ist im Rahmen der Schülerbeförderung an den ÖPNV angebunden, zusätzlich fährt 2x täglich ein Bürgerbus: Ehrenamtliche Fahrer befördern in einem behindertengerechten Kleinbus Bürger von Oberaula nach Bad Hersfeld. Dem Ort steht eine gute DSL-Leitung zur Verfügung. Es existiert ein umfangreicher Bebauungsplan, auch ein Neubaugebiet ist vorhanden. Wo möglich wurden Solar- und Photovoltaikanlagen aufgestellt, ein Wasserkraftwerk produziert KW Strom. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Mit besonderem Engagement und viel Eigenleistung wurde in den letzten Jahren das ortsbildprägende Haus der Generationen saniert und in eine neue Nutzung genommen. Hier treffen sich die örtlichen Vereine, die Krabbelgruppe und die Jugendlichen des Dorfes. Außerdem gibt es hier eine Bücherei. Eine Nutzungsabgrenzung zum geplanten DGH wurde vorgenommen. Die Jugendlichen organisieren ihre Treffen selbst und haben dabei die Möglichkeit, ihre Vorstellungen umzusetzen (z. B. Kinoabende). Übrigens ist ein Mädchen Vorsitzende der Burschenschaft. Die Anbindung des Ortes an den neuen Bahnradweg wird sehr gut angenommen. In den letzten Jahren konnte vieles zum Positiven verändert werden: Hierbei sind die Neuanlage und ein Patenschaftskonzept für Streuobstwiesen sowie das Mäh- und Pflegekonzept für kommunale Grünanlagen und Einrichtungen, aber auch der Ausbau der Nachbarschaftshilfe zu nennen. Leitbild Dörfliche Identität Die Wahlshäuser haben für sich ein Motto und ein gelebtes Leitbild definiert, Wahlshausen, ein lebensund liebenswertes Dorf der Generationen im Grünen mit einem gastfreundlich gestalteten Dorfbild. Die dörfliche Identität des Ortes ist greifbar. Es gibt ein Logo, eine Homepage, verschiedene Aufsteller und eine eigene corporate identity. Die Vorbereitung zum Wettbewerb hat sehr motivierend auf die Wahlshäuser gewirkt. Der Dorfrundgang war vom gesamten Dorf getragen. Das Motto wird auch gelebt, den Ort konnte man während der Bereisung als idylisch und lebenswert erleben. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Hervorgehoben werden die Gastfreundlichkeit und Offenheit. Motto Hereinspaziert, unser Dorf immer in Bewegung. Der Ort hat, so scheint es, sowohl die 700-Jahrfeier 2009 als auch die Wettbewerbsteilnahme sehr vorteilhaft genutzt, um über Vergangenheit und Herausforderungen für die Zukunft des Dorfes nachzudenken, zusammen Konzepte und daraus folgernd Aktivitäten zu entwickeln. Für eine so kleine Dorf-Gemeinschaft mit ihren regional bedingten, bedeutenden Strukturproblemen wurde überdurchschnittlich viel geleistet und es ist Wahlshausen zu wünschen, dass der gemeinsame Schwung erhalten werden kann. Kulturelle Vielfalt Der Ort hat 15 Vereine mit z. T. Jugend- und Seniorenabteilungen. Eine Reihe jährlicher Feste wird hauptsächlich durch Vereine organisiert, z. B. ein Osterfeuer, Dorffeste im Sommer und Herbst, einen Weihnachtsmarkt, der Winterdorftag oder das Aulatalfest. Die im Jugendraum aktiven Jugendlichen steuern eigene Veranstaltungen bei, sehr bemerkenswert u.a. das Wahl-Grillen an Wahltagen, zu dem sich junge und ältere Wahlshäuser treffen, gewissermaßen eine Wahlparty in mehrerlei Sinne wurde eine Dorfchronik fertiggestellt, zu den älteren Häusern des Dorfes wurde deren Einzelhistorie dargestellt. Die drei Grünen Männchen als markante Symbole sorgen an ihren Plätzen in origineller Weise für Erkennbarkeit. Besonders lebendig und vielfältig ist die Ortsmitte, zumal hier auf engem Raum der Dorfplatz am Bach (mit Wasserspielplatz), der Kinderspielplatz, der Jugendraum, das Feuerwehrhaus, das Haus der Generationen und die Kirche angeordnet sind. Gerade im Haus der Generationen finden sehr vielfältige kulturelle und soziale Aktivitäten statt. Hier werden durch die Niederschwelligkeit der Nutzungsmöglichkeiten Angebote in bemerkenswerter Breite gemacht. Von Lesenachmittagen über Vereinstreffen, private Feiern und Spieleabende über Dorfkino, Handarbeiten, Töpfern, Bücherstube, Gesang und eine selbstorganisierte KrabbelGruppe bis

30 58 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Wahlshausen 59 hin zu Multimediavorträgen, in denen Weitgereiste Wahlshäuser ihren Daheimgebliebenen ihre Reiseerlebnisse nahe bringen. Es wird eine erstaunliche Menge und Bandbreite angeboten. Der Heimatverein verwaltet das Haus. Mit kleinen Kostenbeiträgen wird der laufende Unterhalt gedeckt. Hier entsteht der Eindruck, dass durch das Engagement der Leute vor Ort ein Haus geschaffen wurde, welches in seiner gelungenen Form wiederum neues Engagement und Aktivitäten beflügelt. Besonders schön ist auch der regelmäßig angebotene Nachmittagskaffee an vielen Sommersonntagen, zu dem ganz zwanglos auch vorbeikommende Radwanderer eingeladen werden. Soziales Gefüge Die meisten Wahlshäuser ziehen an einem Strang. Mit der deutlichen demografischen Problemlage wird aktiv und problembewusst umgegangen. Es ist ein sehr gutes Miteinander der Generationen vorhanden. Darüber hinaus ein sehr gutes, unkompliziertes Wir-Gefühl, u. a. hat die landwirtschaftliche Einkaufsgenossenschaft neben dem bereits seit der Jahrfeier 2009 bestehenden Chor einen internen Chor gegründet, dem auch Mitglieder aus den umliegenden Dörfern angehören, um mehr Möglichkeiten zu Geselligkeit zu haben. Kinder können ganz unkompliziert z. B. bei einem Milchvieh-betrieb reinschnuppern und mithelfen. Menschen aus dem Ausland sowie gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften werden ausdrücklich als Teil der Dorfgemeinschaft betrachtet. Es werden extrem viele Arbeitsstunden im Ehrenamt geleistet, z. B. auch die Pflege der Grünflächen. Über die Gründung einer Bürgerliste erfolgte eine Verjüngung der Kommunalpolitik. Auch wenn in Wahlshausen der Anteil jüngeren Menschen tendenziell etwas geringer ist, als in vielen anderen Regionen, scheint gerade die Jugend sich sehr aktiv ins Sozialgefüge des Ortes einzubringen. Nachbarschaftshilfe gilt als selbstverständlich. Mit einem Bürgerbus wird versucht, die Infrastruktur zu verbessern. Für größere Veranstaltungen wird ein neues, funktionales DGH gebaut. Es ist ein Baukataster vorhanden, Leerstand ist somit erfasst und bewusst. Aufgrund des Wandels der Begräbniskultur plant auch der sehr kleine Ort ein anonymes Urnenfeld es wird in die Zukunft gedacht und nach pragmatischen Lösungen gesucht. Wirtschaftliche Initiativen Es gibt eine direktvermarktende Imkerei, Brennholzgewinnung in Nachbarschaftshilfe, eine landwirtschaftliche Einkaufsgemeinschaft, die Jagdgenossenschaft schafft Maschinen und Geräte z. B. zur Brennholzverarbeitung an, die von allen genutzt werden können. Kooperationen auf interkommunaler Ebene oder regional scheinen ausbaufähig. Jugend im Dorf Sehr aktive Jugendgruppe und Burschenschaft (mit weiblicher Vorsitzender), selbstverwalteter Jugendraum, Organisationen diverser Veranstaltungen sind gemessen an der Ortsgröße überdurchschnittlich. In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist leider nicht zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen in einen sehr gut ausgestatteten Jugendraum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugendvertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Burschenschaft. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Jugendlichen bieten zu politischen Wahltagen sog. Wahlgrillen an, um die Wahlbeteiligung zu steigern. Dies ist ihnen bereits gelungen. Ebenso wird Bambinigrillen und ein generationsübergreifender Discoabend angeboten. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Die Ortsmitte mit Feuerwehrhaus und Spielplatz ist gut gestaltet, sodass sich hier eine gute Aufenthaltsqualität bietet. Dazu gehören die Brücke mit Wasserfall und die gute Zugänglichkeit des Bachlaufs, die den Ort auch für Kinder attraktiv machen. Die ehem. Schule neben der Kirche wurde als Haus der Generationen vorbildlich saniert und bildet mit der Kirche ein reizvolles Ensemble. Der Neubau eines DGH mit großer Freifläche wurde bereits begonnen. Die ehemalige Bahnstrecke wurde zu einem Radweg umfunktioniert. Eine bemerkenswerte, originelle Idee ist die Aufstellung der ehemaligen Bahnfiguren als Informationsträger. Im Übrigen ist die Gestaltung der öffentlichen Freiflächen wohltuend zurückhaltend. Bei Projekten wie der DGH- Neubauplanung wurde ein qualifizierter Planer beauftragt. Privater Bereich Mehrere Wohngebäude wurden in jüngster Zeit erneuert und bezogen. Die außerhalb gelegene Aumühle wurde zu Wohneinheiten umgebaut und damit erhalten, hier gibt es sogar eine eigene Stromerzeugung. Ein Lokschuppen wurde ebenfalls privat in ein Wohnhaus umgebaut. Die Freiflächen sind weitestgehend dorftypisch gestaltet, übertriebene Baumarktmodernität hat noch keine Spuren hinterlassen. Grüngestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Wahlshausen ist ein lebendiger Ort, der sich durch eine aktive und geschmackvolle Grünentwicklung auszeichnet. Öffentliche Räume, wie der Platz an der Aula, die Bereiche, in denen die Infotafeln aufgestellt sind, das Umfeld des Back-, Feuerwehr- und Mehrgenerationenhauses sowie der (Wasser-)Spielplatz sind klar und funktional strukturiert. Bemerkenswert ist die diverse Nutzung von Natursteinmaterialien als Pflaster, Treppen, Kiesbeet, Mauern, Wälle, Zaunpfosten, Sitzgelegenheit und Brunnensäulen. Optisch aufgelockert werden die Natursteinarrangements durch Pflanzinseln, die mit pflegeextensiven Bodendeckern, Stauden und Bäumen ausgestattet sind. Als (Brücken-)Geländer und im Bereich der Umzäunung wurden vor allem Edelstahlelemente eingesetzt. Holz taucht als Mulchschicht in den Beeten und in der Beschilderung auf. Durch die konsequente Umsetzung dieses gestalterischen Konzeptes entsteht der Eindruck, dass jedes Material in Wahlshausen einen bestimmten Zweck erfüllt.. Wie in einer funktionierenden Dorfgemeinschaft greift auch in der Gestaltung ein Zahnrad in das andere und führt zu einem harmonischen Gesamtbild. Zu erwähnen sind auch die traditionellen Komponenten. Ganz dorftypisch sind z. B. die erneuerte Hainbuchenhecke am Friedhof, die Lindenallee entlang der Aula, die schmiedeeisernen Tore und die Staketenzäune. Privater Bereich In manchen privaten Gärten und Hofflächen waren noch ungemähte Flächen bzw. Randbereiche zu finden. Diese Bestände haben einen entscheidenden Einfluss auf die innerörtliche Biodiversität. Sie sind Habitate für verschiedene Pflanzen und Tiere, darunter auch Nützlinge wie Wildbienen, Hummeln, Florfliegen und Marienkäfer. Gleiches gilt für die Trockensteinmauern, die auf einigen Grundstücken vorhanden sind und den, durch die Anrainer gepflegten, Uferrandstreifen der Aula. Die an der Aula gelegenen Nutzgärten werden gemeinschaftlich bewirtschaftet. Die Zäune zwischen den einzelnen Parzellen wurden abgebaut, sodass sich die Gärten zunehmend auch als Begegnungsräume entwickeln konnten. Die leerstehenden alten Fachwerkhäuser sind unter ökologischen Gesichtspunkten durchaus positiv zu bewerten. Auch wenn der Leerstand bzgl. der Dorfentwicklung eine nicht ganz optimale Situation darstellt, so sind die offenen Dachstühle doch ein potentieller Lebensraum für Fledermäuse, Schwalben, Eulen und viele andere bedrohte Tierarten. Begünstigt wird deren Ansiedlung auch durch die im Dorf noch vorhandene kleinstrukturierte Landwirtschaft mit Tierhaltung. Diese leistet in Wahlshausen auch einen großen Beitrag zur Umweltbildung. Ganz selbstverständlich werden Dorfkinder in die Arbeitsabläufe des Betriebes integriert. Dies ist besonders charmant und erwähnenswert, da die

31 60 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe B 61 Funktion. Die Sukzession des Gleisbettes wird toleriert und damit die Entstehung eines vielfältigen Biotopes gefördert. Neben der ehemaligen Eisenbahnbrücke, an der direkt der Bahnradweg Rotkäppchenland vorbeiführt, wurde eine Wildblumenmischung ausgesät. Zur optischen, aber auch ökologischen Ergänzung wurde in unmittelbarer Nähe ein Insektenhotel errichtet. An Veranstaltungstagen wie dem Backfest, werden hier Hinweisschilder aufgestellt, um vorbeifahrende Fahrradfahrer einzuladen. Untypische Gehölze, wie bspw. Koniferen, wurden gefällt und an anderer Stelle Streuobstbäume neu angepflanzt. Eine Tafel weist auf die Verwendung alter Obstsorten hin. Der Unteraufwuchs wird extensiv genutzt und mittels Beweidung gepflegt. Durch die Nähe zur Aula ist die Wasserversorgung der Bäume gewährleistet. Außerdem entsteht so ein vielfältiger Lebensraum für unterschiedliche Pflanzen und Tierarten. Vorstellung der Teilnehmerorte der Gruppe B Bewertungsprotokolle und Bilder Asbach (Bad Hersfeld) Dickschied (Heidenrod) Drommershausen (Weilburg) Großseelheim (Kirchhain) Oedelsheim (Oberweser) Aktionen spontan und ohne organisatorischen Rahmen bestimmter Projekte durchgeführt werden. Auch hier wird einmal mehr das außerordentliche Engagement der Wahlshäuser im Hinblick auf den Erhalt einer aktiven und lebendigen Dorfgemeinschaft deutlich. Dorf in der Landschaft Wahlshausen liegt sehr idyllisch umgeben von Feldern, Wiesen und Wäldern, mitten im oberen Aulatal. Der Landschaftsraum ist reich strukturiert und topografisch abwechslungsreich. Ein Standort, der die typischen Merkmale des nordhessischen Berglandes vereint. Die stillgelegte Bahnstrecke, die am Rand des Dorfes vorbei führt, hat heute vor allem eine ökologische Schmittlotheim (Vöhl) Ulfen (Sontra) Willingshausen (Willingshausen)

32 62 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Asbach 63 ASBACH Teilnahmeort: Asbach Gemeinde/Stadt: Bad Hersfeld Landkreis: Hersfeld-Rotenburg Einwohner: Gemarkung: 582 ha Allgemeine Entwicklung Lage: Asbach liegt im Fuldatal und ist zu einem großen Teil von Wald umgeben. Benachbarte Orte sind der Eichhof im Nordosten, Kohlhausen im Osten, Kerspenhausen im Südosten und Beiershausen im Süden. Der Stadtteil ist über die Bundesstraße 62 erreichbar, die Bad Hersfeld und Niederaula verbindet. Durch Asbach verläuft die Knüllwaldbahn. Der Asbach (mundartlich auch die Bach) entspringt oberhalb von Asbach, durchfließt den Ort und mündet in die nahe Fulda. Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Die Stadt Bad Hersfeld wurde 2011 als Förderschwerpunkt der Hessischen Dorfentwicklung anerkannt und erstellte ein gemeinsames integriertes kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) mit den Stadtteilen Asbach, Beiershausen und Kohlhausen. Der Prozess dauerte ein Jahr. Man hat verschiedene Handlungsfelder, Ziele und Strategien benannt. Dafür werden mehrere Arbeitskreise unterhalten, in denen Asbacher Bürger mitwirken. Die Zusammenarbeit zwischen Ortsbeirat, Bürgern und Vereinen ist gut, es bestehen zahlreiche gegenseitige Mitgliedschaften. Gleichfalls besteht ein Netzwerk zwischen Ortsteil, Gemeinde und Kreis und wird gelebt. Asbach liegt nur acht Kilometer von Bad Hersfeld entfernt. Hinzuweisen ist auf eine Fachabteilung der Stadt Bad Hersfeld mit dem Titel Generationen. Dieser Fachbereich ist zuständig für Jugendliche, Kinder und Senioren. Die Bürger Asbachs setzen sich mit den Folgen des demografischen Wandels aktiv auseinander. Die Stadt Bad Hersfeld hat seit dem Jahr 2004 keine neuen Baugebiete mehr ausgewiesen und setzt schon seit zehn Jahren bewusst auf Innen- vor Außenentwicklung. Trotz des Bevölkerungsrückgangs Bis 18 Jahre: Jahre: 680 Über 60 Jahre: 361 Homepage: asbachhef.jimdo.com/ Mitglied der LEADER-Region Hersfeld-Rotenburg Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) (minus 7,5 %) gibt es wenig Wohngebäudeleerstand. Ein Leerstandskataster liegt vor. Kommunale Gesamtentwicklung Für den Stadtteil Asbach sind eine Friedhofssatzung, eine Gestaltungssatzung und eine Baumschutzsatzung vorhanden. Weiterhin gibt es einen rechtskräftigen Flächennutzungsplan sowie Bebauungspläne. Von städtischer Seite wurde eine Richtlinie zur energetischen Altbausanierung in Kraft gesetzt. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Das ÖPNV Angebot ist in erster Linie auf die Schülerbeförderung ausgerichtet. Der Ort gehört zur LEADER- Region Hersfeld-Rothenburg. Im Rahmen der Dorfentwicklung soll die Mobilität älterer Menschen verbessert werden. Möglicherweise wird dieses Vorhaben im Rahmen eines LEADER-Projektes umgesetzt. Im Ort gibt es eine Grundschule. Weiterführende Schulen befinden sich in Bad Hersfeld und Fulda. Weiterhin vorhanden ist eine kommunale Kindertagesstätte mit U3-Betreuung. In Bad Hersfeld besteht ein umfangreiches Arbeitsplatzangebot. Durch die ICE-Anbindung in Bad Hersfeld fahren Pendler von Asbach aus bis nach Frankfurt und Würzburg zur Arbeit. Im Ort selbst gibt es 432 Arbeitsplätze. Leitbild Dörfliche Identität Ein Leitbild wurde im Rahmen der Dorfentwicklung von den drei beteiligten Ortsteilen (siehe oben) erstellt. Die Dorfentwicklung wird stark von Einzelnen gesteuert. Kinder und Jugendliche haben (noch) wenig Entfaltungsmöglichkeiten. Dies gilt es zu verbessern. Der Umgang mit dem demografischen Wandel, von Seiten der Stadtverwaltung, ist innovativ (Aufgaben in der Stadtverwaltung generationsübergreifend). Das Leerstandkataster sollte laufend fortgeführt und zur Vermarktung genutzt werden. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Es findet eine Schrumpfung und Überalterung statt. Es gibt ein vernünftiges Konzept der Innen- vor Außenentwicklung was auch in Hinblick auf die großen Hofreiten sinnvoll ist. Der Ort kooperiert gut mit Stadt und Landkreis und Nachbarorten. Der Ort ist geprägt von kontinuierlichem bürgerschaft - l ichen Engagement und Elementen der Bürgerbeteiligung. Positiv ist, dass der Ort über die Entwicklung eines Dorfentwicklungskonzeptes gemeinsam mit 2 Nachbarkommunen neue Impulse bekommt (Motto Gemeinsam eigenständig entwickeln! ). Über die Bündelung der ehrenamtlichen Aktivitäten über einen längeren Zeitraum bestehen noch Weiterentwicklungspotenziale dafür ist die geplante Koordinierungsstelle für Freiwillige eine gute Idee. Positiv ist auch die Vergabe von kommunalen Geldern an Kleinstvorhaben, da sonst oft gerade die wichtigen Kleinstvorhaben von Finanzierungshilfen ausgeschlossen werden. Kulturelle Vielfalt Der NABU ist sehr aktiv und hat hoch qualifizierte Ehrenamtliche. Über eine sehr gute Jungbläserausbildung hat eine Verjüngung des evangelischen Posaunenchores stattgefunden. Die evangelische Kirchengemeinde ist aktiv und stark vernetzt mit den örtlichen Vereinen. Besonderheiten wie die sehr aktive Renovierung der alten Kirchenuhr erfüllen die Bewohner zu Recht mit Stolz. Es gibt diverse Vereine, z. B. den Männergesangsverein und den Frauenchor, die zusammen auftreten. Es gibt eine Kirchenchronik sowie eine privat erstellte Chronik (hauptsächlich lokale Kriegsberichterstattung). Soziales Gefüge Die Schule ist sehr gut im Ort vernetzt (Vereine, Stadtjugendpflege, Schulgarten mit dem Obst- und Gartenbauverein ). Es gibt funktionierende Nachbarschaftshilfe. Projekte wie der Umbau des DGH bieten weitere Begegnungsmöglichkeiten. Positiv sind dezidierte Sozialprojekte wie das Programm Gemeinsam gegen Armut und Einsamkeit. Kindern wird von der Feuerwehr die Nutzung und Pflege der Streuobstwiesen nahegebracht, ein Schulgarten dient zur Veranschaulichung des Nutzgärtnerns für Kinder. Wirtschaftliche Initiativen Bemerkenswert sind die vielen Arbeitsplätze vor Ort. Sonderunternehmen wie Fresenius bieten sowohl ein breiteres Spektrum an unterschiedlich qualifizierten Arbeitsplätzen als auch Ausbildungsplätze und agieren als großzügige Sponsoren. Für die meisten landwirtschaftlichen Betriebe gibt es keine Nachfolge. Jugend im Dorf Kinder werden bei der Präsentation und bei der Entwicklung von Zukunftsszenarien des Ortes stark berück-

33 64 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Asbach 65 sichtigt. Sie konnten Wünsche wie andere Spielmöglichkeiten äußern und werden als Botschafter eingesetzt (Ideenbaum in der Schule). Es gibt für Kinder bis zum Jugendlichenalter diverse Angebote (z. B. auch der Jugendfeuerwehr). Danach zieht allerdings eher die Kreisstadt Bad Hersfeld. Durch eine gute Busanbindung haben die Jugendlichen eine ausreichende Mobilität. Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist leider kaum erkennbar. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Es gibt einen jungen aktiven Posaunenchor. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen keinen eigenen Jugendraum, nur den Kindern einen Kinderraum. Es gibt trotz Jugendpfleger kein festes Programm/Angebot. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Arbeit der Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist kaum vorhanden. Baugestaltung und -entwicklung werten das Erscheinungsbild auf, sie dienen auch der optischen Gliederung des Schulhofes in verschiedene Funktionsbereiche (Eingangsbereich, Bewegungsbereich, Ruhebereich). Die Integration weiterer natürliche Elemente wie der große Baumstamm und die Natursteinmauer können funktional zum Klettern, Balancieren oder Ausruhen genutzt werden und bilden ein schlüssiges naturnahes Gestaltungskonzept. Positiv ist auch, dass das Insektenhotel nicht nur mit den Kindern zusammen gebaut wurde, sondern auch einen festen Platz direkt auf dem Schulhofgelände erhalten hat. Somit haben die Kinder täglich uneingeschränkten Zugang und können auch aus eigener Initiative heraus Veränderungen z. B. im Jahresverlauf wahrnehmen. Auch der Friedhof ist ein schönes Beispiel für eine gelungene Grüngestaltung im öffentlichen Bereich. Er bäume in der Einfahrt etc). Hervorzuheben sind die Bemühungen der Bewohner um die innerörtliche Ansiedelung von Wildtieren. In alten Scheunen und speziell installieren Nistplätzen haben sich Turmfalken, Schleiereulen und Fledermäuse niedergelassen. ders positiv ist, dass bereits die Kleinen in den Pflegeschnitt eingewiesen werden und so das obstbauliche Know-how nachhaltig erhalten bleibt. Etwas Besonderes ist auch die am Dorfrand stehende Pappel. Als Solitärbaum prägt sie das Landschaftsbild und ist Teil der dörflichen Identität. Bestärkt wird dieser Eindruck auch dadurch, dass sie ein beliebtes Motiv beim Malwettbewerb der Schulkinder: Ich male mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt, war, bei dem die Kinder zeichnen sollten, wie sie das Dorf sehen, was ihnen besonders gut gefällt und welche Zukunftsideen sie haben. Öffentlicher Bereich Asbach hat einen gut erhaltenen Ortskern, der sich durch einen relativ intakten Ortsrand mit Scheunenzone auszeichnet. Für den öffentlichen Bereich ist eine Gestaltungssatzung vorhanden und zeigt das vorhandene Bewusstsein für eine einheitliche Gestaltung. Das Gewerbe ist ebenfalls dazu verpflichtet, sich an diese Satzung zu halten (Werbesatzung). Der Friedhof mit Allee und schöner Kapelle ist gut gestaltet. Das Neubaugebiet wurde bewusst durch einen Acker vom alten Ortskern abgetrennt. Die Öffnung des Bachlaufs ist ein interessanter städtebaulicher Ansatz. Dorf in der Landschaft Asbach erstreckt sich im Westen entlang der Ausläufer des Grenzebergs und des Kielsbergs, zwischen denen der namensgebende Asbach fließt. Im Osten wird die Landschaft durch die Fuldaaue geprägt. Die umliegenden Flächen werden größtenteils ackerbaulich genutzt. In der Gemarkung finden sich einige Strukturelemente (Hecken- und Gehölzstrukturen) und Streuobstbestände. Die Pflege und Verjüngung der Streuobstbestände wird von der freiwilligen Feuerwehr übernommen. Beson- Privater Bereich Die Bauernhöfe und die Scheunenzonen fallen positiv auf. Einige Bauernhöfe sind beispielhaft gestaltet. Es gibt traditionelle Obstgärten. Es laufen gegenwärtig zahlreiche private Projekte. Ein Bewusstsein für das historische Erbe ist vorhanden. Einige Gebäude mit alten Materialien, z. B. Dachziegel, sind erhalten. Man wirkt dem Leerstand durch aktives Zugehen auf die Hofbesitzer entgegen. Grüngestaltung und Grünentwicklung Besonders hervorzuheben hinsichtlich der Grüngestaltung im öffentlichen Bereich ist der Schulhof der Kolibrischule. Die schön entwickelten Laubbäume (Linde, Eiche, Ahorn) spenden nicht nur Schatten und besticht vor allem durch klare Strukturen, die das Augenmerk auf die prächtigen Birken lenken, die eine sehr angenehme und dem Ort angemessene Stimmung verbreiten. Ein Projekt zwischen öffentlichem und privatem Bereich ist der Schulgarten. Nach dem Vorbild traditioneller Bauerngärten werden hier typische Kulturpflanzen (Kartoffeln, Erbsen, Erdbeeren etc.) von den Kindern angebaut. Die Gliederung der Beete, der Gartenweg und auch der Gartenzaun sind dabei absolut authentisch. In einigen Privatgärten finden sich schöne Beispiele für Fassadenbegrünungen z. B. mittels Spalierobst und Kletterrosen. Die Innenhöfe der Hofreiten sind größtenteils funktional gestaltet. Teilweise werden traditionelle Baustoffe verwendet (z. B. Kopfsteinpflaster, Natursteinmauer) und auch die Begrünung entspricht dem Bild dorftypische Hofreiten (Beete mit Ringelblumen, Haus-

34 66 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Dickschied 67 DICKSCHIED Teilnahmeort: Dickschied Gemeinde/Stadt: Heidenrod Landkreis: Rheingau-Taunus-Kreis Einwohner: 475 Gemarkung: 686 ha Lage: Dickschied liegt im westlichen Hintertaunus. Mit Hilgenroth und Nauroth liegt es auf einem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Höhenzug im nordöstlichen Wispertaunus hoch über dem Wispertal im Osten und dem Herzbach, einem rechten Zufluss der Wisper im Westen. Dickschied ist der südlichste der drei Ortsteile. Der Ort ist umgeben von ausgedehnten landwirtschaftlichen Flächen, die von teilweise steil abfallenden bewaldeten Talhängen umrahmt sind. Die räumliche Nähe zu den Naherholungsgebieten Rheingau und Mittelrhein, zur Loreley, sowie zum Aar- und Lahntal einerseits und zum wirtschaftlich starken Rhein-Main-Gebiet andererseits tragen erheblich zum Wohnwert des Ortsteiles bei. Allgemeine Entwicklung Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Die Zusammenarbeit zwischen Kommune, Ortsbeirat und Bewohnern von Dickschied wird an der Verschneidung von Ortsbeirat und gemeindlichen Gremien, aber auch dem auf Gemeindeebene erstellten Leitbild, an dem auch Dickschieder beteiligt waren, deutlich. Die Kommune hat insgesamt 19 Ortsteile. Heidenrod-Dickschied ist Mitglied der LEADER-Region Taunus. Im Rahmen des neuen LEADER-Entwicklungskonzeptes ist der Ort mit dem Startprojekt Premiumwandern im Wispertaunus eingebunden. Hauptelement des Projektes ist ein Wanderweg, der die Weltkulturerben Mittelrheintal und Limes verbindet. Das Instrument Bürgerentscheid wird als Meinungsbildungsinstrument der Kommune genutzt, so geschehen beim Thema Wasserversorgung und Windkraftanlagen. Der Bevölkerungsrückgang ist mit 2,86 % in den letzten 15 Jahren überschaubar. Ein Zuzug junger Familien, um die sich Dickschied aktiv bemüht, ist zu verzeichnen. Kommunale Gesamtentwicklung Die Fortschreibung des kommunalen Flächennutzungsplans ist in Vorbereitung und ein Bebauungsplan Bis 18 Jahre: Jahre: 294 Über 60 Jahre: 154 Homepage: Mitglied der LEADER-Region Taunus Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) vorhanden. In der Nähe des Ortes wird es demnächst 5 Windkraftanlagen geben. Die Nutzung von Solarenergie mittels Photovoltaik ist auf geeigneten Dächern verbreitet. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Von besonderer Bedeutung ist das Gemeinschaftszentrum Dickschied mit Kindertagesstätte, Spielplatz, Jugendclub, FFW, Ortsgericht und Seniorenclub. Der 2015 mit dem Qualitätssiegel Hessischer Bewegungskindergarten ausgestattete Kindergarten Wirbelwind, in dem 45 Kinder in drei Gruppen betreut werden, ist aufgrund seiner naturnahen Ausrichtung (z. B. Waldtage) besonders zu erwähnen. Es bestehen Angebote für Senioren und Kinder, gleichermaßen existieren eine Reihe von Vereinen. Besonders zu erwähnen ist die romanische Wehrkirche aus dem 13. Jahrhundert, die von einer sehr schönen Friedhofsmauer aus Dickschieder Schieferstein umgeben ist. Die Breitbandversorgung vor Ort ist gut, der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur wurde vom Land Hessen gefördert. Bereits jetzt ist klar, dass der Ausbau der LTE-Technik demnächst realisiert wird. Neben dem ÖPNV existiert ein Rufbus, der auf Vorbestellung zusätzlich im ÖPNV eingesetzt wird. Leitbild Dörfliche Identität Zu erwähnen ist die aufwändige, von der Dorfgemeinschaft getragene, Vorbereitung und Durchführung des Dorfwettbewerbs. Der Ort hat eine eigene Homepage mit dem Namen die von der Schriftführerin des Ortsbeirates erstellt wurde und mit Engagement und Leidenschaft auf aktuellem Stand gehalten wird. Der Ort nimmt auch an weiteren Wettbewerben (z. B. Dorfmitte ) teil. Das ehrenamtliche Engagement ist erheblich. Informativ ist die Begrüßungsmappe für Neubürger, mit der diese über den Ort informiert werden. Weitere Vorhaben sind bereits angedacht bzw. werden konkretisiert. Beachtlich sind der Fond Bürgerschaftliches Engagement und das Projekt Honorierung von übernommenen Arbeiten durch die Dorfgemeinschaft, die die Gemeinde aufgelegt hat und mit denen ehrenamtliche Engagements wertgeschätzt und gewürdigt werden. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Die Bevölkerung ist stabil und nicht überaltert. Es gibt eine Rückkehr ehemaliger Dickschieder für die Familienphase. Eine gute Idee ist ein kommunaler Fond Bürgerschaftliches Engagement und eine Anerkennungskultur für dasa Ehrenamt z. B. durch Bauten mit Gedenktafeln. Positiv ist auch die Anwendung des Instrumentes Bürgerentscheid. Kulturelle Vielfalt Es gibt diverse kulturelle Angebote vom Reitverein mit Angeboten der Reittherapie bis hin zu einem kleinen Männerkochclub oder einem aktiven Sportverein. Auffallend ist der Heimatstolz z. B. auf das eigene Dorfwappen. Eine Besonderheit des Ortes ist die Alte Wehrkirche, die stark vom Dorf unterstützt wird z. B. beim Guss einer neuen Kirchenglocke. Es gibt eine Ortschronik. Die Jahresfeste werden sehr aktiv begangen. Es gibt historische Dorfrundgänge und ein Kochbuch mit z. T. historischen Rezepten etc. Das ungewöhnlich erfolgreiche Männerballett ist sogar auf überregionaler Ebene aktiv. Die örtliche Musikgruppe Quertbeet, die sehr aktive Freiwillige Feuerwehr und die Kerbegesellschaft sind mit ihrem Programm bemerkenswert. Das DGH wird, dank der KiTa und des Gymnastikclubs, mit p.a. über 400 Belegungen sehr gut genutzt. Soziales Gefüge Die Dorfgemeinschaft wird gepflegt. Es gibt eine gute Verbindung der evangelischen Kirchengemeinde zu den Vereinen etc. Es gibt nette Nachbarschaftshilfe wie die regelmäßige Abholung von Medikamenten aus der 12 km entfernten Apotheke. Wirtschaftliche Initiativen Für einen kleinen Ort gibt es vergleichsweise viele Arbeitsplätze. Hinzu kommt ein großzügiges Sponsoring durch die Jagdgenossenschaft. Es besteht ein guter Breitbandanschluss, der auch kleinen Unternehmen die Standortentscheidung für Dickschied ermöglicht. Das touristische Potential der Wisperregion wird evtl. erst jetzt richtig erkannt über die Beteiligung an Wanderwegekonzeptionen etc. diesen Prozess gilt es fortzusetzen. Eine Besonderheit ist der Falkenhof mit besonderen Formen der Nutztierhaltung und Fleischverarbeitung. Jugend im Dorf Sehr gutes Angebot durch kostenloses Bewerbungstraining für Jugendliche durch einheimische Trainer. Die Kita hat ein sehr positives Eigenprofil als Bewegungskindergarten mit zusätzlichen Angeboten aus den Bereichen Umweltpädagogik. Die Kerbegesellschaft aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist sehr erfolgreich nach ihrer Neugründung Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen gut genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist allerdings kaum zu erkennen. Die offene JA der Ge-

35 68 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Dickschied 69 meinde bietet den Jugendlichen einen sehr gut ausgestatteten Jugendraum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugendvertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche breitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Kerbegesellschaft und der Feuerwehr. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Herausragend ist die denkmalgerechte Erhaltung der wertvollen alten Wehrkirche mit ihrem malerischen Kirchhof. Besonderer Wert wurde auf den Bestand der alten Trockenmauer mit schönem Bewuchs gelegt. Viele Funktionen vereint das großzügig geplante, moderne DGH in sich mit Kindergarten, Jugend- und Altentreff und Feuerwehr. Es enthält gut nutzbare Räumlichkeiten und Außenräume für verschiedene Aktivitäten. Die museale Erhaltung der alten Feuerwehrspritze ist eine Bereicherung des Geländes an der Kirche. Privater Bereich Herausragend ist die Erhaltung der alten Schmiede. Gesamtanlage: Espenschieder Weg 2-14, 3, 5, 9 Zum Wispertal 20, 22 Dorfstraße mit Bebauung; Ortserweiterung des 19. Jh. einschließlich mittelalterlicher Kirche mit Kirchhof, Resten der Kirchhofmauer und Torbau. Die geradlinig und breit angelegte Straße stellt die Verbindung zwischen dem alten Ortskern (an der Straße Zum Wispertal) und der früher außerhalb gelegenen Wehrkirche her. Traufständige, einheitliche Wohnhäuser kleiner Hofreiten ergeben in durchgängiger Bauflucht und gleichmäßigen Abständen das Bild einer planmäßigen Ansiedlung. Geringfügige Variationen sind durch spätere Veränderungen entstanden. Die Scheunen wurden parallel angeordnet (vgl. GA Aarbergen-Rückershausen um 1860). Eine weitgehend originale Erscheinung bietet Haus Espenschieder Weg 6 mit Verschieferung bzw. Verputz der als Fachwerkkonstruktion errichteten Fassade, Fenster mit Sprossenteilung, Klappläden, Holzgewände in Giebelform. Damit repräsentiert das Wohnhaus den verbreiteten Biedermeiertypus um die Mitte des 19. Jh. in verkleinerter, hier von fünf auf drei Achsen reduzierter Form. Am Ortsrand wurden mehrere Alleen gepflanzt (Wildkirschen, Linden und Kastanien). Bemerkenswert ist, dass das Pflanzgut zum Teil selbst gezogen und veredelt wird. Die Straßenzüge sind zum Teil relativ eng, sodass es nur wenig Platz für eine Grüngestaltung des Verkehrsraums zu geben scheint. Während der Begehung wurden einige besondere Privatgärten vorgestellt. Die Schwerpunkte liegen weniger auf den traditionellen Nutzgärten, sondern mehr im Bereich gartenarchitektonische Besonderheiten und ökologische Gartengestaltung. Insbesondere im Bereich der ökologischen Gartengestaltung ist die Umsetzung hervorragend und spricht für das hohe Engagement und die Fachkompetenz der Besitzer. Neben der gestalterischen und ökologischen sind auch die sozialen Aspekte des Gärtners im Bewusstsein der Bevölkerung verankert. So wird zum Teil auf Zäune verzichtet oder es werden Gartenpforten zum Nachbar installiert. Es finden sich aber auch traditionelle Grundstücksabgrenzungen wie Staketenzäune oder Hecken aus heimischen Gehölzen wie Wildrosen, Holunder und Haselnuss. Als Hof- und Gartenbäume sind vor allem Linden und Obstgehölze vorhanden, die sich in einem guten Pflegzustand befinden. Besonders grün zeigt sich die Lindenallee, zu der auch die 400 Jahre alte Dorflinde zählt. Dorf in der Landschaft Dickschied liegt im Taunus, etwa 420 m ünn. Angrenzend an das Dorf befinden sich landwirtschaftliche Nutzflächen, die im weiteren Verlauf von Wald eingerahmt sind. Am Dorfrand wurden die oben beschriebenen Alleen gepflanzt. Wert gelegt wird auf gut ausgebaute Wege, die es auch Menschen mit Gehilfen oder Familien mit Kinderwagen ermöglichen, Ausflüge in die nahe Natur zu unternehmen. In diesem Zusammenhang ist auch das Projekt Premiumwandern im Wispertaunus von großem Interesse für die Dorfbewohner. Grüngestaltung und Grünentwicklung Die Wehrkirche von Dickschied ist nicht nur das Wahrzeichen des Dorfes, sondern nimmt, nicht zuletzt wegen der historischen Mauer, auch eine herausragende Stellung bzgl. der Grüngestaltung im öffentlichen Bereich ein. Die Schwarzdornhecken entlang der Kirchenmauer wurden von den Dorfbewohnern entfernt. Durch diese Maßnahme kommt die Natursteinmauer deutlich besser zu Geltung. Des Weiteren kann sie sich besser in der Sonne erwärmen und wird verstärkt belüftet, sodass sich typische Mauerpflanzen besser entwickeln können. Lobenswert ist auch die Installation eines Nistkastens für Turmfalken im Kirchturm. So können die Tiere ungestört ihre Nachzucht pflegen und gleichzeitig werden Verunreinigungen des Glockenraums vermieden.

36 70 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Drommershausen 71 DROMMERSHAUSEN Teilnahmeort: Drommershausen Gemeinde/Stadt: Weilburg Landkreis: Limburg-Weilburg Einwohner: 507 Gemarkung: 496 ha Lage: Das Straßendorf liegt im nordöstlichen Taunus (östlicher Hintertaunus), 3,9 km nordöstlich der Weilburger Kernstadt im Grundbachtal, einem Seitental der Lahn. Durch Drommershausen führt die Kreisstraße 412. Der Ort selbst liegt auf 202 bis 245 Metern Höhe, während das Gelände im Norden der Gemarkung auf bis zu 309 Meter ansteigt. Bis 18 Jahre: Jahre: 279 Über 60 Jahre: 138 Homepage: Drommershausen Allgemeine Entwicklung Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Die Drommershäuser eint ein starkes WIR-Gefühl. Der Ort ist breit aufgestellt, das ganze Dorf ist beim Ortsrundgang auf den Beinen und sehr gut vorbereitet. Innerhalb der letzten 15 Jahre wuchs Drommershausen um 1,4 %. Es gibt so gut wie keinen Leerstand eine Reihe von Neubürgern sind in den letzten Jahren zugezogen. Im Ort gibt es leider kaum Möglichkeiten, Wohnraum zu mieten. Die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Ortsbeirat, Bewohnern und örtlichen Vereinen ist deutlich spürbar. Kommunale Gesamtentwicklung Drommershausen hat früh auf die Stärkung des Ortskerns, auf den Zuzug junger Familien und dadurch auf die Vermeidung und Beseitigung von Leerständen gesetzt. Die Nutzung von Bausubstanz im Ortskern wird vorangetrieben, es wird kein neues Baugebiet ausgewiesen. Hinsichtlich der baulichen Entwicklung gibt es eine Gestaltungsleitlinie. Auf gesamtkommunaler Ebene gibt es ein Stadtentwicklungskonzept (Stadtentwicklungskonzept der Stadt Weilburg: Masterplan 2010/11). Der Ort gehört zur LEADER-Region Limburg- Mitglied im Regionalforum Limburg-Weilburg Ausgezeichnet mit dem 3. Platz der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) und dem Sonderpreis Jugend im Dorf Weilburg. Die Nutzung von Solarenergie mittels Photovoltaik ist größtmöglich realisiert, z. B. auf der Turnhalle und dem DGH. Die Sporthalle wird zudem mit Festbrennstoffen (Pellets) beheizt. In der Nachbarkommune Braunfels sind drei Windkraftanlagen geplant. Die Bürgerschaft Drommershausens engagiert sich gegen dieses Vorhaben. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Mit 62 Beschäftigungen existiert ein relativ hoher Anteil an örtlichen Arbeitsplätzen, insbesondere handelt es sich dabei um selbständige Kleinunternehmer. Es gibt zwei Vollerwerbslandwirte. Kindergarten und Krabbelgruppe sind im Ort vorhanden, außerdem eine örtliche Grundversorgung auf Rädern. Die DSL-Anbindung ist suboptimal, jedoch werden derzeit Breitbandkabel im Ort verlegt. Die vielen sozialen Aktivitäten sind geprägt durch die sportliche Jugendarbeit, an der auch viele Kinder aus Nachbarorten teilnehmen. Weitere Ortsvereine sind aktiv, darunter die Mädchen und Burschenschaft. Bemerkenswert ist die Zusammensetzung der Feuerwehr, von 12 Mitgliedern sind 9 Mädchen. Der Umgang mit Jugendlichen ist aufgeschlossen und wertschätzend. Dem Ort werden in Kürze 15 Flüchtlinge zugewiesen, der Ort steht dem sehr positiv gegenüber. Zwei Bürger unterstützen das Projekt in besonderer Weise. Leitbild Dörfliche Identität Das strategische Denken hat sich in Drommershausen mittlerweile verstetigt. Das betrifft viele Vorhaben, z. B. auch die Einbindung von Neubürgern. Eine Initiative soziale und kulturelle Grundversorgung befindet sich im Aufbau. Im Ort gibt es ein eigenes Informationsmedium, den Drommi-Boten (210 Exemplare alle 3 Monate), außerdem eine Facebook-Seite und aktuelle Aushänge. Der Ort hat bereits zum 4. Mal am Freiwilligentag teilgenommen und konnte hierfür viele Bürger mobilisieren. Katholische und evangelische Christen hielten bisher ihren Gottesdienst in der selben Kirche ab. Katholische Christen nutzen mittlerweile die katholische Kirchen in Löhnberg bzw. Weilburg. Der Dorfwettbewerb hat neue Kräfte in Drommershausen mobilisiert. Die Atmosphäre von Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung ist auch bei unterschiedlichen Lebensmodellen spürbar. Der Ort hat überzeugt und sich zukunftsfähig aufgestellt. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Der Ort hat eine stabile Bevölkerungszahl und ist vergleichsweise jung. Der erhebliche Zuzug von Familien ist bereits ein Erfolg der Profilbildung Kinderfreundlichkeit des Ortes. Die Kinderfreundlichkeit zeigt sich an vielen Kleinigkeiten wie offene Gärten (ohne Zäune) zwischen Mehrfamilienhäusern, eine sehr schönen Erneuerung des Spielplatzes mit viel Eigenarbeit und Verwendung von Preisgeldern, einem Kinderchor, Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Großfamilien, einer schönen KiTa mit Umweltpädagogik etc. Die KiTa arbeitet insgesamt progressiv, u.a. nach dem Berliner Eingewöhnungsmodell und scheint bestens mit dem Ort vernetzt. Es wurden Familienfotos der Zuzüge gesehen eine schöne Idee. Insgesamt kamen Kinder und Jugendliche bei der Präsentation an vielen Stellen selbstsprechend vor ein positives Signal an Zutrauen in die jüngeren Akteure. Es gibt eine unkomplizierte, freundliche, aber gezielte Integration von Neubürgern. Sehr positiv zu verzeichnen ist, dass es in Drommershausen eine langfristig angelegte integrierte Dorfentwicklungsstrategie gibt (sozial, kulturell, wirtschaftlich) und das, obwohl bisher kein offiziell geförderter Dorfentwicklungsprozess stattgefunden hat. Zu dieser Gesamtstrategie gehört z. B., dass auf Neubaugebiete verzichtet wird und stattdessen eine Stärkung des Ortskerns vorgenommen wird. Diese Strategie wird zusätzlich sehr gut verständlich öffentlich kommuniziert. Es ist beeindruckend, dass der Dorfentwicklungsprozess sowohl von einigen sehr starken Persönlichkeiten mit hoher Fachkompetenz als auch von der breiten, aktiven Bevölkerung getragen wird eine gute Mischung. In Fragebogenaktionen wurden und werden Bedürfnisse der Drommershäuser erfragt. Kulturelle Vielfalt Die Brauchtumspflege ist sehr gut. Es gibt z. B. eine ausführliche, qualitativ hochwertige Ortschronik. Elemente wie ein Offener Bücherschrank und eine offene Begegnungsstädte im Dorfkern sind einfache, gute Ideen, durch die die soziale Überschaubarkeit des Ortes funktioniert. Eltern singen im Kinderchor mit. So werden weniger singfreudige Erwachsene an den Chorgesang herangeführt. Daneben sind weitere Teilaspekte hervorzuheben, die u. a. der Verjüngung des Chores dienen. Das eigene Logo, der Drommi, ist im Rahmen des Dorfjubiläums 1997 entstanden.

37 72 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Drommershausen 73 Entwickelt wurde er in einem Schulprojekt. Durch ihn wirkt der Ort authentisch. Bei der Kirmes wird auch ein Kinderfest organisiert, zur 800-Jahrfeier organisierten die Burschen- und Mädchenschaftler zusätzlich ein Musikfestival. Im Ort ist ein Puppentheater ansässig. Der Ort fasst insgesamt seine kulturellen Aktivitäten als zentrales Element für die Attraktivität des Ortes auf. Soziales Gefüge Im Ort wird Freiwilligenarbeit groß geschrieben dies ist u. a. an der großen Teilnahme an Freiwilligentag zu erkennen. Es herrscht ein gutes Wir-Gefühl vor mit einer Vielzahl an kleinen sozialen Initiativen, die jedoch jedem seine eigene Nische und Freiräume lässt. Im Ort gibt es bereits vor dem Zuzug von Asylbewerbern einen Vorbereitungskreis für Flüchtlinge. Auch hier zeigt sich vorausschauendes, strategisches Handeln und die Bereitschaft, sich sozial zu engagieren. An solchen Kleinigkeiten, wie Asylbewerbern zukünftig z. B. auch Gärten zur Nutzung zur Verfügung zu stellen, zeigt sich, dass die Unterstützer sich realitätsnah mit der Situation von Fremden im Dorf befasst haben. Gartenarbeit wirkt in vielerlei Hinsicht positiv u. a. als Antidepressivum, Beschäftigungsmöglichkeit, Momente der Selbstwirksamkeit durch Arbeit, bei der die Sprache nicht so wichtig ist etc. Insgesamt ist es schön, dass es Leihgärten am Dorfrand gibt, sodass jeder Einwohner bei Wunsch gärtnern kann unabhängig vom Privatbesitz. Verschiedene Dorffeste, z. B. die von der Jugend und mehreren Ortsvereinen organisierte Kerb, stärken das Gemeinschaftsgefühl. Die evangelische Kirchengemeinde ist sozial und kulturell sehr engagiert. Ideen wie ein offener Gemüse- und Obstschrank mit überschüssigen Ernteprodukte sind klein aber fein und stehen für Eigeninitiative mit wenig Aufwand und großer Wirkung. Wirtschaftliche Initiativen Drommershausen hat eine gute ÖPNV-Anbindung per Bus im Stundentakt nach Weilburg, sodass es realistisch ist, auch ohne PKW Nahversorgung und Elemente der Daseinsvorsorge mit vertretbarem Zeitaufwand zu erreichen. Außerdem gibt es im Ort eine regelmäßige mobile Nahversorgung. Für die Ortsgröße gibt es viele Arbeitsplätze vor Ort, u. a. Spezialunternehmen im Lehmbau, Handwerksbetriebe mit Azubis, eine Straußwirtschaft etc. Die örtlichen Unternehmen sind auch als Sponsoren sehr aktiv. Die Breitbandversorgung ist gut. Jugend im Dorf Es gibt eine Vielzahl an guten Angeboten für Kinder und Jugendliche u. a. aufgrund der Vereinsvielfalt von Sport bis Kultur. Die Vereinslandschaft ist für Jugendliche breit gefächert mit hohem Maß an Jugendpartizipation. Als Alleinstellungsmerkmal ist herausragend eine institutionalisierte Jugendarbeit z. B. im Ortsbeirat. Ein bewusster und überlegter Generationenwechsel der Jugend gilt als Strategie. Ebenso eine zukunftssichernde Selbstreflektion mit Blick auf die demografische Entwicklung und geburtenschwache Jahrgänge. Jugend und Erwachsene begegnen sich auf Augenhöhe und als gewachsene Gemeinschaft. Die offene Jugendarbeit gestaltet sich sehr niederschwellig mit Jugendkummerkasten und Jugendraum. Ein großer Zusammenhalt von den Jugendlichen ist zu beobachten. Sie ziehen an einem Strang. Die Jugendarbeit ist insgesamt als selbstbestimmt und ganzheitlich zu bezeichnen von Jugendlichen für Jugendliche. Es gibt echte Begegnungen von Jung und Alt. Die sehr aktive Burschenund Mädchenschaft bietet auch jungen Erwachsenen vielfältige Mitwirkungsmöglichkeiten. Bei einer Aufnahme in einen IKEK-Prozess sollte das Bewährte bewahrt werden und gleichzeitig weiter entwickelt werden. Die positive Grundstimmung im Ort ist eine gute Grundvoraussetzung und Ressource für weiterführende Entwicklungsprozesse, Veränderungen sind nur mit Augenmaß nötig, da schon sehr viel Gutes vorhanden ist. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Der Ortskern ist erkennbar geblieben und grenzt sich optisch von den Neubauzonen ab. Bei der Ortsentwicklung gilt die Devise innen vor außen mit Verzicht auf neue Baugebiete. Es gibt Leitideen und eine Gestaltungsfibel, jedoch keine Satzung. Die alte Turnhalle wurde erhalten und wird in veränderter Form weiter als Saal genutzt; sinnvoll ist hier die Verbindung mit dem großzügigen Spielplatz. Privater Bereich Etliche historische Häuser, meist Fachwerkbauten, sind im Ortskern erhalten; einige davon in gutem Zustand. Vorbildlich ist die Erhaltung und Sanierung eines Wohnhauses (Friedhofstraße 2), der sog. Bauernburg. Schön: Erhaltung der Gartenzone um den Ortskern, teilweise mit offenen Gärten und die Wiedererrichtung und Nutzung eines Backhauses in Privatinitiative. Grüngestaltung und -entwicklung Drommershausen ist ein vielfältig engagierter Ort, der individuelle Lösungen für die Bedürfnisse seiner Bewohner findet und diese kreativ umsetzt. Dies zeigt sich auch im grünen Bereich. Bei der Begrünung des Straßenraums wird beispielsweise nicht allein auf die Verwendung heimischer Arten geachtet. Die gepflanzten Linden wurden so platziert, dass ihr Schattenwurf den Verkehr zum Abbremsen verleitet. Außerdem wurden bewusst Sommerlinden gewählt, da diese nicht ganz so groß werden und so die Grundstücke der Anrainer nicht zu sehr beschatten. Gelungen ist auch die Umgestaltung der Verkehrsinseln, die im Rahmen der Freiwilligentage stattgefunden hat. Bei Neupflanzungen auf den Streuobstwiesen, die auch für umweltpädagogische Aktivitäten genutzt werden, wird gerne auf Sorten zurückgegriffen, die auch bei Kindern gut ankommen. Ein Beispiel hierfür ist die relativ süße Apfelsorte Siebenschläfer, die als Tafelobst direkt genießbar und, aufgrund ihrer Süße, besonders bei Kindern sehr beliebt ist. Die Dorfbewohner bezeichnen ihn daher auch als Kinderapfel, der wegen seiner geringen Krankheitsanfälligkeit und guten Lagerfähigkeit auch von den Erwachsenen geschätzt wird. Die Streuobstbestände befinden sich, sowohl bzgl. des Unterwuchses, der zum Teil mit Eseln beweidet wird, als auch hinsichtlich des Habitus der Bäume, in einem vorbildlichen Pflegezustand. Eine ebenso innovative wie auch effektive Methode, um ungenutzte Bäume und Flächen nicht verwahrlosen zu lassen, ist das angelegte Baum- und Kleingärtenkataster. Ungenutzte bzw. freiwerdende Bäume und Gärten könne so von Interessierten übernommen werden. Diese Maßnahme sichert nicht nur den Erhalt des Landschaftsbildes in direkter Dorfnähe, sondern fördert gleichzeitig die Identifikation mit dem Naturraum. Gärten spielen auch im privaten Bereich eine wichtige Rolle. Der klassische Nutzgarten wird in Drommershausen durch das Angebot eines regionalen Landwirts ergänzt, der einzelne Parzellen zur Gemüseerzeugung vermietet. Dabei können Dienstleistungen wie gießen oder säen individuell dazu gebucht werden. Ein modernes Konzept, dass der sommerlichen Urlaubsplanung und dem begrenzten Zeitbudget berufstätiger Kunden entgegen kommt. Ein weiterer Aspekt, der einigen Dorfbewohnern sehr wichtig ist, ist die freie Entfaltung der Kinder in den Hausgärten. Um deren Austausch zu fördern und ein kinderfreundliches Umfeld zu schaffen, wurden die Zäune zwischen einigen Grundstücken entfernt. Die Fällung der immer noch auf einigen Grundstücken vorhandenen, mittlerweile stattlichen Fichten ist quasi eine Art Renaturierung des Ortsbildes. Sowohl die kooperative Zusammenarbeit als auch die fachlich fundierte Beratung und schließlich die Ausführung der zum Teil nicht ganz einfachen Fällungen (Hanglage, Nähe zu Wohnhäusern etc.) sind hier hervorzuheben. Dorf in der Landschaft Landschaftlich geprägt wird das im nordöstlichen Taunus liegende Dorf einerseits durch zum Teil recht steile Berghänge und andererseits den im Tal entlang fließenden Grundbach. Die Steillagen werden vorwiegend für die Grünlandwirtschaft bzw. den Streuobstanbau genutzt. Ackerbau findet vor allem auf den ebeneren Flächen im Tal oder oberhalb des Dorfes statt. Bemerkenswert ist, dass die ortsansässigen Landwirte die Flächen regelmäßig untereinander tauschen, um die Belastung im Dorf durch verstärkten landwirtschaftlichen Verkehr, beispielsweise während der Erntezeit, zu minimieren. Zur Förderung der Wildflora werden teilweise Samen gesammelt und an Wegrändern ausgebracht. Strukturelemente wie Hecken und Gehölze sind in der Gemarkung reichlich vorhanden. Gleiches gilt für den bereits erwähnten Streuobstbau, der durch regelmäßige Nachpflanzungen und Pflege erhalten wird.

38 74 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Grossseelheim 75 GROSSSEELHEIM Teilnahmeort: Großseelheim Gemeinde/Stadt: Kirchhain Landkreis: Marburg-Biedenkopf Einwohner: Gemarkung: 952 ha Lage: Großseelheim liegt zwischen den Städten Marburg und Kirchhain am Westrand der Gemarkung der Stadt Kirchhain auf einem Plateau, das die im Amöneburger Becken liegende Ohmniederung etwas überragt. Allgemeine Entwicklung Bis 18 Jahre: Jahre: Über 60 Jahre: 433 Homepage: Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Großseelheim ist einer der größten Orte, der von der Landeskommission besucht wurde. Trotz einem Bevölkerungsrückgang von 2,39% gibt es keinen Wohngebäude-Leerstand. Der Ort ist Teil der LEADER-Region Burgwald-Ederbergland und war in die Konzepterstellung der Region eingebunden. Die Zusammenarbeit von Kommune, Ortsbeirat, Vereinen ist gut. Es wird ein gemeinsamer Veranstaltungskalender herausgegeben. Kommunale Gesamtentwicklung Am Ortsrand von Kirchhain existiert seit einigen Jahren eine genossenschaftlich betriebene 1-MB NAWARO- Biogasanlage. Neben der Stromgewinnung wird ein sehr überzeugendes Nahwärmekonzept umgesetzt: Die Biogasanlage versorgt bislang 20 örtliche angeschlossene Haushalte mit Wärme, darunter auch den Kindergarten und die Schule. Windkraftanlagen gibt es im Ort nicht, in der 10 km entfernten Stadt Stadtallendorf wurden jedoch 20 Anlagen realisiert. Bei der Bebauung haben innerörtliche Baulückenschlüsse im Rahmen einer Strategie zur Nahverdichtung Vorrang vor neuen Baugebieten. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Vor Ort gibt es eine Grundschule mit Sporthalle, eine viergruppige Kindertagesstätte, davon eine für unter Mitglied der LEADER-Region Burgwald- Ederbergland Ausgezeichnet mit dem 2. Platz der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) 3-jährige, Spielplätze sowie ein Bürgerhaus. Auch das Vereinsleben ist mit 20 örtlichen Vereinen aktiv. Der Ort verfügt mit 380 Beschäftigungen über ein hohes Maß an Arbeitsplätzen. Zu nennen sind acht landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe, Handwerksbetriebe, Arztund sonstige Praxen, sowie weitere Dienstleistungen und Gewerbebetriebe. Zu erwähnen sind 3 Hofläden, in denen regionale Produkte vermarktet werden. Eine Anlieferung für Privatpersonen (Abo-Ökokisten) ist etabliert. Besonderheiten wie ein Kulturpfad, das so genannte Luthergärtchen, aber auch das Heimatmuseum machen den Ort attraktiv. Besonderes Highlight ist der Werkhof, ein sehr geschmackvoll saniertes und nach energetischen Gesichtspunkten modernisiertes ehemaliges Fachwerkgehöft. Der Werkhof gehört einer Eigentümergesellschaft aus 85 Eigentümern und beinhaltet ein Firmennetzwerk aus 12 Firmen. Ein weiteres beispielgebendes Projekt ist eine ehemalige Hofreite, in der kleine Einzelwohnungen entstanden sind. Leitbild Dörfliche Identität Das Motto des Dorfes könnte mit Altes erhalten - Neues gestalten oder mit Innovativ nach vorne beschrieben werden. Das WIR-Gefühl und der wertschätzende Umgang für das, was da ist, sind ausgeprägt. Die Motivation für gemeinsame Projekte, die Tradition und Innovation verbinden, ist deutlich spürbar. Der Ort hat sich sehr gut auf den Dorfrundgang vorbereitet. Der Wettbewerb ist von einer großen Anzahl der Einwohner mitgetragen. Im Ort gibt es einige Motoren, die Entwicklungen anstoßen und umsetzen. Impulse und neue Ideen kommen von Einheimischen als auch von Zugezogenen. Dies geschieht jedoch auf eine um Integration bedachte Weise. Die Aufnahme in das Hess. Dorfentwicklungsprogramm könnte den Ort noch weiterbringen. Die Anerkennung von ehrenamtlichem Engagement wird seit 2 Jahren in Form einer jährlichen Dankesveranstaltung durchgeführt. Im Herbst werden Kirchenvorstand und Ortsbeirat gemeinsam ca. 50 ehrenamtlich Tätige einladen, die in der AG Dorfentwicklung mitarbeiten und für die komplette Pflege des Friedhofs verantwortlich sind. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Großseelheim profitiert von der Nähe zu Marburg der vergleichsweise große Ort nutzt dieses Potential aber auch sehr aktiv und konstruktiv. Die Bevölkerung ist zwar in den Jahren von leicht geschrumpft, aber insgesamt auffällig jung. Es ist eine mittelfristige Entwicklungsstrategie für den Ort vorhanden. Da die Stadt Kirchhain eine Schutzschirmkommune ist, sind der Entwicklungsfähigkeit Großseelheims Grenzen gesetzt. Es gibt keinen Leerstand und das Motto ist Wachstum mit Augenmaß sowie Innenentwicklung vor Außenentwicklung. Dies zeigt sich im schönen Dorfbild. Kulturelle Vielfalt Die Traditionspflege wird sehr groß geschrieben und hat eine sehr gute Qualität. Das reicht von der Ausstellung historischer Fotos im DGH, über die Pflege der Mundart (Gedicht in Dialekt von Kindern vorgetragen) und Mundarttheater bis hin zu Trachtennutzung, einem Heimatmuseum, einer Dorfchronik sowie einem Geschichts- und Kulturpfad, einer guten Instandsetzung der Gebäude. Bei all diesen Projekten ist das sehr hohe Engagement spürbar. Es besteht auch ein Bewusstsein für den Naturraum Amöneburger Becken. Im Ortskern wurde ein Luthergarten angelegt, in dem besonders Kräuterbeete und Apfelbäume prägende Elemente sind und sein werden. Feste wie der sehr große Adventsmarkt werden geschmackvoll durchgeführt. Es gibt eine sehr große Vielfalt an aktiven Vereinen, sodass Tradition und Moderne sich gut ergänzen und dieses organische Miteinander von Altem und Neuen durchaus als kennzeichnend für Großseelheim aufgefasst werden kann. Beispielhaft hierfür auch im kleinen Rahmen ist etwa das Projekt Ich spreche Englisch, Oma und Opa platt, wo Alte und Junge gegenseitig von- und miteinander lernen. Soziales Gefüge Es gibt ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl, sehr hohes ehrenamtliches Engagement und eine ausgeprägte Nachbarschaftshilfe. In der extrem stark engagierten Kirchengemeinde gibt es z. B. mehr Jugendliche, die als ehrenamtliche Betreuer bei der Sommerfreizeit mitwirken möchten, als nötig sind. Die evangelische Kirchengemeinde ist ein deutlicher Akteur der Dorfentwicklung. Insgesamt gibt es eine institutionalisierte positive Zusammenarbeit von Kommune mit den Vereinen etc. Arbeiten wie die Friedhofspflege werden im Ehrenamt erledigt. Die Grundschule verfolgt ein modernes Konzept, das individuelles Lernen ermöglicht und eine Verankerung der Vereine im Nachmittags-Schulbetrieb anstrebt. Aber auch Aspekte wie die Sicherung niederschwelliger Pflegeangebote werden per systematische Bedarfsanalyse erhoben und strategisch weiter entwickelt.

39 76 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Grossseelheim 77 Kinder und Jugendliche sind bei Ernte und Verwertung von Streuobst mit einbezogen, es gibt einen Renaturierungsplan für die Gemarkung. Wirtschaftliche Initiativen Für einen Ort dieser Größe gibt es sehr viele Arbeitsplätze, die sich auf eine Fülle von diversen, wirtschaftlich starken kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) verteilen. Eine Vollversorgung vor Ort ist gesichert. Mit dem Werkhof 07 wurde ein wirklich innovatives Projekt geschaffen, dessen Nachhaltigkeit und Breitenwirkung überzeugt. Handel und Gewerbe profitieren von einer Kultur der kurzen Wege. Das Sponsoring durch die KMU ist stark ausgeprägt. Der Betrieb einer großen Biogasanlage erfolgt als Genossenschaft, was viele Vorteile für die regionale Wertschöpfung aufweist. Insgesamt spielen Erneuerbare Energien als Zukunftstechnologien eine größere Bedeutung im Ort. Jugend im Dorf Die Bindung der Jugend an das Dorf ist sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen gut genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen sehr gut ausgestatteten Jugendraum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugendvertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Sportvereine und der Trachtengruppe. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Großseelheim besitzt ein sehr attraktives Orts- und Straßenbild mit harmonisch wirkenden Straßenbildern. Dies dokumentiert den hohen Bewusstseinsstand für die Qualitäten des Ensembles. Dazu gehört auch, dass Umnutzung als Ziel formuliert und die Innenentwicklung priorisiert wird. Die für die Ortsmitte prägnante Kirche mit dem Kirchhof ist gut erhalten; bemerkenswert ist hier die Einbeziehung des modernen Anbaus in eine individuelle, gelungene Innengestaltung. Das Heimatmuseum bildet einen schönen Anziehungspunkt im Ort; weitere Bereicherungen sind der Luthergarten und der Erhalt der Viehwaage. Der Geschichts- und Kulturpfad trägt zur Identitätsbildung bei. Das Neubaugebiet ist gut eingegrünt, Grüngürtel zum Ortsrand sind erhalten. Privater Bereich Es fällt der gute Erhaltungszustand weiter Bereiche auf; auch noch nicht sanierte Bauten sind zumindest in einem Zustand, der eine zukünftige Nutzung noch möglich macht. Die Farbgebung ist überwiegend harmonisch. Der Erhalt der zahlreich vorhandenen, reizvollen handwerklichen Details (Türen und Tore, Einfriedungen, Fassadenverkleidungen, historische Fenster, Putzornamente etc.) bereichert das schöne Ortsbild. Der Scheunenrand ist in weiten Teilen ablesbar und erhalten bzw. weitere Nutzungen leerstehender Scheunen sind projektiert. Der Werkhof, eine außerordentlich hoch zu bewertende Initiative, wirkt hier als Vorbild. Fachliche Kompetenz ist vor Ort vorhanden. Neubauten und moderne Elemente sind erkennbar und fügen sich bis auf wenige Ausnahmen überwiegend gut in die Umgebung ein. (Ausführliche Beschreibung der umfangreichen Gesamtanlage Ortskern in der Denkmaltopographie Landkreis Marburg-Biedenkopf I ). Grüngestaltung und Grünentwicklung Im öffentlichen Bereich ist das Dorf geprägt durch ein gut durchdachtes Grünentwicklungskonzept. Der Straßenraum ist vielfältig begrünt mit verschiedenen Bäumen, gepflegten Fassadenbegrünungen und ansprechend gestalteten Blühinseln. Das Neubaugebiet und der Kindergarten sind schön eingegrünt. Zum Teil besteht hier auf extensiv genutzten Grünflächen Entwicklungspotential für Wildflora, was sich positiv auf die innerörtliche Biodiversität auswirkt. Beeindruckend ist zudem, dass ökologische Kriterien auch bei zunächst fachfremd erscheinenden Projekten berücksichtigt werden. So wurden, in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde, Arten schutzmaßnahmen getroffen, um das Habitat einer Zauneidechenpopulation zu sichern, die während der Erdarbeiten zur Erneuerung des Sportplatzes entdeckte wurde. Lobenswert ist auch, dass auf die innerörtliche Flora und Fauna im Rahmen des Kulturpfades eingegangen wird. Neben den Maßnahmen zum Schutz der Zauneidechse, werden auch die Bemühungen der Dorfbewohner um Habitate für Fledermäuse und Schwalben öffentlich transportiert. Ebenfalls thematisiert wird das örtliche Fließgewässer, der Bauerbach. Ein sowohl gestalterisch als auch naturpädagogisch wertvolles Projekt ist der neu angelegte Luthergarten. Von der Auswahl der angelegten Kräuter bis hin zur Einfriedung mit Natursteinen und Staketenzaun ist abermals ein in sich stimmiges Konzept erkennbar. Die majestätischen Bäume auf dem Friedhof sorgen für ein harmonisches und würdevolles Gesamtbild. Die Vielfalt und Qualität der Grüngestaltung im privaten Bereich ist in Großseelheim außerordentlich hoch. Traditionelle Grundstückseinfriedungen aus heimischen Heckenpflanzen, Natursteinmauern, Staketenzäunen und kunstvoll geschmiedeten Toren prägen das gesamte Ortsbild. Einige Höfe sind mit Natursteinen gepflastert und werden durch einen traditionellen Hofbaum geprägt. Die zum Teil vorhandene Spontanvegetation auf den Hofflächen lässt darauf schließen, dass die Bedeutung der Wildflora einen festen Platz im Bewusstsein der Dorfbewohner hat. Bauliche Anlagen werden angemessen und geschmackvoll begrünt, wie beispielsweise einige Fassaden- und Dachbegrünungen sowie die Grüngestaltung um den Reitplatz. Im alten Ortskern zeigen extensiv genutzte Streuobstwiesen eine hohe Biodiversität. Gleichzeitig spiegeln die intensiver genutzten Gärten authentisch das historisch geprägte Bild traditioneller Bauerngärten wieder. Dorf in der Landschaft Großseelheim liegt im nordwestlichen Teil des Amöneburger Beckens und wird im Westen durch die Ohm begrenzt. Der Fluss prägt die Landschaft um das Dorf. Er liefert das Substrat für die fruchtbaren, ackerbaulich genutzten Aueböden und ist die ökologische Grundlage für viele Wat- und Wasservögel. Bedingung hierfür sind regelmäßigen Überschwemmungen, die wiederum Maßnahmen im Bereich des Hochwasserschutzes erfordern. Das Ohm-Rückhaltebecken ist zum Teil durch Dämme begrenzt, die regelmäßig gepflegt werden müssen. Diese Pflege erfolgt durch die Beweidung mit Schafen, die nicht nur den Aufwuchs kurz halten, sondern zudem, durch ihren Tritt, eine Rückverfestigung des aufgeschütteten Bodens verursachen und so die Stabilität der Dämme langfristig erhalten. Die Landwirtschaft übernimmt aber nicht nur in diesem Beispiel eine wesentliche Rolle bzgl. des Erhalts der Kulturlandschaft. In Großseelheim gibt es mehrere Vollerwerbslandwirte, die teilweise eine professionelle Direktvermarktung aufgebaut haben.

40 78 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Oedelsheim 79 OEDELSHEIM Teilnahmeort: Oedelsheim Gemeinde/Stadt: Oberweser Landkreis: Kassel Einwohner: Gemarkung: ha Allgemeine Entwicklung Lage: Oedelsheim liegt im Südteil des Weserberglands an der bewaldeten Südabdachung des Höhenzugs Kiffing bzw. an den bewaldeten nördlichen Ausläufern des Bramwalds im Tal der Oberweser. Der Ort befindet sich direkt am rechten bzw. östlichen Weserufer, jenseits des Flusses erhebt sich der waldreiche Reinhardswald und nördlich von diesem der Solling. Oedelsheim befindet sich etwa 3 km östlich von Gieselwerder (Hauptort der Gemeinde Oberweser), 8 km südwestlich der Kleinstadt Uslar, 22 km westlich von Göttingen und 30 km nördlich von Kassel (Luftlinie). Zusammenarbeit zwischen Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Die Projekte und Vorhaben des Ortes werden durch bürgerschaftliches Engagement von Vereinsmitgliedern und Privatpersonen angeregt und auf den Weg gebracht. Der Austausch von Vereinen, Bürgerschaft, Ortsbeirat und Kommune ist gut. Der Bürgermeister nimmt regelmäßig an den Ortsbeiratssitzungen teil. Eine Dorfentwicklungsbewerbung der Kommune Oberweser ist in Vorbereitung. Der Ort ist Teil der LEADER-Region Hessen Spitze. Seit 2009 haben 25 Häuser Oedelsheims ihre Besitzer gewechselt. Zugezogen sind ehemalige Bewohner, aber auch Neubürger, die sich Oedelsheim als Wohnort ausgesucht haben. Ein Neubaugebiet ist ausgewiesen. Dort sind noch Bauplätze vorhanden. Im Ort selbst stehen sechs Wohngebäude leer. Die hohen Verkaufszahlen der letzten Jahre beruhen nicht auf einer aktiven Bewerbung, sondern auf dem attraktiven Wohnstandort bzw. den attraktiven Immobilien. Bis 18 Jahre: Jahre: 557 Über 60 Jahre: 307 Homepage: Mitglied der LEADER-Region KulturLandschaft HessenSpitze Ausgezeichnet mit dem 1. Platz der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) Kommunale Gesamtentwicklung Photovoltaikanlagen sind umfassend im ganzen Ort vertreten. Windkraftanlagen sind in der Nähe des Ortes geplant. In diesem Zusammenhang hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die bereits entsprechende Eingaben beim Regierungspräsidium in Kassel gemacht hat. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Es gibt eine Grundschule mit vier Klassen, die im Jahr 2019 geschlossen werden soll. Bereits jetzt begibt sich der Ort auf die Suche nach einem Nachnutzungskonzept. Darüber hinaus gibt es eine evangelische Kindertagesstätte und einen selbstverwalteten Jugendraum. In einer gemeinsamen Aktion wurde ein Kinderspielplatz erneuert und erweitert, Kinder und Eltern wurden einbezogen. Ein großer Arbeitgeber vor Ort, der 300 Mitarbeiter beschäftigt, sind die Münchner Gummiwerke/Conti. Hier werden 17 junge Menschen ausgebildet. Im Ort gibt es zwei Hotels, zwei Campingplätze und eine Reihe weiterer Ferienwohnungen. Der Ort liegt idyllisch an der Weser und partizipiert in hohem Maße vom Tourismus. Zu erwähnen sind ein privat betriebenes Kinderheim und eine private Musikschule mit 100 Schülern. Die Grundversorgung kann mit einem EDEKA-Laden gedeckt werden, weitere Einkaufsläden sind vorhanden. Die Ausrichtung auf den naturnahen Tourismus findet ihren Niederschlag auch im Radwegebau und im Bau von E-Ladestationen, die aus dem Programm Landzukunft gefördert wurden. In diesem Zusammenhang wurde auch der sogenannte Adony- Platz angelegt, der auf die Partnerschaft mit der ungarischen Gemeinde hinweist. Leitbild Dörfliche Identität Der Ort hat weitere Projekte in der Vorbereitung. Wichtig ist es, eine Perspektive für die Grundschule zu finden. Der Ort ist sehr ansprechend mit einem sehr gut erhaltenen Fachwerk, seinen vielfältigen Aktivitäten, seiner Lage und der Landschaft. Die Fachwerkgebäude sind in der Regel sehr behutsam und geschmackvoll restauriert, gleiches gilt für die Bauerngärten im Ort. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Die Bevölkerung ist stabil, die Altersstruktur für Nordhessen eher positiv. Es erfolgt eine gute Integration von Neubürgern. Insgesamt ist ein guter sozialer Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft spürbar. Dies zeigte sich z. B. auch bei der positiven Flüchtlingsarbeit Asylbewerber sind vor Ort ansprechbar. Im Gespräch mit den Helfern wurde deutlich, dass sich die Helfer einer für sie völlig neuen Aufgabe geöffnet haben. Davor gebührt ihnen hoher Respekt. Im Dorf gibt es außerdem eine politische Positionierung durch die Mitarbeit bei Bürgerinitiativen gegen die Versalzung der Weser sowie gegen Windkraftanlagen im Wesertal. Oedelsheim scheint außerdem gut in Prozesse regionaler Zusammenarbeit mitzuwirken, z. B. beim Thema Tourismus. Kulturelle Vielfalt Im Ort gibt es eine große Vielzahl an kleinen und großen Kulturaktivitäten vom lebendigen Mitmachmuseum über einen aktiven Heimat- und Verkehrsverein, eine Dorfchronik bis hin zu einer privaten Musikschule mit vielen Angeboten. Bezüge zur Deutsche Märchenstraße werden gezielt hergestellt. Es zeigt sich, dass hier Kultur im weitesten Sinne (von Musik bis Gartenund Gebäudegestaltung, Obstpresse, etc.) sehr qualitätsbewusst, aber nicht übertrieben gestylt einbezogen wird. Der ansprechend, z. T. von Schulkindern gestaltete Adony-Platz in der Ortsmitte lädt Radwanderer wie Einheimische mit Sitzbänken, Toilettenanlage und E-Fahrrad-Ladestation zum Rasten und Verweilen ein, er ist zugleich Treffpunkt für die Dorfjugend. Dem Ort ist klar, was er an touristischen Potentialen durch seine Lage, die Ruhe, die Entschleunigung etc. hat und dass diese Alleinstellungsmerkmale zwar ausbaufähig sind, jedoch nicht durch Übertreibungen zerstört werden sollten. Die Qualitätsbetonung im Tourismussektor führt gleichzeitig dazu, dass auch die Ortsbewohner eine hohe Wohnqualität haben. Der Ort erweckt nicht den Eindruck, dass er bloß auf Tourismus setzt und dabei die Belange der Einwohner vernachlässigt.

41 80 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Oedelsheim 81 Soziales Gefüge Oedelsheim legt Wert auf breite Partizipationsmöglichkeiten und daraus resultiert sicherlich ein positiver Zusammenhalt. Die Dorfentwicklungsprozesse werden offensichtlich von einem weiten Querschnitt der Bevölkerung getragen. Durch ehrenamtliche Beauftragte für verschiedene Obliegenheiten werden gute Bezugssysteme geschaffen. Ein hoher sozialer Zusammenhalt ist spürbar. Das geht von einer aktiven Jugendfeuerwehr, in der Jugendliche eigene Erfahrungen in der Verantwortungsübernahme sammeln können, bis hin zu einer hohen Toleranz. Ausbaubar sind Integration und Akzeptanz gegenüber einem sozialtherapeutischen Kinderheim. Die evangelische Kirchengemeinde ist äußerst engagiert in der Dorfentwicklung und pflegt eine unkomplizierte ökumenische Beziehung zur katholischen Kirche. Besonderheiten wie die Krankenpflege vor Ort mit Alpakas sind außergewöhnlich und setzen hohes persönliche Engagement und Ideenreichtum voraus. Gleiches gilt für die DLRG und viele weitere. Wirtschaftliche Initiativen Der Ort hat wirtschaftlich eine Sonderstellung durch Conti. Oedelsheim ist dadurch außergewöhnlich reich an Arbeits- und Ausbildungsplätzen und hat einen soliden kommunalen Haushalt. Das sehr hohe touristische Potential wird genutzt, was die Vielzahl an Übernachtungen belegt. Positiv ist, dass es unterschiedliche Pensionen etc. gibt, sodass die Wertschöpfung mehreren im Ort zugutekommt. Konzepte wie die Möglichkeit, per Kurtaxe die Nutzung von zwei örtlichen Schwimmbädern zu ermöglichen, sind simpel, machen aber für z. B. Campingplatznutzer einen Teil der Attraktivität aus. Im Tourismus gibt es eine hohe Investitionsbereitschaft. Die gute Grundversorgung beinhaltet einen Lebensmittelmarkt mit angegliederter Fleischerei und Bäckerei, eine Bankfiliale, einen ehrenamtlich geleiteten Pflegedienst, Handwerksbetriebe und auch einige Direktvermarkter. Jugend im Dorf Die Jugend im Dorf hat mehrere hochqualitative Angebote. Neben der Musikförderung sind vor allem der Sport mit Handball in einer hohen Liga sowie der sehr aktive DLRG hervorzuheben. Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist sehr gut zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen Jugendraum an. Dieser ist teilweise selbstverwaltet und steht den Jugendlichen zur Verfügung. Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern finden derzeit nicht statt. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die gute Jugendarbeit der Feuerwehr, des Sport- und Turnvereins und der DLRG. Eine Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist aktiv vorhanden. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Oedelsheim hat ein sehr ansprechendes Ortsbild, sowohl an der Uferfront als auch in der Ortsmitte. In vielen Details zeigt sich der Sinn für das Schöne. Plätze, Pflaster, Mauern und Bäume tragen dazu bei. Ihre Pflege geschieht oft in Eigenleistung. Kleinbauten im öffentlichen Raum sind einheitlich und gut gestaltet. Der Pfarrhof ist gut saniert und dient der Begegnung. Das Dorfmuseum ist ein wahrer Anziehungspunkt. Auch das alte Feuerwehrhaus ist gut erhalten und dient als Jugendraum. Eine Beschilderung mit alten Straßennamen zeugt von historischen Bewusstsein. Der Umgang mit Schrumpfungsprozessen wird offen geführt (Kataster). Privater Bereich Es gibt viele gute und sehr gute Beispiele der Erhaltung und Sanierung der hier besonders schönen und ausgeschmückten Fachwerkbausubstanz. Die Bewohner sind stolz auf ihre Leistung und zeigen sie gerne; gute Beispiele erzeugen Nachahmer. Die Häuser bilden mit den liebevoll angelegten Gärten eine gestalterische Einheit (Denkmalpflege von unten!) Eine Baufibel bietet Leitlinien für die Gestaltung. Gesamtanlage Oedelsheim Das Dorf Oedelsheim besitzt eine Freiraumstruktur, die die verschiedenen Phasen seiner Ortsentwicklung erlebbar macht. Die in jüngerer Zeit erfolgten Straßenausbauten haben den Ort nur wenig verändert. Im Bereich um die Kirche ist die kleinteilige verwinkelte Struktur erhalten, die planmäßig angelegten zur Weser führenden Straßen sind breit, von Hausvorplätzen und Bäumen gesäumt, die Oberdorfstraße bildet eine Angersituation. Daneben besitzt Oedelsheim herausragende reich geschnitzte Fachwerkhäuser. Grüngestaltung und Grünentwicklung Öffentlicher Bereich Von Westen kommend wird man in Oedelsheim von einer gut entwickelten Baumallee begrüßt. Ergänzt wird das Arrangement durch verschiede Hecken und Stauden rechts und links der Straße, die den Sportplatz und die Gummiwerke eingrünen. Insbesondere die Eingrünung der Gummiwerke ist hinsichtlich der Intensität, der Pflanzenwahl und des Pflegezustandes absolut vorbildlich. Der Sportplatz mit Sporthalle bildet gemeinsam mit der Grundschule und dem Hallenbad einen Anlagenkomplex, der sowohl an den Außengrenzen, zur Straße und Richtung Campingplatz begrünt ist als auch intern, durch entsprechende Pflanzungen, in einzelne Funktionsbereiche gegliedert wird. Das Gelände des Kindergartens wird durch eine Hainbuchenhecke eingegrenzt, wie sie in Oedelsheim vielerorts zu finden ist. Eine ungewöhnlich enge Bindung besteht zu den ortsansässigen Imkern, die ihre Bienenkästen auf dem Gelände des Kindergartens aufstellen und mobile Bienenschaukästen zur Information bereitstellen. Klar und unaufgeregt, eben typisch dörflich, ist auch der neue Dorfplatz gestaltet. Er besticht durch seine Funktionalität (Toilette, Rastbänke/-tische, E-Bike-Ladestation etc.) und Authentizität, die u. a. durch eine zurückhaltende Bepflanzung und die Verwendung von Natursteinen erzeugt wird. Natursteine sind in Oedelsheim sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich weit verbreitet

42 82 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Schmittlotheim 83 z. B. als Sockel der Fachwerkhäuser, Treppen, Sitzgelegenheiten, Pflaster, Mauern etc. Das Umfeld des Dorfplatzes und der weitere Verkehrsraum werden durch eine Reihe gut entwickelter Linden geprägt. Das Gelände des am Dorfrand liegenden Kinderspielplatzes, des Friedhofes sowie der Grillhütte ist ebenfalls mit Dorf in der Landschaft Oedelsheim liegt direkt am Weserufer, an dem der Weserradweg entlang führt. Die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen werden häufig ackerbaulich genutzt, da der Auenboden besonders fruchtbar ist. Die Grünlandflächen liegen eher im Norden Richtung Waldrand. An den Wegrändern gibt es Strukturelemente wie Streuobstbäume, Hecken und Feldgehölze. Die Obstbäume werden teilweise von Paten gepflegt und geerntet. Die Nachfrage ist relativ gut, was sicherlich auch auf die Verarbeitungsmöglichkeiten durch eine ortsansässige Mosterei zurückzuführen ist. Für alle anderen Bäume ist ein Baumbeauftragter zuständig, der Mitglied des Ortsbeirates ist und bzgl. der Pflege mit der Gemeinde zusammenarbeitet. Wildflora kann sich im Außenbereich vor allem an den extensiv gepflegten Wegrändern und auf vorhandenen Ackerbrachen entwickeln. Förderlich für den Erhalt der Biodiversität ist auch die geringe Bewirtschaftungsintensität des Grünlandes. Geschuldet ist diese aber auch dem Rückgang der Weidetiere in der dörflichen Landwirtschaft. Mittelfristig wird dies auch zu einer Veränderung des Landschaftsbildes führen. Den Oedelsheimern ist dieser Prozess sehr bewusst. Am Waldrand werden daher sogenannte Waldzuwachsflächen ausgewiesen, auf denen eine kontrollierte Sukzession zugelassen wird. SCHMITTLOTHEIM Teilnahmeort: Schmittlotheim Gemeinde/Stadt: Vöhl Landkreis: Waldeck-Frankenberg Einwohner: 283 Gemarkung: 399 ha Lage: Schmittlotheim liegt knapp 7 km (Luftlinie) süd-südwestlich von Vöhl, dem Kernort der Gemeinde, im Tal der Eder zwischen den Vöhler Gemeindeteilen Ederbringhausen im Süd-Südwesten und Kirchlotheim im Norden. Es ist umgeben von sich steil erhebenden Bergen des Ederberglands und von weiten Buchenwäldern des Mittelgebirges Kellerwald, in dessen Nordteil der Nationalpark Kellerwald-Edersee liegt. Dieser wird eingerahmt vom Naturpark Kellerwald-Edersee, in dem sich der Stausee Edersee ausbreitet. Durchflossen wird das Dorf von der Lorfe (Lorfebach), die unterhalb Schmittlotheims in die Eder mündet. Homepage: rathaus/voehler-ortsteile/schmittlotheim Mitglied der LEADER-Region Kellerwald- Edersee Ausgezeichnet mit der Urkunde für herausragende Einzelleistungen (als kleinster Ort mit hohem Entwicklungspotenzial) in der Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung). verschiedenen Baumarten bepflanzt. Die Kastanie auf dem Kinderspielplatz ist sehr gut entwickelt und passend gewählt, da der Baum mit seinen großen Blüten im Frühjahr und den Früchten im Herbst gerade von Kindern besonders positiv wahrgenommen wird. Der Friedhof ist mit einer Hainbuchenhecke begrenzt. Positiv ist, dass auf eine Pflege zum Zeitpunkt der Bereisung verzichtet wurde und die Hecke so ihre ökologische Funktion erfüllen konnte. Privater Bereich In den privaten Gärten gibt es eine relativ klare Trennung zwischen den reinen Nutzgärten, die vor allem dem Gemüseanbau dienen, und den nach gestalterischen Gesichtspunkten angelegten Erholungsgärten. Beide Varianten sind vielerorts mit traditionellen Staketenzäunen begrenzt. Die blütenreichen Vorgärten der aufwändig und stilsicher renovierten Fachwerkhäuser sorgen für ein außergewöhnlich schönes Gesamtbild, welches sicher auch die touristische Attraktivität des Ortes maßgeblich fördert. Angrenzend an die Nutzgärten sind häufig Obstgärten mit Niederstämmen angelegt. Hochstämmige Streuobstbäume sind eher im Umland, außerhalb des Dorfes, zu finden. Auf den älteren Hofanlagen lassen sich zum Teil imposante Hofbäume bewundern. Allgemeine Entwicklung Zusammenarbeit zwischen Kommune - Ortsbeirat - Bewohner Auffällig ist die enge Zusammenarbeit der Dorfbevölkerung und der örtlichen Vereine, aber auch des Ortsbeirates und die mit der Gesamtkommune Vöhl. Im Ort gibt es trotz seiner geringen Größe 36 Arbeitsplätze. Der Ort hat ein Leerstandskataster erstellt; dabei wurden nicht nur leerstehende Gebäude, sondern auch Gebäude, die in absehbarer Zeit frei werden, erhoben. Das Kataster soll regelmäßig fortgeschrieben werden. Im Ort selbst gibt es derzeit keinen Wohngebäudeleerstand. Es sind noch zwei Bauplätze vorhanden, die aufgrund ihrer topografischen Lage relativ unattraktiv sind. Die Kommune hat im Hinblick auf die demografische Entwicklung noch keine Strategie. Kommunale Gesamtentwicklung Der Ort gehört zur Gemeinde Vöhl und damit zur LEADER-Region Kellerwald-Edersee, die im April erneut als LEADER-Fördergebiet anerkannt wurde. Er gehört mit der Gemeinde Vöhl ebenso zur touristischen Arbeitsgemeinschaft Erlebnisregion Edersee. Als Anrainerkommune des Nationalparks Kellerwald-Edersee besteht eine Zusammenarbeit mit dem Nationalpark, aber auch mit dem Naturpark Kellerwald-Edersee. Positiv hervorzuheben ist die ortsbildprägende Freiflächengestaltung und die Imkerei der Ortsvorsteherin. Der Imkereifachhandel zieht Kaufkraft in den Ort. Ein Schäfer betreibt eine Schäferei mit 14 Schafen im Nebenerwerb. Zur Energiegewinnung wird vielfach der nachwachsende Rohstoff Holz in Anspruch genommen. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Der ÖPNV ist erster Linie auf die Schülerbeförderung ausgerichtet; es gibt zudem ein Anrufsammeltaxi. Eine Pension mit Restaurantbetrieb hat den Besitzer gewechselt und wird derzeit modernisiert. Der Ort liegt an der Bahnstrecke Frankenberg Korbach, die derzeit saniert und im September 2015 reaktiviert und in Betrieb genommen wird. Die Zuwegung zum Nationalpark ist über den Parkplatz Elsebach gegeben. Der Ort verfügt über einen Kindergarten, den auch Kinder aus den umliegenden Orten nutzen. Die Grundschule befindet sich in Vöhl-Herzhausen. DSL ist in sehr hoher Qualität vorhanden (Unitymedia und Richtfunk). Das Rote Kreuz betreibt im Ort eine Pflegestation, weiterhin gibt es eine Station der Jugendhilfe, die Kinder im Alter von Jahren pflegt (dezentrale Jugendhilfe).

43 84 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Schmittlotheim 85 Hinzuweisen ist auf die originelle Bücherei in einem ehemaligen Telefonhäuschen. Der Ort verfügt weder über eine Kirche noch über ein Dorfgemeinschaftshaus. Der Tourismus bietet Entwicklungsmöglichkeiten, entsprechend gibt es Gästebetten und einen Ferienhof. Die 750-Jahr-Feier hat Tausende von Besuchern angelockt. Die Produktion von Honig, aber auch die Produktion eines eigenen Schmittlotheimer Biers sind erwähnenswert. Leitbild Dörfliche Identität Schmittlotheim präsentiert sich als liebens- und lebenswerter Ort. Er wirkt sympathisch, engagiert und ist von einem wertschätzenden Umgang miteinander geprägt. Hervorzuheben ist die gute Zusammenarbeit in der Großgemeinde und der Region. Eine Aufnahme der Gesamtkommune in das Hess. Dorfentwicklungsprogramm würden Schmittlotheim erhebliche Chancen eröffnen. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Schmittlotheim ist ein sehr kleiner Ort mit schrumpfender Bevölkerung. Es gibt aber keinen Leerstand. Für einen so kleinen Ort sind die Aktivitäten und der Bewusstseinsgrad für die Dorfentwicklung sehr beeindruckend. Ein großes Dorffest zum Dorfjubiläum 2014 hat zur Bildung eines deutlich spürbaren Gemeinschaftsgefühls geführt, die Vereine kooperieren jetzt viel intensiver. Sehr positiv ist, dass dadurch der Impuls entstanden ist, sich mit der Ortsperspektive Schmittlotheim zu befassen. Die Schmittlotheimer bezeichnen den Nationalpark als Geschenk für ihren Ort, sie stellen ihre Willkommenskultur gegenüber Auswärtigen als besonders ausgeprägt dar, wissen ihre landschaftlich besonders reizvolle Dorflage zu schätzen (z. B. Einrichtung der Bergoase ) und sehen eine besondere Atmosphäre ihres Ortes als wirkungsvoll all das wirkt in seiner Präsentation nach außen gut nachvollziehbar. Man kann dem Ort nur wünschen, dass der Auftriebsschwung vorhalten wird und die besonderen Potentiale des Ortes am Nationalpark Edersee in den kommenden Jahren noch besser genutzt werden können für die eigene Dorfentwicklung. Es ist deshalb sehr positiv, dass Vertreter des Nationalparks sowie Vertreter des Edersee Tourismus vor Ort sind. Um die zusätzlichen Tourismus-Impulse über Fahrziel Natur und die neue Bahnanbindung gut zu nutzen, wäre eine weitere Intensivierung der Regionalkontakte und Einbindung in regionale Entwicklungskonzepte von Schmittlotheim sinnvoll. Die Vernetzung mit Region, Nationalpark und Nachbarorten wird während der Präsentation als essentiell und besonders bedeutsam dargestellt. Sehr zu loben sind vor diesem Hintergrund das Projekt zum barrierefreien Tourismus für Sehbehinderte rund um den See zur Erschließung neuer Zielgruppen sowie die Bemühungen zur Wiedereröffnung des geschlossenen Hotels. Kulturelle Vielfalt - Soziales Gefüge - Wirtschaftliche Initiativen Für einen sehr kleinen Ort gibt es zahlreiche wirtschaftliche (Klein-)Aktivitäten, zu den auch Weinanbau, Bierbrauen, Wurstherstellung, Imkerei, Lohnmosterei, Milchviehhaltung, Schreinerei etc. gehören. Der EDEKA- Laden ist für den Ort selber sowie für die Touristen ein echter Glücksfall. Es gibt eine Reihe von Ferienwohnungen und es gibt Bestrebungen, dass der derzeit geschlossene Gasthof Elsebach wieder eröffnet werden soll. Einige Schmittlotheimer arbeiten als Naturparkführer im Nationalpark, insgesamt bei der Ortsgröße ein überdurchschnittliches Niveau an kleinen und großen Aktivitäten und Ideen. Sehr schön z. B. die als Büchertauschplatz genutzte ehemalige Telefonzelle. Der Fischereiverein engagiert sich bei einem fachlich begleiteten Naturschutzprojekt zur Wiederansiedlung von Flußkrebsen vor Ort. Die Redaktion für die Region Nordhessen des deutschlandweit genutzten Sportportals arbeitet in Schmittlotheim. Die Dorfgemeinschaft drückt sich z. B. auch darüber aus, dass ein Foto jedes Dorfbewohners auf dem Ortsschild vorhanden ist und ein einen schöne Grillplatzhütte mit Blick aufs Dorf gebaut wurde. Es gibt eine schöne, sehr niederschwellige Idee wie den Seniorengarten, die aufgrund der sozialen Überschaubarkeit des Ortes funktioniert. Dazu gehört auch die Schafhaltung, bei der ökologisches Engagement mit Geselligkeit der Schafhirten verbunden wird. Dass der spezielle und überschaubare soziale Nahraum positiv wirkt, äußert auch die örtliche Familienhilfeeinrichtung/Jugendhilfe. Die Dorfgemeinschaft achtet mit auf die fremden Kinder. Jugend im Dorf In der Präsentation des Dorfes war eine Bindung der Jugend an das Dorf erkennbar gewesen. Es werden vereinsgebundene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist leider kaum zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen keinen eigenen Jugendraum. Ein gibt kein festes Programm/Angebot. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Arbeit des Schützenvereins. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Die Jugendlichen beteiligen sich am Osterfeuer und am Stammtisch. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Die Stärke des Dorfes liegt vor allem in der Landschaft und der Nähe zum Kellerwald. Es gibt gegenwärtig keinen Leerstand. Gelungen ist die Eingrünung des Kindergartens. Die Friedhofskapelle wurde in Privatinitiative renoviert. Der Weinlehrpfad ist ein reizvolles Angebot. Der Bachlauf ist zugänglich und wird gern von Kindern als Spielbereich genutzt. Zwei schöne historische Brücken sind erhalten. Privater Bereich Der Hausbestand ist überwiegend in gutem Zustand. Ein Bauernhof bietet Gästewohnungen und wurde restauriert. Gesamtanlage Das Dorf Schmittlotheim hat keinen eigentlichen Ortskern, es zieht sich von Südost nach Nordwest dem Verlauf der Lorfe folgend und in deren Mündungsgebiet breiter werdend bis zum Beginn des Edertals. Die unregelmäßig geschnittenen, zumeist kleineren Hofstellen erstrecken sich südlich der Frankenauer Straße entlang der Straße An der Lorfe und der Raiffeisenstraße. Wohl aus Gründen des Hochwasserschutzes siedelten die ersten Bewohner Schmittlotheims nicht im

44 86 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ulfen 87 fruchtbaren, breiten Edertal, sondern weiter aufwärts im engen Lorfetal. Noch heute wird das Ortsbild durch die wenigen, zum Teil als schmale Sackgassen am Flussbett der Lorfe endenden, engen Straßenzüge mit ihrer unregelmäßigen Bebauung aus zumeist bäuerlichen Hofanlagen des 19. Jahrhunderts geprägt. Grüngestaltung und Grünentwicklung Schmittlotheim repräsentiert vor allem die Vielfalt der Grüngestaltung und -entwicklung. Das Freizeitgelände Im Elsbach mit Ententeich, Spielplatz und Grillhütte bietet Erholungsraum und ist gleichzeitig ein möglicher Ausgangspunkt für Wanderungen durch den Nationalpark Kellerwald. Die Zusammenarbeit mit dem Nationalpark soll weiter verstärkt und zusätzliche Wanderrouten ausgewiesen werden. Dabei werden auch innovative Ideen berücksichtigt. So ist z. B. ein Lehrpfad für sehbehinderte Menschen in Planung. Besonders positiv aufgefallen ist die Gestaltung der Festscheune am Ortsrand, nahe dem Ederufer. Im Ort finden sich gut gepflegte Natursteinmauern, Streuobstwiesen, Wildrosenhecken und Linden. Der Dorfbach Lorfe schlängelt sich wie ein grünes Band durch Schmittlotheim. Während der obere Bachlauf, in dem auch die Edelkrebse, zwecks Wiederansiedelung, ausgesetzt werden, relativ naturnah gestaltet ist, nimmt im unteren Bereich die Begradigung und Bebauung deutlich zu. Sowohl im öffentlichen aber auch im privaten Bereich fallen vereinzelt ausgesäte Blumenmischungen auf. Anstoß für diese Initiative gab die ortsansässige Imkerei. Die Privatgärten repräsentieren sowohl traditionelle Nutz- als auch sehr ansprechend gestaltete Erholungsgärten. Eine besonders schöne Mischung aus beidem ist der Seniorengarten, der als Treffpunkt für ältere Dorfbewohner dient. Auf vielen Grundstücken befinden sich dorftypische Elemente wie Einfriedungen aus Natursteinmauern und/oder Staketenzäune, Stauden, Haus- und Hofbäume. Etwas Besonderes ist auch der private Weinberg. Von hier aus hat man nicht nur eine herrliche Aussicht. Der Weinlehrpfad lädt Besucher ein, mehr über die unterschiedlichen Rebsorten zu erfahren und erfüllt damit auch eine pädagogische Aufgabe. Dorf in der Landschaft Schmittlotheim liegt im Edertal nur wenige Kilometer südwestlich des Edersees. Es ist umgeben vom Kellerwald, einem imposanten Buchenwald, und liegt direkt an der Grenze zum Nationalpark Kellerwald-Edersee, weshalb es die Bewohner werbewirksam auch als Tor zum Nationalpark bezeichnen. Landwirtschaftliche Nutzflächen werden größtenteils als Grünland bewirtschaftet, da die zum Teil sehr steilen Hänge eine ackerbauliche Nutzung nicht zulassen. Die flachgründigen Böden der Berghänge und die extensive Nutzung führen auf einigen Wiesen zu einer bemerkenswerten Artenvielfalt. Einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege leisten die Berghirten, genau genommen deren Schafherde, die mittlerweile aus 14 Tieren besteht. Lobenswert ist, dass sich die Landwirte für eine alte Nutztierrasse, das Soayschaf, entschieden haben. Außerdem wird die Vernetzung mit anderen Projekten im Dorf gefördert, indem z. B. die Schutzhütte an der Schafweide direkt neben dem Weinberg gebaut wurde, sodass Besucher sowohl die Schafe als auch die verschiedenen Rebsorten kennenlernen können. Auch im Bereich Streuobst sind die Bewohner sehr aktiv. So wurden insgesamt 60 Hochstämme an Privatpersonen verteilt und die Insektenvielfalt durch vielfältige Blühmischungen gefördert. Auch die ortsansässige Imkerei leistet mit ihren 12 Bienenvölkern einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität von Streuobstwiesen. Touristisch, aber auch hinsichtlich der Landschaftspflege ist auch der landwirtschaftliche Betrieb und Ferienhof Ulrich von Bedeutung. Der Milchviehbetrieb bewirtschaftet insgesamt 250 ha. ULFEN Teilnahmeort: Ulfen Gemeinde/Stadt: Sontra Landkreis: Werra-Meißner Einwohner: 608 Gemarkung: ha Allgemeine Entwicklung Lage: Ulfen liegt zwischen dem Ringgau im Nordosten und dem Richelsdorfer Gebirge im Südwesten rund 6,5 km (Luftlinie) südöstlich von Sontra. Durchflossen wird es von der Ulfe, einem südsüdöstlichen Zufluss der Sontra und einem Wildbach aus dem Ringgau, der im Volksmund Alte Weißt genannt wird. Bis 18 Jahre: Jahre: 302 Über 60 Jahre: 191 Zusammenarbeit Kommune, Ortsbeirat und Bewohner Der Ort hat 608 Einwohner und hat in den letzten 15 Jahren 11,2 % seiner Bevölkerung verloren. Der Ortvorsteher ist Mitglied im Kreistag und zudem Stadtverordneter der Stadt Sontra. Eine vorteilhafte Vernetzung zur Stadt bzw. dem Ortsbeirat und den Bürgern ist dadurch gegeben. Die Bürgerschaft nimmt regelmäßig am kreiseigenen Freiwilligentag teil. Der demografische Wandel macht sich im Ort und mit der abnehmenden Bevölkerung stark bemerkbar. Derzeit gibt es acht leerstehende Wohngebäude. Es gibt ein Anreizprogramm zur Nutzung von Alt-Immobilien, das sich insbesondere an junge Familien richtet. Von Seiten der Ulfener besteht der Wunsch, einzelne Immobilien zu beseitigen. Derzeit gibt es noch ein Neubaugebiet im Ort, es sollen jedoch keine weiteren Gebiete mehr ausgewiesen werden. Kommunale Gesamtentwicklung Der ÖPNV funktioniert hauptsächlich im Rahmen der Schülerbeförderung. Der Ort nimmt darüber hinaus am Pilotprojekt Mobilfalt teil. Hinzuweisen ist auf die Entstehung des Premiumwanderweges Ulfener Kast, der in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Meissner- Kaufunger-Wald umgesetzt wird. Homepage: Mitglied der LEADER-Region Werra-Meißner Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Auf Initiative des Ortsvorstehers und des Ortsbeirates gibt es vielfältige Aktivitäten zur Wiederbelebung und zum Erhalt der Infrastruktur. So beinhaltet die ehemalige Arztpraxis nunmehr eine podologische Praxis. Im Ort gibt es einen Lebensmittelmarkt, der Bestellungen auch zustellt. Darüber hinaus gibt es eine nicht personell besetzte Tankstelle, bei der man elektronisch bezahlen kann. Vor Ort stehen eine Grundschule und ein Kindergarten zur Verfügung. Viele Vereine bieten ein umfangreiches Angebot. Zu erwähnen sind Streuobstwiesen, die in den letzten Jahren neu angelegt wurden. Leitbild Dörfliche Identität Im Rahmen der LEADER-Förderung ist eine Zuwegung zum Werra-Burgensteig geplant. Die Realisierung des Premiumwanderweges Ulfener Kast ist in Vorbereitung. Durch den Dorfwettbewerb wurden erhebliche Entwicklungen im Ort angestoßen. Die Beteiligung des Ortes war breit aufgestellt. Eine Internetseite ist vorhanden. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Kulturelle Vielfalt Für einen so kleinen Ort gibt es sehr viele Vereine, die sich durch viel Engagement auszeichnen (z. B. Kriegerdenkmalsanierung, sehr hohe Spendenbereitschaft für

45 88 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Ulfen 89 eine neu gegossene Kirchenglocke, Erhalt von Sagen und örtlichen Erzählungen etc.). Im Privatbesitz befindet sich eine vollständig erhaltene alte Schule mit Holzbänken, liebevoll und mit vielen Details restauriert. Sie ist ausgesprochen sehenswert und nach Vereinbarung zugänglich. So wird auch für Kinder die Vergangenheit sehr anschaulich. Die alte Taufkirche ist sehr gut renoviert. Der große und sehr rege Sportverein besitzt neben einer großzügigen Außensportanlage eine eigene Halle, die auch für andere Veranstaltungen mitgenutzt werden kann, z. B. Neujahrskonzerte, Liederabende, Faschingsveranstaltungen etc. Eine Jugendfeuerwehr wird gemeinsam mit den Nachbarorten organisiert. Auf der Internetseite ist u.a. auch eine Dorfchronik veröffentlicht. Der Hausberg von Ulfen ist eine archäologische Grabungsstätte. In einer ehemaligen Volksbankfiliale ist die Einrichtung eines Heimatmuseums geplant. Soziales Gefüge Es gibt großes soziales Engagement (z. B. Förderverein der Grundschule; die moderne und sehr erfolgreiche Jugendarbeit der Blaskapelle, Offene Jugendarbeit, Seniorencafé, ehrenamtliche Friedhofspflege, Feuerwehr bietet auch Schachspielen an etc.). Die evangelische Kirchengemeinde ist sehr aktiv mit einem Besuchsdienst für Senioren und einer guten kirchlichen Kinderund Jugendarbeit. Wirtschaftliche Initiativen Für einen kleinen Ort ist der Tourismus durch Kloppers Brauhaus mit einem ungewöhnlichen Magneten versehen (z. B. Standesamt im Weinkeller). Ein als Familienbetrieb organisierter, ungewöhnlich vielseitig sortierter Klein-Supermarkt und die wieder eröffnete Tankstelle mit Shop und Getränkemarkt bieten eine sehr gute Grundversorgung. Der Premiumwanderweg ermöglicht es, andere Touristengruppen anzusprechen. Leerstand wird positiverweise teilweise in preiswerte Mietwohnungen umgebaut. Es gibt 8 Leerstände vor Ort. Einzelne Unternehmen wie Gas- und Wasserinstallation sind bereits lange ansässig und bilden auch aus. Es gibt ein Sponsoring der Unternehmen. Insgesamt wird mit geschickten Netzwerken und ausgeprägter Findigkeit nach pragmatischen Lösungen gesucht, um Leerstände gezielt umzunutzen und möglichst vorteilhafte Resultate für die Beteiligten und den Ort zu schaffen. Jugend im Dorf Mit einer gut ausgestatteten Grundschule, in der altersübergreifend unterrichtet, flexibel eingeschult wird und bei der ein Förderverein auch eine Nachmittagsbetreuung organisiert, sowie einer KiTa, einem Jugendraum mit sehr aktiver, eigeninitiativer Jugendgruppe (als e.v. organisiert!) hat Ulfen, gemessen an der Ortsgröße, sehr günstige Voraussetzungen für Familien mit Kindern. Ein Privatbetrieb bietet pädagogisches Reiten für Kinder an. Die Vereine machen ebenfalls zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche. Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist sehr gut erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist zu erkennen. Die offene JA der Gemeinde bietet den Jugendlichen einen sehr gut ausgestatteten Jugendraum. Dieser ist selbstverwaltet (mit gewählten Jugendvertretern) und den Jugendlichen zur freien Verfügung überlassen. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist jederzeit möglich. In diversen Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die hervorragende Jugendarbeit der Musikkapelle. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist vorhanden. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Ulfen ist ein Ort, der durch seine reizvolle Einbettung in die Landschaft und die den Ort überragende Kirche mit Fachwerkturm sehr malerisch wirkt. Das Kirchenumfeld mit Kirchhof und alter Schule ist wohlerhalten und von romantischer Wirkung. Die Kombination von Schule, DGH und Turnhalle am Ortsrand ist funktionell, gestalterisch noch ausbaufähig. Ein ehemaliges landwirtschaftliches Gebäude wurde mit geringen, angemessenen Mitteln zu einem gut funktionierenden Jugendraum umgestaltet. Der außerhalb des Ortes angelegte Brunnenplatz des Leibborns ist ein attraktiver Ruhepunkt in der Landschaft; historische Bauteile wurden hier in gelungener Weise wiederverwendet. Durch einen Verzicht auf belehrende Beschilderung wäre hier die landschaftliche Wirkung noch ungestörter. Privater Bereich Etliche Häuser sind denkmalgerecht wiederhergestellt und ergeben schöne Partien im Ortsbild. Einen besonderen Höhepunkt bildet die in Privatinitiative detailgetreu instandgehaltene und museal zugängliche alte Schule unterhalb der Kirche. Der Gasthof Altes Brauhaus ist eine Attraktion in der Region. Der ortsansässige Sanitärbetrieb nutzt sinnvoll ein historisches Wirtschaftsgebäude. Gesamtanlage Im Verlauf des Alten Weißt erstreckt sich die Gesamtanlage des Ortes Ulfen. Im nördlichen Bereich konzentriert sich die Bebauung um den erhöht liegenden Johannesberg mit der alten Wehrkirche, am Fuß des Hügels befindet sich der Dorfanger. Im südöstlichen Teil der Gesamtanlage wurde die historische Bebauung der Hauptstraße und Im Kreuzchen umgrenzt. Besonders markant sind die Gebäude Flutweg 1, Im Kreuzchen 1 und Hauptstraße 18, die städtebauliche Blickpunkte setzen. Typisch sind die mächtigen Sockel der Wohnhäuser mit hochgelegten Kellern, die Schutz vor auftretendem Hochwasser bieten sollen. Grüngestaltung und Grünentwicklung Ulfen ist ein kleiner Ort, der auch im Grünbereich einige Überraschungen zu bieten hat. Ein Kleinod mit sicherlich großer ökologischer Bedeutung für die innerörtliche Biodiversität ist der Renda-Talgraben, ein relativ trockenes Bachbett, welches sich durch den gesamten Ort schlängelt und schließlich in der Ulfe mündet. An den Stellen, an denen auf eine intensive Pflege verzichtet wird, kann er seine Habitatfunktion besonders gut erfüllen. Würdevoll gepflegt erscheint hingegen der Vorplatz der Kirche. Das Arrangement aus bepflanzten Natursteinen und akkurat gepflegten Hecken schafft ein ehrwürdiges Umfeld für die vorhandenen Gedenk- und historischen Grabsteine. Der hinter der Kirche liegende Friedhof wird durch verschiedene Hecken und Gehölze gegliedert. Dies fördert das Gefühl von Privatsphäre und

46 90 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Willingshausen 91 offeriert Rückzugsmöglichkeiten während der Andacht. Besonders positiv aufgefallen ist auch der mit einer Buchenhecke eingegrünte Spielplatz. Auf dem Gelände befinden sich pompöse Linden, die im Sommer für eine angenehme Beschattung sorgen. Die Linde taucht im Ortsbild immer wieder auf. Entlang der Ortsumgehung der Bundesstraße 400 ist eine Linden-Allee gepflanzt. Der zentral in der Dorfmitte gelegene Lindenplatz ist ein zentraler Ort für Festlichkeiten, Erholung und Begegnung. In einigen Straßenzügen grenzen die Häuser direkt an den Straßenraum. Hierdurch besteht nur wenig Handlungsspielraum für dessen Aufwertung z. B. durch entsprechend gestaltete Vorgärten. Ein sehr positives Beispiel ist die alte Schule. Auf wenig Raum entstand hier durch Fassadenbegrünung und Bauelemente aus Natursteinen ein authentisches, harmonisches und geschmackvolles Gesamtbild. Das Gebäude ist allerdings nicht nur gestalterisch gelungen, sondern fördert, durch mehrere Nistkästen, gleichzeitig die Ansiedlung von Vögeln im Ortskern. Als Grundstücksbegrenzung finden sich zum Teil noch traditionelle Staketenzäune und Natursteinmauern. Da sich die Privatgärten wohl vor allem hinter den Häusern befinden und nicht von der Straße einsehbar sind, können diese leider nicht weiter bewertet werden. Dorf in der Landschaft Ulfen liegt in einem außergewöhnlich schönen Tal, welches vornehmlich durch die sehr naturbelassen gestaltete, westlich am Dorf entlang fließende Ulfe geprägt wird. Trotz der Mittelgebirgslage wird im Umland reger Ackerbau betrieben, was wohl auch auf die im Ort noch vorhandene Vollerwerbslandwirtschaft zurückzuführen ist. Des Weiteren gibt es einen Reitverein, sodass auch die Grünlandflächen intensiv genutzt werden. Oberhalb des Dorfes wurde eine Quelle, der Leibborn, renaturiert und als Aussichtpunkt hergerichtet. Für die Einfassung der Quelle sind Natursteine verwendet worden. Hier wurden auch einige Hochstämme gepflanzt, wobei regionaltypische alte Apfelsorten zum Einsatz kamen. Die Bäume sind entsprechend beschildert. Zudem wurde ein Feuchtbiotop angelegt und als Erinnerung an die Legende des Leibborns als Ort an dem die Kinder auf den Storch warten, der sie zu ihren Müttern bringt, eine Storchenfigur aufgestellt. WILLINGSHAUSEN Teilnahmeort: Willlingshausen Gemeinde/Stadt: Willingshausen Landkreis: Schwalm-Eder Einwohner: 742 Gemarkung: ha Lage: Der Ort Willingshausen liegt im Süden der Schwalm am gleichnamigen Fluss und seinen rechten Nebenflüssen Antreff und Leimbach. Der Rathaussitz befindet sich in Wasenberg, welches zwischen dem Ort Willingshausen und Treysa liegt. Willingshausen grenzt im Norden an die Stadt Schwalmstadt, im Nordosten an die Gemeinde Frielendorf, im Osten an die Stadt Neukirchen und die Gemeinde Schrecksbach (alle im Schwalm-Eder-Kreis), im Süden an die Stadt Alsfeld und die Gemeinde Antrifttal (beide im Vogelsbergkreis), sowie im Westen an die Stadt Neustadt (Landkreis Marburg-Biedenkopf). Bis 18 Jahre: 106 *) Allgemeine Entwicklung Jahre: 498 *) Über 60 Jahre: 226 *) *) inkl. der Zweitwohnsitze. Homepage: und Mitglied der LEADER-Region Schwalm-Aue Gruppe B (bisher keine Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. an der Städtebauförderung) Zusammenarbeit zwischen Kommune - Ortsbeirat - Bewohner Die demografische Entwicklung macht sich im Ort deutlich bemerkbar. Die Bevölkerung hat sich seit 2000 um 16,4 % verringert. 6-7 Wohnhäuser stehen leer. Ein Neubaugebiet ist ausgewiesen, soll jedoch aufgrund der aktuellen Situation nicht umgesetzt werden. Anstrengungen zur Wiederbelebung bzw. Umnutzung von Gebäuden sind vorhanden. Es gibt ein Leerstandskataster. Willingshausen hat sich, ausgehend von einer Malerkolonie, die im vorigen Jahrhundert im Ort gelebt und gearbeitet hat, als Künstlerdorf etabliert. Willingshausen zählt zu den ältesten Malerkolonien Europas. Damit verbunden ist eine Ausrichtung auf touristisch-kulturelle Angebote. Es gibt mehrere Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten (Restaurants, Pensionen, Cafés). Ein Museum, eine Malschule und ein Künstlerstipendium bilden den Kern des künstlerischen Angebotes. Willingshausen gehört zur LEADER-Region Schwalm-Aue. Im Jahr 2005 wurde eine Kunst- und Ausstellungshalle gebaut. Sie entstand im Rahmen der LEADER-Förderperiode Hier finden bemerkenswerte Kunstausstellungen statt, das Museum nennt ein umfangreiches Repertoire an Gemälden namhafter Künstler sein eigen. Kommunale Gesamtentwicklung Die Gesamtkommune nimmt am Programm Stadtumbau West teil. Ein Mehrgenerationenspielplatz in der Ortsmitte ist geplant. In Kürze soll die Unterbringung von Flüchtlingen im ehemaligen Pfarrhaus erfolgen. Es gibt ein BHKW und eine Wasserkraftanlage. Mit der Realisierung von Photovoltaik-Anlagen werden 48% des Strom-Eigenverbrauchs gedeckt. Die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED-Technik ist geplant. Im Ort wird eine Grundschule der Großgemeinde Willingshausen neu gebaut. Weiterführende Schulen gibt es in den Nachbarorten Willingshausen-Steina und Schwalmstadt-Treysa. Soziale, kulturelle und wirtschaftliche Ausstattung Die Infrastruktur im Ort ist noch zufriedenstellend, es gibt einen Lebensmittelmarkt mit Metzgerei, einige Einzelhandels- und eine ganze Reihe an Handwerksund Dienstleistungsbetrieben. Zu erwähnen sind zwei Hofläden sowie ein Töpferbetrieb, hier wird auch Schmuck hergestellt. Insgesamt gibt es im Ort 57

47 92 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Willingshausen 93 Arbeitsplätze. Es existieren drei Vollerwerbslandwirte, davon ein Biolandbetrieb mit Direktvermarktung. Im Ort sind 15 Vereine tätig. Als besonders identitätsstiftend sei an dieser Stelle die Schwälmer Trachtengruppe erwähnt. Leitbild Dörfliche Identität Ein ausgeprägtes Wir-Gefühl ist vorhanden und stützt sich auf die Themen Schwälmer Tracht und Brauchtum sowie das Image als Künstlerkolonie/Malerdorf. Der Ort ist anlässlich der Dorfbereisung breit aufgestellt. Der Ort braucht dringend eine Strategie gegen den Leerstand. Die weitere Abwanderung junger Leute zeichnet sich ab. Eine Leerstandserfassung liegt im Rahmen des Stadtumbau-Prozesses vor. Das Kataster zukünftige Bau- und Wohnmöglichkeiten wurde begonnen. Ein kostenfreies Angebot zur Vermarktung wäre z. B. die Plattform KIP. Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten Die Bevölkerung ist in den letzten Jahren sehr stark geschrumpft sowie tendenziell überaltert. Deshalb ist unbedingt eine umfassende Demografiestrategie notwendig nicht nur in Bezug auf Hochbetagte. Nachbarschaftshilfe wird absehbar in Zukunft nicht mehr wie bisher funktionieren deshalb sind institutionalisierte Hilfesysteme nötig. Trotz der deutlichen demografischer Problemlage wirkt der Ort vital. Potentiale werden genutzt, es gibt eine Grundversorgung und der Ort wirkt in Bewegung. Der Ort hat vom Programm Stadtumbau West bereits profitiert. Die Profilbildung als Künstlerdorf bzw. das Malerdorf ist sehr gut gelungen, da das Alleinstellungsmerkmal und Besondere des Ortes damit positiv herausgestellt wird. Kulturelle Vielfalt Das Brauchtum scheint überdurchschnittlich gepflegt zu werden, was sicher auch mit dem Alleinstellungsmerkmal als Künstlerdorf zu tun hat, worüber der evangelisch geprägte Ort einen wichtigen Teil seiner Identität herstellt. Die Besonderheit der lebendigen Trachtentradition sowie die Mundart werden positiv hervorgehoben. Das Vereinsleben ist eher überdurchschnittlich für einen Ort dieser Größenordnung. Einen Vereinsring gibt es nicht, jedoch koordiniert der Ortsbeirat viele Kooperationen. Der geschichtliche Umgang ist sehr ausgeprägt, im Hinblick auf eine existierende jüdische Geschichte wurden Versuche der Bearbeitung unternommen, es waren aber auch deutliche Widerstände spürbar. Positiv ist, dass ein Kulturtransfer in die Bevölkerung stattfindet. Bereits Kinder werden an Kunst herangeführt. Die Bürgerschaft beteiligt sich aktiv zum Beispiel mit dem Kauf eines wertvollen Bildes für die Galerie. Rund um den künstlerischen Nachlass gibt es Stipendien für Nachwuchskünstler mit Ausstellungen und Workshops, hier wird z. T. auch sehr gut generationsübergreifend gearbeitet (Sehr gut: die ganz besondere Veranstaltungsreihe Bilderschwatz. Hierbei wird jeweils ein Bildmotiv zusammen mit jeweils einem Verein oder einer Gruppe erläutert und besprochen). Durch das Künstlerstipendium bleibt die Malerei ein lebendiger und nicht bloß musealer Teil des Ortes. Hier könnten die bereits vorhandenen, hervorragenden Modelle auch noch weiter entwickelt werden, z. B. in dem sich Künstler anderer Disziplinen (Musik, Theater etc.) mit dem künstlerischen Erbe des Ortes befassten. Ebenfalls sehr positiv zu vermerken ist das Kirchenkino im Winterhalbjahr (es werden ausgewählte, tendenziell künstlerisch hochwertige Filme gezeigt), die Jungbläserarbeit etc. Soziales Gefüge Es gibt vielfältige soziale Aktivitäten, wie die DRK-Seniorenhelfer etc. Die Konzeption des Generationenplatzes (Kombi Spielplatz und kleine Freilichtbühne) wirkt originell, ist aber derzeit noch in der Planung bzw. beginnender Umsetzung. Das alte Pfarrhaus wird für eine gemeinschaftliche Nutzung mit diversen Vereinen umgebaut ein konstruktiver Beitrag zur gemeinsamen Gebäudeunterhaltung und -renovierung. Wirtschaftliche Initiativen Malschule, Künstlercafé und -gasthaus, Kunsthalle, Kunsthandwerk, Trachten, Dorfladen und Schloß sind wichtige Elemente, die auch touristisch genutzt werden. Es gibt traditionelle Betriebe wie orthopädische Schuhmacher mit Ausbildungsmöglichkeiten, aber auch neue Betriebsgründungen wie den Biolandbaubetrieb. Schnelles Internet ist vorhanden. Es gibt im touristischen Bereich eine überregionale Vernetzung (Märchenstraße etc.). Die Grundversorgung in Willingshausen ist durch einige Geschäfte, eine Apotheke etc. recht gut. Jugend im Dorf Es werden gegen geringe Gebühren eigene Ferienspiele in Kooperation mit diversen Vereinen (Angelverein, Jugendrotkreuz, etc.) organisiert. Diese werden auch gut angenommen. Eine Bindung der Jugend an das Dorf ist erkennbar. Es werden vereinsgebundene und offene Angebote gemacht, die auch von den Jugendlichen genutzt werden. Die kirchliche Jugendarbeit (JA) ist vorhanden. Es gibt einen Kirchenjugendraum, der nicht selbstverwaltet und eigenverantwortlich organisiert ist. Eine offene JA mit einem Jugendpflege findet nicht statt. Seit über 20 Jahren wird den Jugendlichen ein Raum zur Verfügung überlassen, der selbst hergerichtet ist. Ein Treffen mit dem Bürgermeister und den Gemeindevertretern ist ggf. möglich. In Vereinen werden Angebote für Jugendliche bereitgestellt. Hervorzuheben ist hier die Arbeit der Feuerwehr, des DRK, der Burschenschaft und des Volkstanzvereins. Eine aktive Beteiligung der Jugend am Dorfgeschehen ist erkennbar. Baugestaltung und -entwicklung Öffentlicher Bereich Willingshausen hat als Malerdorf Mut zu seiner Identität, die sich vor allem in dem selbstbewussten Neubau der Kunsthalle im Ortszentrum darstellt. Auch das zugehörige, liebevoll eingerichtete Museum Reuterhaus, ehemals Schule, ist ein Anziehungspunkt. Alles dreht sich hier um die Kunst und bildet ein Alleinstellungsmerkmal des Dorfes. Die Kirche mit Kirchhof ist gut erhalten, das Pfarrhaus wurde denkmalgerecht saniert. Die Baumlaube ist ein origineller Beitrag. Privater Bereich Einige historische Bauten wurden denkmalgerecht saniert und bereichern das Ortsbild. Das Projekt der Mühlenhof-Umnutzung als Wohnung und Laden ist in hohem Maße anerkennenswert, eben-

48 94 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 95 so der benachbarte Töpfereibetrieb und die Etablierung der Gürre Stubb,Café, Kunst & Mehr, in der Scheune einer Hofreite. Das Gerhardt von Reutern-Haus ist um 1920 als neues Gasthaus und Übernachtungsmöglichkeit für die Maler gebaut worden. Die zwischenzeitliche Nutzung erfolgte durch die Schwertzellsche Verwaltung. Im Jahr 1988 wurde das Haus von der Gemeinde erworben und wird seitdem als Haus für die Vereine genutzt und Gerhardtvon-Reutern-Haus genannt. Das in der Dorfmitte stehende Hirtenhaus verdankt seinen heutigen Zustand den langjährigen Bemühungen der Familie Becker. Es wurde fachgerecht saniert und in seiner ursprünglichen Form bis heute erhalten. Es dient Stipendiaten als Unterkunft während ihrer Zeit in Willingshausen. Grüngestaltung und Grünentwicklung Im öffentlichen Bereich ist besonders das Umfeld des Gerhardt-von-Reutern-Hauses und der gegenüberliegende gleichnamige Platz sehr schön gestaltet. Prägend sind vor allem die gut entwickelten Kastanien. Das Areal wird gestalterisch passend durch Natursteine ergänzt, die funktional als Mauern, Torpfosten und zum Teil als Pflaster verwendet werden, sich aber auch als dekorative Elemente (Säulen) wiederfinden. Im weiteren Ortsbild spielt die Linde eine große Rolle. Hervorzuheben sind hier die vielen Neupflanzungen, die sowohl auf öffentlichem, aber auch auf privatem Gelände durchgeführt wurden. Häufig werden Grünflächen, wie am Hans-von-Volkmann-Platz, mit einladenden Ruhebänken kombiniert. In einigen Grünanlagen sind ansprechende Kunstobjekte eingebunden. Dies fördert die dörfliche Identität und die Authentizität von Willingshausen als Künstlerdorf. Neben dem gestalterischen Aspekt und der gewachsenen Kunst-Tradition des Dorfes wird auch das, die gesamte Region ( Rotkäppchenland ), verbindende Thema: Märchen, transportiert (z. B. die Skulptur zum Märchen Der süßen Brei auf dem Pfarrhausgelände). Vielfältig und lebendig gestaltet sind auch die privaten Grünbereiche. Die Palette reicht von traditionellen Bauerngärten über weitläufige Naturgärten (z. B. hinter der Töpferei) bis hin zum blütenreichen Schlosspark. Die traditionellen Bauerngärten dienen der Obst- bzw. Gemüseproduktion und werten gleichzeitig das Ortsbild durch buntblühende Blumen und Stauden auf. In den Vor- und Nutzgärten finden sich standortgemäße und gut gepflegte Anpflanzungen (Haus- und Hofbäume, Obstgehölze, Sträucher, Stauden). Teilweise vorhandene Fassadenbegrünungen harmonisieren zudem das Erscheinungsbild des Straßenraums. Dorf in der Landschaft Willingshausen ist vorwiegend von landwirtschaftlichen Flächen eingerahmt. Im Süden ist der Bach Antreff prägend für das Landschaftsbild. Die naturbelassene Uferbegrünung besteht aus standorttypischen Gehölzen. Die Entwicklung einer naturnahen Vegetation wird auch durch die Ansiedlung standorttypischer Wasserpflanzen gefördert. Ehemals mit Fichten aufgeforstete Flächen wurden zu Grünland rückumgewandelt. Ein Teil der vorhandenen Grünlandfläche wird mit alten Nutztierassen extensiv beweidet. Vom direktvermarktenden Biobetrieb Dorfmühle werden etwa 20 Mutterkühe der Rasse Rotes Höhenvieh und 30 Mutterschafe der Rasse Coburger Fuchs gehalten. Des Weiteren pflegt der Betrieb einige Kopfweiden und hat einheimische Gehölze als Schattenbäume auf seinen Weiden angepflanzt. In der Gemarkung Willingshausen befindet sich eine Stiel-Eiche, die als Naturdenkmal geschützt ist, die Zufahrtsstraßen sind mit Linden- und Ahornbäumen bepflanzt und es wurden zusätzliche Streuobstbestände angelegt. Des Weiteren haben die Dorfbewohner Samen an Weg- und Straßenrändern verstreut. Dies fördert die ökologische Vielfalt im und die Ästhetik des Straßenraums. Weiterhin positiv aufgefallen ist der gut ausgebaute und idyllisch begrünte Radweg, der auch von Kindern als täglicher Schulweg genutzt wird. SIEGEREHRUNG ZUM 35. LANDESWETTBEWERB 11. Oktober 2014 in Melsungen

49 96 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 97 Grußworte Markus Boucsein, Bürgermeister von Melsungen Ländliche Räume als positive Experimentierfelder ein Praxisbericht Sehr geehrte Frau Schwarze, sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie herzlich in Melsungen, und es ist mir eine Freude und Ehre, Ausrichter der Ehrung der Teilnehmer des 35. Landesentscheides Unser Dorf hat Zukunft 2015 sein zu dürfen. Und das an einem Tag, an dem sich Melsungen in einem besonderen Licht präsentiert: dem 11. Spezialitätenfestival Nordhessen geschmackvoll. Ich hoffe, Sie haben anschließend noch Gelegenheit, sich mit Gaumenfreuden einzudecken. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich auf dem Zugwagen eines Traktors in Dagobertshausen gesessen habe, um als freier Journalist mit dem damaligen Bürgermeister Kurt Stöhr und einer Bewertungsdelegation im Rahmen des damaligen Wettbewerbs Unser Dorf soll schöner werden einen Bericht zu schreiben. Das muss um 1985 gewesen sein und war mein erstes Erlebnis in diesem Themenzusammenhang. Wie so ein Bewertungstag vonstatten geht, wird Ihnen wohl Frau Schwarze nachher noch darstellen. Unser Dorf hat Zukunft schafft vor allem Anreize, rückt unsere ländlichen Stadtteile in den Fokus der Öffentlichkeit und macht den Menschen vor Ort Mut, sich über bürgerschaftliches Engagement mit vielen Ideen und Kreativität an der äußeren Gestaltung des eigenen Lebensraums zu beteiligen. Und es hat in der heutigen Zeit auch nichts mit Nostalgie zu tun, wenn sich der ländliche Raum im besten Licht darstellt und die lebenswerten Aspekte des Landlebens nach vorne trägt. Auch wenn die demografische Entwicklung vor allem im Dorfleben häufig zuerst zu spüren ist, gibt es gute Gründe, den Lebensraum Dorf als für viele doch bessere Alternative zum Stadtleben zu präsentieren und zu fördern. Landlust ist ein neuer Trend, den wir durch Infrastrukturmaßnahmen und gute Angebote aufgreifen müssen. Nun musste ich mit Bedauern feststellen, dass es die Dörfer Melsungens nicht bis aufs Siegertreppchen des Landesentscheids geschafft haben. Macht aber nichts, denn erstens können nur die Besten gewinnen und zweitens spornt es an, beim nächsten Mal besser zu sein. Ich freue mich, dass Sie hier sind, gratuliere jetzt schon mal allen Siegern und wünsche Ihnen viel Spaß während der Veranstaltung und hier in Melsungen. Dr. Maren Heincke, Agraringenieurin, Referentin für den ländlichen Raum, Mitglied Bewertungskommission, Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Mainz Ländliche Räume gelten häufig als rückständig. Das Gegenteil ist der Fall. In vielen Dörfern wird aufgrund der starken Veränderungsdynamik nach zukunftsfähigen Lösungsansätzen gesucht und erfolgreich experimentiert. Mit Herz, Hand und Verstand. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Erfahrungen der Grenzen des Wachstums sowie von Verlusten müssen nicht zwangsläufig in die Resignation führen. Viele Dörfer haben alte Denkblockaden überwunden, sind neue unkomplizierte Bündnisse eingegangen, haben Eigeninitiative entwickelt. Ein Bewusstseinswandel weg von der Defizitorientierung hin zum Erkennen eigener ländlicher Potentiale findet statt. Bei unserer Reise als Landesjury konnten wir das in allen Dörfern erleben. Das hat motiviert und begeistert. So eine auf- und anregende Reise ist in keinem Reisebüro zu buchen. Wir konnten erfahren, wie Ideen mit Leben gefüllt werden, wie im Kleinen Neues entsteht. Woanders wird über mehr Nachhaltigkeit und die große gesellschaftliche Transformation disputiert. In Ihren Dörfern wird bereits tatkräftig experimentiert. Sie sind Mutmacher. Dabei geht es nicht um Landidylle - sondern um nüchternen Realismus. Landespolitik gefordert Gefordert ist jedoch auch die Landespolitik! Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung Hessens lebt auf dem Land. Bei vielen Landbewohnern überwiegt das Gefühl, trotzdem von der Landesregierung nicht ausreichend ernst genommen zu werden. Es gibt zahlreiche überflüssige - Hindernisse, die der Verwirklichung experimentieller Ansätze entgegenstehen. Sei es politisch, administrativ oder finanziell. Zum Beispiel sind viele technische Standards auf städtische Infrastruktur ausgerichtet. Ländliche Räume benötigen echte Handlungs- und Gestaltungsspielräume, um ihre endogenen Potentiale überhaupt entwickeln zu können. Die verbliebenen Zeitfenster werden enger, in denen negative Abwärtsspiralen vielerorts verhindert werden können. Ich bin überzeugt, dass auf dem Land Experimentieren mit Verantwortungsübernahme sehr gut zu vereinbaren ist. Zudem wird ein tatsächlich integrierter Ansatz des Politikfeldes Ländlicher Raum sowohl auf der Landesals auch auf den nachgeordneten politischen Ebenen benötigt. Zur Zeit führen sektorales Denken, Doppelzuständigkeiten oder Rivalitäten zu starken Blockaden. Grundprinzipien der Regionalentwicklung sind Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse, Subsidiarität und Konnexität. Diese Prinzipien werden jedoch auf der Ebene der Kommunen teilweise ausgehebelt. Trotz der Reform des Kommunalen Finanzausgleiches in Hessen ist leider damit zu rechnen, dass auch in Zukunft eine stetige Unterfinanzierung selbst der Pflichtaufgaben stattfinden wird. Verantwortende Politik und Landbewohner sollten in engeren Dialog treten. Wichtig dabei: städtische und ländliche Räume gehören funktional zusammen. Stadt geht nicht ohne Land und umgekehrt. Der Gedanke großräumiger Verantwortungs- und Solidargemeinschaften sollte deshalb erhalten bleiben. Kommunale Selbstverwaltung: zwischen Bürgernähe, Handlungsautonomie und Sachzwängen Die Kommunen sind die politische Ebene, welche am engsten mit den Fragen und Nöten der Bürger konfrontiert wird. In den von uns besuchten Dörfern gibt es viele Ideen, die kommunale Selbstverwaltung zu stärken und zu verjüngen: Bürgerentscheide, Bürgerlisten, Wahl-Grillparties, kommunale Mitwirkungsmöglichkeiten für Jugendliche, usw. Die vormals oft patriarchalischen Perspektiven der Kommunalpolitiker haben sich grundlegend verändert: es gilt heute, Zukunftsherausforderungen mit den Menschen zu gestalten und nicht mehr für sie. Durch institutionalisierte Prozesse der Dorfentwicklung, aber auch durch andere Formen der Bürgerbeteiligung wurden vielerorts integrierte Dorfentwicklungsstrategien erarbeitet selbst in

50 98 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 99 Kleinstdörfern. Oft gibt es produktive Mischungen aus einzelnen starken Persönlichkeiten mit hoher Fachkompetenz, die kommunale Prozesse vorantreiben, und einer breiten Partizipation unterschiedlich aktiver Bürger. Mein Dank gilt allen, die an der kommunalen Basis im Ehren- und Hauptamt Verantwortung übernehmen, sich mit langem Atem für die lokalen Belange einsetzen, oft auch unberechtigte Kritik ihrer Mitbürger aushalten müssen und trotzdem nach konstruktiven Kompromissen suchen. In Hinblick auf die hessische Kommunalwahl 2016 hoffe ich auf eine hohe Wahlbeteiligung. Als Signal an die politischen Mandatsträger, dass sie ein breite demokratische Legitimation und bürgerschaftliche Unterstützung besitzen. Gegen Politikverdrossenheit und destruktive Pauschalkritik. Die kommenden Jahre können z. B. bezüglich der Flüchtlingskrise zu einer Bewährungsprobe der Demokratie werden. Umso wichtiger ist deshalb die kommunale Ebene, auf der es sich oft entscheidet, ob Integration gelingen kann. Soziales Engagement Woanders wird theoretisch über die Etablierung sorgender Gemeinschaften als Zukunftskonzepte für die Bewältigung des demografischen Wandels oder der städtischen Quartiersentwicklung diskutiert. In den besuchten Dörfern konnten wir den guten Zusammenhalt der Dorfgemeinschaften ganz real erleben. Funktionierende Nachbarschaftshilfe, Begegnungsmöglichkeiten von Alt und Jung, Sozialprojekte wie das Programm Gemeinsam gegen Armut und Einsamkeit oder unkompliziert organisierte Seniorengärten überzeugen. Gleichwohl hatte ich den Eindruck, dass neben aller sozialen Einbindung genauso persönliche Freiräume und individuelle Nischen gelassen werden. Der türkische Dichter Nâzım Hikmet sagt dazu: Leben wie ein Baum, einzeln und frei, und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht. Lebenswege, Lebensläufe Heute wird auch nicht mehr einseitig auf Hilfsbedürftigkeit geblickt, sondern Menschen egal welcher Herkunft werden mit ihren vorhandenen Ressourcen und Lebensgeschichten gesehen. Der überschaubare soziale Nahraum und die Entschleunigung der Dörfer können sogar heilend mitwirken. In mehreren Dörfern gibt es therapeutische Einrichtungen der Drogen-, Jugend- oder Familienhilfe. Schön war z. B. auch die ganz klare Aussage eines Dorfes, dass bei ihnen Menschen, die homosexuell sind oder aus dem Ausland stammen, einfach der nette Nachbar von nebenan sind. Auch wenn das in der weiteren Umgebung des Dorfes nicht so gesehen wird. Den vielen Engagierten, die oft ganz still und unbeachtet Menschenfreundlichkeit täglich leben, gebührt mein hoher Respekt. Ich wünsche Ihnen, dass Sie selber helfende Hände finden werden, sollten Sie sie je benötigen. Sowie das weiterhin Segen auf Ihrer Arbeit ruht. Bürgerschaftliches Engagement Viele Ehrenamtliche unterstützen in den von uns besuchten Dörfern Asylbewerber. Es ist ein Gebot der Humanität, völlig erschöpften Flüchtlingen eine Grundversorgung zu geben. Die unkomplizierte Offenheit der Dorfbewohner gegenüber kulturell sehr fremden Menschen sowie ihre Einbeziehung in die Dorfgemeinschaften sind jedoch berührend und keineswegs selbstverständlich. Zur Ruhe kommen, in einem sicheren Hafen neue Kraft tanken und vielleicht sogar Wurzeln schlagen können wertvolle Geschenke für Geflüchtete. Im Moment häufen sich jedoch die berechtigten Sorgen vor Überforderung durch die sehr schnelle Aufnahme sehr vieler Asylbewerber. Die Bundesregierung verlautbart, dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise die größte Herausforderung seit dem Bestehen der Bundesrepublik ist. Reale Sorgen müssen auf Seiten der politischen Entscheidungsträger unbedingt ernst genommen werden. Ängste dürfen jedoch nie für menschenfeindliche Stimmungsmache missbraucht werden. Demokraten müssen sich gegen linken und rechten Populismus und Radikalismus gleichermaßen wehren. Jegliche Form der Gewalt gegen Menschen sowie Brandanschläge auf Gebäude haben in Demokratien keinerlei Platz. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Der Andere ist ein Mensch wie Du. Gleichzeitig sind aus meiner Sicht schnelle vernünftige politische Sachentscheidungen nötig, die sich an den Hilfsbedürftigsten orientieren. Ein besonderer Schutz für Kinder, Frauen und Kranke ist notwendig. Das im Grundgesetz verankerte Asylrecht für politisch Verfolgte sowie der Schutz von Kriegsflüchtlingen werden bei knappen Ressourcen nur dann dauerhaft zu gewährleisten sein, wenn Armutsmigranten zukünftig keinerlei Aufnahme im Asylsystem mehr finden. Daraus ergeben sich Zielkonflikte: Idealismus versus demokratischen Pragmatismus; individuelle Schicksale versus formalisierte rechtliche Rationalität. Ohne diese Sicherung des Rechtsfriedens wird nach meiner persönlichen Meinung ein rabiates Auseinanderdriften der Gesellschaft stattfinden. Die Verbindlichkeit gesellschaftlicher Werte würde eingebüßt. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind das Wertvollste, das die Bundesrepublik Deutschland auszeichnet. Das Recht ist ein sehr hohes Gut es schützt den Schwachen. Ohne Gesetzestreue gilt das Faustrecht des Stärkeren. Ein Drittel der Bevölkerung ist z. T. äußerst zeitintensiv ehrenamtlich engagiert. Ehrenamt lebt davon, dass Menschen den Wunsch haben, etwas Sinnvolles und Produktives zusammen mit Gleichgesinnten zu tun. Viele möchten auch etwas von dem Guten, das sie selber in ihrem Leben erfahren durften, weitergeben. Der Staat lebt hier jedoch von Voraussetzungen, die er selber nicht erzwingen kann. Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und solidarisch zu handeln, entsteht aus der Eigenmotivation der Bürger heraus. Ehrenamt sollte deshalb ganz klar nicht als eingeplanter Lückenbüßer für staatliche Defizite in den Bereichen Bildung, Pflege, Soziales, Kultur etc. dienen. Seit dem Ende des ehemaligen Ostblocks 1989 erleben wir in Deutschland eine Welle des Neoliberalismus. Der Staat hat sich zunehmend aus sozialpolitischen Pflichtaufgaben zurückgezogen. Banken- und Griechenlandrettungen werden als alternativlos sowie als systemrelevant durch die Bundesregierung eingestuft. Bankengewinne werden privatisiert und die Verluste staatlich abgesegnet sozialisiert. Viele sind von der Ära der Dauerkrisen tief frustriert. In Sonntagsreden loben Politiker bürgerschaftliches Engagement. Viele nehmen jedoch die politische Kritik der Zivilgesellschaft nicht ernst und empfinden den Eigensinn der Bürgerschaft als störend. Das sollte sich grundlegend ändern, um demokratische Loyalität auch in Krisensituationen zu erhalten. Anpassungsstrategien an demografischen Wandel Der demografische Wandel ist lediglich begrenzt steuerbar und verläuft regional unterschiedlich. Ihre Dörfer sind nicht mehr im Zustand der Verdrängung, sondern haben entsprechende systematische demografische Anpassungsstrategien entwickelt. Das Miteinander von Jung und Alt wird mit hohem persönliche Engagement und Ideenreichtum gefördert. Mehrgenerationentage, -spielplätze und -häuser gibt es. Für Hochbetagte werden moderne Wohnformen und Nachbarschaftsnetze zur Pflege geschaffen, da absehbar ist, dass die alten Familienbeziehungen nicht mehr überall tragfähig sind. Es gibt tolle Besonderheiten, wie in sich ruhende Alpakas, die in der Krankenpflege eingesetzt werden und sowohl Fahrstuhlfahren als auch Treppensteigen können. Bestehende bzw. sich abzeichnende Defizite bei der Daseinsvorsorge werden aktiv angegangen durch fahrende Händler oder Bürgerbusse. Andere Orte setzen auf Zuzugsförderung. Und tatsächlich: viele ehemalige Dorfbewohner ziehen für die Familienphase in ihre Ursprungsdörfer zurück. Sie wollen ihren Kindern ein schönes Aufwachsen auf dem Land ermöglichen. Vielerorts existieren bezüglich der Kinder- und Jugendarbeit sehr gute Vernetzungsstrukturen zwischen Kindergarten, Schulen, Vereinen, Kirchen, Eltern etc. z. B. auch zum Ermöglichen attraktiver Ferienspiele. Umgekehrt sind viele Jugendliche und junge Erwachsene bereit, Verantwortung bei der Ausrichtung von Festen oder dem Betreiben offener Jugendräume zu übernehmen. Den Jugendlichen wird etwas zugetraut sie dürfen auch Fehler machen und eigene Erfahrungen sammeln. Im Gegensatz zu städtischen Wachstumsregionen, deren Entwicklung oft eine klare Nachhaltigkeitsstrategie vermissen lässt, haben die von uns besuchten Dörfer sich schon längst mit vernünftigen Konzepten der Innen- vor Außenentwicklung auseinandergesetzt. Es gibt Leerstands- und Baukataster, Leerstandsumnutzungen und -abrisse, gut kommunizierte Konzepte zum Verzicht auf Neubaugebiete zugunsten der Stärkung des Ortskerns. Selbst noch wachsende Dörfer setzen auf Wachstum mit Augenmaß. Ökonomischer Weitblick und Solidität zeigt sich auch bei Einzelbauten. Bei der Errichtung der Dorfscheune in Morles fand z. B. vorab eine Folgekostenberechnung statt, auf eine Heizung wurde verzichtet und die enorm hohe bauliche Eigenleistung wurde realistisch vorab eingeplant.

51 100 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 101 Was ist Wertvoll? Wo entsteht Neues? Die Dörfer haben außerdem ein Bewusstsein für das jeweils Wertvolle und Besondere entwickelt. Insbesondere die kulturelle Vielfalt der Dörfer ist beeindruckend. Kultur ist für die Identitätsstärkung wichtig und bildet Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft. Das Spektrum ist sehr breit. Hochkultur ist vorhanden, aber ebenso Alltagskultur. Kultur wird nicht einfach passiv konsumiert, sondern auf unterschiedlichsten Niveaus werden Menschen selber zu Kunst-Akteuren. Vielfältige Kostproben dürfen Sie heute hier erleben! Traditionspflege über diverse Feste oder niederschwellige Angebote wie Lesenachmittage verbinden Eigenaktivität mit sozialen Begegnungen. In vielen Dörfern zeigt sich, wie stark Sport immer noch milieuübergreifend verbinden kann. Das Spektrum reicht vom Breiten- bis zum Leistungssport. Unzählige ehrenamtliche Übungsleiter geben ihre Sportbegeisterung und Fähigkeiten weiter. Die Einbettung der Dörfer in die Landschaft sowie die ökologische Aufwertung der Orte ist vielerorts sehr gut gelungen: Beweidungsprojekte, Bereitstellung von Storchennestern oder der naturschutzfachliche Erhalt von Streuobstwiesen werden zudem durchgängig durch umweltpädagogische Initiativen begleitet. Die Grundgedanken des Genossenschaftswesens sind nach wie vor auf dem Land lebendig: Selbsthilfe Selbstverantwortung Selbstverwaltung. Neben traditionellen Formen wie Einkaufsgemeinschaften oder Maschinenringen von Landwirten gibt es Energiegenossenschaften oder den innovativen Firmenverbund Werkhof 07 in Kirchhain-Großseelheim, der sich an ökologischem Bauen und nachhaltigem Wirtschaften ausrichtet. Teilen statt Besitzen ist in: offene Bücherschränke, Mehrfachnutzung von Räumen durch unterschiedliche Organisationen, Leih-Gärten, Tauschbörsen für Dienstleistungen oder die Öffnung einer Schulmensa für die Öffentlichkeit sind einige Beispiele. In der Stadt wird das Sharing Economy genannt. Sie praktizieren das einfach, ohne dafür den Begriff kennen zu müssen. Regionale Vernetzung Viele Dörfer haben zudem wichtige Lern- und Reifeprozesse bezüglich gesamtkommunalen Denken, interkommunaler Kooperation sowie der Arbeit in Regionalbezüge durchlaufen. Wo früher oft starkes einzelörtliches Konkurrenzdenken vorherrschte ist jetzt ein Bewusstsein dafür entstanden, dass nicht alles im eigenen Ort vorgehalten werden muss. Das ist sicherlich noch ausbaufähig und der Eine oder Andere wird die beliebte traditionelle Kirmeskeilerei mit dem Nachbardorf vermissen. Die regionale Einbindung z. B. über touristische überörtliche Infrastruktur wie Rad- und Wanderwege bietet konstruktive Lernfelder für interkommunale Zusammenarbeit. An einigen Orten scheint erst in den letzten Jahren ein verstärktes Bewusstsein für die eigenen landschaftlichen Schönheiten erwacht zu sein. Alleinstellungsmerkmale wie Kulturlandschaften, Ruhe, Entschleunigung etc. sollten nicht durch Übertreibungen zerstört werden. Die Erschließung neuer Zielgruppen durch barrierefreien Tourismus ist zukunftsweisend. Das Spektrum der Wirtschaftsakteure und -strukturen auf dem Land ist ebenfalls beeindruckend vielfältig. Es gibt technologische Weltmarktführer wie das ContiTech-Werk in Oberweser-Oedelsheim oder das Fresenius-Entwicklungszentrum in Bad Hersfeld-Asbach. Eine Vielzahl an kleinen und mittleren Unternehmen erhalten Arbeitsplätze und übernehmen soziale Mitverantwortung für die Dörfer, indem sie Ausbildungsplätze anbieten. Einige Betriebe z. B. aus den Sektoren Handwerk, Gastronomie, Tourismus und Landwirtschaft stärken bewusst regionale Wirtschaftskreisläufe. Sie besetzen ökonomische Nischen, nutzen regionale Materialien. Der Grundgedanke des ländlichen Unternehmertums zeigt sich ebenso bei Kleinstunternehmen wie direktvermarktende Imker. Viele Unternehmen sind offensichtlich mit dem Standort ländlicher Raum zufrieden und profitieren von einer Kultur der kurzen Wege. Es gibt eine hohe Bereitschaft zum lokalen Sponsoring. Die Politik ist jedoch in der Pflicht, z. B. durch den Ausbau des schnellen Internets langfristig die Strukturvoraussetzungen dafür zu erhalten. Abschließend kann ich im Namen der Landesjury bloß sagen: Ihre Dörfer haben Zukunft! Herzlichen Dank, dass wir bei Ihnen zu Besuch sein durften! Einblicke und Eindrücke Landesbereisung 2015 Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dr. Tappeser, liebe Gäste, gerne möchte ich mich mit Ihnen noch einmal gemeinsam auf den Weg machen auf unsere sechstägigen Reise, in ein Land, das eine Fülle unserer Sinne angesprochen hat. Gerne möchte ich Ihnen von den vielen Impressionen erzählen, von dem herrlichen Ohrenschmaus bei Ankunft in den Dörfern, den musikalischen und kulturellen Verzauberungen und Ihrem herzlichen Empfang, der zwar mit Anspannung und Unruhe begleitet war, aber auch nach und nach mit einer guten Portion Gelassenheit vollendet wurde. Nicht zuletzt durften wir Ihre kulinarischen Köstlichkeiten genießen, die wir uns gerne abends im Hotel zurückgewünscht haben. Sie haben uns eingeladen zu Ihnen. Zu dem, was Sie, Ihr Dorf und Ihre Arbeitsgemeinschaften mit den Bewohnern und auch mit Ihrer Gemeinde oder Stadt in den vergangenen Jahren und Monaten aufgebaut und organisiert haben. Ihnen ging es darum, Ihre Überlegungen und Aktivitäten im Zeitraffer zu präsentieren und Ihre Visionen und Ziele für die Zukunft Ihres Lebensmittelpunktes mit Stolz zu zeigen. Wir haben auf unserer Hessenreise vom Süden bis in den Norden Menschen getroffen, die vor Tatendrang und Ideen sprühten, ohne bei ihrer ganzen Euphorie zu vergessen, dass jede Anstrengung mit Arbeit verbunden ist. Ohne zu vergessen, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden und Kritik zu ernten. Trotzdem sind Sie mit Herzblut vorangeschritten und haben sich nicht beirren lassen. Gesehen haben wir vieles! Von den Beispielen des Tatendrangs, der in hessischen Dörfern steckt, möchte ich Ihnen berichten. Für Ihre Darstellungen, Herzlichkeit und Gastfreundschaft bedanke ich mich im Namen aller Kommissionsmitglieder noch einmal ausdrücklich! Beeindruckt haben uns die Ranseler, deren unaufgeregte Offenheit und Gemeinschaftsgefühl jederzeit spürbar war. Durch den Publikumsmagnet Motorsport setzen Sie ein überregionales Zeichen, denn Ihre Vereine haben für diesen Kraftakt gelernt zu kooperieren. Die überaus zahlreiche Teilnahme aller Bewohner und Vereine am Rundgang bleiben mir noch lange in lebendiger Erinnerung. In Dickschied lebt ein Dorf das Wir-Gefühl, das wir uns in 20 Jahren der Zuwanderung in vielen hessischen Orten wünschen, denn zu Ihnen kamen schon vor langer Zeit Zuzügler ins Dorf. Man spürt wie gut Sie fremde Menschen integrieren und wie Sie das WIR stärken. Wenn ein Dorf Selbstbewusstsein besitzt, dann ist es Dickschied. Wir waren in Dietkirchen: Das Dorf an der Lahn, wo sich die vielen Vereine zu einem Vereinsring zusammengeschlossen haben, miteinander teilen und voneinander lernen. Die Vereine und Gruppen zeigten uns eindrucksvoll, dass es nicht auf die Anzahl der Vereine ankommt, sondern auf das, was man daraus macht. Die Drommershäuser: Wo die Freiwilligen mitmachen und mitbestimmen. Selbstlos, engagiert, fröhlich. Dieses Dorf lebt durch seine Menschen jeder Generation, durch deren unermüdlichen Einsatz. Es war außergewöhnlich, wie vorbildlich die Jugendlichen auf gleicher Augenhöhe in den Ort integriert sind und selbstbestimmt mitreden. Dieses beispielhafte Miteinander hat den diesjährigen Sonderpreis verdient. Wir waren in Niederwalgern: Wo ein ganzes Dorf in Aktion ist und ein Feuerwerk der Leidenschaft abbrennt. Ein Dorf, das am Tag unseres Besuches eine riesengroße Bühne der freiwilligen Heinzelmännchen war und wo es selbstverständlich ist, dass Projekte mit Sponsoring umgesetzt werden und dass Blumenwiesen sinnvoller sind als englischer Rasen. Neben einer großen grünen Angebotspalette begegneten uns in einer fantastischen Naturzone - Wasserbüffel.

52 102 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 103 Großseelheim lebt von und mit seinen vielen kreativen Menschen, die unkompliziert Wissen und Ideen in den Ort transportieren. All das wird sichtbar in großartigen Erlebnissen und Projekten wie der über alle Grenzen bekannte und beliebte Adventsmarkt, die Kreativschmiede Werkhof und am beispielhaften Luthergärtchen, wo die Kinder lernen, dass heimische und historische Kräuter nicht aus der Tüte auf den Tisch kommen. Im Malerdorf Willingshausen verführt man die Gäste und Besucher mit Kunst, Tradition und Trachten in eine eigene Welt und unternimmt dazu außergewöhnliche Anstrengungen. Wir spürten die Beziehung zur Region durch die Gemälde und den unglaublichen Stolz, den die Willingshäuser auf uns versprühten. Mit der unkomplizierten Art der Wahlshäuser wurden große Dinge geleistet. Hier dürfen die Jugendlichen mitbestimmen und Verantwortung übernehmen. Sei es bei der Planung des Wasserspiels oder der grandiosen Idee des Wahlgrillens. Mit ihrem Mehrgenerationenhaus setzt Wahlshausen ein weiteres unkompliziertes Beispiel. Die gelebte Gemeinschaft hat uns sehr berührt. Wir waren in Morles: Dass Ehrenamt eine Lebensader für einen Ort sein kann, das erlebt man in Morles. In seinen vorbildlichen Naturschutz- und Malteserprojekten. Wie es sein kann, dass nicht alles vor Ort sein muss, sondern auch mit den umliegenden Orten kooperiert werden kann, hat uns in Staunen versetzt. In Asbach sind die treibende Kraft die Bürger selbst. Damit überhaupt nicht erst Leerstand entsteht, finden regelmäßige Bürgerbeteiligungen statt. Mit einem ausgeprägten Vernetzungsgedanken ist es kein Zufall, dass auch die Zusammenwirken zwischen Schule, KiTa und Jugendpflege wie von selbst gelingt. Viele starke Persönlichkeiten sorgen in Ulfen für beeindruckende Anziehungspunkte, die zum Schmausen und Wandern einladen. Sie dürfen sich Klopps Gasthaus vorstellen, wo der Gastwirt eine bezaubernde Gaststube nach der nächsten präsentiert. Außerdem ein historisches Klassenzimmer, in dem wir uns vorstellen durften, wie vor 70 Jahren mit Schwamm, Kreide und Bleistift gelernt wurde. Und: einen Dorfladen, der in seiner Größe und Vielfalt einzigartig ist. Dass Mohn tatsächlich ein Rauschmittel sein kann, erlebt man in Germerode. Mit seinen außergewöhnlichen Ideen schafft der Dorf einen faszinierenden Anziehungsreiz für Touristen. Gleichzeitig werden regionale Kooperationen und sozialer Austausch groß geschrieben. Wir können uns schon jetzt vorstellen, wie Sie bald eine weitere Kulturpflanze in der Region populär machen. Werden wir wohl bald eine Süßkartoffelscheune in Germerode sehen? Wie Jung und Alt, Einheimische und Gäste über das Haus der Begegnung zusammengeführt werden, das erlebt man in Simmershausen. Mit dem Ziel im Blick wurden ungewöhnliche Schritte gegangen, um dem Dorfmittelpunkt wieder neues Leben einzuhauchen. Wenn man das Glück hat, an der Lebensader Weser zuhause zu sein, dann ist man in Oedelsheim angekommen. Dass selbst Weitgereiste gerne bleiben, ist der intensiven Auseinandersetzung der Bewohner um ihre Zukunft zu verdanken. Mit seinen vielen grünen Wohlfühlinseln schafft Oedelsheim nicht nur Augenweiden, sondern bietet außergewöhnliche Erlebnisräume. Wie ein ganzes Dorf in Aktion ist und ein Feuerwerk der Gastfreundlichkeit abbrennt, das erlebten wir in Basdorf. Ein Dorf, das am Tag unseres Besuchs eine riesengroße Bühne mit hunderten von Darstellern war und sich nicht zu schade ist, mit dieser Begeisterung neue Besuchermagnete nahe des Naturparks Kellerwald- Edersee zu schaffen. Kleines Dorf oder soooviele Möglichkeiten. Das kann man mit Fug und Recht über Schmittlotheim sagen. Am Tor zum Nationalpark Kellerwald spürten wir förmlich die Aufbruchstimmung im Ort, dass man den Naturraum und die Menschen aus nah und fern zusammenführen möchte. Wie am Beispiel des Seniorengartens werden einfache Konzepte mit großer Wirkung belebt. All diese Eindrücke sind mir und der Kommission eine besondere Freude gewesen. Es sind viele Eindrücke, die nicht selbstverständlich sind. Darüber hinaus sind uns weitere Besonderheiten aufgefallen wie Die Vielzahl von Nachbarschaftshilfen Gemeinschaftliche und ehrenamtliche Grünpflege Ganz neu: Internetpflege Kooperationen zwischen Schulen, Kindergärten und Vereinen Betreiben von Dorfläden und Dorfscheunen Erstellen von Katastern und Arbeitsgemeinschaften außerhalb der offiziellen Strukturen Der Umgang mit fremden Kulturen und geflohenen Menschen. Das alles und vieles mehr betreiben Sie. Sie haben nicht nur viele Ideen, sondern haben es auch geschafft, Strukturen im Dorf einzurichten. Ich denke an die zahlreichen Arbeitskreise und diversen Unterarbeitsgruppen. Sie sind fester Bestandteil Ihres Gemeinschaftslebens und haben sich längst bewährt. Viele von Ihnen arbeiten ehrenamtlich eng mit dem Ortsbeirat und der Kommune zusammen und schaffen einen Raum des voneinander Lernens. Sie hier im Saal wissen, dass alle Ihre Projekte nur deshalb entstanden und weitergeführt werden können, weil Sie es geschafft haben, miteinander zu reden und sich vernetzen zu können. Das zeichnet sie in besonderem Maße aus und unterscheidet Sie von vielen anderen Dörfern und Gemeinden. Sie wissen, wie schwierig es ist, eine Idee zu einem Strohfeuer anzufachen, wie schwierig es ist, Nachbar- und Vereinskollegen zu erreichen und zu überzeugen, wie schwierig es ist, auch noch nach Wochen und Monaten an einem Gedanken weiter zu arbeiten. Wie vieler Abstimmungen und Entwürfe es bedarf, um ein Projekt umzusetzen. Wie viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist, um eingefahrene Gewohnheiten zu ändern und in den dörflichen Alltag einfließen zu lassen. All das geht nur, weil Sie besondere persönliche Eigenschaften wie Beharrlichkeit, Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl mitbringen, die es Ihnen möglich macht, Ihre Begeisterung für notwendige Änderungen zu behalten und Fehlschlägen zu begegnen. Sie sind in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und auf mehrere Schultern zu verteilen. Denken Sie nur daran, welche Hürden zu überwinden sind, um die Grünpflege wieder in die Verantwortung der Anlieger zu übergeben. Anerkennung Herzlichen Dank für die freundliche Begegnung in ihren Orten und die Zeit und Überraschungen, die sie uns geboten haben. Danken möchte ich Ihnen auch für Ihre Geduld, wenn wir beim Rundgang nicht immer alle gemeinsam ihren Beiträgen zuhören konnten. Von meinem Beitrag erwarten Sie natürlich zu Recht, dass ich hervorhebe, wie stark Sie waren und sind und wie überdurchschnittlich Ihr Zusammenwirken für eine attraktive Zukunft im Dorf ist. Gleichzeitig möchte ich Sie um Verständnis bitten, dass Sie nicht alle zu den 3 Erstplatzierten gehören. Aber auch andere unter Ihnen, das weiß ich aus Gesprächen und unserem Schriftverkehr untereinander, hatte sich einen noch besseren vorderen Platz erhofft. Trotzdem bescheinige ich und die hier anwesenden Kommissionsmitglieder gerne und mit voller Überzeugung, dass Ihre Dörfer in besonderem Maße für Innovation und Aufbruch stehen und Sie können mit Stolz auf das bisher Erreichte blicken. In diesem Sinne sind alle Dörfer Sieger und nicht nur die sechs Preisträger. Einblicke in die Bewertung und den Vergleich Trotzdem werden Sie sich seit dem 7. Juli, dem Tag der Ergebnisveröffentlichung, fragen: Warum stehen die Orte Germerode, Oedelsheim, Niederwalgern, Großseelheim, Drommershausen und Wahlshausen an der Spitze der Ergebnisliste und nicht wir? Was unterscheidet unsere Arbeit von den anderen? Welche Projekte gibt es dort, die wir nicht haben? Welche Aspekte fließen ein? Was hätten wir besser machen können? War unsere Vorstellung nicht gut genug? Das Thema Bewertung und Vergleichbarkeit ist in der

53 104 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 105 Tat für die Kommission sehr schwierig. In einer optimalen Präsentation sollten möglichst alle Wettbewerbskriterien angesprochen werden. Auf der einen Seite werden natürlich alle Kriterien in ihrer Auffächerung in 5 Hauptkriterien und zahlreichen Teilkriterien berücksichtigt. Bereits direkt nach dem Rundgang vor Ort sammelt die Kommission ein erstes Bild auf der Grundlage der Hauptkriterien ein. Später erfolgt auch zu jedem Teilkriterium eine Einschätzung. Nicht in jedem Ort werden alle Teilkriterien vorgestellt. In diesem Fall dient als Hilfskriterium die Glaubwürdigkeit und die emotionale Wirkung der Darbietung. Sie ist nicht zu unterschätzen. Besonders die Ausprägung der dörflichen Identität, also das sog. Wir-Gefühl schwingt als Messgröße mit. kommunalen Zusammenarbeit. Vielfach wurde diesen Fragen die notwendige Aufmerksamkeit gegeben. Besonders relevant sind überörtliche Themen wie Kooperationen oder gemeinsame Vermarktungsstrategien. Wie werden sie angesprochen, bearbeitet und welchen Stellenwert haben sie bei der gemeinsamen Entwicklung? Bei einer überdurchschnittlichen Bewertung hat der Ort zu allen 5 Haupt- und Teilkriterien Aussagen präsentiert und zusätzlich zumindest auch Ansätze gezeigt. Darüber hinaus konnte in mindestens einem, wenn nicht sogar in zwei Hauptkriterien besonders hoch gepunktet werden. Diesjährige Besonderheiten Warum ist es wichtig, sich glaubwürdig und authentisch zu präsentieren? Der Wettbewerb geht davon aus, dass sich die Bewohner gemeinsam für die Entwicklung des Ortes engagieren und der Prozess im Ort tragfähig verankert ist. Dies lässt sich daran erkennen, ob dies von den Bewohnern auch persönlich zum Ausdruck gebracht wird oder ob sie sich nur vertreten lassen. Wenn sich ein jeder persönlich mit seiner Funktion und Rolle vorstellt, kann dies nur von Vorteil sein. Auch eine breite Teilnahme bei der Begehung bekundet Anteilnahme, vielleicht sogar Wissen um den Wettbewerb. Umgekehrt gilt dies für die Kernkommune. Eine Reihe von Fragen richtet sich an die Vertreter der Kommune. Zum Beispiel Fragen nach der Qualität der gemeindlichen Planung und der Hierbei möchte ich mich auf einige wenige Punkte beschränken: Die demografischen Prognosen für die ländlichen Räume deuten trotz der momentanen Zuwanderung auf einen hier mehr, dort weniger deutlich ausgeprägten Rückgang der ländlichen Bevölkerungszahlen hin. Schulen, Postfilialen, Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie und andere Einrichtungen der öffentlichen Infrastruktur sind in ihrem Bestand gefährdet. Gleichzeitig sind immer mehr ältere Menschen auf ortsnahe Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen angewiesen. Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich fast jedem 2. Ort bestandsfähige Dorf- und Direktvermarktungsläden etabliert. Sie erzeugen eine hohe Bindungswirkung. Die Teilnehmer haben verstanden, dass es nicht darauf ankommt, sich allein um die bauliche Instandsetzung und die äußere Schönheit zu kümmern, sondern vielmehr um den inneren Zusammenhalt, um die Stärkung der gewachsenen sozialen Strukturen und um die Aktivierung eines regen und vielfältigen Vereinslebens. Die Kommission hatte den Eindruck, dass der Wettbewerb als geeignetes Mittel angesehen wird, Brücken zu schlagen, Verbindungen auszubauen sowie überörtliche Organisationsstrukturen entstehen zu lassen. Der Wettbewerb stellt das Hauptkriterium Bürgerschaftliche und Wirtschaftliche Aktivitäten in den Vordergrund und hat seinen Schwerpunkt schon vor Jahren geändert. Unterstrichen wird dies durch die Änderung des Hessischen Dorfentwicklungsprogramms. Viele Orte sehen den Wettbewerb als Auftakt und Generalprobe für eine zukünftige Anerkennung. Auffallend war, dass viele Orte den Wettbewerb nutzen, um die Zusammenarbeit, die Arbeitsteilung zwischen den Ortsteilen, aber auch die Aufgabenübertragung von der Kernkommune auf den Ortsteil zu forcieren. Zu beobachten war auch ein eingetretener Perspektivwechsel mit der Fragestellung: Was können wir als Dorfgemeinschaft für unsere Gemeinde tun? Wir sind einer Vielzahl von ehrenamtlichen Arbeitsteams und Projektgruppen begegnet, die gemeinsam mittel- und langfristige Ziele erreichen wollen. In einigen Orten beteiligen sich die Bewohner an der Grüngestaltung und unterstreichen den Nutzen für die Gesamtgemeinde. In den meisten Orten wurden Bestanderhebungen zu den Gebäudenutzungen vorgefunden. Konkrete Beispiele, wie mit der wachsenden Zahl von Leerständen umzugehen ist, sind dabei jedoch (noch) selten. Konzeptionelle Überlegungen gibt es indessen einige. Sie sind in der Regel das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Landkreis. Bemerkenswert waren einige Beispiele von Nachnutzungen in ehemals landwirtschaftlich genutzten Hofreiten. Viele Orte richten ihr Augenmerk auf die Situation der Kinder und Jugendlichen vor Ort. Beeindruckende Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Elternschaft, Kirchen, Vereinen, Kindergarten und Schulen wurden uns präsentiert. Zahlreiche Orte haben sich auf die Suche nach neuen Wegen der Jugendbeteiligung gemacht. Dass dieser Bevölkerungsgruppe die tragende Säule unserer gesellschaftlichen Entwicklung zukommt, wissen wir. Genau deswegen haben wir einen zusätzlichen Sonderpreis ausgelobt. Wir haben viele großartige Ansätze auf der Bereisung gefunden. Und zum guten Schluss noch ein Wunsch von mir: Gehen Sie weiter Ihren Weg. Binden Sie weiterhin die aktiven Menschen ein, aber vergessen Sie nicht, dass auch neue MitstreiterInnen gesucht und gefunden werden sollten. Bleiben Sie lebendig und quirlig und vielleicht auch zuweilen fordernd. Nutzen Sie den Wettbewerb als Chance, Ihre Lebensqualität im Ort zu steigern. Jeder Ort ist einmalig! Und: Wenn Sie wieder einen Anlass suchen, alle Aktivitäten zu bündeln, wenn Sie den Blick weiterhin auf eine ganzheitliche Entwicklung des Ortes richten wollen, dann nehmen Sie erneut an dem Hess. Wettbewerb 2018 teil. Im Namen der Kommission wünsche ich Ihnen persönlich und den Dörfern weiterhin gutes Gelingen.

54 106 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 107 Erfolg durch Kreativität und bürgerschaftliches Engagement Dr. Beatrix Tappeser, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Sehr geehrte Frau Schwarze, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich sehr, hier in Melsungen den Abschluss des 35. Landes-entscheides Unser Dorf hat Zukunft 2015 mit der Auszeichnung der Preisträger feiern zu dürfen. Beim Dorfwettbewerb und vielen regionalen und kommunalen Entwicklungsprozessen im ländlichen Raum sind die bürgerschaftlichen und ehrenamtlichen Aktivitäten in der Regel der Motor für eine zukunftsfähige Entwicklung des eigenen Lebensraums. Wettbewerbsziel Unser Dorf hat Zukunft der Name des Wettbewerbes steht für einen hohen Anspruch an das dörfliche Leben. Dabei spielt Konti nuität und Nachhaltig keit eine ausschlaggebende Rolle. Nicht die zu bestimmten Wettbewerbsterminen erbrachten Leistungen geben in erster Linie den Ausschlag, sondern das über längere Zeiträume zu bewertende Engagement der Bür gerinnen und Bür ger sowie die gemeinschaftlichen Leistungen im Hinblick auf Nachhaltig keit und Zukunftsfähigkeit. Ich freue mich daher sehr, dass die beiden Siegerdörfer aus dem diesjährigen Landesentscheid Hessen im nächsten Jahr beim 25. Bundeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft vertreten werden. Jugend im Dorf Wegen der besonderen Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit der Dörfer wurde das Thema Jugend im Dorf im aktuellen Wettbewerb als Querschnittsthema besonders hervorgehoben. Dabei sollten die Angebote für Kinder und Jugendliche sowie deren Beiträge zum Dorfleben bewertet werden. Nur die gelebte Teilhabe am Dorfalltag und die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen können hier zum Erfolg führen. Die Dorfgemeinschaft sollte daher alle Bestrebungen unterstützen, das Zusammenleben der Generationen durch die Förderung von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Demografischer und struktureller Wandel Die ländlichen Räume in Hessen sind seit mehreren Jahren vor neue Her ausforderungen gestellt. Die höchste Aufmerksamkeit bundesweit gilt dabei dem demografischen Wandel mit seinen vielfältigen Folgen. Angesichts der großen regionalen Unterschiede sind differen zierte Lösungen gefragt. Ziel der hessischen Landesregierung ist deshalb die Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit in Verbindung mit einer nachhaltigen Innenentwicklung der Städte und Gemeinden. Auch wenn viel vom Niedergang der Dörfer die Rede ist, fühlen sich die Dorfbewohner in ihrem ländlich geprägten Lebensraum doch sehr wohl und stellen sich deshalb den vielfältigen Herausforderungen. Schrumpfungsprozesse Besonders in stark schrumpfenden ländlichen Siedlungsbereichen ist die ökonomische Trag fähigkeit von infra strukturellen Grundausstattungen gefährdet. Die Infrastrukturkosten je an geschlossenen Haushalt steigen an. Durch den Bevölkerungsrückgang erhöht sich die kom munale Pro-Kopf-Verschuldung und engt die Handlungsspielräume vor Ort weiter ein. Viele Vereine sind von starkem Mitgliederschwund existentiell bedroht. Soziale und Kulturelle Einrichtungen sind nicht mehr ausgelastet. Zunehmend fehlt die Infrastruktur vor Ort. Die Leerstandproblematik ist heute in vielen Dörfern nicht mehr zu übersehen. Damit besteht die Gefahr einer Abwärtsspirale bzw. einfach abgehängt zu werden. Gasthaus, Laden und Bank Vielerorts hinterlässt die größte Lücke das nicht mehr existierende Dorfgasthaus nicht nur für die gastronomische Versorgung, sondern als zwangloser Anlaufpunkt und Informations quelle für Gäste und Dorf bewohner, insbesondere außerhalb organisierter Gruppen und Vereine. Auch mit dem kürzlich geschlossenen Laden oder den abgebauten Bankautomaten müssen die Bewohner längere Wege in Kauf nehmen oder aber sich auf das Angebot der mobilen Versorgung durch Verkaufswagen einstellen. Deshalb ist es wichtig, bürgerschaftlich organisierte Netzwerke für Mobilität und Versorgung aufzubauen, die auf die volle Unterstützung der Dorfgemeinschaft zählen können. Infrastruktur und Daseinsvorsorge Unter der Prämisse Mehr Dorf für weniger Bürger gilt: Nicht jedes Dorf kann zukünftig alle Angebote vorhalten. Innovative Lösungen zur Personenbeförderung, zur Nahversorgung und im Bereich der mobilen Dienste sind lebenswichtig. Bei dörflichen Einrichtungen muss deren Umstrukturierung unter dem Aspekt einer effizienteren Nutzung hinterfragt werden. Generationenübergreifende Formen des Zusammenlebens haben besonders in den Dörfern Zukunft. Städtebaulich verträgliche Rückbaumaßnahmen können zur Steigerung der Wohnqualität in den Kerngebieten beitragen. Innenentwicklung Das Entwicklungsziel für den ländlichen Raum lautet: Innenentwicklung geht vor Außenentwicklung, da die Nutzung der Bausubstanz in den Kerngebieten vieler Dörfer nicht mehr nachhaltig gesichert ist. Um eine nachhaltige Innenentwicklung zu ermöglichen, sollte eine kommunale Gesamtstrategie für Investitionen in die Kernbereiche der Kom munen entwickelt und der Verzicht auf weitere Baulandausweisungen festgeschrieben werden. Darüber hinaus sollte jede Kommune ein eigenständiges Flächen- und Immobilienmanagement betreiben, um den weiteren Flächenverbrauch einzuschränken und die teuren Erschließungskosten zu sparen. Förderprogramme Die Förderung der ländlichen Entwicklung in Hessen ist in erster Linie eine ganzheitliche Gestaltungsaufgabe der ländlichen Regionen und Gemeinden. Dazu soll mit Hilfe der Förderprogramme der ländlichen Entwicklung (LEADER und Dorfentwicklung) ein attraktiver und lebendiger Lebensraum gestaltet werden und durch eine eigenständige Entwicklung sollen die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Potentiale vor Ort mobilisiert werden. Der Dorfwettbewerb ist Teil dieser ländlichen Entwicklung und trägt dazu bei, in den Dörfern wichtige Prozesse für eine zukunftsfähige Entwicklung mit kreativen Ideen und gemeinsamen Initiativen anzustoßen. Integrierte Konzepte Insgesamt führt die Komplexität der aktuellen Herausforderungen zu der Einsicht, dass nur integrierte kommunale Entwicklungskonzepte dazu geeignet sind, nachhaltige Strategien für die Zukunft im ländlichen Raum zu entwickeln. Durch die gesamtkommunale Vorgehensweise im Hessischen Dorfentwicklungsprogramm seit 2012 werden Möglichkeiten der Bürgermitwirkung eröffnet, die auch für den Dorfwettbewerb kreativ genutzt werden können. Darüber hinaus werden auf gesamtkommunaler Ebene entsprechende Voraussetzungen geschaffen, damit die Kommune den oder die Wett bewerbsteilnehmer z. B. durch Öffentlichkeitsarbeit oder die Förderung von entsprechenden Projekten besser unterstützen kann. 35. Landeswettbewerb Beim 35. Hessischen Landesentscheid haben es 16 Teilnehmer in die Schlussrunde ge schafft. Insgesamt haben119 Dörfer aus 8 Regionen an den Regionalentscheiden in 2014 teilgenommen. Das bedeutet einen deutlichen Rückgang der Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den letzten Wettbewerben. Die Gründe für den Rückgang sind sicherlich sehr unter schiedlicher Natur und hängen u.a. auch mit dem demografischen und strukturellen Wandel im ländlichen Raum zusammen. Daher gibt es für den nächsten Wettbewerb bereits Überlegungen, ob und wie zukünftig stärkere Anreize für die Teilnahme und damit eine Erhöhung der Teilnehmerzahlen erreicht werden kann. Das Querschnittsthema Jugend im Dorf ist allgemein als großer Erfolg zu bewerten.

55 108 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 109 Standortbestimmung Dank und Glückwünsche Der Dorfwettbewerb bedeutet für jeden einzelnen Teilnehmer den Einstieg in die eigene Standortbestimmung: Welche örtlichen Herausforderungen liegen vor? Wie sind bisher die Probleme im Dorf gelöst worden? Welche neuen Lösungen streben wir für die Zukunft an? Wie wollen wir unsere Ziele gemeinsam erreichen? Im Ergebnis geht es also nicht nur um die Platzierung im Rahmen des Wett bewerbes, son dern um eine Stärkung der dörflichen Identität, des gemein samen Zusammenlebens sowie um eine nachhaltige Gestaltung des eigenen Lebens raumes mit hoher Wohnqualität. Mein besonderer Dank für das Engagement bei der Durchführung des Wettbewerbs gilt auch all jenen, die über Jahre hinweg ihren wichtigen Beitrag geleistet haben dazu zählen die regionalen Bewertungskommissionen, die Landesbewertungskommission sowie die zustän digen Landkreisverwaltungen, die die Dörfer im Vorfeld des Wettbewerbs fachlich betreuen. Darüber hinaus spreche ich allen Teilnehmern nochmals meine herzlichen Glückwünsche aus und hoffe, dass sich durch den persönlichen Einsatz der Bürger die positiven Ansätze für die Entwicklung ihres Dorfes als zukunftsfähiger Wohn- und Lebensraum verstetigen. Entwicklungsprozesse anstoßen In der heutigen Zeit, in der sich der Staat mit seinen sehr begrenzten Finanzmitteln aus vie len soziokulturellen Bereichen zurückziehen muss, ist es umso wichtiger, dass durch gemein schaftliche Leistungen Zeichen gesetzt werden. Dafür sind gerade solche Wettbewerbe geeignet, die mit ei nem relativ geringen finanziellen Einsatz positive Entwick lungs pro zesse anstoßen. Dies muss die Politik, insbesondere im Hinblick auf die bereits mehrfach erwähnten Schrumpfungsprozesse, die auch immer deutlicher von den betroffenen Bürgern wahrgenommen werden, mit neuen Handlungsstrategien begleiten. Dabei spielen heute Werte wie z. B. Entschleunigung oder Nähe zur Landschaft eine besondere Rolle. Aufruf Abschließend möchte ich alle Bürgerinnen und Bürger in den Dörfern mit bis zu Einwoh nern ermuntern, auch am nächsten Wettbewerb dem 36. Hessischen Landesentscheid - wieder teilzunehmen, um ihre Kreativität, ihre Ideen und ihr Engagement mit aller Kraft einzubringen. Damit nehmen Sie die Entwicklung im Dorf und in der Region selbst in die Hand und sorgen dafür, die eigene Lebensqualität auf einem hohen Niveau zu erhalten und kontinuierlich an einer Verbesserung zu arbeiten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Dankesrede Ulrike Zindel, Ortvorsteherin von Germerode Verehrte Ehrengäste, verehrte Frau Schwarze, sehr geehrte Damen und Herren, der 13. Juli 2015 wird uns Germerödern für immer im Gedächtnis bleiben, an diesem Tag erfuhr ich, als Ortsvorsteherin, dass Germerode den Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft gewonnen hat. Erhofft hatten meine Mitstreiter und ich einen Platz 3 oder 4, umso größer war unsere Freude, als wir das Ergebnis erfuhren, wir sind Landessieger. Herzlichen Dank dafür. Gefreut hat mich auch, dass Oberweser Oedelsheim Landessieger in der B-Gruppe wurde. Unsere Feuerwehren verbindet nämlich eine langjährige Freundschaft und gestern Abend haben wir zusammen in Germerode das Oktoberfest der Freiwilligen Feuerwehr gefeiert. Gratulieren möchte ich auch den am Wettbewerb teilnehmenden Dörfern. Ich hoffe, dass auch sie die Erfahrung gemacht haben, das so eine Wettbewerbsteilnahme ein Dorf voranbringt, seine Einwohner zusammenrücken lässt und neue kreative Ideen weckt. Ich möchte Ihnen Germerode vorstellen. Germerode wurde im Jahr 1186 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Schon 40 Jahre zuvor war an gleicher Stelle in den Jahren 1144/45 ein als Hauskloster angelegtes Prämonstratenser Doppelkloster für Angehörige des Hessischen Adels gegründet worden. Nach Auflösung des Klosters in der Reformation fiel der Grundbesitz als Vogtei an den Landgrafen von Hessen. Die im 19. Jahrhundert gegründete Domäne wurde erst 1930 aufgelöst und den Einwohnern des Dorfes damit die Möglichkeit gegeben, ehemaligen Domänenbesitz zu erwerben. Heute gehört ein Teil des Klostergeländes der Gesellschaft zur Erhaltung der Klosteranlage Germerode, die 1983 mit der Renovierung der Domänengebäude begonnen hat. Es wurde ein Tagungshaus eingerichtet, ein moderner Neubau entstand und eine Kommunität bewohnt das neue Gebäude. Seit 1971 ist Germerode ein Ortsteil der Gemeinde Meißner. Germerode hat ein ausgeprägtes Wir-Gefühl und ein hohes Potenzial an ehrenamtlichem Engagement. So entstand 1969/70 der damalige Wild und Erholungspark Germerode, heute der Bergwildpark Meißner. Er befindet sich im Besitz der Großgemeinde, wird aber von dem Förderverein Bergwildpark mit ca Arbeitsstunden im Jahr und von Fördervereinsmitgliedern eingeworbenen Spenden unterstützt. In den Jahren der Dorferneuerung konnten in Germerode viele private und öffentliche Projekte gefördert werden. So entstand, zum Beispiel, im Alten Forsthaus ein Seminargebäude mit Bettenhaus, der Jugendraum und ein Backhaus wurden gebaut und das Refektorium des Klosters wurde zur Aussegnungshalle und für kulturelle Veranstaltungen umgebaut. Viele helfende Hände haben dazu beigetragen, dass unsere Vereine eigene Vereinshäuser bzw. wie die Feuerwehr,

56 110 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 111 eigene Schulungsräume besitzen. Die Zusammenarbeit der Vereine ist gut, zweimal im Jahr treffen wir uns, um unsere Terminplanungen auszutauschen. Ein Klostergarten wurde vom Heimatverein angelegt und wird liebevoll gepflegt. Ein Projekt, das den Verein Dorfzentrum in nächster Zeit beschäftigen wird, ist der Umbau des alten Lehrerwohnhauses in ein Wohnhaus mit altersgerechten Wohnungen. Seit 5 Jahren gibt es in unserem Dorf ein neues Highlight, die Mohnblüte haben ein kreativer Kopf und ein mutiger Gast- und Landwirt die Idee, Schlafmohn auszusäen, in die Tat umgesetzt. Ende Juni und im Juli, während der Mohnblüte, kann es passieren, dass man am Wochenende in Germerode im Stau steht! Neben der Mohnblüte finden in den Sommermonaten Konzerte und Ausstellungen statt oder man kann unsere herrliche Landschaft auf einem Panoramaweg rund um unser Dorf genießen. Einmal im Jahr lädt der Ortsbeirat unsere Einwohner und die Vereine zum sogenannten Tag der Heimat ein. An diesem Tag werden mit Unterstützung der Gemeinde Pflegemaßnahmen und Instandsetzungsarbeiten an öffentlichen Grundstücken und Gebäuden durchgeführt. Erfreulich ist dabei, dass an diesem Tag neben den Vereinen und alteingesessen Einwohnern auch Neubürger mithelfen und so in das Dorfleben eingebunden werden. Durch den Kauf alter Bausubstanz kamen etliche neue Bürger in unser Dorf. Meine Damen und Herren, ich hoffe, Sie konnten sich durch meinen Vortrag einen kleinen Eindruck von Germerode verschaffen, und wenn ich Sie neugierig gemacht habe, kommen Sie, besuchen Sie uns. Sie sind herzlich willkommen. Unsere Bürgerinnen und Bürger sind stolz darauf Landessieger 2015 zu sein und wir werden unser Bestes geben, um Hessen beim Bundeswettbewerb 2016 würdig zu vertreten. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Dankesrede Christa Fiege, Ortvorsteherin von Oedelsheim Liebe Mitglieder der Hessischen Landeskommission Unser Dorf hat Zukunft, liebe Frau Schwarze, sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dr. Tappeser, liebe Vertreter und Freunde der ausgezeichneten Dörfer, ganz freudig waren wir, als wir das Ergebnis des Wettbewerbs den Landessieg in der Kategorie B erfahren haben. Zunächst konnten wir es kaum fassen, sehr bewegt und auch ein wenig stolz haben wir uns gefühlt. Spontan trafen sich die Mitglieder unserer Planungs- und Organisationsgruppe in unserem Hotel Kronenhof, um diese Auszeichnung noch am gleichen Abend der tollen Mitteilung zu feiern. Ich darf an dieser Stelle besonders betonen, dass der Erfolg wiederum eine Gemeinschaftsleistung der Oedelsheimer war, dafür bin ich als Ortsvorsteherin sehr dankbar. Und ich darf Ihnen ankündigen, dass wir uns alle Mühe geben, unser Hessenland beim Bundeswettbewerb im kommenden Jahr würdig zu vertreten. Aus unserer Präsentationsmappe möchte ich einige Kernaussagen zitieren, um Ihnen unser Dorf etwas näher zu bringen und auch ein wenig ans Herz zu legen. Wir sagen: Oedelsheim hat Zukunft! Gerne möchten wir darstellen, dass unser Ort durch die gelebte Gemeinschaft seiner Bewohner den Willen zeigt, diesen liebenswerten Lebensraum zu erhalten und weiterzuentwickeln. Wir haben in unserem Leitbild formuliert: Odelsheim 1200 Jahre jung! Wir sind eines der ältesten Dörfer im Oberwesertal. Die Gründung des Ortes begann mit dem ersten Bau der Kirche St. Martin um das Jahr 800. Im Jahr 2000, zum 1200jährigen Geburtstag gab es ein großes Fest, eine umfangreiche Chronik wurde erfasst und ein neues Ortswappen kreiert es zeigt den uralten Taufstein unserer Kirche. Über so viele Generationen behauptete sich unser Dorf. Wir glauben heute, dass dies nur möglich war, weil seine Bewohner von jeher eine große Identifikation mit ihrem Heimatort hatten. Zu allen Zeiten bis heute und ich bin mir sicher, auch in Zukunft wurde und wird gemeinsam und generationenübergreifend zum Bestand und zum Wohl Oedelsheims beigetragen. Wurzeln bewahren Zukunft gestalten, das äußert sich in einer Vielzahl von ehrenamtlichen und freiwilligen Organisationsstunden und Arbeitseinsätzen bei ganz unterschiedlichen Initiativen und Projekten öffentlicher und privater Natur und besonders in unseren Vereinen und Verbänden. Es gibt ein breitgefächertes Angebot an Aktivitäten, Mitwirkungsmöglichkeiten und Freizeitgestaltung für alle Altergruppen. Der Erhalt und Ausbau unserer Infrastruktur im öffentlichen, wie auch gewerblichen und privaten Bereich wird zukunftentscheidend für Oedelsheim sein. Gut gewappnet sein für viele weitere Generationen, dafür wollen wir Sorge tragen. Ein großer Beitrag dazu sind unsere sozialen und kulturellen Strukturen. Unser Hallenbad, ein sehr gut bewerteter Campingplatz, ein hervorragendes Hotel, Gaststätten, Ferienwohnungen und Pensionen, zahlreiche Wanderwege und der Weserradweg, unsere Weserfähre, der ECO-Pfad Kulturgeschichte Oedelsheim, als überörtliche kulturelle Initiative die Museumsmeile Wesertal, unsere Märchenfigur Der Gestiefelte Kater und Veranstaltungen wie Weserbeleuchtung, Kirmes und Landmarkt sowie eine herausragende Gästebetreuung beschreiben unsere touristischen Strukturen, sind ein wirtschaftliches Standbein für den Ort. Weitere wichtige Säulen für unser Dorf sind die Handwerksbetriebe, ein Lebensmittelmarkt, Ärztin und Tierarzt, eine Physiotherapie-Praxis, die Häusliche Krankenpflege alle generieren Arbeits- und Ausbildungsplätze. Ein Industriebetrieb sichert ebenfalls eine für Oedelsheim bedeutende Anzahl an Arbeitsplätzen. Ein Kindergarten mit U3-Angebot und unser Grundschulstandort tragen wesentlich dazu bei, dass es sich bei uns auch als Familie gut leben lässt. Ein großer Wermutstropfen ist es für Oedelsheim, wenn unsere Grundschule 2019 aufgegeben wird und der Landkreis als Schulträger diesen traditionsreichen Schulort zeitweise gab es sogar eine Berufsschule schließt. Das erschwert bedeutsam die Ansiedlung neuer Familien und darüber hinaus wird es in Oedelsheim das größte Leerstandsobjekt sein. Bisher gibt es bei uns eine überschaubare Zahl an Leerständen, denn wir können stolz sein auf zahlreiche Beispiele von jungen Leuten und enthusiastischen Menschen in alten meist Fachwerkhäusern. Ein neu gestalteter Spielplatz, ein ehrenamtlich geführter Jugendraum, die Kirchengemeinden, die Vereine mit ihrem breiten Angebot an Aktivitäten, die herzliche Verbindung zu unserer ungarischen Partnergemeinde Adony, die Besuchsangebote und Gesprächskreise für unsere älteren Mitbewohner und ebenso unser parkähnlicher Friedhof mit schönen Baumbeständen, auf dem alle Bestattungsarten möglich sind, machen es zu unserem Zuhause. Viele Projekte konnten auf ehrenamtlicher Basis durch freiwillige, praktische Mitarbeit in den Vereinen und auch in öffentlich-gemeindlichen und kirchlichen

57 112 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 113 Beschaffung von Kleidung, Gebrauchsgegenständen, Fahrrädern etc. sind. Bei uns zu Hause hat man erkannt ausdrücklich unter Einbeziehung der Jugend: Gemeinsam sind wir stark! Wir haben den festen Willen, alles dafür zu tun, unser Dorf zukunftsfest zu gestalten und neue Einwohner, Familien und auch Flüchtlinge, die bei uns eine Heimat auf Zeit gefunden haben, in unserer Mitte herzlich willkommen zu heißen. Besonders freut uns, dass viele ehemalige Oedelsheimer nach Studium oder Berufsausbildung wieder in ihrem Heimatdorf ansässig geworden sind zum großen Teil als Familie mit Kindern und hier leerstehende Häuser bezogen oder neu gebaut haben. Es gibt auch eine beachtliche Zahl von Neuansiedlungen in alten Häusern oder Anwesen. Unsere Landschaft ist schön, als Märchenland bezeichnet sie ist für Wanderer, Fahrradfahrer, Camper und Kanuten, also fast jeden geeignet. Auch Kultur wird vermittelt bei uns auf dem Land Denn wir sind keine Banausen, das liegt auf der Hand. Die Vereine, 18 an der Zahl sind unser Rückgrat, da ist zu treffen eine nicht ganz einfache Wahl. Deswegen sind die meisten von uns in mehreren, das ist hier keine Kunst. Um Flüchtlinge, die in unserem Dorf wohnen kümmert sich ein Unterstützerkreis Es wird sich für uns alle lohnen Mitmenschlichkeit zu üben und dabei zu betonen: Willkommenskultur ist für alle gut, wie man weiß! Bereichen verwirklicht werden. Dafür gibt es eine ganze Menge an Beispielen. Beachvolley- und -handballfeld, Skaterbahn, Dorfmuseum, Historische Agrartechnik, Wanderwegeinstandhaltung, Neugestaltung der Dorfmitte mit Freundschaftsund Radstopp-Platz, Erneuerung des Mühlrades sowie neue Begrüßungs- und Hinweisschilder im Rahmen von Landzukunft, Bemalung einer Wand auf dem Platz durch Grundschulkinder mit von ihnen entworfenen Motiven aus Oedelsheim, Planung und Errichtung eines Eco-Pfades Kulturgeschichte Oedelsheim mit Spazierweg um den Ort, Bogenschießplatz, Einsetzung eines Baumbeauftragten, eines Jugendraumbeauftragten und eines Partnerschaftsbeauftragten für die Begegnungen mit unserer ungarischen Partnergemeinde Adony, Pflanzung von Obstbäumen an Feldwegen und Obstbaumpatenschaften, ehrenamtliche Initiativen der DLRG wie Anfängerschwimmkurse und Abnahme der verschiedenen Schwimmabzeichen, Fassadenerneuerung der Friedhofshalle, Ausbildung der Jugendfeuerwehrangehörigen und Ausbau und Instandhaltung der Gerätehalle durch unsere Freiwillige Feuerwehr. In unserem mitgliederstärksten Verein, dem Tuspo 04 Oedelsheim, gibt es Handball in allen Altersklassen, dazu Minihandball, Kinderturnen, Zeltlager, Breitensport wie Montagskicker, Line-Dance, Tischtennis. Ein sehr aktiver Landfrauenverein organisiert viele Begegnungs- und Themenabende, Fahrten, Weiberfasching, Vortrags- und Weiterbildungsveranstaltungen. Unsere Chöre so finde ich singen in der Oberliga und unser Spielmannszug ist auch Spitze. Es gibt einen evangelischen Posaunenchor, der auch ausbildet, einen Flötenchor und von der Qualität unserer Musikschule Bittner konnten Sie sich selbst überzeugen, als die Saxophongruppe spielte. Von ihr wird auch Unterricht an der Grundschule, Einzel- und Gruppenunterricht an vielen Instrumenten und musikalische Früherziehung angeboten. Und es gibt noch weitere zahlreiche Beispiele, wo auch die Jugendlichen Angebote und Mitwirkungsmöglichkeiten finden, sei es im Kaninchenverein, im Schützenverein, im Angelverein Ein Satz zu unserer überörtlichen Bürgerinitiative Oberweser-Bramwald sei mir noch gestattet. Ihre Ziele sind die Verhinderung des Baues einer Pipeline und eines Stapelbeckens für die Einleitung von Salzabfällen in die Oberweser und die Errichtung von Windkraftanlagen im Bramwald und im Reinhardswald; nach unserer Überzeugung werden dadurch die vielfältigen Bemühungen um den sanften Tourismus konterkariert. Und zu guter Letzt möchte ich noch unseren Unterstützerkreis für die Flüchtlinge nennen. Er leistet Hervorragendes ob es die Vermittlung von Deutschkenntnissen, Fahrten und Begleitung zu Ämtern und Ärzten und Lebensmitteltafeln, Ausfüllen von Verwaltungsformularen, Die Oedelsheimer freuen sich auf alle neuen Einwohner, sie werden in die Dorfgemeinschaft integriert ob Groß, ob Klein und egal, welcher Herkunft. Wir sind stolz, in einem alten und dennoch jungen Dorf zu leben! Ich möchte Ihnen jetzt noch einige kleine Verse vortragen und unser Gestiefelter Kater Ronja Bittner wird Ihnen dabei ein paar Bildimpressionen aus Oedelsheim und seiner unmittelbaren Umgebung zeigen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Liebe Leute! Zunächst einmal vielen Dank der Kommisssion, dass wir im Hessenland gesiegt nicht jeder eine solche Auszeichnung kriegt. Aus Oedelsheim grüßen wir Euch herzlich heute! Wir kommen von der Weser und dem Bergland dort, wir wohnen in einem wunderschönen Heimatort. Zwar sind wird grad mal um die Tausend, aber wir halten zusammen und sind nur aufbrausend wenn man versucht, uns darin zu stoppen unser uraltes Dorf zu bewahren und unsere Gemeinschaftsleistungen immer wieder neu zu toppen Jahre jung, das ist unser Motto! Es heißt konkret, nicht wie beim Lotto: Wurzeln bewahren Zukunft gestalten. Wir stecken den Kopf nicht in den Sand, sehen aber durch Windräder und Salzpipeline eine Wand von außen errichtet und unsere Basis vernichtend, so ist unser Empfinden wenn Wald und Fluss sich in Gefahr befinden. Der Gestiefelte Kater ist unser Botschafter für die Welt, es ihn aber immer wieder in seiner Heimat hält Hier hat er alles, was er braucht streitig macht ihm keiner sein Revier, weil er dann auch schon mal ein wenig faucht ansonsten ist er ein ganz liebes Tier. Ihr lieben Leute im Hessenland besucht uns doch mal und testet Hessisch-Sibirien sind wir nicht, aber auf Gäste ganz erpicht! Beweisen möchten wir Euch, dass bei uns auf dem Land die Lebensqualität nicht zu weisen ist von der Hand. Ein Wohlfühlort für uns und unsere Gäste darum bemühen wir uns auch in Zukunft ganz feste! Ich hoffe, die kleinen Verse haben Ihnen gefallen. Einen wunderschönen Sonntag wünsche ich Ihnen allen.

58 114 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 115 Einladung zur Ehrung der Teilnehmer am Landesentscheid 2015 Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Preisträger Landwirtschaft des 35. Hessischen und Landeswettbewerbs Verbraucherschutz Unser vom Dorf hat 7. Zukunft Juli 2015 Preisträger des 35. Hessischen Landeswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft Preisträger des 35. Hessischen Landeswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft Im Rahmen einer Festveranstaltung wurden die Siegergemeinden des 35. Landeswettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" am Sonntag, 11. Oktober 2015 feierlich in Im Rahmen einer Festveranstaltung wurden die Siegergemeinden des der Stadthalle Melsungen ausgezeichnet. Mit zahlreichen Fach- und Kulturbeiträgen war die Im 35. Rahmen Landeswettbewerbs einer Festveranstaltung "Unser Dorf wurden hat Zukunft" die Siegergemeinden am Sonntag, 11. des Oktober 2015 feierlich in Veranstaltung in die bundesweiten Aktionen zum Tag der Regionen eingebunden. der 35. Landeswettbewerbs Stadthalle Melsungen "Unser ausgezeichnet. Dorf hat Zukunft" Mit zahlreichen am Sonntag, Fach- 11. und Oktober Kulturbeiträgen 2015 feierlich war die in der Veranstaltung Stadthalle Melsungen in die bundesweiten ausgezeichnet. Aktionen Mit zum zahlreichen Tag der Fach- Regionen und Kulturbeiträgen eingebunden. war die Veranstaltung in die bundesweiten Aktionen zum Tag der Regionen eingebunden. RPKS Die RPKS 6 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die übrigen Dörfer RPKS dokumentieren Urkunden die erfolgreiche Teilnahme. Die 16 Orts- und Stadtteile Die 6 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die übrigen hatten sich 2014 aus dem Regionalentscheid qualifiziert, die ersten Sieger der beiden Die Dörfer 6 Erstplatzierten dokumentieren der Urkunden beiden Teilnehmergruppen die erfolgreiche Teilnahme. erhalten Die Preisgelder, 16 Orts- und für die Stadtteile übrigen Gruppen, Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim, nehmen 2016 am hatten Dörfer sich dokumentieren 2014 aus dem Urkunden Regionalentscheid die erfolgreiche qualifiziert, Teilnahme. die ersten Die 16 Sieger Orts- und der Stadtteile beiden Bundesentscheid Unser Dorf hat Zukunft teil. Gruppen, hatten sich Meißner-Germerode 2014 aus dem Regionalentscheid und Oberweser-Oedelsheim, qualifiziert, die nehmen ersten Sieger 2016 der am beiden Bundesentscheid Gruppen, Bei der Ehrung Meißner-Germerode sagte Unser Frau Dorf Staatsministerin hat und Zukunft Oberweser-Oedelsheim, teil. Dr. Tappeser: "Mit nehmen dem Landeswettbewerb 2016 am Bundesentscheid zeichnen wir das Engagement Unser Dorf hat der Zukunft Menschen teil. für die Zukunft ihrer Heimat aus. Unsere Dörfer Bei der Ehrung sagte Frau Staatsministerin Dr. Tappeser: "Mit dem Landeswettbewerb sind die Seele des ländlichen Raumes. 119 Orte haben an der Ausschreibung Bei zeichnen der Ehrung wir das sagte Engagement Frau Staatsministerin der Menschen Dr. für Tappeser: die Zukunft "Mit ihrer dem Heimat Landeswettbewerb aus. Unsere Dörfer teilgenommen. Dahinter stehen hunderte Menschen, die sich für ihre Heimat ins Zeug gelegt sind zeichnen die Seele wir das des Engagement ländlichen Raumes. der Menschen 119 Orte für haben die Zukunft an der ihrer Ausschreibung Heimat aus. Unsere Dörfer haben. Diesen tatkräftigen Bürgerinnen und Bürgern gebührt Respekt und Anerkennung für teilgenommen. sind die Seele des Dahinter ländlichen stehen Raumes. hunderte 119 Menschen, Orte haben die an sich der für Ausschreibung ihre Heimat ins Zeug gelegt ihren persönlichen Einsatz. Die Preisträger haben mit zahlreichen Ideen gezeigt, wie sich die teilgenommen. haben. Diesen tatkräftigen Dahinter stehen Bürgerinnen hunderte und Menschen, Bürgern gebührt die sich Respekt für ihre Heimat und Anerkennung ins Zeug gelegt für Lebensqualität auf dem Land wirkungsvoll verbessern lässt." ihren haben. persönlichen Diesen tatkräftigen Einsatz. Bürgerinnen Die Preisträger und haben Bürgern mit gebührt zahlreichen Respekt Ideen und gezeigt, Anerkennung wie sich für die Lebensqualität Zuvor ihren persönlichen reiste die auf Landesbewertungskommission Einsatz. dem Die wirkungsvoll Preisträger verbessern haben im mit Sommer zahlreichen lässt." 2015 durch Ideen ganz gezeigt, Hessen wie sich und die überzeugte Lebensqualität sich auf vor dem Ort von Land der wirkungsvoll Qualität der verbessern Arbeit in den lässt." teilnehmenden Dörfern. Im Zuvor reiste die Landesbewertungskommission im Sommer 2015 durch ganz Hessen und Vordergrund der Bewertung stand insbesondere der Umgang der Dörfer mit ihren überzeugte Zuvor reiste sich die Landesbewertungskommission vor Ort von der Qualität der Arbeit im Sommer in den teilnehmenden 2015 durch ganz Dörfern. Hessen Im und individuellen Ausgangsbedingungen im Hinblick auf den strukturellen, demografischen und Vordergrund überzeugte sich der vor Bewertung Ort von der stand Qualität insbesondere Arbeit der in Umgang den teilnehmenden der Dörfer mit Dörfern. ihren Im gesellschaftlichen Wandel. Der Erfolg der Dörfer war Ausdruck der Kreativität der Bürger und individuellen Vordergrund Ausgangsbedingungen der Bewertung stand insbesondere im Hinblick auf der den Umgang strukturellen, der Dörfer demografischen mit ihren und der Vielfalt des bürgerschaftlichen Engagements. Den Vorsitz der Kommission hatte Frau gesellschaftlichen individuellen Ausgangsbedingungen Wandel. Der Erfolg im der Hinblick Dörfer auf war den Ausdruck strukturellen, der Kreativität demografischen der Bürger und und Hiltrud Schwarze, Regierungspräsidium Kassel. der gesellschaftlichen Vielfalt des bürgerschaftlichen Wandel. Der Erfolg Engagements. der Dörfer war Den Ausdruck Vorsitz der der Kommission Kreativität der hatte Bürger Frau und Von Hiltrud der Vielfalt den Schwarze, 119 des Dörfern, bürgerschaftlichen Regierungspräsidium die im gesamten Engagements. Land Kassel. teilgenommen Den Vorsitz hatten, der Kommission qualifizierten hatte sich Frau 16 Hiltrud Dörfer in Schwarze, 8 Regionen Regierungspräsidium für den Landeswettbewerb. Kassel. Folgende Orte wurden mit ausgezeichnet: Von den 119 Dörfern, die im gesamten Land teilgenommen hatten, qualifizierten sich 16 Von Dörfer den in Regionen Dörfern, für die den im gesamten Landeswettbewerb. teilgenommen Folgende Orte hatten, wurden qualifizierten mit ausgezeichnet: sich 16 Dörfer in 8 Regionen für den Landeswettbewerb. Folgende Orte wurden mit ausgezeichnet:

59 116 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Siegerehrung 117 Gruppe A (Teilnahme am Dorfentwicklungsprogramm bzw. der Städtebauförderung) 1. Meißner-Germerode, Werra-Meißner-Kreis 2. Weimar-Niederwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf 3. Oberaula-Wahlshausen, Schwalm-Eder-Kreis Presseinformation des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vom 6. Sept Gruppe B (bisher keine Teilnahme an den beiden Förderprogrammen) 1. Oberweser-Oedelsheim, Landkreis Kassel 2. Kirchhain-Großseelheim, Landkreis Marburg-Biedenkopf 3. Weilburg-Drommershausen, Landkreis Limburg-Weilburg. Als Siegerprämie erhalten die erstplatzierten Dörfer jeweils Euro, die zweitplatzierten Dörfer jeweils Euro. Für den 3. Platz werden jeweils Euro vergeben. PRESSE- INFORMATION Regierungspräsidium Kassel Den Sonderpreis in Höhe von Euro zum Thema Jugend im Dorf erhielt: Weilburg- Drommershausen, das sich durch eine institutionalisierte Jugendarbeit (Ortsbeirat) sowie breitgefächerte Partizipationsangebote für Jugendliche auszeichnet. Eine Sonderauszeichnung für herausragende Gemeinschaftsleistungen in Form einer Urkunde erhielt: Vöhl-Schmittlotheim als kleinster Ort mit hohem Entwicklungspotenzial. Kassel, Dienstag, den 6. September 2015 Nr. Die übrigen Teilnehmer: Fuldatal-Simmershausen Limburg-Dietkirchen Lorch-Ransel Nüsttal-Morles Vöhl-Basdorf Bad Hersfeld-Asbach Heidenrod-Dickschied Sontra-Ulfen Vöhl-Schmittlotheim Willingshausen-Willingshausen. Weitere Informationen zur diesjährigen Landesauslobung finden Sie unter: Dorfwettbewerb / Aktuelles Kontakt: Regierungspräsidium Kassel Frau Hiltrud Schwarze Tel.: 0561/ , Mail: hiltrud.schwarze@rpks.hessen.de Einladung an die Redaktionen: Ehrung der Teilnehmer des 35. Landesentscheids im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Im Rahmen einer Festveranstaltung werden am Sonntag, 11 Oktober 2015, ab 9.30 Uhr in der Stadthalle Melsungen, Rotenburger Straße 12, die Siegergemeinden im 35. Hessischen Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft geehrt. Interessierte Redakteurinnen und Redakteure sind herzlich zur Teilnahme und Berichterstattung eingeladen. Alle Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem als PDF-Datei hinzugefügten Faltblatt. Die 3 Erstplatzierten der beiden Teilnehmergruppen erhalten Preisgelder, für die übrigen Dörfer werden Urkunden die erfolgreiche Teilnahme dokumentieren. Die 16 Orts- und Stadtteile hatten sich 2014 aus dem Regionalentscheid mit 119 Kommunen qualifiziert, die ersten Sieger der beiden Gruppen, Meißner-Germerode und Oberweser-Oedelsheim, nehmen 2016 am Bundesentscheid Unser Dorf hat Zukunft teil. Es handelt sich nicht um eine öffentliche Veranstaltung, sondern um einen Festakt mit geladenen Gästen.

60 118 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Anhang 119 Die Feier der Landesteilnehmer mit ihren zahlreichen Fach- und Kulturbeiträgen lassen die Veranstaltung zu einem Tag der Dörfer werden. Sie ist eingebunden in die bundesweiten Aktionen zum Tag der Regionen. Die Veranstaltung dauert von 9.30 bis 13 Uhr und wird von der Vorsitzenden der Landesbewertungskommission Hiltrud Schwarze vom Regierungspräsidium Kassel moderiert. ANHANG Weitere Informationen zur diesjährigen Landesauslobung finden Sie unter Direktlink Dorfwettbewerb/Aktuelles. Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Organisatorin des Wettbewerbs im Regierungspräsidium Kassel Frau Hiltrud Schwarze, Tel.: 0561/ , Mail:

61 120 Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Anhang 121 Bewertungsbogen Bewertungsrahmen und Leitungen Der Bewertungsrahmen erstreckt sich auf fünf Hauptkriterien. Sie spiegeln den dörflichen Lebensraum wider. Jedes Hauptkriterium hat mehrere Unter- und Teilkriterien. Für die Bewertung ist es wichtig, dass alle Unterkriterien berücksichtigt werden. Als Hilfestellung bei der Bewertung vor Ort dienen die nachfolgenden Leitfragen. Diese berücksichtigen alle Teilkriterien. Sie sind nicht abzuarbeiten, sondern den örtlichen Gegebenheiten anzupassen und entsprechend zu ergänzen. Jedes Hauptkriterium wird einleitend kurz beschrieben. Hauptkriterium Allgemeine Entwicklung Die Entwicklung eines Ortes steht in einem engen Zusammenhang mit den wirtschaftsstrukturellen und gesellschaftlichen Veränderungen der Gesamtkommune. Die räumliche Lage, das natürliche Umfeld und die finanzielle Situation der Kommune sind dabei wichtige Rahmenbedingungen. Sozial-demografische Verschiebungen stellen weitere Herausforderungen dar. Antworten bieten hierzu kommunale und regionale Entwicklungskonzepte und Planungen. Wünschenswert ist, dass die Dorfbewohner die notwendigen Veränderungen aktiv begleiten und mitgestalten. Dieses schließt Engagement zur Sicherung einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Grundversorgung sowie Initiativen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein. Im Entwicklungsprozess sind auch Antworten auf die Frage zu suchen: Was können wir als Ortsteil für unsere Kommune tun? Leitfragen für die Teilkriterien 1. Mitwirkung bei kommunalen Planungen und örtlichen, kommunalen, regionalen Entwicklungskonzepten Welche, auch informellen, Mitwirkungsangebote und -möglichkeiten gibt es? Wie werden diese im Ort wahrgenommen? Wie werden Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Kinder, Jugendliche, Senioren, Behörden und Unternehmen einbezogen? Arbeiten sie mit bzw. beteiligen sie sich z.b. bei Agenda 21-Prozessen, bei Ortsumbauprozessen, im Kinder- und Jugendparlament, Seniorenbeirat, beim AK Unser Dorf oder in Regionalforen? Bei welchen aktuellen Themen wäre eine Mitwirkung wünschenswert? Wie wird das Dorferneuerungs-/entwicklungskonzept nach Ablauf der Förderperiode umgesetzt? Wie werden überörtliche Entwicklungen in der Region und/oder interkommunale Kooperation berücksichtigt? 2. Auseinandersetzung mit den Folgen des demografischen Wandels Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die Kommune und den Ort aus? Wie wird der Wandel gestaltet und mit welchen Maßnahmen? Wie werden demografisch bedingte Veränderungen, z. B. der Bewohnerstruktur und ihre Folgen im Ort öffentlich diskutiert? 3. Stand, Qualität und Umsetzung der kommunalen Entwicklungskonzepte, Planungen und Satzungen Liegt bereits ein Integriertes Kommunales Entwicklungskonzept (IKEK) vor? Wie wird es umgesetzt? Gibt es städtebauliche und gestalterische Leitlinien z. B. zur baulichen Entwicklung des Ortskernes, Ortsgestaltungssatzung, Gebäudenutzungs- und Leerstandskataster, Energetische Konzepte etc.? Was bewirken diese? Gibt es öffentliche/kommunale Förderanreize für Mobilitätskonzepte? Welche Bedeutung besitzt die Jugend- und Altenhilfeplanung für den Ort? 4. Verantwortlicher Umgang mit den natürlichen Ressourcen Wie wird eine flächensparende Innenentwicklung des Ortes umgesetzt und unterstützt? Welche baulichen und energetischen Beratungsangebote gibt es für die Bewohner? Welchen Beitrag leistet der Ort zur Verbesserung einer nachhaltigen Energieversorgung?

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