Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung: Chancen und Herausforderungen
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- Friedrich Buchholz
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1 Stärkung der Hospiz- und Palliativversorgung: Chancen und Herausforderungen Institut für Allgemeinmedizin Prof. Dr. Nils Schneider Übersicht 1. Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase Sicht der Betroffenen Zahlen & Fakten 2. Welche Herausforderungen ergeben sich? 3. Chancen durch das Hospiz- und Palliativgesetz Ausgewählte Aspekte 1
2 Menschen in der letzten Lebensphase: Beispiele aus der Praxis Unterschiedliche Grunderkrankungen, Krankheitsverläufe und klinische Problemstellungen Ähnliche Bedürfnisse Wie erleben Betroffene die Versorgung am Lebensende? Qualitative Studien: Serien-Interviews mit Patienten im Krankheitsverlauf und Angehörigen nach dem Tod des Patienten Lungenkrebs Stanze et al, GMS 2014; COPD Marx et al, J Pall Med 2014; Herzinsuffizienz Klindtworth et al, BMC Geriatrics 2015; Gebrechlichkeit (Frailty) Klindtworth et al., under review Ausschnitte Mangel an Zeit und Zuwendung im Gesundheitssystem (im Fokus: Krankenhaus), dennoch hohe Zufriedenheit mit einzelnen Personen (Klinikpersonal, Hausärzte, Fachspezialisten, Pflege u.a.) Schlechte Koordination (Sektoren, Disziplinen, Berufsgruppen) Vieles regelt sich, ist aber oftmals abhängig von Zufälligkeiten Verunsicherung 2
3 Übersicht 1. Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase Sicht der Betroffenen Zahlen & Fakten 2. Welche Herausforderungen ergeben sich? 3. Chancen durch das Hospiz- und Palliativgesetz Ausgewählte Aspekte Zahlen & Fakten faktencheck-gesundheit.de Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, Krankenkassen (1) Strukturdaten; (2) Prozessdaten; (3) patientenorientierte Indikatoren 3
4 Betten auf Palliativstationen und in Hospizen (pro 1 Mio. Einwohner) Bedarf: / 1 Mio. EW, etwa hälftig verteilt auf Palliativstationen und Hospize Betten Palliativstationen + Hospize auf Kreisebene (pro 1 Mio. Einwohner) Kein klares Muster Mitversorgungseffekte 4
5 Ärzte mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin (pro 1 Mio. Einwohner) SAPV-Teams (pro 1 Mio. Einwohner) Bedarf: 4-10 / 1 Mio. EW 5
6 SAPV-Teams nach Landkreisen (pro 1 Mio. Einwohner) Kein klares Stadt-Land-Muster Bewertung der Strukturen Erheblicher Strukturaufbau in den letzten Jahren Hospiz- und Palliativversorgung ist in Niedersachsen im Bundesvergleich insgesamt gut aufgestellt Bedarf noch nicht flächendeckend gedeckt Erhebliche Heterogenität (regionale Verteilung, Organisationsformen)! Strukturen alleine lassen keinen Rückschlüsse auf Versorgungsqualität zu 6
7 Versorgungsprozesse Ausgewählte Indikatoren 1. Anteil der Verstorbenen, die allgemeine ambulante Palliativversorgung (AAPV) erhalten 2. Anteil der Verstorbenen, die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV) erhalten faktencheck-gesundheit.de Anteil Verstorbener mit AAPV im letzten Lebensjahr Ermittelt über hausärztliche EBM-Codes (Jahr 2014) Bedarf bei 80-90% Inhalte, Qualität? 7
8 Anteil Verstorbener mit AAPV nach Grunderkrankungen Nicht plausibel Mangelnde Sensibilität für den palliativen Versorgungsbedarf von Patienten mit nicht-onkologischen Erkrankungen? Palliativversorgung zu sehr auf onkologische Patienten fokussiert? Andere Gründe? Anteil Verstorbener mit SAPV Bedarf 10-20% 8
9 Wann beginnt SAPV? SAPV-Erstverordnung in den letzten 3 Tagen vor dem Tod %-Anteil an allen SAPV- Verordnungen 9
10 Bewertung der Prozessdaten Erheblich zu wenige Patienten erhalten eine allgemeine ambulante Palliativversorgung Eine Unterversorgung scheint insbesondere bei nichtonkologischen Patienten zu bestehen Es ist unklar, ob AAPV in ihrer derzeitiger Form die Qualität der Versorgung verbessert Im Vergleich zur AAPV ist die SAPV deutlich näher am Ziel der Bedarfsdeckung Patienten erhalten SAPV oftmals sehr spät (zu spät!). Sterbeorte Limitierte Aussagekraft von Querschnittsbefragungen Auch im Krankenhaus ist würdevolles Sterben möglich 10
11 Sterbeort Krankenhaus in Deutschland Anteil der im Krankenhaus Verstorbenen 65 Jährigen nach Landkreisen, Erhebliche regionale Unterschiede Versterben im Krankenhaus in Niedersachsen Wohnort der Patienten Landesdurchschnitt 44,5% 11
12 Welche Faktoren beeinflussen den Sterbeort Krankenhaus? Weitere untersuchte Faktoren ohne signifikanten Zusammenhang Ebenen der Palliativversorgung: Gesellschaftliche Perspektive 15-20% Spezialisiert Allgemein 80-90% 12
13 Übersicht 1. Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase Sicht der Betroffenen Zahlen & Fakten 2. Welche Herausforderungen ergeben sich? 3. Chancen durch das Hospiz- und Palliativgesetz Ausgewählte Aspekte Herausforderungen 1. Konsequente Orientierung an den Bedürfnissen der Patienten Sich verändernde Wünsche, dynamische Krankheitsverläufe 2. Patienten mit-onkologischen Erkrankungen Identifikation des palliativen Versorgungsbedarfs, Zugang 3. Hohe Priorität: Ausbau der allgemeinen Palliativversorgung Qualitätskriterien 4. Gesteuerter Ausbau von Hospizen, Palliativstation und SAPV Gezielt Versorgungslücken zu schließen 5. Besonders: Koordination und Zusammenarbeit Sektoren, Berufsgruppen, Disziplinen 13
14 Übersicht 1. Versorgung von Menschen in der letzten Lebensphase Sicht der Betroffenen Zahlen & Fakten 2. Welche Herausforderungen ergeben sich? 3. Chancen durch das Hospiz- und Palliativgesetz Ausgewählte Aspekte Hospiz- und Palliativgesetz Maßnahmen zielen auf unterschiedliche Bereiche: Häusliche Krankenpflege, Pflegeheime, Krankenhäuser, Hospize, Hospizdienste, SAPV, Hausärzte, Fachspezialisten, Kranken- und Pflegeversicherung Akzente: Spitze & Breite Zusammenarbeit, Vernetzung & Integration Patientenorientierung 14
15 Patientenorientierung SGB V, 132g Pflegeheime können eine gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase anbieten Beratung zur Versorgung und Betreuung in der letzten Lebensphase Fallbesprechungen zur Ermittlung der Patientenbedürfnisse für die palliativmedizinische, -pflegerische und psychosoziale Versorgung einschließlich möglicher Notfallsituationen Einbindung von Angehörigen, Hausärzten und anderen in die Fallbesprechungen (auch mehrfach Verlauf) Einbeziehung sonstiger regionaler Versorgungsangebote ( Integration, Zusammenarbeit, Überwindung der Sektoren) Gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase SGB V, 132g Advance Care Planning Ziel: Patientenwünsche für künftige medizinische und pflegerische Behandlung auch dann zu berücksichtigen, wenn sich die Patienten selbst nicht mehr äußern können. Konstitutive Elemente: Qualifizierter Beratungsprozess durch geschultes Personal Zentrale Rolle des Hausarztes Dokumentation: Patientenverfügung, Notfallbogen (für Pflegepersonal, Not- und Rettungsdienste) In der Schmitten et al., Dtsch Arztebl Int,
16 Bewertung SGB V, 132g Advance Care Planning hat erhebliche Potenziale zur Verbesserung der Patientenorientierung bei der Versorgung in der letzten Lebensphase Mit dem HPG erstmalig sozialgesetzlich verankert Kann-Regelung Nur Pflegeheime adressiert SGB V, 132d Beispiel für Zusammenarbeit, Vernetzung & Integration Allgemeine und spezialisierte ambulante Palliativversorgung können in gemeinsamen Verträgen vereinbart werden. Qualitätsanforderungen an SAPV bleiben davon unberührt. 16
17 SGB V, 27 Palliativversorgung als Bestandteil der Regelversorgung Einfügung: Zur Krankenbehandlung gehört auch die palliative Versorgung der Versicherten Gut dass es klargestellt wird Nachdenkenswert dass es im Jahr 2015 nötig ist Vielen Dank 17
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