Pilze im Mühlviertel. Heinz Forstinger
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- Maria Lisa Schreiber
- vor 7 Jahren
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1 download unter Heinz Forstinger Pilze im Mühlviertel Das Mühlviertel weist eine Topografle auf, die es prädestiniert, auch Pilzviertel" genannt zu werden. Je reicher strukturiert eine Landschaft ist, desto größer ist die Zahl ökologischer Elemente. Dadurch erhöht sich auch die Zahl der Pilzarten, die in diesen Räumen Lebensbedingungen vorfinden. Die trockenheißen Laubwaldhänge des Donautales in einer Seehöhe von ca. 270 Metern stellen ein Extrem dar, die nadelwaldreichen Höhen des grenznahen Böhmerwaldes mit einer Seehöhe von knapp über 1100 Metern in den höchsten Erhebungen, ein anderes. Die von diesen Höhen der Donau zueilenden Bäche, die zum Teil tiefe Schluchten eingegraben haben, erhöhen die ökologische Vielfalt. Gerade die in diesen Schluchten meist ungestörte Vegetation mit einem hohen Anteil an Laubgehölzen bedingten ein artenreiches Pilzvorkommen. Sind es doch die Bäume, die für viele Pilzarten lebensnotwendige Symbiosepartner darstellen. Aber nicht nur die Beziehung zu den Wurzeln lebender Bäume wirkt sich auf den Artenreichtum günstig aus, auch das große Angebot an Totholz fördert die Artenvielfalt. Dadurch, daß Bäume und Sträucher der Schluchtwälder an unzugänglichen Stellen wachsen und als Brennholz nicht mehr so gefragt sind, verbleiben gefallene Stämme oft im Wald und dürfen vermodern. Dadurch stellen sie eine wichtige Lebensgrundlage für Pilzarten dar, die Lignin (Holzstoff) und Zellulose abbauen. Darunter sind viele Arten, die man allgemein als Baumschwämme" bezeichnet. Der Großteil von ihnen ist für den Menschen nicht nutzbar, sieht man davon ab, daß sie häufig als Konsolen für Jagdtrophäen dienen. Der Zunderschwamm stellte in früherer Zeit eine Ausnahme dar, er wurde in der Volksmedizin als blutstillendes Mittel und als lange glosender Stoff beim Feuermachen verwendet. Da dieser Zunder" eine besonders trockene Substanz darstellt, wurde er in Ausnahmefällen sogar zur Anfertigung von Kleidungsstücken verwendet, die von alten, gichtgeplagten Menschen zur Linderung ihrer Leiden angezogen wurden. Der geologische Untergrund des Mühlviertels, der zum Großteil aus Gneisen und Graniten besteht, speichert in seinen Ritzen und Rissen die Feuchtigkeit gut. Dadurch trocknen die Pilzmycelien auch in Dürrezeiten nicht so schnell aus, und die winzigen Fruchtkörperanlagen (Primordien genannt) gehen nicht zugrunde. Ein im Mühlviertel zum Teil noch gut erhaltenes Landschaftselement ist das Moor, das wir an verschiedenen Stellen antreffen. Moore weisen einen ganz typischen Pilzaspekt auf. Wir finden in ihnen Anpassungsspezialisten, die mit den besonderen Umständen, wie Vegetation (dichte Torfmoosrasen) und dauernde Feuchtigkeit, bestens zurechtkommen. Weiters ist noch als besondere Ökozelle die Donauau zu nennen. Auch sie weist zum Teil eine eigene Pilzflora auf. Gerade im Frühling ist die Au ein lohnendes Ziel für den Speisepilzsammler. Nachdem im Spätherbst die letzten eßbaren Arten aus den Wäldern verschwunden sind, dauert es noch Monate, bis im nächsten Jahr wieder mit den ersten Speisepilzen zu rechnen ist. (Nur wenige Spezialisten unter den Mykophagen [= Pilzessern] suchen während Frost und Schneefall nach Schneeritterling, Frostschneckling oder Winterrübling!) Wenn dann im Mai die Bäume austreiben, erscheint auf den lockeren, sandigen Böden des Auwaldes die delikate Morchel. Sie ist sehr wohlschmeckend und hat den Vorteil, mit keiner tödlich giftigen Art verwechselbar zu sein. Hier ist es wohl an der Zeit, einige Bemerkungen über die Speisepilze des Mühlviertels zu machen. Immerhin ist dieser Bereich der Mykologie (Pilzkunde) für viele Menschen der wesentlichste. Es ist sicher nicht nur die Delikatesse, die der Pilz abgibt, die ihn so begehrlich macht. Es ist auch die Befriedigung des dem Menschen ureigenen Sammeltriebes, die so fasziniert.
2 114 download unter Viele werden magisch angezogen von diesem Naturobjekt, das nichts kostet, selbst gesucht und gegessen werden kann. Diese drei Fakten sind es, die den naturentfremdeten Stadtbewohner in Scharen in die heimischen Wälder lockt. Dies sogar in solchem Maß, daß die Behörden in verschiedenen Teilen Österreichs schon gezwungen wurden, Verordnungen zum Schutz der Pilze zu erlassen. Wäre da nicht die Möglichkeit, daß die Verwechslung mit einer giftigen Art passierte, so würden wohl noch viel mehr Menschen der Pilzwaid frönen. Die Großstadt Linz beherbergt viele Wochenend-Pilzjäger, die in Mühlviertler Wäldern ihr Revier haben. Spricht man mit älteren Mühlviertlern, so hört man immer mit Bedauern, daß die Häufigkeit der beiden gesuchtesten Speisepilze stark im Rückgang begriffen ist. Diese beiden Arten, Eierschwammerl und Steinpilz, sind jedoch Mykorrhizapilze (= Symbiosepartner, hauptsächlich der Fichte), und daher wird nicht nur das starke Sammeln die Schuld am Rückgang tragen. Es liegt der Verdacht nahe, daß die störenden Umwelteinflüsse, die unseren Waldbäumen schaden, natürlich auch störend auf deren Partner Pilz wirken. Es ist also mit Sicherheit anzunehmen, daß die allgemeine Umweltbelastung den Mühlviertler Pilzsegen langsam versiegen läßt. Übrigens wird der Rückgang von Mykorrhizapilzen europaweit beobachtet. Es ist hier aus Platzgründen nicht möglich, alle bisher gemachten Pilzfunde des Mühlviertels vorzustellen. Es kann nur ein kleiner Überblick darüber gegeben werden, was das Mühlviertel an Besonderem aufzuweisen hat. So manche Pilzrarität unseres Bundeslandes Oberösterreich stammt von hier, so manche exotisch anmutende Pilzgestalt wurde hier gefunden. In der Folge wird auf einige Pilzarten eingegangen, die es durch irgendeinen Umstand verdienen, näher vorgestellt zu werden. Woldmaria crocea (Karst.) Cooke Es gibt verschiedene Gründe, derentwegen ein Pilz rar sein kann. Entweder, weil zum Beispiel der Chemismus des Bodens nicht paßt, oder eine Abhängigkeit zu einer bestimmten Pflanze besteht. Sei es nun Parasitismus, also der Befall von lebender Substanz, Symbiose, die gegenseitige Abhängigkeit zweier Partner, oder Saprophysmus, der Abbau abgestorbener Substanzen, wenn die notwendigen Umstände selten vorkommen, so ist in der Folge auch der darauf spezialisierte Pilz selten. In unserem Fall hat sich ein strenges Abhängigkeitsverhältnis zwischen Straußenfarn (Matheucia strutiopteris) und dem Pilz Woldmaria crocea entwickelt. Nun ist aber der Straußenfarn in Oberösterreich nicht häufig. Er liebt grundwasserfeuchte, frische Böden und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Somit ist er ein Element der bachbegleitenden Vegetation in feuchten Schluchten. Im Mühlviertel kommt dieser Farn an einigen wenigen Stellen im Bereich des Unterlaufes der Donauzuflüsse vor. Unser Pilz Woldmaria crocea ist nun auf diesen Farn spezialisiert, er wächst ausschließlich an der abgestorbenen, holzigen Stengelbasis der Farnwedel. Die Fruchtkörper sind winzig, nur einige Millimeter groß und mit braunen Haaren bekleidet. Es sind schüssel- bis becherförmige Gebilde, die geotropisch (das heißt mit der Öffnung nach unten) an der Farnrhachis sitzen. Diese Wuchsform weist darauf hin, daß es sich um einen Basidienpilz handelt. Die ähnlich gestalteten Schlauchpilze wachsen negativgeotropisch. Die Öffnung ihrer Schüsselform weist nach oben. Während bei den Basidienpilzen die Sporen (Fortpflanzungszellen) lediglich abfallen, somit also die Fruchtschicht zur Erde zeigen muß, um ein Herausfallen der Sporen zu ermöglichen, schleudern die Ascomyceten ihre Sporen aktiv in die Luft. Der bisher einzige Nachweis von Woldmaria crocea aus dem Mühlviertel stammt vom Feldaisttal unterhalb von Pregarten. Phellinus viticola (Schw. ex Fr.) Donk Dies ist ein mehrjähriger Porling, der meist nur kleine konsolenförmige Hüte bildet, während der größte Teil des Fruchtkörpers als flache Kruste an der Baumrinde herabwächst. Dieser holzbewohnende Pilz ist ein Saprophyt der Nadelhölzer, vorwiegend wird das Holz der Fichte besiedelt. Mehrere Arten der Gattung Phellinus (Feuerschwämme) sind aus dem Mühlviertel bekannt. Die laubholzbewohnenden Arten Phellinus ferruginosus, Phellinus punctatus oder Phellinus conchatus sind gebietsweise häufig. Phellinus viticola allerdings ist ausgesprochen selten. Das beruht in erster Linie darauf, daß diese Art erst ab einer gewissen Meereshöhe ihre Hauptverbreitung hat.
3 download unter Diese Verbreitungsuntergrenze liegt bei etwa 1000 Metern. Da nun im Mühlviertel die höchsten Erhebungen bis knapp über 1100 Metern Seehöhe reichen, so ist das Vorkommen von Phellinus viticola hier logischerweise sehr begrenzt. Aus dem Bereich des bayerischen Teils des Böhmewaldes ist unser Pilz mehrmals nachgewiesen worden, so zum Beispiel von der Arber-Seewand und von den Hängen des Rachel. Im oberösterreichischen Teil des Böhmerwaldes ist Phellinus viticola nur aus der unmittelbaren Umgebung des Tannermoores bekannt. Dieses liegt in einer Seehöhe von 970 Metern, die Pilzfundstelle lag an einem Hang über dem Moor, sodaß auch hier die Lokalität in einer Höhe von nahe 1000 Metern lag. Den Feuerschwämmen ist ein markantes mikroskopische Merkmal zu eigen, die sogenannte Seta. Lediglich bei der Art Phellinus punctatus fehlt sie. Diese Setae sind dickwandige, pfriemliche Elemente, die hauptsächlich in der Fruchtschicht, teilweise aber auch in der Trama und im Mycel, vorkommen. Diese auffallenden Gebilde sind von Art zu Art verschieden, sodaß sie als Artmerkmal wichtig sind. Leucocoprinus bresadolae (Schulz.) Moser Besonderer Standort und besonderes Substrat bringen besonderen Pilz hervor. Das haben die beiden zuvor besprochenen Arten gezeigt. Nun wird ein weiterer Pilz vorgestellt, der in hohem Maß auf einen ganz speziellen Nährboden angewiesen ist. Leucocoprinus bresadolae wächst mit Vorliebe auf Sägespänen und Sägemehl. Nun kommt es aber nicht häufig vor, daß Sägeabfälle in größerer Menge abgelagert werden. Häufig werden sie ja weiterverwertet, zumeist als Brennmaterial. Im Bereich des Mündungsgebietes der Ranna wurden aus einer holzverarbeitenden Fabrik größere Mengen von Sägeabfällen, vorwiegend von Birke und Buche, auf eine Deponie verbracht. Rasch kam es zur Besiedelung der vermodernden Holzreste durch Pilze, die zusammen mit anderen Mikroorganismen diese rasch in Humus umwandelten. Unter dieser Pilzschar, es gab da oft sehr individuenreiche Aspekte, fand sich auch Leucocoprinus bresadolae. Dieser Pilz ist eine sehr auffallende Erscheinung, er wird ziemlich groß (bis zur Größe eines Fliegenpilzes), der Hut ist in kleine Schuppen aufgerissen, der Stiel trägt einen fetzighäutigen Ring, ist zwiebelig verdickt und läuft spindelig wurzelnd aus. Das Fleisch färbt sich im Anschnitt rasch safrangelb und wird dann später dunkelrotbraun bis schwarz. Dieser Fund aus dem Mühlviertel ist der einzige in Oberösterreich. Leider werden dort zur Zeit keine Sägeabfälle mehr deponiert, und der verrottete Haufen ist schon dicht mit ruderalen Kräutern überwuchert, sodaß für Pilze keine günstigen Lebensbedingungen mehr bestehen. Pluteus petasatus (Fr.) Gill. Pluteus ist der wissenschaftliche Name für die Gattung der Dachpilze. Sie haben rosafarbenen Sporenstaub, und die Lamellen sind nicht am Stiel angewachsen. Eigentümlich geformte Zystiden (das sind umgestaltete Hyphenenden, meist an den Lamellen) mit spitzen bogigen Enden sind einer Gruppe der Dachpilze eigen, und es genügt ein Blick ins Mikroskop, um eine erste Zuordnung sofort zu erlauben. Der Großteil der Arten dieser Gattung wächst auf Holz und Holzresten. So ist es verständlich, daß auf dem zuvor erwähnten Sägespänehaufen im Rannatal auch ein Dachpilz unter den ersten Pilzbesiedlern war. Und auch die dort vorkommende Pluteus-Art war etwas Besonderes. In dichten Knäueln brachen die Fruchtkörper von Pluteus petasatus aus den Sägespänen hervor. Die Hüte waren sehr hell gefärbt, gegen den Rand fast weiß, nur die Hutmitte war mit kleinen, graubraunen schülferigen Schüppchen bedeckt. Der Hutdurchmesser erreichte 10 cm und mehr somit gehört diese Art zu den größten dieser Gattung. Volvariella volvacea (Bull. ex. Fr.) Sing. Noch eine dritte Art soll von diesem bemerkenswerten Standort beschrieben werden. Dieser moderne Holzhaufen erwies sich als wahre Fundgrube für Pilzraritäten. Die Gattung Volvariella ist mit der Gattung Pluteus nahe verwandt, auch sie hat rosafarbenes Sporenpulver und freie Lamellen. Während aber die Dachpilze keinerlei Velum aufweisen (Velum heißt die Hülle, die junge Pilze ganz oder teilweise umgibt und am erwachsenen Pilz noch in Resten erhalten ist; z. B. Ring und Pusteln des Fliegenpilzes), zeichnet
4 116 download unter sich die Gattung Volvariella durch das Vorhandensein eines gut entwickelten Vélums aus. Diese Hüllreste bleiben bei der Streckung des jungen Fruchtkörpers an der Stielbasis zurück und bilden dort eine scheidenartige, lappig zerrissene Hülle. Der deutsche Gattungsname Scheidung" nimmt darauf Bezug. Von der Gattung Volvariella sind in Europa etwa ein Dutzend Arten bekannt, die allesamt nicht zu den häufigen Pilzerscheinungen zählen. Lediglich der Größte Scheidung" (Volvariella speciosa) wird in letzter Zeit auf abgeernteten Maisfeldern oft in großer Menge beobachtet. Auch dieser Pilz wächst gelegentlich auf Holzabfällen. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal der beiden etwa gleich großen Arten ist die Ausbildung von Hutoberfläche und Volva. Bei Volvariella volvacea sind der Hut und die Außenseite der Velumhülle grauschwarz gefasert. Volvariella specio- Sphaerobolus stellatus Tode ex Pers. Kugelschneller" sa hat dagegen einen hellen, silbergrauen, glatten Hut mit einer weißen Scheide. Sphaerobolus stellatus Tode ex Pers. Hier haben wir es mit einem Pilz zu tun, der in mehrfacher Weise ein sonderbares Geschöpf ist. Der Kugelschneller", so lautet sein deutscher Name, gehört zu den Bauchpilzen, wie auch die Boviste und Stäublinge. Aber er hat äußerlich mit diesen nicht viel Gemeinsames. Sphaerobolus stellatus ist nur stecknadelkopfgroß, er wächst vorwiegend auf totem Holz. Im Jugendstadium sind die Fruchtkörper weiße, geschlossene Kügelchen, bei der Reife reißen diese am Scheitel sternförmig auf, und es wird eine kleine Aufn. Forstinger
5 download unter Gallertkugel sichtbar. Durch einen komplizierten Schichtaufbau der äußeren Hülle und dem Einwirken einer Druckveränderung auf sie, wird diese innere Glebakugel hoch in die Luft geschleudert. Dieser bei Pilzen einmalige Vorgang der Sporenverbreitung erfolgt so heftig, daß das Glebakügelchen mit seinen Sporen bis zu 5 Meter weit befördert wird. Wenn man die Größe der Glebakugel mit 1 Millimeter annimmt, so fliegt diese eine Strecke, die das 5000fache ihres Durchmessers beträgt. Verglichen mit einem Menschen, müßte dieser Muskelkräfte entwickeln, die ihn befähigten, zirka 6 Kilometer (!) weit zu springen. Im Mühlviertel ist der Kugelschneller" schon von mehreren Stellen bekannt, er wird wegen seiner Winzigkeit sicherlich oft übersehen. Cortinarius speciosissimus Kühn. & Romagn. Bisher wurde absichtlich nicht darauf eingegangen, ob der besprochene Pilz als Speisepilz verwertbar ist, oder ob er beim Genuß durch den Menschen diesen in eine prekäre Lage bringt. Da seltene, interessante und zum Teil winzige Arten besprochen wurden, so erübrigte sich das von selbst, denn wer könnte schon eine Pilzrarität mit gutem Gewissen verspeisen. Oder wer wollte sich an einem Millimeterwinzling vergreifen. Das ist in Anbetracht der vielen guten und häufigen Speisepilze, die es gibt, wirklich nicht notwendig. Unter den Giftpilzen, die bei uns heimisch sind, ist der Fliegenpilz wohl der bekannteste und der Grüne Knollenblätterpilz der gefürchtetste. Aber es gibt noch eine Art im Heer der heimischen Pilzlegion, die sich an Giftwirkung leicht mit Letzterem messen kann und zudem noch gebietsweise viel häufiger vorkommt als der Grüne". Es ist unser Cortinarius speciosissimus, ein Vertreter aus der großen Pilzgattung der Haarschleierlinge (Cortinarius). Daß dieser Haarschleierling so selten für Vergiftungen verantwortlich ist, ist darauf zurückzuführen, daß er ein eher unscheinbares Äußeres hat und keinem der populären Speisepilze ähnelt. Der deutsche Name Spitzbuckeliger Orangeschleierling" faßt einen Teil seiner Merkmale bereits zusammen. Der Pilz hat etwa die Größe eines Eierschwammerls, die Lamellen sind breit-bauchig, dicklich und am Stiel schmal angeheftet. Der leicht keuligverdickte Stiel weist mehrere schräg sitzende, gelbe Velumzonen auf. Der kegelig-glockige Hut ist spitz gebuckelt die Fruchtkörper sind in allen Teilen orangebraun gefärbt. In feuchten, moosigen Nadelwäldern sucht man diesen Pilz meist nicht umsonst. In manchen Jahren kommt es zu einem ausgesprochenen Massenvorkommen. Wehe dem Pilzfreund, der ohne gute Kenntnisse seinen Sammelkorb füllt und an eine Stelle gerät, an der dieser Giftpilz gerade reichlich fruktifiziert. Keine der volkstümlichen ( -dümmlichen") Giftproben, wie mitgekochte Zwiebel oder mitgekochter Silberlöffel, verraten ihn. Nichts deutet auf seine Gefährlichkeit hin. Die Wirkung des Giftstoffes, Orellanin genannt, setzt erst nach 2 bis 14 Tagen (!) ein. Das Orellanin zerstört hauptsächlich die Zellen der Nieren, sodaß in argen Fällen nur mehr eine Organverpflanzung helfen" kann! Das Mühlviertel wurde und wird, durch seine Nähe zur Landeshauptstadt Linz, in mykologischer Hinsicht gut erforscht. Die Mitglieder der Mykologischen Arbeitsgemeinschaft am OÖ. Landesmuseum" haben viele Sammelstunden schon dort verbracht und mehrmals größere Exkursionen unternommen. Wer an der Pilzkunde interessiert ist, der kann fachliche Hilfe durch diese Arbeitsgemeinschaft jederzeit in Anspruch nehmen und in ihrem Kreis mitarbeiten. Im OÖ. Landesmuseum in Linz kann man diesbezüglich jede nötige Information erhalten.
6 118 download unter Literatur BRESINSKY, A., BESL, H. (1985): Giftpilze Handbuch für Apotheker, Ärzte und Biologen. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. ESSER, K. (1976): Kryptogamen Springer Verlag, Berlin. JÜLICH, W. (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze in: Kleine Kryptogamenflora von H. Garns, Bd. II b/1, G. Fischer Verlag, Stuttgart. MOSER, M. (1983): Die Röhrlinger und Blätterpilze in: Kleine Kryptogamenflora von H. Garns, Bd. II b/2 G. Fischer Verlag, Stuttgart. POETSCH, J. S., SCHIEDERMAYR, K. B. (1872): Systematische Aufzählung der im Erzherzogthume Österreich ob der Enns bisher beobachteten samenlosen Pflanzen (Kryptogamen) K. k. zool.-bot. Ges., Wien. SCHIEDERMAYR, C. B. (1884): Nachträge z. system. Aufz. samenloser Pflanzen im Erzherzogthume Österreich ob der Enns K. k. zool.-bot. Gesellschaft, Wien.
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