Hinweise zur Weitergabe von mediterranen Landschildkröten

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1 Hinweise zur Weitergabe von mediterranen Landschildkröten

2 S e i t e 1 zusammengestellt von Gerald Benyr im Auftrag des BMLFUW (Ministerium für ein lebenswertes Österreich) Abt. I/8, Nationalparks, Natur- und Artenschutz Im Rahmen des Projekts CITES Öffentlichkeitsarbeit 11. Oktober 2016

3 S e i t e 2 Einleitung Dieses Dokument informiert über die wichtigsten Regeln, nach denen die am häufigsten in Österreich gehaltenen Landschildkröten legal den Besitzer wechseln können 1. Die betroffenen Arten Griechische Landschildkröte (Testudo hermanni) Maurische Landschildkröte (Testudo graeca) Breitrandschildkröte (Testudo marginata) Ägyptische Landschildkröte (Testudo kleinmanni) sind im Anhang A der derzeit gültigen Fassung der EG-Verordnung 338/97 gelistet 2. Das ist die höchstmögliche Schutzkategorie und entsprechend eingeschränkt sind die Möglichkeiten, diese Tiere legal weiterzugeben. Import/Export Jede Weitergabe über eine Außengrenze der EU hinweg (also auch in die Schweiz) bedarf einer Export- oder Wiederexport- und einer Importgenehmigung. Diese beinhaltet nicht automatisch eine Genehmigung, mit den Tieren Handel zu treiben. 1 Die hier vorgestellten Regeln gelten für alle Exemplare des Anhang A der EG-VO 338/97. 2 Die Russische Landschildkröte (Testudo horsfieldii) ist im Anhang B gelistet, für den etwas andere Vorschriften gelten.

4 S e i t e 3 Kauf und Verkauf Prinzipiell ist der Handel mit Exemplaren des Anhangs A verboten. Darunter fallen Kauf, Angebot zum Kauf, Erwerb zu kommerziellen Zwecken, Zurschaustellung und Verwendung zu kommerziellen Zwecken sowie Verkauf, Vorrätig halten, Anbieten und/oder Befördern zu Verkaufszwecken. Als Handel zählt auch jeder materielle Vorteil, der mit der Weitergabe der Tiere in Zusammenhang steht (z.b. wenn man dem Vorbesitzer ein Buch oder ein anderes Tier dafür gibt oder die Tiere vermietet). Es ist aber möglich, eine Ausnahme von dem sogenannten Vermarktungsverbot zu erhalten (z.b. für Nachzuchten). Eine diesbezügliche Bescheinigung wird von der CITES Management Behörde nach Überprüfung durch die Wissenschaftliche Behörde in Form eines CITES-Dokuments ausgestellt. Für mediterrane Landschildkröten, für die keine CITES-Bescheinigung mit einer Ausnahme vom Vermarktungsverbot ausgestellt wurde, ist die Weitergabe durch Schenkung oder Erbschaft die einzige legale Möglichkeit, und dies gilt auch für sämtliche Nachkommen solcher Exemplare.

5 S e i t e 4 Zulässige Erwerbsmöglichkeiten Erwerb ist in artenhandelsrechtlicher Sicht weiter zu sehen als nur das klassische Rechtsgeschäft wie z. B der Kauf. Es kann auch eine Einfuhr, Zucht oder rechtmäßige Naturentnahme sein. Die wichtigsten Möglichkeiten für den legalen Erwerb von mediterranen Landschildkröten sind: Der Erwerb bevor eine Art in die Anhänge von CITES aufgenommen wurde 3 oder die Bestimmungen von CITES für das Export- bzw. Wiederexportland in Kraft getreten sind 4. Die Nachzucht (sofern alle im Kapitel Nachzucht genannten Bedingungen erfüllt sind) Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten (z.b. Naturentnahmen für Forschung oder Arterhaltungsprogramme), die aber nur in seltenen Sonderfällen Anwendung finden. Die größte Schwierigkeit bereitet meist der Nachweis, dass ein bestimmtes Exemplar legal erworben wurde. Deshalb ist es ratsam, sämtliche Unterlagen (Rechnungen, Dokumente der Elterntiere) gut aufzubewahren und die Identität des Tieres durch eine regelmäßig aktualisierte Fotodokumentation zu belegen (siehe Kennzeichnungsverordnung: Homepage BMLFUW Bereich Natur- und Artenschutz/CITES ). 3 Seit 1977 ist die Gattung Testudo (und somit alle darin zusammengefassten Arten) im Anhang II gelistet. 4 Österreich ist dem CITES Übereinkommen am 27. April 1982 offiziell beigetreten.

6 S e i t e 5 Schenkung und Erbschaften Die Weitergabe durch Schenkung oder Erbschaft ist kein Verstoß gegen das Handelsverbot, bedarf keiner Genehmigung und ist auch mit Tieren möglich, deren legaler Erwerb nicht nachgewiesen werden kann. Der neue Eigentümer ist aber verpflichtet, der CITES Management Behörde (dem BMLFUW) die Weitergabe unverzüglich anzuzeigen (inklusive Kopie des Schenkungsvertrages bzw. eines Nachweises über die Erbschaft. Ein Muster für diese Meldung dafür kann von der Homepage des BMLFUW heruntergeladen werden: Die Weitergabe mittels Schenkung oder Erbschaft ändert nichts daran, ob ein Tier als legal erworben anzusehen ist oder nicht. Um für eine durch Schenkung oder Erbschaft erhaltene mediterrane Landschildkröte eine Ausnahme vom Vermarktungsverbot bekommen zu können, muss nachgewiesen werden, dass der Schenker oder Erblasser das Tier legal erworben hat.

7 S e i t e 6 Nachzuchten Nachzuchten erben gewissermaßen den Status des legalen Erwerbs von ihren Eltern (sofern die Abstammung und der legale Erwerb des Zuchtstocks nachgewiesen werden kann). Andererseits gelten Nachkommen von Elterntieren, für die kein Nachweis des legalen Erwerbs möglich ist, auch nach mehreren Generationen nicht als legal erworben und dürfen nicht gehandelt werden. Es ist daher sehr ratsam, nur mit Tieren zu züchten, deren legaler Erwerb eindeutig nachgewiesen werden kann. Nur wenn folgende Kriterien erfüllt sind, ist die Erteilung einer Ausnahme vom Vermarktungsverbot möglich: die Zeugung des Exemplars, für das die Vermarktungsgenehmigung beantragt wird, erfolgte in menschlicher Obhut für beide Elterntiere kann der legale Erwerb nachgewiesen werden der Zuchtstock wird abgesehen von genetischen Gründen ohne Einbringung von Exemplaren aus Wildpopulationen erhalten die Haltungsbedingungen ermöglichen es mindestens zwei Generation hervorzubringen Wird mehr als ein Pärchen gemeinsam gepflegt, so muss der legale Erwerb für alle Exemplare der Gruppe nachgewiesen werden, um für ihre Nachkommen eine Ausnahme vom Vermarktungsverbot erhalten zu können, oder die Abstammung jedes einzelnen Jungtieres muss durch einen Elternschaftstest geklärt werden. In Wien muss man die Nachzucht von im Anhang A gelisteten Landschildkröten aufgrund des Wiener Artenhandelsbegleitgesetzes binnen drei Monaten der MA22 melden. Auch in den anderen Bundesländern empfiehlt sich das, um gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt leichter den legalen Erwerb nachweisen zu können.

8 S e i t e 7 Fundtiere Gefundene mediterrane Landschildkröten müssen der Behörde 5 gemeldet bzw. dort abgegeben werden. Sie stillschweigend zu behalten oder die eigenmächtige Weitergabe z.b.an einen befreundeten Schildkrötenhalter (auch wenn dieser sich Auffangstation nennt und oft Tiere übernimmt) ist nicht erlaubt. Die Behörde verfügt dann, wo das Tier verwahrt werden soll. Das kann bei jeder Institution oder Person sein, die das Tier angemessen pflegen kann (z.b. ein Tierheim, ein Verein, ein privater Halter oder auch der Finder). Die vom Land und vom Verwahrer zu erbringenden Leistungen und das dafür zu entrichtende Entgelt sind vertraglich zu regeln. Die Behörde hat die in ihrem örtlich zuständigen Wirkungsbereich aufgefundenen Tiere in geeigneter Form kundzutun. Der ursprüngliche Besitzer kann sich dann binnen eines Monats melden und mit Zustimmung der Behörde sein Tier zurückerhalten. Danach darf die Behörde das Tier dauerhaft einem neuen Besitzer übereigenen. Sollte daraufhin innerhalb Jahresfrist der ursprüngliche Eigentümer sein Eigentumsrecht geltend machen, so ist ihm der Wert des Tieres abzüglich der angefallenen Kosten zu ersetzen. 5 In Wien ist das die MA22, in den anderen Bundesländern die Bezirkshauptmannschaft

9 S e i t e 8 CITES-Relevanz: Auch bei Fundtieren besteht für die Erteilung einer Ausnahme vom Vermarktungsverbot die Verpflichtung, die legale Herkunft des Exemplars nachzuweisen. Aufgrund der meist unbekannten Vorgeschichte wird das in der Regel nicht erfüllbar sein. Die behördliche Eigentumsübertragung von gefundenen oder beschlagnahmten Tieren ändert nichts an der Legalität ihrer Herkunft. Nur für Fundtiere, für die deren legale Herkunft nachweisbar ist, kann eine Ausnahme vom Vermarktungsverbot erteilt werden. Die CITES Vorschriften für die Weitergabe von mediterranen Landschildkröten gelten uneingeschränkt für jede Person und Institution und somit auch für Auffangstationen. Sonstiges Der Halter 6 einer Landschildkröte ist verpflichtet, artenhandelsrechtliche Kontrollen zu dulden und Auskünfte zu geben bzw. entsprechende Nachweise zu erbringen. Nicht genutzte bzw. durch den Tod des Exemplars hinfällig gewordene CITES-Dokumente müssen an das Ministerium für ein lebenswertes Österreich zurückgeschickt werden ( artenschutz/cites/aktuelles/verpflichtende-r-cksendung-von-cites- Dokumenten.html). Außer den hier erklärten Bestimmungen des Artenhandelsgesetzes muss der Halter einer Landschildkröte auch die gesetzlichen Vorgaben des Tierschutzgesetzes erfüllen. 6 Das ist jene Person, in deren Gewahrsam sich das Tier befindet.

10 S e i t e 9 Kontakt Sämtliche Informationen über das Artenhandelsgesetz, die Ausstellung von CITES Dokumenten und die Pflichten des Halters artenhandelsgeschützter Exemplare finden sich auf der Homepage des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich (BMLFUW, Abt. I/8, Stubenbastei 5; 1010 Wien; Abteilungspostfach: Abt.18@bmlfuw.gv.at), bei dem auch alle Anträge einzubringen sind ( und Die Meldung von Nachzuchten erfolgt am besten bei der Wissenschaftlichen Behörde des jeweiligen Bundeslandes (Kontaktliste Behördenvertreter auf