EX LIBRIS P O ET AMICORUM

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "EX LIBRIS P O ET AMICORUM"

Transkript

1 BIBLIOTHECA FRIDERICIANA scripta manent EX LIBRIS P O ET AMICORUM

2 B R H L D W I K Vorderseite: Abbildung des Marmorvorsatzpapieres aus Friedrich-Einband (Kat. 70.3) mit Exlibris des Sammlers P. O. Umschlagabbildungen: Bücherschrank Friedrichs im Schloß Charlottenburg Porträt Friedrichs des Großen von Anton Friedrich König (Kat. 65.1)

3 Die Bücher des Königs

4 80.4

5 Die Bücher des Königs FRIEDRICH DER GROSSE Schriftsteller und Liebhaber von Büchern und Bibliotheken Eine Ausstellung mit der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Kurator Wolfgang J. Kaiser EDITION KAISER MMXII

6 »Weder dem Eroberer noch dem Gesetzgeber, sondern dem Schriftsteller und Philosophen widme ich dieses Werk.«Algarottis Widmung seiner Werke an Friedrich den Großen (Kat. 33.2) Kabinettsausstellung einer bibliophilen Fridericiana-Privatsammlung aus Anlaß des 300. Geburtstages des Königs In der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz 8. bis 18. Februar 2012 In der Französischen Botschaft in Berlin 8. bis 30. März 2012 Im Preußen Museum Nordrhein-Westfalen, Minden 6. Mai bis 1. Juli 2012 Brandenburg Preußen Museum, Wustrau 20. Oktober bis 24. November

7 Inhalt 9 Zum Geleit Georg Friedrich Prinz zu Preußen 10 Grußwort Barbara Schneider-Kempf 11 Grußwort Maurice Gourdault-Montagne 12 Grußwort Carsten Reuss 13 Vorwort Wolfgang J. Kaiser I 19 Der junge Friedrich Freund der Bücher 20 Einführungstafel 1 21 Zwischen Pflicht und Neigung 27 Bücher und Jugendbibliotheken in Berlin und Rheinsberg II 31»Frédéric le Philosophe«32 Einführungstafel 2 33 Studienjahre am Musenhof in Rheinsberg 37 Französische Literatur 41 Watteau und die französische Buchillustration 45 Philosophen / Aufklärer 50 Einführungstafel 3 51 Voltaire 57 Antike Autoren 63 Die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin 66 Einführungstafel 4 67 Die Tafelrunde von Sanssouci und die europäische Aufklärung 77 Die Plagiats-Affäre Akakia 79 Französische Spätaufklärung 83 Deutsche Aufklärung 87 Gesprächspartner und Vorleser des Königs III 91 Friedrich der Schriftsteller 92 Einführungstafel 5 93 Philosophische und politische Werke 7

8 101 Flugschriften und Pamphlete 104 Einführungstafel Historische Schriften 116 Elogen / Gedächtnisreden 119 Die Gedichte des Philosophen von Sanssouci 126 Einführungstafel Über die deutsche Literatur 131 Was kannte Friedrich von der deutschen Literatur? 136 Militärische Schriften 144 Testamente 149 Korrespondenz mit Freunden und den»ersten Geistern der Zeit«158 Gesamtausgaben IV 163 Friedrich Liebhaber des schönen Buches 164 Einführungstafel Buchhändler, Illustratoren und Drucker des Königs 175 Französische Einbandkunst 174 Einführungstafel Berliner und Potsdamer Einbände des Königs 184 Buchgeschenke an den König & Bücher für die Königliche Bibliothek V 187 Friedrich und seine sechs privaten Bibliotheken 188 Einführungstafel Schloß Charlottenburg 191 Berliner Stadtschloß 193 Breslauer Stadtschloß 195 Potsdamer Stadtschloß 197 Neues Palais in Sanssouci 199 Das Weinbergschloß»Sans, Souci«VI 203 Die geistige Gestalt Friedrichs im Urteil seiner Zeit und der Nachwelt 204 Einführungstafel 11 Anhang 224 Transkriptionen & Übersetzungen 228 Zeittafel 231 Literaturhinweise 234 Register 237 Bildnachweis 237 Kurzbiographie des Autors 238 Impressum 238 Danksagung

9 Zum Geleit Friedrich der Große wurde zu einem der großen Bibliophilen seines Jahrhunderts. Es kam ihm natürlich auf den Text an, auf die Gedanken und Verse der antiken und französischen Klassiker oder zeitgenössischer Historiker oder Staatsphilosophen. Aber es sollten doch schöne Ausgaben sein, die mit ihrer eleganten Ausstattung dem vornehmen Inhalt würdig waren. Der König las viel. Bücher wurden ihm zu unentbehrlichen Gefährten, auch bei seinen Feldzügen oder später während seiner Inspektionsreisen in seinen Provinzen. Sie ersetzten seinem geselligen Geist oft das Gespräch. Mit seinen Büchern befand er sich in bester, angenehmster Gesellschaft. Von ihnen ließ er sich viel sagen. Nicht zuletzt, um von ihnen zu lernen und mit dem ganz praktischen Zweck, seinen Stil zu verbessern, ein gutes, klares Französisch zu schreiben. Er gehört als Schriftsteller zur französischen Literatur, und Franzosen fühlen sich berechtigt, ihn geistig als einen der ihren zu würdigen. Als Friedrich geboren wurde, bildeten die Hugenotten mit einem Drittel der Bevölkerung die wichtigste Minderheit in Berlin. Französische Ideen und Bücher übten einen starken Einfluß aus und mit ihnen die französische Sprache. Das damalige Berlin war europäisch, ohne darüber viele Worte zu verlieren. Die nach Preußen ausgewanderten Hugenotten dienten dem König als preußische Patrioten. Wovon heute viel geredet wird: wie man aus Deutschen und Franzosen Europäer mache, das war im Berlin Friedrichs des Großen schon mühelos verwirklicht. Berliner sprachen Deutsch oder Französisch, alle zusammen waren aber Preußen, dessen König ganz Europa in Staunen versetzte. Auch deshalb wurde er als europäisches Ereignis zum großen König, zu Friedrich dem Großen, an den diese deutsch-französische Ausstellung erinnert. Sie führt über einen preußischen Umweg mitten hinein in heutige europäische Hoffnungen und veranschaulicht wie europäisch Friedrich der Große einmal war, aber auch Preußen. Georg Friedrich Prinz von Preußen 9

10 Grußwort Ich freue mich sehr, dass die wundervolle Privatsammlung eines enthusiastischen Liebhabers nun, im Jahr des 300. Geburtstags Friedrichs II., einer breiteren Öffentlichkeit in gebührender Weise bekannt gemacht wird. Zugleich bildet die Ausstellung»Die Bücher des Königs: Friedrich der Große Schriftsteller und Liebhaber von Büchern und Bibliotheken«den Auftakt der Friedrich-Feierlichkeiten der Staatsbibliothek zu Berlin. Noch bevor die Staatsbibliothek gemeinsam mit dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz im Sommer 2012 eine eigene Ausstellung mit dem Titel»Homme de lettres Federic Der König am Schreibtisch«präsentieren wird, bietet die hier gezeigte Privat sammlung eine ideale Hinführung an den fridericianischen Geist und stimmt uns ein auf ein besonderes Gedenkjahr, von großer Bedeutung nicht zuletzt für die Staatsbibliothek zu Berlin, die vormalige Königliche Bibliothek. Zunächst kümmerte sich Friedrich, der sechs Privatbibliotheken sein eigen nannte, nur wenig um die Königliche Bibliothek, die einer öffent lichen Benutzung zugänglich war. Erst ab dem Jahr 1770 bewilligte er erhebliche Mittel für den Bucherwerb, ca Taler pro Jahr, deren Verwendung er persönlich kontrollierte. Er bevorzugte das französischsprachige Schrifttum und ließ zugleich grundlegende Nachschlagewerke aller Fachgebiete kaufen. Da der Buchbestand unter seiner Ägide rapide anstieg, wurde der lang geplante Bau eines eigenen Bibliotheksgebäudes unausweichlich. Zwischen 1775 und 1784 wurde die neue Königliche Bibliothek am Opern- und heutigen Bebelplatz gebaut. Die sogenannte Kommode blieb das Domizil der Bibliothek für mehr als 125 Jahre.»J ai fait construire à Berlin une bibliothèque publique«, schrieb Friedrich am 9. November 1777 aus Potsdam an Voltaire. Kein zweites Dokument verdeutlicht besser den Wert, den Friedrich seiner Königlichen Bibliothek und dem Buch als Kulturträger beimaß:»ich habe in Berlin eine öffentliche Bibliothek bauen lassen, Voltaires Werke waren zuvor unzureichend untergebracht. Ein chemisches Laboratorium, das sich im Untergeschoß befand, drohte unsere ganze Sammlung in Brand zu setzen. Alexander der Große barg Homers Werke in dem kostbarsten Schrein, den er unter den bei Darius erbeuteten Stücken gefunden hatte. Ich, der ich weder Alexander bin noch groß und auch niemanden ausgebeutet habe, habe nach meinen Fähigkeiten das schönstmögliche Behältnis bauen lassen, um darin die Werke des Homer unserer Tage aufzustellen.«in diesem Sinne wünsche ich der Ausstellung zahlreiche Gäste und allen Besucherinnen und Besuchern ein aufschlussreiches Entdecken: Friedrich als Autor, Leser und Bibliophiler. Barbara Schneider-Kempf Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin 10

11 Grußwort Die Ausstellung»Die Bücher des Königs Friedrich der Große«leistet einen einzigartigen Beitrag zum 300. Geburtstag Friedrichs II. Sie zeigt umfangreiche und unglaublich schöne Literaturschätze, ebenso Werke aus der Feder des Preußenkönigs wie Bücher, die sein Schreiben inspiriert haben. Die Werkschau präsentiert Friedrich den Großen als»philosophen- König«der Aufklärung literaturbegeistert, entdeckungsfreudig und reflektiert. Der»aufgeklärte Monarch«war aber auch Schriftsteller und Briefschreiber. Friedrich der Große las und schrieb nahezu ausschließlich in französischer Sprache und war damit wahrscheinlich der frankophilste unter den preußischen Königen. Auch weil der Alte Fritz eine regelmäßige Korrespondenz mit Voltaire pflegte, der sogar drei Jahre als sein Gast in Sanssouci leben durfte, galt der König als ein Wegbereiter des intensiven kulturellen und philosophischen Austauschs zwischen Frankreich und Deutschland. Heute noch prägt dieser Austausch das geistige Europa maßgeblich. Friedrich II. kann also als ein entscheidender Begründer der deutsch-französischen Idee gesehen werden. Es freut mich, daß diese einmalige Ausstellung zunächst in der Staatsbibliothek präsentiert wird, bevor wir sie dann für einige Wochen in der Französischen Botschaft zeigen dürfen. Ich hoffe, die Besucher lassen sich von der Literaturleidenschaft Friedrichs des Großen anstecken, und wünsche dieser Ausstellung allen erdenklichen Erfolg. Maurice Gourdault-Montagne Französischer Botschafter in Deutschland 11

12 Grußwort Der 300. Geburtstag Friedrichs des Großen wird den Blick der Öffentlichkeit erneut vor allem auf das Leben des Monarchen im Spiegel seiner Residenzen in Berlin, Potsdam und der Mark Brandenburg richten, die authentischen Wirkungsstätten des Königs. Auch Friedrich als»homme de lettres«wird vornehmlich mit seinen Schlössern und den Orten, an denen seine Bibliotheken aufbewahrt wurden, in Verbindung gebracht werden. Das Staatsgebilde, über das Friedrich herrschte, erstreckte sich jedoch von den rheinischen und westfälischen Besitzungen im Westen über die brandenburgischen Stammlande bis nach Ostpreußen. Mehrfach führten die Inspektionsreisen den Monarchen auch in seine west fälischen Territorien. Denkt man an seine erste Begegnung mit Voltaire auf Schloß Moyland am Niederrhein, die dramatischen Begleiterscheinungen des Vater-Sohn-Konfliktes in der preußischen Festung Wesel oder die ersten Kontakte zum Gedankengut und der Welt der Freimaurerei, die Friedrich wohl über den Grafen zu Schaumburg-Lippe im benachbarten Bückeburg empfing, so bieten sich zahlreiche biographische Bezüge auch in die westlichen Gebiete Preußens. Oftmals erfolgten gerade aus diesen, Berlin so fernen Gebieten, wichtige Impulse für die Entwicklung des Gesamtstaates, beispielsweise für die Hebung der Landeskultur, des Bildungswesens oder für Kunst und Wissenschaft. Das Leben des Königs fern von Schlachtenrauch, Staatsverwaltung und späterem Heldenkult einmal mit dem Blick auf das Individuum, den Leser und schöngeistigen, bibliophilen Sammler zu betrachten, ist ungemein reizvoll. Die wertvollen Exponate der in dieser Ausstellung gezeigten Privatsammlung, ergänzt um einige Museumsbestände, eröffnen den intimen Einblick in höchst private Lebens- und Geistesräume einer bis heute faszinierenden, die Nachgeborenen in seiner Widersprüchlichkeit oftmals irritierenden Persönlichkeit. Offenbart nicht der Blick des Besuchers in den Bücherschrank eines anderen Menschen oftmals mehr über dessen ureigenste Gedankenwelt, als manch anderer Lebensbereich? Carsten Reuss Museumsleitung Minden 12

13 Vorwort»Ein großer Herrscher bis zur Mittagsstunde, Am Nachmittag Schriftsteller ersten Ranges, Tagsüber Philosoph voll edlen Dranges Und abends göttlich bei der Tafelrunde.«Voltaire Es war einmal ein König, der liebte die Bücher mehr als die Menschen. So könnte ein Märchen über Friedrich den Großen beginnen. Richtig daran ist, daß der König eine ausgesprochene Leidenschaft für Bücher und Schriftstellerei hatte. Wahr ist auch, daß Friedrich nach all den persönlichen Verlusten und traumatischen Erlebnissen im Siebenjährigen Krieg zunehmend zum Misanthrop und»eremit von Sanssouci«wurde. Und dennoch führt über Märchen kein Weg zu der realen geistigen Gestalt des»roi-philosophe«, dessen liebevolle Sorge für Familie und Freunde ebenso überliefert ist wie unermüdlicher Einsatz für das Wohler gehen seiner Untertanen. Die schriftstellerische Seite Friedrichs, seine Freude an Büchern und Bibliotheken standen in den meisten Friedrich-Ausstellungen der vergangenen Jahre eher im Hintergrund.* So hat Gerhard Knoll, der Bibliograph der Werke Friedrichs, im Jahre 2001 mit Bedauern festgestellt, daß es trotz Preußen nostalgie um die Erforschung der geisti gen Gestalt des Königs»jämmerlich bestellt«ist. Zweck der Kabinettsausstellung ist daher, an den philosophierenden Literaten und seine Werke zu erinnern, nachdem beides zu Unrecht nahezu in Vergessenheit geraten ist. Auch wenn Friedrich der Große sein eigener Regierungschef war und als Oberbefehlshaber der Armee selbst in den Krieg zog, nahm das Schöngeistige einen herausragenden Platz in seinem Leben ein. Seine Passion galt den Künsten, dem Flötenspiel und Dichten, der Lektüre antiker und französischer Klassiker, dem Schreiben von Geschichtswerken, Episteln und philosophischen Traktaten. Dabei sind letztere auch heute noch der besonderen Beachtung wert. Das Versemachen diente mehr dem privaten Zeitvertreib und war zunächst nur für einen kleinen Freundeskreis gedacht. Von der Regierungstätigkeit erholte sich Friedrich bei geistreichen Gesprächen mit den illustren Freunden der»tafelrunde«. Mit den großen aufgeklärten Geistern seiner Zeit unterhielt er eine umfangreiche Korrespondenz. Und was völlig in Vergessenheit geraten ist: Friedrich war in seiner Zeit ein internationaler Bestsellerautor, wie wir heute sagen würden. Die für die Ausstellung ausgewählten Werke und Bilder er innern zunächst an die einseitige Erziehung Friedrichs, die seiner musischen Neigung kaum Raum zur Entfaltung gab. An schließend wird auf Friedrichs Lektüre und sein Selbststudium während der glücklichen Jahre in Rheinsberg von 1736 bis 1740 eingegangen. Es werden vor allem die 13

14 Bücher vorgestellt, die auf sein Denken und seine Anschauungen einen prägenden Einfluß hatten. Ein weiteres Kapitel setzt sich mit dem philosophierenden Friedrich und seinem Verhältnis zur europäischen Aufklärung auseinander. Die faszinierende Beziehung der beiden Ausnahmemenschen Friedrich und Voltaire sowie ihr leidenschaftlicher Kampf gegen Intoleranz und jede Form religiösen Fanatismus werden anhand der jeweiligen Werke beleuchtet. Dies ist angesichts der heute aufbrechenden Fundamentalismen von anhaltender Aktualität. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht Friedrich als»homme de lettres«mit seinen wichtigsten Werken, darunter die Urschrift des Antimachiavell (La Réfutation du Prince de Machiavel), die Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg, die Generalprinzipien des Krieges und die Abhandlung Über die Deutsche Literatur sowie zwei von Friedrich zur politischen Propaganda eingesetzte Flugschriften, von denen nur noch wenige Exemplare existieren. Seine umfangreiche Korrespondenz, vor allem mit seiner Schwester Wilhelmine und seinem Kammerdiener Fredersdorf, sein zur Weltliteratur gerechneter Briefwechsel mit dem Marquis d Argens oder die Gespräche mit seinem Vorleser Henri Alexandre de Catt, zeigt nicht nur, zu welch großer persönlicher Anteilnahme und spontaner Hilfsbereitschaft der König fähig, sondern auch was für ein grandioser Briefeschreiber er war. Der Bücherfreund Friedrich, seine Privatpresse»Au Donjon du Château«(Im Turm des Schlosses), seine reich illustrierten und kostbar gebundenen Prachtausgaben nebst Illustratoren und Buchbindern sowie seine Privatbibliotheken werden in den beiden folgenden Kapiteln behandelt. Abschließend kommt eine kleine Auswahl bedeutender zeitgenössischer und späterer Stimmen zu Wort, die sich mit der schriftstellerischen und bibliophilen Seite Friedrichs auseinandersetzen. Die Friedrich-Porträts, die zu Beginn der einzelnen Kapitel gezeigt werden, veranschaulichen den Übergang vom absolutistischen barocken Herrscherporträt (Kat. 48) zur aufklärerischen bür ger lichen Darstellung des Königs und zum»alten Fritz«(Kat. 60.1). Die Graphiken des letzten Kapitels illustrieren die Anekdoten und Legenden, die schon zu Lebzeiten des Königs entstanden sind. Sie zeigen Friedrich als Vertreter eines bürgerlichen, volkstümlichen Königtums. Es handelt sich um eine Auswahl zum Teil wenig bekannter, seltener zeitgenössischer Bildnisse, darunter zwei Gemälde mit dem Porträt des König, die erstmals in einer deutschen Ausstellung gezeigt werden (Kat. 8.3 und 81). Zum Gebrauch des Katalogs: Eine Texttafel nebst Übersetzung ins Englische führt in den jeweiligen Abschnitt ein. Zitate von und über Friedrich den Großen sind in Blau gedruckt. Zitate französischer Texte des Königs stammen, so nicht anders bezeichnet, aus Œuvres, hrsg. von Preuß (Kat. 64.3), Zitate deutscher Texte aus Werke, hrsg. von Volz (Kat. 64.4). Bei den gezeigten Werken, die für Friedrich besonders wichtig waren und die er häufig las, erfolgt am Ende der Buchbeschreibung ein Hinweis auf das Signum und den Standort der entsprechenden Ausgaben in den Privatbibliotheken des Königs. Dabei bedeutet das auf 14

15 den Buchdeckel aufgeprägte Signum V = Sanssouci, P = Stadtschloß Potsdam, S = Neues Palais, B = Berliner Stadtschloß und Br. = Breslauer Stadtschloß. Die Literaturangabe»L/K«am Ende der Beschreibungen der Werke Friedrichs verweist auf die wichtigste Bibliographie, bearbeitet von Gustav Leithäuser in der Neuausgabe von Gerhard Knoll. BIBLIOTHECA FRIDERICIANA scripta manent Dem Sammler P. O. danke ich herzlich für die Bereitschaft, seine Fridericiana-Sammlung für die Kabinettsausstellung zur Verfügung zu stellen. Zudem schätze ich mich glücklich, daß ich über viele Jahre den Aufbau dieser Sammlung, die Friedrich als Bücherfreund und passionierten Schriftsteller zum Gegenstand hat, betreuen durfte. Die Sammlung zeichnet sich zunächst und vor allem durch eines aus: Sie ist bibliophil. Diese Eigenschaft geht über den engeren Wortsinn»Liebe zum Buch«hinaus. Sie umfaßt neben Inhalt und Erlesenheit von Papier, Typographie, Illustra tion, Einband und Zustand Merkmale wie Seltenheit, Widmung und Provenienz. Weiter zeigt sie das Bestreben des Sammlers, die von Friedrich gelesenen Werke, vornehmlich aus der klassischen Antike, der französischen Literatur und europäischen Aufklärung, in identischen Ausgaben zu finden. Wie der König legt auch der Sammler Wert darauf, daß diese Werke»proprement reliés«, also gut und fein gebunden sind, vorzugsweise in typischen, zeitgenössischen Einbänden. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Friedrichs eigenen Werken, nach Möglichkeit in erster Ausgabe und seltenen Raubdrucken, welche die große Nachfrage nach den Büchern des Königs zu seiner Zeit belegen. Ein besonderes Interesse gilt den Büchern, die für den König von seinen Buchbindern Krafft (Berlin) oder Rochs (Potsdam) gebunden wurden und von denen er einige wenige an Freunde und enge Mitarbeiter verschenkte. Die Büchersammlung ist ergänzt durch Manuskripte, Gemälde, Zeichnungen, Graphik und Skulpturen. Ich danke vielmals der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kultur besitz, die mit zwei herausragenden Exponaten die Ausstellung angereichert hat. Es handelt sich um Friedrichs Originalmanuskript des Antimachiavell, die Réfutation du Prince de Machiavel (Kat. 43.1), und den prachtvollen Einband des zu seiner Zeit bedeutendsten Pariser Buchbinders Derome le Jeune, der mit dem preußischen Staatswappen versehen Friedrich dem Großen geschenkt wurde (Kat. 69.1). Den Leihgebern Elvira Tasbach und Jörg Geller sowie allen Leihgebern, die ungenannt bleiben möchten, spreche ich meinen aufrichtigen Dank aus. 15

16 Herzlichen Dank sage ich Dieter Beuermann und Klaus G. Saur für wichtige Ratschläge und spontane Unterstützung am Anfang des Projektes. Für Rat und und wertvolle Hinweise danke ich Peter Baumgart, Würzburg. Nicht zuletzt danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ausstellenden Häuser für ihre engagierte Hilfe bei dem Zustandekommen des Ausstellungsprojektes. Schließlich gilt mein besonderer Dank den Firmen EDF Deutschland GmbH und Pfizer Deutschland GmbH, ohne deren großzügige Unterstützung der Katalog und die Ausstellung nicht hätten realisiert werden können. Wolfgang J. Kaiser * Frühere Ausstellungen mit ähnlicher, aber sehr viel weiterer Themenstellung sind z. B.: Bogdan Krieger, Beschreibender Katalog der Sonderausstellung der Hausbibliothek Seiner Majestät des Kaisers und Königs auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914, Berlin 1914; Lutz Sonnenburg, Königliche Bücher des Hauses Hohenzollern, Ausstellung Berlin 1986; Martin Fontius u. Hannelore Röhm, in: Friedrich II. und die Kunst, Ausstellung Staatliche Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, 1986, Teil I, SS ; Johann von Hohenzollern, Hans-Joachim Giersberg u. a., FRIEDRICH DER GROSSE Sammler und Mäzen, Ausstellung der Hypo-Kulturstiftung München 1992; Wolfgang J. Kaiser, René Pomeau u. Jürgen von Stackelberg, LE SIECLE DE VOLTAIRE Friedrich der Große und Voltaire / Aufklärung Lumières, Französisch-deutscher Ausstellungskatalog, Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main, Friedrich der Große als Kronprinz, um 1736 w 16

17 17

18 »Seit meiner Kindheit habe ich die Künste, die Literatur und die Wissenschaften geliebt, und wenn ich zu ihrer Verbreitung beitragen kann, so gebe ich mich dem mit aller Leidenschaft hin, deren ich fähig bin, weil es in dieser Welt kein wahres Glück ohne sie gibt.«friedrich der Große an Baron Grimm, 1770

19 I Der junge Friedrich Freund der Bücher 1.2

20 TAFEL I Erziehung zwischen Pflicht und Neigung 4.2 Der Kronprinz 2 Der Vater 3 Die Mutter 7 Der Lehrer 20 Friedrich Wilhelm I., der sog. Soldatenkönig, wünschte eine recht einseitige, auf das spätere Herrscheramt ausgerichtete Erziehung seines Sohnes Friedrich. Der Kronprinz sollte ein frommer Christ, ein tapferer Offizier und»guter Ökonom«werden. Doch zunächst, d. h. die ersten sechs Jahre, wuchs der»kleine Fritz«in dem eher französisch geprägtem Hofstaat seiner welfischen Mutter Sophie Dorothea heran. Danach wurde er unter der Oberaufsicht zweier Offiziere von dem Hugenotten Duhan de Jandun in den vom Vater gewünschten Fächern, hauptsächlich in Religion, Geschichte, Ökonomie und Militärwesen erzogen. Das Verhältnis des Kronprinzen zu seinem dominanten Vater, der die völlige Anpassung seines Sohnes an seine Wertvorstellungen verlangte, führte immer mehr zur Entfremdung. Dem Vater schien Friedrich die»wahre Liebe zum Soldatenstande«zu fehlen. Friedrich unterzog sich nur widerwillig den väterlichen Anforderungen. Bei seinen Disziplinierungsmaßnahmen schreckte der jähzornige Vater auch nicht vor körperlicher Züchtigung und Demütigung des Sohnes in der Öffentlichkeit zurück. Diese traumatischen Erfahrungen führten zum Zerwürfnis mit dem Vater unternahm der Kronprinz einen Fluchtversuch. Wegen»Desertion«kam Friedrich vor das Kriegsgericht und in Haft auf die Festung Küstrin. Sein in den Fluchtplan eingeweihter Jugendfreund Hans Hermann von Katte wurde vor seinen Augen enthauptet. Um aus dem Arrest herauszukommen, mußte Friedrich sich dem Willen des Vaters wenigstens zum Schein unterwerfen. Der Kronprinz erhielt danach eine strenge Ausbildung in Militär und Verwaltung, worauf seine späteren Erfolge auf diesen Gebieten u. a. aufbauen. Die bitteren Jugenderlebnisse prägten den verschlossenen Charakter, die Verstellungskunst und den Zynismus des späteren Königs. Friedrichs Neigung zu Musik, Kunst, insbesondere zur antiken und französischen Literatur, stieß beim Vater auf völliges Unverständnis. Erst in Rheinsberg ( ) sollte Friedrich Zeit und Muße für ein vertieftes Selbststudium finden. Ausdruck für die Freude des Kronprinzen an Büchern waren die Anschaffung der Jugend bibliothek in Berlin und nach 1736 der Turmbibliothek im Schloß Rheinsberg. Education between Duty and Disposition Frederick William I, the so-called»soldier king«, wanted a rigid education for his son Frederick to prepare him for his future role of monarch. The crown prince was to be instructed essentially in theology, economics, history and the military. Under the watchful eye of two officers he was taught by Duhan de Jandun thus acquiring an excellent knowledge of French. Frederick was prepared for military service at a young age. After an attempted escape from his authoritarian father in 1730 Frederick was prescribed strict instruction in public service and the military. Thus the soldier king laid down the foundations for his son s future success. Frederick s love for music and the arts, in particular for the classics and French literature, was met by a total lack of comprehension on his father s side. It was at Rheinsberg Castle that he found the peace and quiet for intensive study.

21 Zwischen Pflicht und Neigung 1.1 Das Porträt: Kronprinz Friedrich von Preußen ( ) Radierung v. Joachim Martin Falbe ( ) nach einer Zeichnung des Hofmalers Antoine Pesne (im Berliner Kupferstichkabinett). Ohne Titel mm. Darstellung des jungen Friedrich im Alter von zwei Jahren in einem für die damalige Zeit für einen Prinzen üblichen langen Kleid, mit einer Soldatenspielzeugfigur in der rechten Hand, auf einen Stuhl gelehnt. Neben dem Stuhl liegt eine Trommel. Der Künstler Falbe war befreundet mit Pesne, der ihn auf dem Totenbett bat, seine Bilder zu vollenden. Außerordentlich seltene Radierung. Lit.: Heinrich von Sydow, a. a. O., S. 18 f.; nicht bei Campe. Abb. S. 22 Leihgabe Privatbesitz 1.2 Kronprinz Friedrich Farbstich von Meno Haas nach Antoine Pesne, Berlin mm. Brustbild des zweijährigen Kronprinzen im Medaillon. In Farben ge - druckt in Punktiermanier, nach koloriert in der Zeit. Aus: Geschichte Friedrich II des Großen. Berlin, Flittnersche Buchhandlung, Lit.: Campe 185a. Abb. S. 19 Leihgabe Privatbesitz 2 Der Vater Friedrich Wilhelm I., König von Preußen ( ) Öl auf Leinwand von Antoine Pesne, cm. SPSG Berlin-Brandenburg, Schloß Charlottenburg. König Friedrich Wilhelm I. wurde aufgrund seiner Leidenschaft für das Militär und die Soldaten seiner Riesengarde auch Soldatenkönig genannt. Seine Sorgen um den Kronprinzen formulierte er in dem bekannten Ausspruch:»Fritz ist ein Querpfeifer und Poet. Er macht sich nichts aus Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben.«die allgemeine Beurteilung des Vaters fällt meist zu negativ aus. Hinter einem aufbrausenden und grobianischen Temperament, unter dem der junge Friedrich sehr zu leiden hatte, verbarg sich»preußens größter innerer König«(Theodor von Schön). Ungemein fleißig, förderte er das Wirtschaftsleben, reorganisierte die Verwaltung, reformierte die Armee und hinterließ seinem Sohn neben einem starken Heer geordnete Finanzen und eine vorbildliche Beamtenschaft. Im Alter anerkannte Friedrich die Größe und Leistung seines Vaters (de Catt, a. a.o., S. 46):»Welch ein schrecklicher Mann war mein Vater, aber zugleich wie gerecht, wie klug und geschäftskundig! Sie haben keine Vorstellung von der vortrefflichen Ordnung, die er in allen Zweigen der Verwaltung eingeführt hat Durch seine Sorgfalt, seine unermüdliche Arbeit, seine stets von strengster Gerechtigkeit geleitete Politik, seine bewunderungswürdige Sparsamkeit und die strenge Manneszucht, die er in der von ihm geschaffenen Armee einführte durch alles dies bin ich in den Stand gesetzt worden zu tun, was ich bis jetzt ausgeführt habe.«3 Die Mutter Sophie Dorothea, Königin von Preußen ( ) Öl auf Leinwand von Antoine Pesne, cm. bpk/spsg Berlin-Brandenburg/ Roland Handrick. Die Mutter hatte im Gegensatz zum Soldatenkönig eine Vorliebe für Literatur, Musik und höfisches Leben. Sie»sah stattlich und vornehm aus und machte eine angenehme Conversation«(Gräfin von Voß). Von seiner Mutter hatte Friedrich»das Auge für das Schöne, die literarische Ader geerbt«(reinhold Koser). 21

22 Der junge Friedrich 1.1 Kronprinz Friedrich von Preußen im Alter von zwei Jahren. Radierung von Joachim Martin Falbe 22

23 5 Die Schwester Wilhelmine Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth, um 1740 Ölgemälde, Kopie nach Antoine Pesne-Werkstatt, um Friedrichs Lieblingsschwester Wilhelmine ( ), mit der er engen freundschaftlichen und geistigen Austausch pflegte, hatte 1731 den Markgraf Friedrich von Brandenburg- Bayreuth geheiratet. Sie gilt als eine der geistvollsten Frauen ihrer Zeit. Friedrich bezeugte seine Dankbarkeit gegenüber seiner Schwester Wilhelmine in einem Gespräch mit seinem Vorleser de Catt:»Wissen Sie, wem ich diesen Geschmack an den Studien, der mehr als alles andere den Reiz meines Lebens ausmacht, verdanke? Meiner Schwester Wilhelmine.«Das Gemälde wurde nach einem verschollenen Original, das Pesne vermutlich 1740 gemalt hat, von seiner Werkstatt ausgeführt. 4.1 Der junge Friedrich beim Exerzieren in seinem Spielzimmer Altkolorierte Lithographie eines unbekannten Künstlers aus: Friedrich Förster. Leben und Thaten Friedrich s des Großen. Meißen Bildgröße: mm. Mit vier Jahren mußte der Kronprinz bereits die 54 Bewegungen des preußischen Exerzierreglements einüben. Mit sechs Jahren lernte er eine»kronprinzliche Kadettenkompanie«aus gleichaltrigen adligen Kameraden zu kommandieren. Friedrichs Schwester Wilhelmine berichtet dem König über die militärischen Übungen des fünfjährigen Kronprinzen, wohl weniger der Wahrheit als dem Vater zuliebe:»mein Bruder vollbringt Wunder, er spricht von nichts anderem als vom Krieg und der Jagd, und Monsieur Duhan läßt ihn den ganzen Tag exerzieren.«leihgabe Wolfgang J. Kaiser (Zu Wilhelmines»Memoiren«siehe Kat. 83). 4.2»FRIEDRICH II. wie er in seinem 14ten Jahre Wache steht vor dem Palais seines Vaters«Kolorierte Lithographie von F. A. Fricke mm. Abb. Tafel 1 23

24 Der junge Friedrich 6 (Eléazar de Mauvillon) Histoire de Frederic Guillaume I. Roi de Prusse. Amsterdam & Leipzig Bände. Frontispiz- Kupfer mit Porträt von Friedrichs Vater (Bd. I) und der Mutter (Bd. II) sowie dem großen Wappen Preußens auf beiden Titelblättern. Erste Ausgabe. Mauvillon behandelt ausführlich das Zerwürfnis zwischen Vater und Sohn, dessen Flucht und die Verurteilung des Freundes von Katte wegen Fahnenflucht zum Tode. Am Ende von Band II, S ist das Schreiben des Königs an Friedrich mit seinem letzten Willen (1740) wiedergegeben. 7 Der Erzieher Jacques Egide Duhan de Jandun Kupferstich von F. C., Plattengröße: mm. Duhan ( ) war Sohn eines franz. Hugenotten. Der Soldatenkönig ernannte ihn 1716 zum Lehrer des vierjährigen Kronprinzen. Anhand des 17bändigen Theatrum Europaeum sollte Friedrich die neuere Geschichte (etwa ab 1570) lernen. Duhan erstellte einen Auszug und verstand es, die trockene Materie interessant zu vermitteln. Heimlich unterrichtete Duhan den jungen Kronprinzen auch in Latein, doch nicht lange genug, so daß Friedrich die lateinischen Klassiker später in Französisch las. Friedrich blieb Duhan zeit seines Lebens in Freundschaft eng verbunden. Auf seinen verehrten Lehrer verfaßte er eine Eloge, die in der Akademie verlesen wurde (Kat. 8 und Kat. 49.1). Abb. Tafel Friedrichs Korrespondenz mit Duhan Correspondance de Fréderic II avant et après son avènement au throne avec M. Duhan de Jandun. Berlin, Chrétien Fréderic Voss, Späterer Halblederband, gebunden von dem Berliner Buchbinder Glöckler. Erste Ausgabe. Vorab druckte der Herausgeber die Elogen der Berliner Akademie (S. 8 18) und des Königs selbst (S ), die nach Duhans Tod 1746 in der Akademie verlesen wurden (Kat. 49.1). Friedrich schrieb seinem Lehrer Duhan in beachtlicher Offenheit. Die Korrespondenz gibt daher einen aufschlußreichen Einblick in die Gemütslage Friedrichs. Sie enthält 11 Briefe des Kronprinzen und 18 Briefe des Königs an seinen alten Lehrer, darunter den Brief Nr. 8 vom 2. Oktober 1745, dessen Original unter Kat. 8.2 gezeigt wird. 8.2 Eigenhändiges Schreiben Friedrichs an Duhan mit Unterschrift»Federic«, 2. Oktober Doppelblatt in Quart., die erste Seite beschrieben. Am 2. Oktober 1745 bittet Friedrich seinen ehemaligen Lehrer Duhan um sofortige Beschaffung einer neuen Reisebibliothek, da ihm diese 24

25 8.2 zusammen mit seinem gesamten Handgepäck bei der Schlacht bei Soor durch Plünderung abhanden gekommen sei:»mon cher Duhan, Je suis pillé Totallement, Je vous prie de M acheter & faire relier Boilo [Boileau], in octavo la belle edition avec les Notes, peutetre La trouverai vous dans la biblioteque de Jourdan, Les Tusculaines de Ciceron Lucien Voltaire Horace Gresset. Chaulieu. Rousseau Federic«Friedrich bittet Duhan, diese Bücher umgehend zu besorgen. Die meisten würde er wohl in der Bibliothek seines kurz zuvor verstorbenen Freundes Jordan (Kat. 12.2, Abb. 3) finden. Das Schreiben gibt einen guten Überblick über Friedrichs geistige Interessen, seinen Lesestoff und die Ausstattung seiner Feldbibliothek während der Schlesischen Kriege. (Siehe die Transkription des ganzen Originalschreibens nebst deutscher Übersetzung im Anhang). Leihgabe Elvira Tasbach, Berlin 8.3 Porträt: Friedrich mit seiner Feldbibliothek Ganze Figur in Dreiviertelansicht nach links, vor einem Zelt, in dem auf einem Tisch Bücher ausgebreitet sind. Öl auf Leinwand. Signiert unten rechts:»j. C. Frisch pinx. 1783«[nicht 1763] cm. Das Gemälde von Johann Christoph Frisch ( ) ist relativ unbekannt, da es noch nie ausgestellt wurde. Ein Abbild befindet sich auf dem Schutzumschlag der Friedrich-Biographie von Gerd Heinrich von 2009 (a. a. O.). Laut Auskunft des privaten Eigentümers war das Gemälde zunächst im Besitz der Landgräfin Philippine von Hessen-Kassel ( ), einer Nichte Friedrichs des Großen. Aus ihrem Nachlaß kam das Bildnis in die Familie des gegenwärtigen Eigentümers. Der Maler Frisch war ein Schüler Rodes wurde Frisch Direktor der Berliner Akademie der Künste. Georg Bretzing, ein Schüler Frischs, zeichnete und stach nach diesem Gemälde 1812 einen Kupferstich; dort ist das Gemälde irrtümlich auf 1763 datiert (vgl. Campe 81). Abb. S. 161 Leihgabe Privatbesitz 25

26 Der junge Friedrich 11.3 Minerva als Beschützerin von Kunst und Wissenschaft Schloß Rheinsberg

27 Bücher und Jugendbibliotheken in Berlin und Rheinsberg 9 Kronprinz Friedrich im Alter von ca. 16 Jahren Kupferstich von Georg P. Busch mit Legende:»FRIDERICUS Regni Borussiae et Electoratus Brandenburgici Haeres«. Plattengröße: mm. Ganze Figur des Kronprinzen von vorn mit Brustpanzer und Kadettenuniform mit Band und Stern des Schwarzen Adlerordens, auf Marschallstab gestützt, im Hintergrund Zelteingang. Lit.: Campe 98; Kaiser 25; H. v. Sydow 20 f.»sie bilden die Jugend, erfreuen das Alter, verleihen dem Glück seinen Glanz, bieten im Unglück Trost und Asyl, sie sind unsere Freude im Hause, werden uns draußen nicht zur Last, sie wachen und reisen mit uns und sind unsere Begleiter auf dem Lande.«Zitat Friedrichs aus Ciceros Rede für den Dichter Archias in einem Brief an Marquis d Argens vom 25. Mai 1762 Friedrich las in seiner Jugend zunächst Abenteuer- und Reiseromane, dann in Rheinsberg bevorzugt die griechischen und lateinischen Klassiker in französischer Sprache, französische Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts, die Philosophen Leibniz, Wolff und Bayle, vor allem und umfassend die Werke Voltaires, hingegen kaum deutsche Werke (siehe dazu ausführlich Tafel 7). 10 Friedrichs Bibliothek im Rostschen Haus auf der Schloßfreiheit in Berlin Die Bibliothek wurde von Friedrichs Erzieher Duhan wahrscheinlich als Ganzes angeschafft. Der Bestand umfaßte 3775 Bände: Hauptwerke der französischen Literatur, darunter Voltaires Henriade von 1728 (Kat. 18), die griechischen und lateinischen Klassiker in französischer Sprache, Reallexika. Ferner eine Fülle von naturwissenschaftlichen und theologischen Werken. Der Soldatenkönig, der seinen Sohn in erster Linie im Kriegshandwerk und in der Verwaltung ausbilden lassen wollte, ließ den gesamten Bücherbestand im Anschluß an den Fluchtversuch des Kronprinzen 1730 nach Amsterdam verkaufen. 9 27

28 Der junge Friedrich 11.2 Turmkabinett in Schloß Rheinsberg 11.5 Porträt Voltaire 11.1 Ansicht Schloß Rheinsberg von der Wasserseite Radierung von J. C. Krüger nach einer Zeichnung von F. C. Ekel, Die zweite Bibliothek des Kronprinzen befand sich im runden Turmkabinett des Klingenbergflügels im Wasserschloß in Rheinsberg ( ). Abb. S Turmkabinett in Schloß Rheinsberg Unbekannte Fotografie, um Das runde Turmkabinett war grün gestrichen. Das Deckengemälde zeigte Minerva, die Göttin der Weisheit umgeben von Genien, die ihr ein aufgeschlagenes Buch mit den Namen Voltaire und Horace reichen (Abb. S. 26). Die Bücher waren in Schränken an den Wänden untergebracht, die Folianten unter den Fensterbänken. Der umfangreiche Bestand wurde später in 37 Kisten nach Sanssouci gebracht: im wesentlichen griechische und lateinische Klassiker, Werke der französischen Literatur, der Philosophie und Naturwissenschaft. Sie bildeten nach Friedrichs Thronbesteigung den Grundstock für die neue Bibliothek in Sanssouci (Kat. 80). Baron Bielfeld beschreibt die zweite Jugendbibliothek Friedrichs (Kat. 12.3):»Die Bibliothek des Prinzen ist allerliebst; sie ist in einem der Türme aufgestellt und hat die Aussicht auf den See und den Garten. Sie enthält eine wohlgewählte Sammlung der besten französischen Bücher. Voltaires lebensgroßes Bild ist darin aufgehängt.«11.3 Skizze des Deckengemäldes im Turmkabinett von Antoine Pesne:»Minerva als Beschützerin von Kunst und Wissenschaft«. Fotografie Fotograf: Roland Handrick. SPSG. Abb. S François-Marie Arouet, seit 1718: de Voltaire ( ) Kupferstich von Alex. Tardieu nach Nicolas de Largillière ( ). Blattgr.: mm. Erstes Porträt des jungen Voltaire im Alter von 24 Jahren (1718). Er nannte sich seit dieser Zeit 28

29 11.6 Ausschnitt aus»bibliotheca Fridericianade Voltaire«(Umstellung der Buchstaben seines bisherigen Namens) und demonstrierte so sein starkes Selbstbewußtsein als bereits berühmter Schriftsteller und Theaterautor. Abb. Tafel Porträt Voltaire, 1718 Öl auf Leinwand von Nicolas de Largillière, cm, Versailles. Fotograf: Gerard Le Gall, bpk Ausschnitt aus»bibliotheca Fridericiana«Von oben links nach unten rechts: Rousseau. Œuvres. Paris Baron Bielfeld Marquis d Argens Algarotti Grimm & Diderot. Correspondance La Mettrie Preuß (Hrsg.). Œuvres de Frédéric le Grand. Berlin

30 »Friedrich war ein Europäer, ein Kosmopolit, oder wie sich sein gehorsamer Untertan in Königsberg Immanuel Kant ausdrückte, ein Weltbürger. Friedrich kultivierte bewußt den Einklang mit den großen aufgeklärten Geistern seiner Zeit.«Pierre Bertaux, 1986

31 II»Frédéric le Philosophe«12.1

32 Der junge Friedrich TAFEL Friedrich, um (2) Keyserlingk 25.1 Homer 16.5 Bayle Friedrich der Philosoph und die Rheinsberger Zeit Friedrich bezeichnete sich selbst bereits 1728 als»frédéric le Philosophe«. Der französische Begriff»philosophe«bedeutete damals Aufklärer, für Friedrich allerdings im Rahmen der höfisch-aristokratischen Kultur der Zeit. Wie die französischen Aufklärer fühlte sich Friedrich als Philosoph, da er über sich und sein Leben, über die Politik und das Wohlergehen der Gesellschaft, über Religion und Staat kritisch und vorurteilsfrei nachdachte.»philosophie diente ihm als Reflexion über die Möglichkeit praktischen Handelns«(Theodor Schieder). Mit der Thronbesteigung setzte Friedrich seine wichtigsten philosophisch-moralischen Erkenntnisse sofort in die Tat um: religiöse Toleranz, Lockerung der Zensur (»Gazetten, wenn sie interessant sein sollen, dürfen nicht genieret werden.«), Abschaffung der Folter, Verbot des Säckens bei Kindsmord, Milderung der militärischen Strafen. Weitere Reformen folgten. Für die Zeitgenossen glichen diese Neuerungen einer Revolution. Die»philosophes«hatten ihren Helden einen Aufklärer auf dem Thron. Nachdem Friedrich in die Ehe mit Elisabeth von Braunschweig-Bevern eingewilligt hatte, durfte er in das ihm von seinem Vater geschenkte Rheinsberger Schloß umziehen. Dort versammelte er eine heitere, aufgeklärte Rokokogesellschaft um sich. Er betrieb ein intensives Selbststudium der bisher vernachlässigten Bereiche, vor allem der Literatur und Philosophie, und legte damit die Grundlagen für die politisch-philosophischen Anschauungen des künftigen Königs (zu seiner aus dem Naturrecht abgeleiteten Herrschaftsauffassung des aufgeklärten Absolutismus, siehe Tafel 3 und Kat ). Seine Lust am Schreiben führte auch zu einer umfangreichen Korrespondenz mit den aufgeklärten Geistern der Zeit. Frederick the Philosopher and his Time at Rheinsberg Frederick first referred to himself as»frédéric le Philosophe«as early as 1728 during a stay in Dresden, whilst Voltaire in 1740, dedicated his Henriade to the»roi-philosophe«. The French, unlike the Germans, understood the term»philosophes«to mean enlightened thinkers. Frederick thought of himself in the same vein as he mused on life, politics, the welfare of society, religion and the state in a discerning and impartial manner.»for him philosophy served as a means of reflection on the possibility of practical action«(theodor Schieder). When he became king he immediately implemented his most important conclusions: promotion of religious tolerance, press freedom in non-political areas, abolition of torture, banning of sacking for infanticide, reduced sentencing for military offences. Further revolutionary reforms followed. The»philosophes«now had their own hero an enlightened thinker on the throne. Having agreed to marry Elisabeth of Brunswick-Bevern, Frederick was permitted to move into Rheinsberg Castle. There he concentrated on hitherto neglected areas of study such as literature and philosophy. His love of writing led to an extensive correspondence with other enlightened thinkers of the time. 32

33 Studienjahre am Musenhof in Rheinsberg»Die Freundschaft ist zu unserem Glücke unentbehrlich.ich habe noch nie so glückliche Tage verlebt wie hier.«friedrich der Große In Rheinsberg verbrachte der Kronprinz im Kreise der Freunde die glücklichste Zeit seines Lebens ( ). Zum schöngeistigen Freundeskreis zählten vor allem Charles-Etienne Jordan, Dietrich Freiherr von Keyserlingk, Jakob Friedrich Bielfeld, Heinrich August de la Motte-Fouqué, Christoph Ludwig von Stille und Isaak Franz Egmont von Chasot sowie die Kronprinzessin Elisabeth Christine und andere Hofdamen (Frau von Brandt, Fräulein von Walmoden, Baronin von Morien, Fräulein von Tettau) Das Porträt: Friedrich als Kronprinz, um 1736 Kniestück von Antoine Pesne. Öl auf Leinwand, cm. Eigentum des Hauses Hohenzollern, SKH Georg Friedrich Prinz von Preußen, Burg Hohenzollern Wohl das erste der Rheinsberger Porträts Friedrichs. Es zeigt ihn als entschlossen nach rechts voranschreitenden Feldherrn (mit Feldherrnstab). Nach Börsch-Supan»atmet es, vor allem in dem lebendigen Vortrage des Pinsels und dem hellen Kolorit, eine morgendliche Frische, die in die Zukunft weist.«die Schwester Wilhelmine erbat sich von Friedrich ein neues Porträt. Darauf antwortet Friedrich am 10. März 1736:»Pesne bietet seine ganze Kunst auf, um Deinem Befehl gemäß ein gutes Bild von mir zu malen, ich bitte ihn, nicht soviel Gewicht auf die Gesichtszüge zu legen, sondern die Gefühle auszudrücken, die ich für Dich hege, damit sie Dir stets gegenwärtig sein mögen.«abb. S Der Rheinsberger Freundeskreis Holzstich nach einer Illustration von Adolph Menzel zur Geschichte Friedrichs des Grossen von Franz Kugler. Leipzig 1840 (Kat ). Vorliegend ein limitierter Abzug von dem Originalholzstock, den der Verlag E. A. Seemann 1922 erwarb. Dieser Abzug stammt aus einer handnumerierten bibliophilen einmaligen Ausgabe des VEB E. A. Seemann Verlag Leipzig Dargestellt sind Jordan als Vorleser, ihm gegenüber der tanzende Keyserlingk, im Hintergrund mit Laute Bielfeld sowie Hofdamen. 33

34 »Frédéric le Philosophe«(1) Elisabeth Christine, Königin von Preußen (2) Dietrich von Keyserlingk (3) Charles Etienne Jordan Friedrich schildert im Jahr 1737 seiner Lieblingsschwester Wilhelmine, der Markgräfin von Bayreuth, sein Leben in Rheinsberg:»Wir haben hier ziemlich zahlreiche Gesellschaft; wenn wir alle beisammen sind, besteht unsere Tafel gewöhnlich aus zwei- bis vierundzwanzig Gedecken. Wir unterhalten uns mit Nichtigkeiten und kümmern uns nicht um Dinge, die einem das Leben verleiden. Wir spielen Tragödie und Komödie, haben Bälle, Maskenfeste und Musik jeder Art. Dabei geht die Philosophie ihren Gang; sie ist doch die sicherste Quelle unseres Glücks.«Abb. 1: Elisabeth Christine, Königin von Preußen ( ) Kupferstich von I. D. Schleuen mm. Die Ehe mit Elisabeth Christine, Prinzessin von Braunschweig-Bevern, wurde durch den Soldatenkönig gegen den Willen des Kronprinzen arrangiert (1733). Das junge Paar bezog 1736 gemeinsam das Rheinsberger Schloß. Obwohl der Kronprinz keine Zuneigung zu seiner jungen Frau empfand, ließ er sie an dem geselligen Rheinsberger Leben teilnehmen. Das änderte sich erst nach seiner Thronbesteigung Sie erhielt einen getrennten Wohnsitz, winters im Berliner Schloß und sommers im Schloß Schönhausen. Abb. oben Abb. 2: Dietrich Freiherr von Keyserlingk ( ) Kupferstich, mm, aus: Historisch genealogischer Calender auf das Jahr Berlin Brustbild im Oval mit Bildunterschrift:»Dietrich von Kayserling.«Keyserlingk war ein schöngeistiger Offizier und wohl engster Vertrauter des Kronprinzen. Weitgereist, hochgebildet, ein unterhaltsamer Plauderer und charmanter Tänzer, erschien er als Inbegriff des Rokoko-Kavaliers und Personifikation des»honnête homme«am Rheinsberger Musenhof. Friedrich, der Keyserlingk in Anspielung auf seinen Namen Césarion nannte, verfaßte ein Gedicht auf seinen früh verstorbenen und tief betrauerten Freund: Aux manes de Césarion (Œuvres Band XI, S ) sowie eine in der Aka demie verlesene Eloge (Kat. 49.1). Abb.oben Abb. 3: Charles Etienne Jordan ( ) Unbekannte Fotogafie des Ölgemäldes von Antoine Pesne. Brustbild, sitzend an einem Tisch mit Büchern mm. SPSG I Der hochgebildete Jordan, der aus einer Berliner Hugenottenfamilie stammte, bekleidete zunächst das Amt des protestantischen Predigers. Seit 1736 diente er Friedrich als literarischer Berater, Privatsekretär und Freund. Er war Mitglied der kronprinzlichen Freimaurerloge und 34

35 Briefe geben ein aufschlußreiches, wenn auch nicht immer ganz zuverlässiges Bild vom Leben am preußischen Hof. (4) Baron von Bielfeld geistreicher Gast an der Tafelrunde des Königs in Sanssouci wurde er Vizepräsident der Berliner Akademie (Kat. 26). Der umfangreiche Briefwechsel Friedrichs mit Jordan zeigt das große Vertrauensverhältnis zwischen beiden (Œuvres, Bd. XVII, S ). Der König verfaßte einen bewegenden Nachruf auf seinen Freund (Kat. 49.1). Abb. S. 34 Abb. 4: Jakob Friedrich Freiherr von Bielfeld ( ) Kupferstich von J. Houbraken, 1759, nach T. F. Stein. Blattgröße: mm. Brustbild nach links, darunter Wappen und Bildlegende»Le Baron de Bielfeld.«Der Hamburger Kaufmannssohn Bielfeld war Logenbruder des Königs. Friedrich erhob ihn in den Freiherrenstand und ernannte ihn zum preußischen Legationsrat und Ehrenmitglied der Berliner Akademie. Ab 1747 fungierte er als Kurator aller preußischen Universitäten. Auf dem berühmten Gemälde»Das Flötenkonzert«von Adolph Menzel (Alte Nationalgalerie Berlin) ist Bielfeld mit verzückt lauschendem Gesichtsausdruck auf der linken Seite dargestellt Heinrich Freiherr de la Motte Fouqué ( ) Büttner, Gottfried August. Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Königl. Preuß. Generals von der Infanterie Freiherrn de la Motte Fouque. In welchen zugleich dessen... Briefwechsel mit Friedrich dem Zweiten enthalten ist. Berlin, Fr. Lagarde, Teile in 1 Bd. Mit Frontispiz- Porträt von Fouqué, gestochen von D. Berger, seitiges Pränumerantenverzeichnis. In Pappband der Zeit. Erste Ausgabe. Das Buch über das Leben des Friedrich- Freundes Fouqué enthält außerdem den Briefwechsel mit dem König. Fouqué entstammte einem alten Hugenotten-Geschlecht, das nach der Aufhebung des Edikts von Nantes Ende des 17. Jahrhunderts nach Deutschland auswanderte. Der Soldatenkönig bestellte Fouqué zum Gesellschafter des Kronprinzen. Es entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Der gebil dete Baron, ein Mitglied des von Friedrich gegründeten»bayard-ordens«(eine an den ritter lichen Idealen des Mittelalters ausgerichtete Vereinigung mit militärwissenschaftlichen Interessen), nahm an dem geselligen Leben in Rheinsberg regen Anteil, vor allem auch an Theateraufführungen, etwa an der Aufführung des Mithridates von Racine Ausdruck von Friedrichs hoher Wertschätzung des Freundes Fouqué ist die Verleihung des»hohen Ordens vom Schwarzen Adler«1751. In den drei Schlesischen Kriegen zeichnete Fouqué sich aus, 1759 wurde er zum Generalleutnant befördert Jakob Friedrich Freiherr von Bielfeld Lettres familières et autres. Den Haag, Gosse & Pinet, Halblederbände der Zeit. Erste Ausgabe der Freundschaftlichen Briefe. Die Briefe enthalten interessante Nachrichten über die Höfe seiner Zeit, insbesondere über seinen Aufenthalt am Musenhof in Rheinsberg und an der Tafelrunde von Sanssouci im engeren Freundeskreis Friedrichs des Großen. Die 35

36 »Frédéric le Philosophe«

37 Französische Literatur»Ich habe mehr gelesen, als alle Benediktiner zusammen.«friedrich der Große Auswahl einiger Werke der französischen Literatur, die von Friedrich immer wieder gelesen wurden und die einen besonderen Einfluß auf seine Anschauungen und seinen Stil hatten. Die Vorliebe für die französische Sprache beruhte auf der Erziehung (Tafel 1) und Friedrichs Überzeugung, daß diese Sprache»nach meinem Urteil in Eleganz, Feinheit und Energie und in allen ihren Wendungen eine eigenartige Anmut besitzt« François de Salignac de la Mothe Fénélon ( ) Les aventures de Télémaque, fils d Ulysse. Imprimé par ordre du roi pour l éducation de Monseigneur le Dauphin. Paris, P. A. Didot l aîné, Bde. Mit gestochenem Porträt Fénélons und 24 Kupfertafeln»vor der Schrift«nach Pierre- Clément Marillier (Kat. 15.4). In hocheleganten dunkelblauen Pariser Maroquinbänden von Jean-Claude Bozerian. Prägend für den jungen Friedrich war der damals weit verbreitete Bildungsroman über die Abenteuer des Télémaque (1699) von Fénélon, den er bereits mit zehn Jahren gelesen haben soll (Bratuscheck). Fénélon war Erzieher der Enkel König Ludwigs XIV. und Erzbischof von Cambrai. Von dem Reiseroman, der das Idealbild eines weisen Königs entwirft, besaß Friedrich u. a. eine Ausgabe von 1782 in seiner Bibliothek in Sanssouci (V. 382). Abb. S Jean Racine ( ) Œuvres, avec des commentaires par M. Luneau de Boisjermain. Paris, Louis Cellot, Bde. Mit 12 Kupfertafeln nach Gravelot»vor der Schrift«. Rotes Maroquin der Zeit. Proveninenz: Viscount Mersey, Bignor Park. Von dem großen französischen Zeichner Hubert Gravelot (Kat. 15.2) bemerkenswert schön illustriertes Gesamtwerk des Lieblingsdramatikers Friedrichs. Er besaß verschiedene Ausgaben in seinen Privatbibliotheken. Ein Exemplar dieser Ausgabe stand in seiner Lieblingsbibliothek in Sanssouci (V. 421). Sein Vorleser de Catt berichtet wiederholt von Friedrichs besonderer Vorliebe für Racine (de Catt, a. a. O., S , 180, ):»Welche Kunst bei Racine! Wie versteht er es, im Anfang mit wenig Worten den Gegenstand des Stückes anzudeuten! Welch bezaubernde Wendungen! Wie schön ist seine Ausdrucksweise! Wie wahr und lebendig seine Schilderungen!«Abb. S Nicolas Boileau-Despréaux ( ) Œuvres. Avec des Eclaircissemens Historiques donnés par lui-même, & rédigés par M. Brossette; Enrichie de Figures gravées d après les desseins du fameux Picart le Romain. Amsterdam, Changuion, Bde. Mit 2 gestochenen Frontispizen von Vinkeles und van de Meer, 1 Kupfertafel für L Art Poëtique von van de Meer, 6 Kupfertafeln für Le Lutrin von Vinkeles nach Picart, 5 Schlußvignetten und 5 Titelkupfervignetten von de Bakker und van de Meer. In prächtigen grünen Maroquinbänden der Zeit. Das Werk gilt dank der reizvollen Illustrationen nach Zeichnungen des berühmten Bernard Picart le Romain (Kat. 15.1) als eine der schönsten Boileau-Ausgaben. Abb. S

38 »Frédéric le Philosophe«Friedrich war von dem Stil Boileaus stark beeindruckt. So wollte er beispielsweise eine Epistel an seine Schwester Amalie»nach der Art Boileaus bearbeiten«(de Catt, a. a. O., S. 179). Er besaß ein Exemplar dieser Ausgabe in seiner Lieblingsbibliothek in Sanssouci (V. 355) Jean Baptiste Poquelin Molière ( ) Œuvres de Molière avec des remarques grammaticales, des avertissements et des observations sur chaque pièce. Par M. Bret. Paris An 13 (1804). 6 Bde. Mit einem gestochenen Porträt des Autors von Cathelin nach Mignard (siehe oben), 6 Titelvignetten und 33 Kupfern nach Moreau le Jeune (Kat. 15.5). Marmorierte Kalblederbände der Zeit. Eleganter Neudruck mit den hübschen Illustrationen von Moreau le Jeune nach der berühmten Molière-Ausgabe von Friedrichs Bibliotheken enthielten fünf verschiedene Werkausgaben des Lustspieldichters Molière. In seinen Gesprächen mit de Catt zitierte Friedrich wiederholt aus dessen Texten. Lit.: Cohen-de Ricci 719; de Catt, a.a.o., 18, 223, Guillaume Amfrie Abbé de Chaulieu ( ) Œuvres. Den Haag, Gosse Junior, Mit Kupferstich-Porträt des Autors. 2 Kalblederbände der Zeit. Chaulieu war ein von Voltaire und Friedrich hochgeschätzter Dichter anakreontischer und phi losophischer Themen. Friedrich zitierte Chau lieus Verse aus dem Gedächtnis, etwa am 1. Juli 1758, nachdem der König mehrere Rückschläge im Siebenjährigen Krieg erlitten hatte (de Catt, a. a. O., S. 169):»Was soll ich tun in diesem höchsten Leid? Ich halte stand, und trotzig weich ich nicht Der endlos langen Widerwärtigkeit, Bis ihre Kraft an meiner Kraft zerbricht.«friedrich besaß in seinen Privatbibliotheken acht Ausgaben der Werke Chaulieus Jean Baptiste Louis Gresset ( ) Les Œuvres. Genève, Pellisari, Bände. Mit einem gestochenen Frontispiz. Marmorierte Kalb lederbände der Zeit mit goldgeprägtem Wappensupralibros des Duke of Sutherland. Gressets berühmtes Hauptwerk ist die komische, leicht satirische Reimerzählung über den Papagei»Ver-Vert«, der durch seine derben, von Schiffsleuten aufgeschnappten Kraftausdrücke ein ganzes Nonnenkloster auf den Kopf stellt. Friedrich lud vergeblich den hochgeschätzten, geistreichen Rokokodichter nach Rheinsberg ein. Friedrichs Vorleser de Catt berichtet wie der König»La Chartreuse«(Die Kartäuserin) auswendig lernte und ihm fehlerfrei vortrug. Friedrich bemerkte dazu (de Catt, a. a. O., S. 333):»Sie sehen, daß ich meine Zeit nicht ver geudet habe. Diese Kartäuserin hat mir Freude gemacht durch den natürlichen philosophischen Ton, der darin herrscht.«friedrich hatte zehn Ausgaben von Gresset in seinen Privatbibliotheken. 38

39 von Amerika und die Französische Revolution beeinflußte. Friedrich besaß verschiedene Ausgaben der Persischen Briefe in seinen Bibliotheken. Abb. links: Porträt des»charles Montesquieu. Auteur de l esprit des Loix «Kupferstich von J. B. Compagnie nach F. Bonneville. Plattengröße: mm Charles-Louis de Secondat, Baron de Montesquieu ( ) Lettres Persanes. Amsterdam Lederbände der Zeit. Erste Ausgabe. Die Persischen Briefe sind das Erstlingswerk des französischen Schriftstellers und Philosophen Montesquieu. Sie machten ihn sofort berühmt und brachten ihm 1728 einen Sitz in der französischen Akademie ein. Es handelt sich um eine neue Literaturgattung (siehe auch Marquis d Argens Jüdische Briefe, Kat. 34.2), bei der aus der Außensicht zwei fiktive Besucher über die Sitten, Gebräuche und Institutionen Frankreichs in Briefen nach Hause berichten. Es ist ein Schlüsseltext der frühen französischen Aufklärung mit staatsphilosophischen Themen, die Montesquieu später weiter vertiefte, etwa in seinem Hauptwerk De l esprit des lois (Vom Geist der Gesetze) von 1748, einem der bedeutendsten Werke der Staatswissenschaft, das mit seinem Grundsatz der Gewaltenteilung die Verfassung der Vereinigten Staaten 13.8 Jean François Marmontel ( ) Bélisaire. A Londres (=Paris, Cazin), Mit vier Kupfertafeln. Die Kupfer dieser Romanausgabe sind verkleinerte Nachstiche der Illustrationen der Erstausgabe von 1767 (Gravelot, Kat. 15.2). Roter Maroquinband der Zeit. Wappenexlibris. Das berühmte 15. Kapitel des außerordent - lich erfolgreichen philosophisch-didaktischen Romans Bélisaire handelt von religiöser Toleranz. Marmontel schrieb mehrere Artikel für die berühmte Encylopédie Diderots und d Alemberts ( ). Friedrich besaß ein Exemplar der Erstausgabe von 1767 in seiner Bibliothek in Potsdam (P. 271). Abb. unten 39

40 14

41 Watteau und die französische Buchillustration des 18. Jahrhunderts»Er hat Watteau geliebt, weil dieser Maler ihm die Pforten einer Zauberwelt erschloß und sein Wunsch ist wohl gewesen, etwas von dieser Zauberwelt um sich erstehen zu lassen, wenn sein Arbeitstag vorüber war «Pierre Gaxotte Friedrich war seit seiner Rheinsberger Zeit ein leidenschaftlicher Sammler von Werken französischer Maler des 18. Jahrhunderts. Seine Passion galt besonders Watteau, dessen zwischen Traum und Wirklichkeit schwebende poetische Bildwelt ihn faszinierte. Seine Watteau-Sammlung ist die größte außerhalb Frankreichs. Die gefeierte französische Buchkunst des 18. Jahrhunderts entsprach ganz dem an der Kultur Frankreichs ausgerichteten Geschmack Friedrichs des Großen. Er legte viel Wert auf buchkünstlerisch schön ausgestattete Werke. Die Illustrationsvorlagen lieferten neben den großen Malern der»fêtes galantes«zunehmend Zeichner, die sich auf die Anfertigung von Vorlagen spezialisierten. Damit wurde die Buchillustration zur selbständigen Kunstgattung (»livres à figures«). Vorreiter waren Stecher wie Romain de Hooghe und Bernard Picart. Den Höhepunkt der Entwicklung etwa ab Mitte des Jahrhunderts markieren berühmte Buchillustratoren wie Gravelot, Eisen, Marillier und Moreau le Jeune, deren leicht-beschwingte, anmutig-grazile Illustrationsformen im kleinformatigen Buch von zauberhafter Einzigartigkeit sind. 14 Antoine Watteau ( ) La surprise, gravé d après le Tableau original peint par Watteau de même grandeur. Tiré du Cabinet de Mr de Julienne à Paris Avec Privilege du Roy. Radierung. Plattengröße: mm. Blattgr mm. Bez.»A. Watteau pinxit, B. Audran sculp.«vorlage für den Stich war das Gemälde La surprise (Die Überrumpelung). Es wird schon 1746 von Mariette als»eines seiner schönsten Bilder«gelobt. Die Radierung steht hier stellvertretend für den von der Bilderwelt Watteaus ausgehenden Zauber, der auf Friedrichs Kunstgeschmack und das Preußische Rokoko entscheidend einwirkte. Das zugrundeliegende Gemälde galt als verschollen. Es wurde vor einigen Jahren in England wiederentdeckt und 2008 für 15 Millionen Euro versteigert Bernard Picart, gen. le Romain ( ) Der Stecher Bernard Picart hat (neben R. de Hooghe) erstmals die Illustration in Form von Kopf- oder Schlußvignetten dem Text direkt eingefügt. Ein besonders schönes Beispiel ist seine Illustration der Werke Boileaus (Kat. 13.3). Siehe das abgebildete Schlußstück aus Band 3. 41

42 »Frédéric le Philosophe«15.3 (16.1) 15.2 Hubert Gravelot ( ) Von Gravelot stammen die zwölf Illustrationen zu den Werken Racines (Kat. 13.2), und die sechs Illustrationen zu Lukrez (Kat. 17.2). Das abgebildete Blatt zu Racines Esther (Bd. 5) zeigt Gravelots Begabung der Inszenierung sowie seine sichere Beherrschung der Darstellung menschlicher Figuren und ihrer Kleidung. (Siehe auch Kat. 25.4) Abb. S Charles-Dominique Eisen ( ) Das abgebildete Titelkupfer nebst Titel mit Vignette stammt aus Lob der Torheit von Erasmus (Kat. 16.1), erstmals mit den insgesamt 17 Illustrationen von Eisen. Der große französische Illustrator des Rokoko erhielt den Titel»Dessinateur du Roi«und war vorübergehend Zeichenlehrer der Madame de Pompadour (Kat. 47), der Favoritin des französischen Königs Louis XV. Eisen arbeitete auch mit an den zauberhaft illustrierten Metamorphosen Ovids (Kat. 25.4), neben Boucher, Gravelot und Moreau le Jeune Pierre-Clément Marillier ( ) Der Zeichner und Stecher Marillier gehört be- reits einer Zeit an, deren Stil zum Klassizismus führt. Fénélons Erfolgsbuch über die Abenteuer des Telemach (allein 21 illustrierte Auflagen laut Cohen) enthält in der ausgestellten Version 24 reizvolle Illustrationen Marilliers (Kat. 13.1). Sie zeigen die lebendig geschilderten Erlebnisse Telemachs, des Sohnes des Odysseus. Abgebildet ist die hübsche Darstellung zu Buch 7 (Bd. I), auf der Nymphen versuchen, das Schiff des Telemach in Brand zu stecken, um ihn am Verlassen der Insel der Calypso zu hindern. Abb. S Jean-Michel Moreau le Jeune ( ) Moreau le Jeune steht mit seinem umfangreichen graphischen Werk (ca Nummern) am Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. Die ausgestellten Werke Molières (Kat ) sind von ihm mit sechs Vignetten und 33 Kupfern überaus reizvoll illustriert.»der Molière wird zu Recht zu den Glanzleistungen der Illustrationskunst im achtzehnten Jahrhundert gezählt.«(fürstenberg). Abgebildet ist die noch ganz im Geiste des Rokoko geschaffene Illustration zum Menschenfeind (Le Misantrope zu Bd. 3, S. 423). Lit.: Cohen-Ricci 716, 717:»La suite des figures de Moreau est une des plus estimées «. (Siehe auch Kat. 25.4) Abb. S

43

44 »Frédéric le Philosophe«

45 Philosophen /Aufklärer»Die Stoiker sind brave Leute, die im Unglück standhalten Mark Aurel ist mir Stab und Stütze.«Friedrich der Große Friedrich kam über die Dichtungen des Lukrez und Horaz zur Lehre Epikurs. Höchstes Ziel dieser antiken Philosophen war die Erlangung der Glückseligkeit. Die Schriften des Seneca brachten Friedrich die Moralphilosophie der Stoa näher. Die stoische Lebensauffassung verlangte Übereinstimmung mit sich selbst und der Natur. Der Philosophen-Kaiser Marc Aurel diente als Vorbild eines von dieser Philosophie geprägten Fürsten. Zusammen mit seinem Rheinsberger Sekretär und Freund Jordan (Kat. 12.2) studierte Friedrich seit 1735 auch die Werke des Gottfried Wilhelm Leibniz und intensiv Christian Wolffs»Logik«und»Moral«sowie das»wörterbuch«des Skeptikers Pierre Bayle Erasmus von Rotterdam ( ) L éloge de la folie, traduit du Latin par M. Gueudeville et ornée de nouvelles figures. (Paris) Frontispiz, Titel-Vignette, 2 Vignetten und 13 Kupfer nach Charles Eisen (Kat. 15.3). Marmoriertes Kalbleder der Zeit. Erste Ausgabe mit diesen Illustrationen. Erasmus zählt zu den großen Wegbereitern der europäischen Aufklärung. Sein bekanntes Werk Lob der Torheit (1511) ist eine Satire auf die Torheit wie man sie überall im Leben antrifft. Friedrich besaß mehrere Ausgaben dieses berühmten Textes (P. 27, Br. 7). In seiner Schrift Ueber die deutsche Litteratur (Kat. 58.2) erwähnt er das Werk des Erasmus ausdrücklich als Vorbild. Abb. S. 42 Lit.: Cohen-de Riici Gottfried Wilhelm Leibniz ( ) Essais de théodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l homme et l origine du mal. Nouvelle édition, augmentée de l histoire de la vie & des ouvrages de l auteur par M. Le Chevalier de Jaucourt. Amsterdam, François Changuion, Bde. Mit gefalteter Tabelle (Causae Dei tractatio). Marmorierte Kalblederbände der Zeit. Zweite Ausgabe der Theodizee (Frage nach der Gerechtigkeit Gottes) mit der umfangreichen Lebensbeschreibung des berühmten Philosophen und Polyhistors Leibniz, dem Vorläufer der deutschen Aufklärung. Der Bibliograph Ebert bezeichnet diese Ausgabe als die beste. Provenienz: Biblioteca Gerosolimitana (Exlibris). 45

46 »Frédéric le Philosophe«Leibniz versuchte in seinem Werk Philosophie und Theologie miteinander in Einklang zu bringen. Er stellt den Grundsatz auf, daß die wirkliche Welt vereinfacht ausgedrückt d ie beste aller möglichen sei. Das bedeutet freilich nicht, daß dem einzelnen Menschen unbedingt das größte Glück widerfahren muß. Insofern geht die ironische Kritik Voltaires in seinem Kandide (Kat. 23) an Leibniz Idee vorbei. Ein Exemplar dieser Ausgabe befand sich in Friedrichs Bibliothek im Neuen Palais in Sanssouci (S. 41). In seinen Denkwürdigkeiten (Kat. 49.3) schreibt Friedrich im 2. Teil über Aberglaube und Religion und merkt zu Leibniz an:»unter allen Gelehrten, die Deutschlands Ruhm bilden, haben Leibniz und Thomasius dem Menschengeist die größten Dienste geleistet. Sie wiesen der Vernunft die Wege, auf denen sie zur Wahrheit gelangt. Sie bekämpften jedes Vorurteil, beriefen sich in ihren Werken auf Analogie und Erfahrung «(Werke, Bd. I, S. 200) Abb.: Porträt Gottfried Wilhelm von Leibniz Schabkunstblatt von J. E. Haid, Augsburg 1781, nach Joh. Gottfried Auerbach, Wien mm. Brustbild im Oval mit lateinischer Bildunterschrift John Locke ( ) Essai philosophique concernant l entendement humain, où l on montre quelle est l étendue de nos connaissances certaines, et la manière dont nous y parvenons. Traduit de l anglois par M. Coste. Amsterdam et Leipzig, Schreuder & Mortier, Kalblederband der Zeit. Fünfte durchgesehene und verbesserte Ausgabe. In dem berühmten Versuch über den menschlichen Verstand des englischen Philosophen Locke stammt alle Erkenntnis aus der Erfahrung. Übersinnliches wird aus dem neuen Weltverständnis verbannt. Friedrichs anfängliche Begeisterung für die Wolffsche Metaphysik (Kat. 16.4) wandelte sich unter dem Einfluß Voltaires, der sich bei seinem Englandaufenthalt mit dem englischen Empirismus vertraut gemacht hatte, besonders aber nach dem intensiven Studium Bayles (Kat. 16.5) zum Interesse an Empirismus und Skeptizismus. Friedrich besaß ein Exemplar dieser Auflage in seinem Breslauer Stadtschloß (Br. 8) Porträt Christian Wolff ( ) Schabkunstblatt von J. Jacob Haid, Augsburg um 1740, nach Boy, mit Legende:»Christianus Wolfius, Potentissimi Regis Borussiae Consiliarius intimus et Academiae Fridericianae Pro-Cancellarius.«Plattengröße: mm. Wolff wurde auf Empfehlung von Leibniz als Professor nach Halle berufen, wo er Theologie, Mathematik und Philosophie lehrte. König Friedrich Wilhelm I. entließ den Aufklärer Wolff aus dem Universitätsdienst. Friedrich rief den»vater der deutschen Aufklärung«unmittelbar nach seinem Regierungsantritt im Jahre 1740 zurück und bot ihm die Leitung der neuen Akademie der Wissenschaften in Berlin an, was Wolff jedoch höflich ablehnte. Wolff gab Friedrich den Beinamen»Rex philosophus«(1746). Anfänglich war Friedrich von dem Gedankengut des großen Aufklärungsphilosophen begeistert. Er las dessen Werk Vernünftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen (1720) in einer handschriftlichen franz. Übersetzung seines Freundes Suhm (Kat. 63.7). Siehe auch Friedrichs Auseinandersetzung mit der Philosophie Wolffs in seinem Schreiben an Voltaire vom 8. Februar 1737 (Kat. 63.3). Abb. S

47

48 »Frédéric le Philosophe«16.5 Pierre Bayle ( ) Dictionaire [sic] historique et critique. 4e édition revue, corrigée et augmentée. Avec la vie de l auteur par Mr. Des Maizeaux. Amsterdam, Brunel etc., Bde. Folio. Mit 4 Titelvignetten. Lederbände der Zeit mit reicher Rückenvergoldung und Rückenschild. Handschriftlicher Besitz vermerk»de la Grange«. Vierte überarbeitete und vermehrte Ausgabe. Als»unser aller Vater«würdigte Voltaire den Protestanten Pierre Bayle. Frankreichs erster Aufklärer mußte sein Vaterland wegen religiöser Intoleranz verlassen. In Holland veröffentlichte er als einer der gelehrtesten Männer der Zeit 1697 sein Hauptwerk, die Historische und kritische Enzyklopädie, ein Lexikon voll mit aufklärerischen Artikeln, ein Vorläufer der großen französischen Encyclopédie. (Kat. 32.2). Bayles Wörterbuch gehörte im 18. Jahrhundert in die Bibliothek eines jeden besseren Bürgerhauses. Zischka bezeichnet es als»das wohl amüsanteste und geistreichste Wörterbuch, das jemals geschrieben wurde.«friedrich, der mehrere Ausgaben besaß, beschäftigte sich eingehend mit Bayles Werk, das sein philosophisches Denken wesentlich mitbestimmte. Ausgestellt ist die Ausgabe, die Friedrich am häufigsten benutzte. Das in der Bibliothek von Sanssouci erhalten gebliebene Exemplar (V. 526 A) zeigt zahlreiche Unterstreichungen Friedrichs, die für den intensiven Gebrauch und die Arbeit an dem Text zeugen. Diese Ausgabe war die Grundlage für seine zusammen mit dem Marquis d Argens herausgegebene verkürzte Version (Kat. 16.6). Abb. S. 47, 49 Grund für die verkürzte Version Auszüge des historischen und kritischen Wörterbuches war, daß Friedrich sich ein handlicheres Format wünschte als die große vierbändige Foliant-Ausgabe von 1730 (Kat. 16.5). Das Werk enthält Artikel über Aristoteles, Diogenes, Bacon, Epikur, Hobbes, Spinoza und viele andere. Interessant ist das von Friedrich verfaßte Vorwort, in dem er sein Auswahlprinzip darlegt: vornehmlich philosophische Artikel, keine historischen, in denen er Bayle einige Irrtümer nachweist. Hauptziel sei gewesen, ein Handbuch des gesunden Menschenverstandes zur Bildung des eigenen Urteils zu erstellen:»c est le bréviare du bon sens; c est la lecture la plus utile que les personnes de tout rang & de tout état puissent faire; car l application la plus importante de l homme est de se former le jugement.«friedrich besaß je ein Exemplar im Pots damer Stadtschloß und im Neuen Palais (P. 10, S. 10). Abb. unten Friedrich der Große & Marquis d Argens: Hrsg. einer Kurzfassung des Bayleschen Wörterbuches Extraits du Dictionaire [sic] historique et critique de Bayle, divisé en deux volumes avec une preface. Nouvelle edition augmentée. Berlin, Christian Friedrich Voss, Bde. Mit gestochenem Porträt Bayles von Schleuen. Schöne grüne Maroquinbände der Zeit. Erweiterte Ausgabe des 1765 erstmals erschienenen Auszugs von Bayles Werk, ausgewählt und herausgegeben von Friedrich zusammen mit Marquis d Argens und Dieudonné Thiebault. 48

49

50 »Frédéric le Philosophe«TAFEL 3 17 Friedrich 17 & Voltaire. Dialog mit Voltaire Der Kronprinz Friedrich war von Voltaire fasziniert nahm er erstmals Kontakt zu dem französischen Geistesfürsten auf. Voltaire war zu diesem Zeitpunkt bereits einer der berühmtesten Schriftsteller der Welt. Nach ihm nannte man das 18. Jahrhundert auch»le Siècle de Voltaire«. Voltaire war Friedrichs Mentor im Geiste der»philosophes«und der Aufklärung. Er führte ihn in die Literatur und die Wissenschaften seiner Zeit ein. Sein Versepos La Henriade wurde vorbildlich für Friedrichs Herrschaftsauffassung des aufgeklärten Absolutismus (Kat ) folgte Voltaire der Einladung Friedrichs an seinen Hof. Doch die gegenseitige Bewunderung und Freundschaft war nicht von Dauer. Aufgrund einer Reihe von Skandalen und wegen Voltaires unbezähmbarer Schmähsucht endete die Freundschaft Anfang 1753 im Zerwürfnis. Voltaire verließ Berlin. Der geistige Austausch im Rahmen einer umfangreichen Korrespondenz wurde nach kurzer Unterbrechung bis zum Tode Voltaires fortgesetzt. Ihr leidenschaftlicher Kampf gegen Intoleranz ist angesichts der vielerorts aufblühenden Fundamentalismen bis heute nicht ausgefochten. Der Dialog der beiden großen Aufklärer entbehrt daher selbst nach 300 Jahren nicht der Aktualität. Aus Voltaires umfangreichem Werk verdient seine Geschichtsschreibung auch heute noch besondere Beachtung, ebenfalls seine philosophischen Romane, allen voran Candide, sowie sein philosophisches Wörterbuch Dictionnaire philosophique portatif und die Tragödie Le Fanatisme ou Mahomet le Prohpète. 18 La Henriade 23 Kandide 63.2 Der Patriarch Dialogue with Voltaire Frederick was fascinated by Voltaire. It was in 1736 that he first made contact with the great French thinker, who had by then become one of the most famous writers in the world. Consequently, the 18th century is often referred to as «Le Siècle de Voltaire«. Voltaire was Frederick s teacher in the sense of the «philosophes«and the Enlightenment, introducing him to the literature and science of the time. After initially corresponding (Cat. 42.3) Voltaire accepted Frederick s invitation to a longer stay at his court. The mutual admiration and friendship was, however, not to last and ended in early 1753 as a result of numerous scandals and Voltaire s unrelenting malice. Voltaire left Berlin, but after a break they took up their correspondence again until Voltaire s death in Their passionate battle against intolerance has still not been won given the wide emergence of fundamentalist views, and their dialogue is as topical today as it was 300 years ago. Amongst his numerous works, it is Voltaire s historical writings that remain deserving of close attention. His philosophical novels, especially Candide, are widely known, as is his philosophical dictionary Dictionnaire philosophique portatif and the tragedy Le Fanatisme ou Mahommet le Prophète. 50

51 Voltaire 17 Das Porträt: Friedrich und Voltaire Kupferstich von Pierre Charles Baquoy nach einer Zeichnung von Nicolas Monsiau, um Bildgröße: mm. Paris, chez l Auteur, Rue St. Hyacinthe St. Michel, N. 2, Imprimé par Chardon père. Bildunterschrift:»Frédéric et Voltaire. Voltaire retiré à Potsdam dans le Palais du Roi de Prusse est comblé d honneurs et de bienfaits, sans autre assujettissement que celui de passer quelques heures avec le Roi pour corriger ses ouvrages et lui apprendre les secrets de l art d écrire.«dies ist die bekannteste und wohl schönste Darstellung Friedrichs mit seinem Gast Voltaire in Potsdam. Voltaire beschrieb den Eindruck, den Friedrich bei seiner Ankunft 1750 in Potsdam auf ihn machte:»ich komme in Potsdam an, die großen blauen Augen des Königs, sein freundliches Lächeln, seine Sirenenstimme, seine fünf Schlachten, sein ausgesprochenes Vergnügen an der Zurückgezogenheit und an der Arbeit, an Versen und Prosa, dazu Freundlichkeiten, die einem den Kopf verdrehen, seine fabelhafte Unterhaltungsgabe, keine Spur von Majestät im persönlichen Umgang «Theodor Schieder charakterisiert die einmalige geistige Beziehung der beiden Ausnahmemenschen (a. a. O., S. 437):»Unter allen Begegnungen, die Friedrich II. zeit seines Lebens mit Menschen verschiedenen Ranges und verschiedener Herkunft hatte, ist keine so erregend und spannungsreich, so voller intellektueller und ästhetischer Reize und gleichzeitig unendlicher Enttäuschungen, Intrigen und Konflikte gewesen wie diejenige mit François Marie Arouet, der unter dem Namen Voltaire in die Weltgeschichte der Literatur und des europäischen Geistes eingegangen ist.«von keinem anderen Autor besaß Friedrich mehr Werke in seinen Bibliotheken. In den Gesprächen des Vorlesers de Catt findet Voltaire von allen darin zitierten Personen am häufigsten Erwähnung. Abb. S Voltaires Epos über den König Heinrich IV. La Henriade. A Londres, Quart. Gestochenes Frontispiz von Surugue nach Troy, 10 Kupfertafeln nach Troy u. a., Titelvignette von Michieux, 10 große gestochene Kopf- und 10 Schlußstücke. Braunes Kalbleder der Zeit. Erste Ausgabe. Exlibris Camille Aboussouan. Voltaire wollte nichts weniger, als ein Nationalepos für Frankreich schreiben. Sein Held ist der»gute König«Heinrich IV. ( ), Idealbild eines aufgeklärten Herrschers, der entschieden für Toleranz gegenüber der jeweils anderen Religion und für die Freiheit des Denkens eintrat. Voltaires Versepos wurde vorbildlich für Friedrichs Herrschaftsauffassung des aufgeklärten Absolutismus (vgl. Kat ). Friedrich besaß ein Exemplar der ersten Ausgabe von 1728 (P. 306). In seinem Vorwort (1739) zu Voltaires Henriade erwähnt Friedrich eine besondere Fähigkeit Voltaires (Werke, a. a.o., Bd. VIII, S. 5):»Er besitzt die große Kunst, die Herzen zu rühren.«lit.: Cohen-de Ricci 1025; Bengesco I, 365; Petit 535. Abb. oben 51

52 »Frédéric le Philosophe«19.1 Voltaires Zeitalter Ludwigs XIV. Le siècle de Louis XIV. Band I & II. Berlin, Henning, Lederbände der Zeit. Erste Ausgabe. Das Zeitalter Ludwigs XIV., das berühmte historische Meisterwerk Voltaires, hatte nach eigenem Bekunden als Hauptthema»weder politische noch militärische Geschichte, sondern Kunst-, Handels-, Kulturgeschichte mit einem Wort gesagt, eine Geschichte des menschlichen Geistes«. Voltaire wird daher auch»vater der Kulturgeschichte«(im Unterschied zur militärischen und politischen Geschichte) genannt. Das Friedrich von Voltaire überreichte Siècle (seit 1737 in einzelnen Abschriften) begleitete ihn ein Leben lang (V. 456a). Laut Dantal war es eines der letzten Bücher, das dieser dem König im Sommer 1786 vorlas. Es gilt als Anstoß des Antimachiavell und der Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg (siehe unten Teil III). Friedrich schreibt in seiner Gedächtnisrede über Voltaires Kulturgeschichtsschreibung (Kat. 55):»Hier finden wir den Stil des Cicero und [Voltaire] setzt die Vorzüge ins hellste Licht, die seinem Volke damals das Übergewicht über die anderen Nationen gaben: die Fülle großer Geister, die unter der Regierung Ludwigs XIV. erstanden, die Herrschaft der Künste und Wissenschaften unter dem Schutze eines so glänzenden Hofes, die Fortschritte des Gewerbefleißes aller Art und die innere Kraft Frankreichs, die den König gleichsam zum Schiedsrichter Europas macht.«19.2 Voltaires Antwort auf Kritik am Zeitalter Ludwigs XIV. Supplément au siècle de Louis XIV. Dresden, Walther, Rotes Maroquin der Zeit. Gekrönter Exlibris-Stempel LD ; Exlibris De St. Genies; Exlibris Dr. E. F. auf vorderem Innendeckel. Erste Ausgabe. Das Supplément war die Antwort Voltaires auf eine Kritik an seinem Siècle. Friedrich besaß je ein Exemplar im Neuen Palais (S. 508a) und im Weinbergschloß Sansssouci (V. 457a). Lit.: Bengesco I, 1178 und 1231; Petit 544. Interessantes Provenienzexemplar: Stempel Bibliotheca Ducalis Gothana auf Titel verso nebst Duplum-Stempel. Es stammt aus der Bibliothek der gelehrten Herzogin Luise Doro thea von Sachsen-Coburg-Altenburg ( ). Sie war eine überzeugte Anhängerin der Aufklärung und stand mit Friedrich, Voltaire, Diderot und anderen großen Geistern ihrer Zeit in regem brieflichen Kontakt. Bemerkenswert ist der ausnehmend schöne deutsche Maroquineinband. Maroquin war zu dieser Zeit in Deutschland selten und blieb meist»fürsteneinbänden«vorbehalten. Obgleich der Einbandschmuck reicher ist als bei Friedrichs Einbänden (Kat. 70), erinnert er doch sehr an die Einbände des von der Herzogin sehr verehrten Königs, besonders durch die Verwendung des fast identischen Floralstempels (zwei ineinander verschlungene stilisierte Blumen) in den Rückenfeldern und in der Deckelbordüre (siehe Abb.). 52

53 17 53

54 »Frédéric le Philosophe«20 Eine frühe Ausgabe der Werke Voltaires Œuvres. Nouvelle Edition, avec des Figures en Taille-douce. Amsterdam, Etienne Ledet, Bde. Ein Porträt des Autors gestochen von Folkema 1738, 18 Kupfertafeln nach Troy, Bourg, Vleughels u. a. Marmorierte Kalblederbände der Zeit. Frühe illustrierte Sammelausgabe. Der Band VI (1745) enthält mehrere Texte in Erstdrucken (durch Sternchen gekennzeichnet), u. a. einen Teil des Briefwechsels mit Friedrich. Die Tragödie Der Fanatismus oder Mohammed der Prophet ist wegen ihrer Fanatismus-Kritik bis heute von ungebrochener Aktualität: Le Fanatisme ou Mahomet le Prophète. Tragédie. Bd. V, Teil II, S und De L Alcoran et de Mahomet. Bd. VII, S In dieser Tragödie wird der religiöse Fanatismus als Quelle allen Übels angeprangert. Voltaire hat das Drama 1740 geschrieben, als er im Auftrag Friedrichs mit der Herausgabe des Anti-Machiavel beschäftigt war. Da die Aufführung in der Comédie Française nach drei Abenden verboten wurde, veröffentlichte Voltaire das Stück 1743 unter dem Titel Le Fanatisme in Amsterdam. Darin ist ein Widmungsbrief an Friedrich vom 20. Januar 1742 abgedruckt, in dem er seine Motivation zum Ausdruck bringt:»die Liebe zum Menschengeschlecht und die Abscheu vor Fanatismus haben meine Feder geführt, zwei Tugenden, dazu gemacht, für immer in der Nähe Eures Throns zu sein.«friedrich besaß ein Exemplar dieser Auflage in seinem Stadtschloß in Potsdam (P. 340). 21 Voltaire: Die Jungfrau von Orleans La Pucelle d Orléans, poème, divisé en vingts chants, avec des notes. Nouvelle édition, corrigée, augmentée & collationée sur le Manuscript de l Auteur. (Genève, Cramer) Mit 20 Kupfertafeln, teilweise koloriert. Halblederband des 19. Jahrhunderts. Erste von Voltaire anerkannte Ausgabe, erweitert um fünf bis dahin unbekannte Gesänge, illustriert mit 20 unsignierten Kupfertafeln von Hubert Gravelot (Kat. 15.2) und einigen Holzstichvignetten. Seit 1745 waren Manuskripte und entstellte Raubdrucke der Jungfrau von Orleans im Umlauf. Um sein Ansehen zu schützen veröffentlichte Voltaire 1762 die erste von ihm anerkannte und überarbeitete Fassung. Während der Text sich die Entzauberung der National heldin angelegen sein läßt, bemühen sich die Illustrationen Gravelots eher um eine Entkleidung der Jungfrau. Friedrich erbat sich von Voltaire schon früh ein Manuskript der Satire. Lit.: Bengesco Voltaire: Philosophisches Wörterbuch Dictionnaire philosophique portatif. Londres Kalblederband der Zeit mit Rückenvergoldung. Erste Ausgabe. Das philosophische Wörterbuch zählt neben Candide (Kat. 23) zu den bekanntesten Werken Voltaires in Deutschland. Die Artikel richten sich vor allem gegen den religiösen Fanatismus und Aberglauben. 54

55

56 »Frédéric le Philosophe«23 Voltaire begann die Arbeit daran bereits 1752 in Potsdam. Friedrich konnte den ersten Artikel Abraham vor der Veröffentlichung lesen. Zu Voltaires 70. Geburtstag im Jahre 1764 erschien die erste Ausgabe, die in Genf bereits zwei Monate später öffentlich verbrannt wurde. Friedrich besaß drei Exemplare dieser Ausgabe (P. 319, S. 510, B. 51). 23 Voltaires berümtester Roman Kandide oder die beste Welt aufs neue verdeutscht. Mit 5 chodowieckischen Kupfern. Berlin, Christian Friedrich Himburg, Teile in 1 Bd. Mit gestochenem Titel mit Vignette (Porträt des alten Voltaire) und 5 Kupfertafeln von Daniel Chodowiecki (Kat. 66.5). Marmorierter Halblederband der Zeit. Seltene erste Ausgabe dieser Übersetzung von Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius, die gültige bis ins 20. Jahrhundert und wegen der Chodowiecki-Illustrationen auch die schönste deutsche Ausgabe. Der Kandide ist das bekannteste Werk Voltaires. In dem geistreich und parodistisch erzählten Roman über die abenteuerlichen Reisen des naiven Westfalenjunkers Kandide mißt Voltaire die optimistische Leibniz-Theorie von dieser Welt als»der besten aller möglichen«(kat. 16.2) an der von Kandide erlebten Wirklichkeit und führt sie so ad absurdum. Kandides Erfahrungen sind in dem vielzitierten Schlußsatz der philosophischen Erzählung zusammengefaßt (S. 226):» allein wir müssen unseren Garten bestellen«. Die Fortsetzung in diesem zweiten Teil (S ) stammt nicht von Voltaire. Lit.: Goedeke IV,603,64,3; Engelmann, 208a Porträt: F. M. Arouet, de Voltaire Kupferstich von B. L. Henriquez nach Barat,1788. Plattengröße: mm. Abb. S. 55 à Zu Voltaire siehe auch Kat.11.4, 11, , , 49.1, 55, 56, 63.2, 63.3 und

57 Antike Autoren Friedrich erhielt in seiner Jugend einige Stunden Lateinunterricht bei Duhan, was der Soldatenkönig jedoch untersagte. Daher las Friedrich in seiner Rheinsberger Zeit, als er sich endlich frei um seine eigene Ausbildung kümmern konnte, die griechischen und lateinischen Klassiker nur in französischer Übersetzung. Es folgt eine kleine Auswahl der häufig gelesenen Werke, die für seine Anschauungen prägend waren und die er in seinen Schriften, seiner Korrespondenz und in seinen Gesprächen, etwa mit de Catt immer wieder erwähnte. Der elegante französische Einband wurde von dem bedeutenden Buchbinder Chaumont für Simon-Pierre Mérard de Saint-Just ( ), einem exzentrischen Bibliophilen aus Paris gebunden und mit seinem Wappen auf beiden Deckeln versehen. Abb. S. 59, Homer L Odyssée, traduite en vers, avec remarque par M. de Rochefort. Paris, Brunet, Mit zusätzlichem Frontispiz-Porträt Homers, gestochen von A. de Saint Aubin. Grünes Maroquin der Zeit von Chaumont, Paris. Mit goldgeprägtem Wappen-Supralibros. Zu den griechischen Lieblingsautoren Friedrichs zählte Homer, von dem eine Büste in der Bibliothek von Sanssouci steht. Der König besaß 22 Homer-Ausgaben in französischer Übersetzung, von der vorliegenden ein Exemplar im Weinbergschloß (V. 608) und im Neuen Palais in Sanssouci (S. 267) Lukrez (Titus Lucretius Carus, v. Chr.) De la nature des choses. Traduction nouvelle, avec des notes par M. L* G* (La Grange). Paris, Bleuet, Bde. Mit gestochenem Titel und 6 Kupfertafeln von Binet nach Gravelot. Marmorierte Kalblederbände der Zeit. Erste Ausgabe dieser Übersetzung mit den schönen Illustrationen von Gravelot (Kat. 15.2). Lukrez berief sich auf die Lehre von Epikur, der mit seiner Philosophie den Menschen Gemütsruhe und Gelassenheit empfahl. An ihm orientierten sich später vor allem die materialistischen Philosophen, etwa La Mettrie (Kat. 35). Friedrich griff in den schwierigen Momenten seines Lebens, vor allem während des Siebenjährigen Krieges immer wieder zu dem philosophischen Lehrgedicht des Lukrez. Sein Vorleser de Catt erwähnt das wiederholt, so im August 1758 (de Catt, a. a.o., S. 245):»Der König las alle Tage morgens und nachmittags seinen geliebten Lukrez; er sagte, das sei sein Brevier, wenn er traurig sei.«friedrich hatte ein Exemplar dieser Ausgabe in der Bibliothek des Neuen Palais (S. 351) und mehr als fünf weitere Ausgaben in den anderen Bibliotheken. Lit.: Cohen-de Ricci 664; Brunet III, 1221:»Bonne édition de cette traduction estimée.«abb. S

58 »Frédéric le Philosophe« Marcus Tullius Cicero ( v. Chr.) Les oraisons. Paris Die Reden Ciceros haben Friedrich tief beeindruckt und ein Leben lang begleitet. Ciceros Redekunst prägte seine eigenen Ansprachen. Berühmt sind Friedrichs Reden an seine Offiziere, etwa seine Worte an die Offiziere der Berliner Garnison am Vorabend der Abreise in den Ersten Schlesischen Krieg:»Meine Herren, ich unternehme einen Krieg, für den ich keinen anderen Bundesgenossen habe als Ihre Tapferkeit und Ihren guten Willen. Meine Sache ist gerecht, und ich vertraue auf mein Glück Brechen Sie auf zum Rendezvous des Ruhms, wohin ich Ihnen ungesäumt folgen werde.«ciceros Werke nehmen unter den antiken Autoren den größten Platz in den Bibliotheken Friedrichs ein (Krieger, S. 151f.). Von seinem Vorleser de Catt wissen wir, daß Friedrich während des Siebenjährigen Krieges immer wieder darin las. Friedrich an de Catt, 25. Febr. 1779:»Grand merci pour Cicéron: c est une bonne nour riture pour l âme, et que je relis toujours avec plaisir.«(tausend Dank für Cicero Labsal für die Seele, ich lese ihn immer wieder mit großem Vergnügen.) Friedrich hatte allein von dieser Auflage von 1732 mehr als sechs Exemplare in seinen Privatbibliotheken. Von Ciceros De officiis (Über die Pflichten) sagte Friedrich, es werde nie ein besseres Lehrbuch der Moral geben (vgl. De la Littérature Allemande, Kat. 58.1). Abb. oben 25.4 Ovid (43 v. Chr. 17 n. Chr.) Les Métamorphoses en latin et en françois, de la traduction de M. l Abbé Banier... avec explications historiques. 4 Bände in Klein-Quart. Paris, Delalain, Mit 4 Titelvignetten, 30 Textvignetten, 140 bez. Kupfertafeln und 1 Schlußvignette, gestochen nach Zeichnungen von François Boucher, Charles Eisen, Hubert Gravelot, Moreau le Jeune u. a. Geflammte Leder bände der Zeit mit reicher Rückenvergoldung, Deckelbordüre, Goldschnitt. Es handelt sich um»ein Hauptwerk der französischen Illustrationskunst«(Fürstenberg), an deren berühmten Illustrationsfolge die damals bedeutendsten Künstler der galanten Blattkunst Frankreichs mitgewirkt haben (siehe Kat. Nrn. 15.2, 15.3, 15.5). Auf dem abgebildeten Kupfer nach François Boucher ( ), dem Favoriten der Marquise de Pompadour (Kat. 47) und Maler des Königs Louis XV., ist der sich in seine Galathea-Statue verliebende Pygmalion dargestellt. Friedrich las Ovid sogar im Winterquartier während des Siebenjährigen Krieges. Friedrich besaß Exemplare dieser wegen der Übersetzung des Abbé Banier und der reichen Illustrierung sehr geschätzten Ausgabe in Sanssouci (V. 302) und in Potsdam (P. 192). Lit.: Cohen-Ricci 769 ff.:»superbe ouvrage dû aux soins de l éditeur Basan et du graveur le Mire. C est un des plus galamment illustré de tout le siècle«; H. Fürstenberg, Ausstellungskatalog Französische illustrierte Bücher, Ludwigsburg 1965, Nr. 86. Abb. S

59

60 »Frédéric le Philosophe«25.5 Plutarch (um 45 um 125 n. Chr.) Les vies des hommes illustres traduits par M. Dacier. Amsterdam Bde. Mit einem gestochenen Frontispiz, mehreren Holzschnitt-, Kopf- und Schlußstücken sowie Initialen, ferner mit zahlreichen Porträts nach antiken Münzen. Schöne olivgrün-braune Maroquinbände der Zeit mit reicher Lilien-Semé-Goldprägung auf Außen- und Innendeckeln (ebenfalls aus Maroquin). Hübsche Plutarch-Ausgabe mit den von Friedrich sehr geschätzten Biographien berühmter Griechen und Römer. Er besaß zehn Plutarch- Ausgaben in seinen Privatbibliotheken, alle aus dem 18. Jahrhundert. Das unterstreicht, wie wichtig ihm dieser Autor war, den er laut de Catt regelmäßig las (de Catt, S. 29). Abb. S Lucius Annäus Seneca (um 2 v. Chr. 65 n. Chr.) Les Œuvres de Séneque le philosophe, traduites en françois par feu M. la Grange. Avec des notes critique, d histoire & littérature. Paris, Frères de Bure, Bde. Marmorierte Lederbände der Zeit. Erste Ausgabe dieser Übersetzung. Der römische Philosoph Seneca war ein bedeutender Vertreter der Stoa und Lehrer des Kaisers Nero. Friedrich erwähnte ihn als sein phi- losophisches Vorbild in einem Schreiben, das er während des Ersten Schlesischen Krieges an seinen Rheinsberger Jugendfreund und Lehrer Jordan sandte:»ich lese, was ich kann, und versichere Dir, daß ich in meinem Zelt Philosoph bin wie Seneca oder sogar noch mehr.«friedrich besaß ein Exemplar dieser Ausgabe im Weinbergschloß in Sanssouci (V. 623). Beigebunden als Band 7: Denis Diderot ( ) Essai sur la vie de Séneque le philosophe, sur ses écrits, et sur les regnes de Claude et de Néron. Paris, ebenda, Erste Ausgabe der Seneca- Biographie Diderots. Zu Diderot siehe Einführung vor Kat Abb. unten u. S Tacitus (um 58 um 120 n. Chr.) Traduction de quelques ouvrages de Tacite par de la Bleterie. Paris polierte Kalblederbände der Zeit mit Rückenvergoldung. Erste Ausgabe. Die Ausgabe enthält des Autors berühmtestes Werk Germania, worin den Römern die Germanen als Gegenbild einer nicht dekadenten Gesellschaft vor Augen geführt werden. Laut de Catt zählte Tacitus zur regelmäßigen Lektüre des Königs (de Catt, a. a.o., S. 29). Friedrich besaß ein Exemplar dieser Ausgabe (S. 387). Abb. S

61 25.1 Homer 61

62 »Frédéric le Philosophe«26.1 Friedrich II., König von Preußen 26.2 Akademie der Wissenschaften in Berlin. Kupferstich von J. J. Schleuen,

63 Die Königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin Die bereits 1700 unter Friedrichs Großvater Friedrich I. von Leibniz und dem Berliner Hofprediger Daniel Ernst Jablonski gegründete Akademie (Societät) war unter dem Soldatenkönig praktisch bedeutungslos geworden. Friedrich der Große beschloß bei seiner Thronbesteigung die Neugründung. Die Statuten sahen vier Klassen vor: eine physikalische, mathematische und philologische sowie erstmals eine philosophische Klasse. Seit 1744 schrieb die Akademie Preisfragen aus, ein wichtiger Beitrag zur Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. In dem Sitzungsbericht für das Jahr 1746 veröffentlichte der König in der philologischen Klasse den ersten Teil seiner Mémoires pour servir à l Histoire de Brandebourg (Denkwürdigkeiten der Geschichte des Hauses Brandenburg) nebst Vorwort (Kat. 49.1). An die Akademie wurden bedeutende europäische Wissenschaftler und Schriftsteller berufen: die Schweizer Mathematiker und Philosophen Leonhard Euler und Johann Georg Sulzer; der Italiener Francesco Algarotti; die französischen»philosophes«voltaire, Marquis d Argens, Lagrange und d Alembert sowie die Materialisten vor allem Diderot, Helvétius, Holbach und La Mettrie. Der Philosoph Christian Wolff, dem Friedrich das Präsidentenamt angeboten hatte, wollte als Professor in Halle bleiben. Erster Präsident wurde der berühmte französische Physiker Maupertuis. Von den Berliner Aufklärern wurde lediglich Lessing 1760 zum auswärtigen Mitglied gewählt. Obwohl Mendelssohn wegen seiner preisgekrönten Arbeit 1771 zur Aufnahme in die Akademie vorgeschlagen wurde, bestätigte der König die Wahl nicht, ohne Gründe hierfür anzugeben. Nicolai wurde erst nach Friedrichs Tod aufgenommen. 26.1»Charles Frederick III. Roy de Prusse«Kupferstich von Etienne Fiquet nach Antoine Pesne. Plattengröße: mm. Nach dem Kupfer von G. F. Schmidt (Kat. 61.1) im Gegensinn gedruckt. Die Bezeichnung mit»frederick III«kam im englisch-sprachigen Ausland häufiger vor, da man die preußischen Könige von Anfang an durchzählte. Abb. S. 62 Lit.: Campe 144; v. Sydow 26/ Ansicht der Akademie Kupferstich v. J. F. Schleuen mm. Nachdem der erste Sitz der Akademie in den Marställen abbrannte, erhielt die»académie Royale des Sciences et Belles Lettres«1752 das abbgebildete Gebäude Unter den Linden als Sitz (bis 1903). Heute ist die Akademie unter dem Namen»Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften«in der Jägerstraße am Gendarmenmarkt untergebracht. Abb. S Pierre Louis Moreau de Maupertuis ( ) Schabkunstblatt von J.J. Haid nach Robert Tournieres, Plattengröße: mm. Der berühmte französische Mathematiker und Physiker Maupertuis war der erste Präsident der Berliner Akademie (1746) und häufiger Gast an der»tafelrunde«friedrichs (Kat. 31.1). Die Darstellung zeigt den Wissenschaftler mit der Hand auf der Erdkugel, deren Abplattung an den Polen er infolge einer Expedition nach Lappland nachweisen konnte (siehe seine Eröffnungsrede als Präsident der Akademie in Kat. 49.1). Abb. S Maupertuis Mathematische Werke Œuvres. Nouvelle édition corrigée et augmentée. Lyon, Jean-Marie Bruyset, Bde. Mit gestochenem Porträt des Autors nach Tourniere, 1 gest. Polarkarte sowie gest. Vignetten, geometrischen Zeichnungen und Schautafeln. Kalblederbände der Zeit. Erste Ausgabe. 63

64 »Frédéric le Philosophe« Friedrich hatte mehrere frühere Einzelwerke des Akademie-Präsidenten in seinen Privatbibliotheken. Abb. oben 29 Leonhard Euler ( ) Der berühmte Schweizer Mathematikers Euler wurde 1742 an die Berliner Akademie berufen, um die mathematische Klasse wieder zu beleben. Von Eulers Werken sind eine Recherche und zwei Memoiren veröffentlicht in: Histoire de l Académie Royale des Sciences et Belles Lettres. Année 1746 (Kat. 49.1): I. Recherches Physiques sur la cause de la Queue des Comètes, de la Lumière Boreale, & de la Lumière Zodiacale. II. Memoire sur l effet de la propagation successive de la lumière III. Memoire sur la plus grande équation des Planètes. Nachdem Maupertuis 1756 infolge des Streites mit Voltaire (Kat ) das Präsidentenamt niederlegte, übernahm Euler dieses kommissarisch bis zu dessen Tod Abb.: Titelblatt der Histoire de l Académie Royale (Kat. 49.1), siehe oben 30 Samuel Formey ( ) Anti-Emile. Berlin, Joachim Pauli, libraire sous les Arcades, Mit mehreren Holzstich- Vignetten. Pappband der Zeit. Erste Ausgabe. Samuel Formey, Mitarbeiter an der großen Encyclopédie von Diderot und d Alembert, war seit 1746 ständiger Sekretär der Berliner Akademie. Mit seiner Anti-Emile richtete er sich gegen den epochemachenden Erziehungsroman Emile ou l Education des Jean-Jacques Rousseau von 1762 (Kat. 38.4), in dem dieser die aufklärerischen Reformideen mit schwärmender Naturverehrung verbindet. Formey stellte sich auf die Seite Friedrichs, der die modernen Ideen Rousseaus und der französischen Spätaufklärung ablehnte (Kat. 38.4). 64

65 27 Pierre Louis Moreau de Maupertuis, Präsident der Berliner Akademie 65

66 »Frédéric le Philosophe«TAFEL Die Tafelrunde 11.4 Voltaire Die Tafelrunde von Sanssouci»Brennpunkt der europäischen Aufklärung«Seit 1747 versammelte der König einen kleinen Kreis aufgeklärter und unterhaltsamer Freunde an seiner Tafel: sommers in Sanssouci, winters im Potsdamer Stadtschloß. Die wichtigsten ausländischen Gäste waren die Franzosen Voltaire, d Alembert, Maupertuis, Marquis d Argens, La Mettrie und Chasot, der Italiener Algarotti sowie die schottischen Brüder James und George Keith. Zu den häufigsten deutschen Gästen zählten Friedrich Graf Rothenburg, die Generäle von Fouqué und von Winterfeldt, Oberst von Stille, der Diplomat Graf Gotter und Baron Pöllnitz. Zwischen 1750 und 1753, d. h. zwischen Voltaires Ankunft und seiner Abreise, wird Sanssouci zum»brennpunkt der europäischen Aufklärung«(Gerhard Knoll). Friedrich berief bedeutende Gelehrte und Schriftsteller, meistens aus dem europäischen Ausland, an seinen Hof und an die Berliner Akademie. Das galt vor allem für Gelehrte, die in ihren Heimatländern wegen ihrer Werke verfolgt wurden. Der ganz in der französischen Kultur erzogene Friedrich hatte kaum Kenntnis von der deutschen Aufklärung, wenn man von dem Philosophen und Frühaufklärer Christian Wolff einmal absieht. (Kat. 16.4) 32.1 d Alembert 34.2 d Argens The Round Table at Sanssouci»Focal Point of European Enlightenment«From 1747 onwards Frederick invited a small circle of cultivated and entertaining friends to his round table: in the summer they met in Palace of Sans Souci, in the winter in Potsdam Palace. The most eminent foreign guests were Voltaire, d Alembert, Maupertuis, Algarotti, d Argens, La Mettrie, Chasot and the brothers James and George Keith. Amongst his most frequent German guests were Count Rothenburg, the generals von Fouqué and von Winterfeldt, Colonel von Stille, the diplomat Count Gotter and Baron Pöllnitz. For a short period between 1750 and 1753, i. e. between Voltaire s arrival and departure, Sanssouci was the focal point of European Enlightenment. Frederick summoned distinguished European academics and writers to his court and to the Berlin Academy and more often than not those who were persecuted in their own countries. Having been wholly brought up in French culture, Frederick was largely ignorant of German Enlightenment safe for Chris tian Wolff, the philosopher and thinker of the early Enlightenment in Germany. 66

67 Die Tafelrunde von Sanssouci und die europäische Aufklärung 31.1 Die Tafelrunde Friedrichs des Großen. Aquarell von Angelika Gilberg nach Adolf Menzel,

68 »Frédéric le Philosophe«31.1 Die Tafelrunde Friedrichs des Großen Aquarell über Tuschzeichnung auf Arches- Bütten, signiert:»a. Gilberg 94«, mm, nach Adolph Menzel. Das 1945 durch Kriegshandlungen zerstörte Großgemälde, das neben dem Flötenkonzert populärste Bild Menzels, hat dessen Ruf als Maler Friedrichs des Großen begründet. Die Bilddynamik ergibt sich aus der Darstellung des Gesprächs zwischen dem vorgeneigten Voltaire (Kat. 11.4) auf der linken Seite und dem vorgeneigten Algarotti rechts (Kat. 33.1). Der König in der Bildmitte, zu Voltaire blickend, hört zu, ebenso wie der rechts von ihm sitzende General von Stille und der links vom König plazierte Feldmarschall James Keith, dessen Bruder Lord Marschall George Keith rechts von Voltaire sitzt. Links von Algarotti findet sich Graf Rothenburg, daran links anschließend La Mettrie (Kat. 35), der sich mit Marquis d Argens (Kat. 34) zu seiner Linken unterhält. Es ist heller Sommertag. Die leichte, anmutige Farbgebung der Studie Gilbergs vermittelt die gelöste Atmosphäre und heitere Geselligkeit der illustren Runde. Dem entspricht der spielerische Charakter des Rokoko, der die Raumausstattung des Marmorsaales in Sanssouci bestimmt. Baron Bielfeld erinnert sich (Kat. 12.3):»Ich zweifle, ob in Europa eine witzigere, angenehmere, lehrreichere und lebhaftere Gesellschaft ist, als an dieser Tafel.«Im Gegensatz zu Menzels Darstellung bevorzugte der König für seine intimen Tafelrunden relativ kleine Speisezimmer, in Sanssouci meist den Vorraum zum Musikzimmer und im Stadtschloß Potsdam den Konfidenzraum, wo die Konfidenztafel (Vertraulichkeitstafel) mechanisch in den unteren Stock zum Aufdecken versenkt werden konnte. Die Weingläser und Sektflöten standen nicht wie in Menzels Darstellung neben den Gedecken, sondern auf einem Nebentisch. Wenn der König oder seine Gäste zu trinken wünschten, wurde das Glas von einem Diener angereicht, leergetrunken und von dem Diener wieder zurückgenommen, ohne daß das Glas auf den Speisetisch stehen blieb. Auf dem Nebentisch konnten die Gläser gekühlt werden. Lit.: Hans Huth, a. a. O., S Den Hinweis auf die Verwendung der Trinkgläser verdanken wir Herrn Dr. Samuel Wittwer, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Die Tafelrunde von Sanssouci Holzstich v. E. Kretzschmar nach Adolph Menzel (Kat ). Bildgröße: mm. Abb. Tafel Fridericianisches Gedeck I Ovale Terrine und großer Teller Aus dem Tafelservice»Rocaille«. (Modell-Nr.: 337 Antikzierat) Berlin, KPM (Königliche Porzellan- Manufaktur), ca Dekor: Blaues Schuppenmuster, vielfarbige Blumensträuße, Girlanden, Blüten und Insekten. Porzellan mit Reliefdekor, plastischer Garnierung, mehrfarbiger Aufglasurmalerei und Goldstaffierung. Leihgabe Wolfgang J. Kaiser Es ist das vielleicht berühmteste und farbenprächtigste Service der Königlichen Porzellan- Manufaktur Berlin (KPM). Friedrich der Große bestellte es 1767 für sein Breslauer Stadtschloß:» mit vergoldeten antiquen Zierathen und Blauen Mosaique, gemahlt mit natürlichen bunten Blumen und Guirlanden «, wie des Königs Auftrag in den historischen Bestellbüchern der Manufaktur lautete. Die Form wurde von dem Modellmeister Friedrich Elias Meyer 1767 mit dem Namen»Antique Zierat«entwickelt, die 1857 von König Friedrich Wilhelm IV. in»rocaille«umbenannt wurde. Das Service zählt zu den repräsentativsten der KPM. Bei heutigen Staatsempfängen im Schloß Charlottenburg werden die Tische mit dem Service»Rocaille«im Dekor»Breslauer Stadtschloß«gedeckt. II Silberleuchter Berlin, Christian Lieberkühn d. J., um Höhe: 15 cm. Meisterzeichen im Fuß:»L«. Achteckiger, mehrfach gestufter Fuß, auf Balusterschaft gekröntes Monogramm»FR«(Fridericus Rex). Der kleine einarmige Leuchter wurde jedem Gedeck der Tafel (beim silbernen Tafelservice) zugeordnet. Er ist von großer Seltenheit, da 1809 die silbernen Tafelservicen eingeschmolzen wurden. Lit.: Scheffler, Berliner Goldschmiede, Berlin 1968, Nr. 4b, S. XX. Leihgabe Jörg Geller 68

69 31.3 Fridericianisches Gedeck

70 »Frédéric le Philosophe« Jean le Rond d Alembert ( ) Porträt-Kupferstich von P. Savart nach C. Lusurier, Bildgröße: mm. Der berühmte französische Mathematiker und Mitherausgeber der großen Enzyklopädie von war erst nach dem Siebenjährigen Krieg Gast an Friedrichs Tafel während eines zweimonatigen Aufenthaltes 1763 in Potsdam. Die eigentliche Tafelrunde mit internationalen Gästen hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelöst. Friedrichs Einladung, länger zu bleiben, Mitglied der Akademie und Nachfolger des Präsidenten Maupertuis zu werden, lehnte d Alembert jedoch höflich ab. Auch nach dessen Abreise unterhielt Friedrich eine umfangreiche Korrespondenz mit d Alembert (Kat ), der den König weiterhin zu Fragen über die Akademie beriet. Abb. S Jean le Rond d Alembert Mélanges de littérature, d histoire et de philosophie. Berlin Kalblederbände der Zeit. Aus der Bibliothek des Grafen Schönborn. Erste Ausgabe. Die Sammlung philosophischer und historischer Schriften enthält insbesondere den berühmten Discours préliminaire des Éditeurs de l Encyclopédie (Bd. I, S ). In dieser ausführlichen Einleitung der Enzyklopädie (hrsg. von Diderot & d Alembert, ) sind Ausführungen zu den philosophischen Prinzipien und damit zum aufklärerischen Inhalt dieses Jahrhundertwerkes zu lesen, an dem die wichtigsten französischen philosophes mitgearbeitet haben, neben den beiden Herausgebern, vor allem Voltaire, Helvétius, Holbach, Montesquieu. Auf die Einleitung folgt der Prospectus von Diderot, den d Alembert mit Genehmigung des Autors hier nochmals abdruckte (Bd. I, S ). Friedrich besaß ein Exemplar einer späteren Ausgabe in seinen Bibliotheken in Potsdam (P. 217) und in Breslau (Br. 84). 70

71 33.1 Francesco Algarotti ( ) Anonyme Porträt-Radierung. Kopf im Profil nach links im Oval. Plattengröße: mm. Darunter Fries mit Apoll und den Musen und italienische Texttafel, die mit den Zeilen endet:»piacque egli al Grande FEDERIGO: questo era lode maggior d ogni poema«(das größte Lob für ein Gedicht, wenn es dem großen Friedrich gefällt). Francesco Algarotti, weitgereister und vielseitig gebil de ter Schriftsteller sowie Kunstkenner, war durch sein populärwissenschaftliches Werk Il Newtonianismo per le dame (1737) über New tons Licht- und Farben-Theorie berühmt ge worden. Der aufgeklärte Kosmopolit traf durch Vermittlung Voltaires 1739 erstmals mit Friedrich in Rheinsberg zusammen. Der König ernannte ihn 1740 zum Kammerherrn und erhob ihn in den Grafenstand. Algarotti beriet Friedrich in Kunstfragen. An seiner Tafelrunde war er häufig Gast. Nach dessen frühem Tod 1764 gab Friedrich den Auftrag, dem Freund in seinem Heimatort Pisa ein Grabmal zu errichten mit der Inschrift:»Hic jacet Ovidii Aemulus et Newtonii Discipulus«(Hier liegt ein Bewunderer Ovids und Schüler Newtons), was die italienische Familie dann leicht abänderte und mit dem Zusatz»Fridericus Magnus«versah. Abb. oben 71

72 »Frédéric le Philosophe«33.2 Algarottis Werke Œuvres du Comte Algarotti. Traduit de l Italien. Berlin, Decker, Bde. Mit hübschen, unterschiedlichen Titelvignetten von J. W. Meil, in Band I ein Frontispiz mit dem von Friedrich ge stifteten Grabmal für den 1764 verstorbenen Autor. Lederbände der Zeit. Seltene erste Gesamtausgabe der Werke. Band I enthält Algarottis populärwissenschaftliches Werk Il Newtonianismo per le dame (EA 1737). Die Gesamtausgabe widmete er Friedrich dem Großen, nicht dem Eroberer oder Gesetzgeber, sondern dem Schriftsteller und Philosophen:»Ce n est ni au conquérant ni au législateur, c est à l écrivain & au philosophe que je dédie cet ouvrage.«lit.: Wallis 196, 3; Brunet I, Francesco Algarotti Il Congresso di Citera accresciuto del alcune Lettere e del giudizio d Amore. Parigi, Prault, Mit gestochenem Titel mit Vignette von Moreau, einer gest. Widmung mit kleinem Porträt der Marquise de Pompadour und 2 weiteren Vignetten. Rotes quergenarbtes Maroquin der Zeit mit Wappensupralibros des Prinzen Condé. Exlibris. Der Sammelband enthält einen kleinen Roman über den Kongreß von Kythera (EA 1745). Dieser imaginäre Pilgerort im sagenhaften Reich der Liebe ist auch in Watteaus Einschiffung nach Kythera Bildgegenstand. Dabei handelt es sich um Friedrichs berühmtestes Watteau-Gemälde, das im Schloß Charlottenburg hängt. Die ausgestellte Version ist ein schönes Beispiel der französischen Rokoko-Buchkunst im Kleinen, insbesondere die reizvolle Widmungsvignette mit dem Bildnis der Madame de Pompadour sowie der elegante französische Maroquinband. Abb. unten und S

73 34.1 Jean Baptiste de Boyer, Marquis d Argens ( ) Porträt-Kupferstich von J. von Schleyy, 1738, nach Theod. van Pee. Aus Band I, siehe Kat Der französische Gelehrte und Schriftsteller wurde durch seine Jüdischen Briefe berühmt (Kat. 34.2). Er galt als»einer der witzigsten Schrift steller«seiner Zeit (Jöcher). Nachdem ihn sein abenteuerliches Leben quer durch Europa geführt hatte, kam er 1742 an den Hof Friedrichs des Großen. Dieser ernannte ihn zu seinem Kammerherrn und zum Direktor der Literaturklasse der Berliner Akademie. Er gehörte als Freund Friedrichs zur Tafelrunde in Sanssouci. Die Freundschaft zwischen beiden fand ihren Niederschlag in über 300 Briefen, die hauptsächlich während des Siebenjährigen Krieges geschrieben wurden. Der König offenbarte sich in dieser für ihn existentiell bedrohlichen Zeit seinem»lieben Marquis«und gibt damit einen einzigartigen Einblick in sein Wesen (Kat. 63.6). Abb. S Marquis d Argens Lettres juives, ou Correspondance Philosophiques, Historique & Critique, entre un Juif Voyageur en différens Etats de l Europe. Den Haag, Pierre Paupie, Bde. Mit 1 gestochenen Porträt des Autors, 1 gest. Frontispiz und 6 gest. Titelvignetten. Marmorierte Kalblederbände der Zeit. Frühe Ausgabe des erstmals 1737 erschienenen Werkes. In den Jüdischen Briefen, in Anlehnung an die Persischen Briefe Montesquieus geschrieben (Kat. 13.7), kritisiert d Argens die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Europa. Friedrich besaß ein Exemplar dieser Ausgabe in seinem Neuen Palais in Sanssouci (S. 401). Anthropologie, nach der Seele und Geist keine selbständigen Einheiten sind. Das erfolgreiche Buch löste einen Skandal aus, woraufhin La Mettrie auch aus Holland fliehen mußte. Er fand Aufnahme am Hof Friedrichs des Großen, der den geistreichen und unterhaltsamen Franzosen häufig zu seiner Tafelrunde einlud. Der König ernannte ihn zum Vorleser und Mitglied der Berliner Akademie. La Mettrie gilt als der meist geschmähte Denker der französischen Aufklärung. Friedrich besaß im Neuen Palais in Sanssouci ein Exemplar der Erstaus gabe des L Homme machine (S. 40). Abb. S La Mettrie Œuvres philosophiques. Amsterdam Teile in 2 Bdn. Weinrote Maroquinbände der Zeit. Seltene Amsterdamer Gesamtausgabe, die zeitgleich mit der Berliner Erstausgabe erschien. Sie enthält einen ausführlichen Discous préliminaire und La Mettries sechs Hauptwerke: L homme machine, Traité de l âme, Abrégé des systèmes, Les animaux plus que machines, L homme plante, Système d Epicure. Der König, dem La Mettrie die Erstauflage seines materialistischen Bekenntnisbuches Der Mensch als Maschine (Leiden 1748) gewidmet hatte, äußerte:»er hätte mir auch wohl etwas Besseres zueignen können.«(und kurz nach dem Tod des Autors:)»Er war lustig, ein guter Teufel, ein guter Arzt und ein schlechter Schriftsteller; aber wenn man seine Bücher ungelesen ließ, konnte man mit ihm zufrieden sein.«abb. unten Lit.: Stoddard 65; Tchemerzine/Scheler III, 952; Jauch, Jenseits der Materie (1998) Julien Offray de La Mettrie ( ) Porträt-Kupferstich von G. F. Schmidt. Berlin, um Plattengröße: mm. Der französische Militärarzt und philosophische Schriftsteller La Mettrie mußte Frankreich wegen seiner materialistisch-atheistischen Schriften verlassen. In Holland veröffentlichte er 1748 sein Hauptwerk L Homme machine (Der Mensch als Maschine). Mit diesem seinem wichtigsten Werk begründete La Mettrie die materialistische 73

74 »Frédéric le Philosophe«35.3 La Mettrie Aletheius Demetrius. Ouvrage de Penelope; ou Machiavel en medicine. Berlin Kalblederbände der Zeit mit Rückenvergoldung und gekrönten Initialen FW auf Deckelmitte. Erste Ausgabe. In dem seltenen satirischen Werk attackiert der Militärarzt La Mettrie kompromißlos die Ärztezunft, die von den neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nichts wissen wollte. Er gab selbst die bekanntesten Mediziner seiner Zeit der Lächerlichkeit preis, wie beispielsweise seinen Lehrer Boerhaave. Dem Machiavellismus seiner Kollegen stellte La Mettrie eine anti-machiavellistische Medizin gegenüber, die sich in den Dienst der Allgemeinheit stellt. Mit interessanter Provenienz: Aus der Bibliothek des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, des späteren Königs Friedrich Wilhelm II. ( ). Mit dem handschriftlichen Vermerk»Potsdam le 13 Octobre 1749«eines früheren Besitzers auf dem Vorsatz. Abb. S. 75 Lit.: Tchemerzine-Scheler III, 950; Stoddard Carl Friedrich Gustaf Graf von Gotter ( ) Kriegs- und Helden-Geschichte Friedrichs II. König in Preussen nebst den dahin einschlagenden Staats-Begebenheiten, Aus den öffentlichen Dokumenten Fünfte vermehrte Auflage. Erfurt, Jungnicol, Gestochenes Frontispiz mit Darstellung Friedrichs des Großen als Held zu Pferd mit panegyrischer Bildunterschrift:»Was Caesar, Scipio was Hannibal gethan Das trifft man großer Held in dir beysammen an«der Reichsgraf Gotter war Diplomat im Dienst Friedrichs des Großen und häufiger Gast der Tafelrunde. Auf dem berühmten Gemälde Das Flötenkonzert von Adolph Menzel ist Gotter links im Vordergrund dargestellt Carl Ludwig Freiherr von Pöllnitz ( ) Memoires contenant les Observations qu il a faites dans ses Voyages, et le Caractere des Personnes qui composent les principales Cours de l Europe. Quatrième Edition. Londres, Jean Nourse, Lederbände der Zeit mit Rückenvergoldung. Der weit gereiste Schriftsteller verbrachte seine Jugend bis 1710 in Berlin als Spielgefährte des späteren Königs Friedrich Wilhelm I. In seinem Werk schildert er seine Reisen an die wichtigsten Höfe Europas und die dabei gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse. Die Berichte sind eher unterhaltsam als zuverlässig kam Pöllnitz nach Berlin zurück und wurde Kammerherr Friedrich Wilhelms I. und Mitglied des Tabakskollegiums. Friedrich ernannte ihn 1740 zum Oberzeremonienmeister. An Friedrichs Tafelrunde sah sich Pöllnitz oft den derben Scherzen des Königs ausgesetzt. à Zu dem Mitglied der Tafelrunde Voltaire siehe Tafel 3 und Kat. 11.4, 11.5, 17 24, , 43.2, 43.4, 49.1, 55, 56, 63.2, 63.3 und

75 35.1 Julien Offray de La Mettrie 35.3 La Mettrie. Machiavel en medicine. Berlin 1748 Aus der Bibliothek des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen 75

76 »Frédéric le Philosophe«

77 Die Plagiats-Affäre Akakia Anlaß der Affäre war der Streit zwischen dem Akademiepräsidenten Maupertuis und Samuel König, der bestritt, daß Maupertuis der Entdecker des»prinzips der kleinsten Wirkung«sei. Leibniz habe dieses Prinzip bereits früher behandelt. Ein Plagiatsvorwurf, zu allen Zeiten aktuell. Daraufhin wurde Samuel König, der den schriftlichen Originalnachweis nicht führen konnte, aus der Akademie ausgeschlossen. Voltaire schaltete sich ein. Er veröffentlichte anonym und entgegen dem Versprechen, das er Friedrich gab, eine Schmähschrift über Maupertuis und Berlin hatte seine Affäre Akakia. Friedrich äußerte sich hierzu gegenüber de Catt (a. a. O., S. 23):»Der Schlingel hat mir feierlichst versprochen, daß er diese Schmähschrift nicht drucken lassen würde, die übrigens geistvoll, wahr und witzig ist.«das Wort»Akakia«kommt aus dem Griechischen und bedeutet»arglos, harmlos«, was hier offensichtlich ironisch benutzt wird. 37.1»Friedrich und Voltaire unter der Colonnade hinter Sans-Souci bei Potsdam«Kupferstich von P. Haas, Plattengr mm. Die Darstellung unterstreicht das besondere Verhältnis des Philosophenkönigs zu dem französischen Geistesfürsten Voltaire, das sich nach knapp drei Jahren an Friedrichs Hof dem Ende zuneigte und schließlich an der Affäre Akakia zerbrach. Abb. S (Friedrich der Große) Lettre d un academicien de Berlin à un academicien de Paris. Avec la traduction allemande. Schreiben eines Mitgliedes der Akademie zu Berlin an ein Mitglied der Akademie zu Paris. Etienne de Bourdeaux, Mit Holzschnitt- Titelvignette: preußischer Adler mit Legende»Cuique Suum«. Späterer Pappband. Erste französisch-deutsche Parallelausgabe. Friedrich verteidigt in dem Schreiben den Akademiepräsidenten Maupertuis in dessen Auseinandersetzung mit Samuel König. Es ist eine anonyme Antwort auf Voltaires fast gleichlautende Schrift Réponse d un académicien de Berlin à un académicien de Paris. Friedrich beschimpft den anonymen Autor (Voltaire) als unverschämten Lügner und talentlosen Pamphletisten. Die Affäre weitete sich aus, wobei Voltaire in mehreren Schriften Maupertuis attackierte, während Friedrich der Große sich gezwungen sah, seinen Akademiepräsidenten zu unterstützen (NDB XVI, 432). Abb. S (Voltaire) Histoire du Docteur Akakia, et du Natif de St. Malo. Berlin Halblederband der Zeit. Kehl Erstmals 1752 auf französisch in Potsdam in einigen Dutzend Exemplaren hergestellt in mehreren Auflagen an verschiedenen Druckorten erschienen. Abb. S. 76 Voltaires anonym erschienene Schmähschrift Diatribe des Doktor Akakia, Leibarzt des Papstes (zunächst französisch, dann auch in deutsch von Christlob Mylius) ist»eine der funkelndsten Satiren der Weltliteratur«(George P. Gooch). Darin greift Voltaire den Präsidenten Maupertuis an und macht ihn lächerlich. Wie alle Welt amüsierte sich auch Friedrich, sozusagen hinter vorgehaltener Hand. Offiziell konnte er hingegen nicht dulden, daß man den Präsidenten seiner Akademie verunglimpfte. Da das Werk trotz königlichen Verbots erschien, wurden alle Exemplare, die Voltaire noch besaß, öffentlich verbrannt. Daran (u. a. auch an der Affäre Hirschel) zerbrach schließlich das freundschaftliche Verhältnis von Friedrich und Voltaire, der drei Monate später seinen Abschied nahm. 77

78 »Frédéric le Philosophe«38.1 Helvétius. De l esprit. Paris

79 Französische Spätaufklärung Nach Voltaires Abreise 1753 verlor Friedrich zusehends den Kontakt zur französischen Aufklärung. Zwar bestand weiterhin Brieffreundschaft mit Voltaire (nach kurzer Unterbrechung) und d Alembert, den maßgeblichen»philosophes«. Die radikaleren Ansichten der jüngeren Aufklärergeneration von 1760, etwa von Diderot, Helvétius, Holbach und Rousseau, mit denen sich die Französische Revolution ankündigte, lehnte Friedrich hingegen ab. In seinem Essay Kritik des Systems der Natur von 1770 attackiert der König die radikale Herrschaftskritik Holbachs in dessen Abhandlung Système de la nature, die im gleichen Jahr erschienen war. In Briefe über die Vaterlandsliebe von 1773 verteidigt Friedrich die aufgeklärte Monarchie und wirft den französischen Spätaufklärern eine zu starke Betonung der Naturwissenschaften und einen Mangel an Vaterlandsliebe vor Claude Adrien Helvétius ( ) De l esprit. Paris, Durand, Groß-Quart. Titel mit Holzschnitt-Vignette. Halblederband des 19. Jahrhunderts mit goldgeprägten Wappensupralibros (The Society of Writers to The Signet). Erste Ausgabe des berühmten Hauptwerkes der Aufklärungsphilosophie, zweiter Druck der Quartausgabe mit den 40 nachgedruckten Blättern. Helvétius war französischer Steuerpächter,» philosophe«und Mitautor der großen Encyclopédie. Sein von John Locke (Kat. 16.3) angeregtes Hauptwerk Über den Geist war wegen des materialistischen und antiklerikalen Inhalts ein Skandalerfolg. Es wurde sofort auf den Index gesetzt und öffentlich verbrannt. Wie John Locke vertrat Helvétius die Auffassung, daß sich alle geistigen Erkenntnisse und seelischen Empfindungen aus den Sinneseindrücken ableiten lassen (Sensualismus). Er ging von der Gleichheit aller Menschen aus und stellte damit indirekt das monarchische System in Frage. Zuvor war er zum korrespondierenden Mitglied der Berliner Akademie gewählt worden (vor 1758). Friedrich, der Helvétius als Sonderbotschafter des französischen Königs Ludwigs XV. kennenlernte, schätzte den geistvollen und liebenswürdigen Autor zwar persönlich, lehnte aber dessen radikalen Sensualismus und Materialismus ab. Abb. S Paul Henri Thiery Baron d Holbach ( ) Système de la nature. Ou des Loix du Monde Physique et du Monde Moral. Par M. Mirabaud. Londres (d. i. Amsterdam, Marc-Michel Rey) marmorierte Kalblederbände der Zeit. Erste Ausgabe. In dem führenden Werk der französischen Aufklärung über den Materialismus führt Holbach alle Phänomene, körperliche wie geistige, auf Materie und Bewegung zurück. Das unter dem fingierten Verfasser Mirabaud erschienene Buch wurde wegen seines konsequenten Atheismus sofort verboten und auf den Index gesetzt. Schnell erlangte es Berühmtheit als»bibel des Materialismus«. Hiergegen richtete sich Friedrich der Große mit seiner Kritik des Systems der Natur (Kat. 38.3). Lit.: Philipp Blom. Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung. München Abb. S Friedrichs des Großen Kritik an dem System der Natur des Baron Holbach Examen critique du Système de la Nature. Berlin In: Œuvres, Band 9, S (Werke, Band 7, S ). Der Essay des Königs richtete sich gegen die radikale Herrschaftskritik und die Ablehnung der Monarchie in der von Baron Holbach unter fingiertem Namen veröffentlichten Schrift 79

80 »Frédéric le Philosophe«Système de la nature (Kat. 38.2). Friedrich weist Holbachs Ausführungen als unhistorisch zurück und vertritt die Auffassung, daß die Erbmonarchie»unter allen denkbaren Staatsformen die am wenigsten nachteilige«sei. Denn wo man die Herrscher ohne weiteres absetzen könne,»bliebe ein Nährboden für Bürgerkriege, blieben Führer, die stets bereit wären, an die Spitze gefährlicher Parteien zu treten, um den Staat in Aufruhr zu versetzen« Jean-Jacques Rousseau ( ) Emile ou l Education. Amsterdam, Marc-Michel Rey, Duodez. 5 Bde. in 12. Mit 5 Kupferstichen von Duflos nach Eisen (Kat. 15.3). Marmorierte Kalblederbände der Zeit. Frühe illustrierte Ausgabe des epochemachenden Erziehungsromans (EA 1762). In Rousseaus Werk verbinden sich die aufklärerischen Reformideen mit schwärmender Naturverehrung. Infolge der Veröffentlichung wurde gegen den Autor Haftbefehl in Frankreich erlassen. Rousseau flüchtete in das schweizerische Fürstentum Neuchâtel (Neuenburg), das damals preußisches Hoheitsgebiet war. Der tolerante König ließ Rousseau über seinen dortigen Regenten Asyl gewähren, obwohl er Rousseaus Auffassungen ablehnte. Friedrich hat die Bedeutung Rousseaus, vor allem seiner Emile, nach Goethe das»naturevangelium«der Pädagogik, wohl nicht erkannt. Er konnte das Werk nicht zu Ende lesen. Seine knappe Anmerkung lautete:»das ist ein Wiederkäuen von Sachen, die man längst kennt Nichts Originelles, wenig gediegenes Denken, viel Unverschämtes«(Siehe auch Formey, Kat. 30) 38.5 Friedrichs Briefe über die Vaterlandsliebe Lettres sur l amour de la patrie ou correspondance d Anapistemont et de Philopatros. Berlin, chez G. J. Decker & La Haye, P. J. Gosse, Mit gestochener Kopfvignette. Halblederband der Zeit. Seltene Erstausgabe. In den Briefen über die Vaterlandsliebe wendet sich Friedrich gegen die neue Richtung der französischen Spätaufklärung (nach 1760), vor allem gegen die Enzyklopädisten Diderot, Holbach, Helvétius und Rousseau. Letztlich vertei- digt hier Friedrich seine konservative Position gegen die neue, sich radikalisierende demokratische Richtung der französischen Spätaufklärer. In dem fingierten Briefwechsel zwischen den Freunden Anapistemont und Philopatros erläutert Friedrich seine Auffassung vom Staat und der Vaterlandsliebe (vgl. Werke, a. a. O., Bd. 8, S. 279):»Sie sagen, Sie wüßten nicht, worin der Gesellschaftsvertrag bestehe. Hören Sie, er entstand durch das gegenseitige Hilfsbedürfnis der Menschen. Da aber keine Gemeinschaft ohne Tugend und ohne gute Sitten bestehen kann, so muß jeder Bürger einen Teil seines Eigennutzes dem seiner Mitbürger opfern.«der dadurch beeindruckte d Alembert lobte Friedrichs Schrift als»ein Lehrbuch der patriotischen Moral«. Lit.: L/K

81 38.2»Bibel des Materialismus«81

82

83 Deutsche Aufklärung»Sapere aude! Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung.«Kant (Kat. 39.3) Mit der deutschen Frühaufklärung kam Friedrich der Große durch das Studium des Werkes von Christian Wolff (Kat. 16.4) in Kontakt, das ihm sein Freund Ulrich von Suhm ins Französische übersetzte. Begeistert schrieb Friedrich an Voltaire:»Endlich beginne ich die Mörgenröte eines Tages zu erblicken.«voltaire lehnte den Determinismus Wolffs ab und beeinflußte Friedrich mit seinen am Empirismus John Lockes (Kat. 16.3) orientierten Aufklärungsgedanken. Berlin wurde zu dem maßgeblichen ort der deutschen Aufklärung. Das berühmte Dreigestirn der sog. Berliner Aufklärung bestand aus Lessing, Mendelssohn und Nicolai. Die Berliner Aufklärer trafen sich in Lesegesellschaften und politischen Zirkeln, etwa in dem 1749 gegründeten»montagsclub«. Ihr Publikationsorgan war die bekannte Berlinische Monatsschrift, in der Mendelssohn und Kant ihre berühmten Aufsätze über die Aufklärung veröffentlichten. Friedrich der Große hatte keinen engeren Austausch mit den Berliner Aufklärern, deren Werke er wohl nicht kannte. Mit seinen Maßnahmen (Toleranzgebot, teilweise Abschaffung der Zensur, Verzicht auf Folter bei Gerichtsverfahren usw.) schaffte der aufgeklärte König aber wichtige Voraussetzungen für die deutsche Aufklärung. Auch das noch zu Friedrichs Lebzeiten veröffentlichte erste Hauptwerk des berühmten Königsberger Philosophen Immanuel Kant, die Critik der reinen Vernunft (1781), war dem König nicht bekannt. Friedrich stimmte jedoch einer ministeriellen Vorlage zu, die 1770 die Berufung Kants zum Professor für Logik und Metaphysik an die Universität in Königsberg vorschlug. Mit dem Aufklärer Christian Garve hingegen, dem Professor für Mathematik und Logik in Leipzig, Übersetzer und Buchhändler in Breslau, führte der König eine eingehende Unter redung, als er 1785 in Breslau zu Besuch war Antoine Pesne ( )»Der Tag vertreibt die Finsternis«. Deckengemälde für den Konzertsaal (Spiegelsaal) des Rheinsberger Schlosses, Ausschnitt aus dem Mittelteil. Fotografie Roland Handrick, SPSG. Der die Finsternis vertreibende Apoll personifiziert nicht nur die Förderung der Künste, er bedeutet auch Aufklärung im philosophischen Sinn (H. Börsch-Supan). Abb. links 39.2 Kronprinz Friedrich in Rheinsberg Kupferstich und auch Radierung von Gottfried Arnold Lehmann. Plattengröße: mm. Bildlegen de:»friedrich der Große als Kronprinz zu Rheinsberg. Im Jahre 1735.«Friedrich, der unter einem Baum steht, betrachtet die über dem Schloß Rheinsberg mit den beiden Türmen aufgehende Sonne. Die gezeigten Schloßtürme allerdings gab es im Jahre 1735 noch gar nicht. 83

84 »Frédéric le Philosophe« Das Bild ist symbolisch zu verstehen. In der barocken Herrscherikonographie ist die Sonne ein Symbol für den Herrscher (z. B. der»sonnenkönig«ludwig XIV). Hier hat die aufgehende Sonne wohl eine doppelte Bedeutung: Hinweis auf den kommenden Herrscher Friedrich, der 1740 den Thron bestieg, und auf den aufgeklärten Kronprinzen, der sich selbst»frédéric le Philosophe«nannte. Abb. oben 39.3 Das Publikationsorgan der Berliner Aufklärung Berlinische Monatsschrift. Hrsg. von F. Gedike und J. E. Biester. Vierter Band. Julius bis December Berlin, Haude und Spener, Mit gestochenem Frontispiz von D. Berger nach De Launay (Gebr. Montgolfier). Pappband der Zeit, die bedruckten Broschuren eingebunden. Erste Ausgabe. Enthalten sind diverse Aufsätze und Gedichte, insbesondere von Moses Mendelssohn (S ) Ueber die Frage: Was heißt aufklären? Ueber das sittlich und physisch Gute sowie von Immanuel Kant (S ) der berühmte Aufsatz über die Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, der mit den berühmten Sätzen beginnt:»aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist die Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Ist also der Wahlspruch der Aufklärung.«39.4 Gotthold Ephraim Lessing ( ) Porträt-Kupferstich von L. Stichling nach Anton Graff ( ). Plattengröße: mm. Es handelt sich um das bekannteste Lessing- Porträt. Anton Graff war der berühmteste deutsche Porträtmaler seiner Zeit. Er malte auch eines der besten Porträts des alten Königs, das in dessen Arbeitszimmer in Sanssouci über dem Dokumentarschrank mit Uhrenaufsatz hängt. Abb. S Moses Mendelssohn ( ) Porträt-Kupferstich von M. Steinla, Gotha mm. Mendelssohn schrieb in den Literaturbriefen eine schöne Rezension der durch einen Raubdruck 1760 in der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Gedichte Friedrichs des Großen (Kat. 57.4), die eigentlich nur für einen kleinen privaten Kreis von Freunden bestimmt waren:»sie werden selten bei einem Dichter so viel Philosophie, erhabene Gesinnungen, Kenntniß des menschlichen Herzens, Natur in den Gemälden und Gleichnissen, und so viel Zartheit in den Empfindungen angetroffen haben als hier; und, was an einem Werke des Genies die größte und seltenste Zierde ist, die reine Sprache des Her- 84

85

86 »Frédéric le Philosophe«zens, welche sich nie verleugnet und sich nie durch die Kunst nachahmen läßt «Mendelssohn bedauerte aber in seiner Würdigung, daß der König sich nicht der deutschen, sondern der französischen Sprache bedient hatte. Friedrich soll später die Rezension, nach Übersetzung ins Französische, mit Befriedigung zur Kenntnis genommen haben. Mendelssohn erhielt 1763 vom König durch Vermittlung des Marquis d Argens den Schutzbrief, der für den dauernden Aufenthalt eines Juden in Preußen erforderlich war. Abb. S Friedrich Nicolai ( ) Porträt-Schabkunstblatt von J. E. Haid, Augsburg 1780, nach D. Chodowiecki. Plattengröße: mm. (Zu Nicolai und zu dem seiner Meinung nach positiven Einfluß des Königs auf die deutsche Aufklärung, siehe Kat. 101). Abb. S Christian Garve ( ) Fragmente zur Schilderung des Geistes, des Charakters, und der Regierung Friedrichs des zweyten. Breslau, Korn, Halblederbände der Zeit. Erste Ausgabe der aufschlußreichen, kritischen Mitteilungen über den großen König. Der Spätaufklärer Garve wurde neben Mendelssohn berühmt, da er es verstand, philosophische Erkenntnisse populär umzusetzen. Er lernte den König 1785 in Breslau kennen. Die wiederholten Begegnungen veranlaßten ihn zu den Fragmenten über den vielseitigen König, in denen er die unterschiedlichen Facetten von dessen Charakter herausstellt. In seinem Vorwort (Band 1, XI f.) stellt Garve fest:»in der That waren die Talente dieses Königs so mannigfaltig und so geschmeidig: daß er zugleich Dichter, speculativer Philosoph, Geschichtschreiber, feiner Weltmann, angenehmer Gesellschafter für schöne Geister und Gelehrte, einer der ersten praktischen Geschäftsmänner, im Fache der Privat- und öffentlichen Haushaltung, Soldat, Feldherr, und geschickter Unterhändler seyn konnte, ohne daß eine dieser Verrichtungen der andern geschadet hätte.«beachtenswert ist das Kapitel»Ueber den litterarischen Charakter Friedrichs des zweyten«(bd. 2, S. 13ff.). Lit.: Goedeke IV/1, 511, 33; Henning 74; Borst Christian Garve ( ) Porträt-Kupferstich in Punktiermanier von J. Chr. Gottschick nach Anton Graff. Plattengröße: mm. Abb. S Immanuel Kant ( ) Porträt-Lithographie von S. L nach einer Handzeichnung von Schnorr von Karolsfeld 1789 n. d. Natur mm. Kant nannte das»zeitalter der Aufklärung«das»Jahrhundert Friedrichs«. Das war von ihm nicht als Schmeichelei gedacht. Vielmehr anerkannte der Philosoph, daß der große König die Freiheit gewährt hatte, von der Vernunft öffentlich Gebrauch zu machen. Ein Jahr nach Friedrichs Tod wurde Kant in die Berliner Akademie aufgenommen. Zu Kants berühmter Definition der Aufklärung siehe Kat Abb. oben 86

87 Gesprächspartner und Vorleser des Königs Die Vorleser spielen im Leben des Literaten Friedrich eine bedeutende, wenn auch unspektakuläre Rolle. Sie sind im engeren Sinne keine Vorleser (das trifft eigentlich nur auf den letzten Vorleser Dantal zu), sondern eher literarische Gesellschafter des Königs, der ihnen seine Werke oder Auszüge aus seiner Lektüre vorlas, um diese zu diskutieren. Der Vorleser übernahm hin und wieder auch Funktionen eines literarischen Privatsekretärs, Buchankäufers oder Bibliothekars. Die Abgrenzung zu Friedrichs weiteren Gesprächspartnern und Gästen der Tafelrunde ist nicht immer einfach. So erhielt La Mettrie den Titel Vorleser, obwohl er das eigentlich gar nicht war. Auch der in diesem Zusammenhang immer wieder als erster Vorleser Friedrichs genannte Jordan übernahm das Vorlesen nur aushilfsweise. Von den Vorlesern sind neben Claude Étienne Darget ( ) vor allem von Bedeutung Henri Alexandre de Catt ( ) und Charles Dantal ( ). Ihre Aufzeichnungen ermöglichen einen tiefen Einblick in die Persönlichkeit des Königs und seine literarischen Interessen Friedrich der Große. Epistel an Darget Claude Étienne Darget war Friedrichs Vorleser und Sekretär von 1746 bis Der König übersandte sein komisches Heldengedicht Le Palladion (Kat. 57.8) 1749 zur Drucklegung an Darget, zusammen mit einem humorvollen Gedicht, in dem sich Friedrich über sich selbst und seine Reimkunst lustig macht (Werke, Bd. X, S. 93):»Nein, nein, Du hast s schwer! Ein ärgerliches Amt ist s, der Sekretär Eines Herrn zu sein, der ein Dichter gern wär, als Schöngeist sich fühlt, Der bis in die Nacht Liest, schreibt und Gedichte macht «40.2 Henri Alexandre de Catt ( ) Porträt:»Bildnis eines Unbekannten«. Öl auf Leinwand von J. M. Falbe ( ). Bildgröße ,5 cm. Es wird von J. Kunisch in einem Aufsatz über die Vorleser des Königs als ein Porträt de Catts angesehen (siehe unten). Henri de Catt kam aus der französischen Schweiz und studierte in Holland Staatsrecht und Geschichte. Dort traf er den inkognito reisenden König. Friedrich war von der umfassenden Bildung des jungen Mannes beeindruckt. Er lud de Catt ein, in seine Dienste als Vorleser einzutreten. De Catt übernahm das Amt im März 1758 während des Siebenjährigen Krieges im Breslauer Hauptquartier. Zurückhaltend und diskret blieb er 20 Jahre in Friedrichs Diensten. Der König erlaubte de Catt, die fast täglich geführten Gespräche aufzuzeichnen. Aus seinen 87

88 »Frédéric le Philosophe«Tagebüchern und Memoiren sowie aus anderen Quellen entstanden die berühmten Gespräche, die den Zeitraum von 1758 bis 1762 umspannen. Der große Biograph des Königs, Reinhold Koser, gab 1884 erstmals den französischen Originaltext heraus. Der König schenkte de Catt mehrere der für ihn kostbar in Ziegenleder gebundenen Bücher (Kat und 71.2). Lit.: Johannes Kunisch. Henri de Catt. Vorleser und Gesprächspartner Friedrichs des Großen. In: Zeitenwende? Preußen um 1800, hrsg. von Eckart Hellmuth u. a., Stuttgart 1999, S Friedrichs Gespräche mit de Catt Henri Alexandre de Catt. Friedrich der Große. Gespräche mit Catt. Verdeutscht und herausgegeben von Willy Schüßler. Vollständige Ausgabe mit 2 Bildnissen und 2 Karten. Leipzig, In der Dieterisch schen Verlagsbuchhandlung, Halblederband der Zeit mit Rückenvergoldung. Die Gespräche erlauben einen einzigartigen Einblick in die Persönlichkeit des Königs und in seine literarischen und philosophischen Vorstellungen, vor allem während der existenziell schwierigsten Phasen seines Lebens im Siebenjährigen Krieg. Die deutsche Übersetzung von Wilhelm Schüßler erschien erstmals in Leipzig 1926 und ist als Taschenbuchreprint (DTV, München 1981) erhältlich Charles Dantal ( ) Friedrich der Einzige in seinen Privat- und be- sonders Literarischen Stunden. Berlin, Dietrich Reimer, Zuerst erschienen Neu hrsg. von Bernhard Groundstroem. Marmorierter Papp band. Dantal war der letzte Vorleser Friedrichs und wahrscheinlich der einzige, der tatsächlich nur vorlas. Er war Mitglied der französischen Kolonie in Berlin, Lehrer am Potsdamer Waisenhaus und später Professor für französische Sprache an der Ingenieur-Akademie in Potsdam. Friedrich bat Dantal erstmals am 23. Oktober 1784 in das Schloß Sanssouci. Er hatte dem König»meistens alle Tage, bis kurz vor seinem Tode, täglich einige Stunden«vorzulesen (v. Dohm, a. a. O., Bd. V, S. 193). In seiner Schrift schildert Dantal detailliert, was er dem König in den beiden letzten Jahren seines Lebens vorlas. Auffallend ist, daß Friedrich überwiegend die klassischen Autoren wählte, vor allem Cicero, Demosthenes, Homer, Isocrates, Livius, Lukrez, Quintilian, Sueton, Tacitus sowie Werke der Rhetorik und Geschichte. Daneben ließ er sich philosophische Werke und solche der französischen Literatur vorlesen, besonders von Bayle, Molière, Montesquieu und immer wieder Voltaire. Interessant sind die knappen und treffenden Kommentare Friedrichs, die Dantal ebenfalls wiedergibt. Beispielsweise warf der König ein, als Dantal aus dem Geschichtsbuch von Hainaut über den französischen König St. Louis und seine Volksliebe vorlas (S. 25):»Das heiß ich eine schöne Volksliebe des Ludwigs, daß er es hinschickte, um es [auf Kreuzzügen] umbringen zu lassen.«werke Friedrichs des Großen in Einbänden der Zeit 88

89 41.1 Friedrich der Große als Kronprinz, um 1739

90 »Unter seinem Namen sind verschiedene französische Prosawerke erschienen; sie besitzen eine Eleganz, eine Kraft, ja selbst eine Reinheit des Ausdrucks, die man bei einem Manne bewundern würde, der von der Natur einen trefflichen Geist erhalten und sein Leben in der Hauptstadt verbracht hat. Seine Dichtungen, die man uns unter dem Titel Werke des Philosophen von Sanssouci beschert hat, sind voll von Gedanken, Wärme und großen, starken Wahrheiten.«Denis Diderot ( )

91 III Friedrich der Schriftsteller 63.1

92 TAFEL Originalhandschrift des Antimachiavell 49.5 Histoire de Brandebourg 57.6 Poesien 60.3 General-Principia Die Werke Friedrichs des Großen Der große König ist als Literat heute nahezu vergessen. Theodor Schieder stellt dazu fest:»friedrich von Preußen spielt in der deutschen Literatur als Autor keine Rolle«, Wert und Bedeutung von Friedrichs Geschichtsschreibung werden jedoch ausdrücklich betont. Und der australische Historiker Christopher Clark attestiert Friedrich,»die vielleicht attraktivste und eleganteste Geschichte Preußens geschrieben«zu haben. In seiner Zeit war der aufgeklärte König ein Bestsellerautor, wie wir heute sagen würden. Friedrichs Werke erreichten hohe Auflagen und wurden in die meisten Weltsprachen übersetzt, der Antimachiavell sogar ins Lateinische. Mit dem Erscheinen dieses staatspolitisch bedeutendsten Werkes wurde Friedrich weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit als aufgeklärter Fürst bekannt. Zum Antimachiavell werden die französische Urschrift Friedrichs (La Réfutation du Prince de Machiavel) und mehrere Ausgaben, einschließlich der französischen und deutschen Erstausgabe ausgestellt. Hierzu wird ein Originalschreiben Friedrichs gezeigt, das dieser kurz vor seiner Thronbesteigung an Voltaire richtete mit der Bitte um Be arbeitung, Kritik und anonyme Veröffentlichung. Ein besonders kostbares Buch ist das große Geschichtswerk Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg aus der Privatpresse des Königs»Au Donjon du Château«im Berliner Stadtschloß, das als illustrierte Prachtausgabe 1751 erstmals in kleinster Auflage gedruckt wurde (Kat. 49.4). Bemerkenswert ist ferner das Exemplar der in seiner Privatpresse in kleiner Auflage hergestellten General- Principia vom Kriege von 1753 aus dem Erstbesitz des Feldmarschalls Kurt Christoph Graf von Schwerin (Kat. 60.3). Die berühmte Abhandlung über die deutsche Literatur ist hier zusammengebunden mit drei der wichtigsten Gegenschriften deutscher Kritiker (Tafel 7). The works of Frederick the Great The great king s literary works are nearly forgotten today. As Theodor Schieder states: «Frederick of Prussia plays no part in German literature«. However, Schieder places great emphasis on the importance of the king s historical writings. Frederick the Great was a best-selling author at the time and his works were translated into most major languages. His best know work Anti- Machiavel was even translated into Latin. In the exhibited original letter to Voltaire Frederick concerns himself with the anonymous publication of his Anti-Machiavel. Another exquisite book is the great historical work Mémoires de la maison de Brandebourg from the king s private press»au Donjon du Château«in its very rare luxury edition of 1751 (Cat. 49.4). Also noteworthy is the unique copy of General-Principia vom Kriege, also printed at the king s private press (1753), here addressed to Field Marshall Christoph Graf zu Schwerin swearing him to secrecy (Cat. 60.3). Frederick s famous treatise on German literature (1780) is in our copy bound with three of the most important refuta tions by German critics (Table 7).

93 Philosophische und politische Werke»Der Antimachiavell ist die theoretische Verteidigung dessen, was er später in der Praxis gezwungen war zu verletzen, die Verteidigung der human-aufklärerischen Ideen einer tugendhaften, maßvollen, auf Wohlfahrt der Untertanen, auf Frieden und Gerechtigkeit bedachten Staatsführung «Kindlers Neues Literatur Lexikon Der Antimachiavell ist Friedrichs bekanntester Text. Es ist sein zweites Werk, das er noch als Kronprinz in Rheinsberg schrieb (1739). Friedrich hatte Machiavellis Werk Der Fürst (1532) über Machterlangung und Machterhaltung von einem moralischen Standpunkt aus gelesen und somit den italienischen Autor zumindest teilweise mißverstanden. Er entschloß sich, Machiavellis Lehre von der Staatsraison im Geiste aufgeklärter Humanität zu widerlegen. Dabei konnte sich der Kronprinz gleichwohl Situationen vorstellen, in denen das Staatswohl Vorrang vor moralischen Prinzi pien hat. Es sind dies»traurige Notlagen, in denen ein Fürst nicht umhin kann, seine Verträge und Bündnisse zu brechen, nur soll das dann auf gute Art geschehen, mit rechtzeitiger Benachrichtigung der Verbündeten, und nie ohne daß das Landeswohl und eine starke Notwendigkeit es gebieterisch erheischen.«voltaire wurde mit der Korrektur und Herausgabe des Antimachiavell beauftragt. Nach Friedrichs Thronbesteigung am 31. Mai 1740 sollte Voltaire jedoch die Verbreitung wegen des brisanten Inhalts unbedingt verhindern (Brief vom 27. Juni 1740):»Um Himmels willen, kaufen Sie die ganze Ausgabe des Anti-Machiavel auf «Der König ahnte wohl, daß die in seinem Werk zum Ausdruck gebrachte Humanität und der Friedenswille sich nicht mit der Realität des angetretenen Herrscheramtes vereinbaren ließen. Die theoretisch formulierten Ansichten widersprachen insbesondere der Eroberungsabsicht, die Friedrich kurz darauf in den Schlesischen Kriegen verwirklichte. Voltaire konnte jedoch das Erscheinen des Werkes im September 1740 in Den Haag (und London) nicht mehr verhindern. Er brachte daher die von ihm überarbeitete Fassung im Oktober 1740 ebenfalls in Den Haag heraus. Das Werk fand reißenden Absatz. 38 Ausgaben erschienen bereits zu Lebzeiten Friedrichs. Der Bibliograph Knoll konnte bis 1803 insgesamt 63 Ausgaben, davon 34 französische, 15 deutsche, vier englische, zwei italienische, je eine holländische, lateinische, russische und schwedische nachweisen. Es handelt sich dabei fast durchweg um Raubdrucke, die ohne Genehmigung des Königs meist im Ausland gedruckt wurden. 93

94 der Schriftsteller 41.1 Das Porträt: Friedrich der Große als Kronprinz, um 1739 Öl auf Leinwand, um 1739 von Antoine Pesne ( ) und Werkstatt cm. Der Hofmaler Psene malte alle seine authentischen Bildnisses des Königs vor dessen Thronbesteigung (1740). Das Originalgemälde von 1738/39, das ehemals im Hohenzollern-Museum in Berlin hing, ist verschollen. Danach ist das hier abgebildete Gemälde von Pesne und sei ner Werkstatt geschaffen worden: Kniestück des Kronprinzen en face in der Paradeuniform seines Ruppiner Regiments Nr. 15 mit Brustpanzer und Orden vom Schwarzen Adler mit Brustband. Lit.: Katalog Preußen Museum Minden, Veit Veltzke (Hrsg.), Macht und Dienst, 1993, Nr. 1.5, S. 20 f. mit Zuschreibung. Siehe auch Brustbild von 1736 (E. Berckenhagen, Antoine Pesne, Berlin 1958, Nr. 115h). Abb. S. 89 Leihgabe Preußen Museum Minden 41.2 Friedrich II., König von Preußen Kupferstich von F. Huot nach Johann Heinrich Ramberg, 1788, mit der Bildlegende:»Fréderic II. Roi de Prusse«. Plattengröße: mm. Aus: Laveaux. Vie de Frédéric II. Roi de Prusse. Straßburg Die Darstellung zeigt den König mit einem darunter aufgeschlagenen Anti-Machiavel, seinem 1739 in Rheinsberg verfaßten Jugendwerk (Kat. 43.1). 42 Niccolo Machiavelli ( ) Le Prince. Troisième Edition revue, corrigée, & augmentée par le Traducteur. Amsterdam, Wettstein, Mit einem gestochenen Frontispiz-Porträt und einer Holzschnitt-Titelvignette. Lederband der Zeit. Der Fürst des Niccolo Machiavelli ist eines der berühmtesten Werke der frühen Neuzeit. Neben Grundsätzen und Maßregeln fürstlichen Handelns enthält es eine Analyse der nationalstaatlichen Regierungen, die Machiavelli auf seinen Reisen kennenlernte. Ausgehend vom Studium der Menschheit begründete er die moderne politische Wissenschaft. Er war und insoweit ist er modern an den vorgefundenen Fakten interessiert, nicht an Idealbildern. Friedrich besaß drei Exemplare der Œuvres Machiavellis von 1743 (V. 478 b.c., S. 537a., Br. 126). Lit.: Graesse IV, 327. Carter/Muir. Bücher die die Welt verändern. Nr

95 43.1 Originalhandschrift des Antimachiavell, hier die Vorrede (Avant propos) zu Friedrichs Widerlegung des Prinzen von Machiavel: La Réfutation du Prince de Machiavel

96 der Schriftsteller (Widerlegung des Prinzen von Machiavel). Berlin, 1. Februar Berühmt wurde der Satz im ersten Kapitel (siehe links die markierte Stelle), der für sein naturrechtliches Herrschaftsverständnis kennzeichnend ist. In deutscher Übersetzung:»Ein Fürst ist keineswegs ein unumschränkter Herr der Völker, die unter seiner Botmäßigkeit stehen, weit gefehlt, er ist unter denselben nicht mehr als der erste Diener.«Die bekannten Anfangssätze der auf Seite 95 abgebildeten Vorrede lauten in der deutschen Übersetzung:»Machiavellis Fürst bedeutet hinsichtlich der Moral dasselbe wie Benedikt Spinozas Werk auf dem Gebiet des Glaubens. Spinoza untergrub die Fundamente des Glaubens und erstrebte nichts Geringeres, als die ganze Religion zu vernichten; Machiavelli verdarb den Charakter der Politik und unternahm es, die Lehren der gesunden Moral zu untergraben.«die ursprüngliche französische Fassung wurde erstmals vollständig 1848 in den Œuvres (Bd. 8) von Preuss (Kat. 64.3) veröffentlicht. Eine vollständige Übersetzung der Réfutation erschien erst im 6. Band der»potsdamer Ausgabe«im Jahre 2007 (siehe Einführung vor Kat. 64). 1. GstA PK, VI. HA NL Friedrich II, von Preußen, S. 1 (1. Kapitel). 2. Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Friedrichs Originalhandschrift des Antimachiavell Eigenhändiges Manuskript in französischer Sprache der Réfutation du Prince de Machiavel 43.2 Eigenhändiges Schreiben Friedrichs an Voltaire Friedrich, Kronprinz von Preußen. Eigenhändiger Brief mit Unterschrift. Berlin, 3. Febr Quart. 2 ¼ Seiten. Der Kronprinz sandte Voltaire, der sich zur Bearbeitung und Herausgabe des Antimachiavell bereit erklärt hatte, den Rest seines Manuskriptes mit der Bitte um Korrektur und Kritik:» je vous envoye par cet ordinaire la lie de mon travail, en vous priant de me faire part de la Critique que Vous en férez, je suis resolu de revoir et corigér sans amour propre tout ce que vous jugeréz indigne d etre presenté au public «Das Werk soll anonym erscheinen, da er frei über zahlreiche Fürsten spreche. Die überflüssigen Beleidigungen sollten gestrichen und Fehler korrigiert werden: 96

97 »Faites donc main basse sur toutes les injures que Vous trouveréz superflues, et ne me passéz point de fautes contre la pureté de la Langue.«Die zwei von Friedrich mit schwarzer Tinte dick durchgestrichenen Zeilen am Ende der ersten Seite wurden von dem Voltaire-Bibliographen Bestermann rekonstruiert:»je voudrais que le vieux machiavéliste relié dans la pourpre romaine vous assignât Berlin pour le lieu de votre exil.«(mir wäre es recht, wenn der greise, in Roms Purpur gewickelte Machiavellist Ihnen Berlin als Exil zuwiese.) Mit dem Machiavellisten ist Kardinal André- Hercule de Fleury gemeint, der Leiter der französischen Außenpolitik. Lit.: Bestermann, Nr. 2037, allerdings Transkription nicht ganz genau. (Siehe die Transkription des ganzen Originalschreibens und die deutsche Übersetzung von H. Pleschinski im Anhang). Abb. rechts u. unten

98 der Schriftsteller 43.3 Erste französische Ausgabe des Antimachiavell Examen du Prince de Machiavel, avec des notes Historiques & Politiques. Londres, Guillaume Mayer, 1741 (Sept. 1740). Pappband der Zeit mit Rückenschild. Erste Ausgabe, die aufgrund der von Voltaire zunächst revidierten Fassung und anschließend (nach Abbruch der Beziehung zu J. van Duren) von Bruzen de Martinière vorgenommenen Bearbeitung anonym und ohne Autorisierung des Königs veröffentlicht wurde. Obwohl im Impressum mit 1741 datiert, erschien das Werk bereits Ende September 1740, Barbier zufolge sowohl mit der Verlagsangabe»Londres, Guillaume Mayer«, wie hier, als auch mit der Angabe»Den Haag, Jean van Duren«mit lediglich unerheblichen Unterschieden. Lit.: Barbier II, 357:»Les différences qu offrent ces deux éditions sont insignifiantes«; L/K 291 (290: J. van Duren):»Ist derselbe Druck, wie obige Ausgabe von van Düren.... Dieselbe Titelvignette«; Preuß, Friedrich der Große als Schriftsteller, S Abb. S. 99 Privatbesitz 43.4 Voltaires Ausgabe des Antimachiavell Anti-Machiavel ou Essai de critique sur le Prince de Machiavel, publié par Mr. de Voltaire. A la Haye, Aux dépens de l éditeur, 1740 (Oktober). Lederband der Zeit. Seltene erste von Voltaire herausgegebene Fassung. Sie stellt eine überarbeitete und auf eigene Kosten herausgegebene Version der ersten, nicht autorisierten Ausgabe von Jean van Duren dar. Voltaire ersetzte in seiner Bearbeitung den Ausdruck»le premier domestique«durch die abgeschwächte Formulierung»le premier magistrat«(statt»der erste Diener«lautete die Formulierung nun»der erste Beamte«). In seinem»avis de l Éditeur«weist Voltaire auf die erheblichen Unterschiede zu den Ausgaben von van Duren (Kat. 43.3) hin. Die vorliegende Ausgabe erschien ebenfalls mit dem Druckvermerk»Pierre Paupie«. Friedrich, der sich nach seiner Thronbesteigung von seinem ursprünglichen Text distanzierte, war weder von der Erstausgabe van Durens (Mayers) noch von Voltaires ohne seinen ausdrücklich erteilten Auftrag vorgenommene Überarbeitung begeistert. Auch blieb Friedrichs Autorschaft nicht lange verborgen. Provenienz: Großherzogliche Bibliothek Neustrelitz (Stempel auf Titel verso). Exlibris auf Spiegel:»EA«unter Krone. Abb. S. 100 Lit.: Barbier I, 215 f.; Preuss 186; L/K Raubdruck des Antimachiavell Anti-Machiavel, ou Essai de Critique sur le Prince de Machiavel, publié par Mr. de Voltaire. Kopenhagen, Jacques Preuss, Mit gestochener Titelvignette. Titel in Rot und Schwarz. Lederband der Zeit. Einer von mehreren Raubdrucken im Jahr der Erstausgabe. Mit dem Vorwort des Herausgebers Voltaire, Friedrichs Avant-Propos und Inhalt wie in Kat. 43.3, nur ohne den Avis de l editeur. Lit.: L/K 289. Abb. S Erste deutsche Ausgabe des Antimachiavell Anti-Machiavel oder Prüfung der Regeln Nic. Machiavells von der Regierungskunst eines Fürsten. Göttingen, Universitets [sic] -Buchhandlung, Mit gestochener Titelvignette, Vignetten in Kupfer und Holz gestochen im Text. Lederband der Zeit. Erste deutsche Ausgabe. Die Übersetzung folgt der Londoner Ausgabe von Mayer (Kat. 43.3). Mit dem Erscheinen seines staatspolitisch bedeutendsten Werkes wurde Friedrich weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit als aufgeklärter Fürst bekannt. Lit.: L/K 307 Abb. S Zweite deutsche Ausgabe des Antimachiavell Anti-Machiavel oder Prüfung der Regeln Nic. Machiavells. Von der Regierungskunst eines Fürsten mit historischen und politischen Anmerkungen. Aus dem Französischen übersetzet. Zweyte Auflage Welcher eine Uebersetzung nach der Ausgabe des Herrn von Voltaire und das Leben Nic. Machiavells beygefüget ist. Göttingen, Universitäts-Buchhandlung, Mit gestochener Titelvignette, Vignetten in Kupfer und Holz gestochen im Text. Lederband der Zeit. Verbesserte zweite der im Vorjahr erschienenen ersten deutschen Auflage, selten. In dieser mit Sorgfalt bearbeiteten Ausgabe steht unter dem Text die Version Voltaires 98

99 43.3 Erste Ausgabe des Antimachiavell (Kat. 43.4) in kleiner Type. Wie der Herausgeber in seiner Mitteilung»An den Leser«feststellt, hat Voltaire viele der im ursprünglichen Text enthaltenen Stellen weggelassen. Diese sind hier durch einen waagrechten Strich markiert. Der Haupttext wurde folglich nach der Ausgabe von van Duren (= Mayer, siehe oben Kat. 43.3) gefertigt. Darunter zweispaltig die deutsche Übersetzung von Niccolo Machiavellis Werk (Kat. 42). Lit.: L/K Erste lateinische Ausgabe des Antimachiavell Anti-Machiavellus, sive specimen disquisitionum ad principem Machiavelli, Latine conversus, additisque diversarum editionum discrepantibus locis in lucem editus. Amsterdam, J. Waesberg, Mit gestochener Titelvignette. Lederband der Zeit mit hübscher Dentelle-Vergoldung auf den Deckeln. Seltene erste lateinische Übersetzung des Antimachiavell, herausgegeben von J. Fr. Behrendt. Lit.: L/K 319 und S. 57, Nr. 2. Abb. S. 100 à Weitere Traktate Friedrichs zu philosophischen und politischen Fragen: Kat. 38.3: Kritik des Systems der Natur und Kat 38.5: Briefe über die Vaterlandsliebe. 99

100 der Schriftsteller

101 Flugschriften und Pamphlete 44 Flugschrift gegen Österreich (Friedrich der Große). Lettre d un Secretaire du Comte Caunitz à un Secretaire du Comte Cobentzel. Traduit de l Allemand. A Liège, chez Bassompièrre, Quart. Pappband. Erste Aus gabe. Diese sehr seltene satirische Flugschrift aus dem Siebenjährigen Krieg (nicht in der SBB) ist ein fingiertes Schreiben des österreichischen Staatskanzlers Wenzel Anton Graf Kaunitz ( ) an den österreichischen Residenten Graf Cobentzel in Brüssel. Der König wollte damit dem real existierenden Plan des Grafen Kaunitz entgegenwirken, Preußen auf das Niveau eines unbedeutenden,»sekundären«fürstentums zu reduzieren. Das Schreiben wurde von Friedrich zu politischen Propagandazwecken verbreitet. Der fingierte Text ist weder aus dem Deutschen übersetzt, noch ist er in Lüttich erschienen.»die Fiction ist eben die, daß ein Ein- geweihter aus Wien über die Ziele und Zwecke der habsburgischen Politik Aufklärungen in die Provinz schickt... Zu diesem Zwecke werden mit großer Geschicklichkeit die in Deutschland verbreiteten Befürchtungen für die Unabhängigkeit der kleineren Reichsfürsten und für das Bestehen des Protestantismus genährt und Preußen als der Vorkämpfer beider Interessen bezeichnet«(cauer). Einer der zentralen, dem Wiener Staatskanzler untergeschobenen Sätze lautet:»unser Plan beschränkt sich nie auf die Eroberung Schlesiens, sondern ging stets auf die völlige Zerschmetterung des Königs von Preußen aus, damit keine Macht in Deutschland dem Kaiserhofe mehr Einhalt gebieten und er seine Herrschaft fest begründen kann. Alle geistlichen Fürsten sind unsere Kreaturen «(Werke, Bd. V, S. 200). Lit.: L/K

102 der Schriftsteller Kaiserin Maria Theresia ( ) Porträt-Kupferstich von F. L. Schmutzer nach Martin de Maytens mit Legende:»Roman. Imperatrix Hungaricae et Bohemiae &c. Regina Archidux Austriae &c. &c.». Plattengröße: mm. Trotz der zu politischen Zwecken eingesetzten Flugschriften gegen die Kaiserin, sprach Friedrich im übrigen, etwa in seinen Testamenten von 1752 und 1768 stets mit großer Hochachtung von Maria Theresia. Ebenfalls nicht ohne Respekt sagte er an anderer Stelle:»Einmal haben die Habsburger einen Mann, und dieser ist eine Frau.«45.2 Wenzel Anton Graf Kaunitz-Rietberg (seit 1764 Fürst). Kupferstich von Mansfeld nach Vinazer. Plattengröße mm. Kaunitz leitete ab 1753 als Staatskanzler die österreichische Außenpolitik schloß er mit Frankreich ein Defensivbündnis, das später in ein Offensivbündnis umgewandelt wurde. 46 Flugschrift gegen die Pompadour und Maria-Theresia (Friedrich der Große). Lettre de la Marquise de Pompadour à la reine de Hongrie Quart. 2 Seiten. Ohne Druckort. Seltene erste Ausgabe. Diese anonym erschienene Flugschrift war eine beißende Satire gegen Madame de Pompadour, die Mätresse des französischen Königs, und Maria-Theresia von Österreich-Ungarn. Friedrich läßt in dem fiktiven Brief die Pompadour der Königin von Ungarn vorschlagen, die freie Liebe in ihren Ländern zu gestatten. Marquis d Argens schreibt dazu an Friedrich (Briefe, S. 218):»Ich habe den Brief an die Königin gelesen; das ist zugleich die witzigste und beißendste Satire.«Friedrich verfolgte das politische Ziel, Maria- Theresia gegen das verbündete Frankreich aufzubringen. Lit.: L/K

103 47 Madame de Pompadour ( ) Stahlstich von Masard nach Steuben (um 1840). Nach einem Pastel von Maurice-Quentin de la Tour (1755), gouachiert von Joanna Lisik. Jeanette-Antoinette Poisson entstammte dem bürgerlichen Pariser Mittelstand. Sie genoß eine vorzügliche Ausbildung wurde sie Maîtresse-en-titre des Königs Ludwig XV., der ihr den Titel Marquise verlieh und dazu das Besitztum Pompadour schenkte. Hochkultiviert und elegant nannte man sie»königin des Rokoko«(Goncourt). Ihr Interesse an der Philosophie der Aufklärung und dem Kulturleben ihrer Zeit betont der Maler La Tour in seinem berühmten Pastel: die Marquise mit Notenblättern in der Hand, die Gitarre im Hintergrund, auf der Konsole ein Globus und Voltaires Henriade (Kat. 18), Montesquieus Esprit des Loix und ein Band der berühmten Encyclopédie von Diderot und d Alembert.. Die Pompadour, von wesentlichem Einfluß am französischen Hof, war eine entschiedene Gegnerin Friedrichs

104 TAFEL Friedrich der Große 49.4 Memoires 49.3 Pracht einband 49.6 (I) Mémoires Historische Schriften Die Geschichtsschreibung Friedrichs des Großen war für seine Zeit ausgesprochen modern. Er ging von dem Grundsatz der Wahrhaftigkeit aus und bemühte sich, alle verfügbaren Quellen zu erforschen. Dabei werden, von Voltaire inspiriert, nicht nur Leben und Heldentaten der Vorfahren beschrieben, sondern vor allem die wirtschaftliche, kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung des Landes. Von Friedrichs Denkwürdigkeiten des Hauses Brandenburg wurde der Markt in den Jahren überschwemmt. Es existieren nicht weniger als 30 verschiedene Zusammendrucke (Raubdrucke). Der König ließ daher 1751 eine Ausgabe in Quart mit Kupferstichen von Georg Friedrich Schmidt in seiner Privatpresse»Au Donjon du Château«(Im Turm des Schlosses) herstellen. Von dieser außerordentlich seltenen Prachtausgabe, die nur für seinen privaten Gebrauch bestimmt war, privilegierte der König den Verleger Neaulme zu zwei nicht vollständigen Buchhandelsausgaben. Sein historisches Werk setzte Friedrich fort mit der Geschichte der beiden ersten Schlesischen Kriege und der Geschichte des Siebenjährigen Krieges ( ). Ergänzend schrieb er über die Erste Polnische Teilung von Nach einer weiteren Überarbeitung (Endfassung 1775) wurde der Text unter dem neuen Titel Histoire de mon temps (Geschichte meiner Zeit) im Jahre 1788 veröffentlicht. Die Geschichtsschreibung des Königs findet ihren Abschluß mit der Darstellung des Bayrischen Erbfolgekrieges von Historical Writings The historiography of Frederick the Great was decidedly modern for his time. His basic principle was truthfulness and he did his best to exhaust all sources available to him. Most notable are his skills of portrayal, inspired by Voltaire, not only of the lives and heroic deeds of his forefathers but of the economic, cultural and social development of the country. In , the market was flooded by Frederick s Mémoires de la maison de Brandebourg. There were at least 30 unauthorized editions in circulation. Consequently the king commissioned a quarto edition in 1751 with etchings by Georg Friedrich Schmidt, published in a small edition with the imprint»au Donjon du Château«(from the castle-tower) for his private use. The publisher Neaulme was granted the privilege to print two incomplete new editions of this extremely rare deluxe edition for the public. Frederick continued his historical work with the history of the first two Silesian Wars and the Seven Years War ( ). In addition, he wrote about the First Polish Partition of 1772 and published a revised version (final version 1775) under the new title Histoire de mon temps (History of My Time), published in His final work dealt with the Bavarian War of Succession of 1778.

105 Historische Schriften 48 Das Porträt: Friedrich der Große Schabkunstblatt von J. A. Pfeffel ( ) nach Christian Wolffgang mit Bildunterschrift:»FRIDERICUS Dei gratiae Rex Borussiae, Marchio Brandenburgensis Sacri Romani Imperii Archi-Camerarius et Elector etc.«bez. unten links: Christian Wolffgang pinx. Berolini, unten rechts: J. A. Pfeffel excudit Aug. Vind. Sch. (Augsburg, nach 31. Mai 1740). Bildgr.: mm. Leihgabe Wolfgang J. Kaiser Vorbild für das traditionelle Porträt des Königs von Christian Wolffgang war das Brustbild des Hofmalers Antoine Pesne, das dieser 1739/1740 von Friedrich malte und das sicher sein berühmtestes Porträt des Königs war. Pesnes Gemälde wurde sehr oft kopiert und bildete die Vorlage für zahllose Stiche. Die Darstellung zeigt den jungen König (fast Kniestück) mit den traditionellen Symbolen der Macht (Harnisch, Helm, Feldherrenstab, Hermelin mit Band und Stern des Schwarzen Adlerordens).Die Darstellung ist ein klassisches Beispiel für das traditionelle Herrscherporträt, bei dem die Repräsentation und nicht die Individualität des Dargestellten im Vordergrund steht. Lit.: Campe 324 (Abb. 65); Börsch-Supan in: J. G. Prinz von Hohenzollern, a. a. O., S. 156; Hilde brand, a. a. O., S. 123 f., Taf. 21. Abb. S. 115»Lobpreis lag mir fern, ich wollte Geschichte schreiben.«friedrich der Große 49.1 Erstdruck von Friedrichs Denkwürdigkeiten des Hauses Brandenburg Mémoires pour servir à l histoire de Brandebourg (bis Mit dem Avant-Propos). In: Histoire de l Académie Royale des Sciences et Belles Lettres. Année Berlin, A. Haude, 1748, S Quart. Kupferstich-Vignette auf Titel, 8 gestochene und gefaltete Tafeln mit Münzbildern des Königs. Brauner Kalblederband der Zeit. Erster auszugsweiser Abdruck der Denkwürdigkeiten. Der Auszug reicht bis zum Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640). In Aufbau und Darstellung hat sich Duhan (Kat. 7). Friedrich stark von Voltaires Siècle de Louis XIV (Kat. 20.1) anregen lassen, das er als Manuskript schon lange vor der Veröffentlichung (1752) zum Lesen erhielt. Theodor Schieder zu Friedrichs historischen Schriften:»Die historischen Schriften König Friedrichs von Preußen können abgesehen von ihren Irrtümern im einzelnen, ihren Fehlern und Flüchtigkeiten durchaus als Quelle herangezogen werden «In dem Vorwort zu den Denkwürdigkeiten (1742) geht Friedrich auf die Grundsätze ein, auf denen seine Geschichtsschreibung aufbaut:»viele haben Geschichte geschrieben, aber sehr wenige haben die Wahrheit gesagt Ich halte mich sogar für verpflichtet, der Nachwelt eine wahre und exakte Darstellung der Ereignisse zu geben, die ich selbst gesehen habe Originalurkunden, Briefe wie Verträge, werden die von mir berichteten Tatsachen rechtfertigen.«(werke, Bd. II, S. 1) Ferner enthält der Band u. a. die Eröffnungsrede des Präsidenten der Berliner Akademie Maupertuis (Kat. 27), Friedrichs Gedächtnisreden (Eloges) auf Jordan (Kat. 12.2), Baron von Keyserlingk (Kat. 12.2) und Duhan (Kat. 7). Lit.: L/K 73. Abb. S Raubdruck der Denkwürdigkeiten Mémoires pour servir à l histoire de Brandebourg. Au Donjon du Chasteau [sic]. Avec Privilège d Apollon (d. i. normalerweise Berlin, Königliche Druckerei, Chr. Fr. Henning im Apothekerflügel, Stadtschloß, hier jedoch ein franz. Raubdruck) Das Werk erschien unter dem Vortitel Œuvres du Philosophe de Sans-Souci. 2 Bände (ursprünglich 3 Bde., der Bd. mit dem Heldengedicht»Le Palladion«(1749) wurde von König zurückgezogen). Mit zwei gefalteten genealogischen Tafeln. Marmoriertes Kalbleder der Zeit. 105

106 49.4

107

108 der Schriftsteller Das Exemplar ist höchstwahrscheinlich ein ausländischer Raubdruck, wohl aus Paris, worauf die im Französischen mögliche, aber in Friedrichs Privatdruckerei (Kat. 49.4) nicht benutzte Schreibweise»chasteau«schließen läßt. Lit.: Nicht in L/K. Abb. S Raubdruck der Denkwürdigkeiten Mémoires pour servir à l histoire de Brandebourg. Berlin, Ambroise Haude, Teile in 1 Bd. Mit Titelvignette»Justitia über den Wolken«. Roter Maroquineinband mit hübscher Goldbordüre (Fasenen und kleine Schmuckstempel) auf Deckeln. Wappenexlibris Hatches Trower. Ein vom König nicht autorisierter Nachdruck. Der Teil I enthält: Avant-propos; Mémoires bis zum großen Kurfürsten. Teil II enthält: Schluß der Mémoires; Des moeurs etc.; De la superstition etc. Bemerkenswert sind die letzten Sätze über die Toleranz:»Le faux zèle est un tyran qui dépeuple les provinces. La tolérance est une tendre mère qui le rend florissantes.«der falsche Eifer ist ein Tyrann, der Länder entvölkert; die Toleranz ist eine zärtliche Mutter, die für ihr Wohlergehen und Gedeihen sorgt. (Werke, Bd. I, S. 201). Abb. S Die seltene Erstausgabe aus Friedrichs Privatdruckerei Mémoires pour servir à l histoire de la maison de Brandebourg. Au Donjon du Château (Berlin, gedruckt von Chr. Fr. Henning im Apothekenflügel des Stadtschlosses). Quart (unbeschnitten). Mit gestochenem Frontispiz, gest. Titelvignette, 2 gefalteten gest. Karten, 2 gef. gest. Stammtafeln sowie 29 Textkupfer von G. F. Schmidt und 14 gest. Initialen. Interimsumschlag der Zeit, in Schatulle. Erste vollständige Originalausgabe, eines der wenigen Werke des Königs, das in seiner Schloßdruckerei»Au Donjon du Château«entstand. Es handelt sich um eine»vom König selbst besorgte vollständige Prachtausgabe«(Preuß). Sie erschien nur in kleinster Auflage, sie ist daher von allergrößter Seltenheit. Der Privatdruck diente dem König als exklusives Geschenk. Die Auflage bestand höchstwahrscheinlich nur aus 74 Exemplaren, wie man einer Rechnung des Buchbinders Krafft vom 25. November 1751 entnehmen kann. Danach hat Krafft 74 Exemplare der Mémoires auf dem Kgl. Schloß brochiert. Heute sind diese Exemplare praktisch unauffindbar. Es gibt weder eines im Bestand der Staatsbibliothek zu Berlin noch in der bedeutenden Privatsammlung von Gerhard Knoll (heute in der SPSG). Das Werk ist das einzige der Geschichtswerke Friedrichs, das zu seinen Lebzeiten und mit seinem Wissen veröffentlicht wurde (Droysen I., a. a. O., S. 83). Der Band enthält im einzelnen: Mémoires; De la superstition et de la religion; Des moeurs, des coutumes, de l industrie etc.; Du gouvernement ancien et moderne du Brandebourg; Du militaire depuis son institution jusqu à la fin du règne de Frédéric-Guillaume I. (Denkwürdigkeiten; Aberglauben und Religion; Sitten, Gebräuche und Industrie, Fortschritt des Menschengeistes in Künsten und Wissenschaften; Regierung Brandenburgs einst und jetzt; Das Heerwesen von seinen Anfängen bis zur Regierung Friedrich Wilhelms I.). Das Werk ist eines der elegantesten Erzeugnisse deutscher Buchkunst im 18. Jahrhundert. (Zu den schönen Illustrationen Schmidts siehe Kat ) Abb. S. 106, 107, 109, 152 Lit.: L/K Erste Buchhandelsausgabe Mémoires pour servir à l histoire de la maison de Brandebourg. Berlin et La Haye, Jean Neaulme, Avec Privilège de S. M. Prussienne. Quart. Mit 35 Kupfern der niederländischen Künstler Jacob von Schley und Simon Fokke (Kat. 66.2). Prachtvoller Wappeneinband für den Grafen Schönborn (E.E.C.D.S.). Erste vom König autorisierte Buchhandelsausgabe, erweitert und korrigiert. Der illustrierte Luxusdruck war vom König für die Öffentlichkeit bestimmt. Abb. S , 230 Lit.: L/K

109

110 der Schriftsteller

111

112 der Schriftsteller 49.6 Frühe deutsche Ausgabe Merkwürdigkeiten zur Brandenburgischen Geschichte. Aus dem Französischen übersetzt. Berlin, Haude und Spener, Mit gestochener Titelvignette und gest. Porträt des Königs. Halblederband der Zeit. Provenienz: W. Lichtenstein. Eine der frühen Übersetzungen der Mémoires in drei Teilen bis Der Übersetzer ist nicht bekannt. Der Band enthält ferner die Abhandlung Gründe, Gesetze einzuführen, oder abzuschaffen, Lobschriften auf General von Golze, Herrn von Bork, Herrn von Keyserlingk, Herrn von Knobelsdorff, Herrn von Jordan und Herrn La Mettrie. Abb. S. 113 Lit.: Nicht inl/k; Fromm Beispiele von Nach- bzw. Raubdrucken: I Mémoires... De Main de Maître. Imprimé Pour la Satisfaction du Public. 1751/ Bde. in 1 Wappeneinband der Zeit. Abb. des Titels mit Vignette»Justitia«auf Tafel 6. L/K 87. Abb. S. 114 II Mémoires... De Main de Maître. Imprimé Pour la Satisfaction du Public Bde. in 1 Halblederband der Zeit. Nebst Anhang: Receuil de quelques autres pièces Kupfer-Porträts: Friedrich II., Kurfürst Friedrich Wilhelm, Friedrich I. und Friedrich Wilhelm I. Abb. S L/K 91. III Mémoires... Nouvelle édition... 3 Bde. Londres, John Nourse, Enthält in Bd. 3: De la Superstition et de la religion; Des moeurs, des coutumes, de l industrie, des progrès de l esprit humain dans les arts et dans les sciences; Du gouvernement ancien et moderne de Brandebourg; Dissertation sur les raison d établir ou d abroger les loix. Abb. des Titels nebst Kupfer-Vignette gestochen von N. Meer L/K 98. Abb. S Geschichte meiner Zeit Histoire de mon temps In: Oeuvres posthumes de Fréderic II, roi de Prusse. 15 Bände. Berlin, Voss et fils et Decker et fils, 1788 (Kat. 64.1). Hier Band I und II: Fortsetzung der bis 1740 geführten Denkwürdigkeiten (Kat. 49). Teil I ist 1742, Teil II 1746 beendet worden. Erstausgabe Die Bände behandeln den Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg. Darin geht es nicht nur um die Ereignisse zu Friedrichs Zeit, sondern um seine eigene Geschichte. Gerd Heinrich schreibt hierzu (a. a. O., S. 107):»Man wird wohl darin nicht fehlgehen, daß der König Woche für Woche seine Regierung tagebuchartig und in Stichworten kommentierte und dann für sich und die Nachwelt zusammenfaßte. Schreibend bannte er die flüchtige, die eilende Zeit.«Der König gibt ein beredtes Beispiel seiner Fähigkeit zu Selbstkritik, wenn er bei der Behandlung des Zweiten Schlesischen Krieges feststellt:»kein General beging in dem Feldzuge von 1744 mehr Fehler als der König.«Der deutsche Aufklärer Garve (Kat. 39.6) charakterisiert treffend den Unterschied von Friedrichs Stil und Darstellungsweise zu Voltaire (Briefe von Garve an Weiße, Teil I, S. 345):»Was den königlichen Autor, sowie seinen Meister, Voltaire zuerst unterscheidet, ist die Deutlichkeit. Nichts Gesuchtes oder Gekünsteltes im Styl, und doch alles gut gesagt. Doch die Deutlichkeit liegt nicht bloß im Styl, sondern vornehmlich in der Exposition der Sachen.«112

113 Geschichte des Siebenjährigen Krieges Histoire de la guerre de sept ans In: Œuvres posthumes de Fréderic II, roi de Prusse. 15 Bände. Berlin, Voss et fils et Decker et fils, 1788 (Kat. 64.1). Hier Band III und IV. Erste Ausgabe der Geschichte des Siebenjährigen Krieges von , die Friedrich schon 1763 zu schreiben begann. 52 Denkwürdigkeiten von 1763 bis 1775 Mémoires depuis la paix de Hubertusbourg 1763 jusqu à la fin du partage de la Pologne In: Oeuvres posthumes de Fréderic II, roi de Prusse. 15 Bände. Berlin, Voss et fils et Decker et fils, 1788 (Kat. 64.1). Hier Band V. Erste Ausgabe über die Begebenheiten vom Hubertusburger Frieden 1763 bis zum Ende der Polnischen Teilung Der Band enthält ferner: De ce qui c est passé de plus important de puis 1775 jusqu à 1778, also einen Bericht über die wichtigsten Ereig nisse von 1775 bis Bericht über den»kartoffelkrieg«1778 Mémoires de la guerre de Correspondance de l empereur et de l impératrice reine avec le roi au sujet de la succession de la Bavière. In: Oeuvres posthumes de Fréderic II, roi de Prusse. 15 Bände. Berlin, Voss et fils et Decker et fils, 1788 (Kat. 64.1). Hier Band V. Erste Ausgabe beider Werke. In den Texten geht es um den Bayrischösterreichischen Erbfolgekrieg Friedrichs gegen Österreich. Als 1777 mit dem Tod des Kurfürsten Maximilian III. die bayrische Linie des Hauses Wittelsbach erlosch und Joseph II. von Österreich das Erbe beanspruchte, kam es wegen einer möglichen Gefährdung des Gleichgewichtes 1778 zum Konflikt zwischen Friedrich und Joseph II. Kriegshandlungen blieben jedoch aus. Aufgrund der»ausfuragierung«, d. h. der Versorgung des Militärs durch die Landbevölkerung, wurde der Krieg im Volksmund auch»kartoffelkrieg«genannt. 113

114 der Schriftsteller I 49.6.II 49.6.III 114

115 48 Friedrich II., König von Preußen, 31. Mai

116 der Schriftsteller Elogen / Gedächtnisreden Von den zehn bekannten Elogen, die der König auf seine Freunde, Gesellschafter und verdienstvolle Persönlichkeiten verfaßte und in der Berliner Akademie verlesen ließ, fanden oben bereits die Gedächtnisreden auf den Grafen Keyserlingk (Kat. 49.1), den Lehrer Duhan de Jandun (Kat. 49.1) und den Geheimrat Jordan (Kat. 49.1) Erwähnung. Zwei weitere verdienen besondere Beachtung: die Reden auf Prinz Heinrich d. J. und Voltaire. Sie zählen zu Friedrichs schönsten Elogen Prinz Heinrich der Jüngere ( ) Holzschnitt-Vignette von Adolph von Menzel (Kat ). Prinz Heinrich der Jüngere war der zweite Sohn des Kronprinzen August Wilhelm, des jüngeren Bruders Friedrichs. Als der Kronprinz bereits 1757 starb, wurde dessen ältester Sohn Friedrich Wilhelm Kronprinz. Friedrich fühlte sich dem offensichtlich begabteren jüngeren Sohn August Wilhelms mehr verbunden. Walter Elze bemerkt hierzu:»im Prinzen Heinrich wird ein Wunschbild Friedrichs Wirklichkeit und willig bot der König diesem Neffen jede Hilfe im Gang seiner Entwicklung.«Als Heinrich nur zwanzigjährig an den Blattern starb, ließ der tief trauernde König seine ergreifende Gedenkrede in der Akademie verlesen (Kat. 54.2). Abb. oben 54.2 Gedächtnisrede auf Prinz Heinrich d. J. Éloge du prince Henri de Prusse. (Mit deutscher Übersetzung von Walter Elze vorgebunden:) Gedenkrede auf Prinz Heinrich. Potsdam, Rütten & Löning Verlag, Friedrich brachte in der Eloge auf den jung verstorbenen Neffen seine große Trauer über den Verlust zum Ausdruck (S. 57, dt. S. 23):»Nicht das Werk des Glücks achtete man im Prinzen Heinrich, vielmehr das Werk der Natur, vielmehr die Gaben des Geistes, vielmehr die Eigenschaften des Herzens, vielmehr das Verdienst des Menschen selbst.«116

117 55 Éloge de Voltaire, lu à l académie royale de Berlin, dans une assemblée publique extraordinairement convoquée pour cet objet, le 26 novembre In: Œuvres, S In dem bewegenden Nachruf auf den Geistesfürsten Voltaire, den Friedrich am 26. November 1778 in der Berliner Akademie verlesen ließ, ging er mit keinem Wort auf die menschlichen Zerwürfnisse und Enttäuschungen ein. Der König vertiefte sich vielmehr in das bewunderte Lebenswerk des französischen Geistesfürsten. Die deutsche Übersetzung der Gedächtnis rede befindet sich in Band 8 der Werke, S :»Man kann sagen, wenn der Ausdruck erlaubt ist, daß Voltaire allein eine ganze Akademie aufwog... [Friedrich schließt den Nekrolog mit der Aussicht, daß] Voltaires Ruhm von Zeitalter zu Zeitalter wachsen und sein Name unsterblich sein wird«. Abb.: Faksimile eines Auszuges des Manuskripts von Friedrichs Éloge de Voltaire mit seinen eigenhändigen Korrekturen (aus: Kat. 90). Die deutsche Übersetzung aus Werke, Bd. 8, S. 234, lautet:»schon waren seine Tragödie Ödipus und einige liebenswürdige Gesellschaftsgedichte in die Öffentlichkeit gedrungen, als in Paris eine anstößige Verssatire gegen den Herzog von Orleans, den damaligen Regenten von Frankreich, erschien. Ein gewisser La Grange, Verfasser dieses dunklen Machwerks, wußte den Verdacht von sich abzulenken, indem er es für ein Werk Voltaires ausgab. Die Regierung handelte übereilt. Der junge Dichter wurde unschuldig verhaftet und in die Bastille gesteckt, wo er mehrere Monate blieb. Da aber die Wahrheit früher oder später doch ans Licht kommt, so wurde der Schuldige bestraft und Voltaire als gerechtfertigt freigelassen.«117

118 der Schriftsteller 56 Jean-Antoine Houdon ( ) Porträtbüste Voltaires in Marmor cm hoch. Leihgabe Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Die Büste entstand wenige Monate vor Voltaires Tod in Paris. Die Lebendigkeit und Virtuosität der Darstellung sind beeindruckend, nicht ohne Grund gilt Houdon als der beste Bild hauer seiner Zeit in Paris. Friedrich kaufte 1781 die Büste durch Vermittlung seines Freundes d Alembert und schenkte sie der Berliner Akade mie. Lit.: Hohenzollern, a. a. O., S. 92 f. 118

119 Die Gedichte des Philosophen von Sanssouci»Die Dichtkunst war für diesen König eine wahre Leidenschaft«Dieudonné Thiébault (Kat. 90) Friedrich der Große betonte wiederholt, daß er Gedichte nur zu seiner persönlichen Unterhaltung schreibe. An Marquis d Argens schrieb er am 22.Oktober 1762:»Wer nicht wie Racine schreibt, sollte auf die Poesie verzichten. Aber man sagt, die Poeten seien Narren, und das ist meine Entschuldigung. Und Sie werden zugeben, daß diese Narrheit für die Öffentlichkeit ungefährlich ist, besonders wenn der Poet die Welt nicht zwingt, seine Werke zu lesen, wenn er Verse macht, nur um sich selbst zu unterhalten, und wenn er der erste ist, sein schwaches Talent einzugestehen.«die im 18. Jahrhundert sehr viel weiter als heute verbreitete Reimkunst diente Friedrich aber darüber hinaus zur»alltagsbewältigung«(ziechmann), vor allem in den schweren Stunden des Siebenjährigen Krieges. Friedrichs Gelegenheitspoesie war zunächst nur für Freunde, also nur für eine begrenzte Öffentlichkeit bestimmt. Hin und wieder schwingt sich seine Reimfreude zu großer Dichtkunst auf, etwa wenn er in gefahrvoller Lage Verse an Voltaire von ergreifender Schlichtheit schreibt (Brief vom 9. Oktober 1757):»Pour moi, menacé du naufrage, Je dois, en affrontant l orage, Penser, vivre et mourir en roi.ich, vom Schiffbruch rings umdroht, Trotzen muß ich dem Verderben, Muß als König denken, leben, sterben.«auch die Gedichte Über den Zufall (Werke, a. a.o., Bd. X, S ) und Die Kriegskunst (Werke, a. a.o., Bd. VI, S ), zwei der wichtigsten Poeme Friedrichs, sollen offensichtlich nicht der Unterhaltung und Erheiterung dienen. Die berühmte dreibändige Erstausgabe der Œuvres du Philosophe de Sanssouci von 1749 mit den Illustrationen von Georg Friedrich Schmidt, in kleinster Auflage gedruckt, wurde zurückgezogen. Grund war das komische Heldengedicht Das Palladion im ersten Band. Heute existiert kein Exemplar mehr. Der korrigierte Neudruck erschien 1750 als erster Band der dreibändigen Neuausgabe Oeuvres du Philosophe de Sanssouci in Friedrichs Privatpresse»Au Donjon du Château«. Die von Voltaire korrigierte 2. Auflage wurde in zwei Bänden 1752 herausgegeben, ebenfalls»au Donjon du Château«. Von dieser Ausgabe existieren nur ganz wenige Exemplare. Das Werk mußte wegen kompromittierender Formulierungen nach dem Tod oder Weggang des Empfängers dem König zurückgegeben werden. Da Voltaire bei der Abreise aus Potsdam 1753 sein Exemplar (an dem er mitgearbeitet hatte!) mitnahm, wurde er in Frankfurt am Main festgenommen, und die Rückgabe des Bandes erzwungen. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen des Königs erschienen Raubdrucke in Frankreich. Friedrich erfuhr davon Anfang 1760 im Lager von Freiberg. Er korrigierte sofort die kritischen Passagen und ließ das Werk dann als Poésies diverses von Voss in Berlin 1760 veröffentlichen. 119

120 der Schriftsteller 57.2 Werke des Philosophen von Sans Souci Œuvres du philosophe de Sans Souci. Au Donjon du Château. Avec Privilège d Apollon Bände. Quart. Mit Kupfern von G. F. Schmidt. Band I: Le Palladion; Bd. II: Préface, Odes, Épîtres; Bd. III: Épîtres familières, Pièces diverses, Lettres, Pièces académiques, Eloges, Dissertation sur les raisons d établir ou abroger les loix. Von Band I (Le Palladion) existieren nur noch wenige Exemplare, sieben ungebundene im Charlottenburger Schloß und zwei in Maroquin gebundene Exemplare aus der Bibliothek von Sanssouci (L/K 165). Von einem dieser Exemplare wurde 1985 ein Faksimile hergestellt (Kat. 57.8). Abb.: Faksimile des Titels S »Schrift als Bild«. Detailansicht stark vergrößert 57.1 Das Porträt: Friedrich der Große zu Pferd»Schrift als Bild«Mikrographische Darstellung von Emanuel Listnau, Feder in Braun und Gold, Lavierungen mit Pinsel in Braun, Hintergrund rot aquarelliert. Blattgröße: mm. Über dem nach links reitenden König Schriftband:»FRIDERICUS MAXIMUS / REX BORUSSIAE, ELECTOR BRAN- DENBURGENSIS / SUPREMUS DUX SILESIAE, / ETC. ETC. ETC.«Leihgabe Privatbesitz. Die gesamte Darstellung Friedrichs ist kurio serweise aus Miniatur-Schriften zusammengesetzt. Die Gesichtslinien und Konturen der Darstellung bestehen aus kleinen Sätzen aus dem Buch der Weisheit (siehe oben vergrößerter Ausschnitt). Der König wird als weiser und gerechter Regent in panegyrischer Absicht dargestellt. Lit.: Nadine Rottau in: Ausstellungskatalog Schrift als Bild, Kupferstichkabinett SMB Berlin 2010, Nr. 138, wo dieses seltene Blatt erstmals ausgestellt wurde. Abb. oben und S Raubdruck Œuvres du philosophe de Sans-Souci. Potzdam (sic) Duodez mit sehr kleiner Schrift. Halblederband der Zeit. Provenienz: Prinz Ludwig zu Windisch-Graetz, Sárospatak (Wappen-Exlibris). Es handelt sich bei diesem Exemplar höchstwahrscheinlich um einen Raubdruck, unten ist der Titel des ersten Bandes mit Préface, Odes [X], Épîtres [XX] und L art de la guerre abgebildet. Lit.: L/K 170 ; Borst 105; Preuß 125 f. 120

121 57.1 Friedrich der Große. Mikrographisch aus Schriften zusammengesetzt 121

122 der Schriftsteller 57.4 Raubdruck:»Lyoner Ausgabe«Poésies du philosophe de Sans-Souci. Nouvelle Édition. Conforme à celles avouées par l Auteur, et plus ample d un tiers; avec des Variantes trèscurieuses qui ne se trouvent dans aucune des Editions publiées jusqu à present. A Sans-Souci, Bände. Mit teilweise in Rot gedruckten Titeln. Marmorierte Lederbände der Zeit. Es handelt sich hierbei um einen Raubdruck, die sog. Lyoner Ausgabe. Preuß merkt dazu an, es sei ein ehrloser Nachdruck, der die»satirischen Gedichte des Königs auf gekrönte Häupter und ihre anrügigen Diener«enthält (Kat. 105, S. 125 f.). Marquis d Argens zeigt sich hingegen nur verärgert über den Dieb, nicht über den Raub der Gedichte selbst, da diese für alle Freunde des selbständigen Denkens eine Freude darstellten:»je ne suis faché que de l action de voleur et point du tout du vol, puisque ce livre sera les délices de tous les gens qui pensent «Inhalt: Avis de l éditer; Préface; Odes [X]; Pièces diverses; Lettres en vers et en prose; Épîtres familières [X]; L art de la guerre. In B. II: Épîtres [XX]. Lit.: L/K 174:»Lyoner-Ausgabe« Nachdruck der»lyoner Ausgabe«Œuvres du philosophe de Sans-Souci. Potsdam et se trouve à Amsterdam, chez J. H. Schneider, Duodez. Starkes Büttenpapier. Mit Kupfer- Titelvignette von J. C. Philips (Büste Friedrichs mit Insignien der Macht und Dichtkunst. Im Hintergrund Schloß Sanssouci). Pergamentband der Zeit. Provenienz: Christian Ernst Graf zu Stolberg (mit schönem Wappenexlibris und Bibliotheksstempel). Abb. S. 240 Ein Nachdruck der Lyoner Aus gabe (Kat. 57.4). Dieser Nachdruck des Raubdruckes aus Lyon (L/K 169) lag Friedrich vor, als er sich an die Korrektur der kompromittierenden Passagen machte und die Neuauflage unter dem Titel Poesies diverses veranlaßte (Kat. 57.6). Inhalt: Préface; Odes [X]; Épîtres [XX]; L Art de la guerre. 122

123

124 der Schriftsteller 57.6 Erste vom König autorisierte Buchhandelsausgabe der Poesien Poësies diverses. Berlin, Voss, Quart. Mit Frontispiz und großer Titelvignette gezeichnet und gestochen von J. W. Meil, 39 gestochene Initialen, 8 Kopf- und 25 Schlußvignetten von G. F. Schmidt, davon 12 nach Le Sueur. Lederband der Zeit. Die Prachtausgabe enthät Vignetten von J. W. Meil (Kat. 66.3) und Georg Friedrich Schmidt (Kat. 66.1), die vorher teilweise für die Privatausgabe von Verwendung fanden. Es handelt sich um die erste von Friedrich revidierte und für die Öffentlickeit bestimmte Ausgabe seiner Gedichte. Als der König Anfang 1760 im Lager von Freiberg erfuhr, daß Raubdrucke seiner nicht für die Öffentlichkeit bestimmten poetischen Werke in Frankreich kursierten, beschloß er, umgehend eine eigene, bereinigte Ausgabe zu veröffentlichen. Da nur ein Exemplar eines Nachdruckes der Lyoner Ausgabe (Kat. 57.5) aufzutreiben war, benutzte der König diesen Raubdruck eines Raubdruckes, korrigierte sofort die kompromittierenden Passagen und ließ dann das abgeänderte Werk unter dem neuen Titel Poésies diverses noch im gleichen Jahr in Berlin veröffentlichen, zunächst in Oktav (L/K 180) und kurz danach als illustrierte Prachtausgabe in Quart wie hier. Das Werk wurde mit großem Erfolg verkauft, mindestens 6000 Exemplare (L/K 179). 124

125 An den Marquis d Argens schrieb Friedrich im März 1760 nach Erscheinen der Poesies diverses ein Gedicht, dessen letzte Strophe lautet (Werke, Bd. 10, S. 169):»Reißt mich künftig die Dichtwut hin Und läßt mein müd gewordner Sinn Noch einmal Glut aus der Asche steigen, Daß mir ein lustiges Verslein gelingt, So sorg ich, daß es nicht weiterdringt. Nicht für das Publikum will ich schreiben, Nur meinen Freunden die Zeit vertreiben!«57.7 Poesien des Weltweisen von Sans Souci Uebersezet nach dem Sylbenmaas [sic] des Originals. I. Theil. Bern, gedruckt bey Victor Emanuel Hortin, Mit Holzschnitt-Kopfund Schlußstücken. Auf besserem Papier. In Pappband mit Rückenschild. Inhalt: Vorrede (wohl des Übersetzers) und 17 gereimte Episteln (hier Gedichte genannt), u. a. an den Prinzen von Preußen, Graf Rothenburg, Marquis d Argens, Graf Gotter, Schwester Wilhelmine, Algarotti, Chazot, den Vorleser Darget. Es ist unbekannt, ob der in der Vorrede angekündigte zweite Teil erschienen ist (L/K 212) Friedrichs Heldengedicht Palladion Le Palladion: Poème grave. In: Œuvres du Philosophe de Sans Souci, Tome Premier. Au Donjon du Château. Avec Privilège d Apollon Bde. Quart. Dunkelblaues Original-Kunstleder in Schuber. Numerierter Faksimiledruck nach dem Original im Besitz der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten (Schloß Charlottenburg), Berlin, o. J., Nr. 330 von 999 Exemplaren. Mit einem vorzüglichen Kommentarband, hrsg. und erläutert von Jürgen Ziechmann. Edition Ziechmann Bremen Eine deutsche Übersetzung befindet sich zu Beginn des Kommentarbandes; aus: Supplement zu den hinterlassenen Werken Friedrichs, Band I, Köln Palladion bezeichnet ein Kultbild der Göttin Athene, das auf der Burg in Troja als Schutz vor Eroberung aufbewahrt wurde. Odysseus mußte es rauben, um danach Troja einnehmen zu können. Friedrichs Palladion ist ein witziges Heldengedicht, eine Satire auf die österreichischen Gegner, die»ausgeburt einer Karnevals-Laune«(Friedrich). Nach Ziechmann zählt es»zu den Höhepunkten des literarischen Schaffens des Königs«. Im Mittelpunkt der gereimten sechs Gesänge steht der französische Gesandte Marquis de Valory am preußischen Königshof und sein Sekretär Claude Etienne Darget, der 1746 Vorleser Friedrichs wurde. Im Zweiten Schlesischen Krieg nahmen österreichische Panduren bei einem Überfall auf eine preußische Stellung Darget gefangen, in dem Glauben, den französischen Gesandten in ihrer Macht zu haben. Die Schilderung der Befreiung Dargets war nicht ganz frei von Blasphemien und anderen verbalen Anzüglichkeiten. Dem König war daher sehr daran gelegen, daß das komische Heldengedicht nicht über den engsten Freundeskreis hinaus bekannt wurde. Weder Valory noch Voltaire, die beide wiederholt um ein Exemplar baten, sahen das Epos. (Zu den Kupferstichen von G. F. Schmidt siehe Kat ). Abb.: Faksimile des Titelblatts der Oeuvres du Philosophe de Sans Souci, 1750 (Kat. 57.2), S Schlußvignette von G. F. Schmidt 125

126 TAFEL (II) 58.2 Deutsche Erstausgabe Goethe Über die Deutsche Literatur Als die deutsche Aufklärung bereits ihren Höhepunkt erreicht hatte und die Genies der Weimarer Klassik begannen, ihr ruhmreiches Kapitel zu schreiben, erschien 1780 des Königs Abhandlung Ueber die deutsche Litteratur, in der er ein vernichtendes Urteil fällt. Seine Ausführungen entsetzten das intellektuelle, literarische Deutschland. Kritiken und heftige Gegenschriften ließen nicht lange auf sich warten. Die Schrift enthält eine Analyse und zugleich Vorschläge, wie den beanstandeten Zuständen abgeholfen werden könne. Dabei untersucht Friedrich mehr den Zustand der Bildung und der deutschen Sprache, als die eigentliche Literatur. Er zeigt sich überzeugt, daß man in einer Sprache nur dann gut schreiben könne, wenn diese ausgebildet und verfeinert sei. Demgegenüber findet er in Deutschland eine»halbbarbarische Sprache, in so viele verschiedene Dialekte vertheilt, als Deutschland Provinzen hat«. Sucht man nach einer Erklärung für Friedrichs Blindheit gegenüber den tatsächlichen Verhältnissen, so wird man berücksichtigen müssen, daß er sich in seinem Verständnis von Sprache nahezu ausschließlich an dem eleganten Stil des Französischen orientierte. Außerdem ist bekannt, daß diese Schrift auf frühere Formulierungsentwürfe zurückgreift, möglicherweise aus dem Jahr On German Literature When German enlightenment was already at its peak and the greats of the Weimar Classics had begun to write their glorious chapter, the king published his De La Littérature Allemande in 1780 in which he delivers a damning judgement. Even though his final prognosis for German poetry is a positive one, his deliberations must have shocked intellectual, literary Germany. The reaction strong criticism and fierce refutations was quick to come. The treatise contains an analysis coupled with suggestions on how to remedy the situation. He is convinced that you can only express yourself well in a language that is fully formed and refined. In Germany, he finds»a semi-barbaric language which has as many dialects as it has provinces«. He recommends reading the great writers of the ancient world and of French literature, which subsequently would require better teachers, schools and universities. When looking for an explanation for Frederick s blindness vis-à-vis the actual situation in Germany, one has to take into consideration that he thought and wrote almost exclusively in French. Furthermore, this treatise goes back to earlier drafts, possibly from The great dawn of German literature in the second half of the 18 th century seems to have passed him by almost completely. Nevertheless, as Goethe stated, the king stimulated German literature in quite a different way (see quote Cat )

127 Über die deutsche Literatur 58.1 (Friedrich der Große) De la Littérature Allemande; des defauts qu on peut lui reprocher; quelles en sont les causes; et par quels moyens on peut les corriger. Berlin, Decker, Angebunden sind drei zeitgenössische Kritiken (siehe unten I III). Halbledereinband der Zeit. Erste Ausgabe. Unterstellt man die Mitteilung Baron Bielfelds (Kat. 59.9) und die Vermutung Mösers (siehe unten II.) als zutreffend, Friedrichs Schrift sei bereits Mitte des Jahrhunderts konzipiert worden, ist die Prognose für die deutsche Literatur am Ende seiner Abhandlung von erstaunlicher Hellsichtigkeit:»Wir werden unsere klassischen Schriftsteller haben; jeder wird sie zu seinem Besten gern lesen. Unsere Nachbarn werden deutsch lernen, die Höfe werden es mit Vergnügen sprechen, und es kann wohl kommen, daß unsere fein und vollendet gewordene Sprache sich zugunsten unserer guten Schriftsteller von einem Ende Europas bis zum anderen ausbreitet «Die damalige Geisteswelt zeigte sich betroffen über den erst 1780 veröffentlichten Essay des Königs. L/K 42. Abb. S.: 128 In diesem interessanten Sammelband zum fridericianischen Literaturstreit befinden sich von den unterschiedlichen Reaktionen, die Friedrichs Schrift hervorgerufen hat, drei der bedeutendsten, jeweils in erster Ausgabe angebunden: I. Johann Friedrich Wilhhelm Jerusalem Ueber die Teutsche Sprache und Literatur. An Ihro königliche Hoheit die verwitwete Herzogin von Braunschweig und Lüneburg. Berlin Diese Stellungnahme stammt von dem Hofprediger und Bibliothekar Johann Friedrich Wil helm Jerusalem (Vater des Legationssekretärs Karl Wilhelm Jerusalem, dessen Selbstmord in Goethes Leiden des jungen Werthers eines der biographischen Versatzstücke bildet). Seine Kritik ist sehr verhalten, da sie im Auftrag von Philippine Charlotte Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, der Schwester des Königs, geschrieben wurde. II. (Justus Möser) Ueber die deutsche Sprache und Literatur. An einen Freund. Hamburg, B. G. Hoffmann, Das überwiegende Befremden der damaligen Geisteswelt bringt der Osnabrücker Historiker Justus Möser sehr viel deutlicher zum Ausdruck, wenn er auf die Orientierung des Königs am französischen Vorbild hinweist und das Nachahmen fremder Nationen mit einer Kopie vergleicht,»die man um deswillen geringer als ihre Originale schätzt, weil der Kopist natürlicher Weise immer mehr oder weniger ausdrückt, als der rechte Meister empfunden hat; es macht uns unwahr «. Möser empfiehlt demgegenüber, daß wir»durch aus mehr aus uns selbst und aus unserem Boden ziehen, als wir bisher gethan haben, und die Kunst unsrer Nachbarn höchstens nur in so weit nutzen, als sie zur Verbesserung unserer eigenthümlichen Güter und ihrer Kultur dienet«. Möser findet andererseits eine Erklärung für Friedrichs Unkenntnis des Aufschwungs der deutschen Literatur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Vermutung, daß die königliche Abhandlung»weit früher niedergeschrieben als gedruckt«worden sei. III. Johann Michael Afsprung Bemerkungen über die Abhandlung von der teutschen Litteratur. Frankfurt am Main, Eichenbergische Erben, In den Bemerkungen wirft der radikaldemokratische Publizist Johann Michael Afsprung ( ) Friedrich vor, die deutsche Sprache nicht genug zu kennen. Diese habe aufgrund eines reichen Wortschatzes, der noch durch die Möglichkeit der Zusammensetzung und Beugung unendlich vergrößert wird, eine Freiheit in der Wortfügung, die befähige,»die feinste Gedankenverbindung zu bezeichnen. Welche Sprache unserer Nachbarn hat so viel Freiheit in der Wortfügung, wie unsere Sprache?«Lit.: G. Berger. De la littérature allemande, in: Panorama der fridericianischen Zeit. Edition Ziechmann, Bremen 1985, S

128 der Schriftsteller Erste deutsche Ausgabe (Friedrich der Große). Ueber die deutsche Litteratur, die Mängel die man ihr vorwerfen kann; die Ursachen derselben und die Mittel sie zu verbessern. Berlin, Decker, Moderner Per ga mentband. Provenienz: Hans Merkle ( ). Friedrichs berühmte Schrift über den Zustand der deutschen Literatur erschien noch im selben Jahr in deutscher Übersetzung von Chr. Wilhelm von Dohm, ebenfalls beim königlichen Hofdrucker Decker (L/K 432). Eine weitere Übersetzung stammt aus der Feder von Leonhard Meister (Kat. 58.4) Ludwig Gomperz Briefe über die deutsche Sprache und Litteratur, in Beziehung der Abhandlung über die deutsche Litteratur, die Mängel, die man ihr vorwerfen kann, die Ursachen davon, und die Mittel sie zu verbessern. Aus dem Französischen. Danzig, Flörke, Moderner Pappband. Seltene Erstausgabe. Gomperz Erwiderungsschrift war die einzige, die Friedrich einer ehrenden Erwähnung würdigte. Abb. S.129 Lit.: Meusel I,

129 Leonard Meister (Hrsg. u. Übers.) Friedrich des Grossen wolthätige Rücksicht auch auf Verbesserung teutscher Sprache und Litteratur. Zürich, Orell, Geßner, Füßli und Komp., Rotes quergenarbtes Saffianleder mit hübscher Goldprägung. Erste Ausgabe. In seiner wohlwollenden Stellungnahme geht der Schweizer Literat und Professor Leonard Meister ( ) zu Beginn auf die merkwürdigen Umstände ein, insbesondere auf ein Gespräch des Königs mit seinem Staatsminister von Hertzberg, die zum Abfassen der königlichen Schrift geführt haben. In einem Nachtrag stellt er die Bedeutung Friedrichs für die Entwicklung der Literatur in Deutschland heraus. Der König habe mit seiner aufgeklärten Einstellung die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des geistigen Lebens geschaffen, nämlich:»sicherheit, Freyheit und Toleranz«Das Buch enthält zudem Meisters neue Übersetzung der Schrift Friedrichs (L/K 437) Domenico Caminer Storia della vita di Federigo II il Grande, re di Prussia, Elettore di Brandemburgo, &c. Tratta da Originali, e Classici Documenti. Venezia, Francesco Pitteri, Bände in Originalbroschur. Mit 3 Kupferstichen (Porträts von Friedrich, seinem Bruder Heinrich und seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II.) und 5 gestochenen Titeln mit Vignette (siehe unten). Bemerkenswert ist der Abdruck von Friedrichs Schrift Ueber die deutsche Litteratur in italienischer Übersetzung: Sopra la Letteratura Tedesca, suoi diffetti, cagioni loro, e mezzi per corregerli (Bd. V, S ). 129

130 der Schriftsteller I 130

131 Was kannte Friedrich von der deutschen Literatur? In seiner Schrift über die deutsche Literatur räumt der König ein, daß Deutschland Philosophen gehabt habe, die einem Vergleich mit den Alten standhielten. Sein Urteil über die deutsche Literatur fällt weit negativer aus. Lediglich in der kleinen Gattung der Fabel lobt er Gellerts Nähe zu Aesop und Phädrus. Canitz heißt Friedrich gut, weil dieser Horaz nachahmt. Zu den Idyllen Gessners bemerkt er, daß er diesen die Werke des Tibull, Catull und Properz vorziehe. Die öffentlichen Schauspiele sind für den König Ausdruck des schlechten deutschen Geschmacks, der sich nicht an den antiken Größen orientierte. So verstießen die Stücke eines Shakespeare wider alle Regeln des Aristoteles, der die Einheit der Zeit, des Ortes und der Handlung fordert. Goethes einige Jahre zuvor auf den Theatern erschienenes Schauspiel Götz von Berlichingen sei wiederum eine»abscheuliche Nachahmung jener schlechten englischen Stücke«. Auch wenn Friedrich einige der ihn oder seine Kriege verherrlichenden Schriften bzw. die Lyrik patriotischer Dichter wie etwa die begeisterten Gedichte von Ewald von Kleist oder Johann Gleim gekannt haben sollte, war ihm grundsätzlich alle Verherrlichung seiner Person zuwider Christian Fürchtegott Gellert ( ) Sämtliche Schriften. Leipzig, Weidmann Erben, Teile in 1 Band. Brauner Lederband der Zeit. Mit gestochenem Frontispiz und drei gest. Titelvignetten. Erste Ausgabe. Der erste Teil enthält»fabeln und Erzählungen«, darin die Fabel»Der Maler«(S. 121 f.), welche der Dichter dem König bei einem Treffen in Leipzig 1760 erzählt haben soll. Friedrich hielt Gellert für den vernünftigsten aller deutschen Gelehrten (Kat. 95):»le plus raisonnable de tous les savants allemands« Porträt Christian Fürchtegott Gellert Schabkunstblatt von Johann Elias Haid (1775) nach Anton Graff, Brustbild im Oval, mit Bildle gende»christianus FÜRCHTEGOTT GELLERT / Poeta et Auctor / simplex, rectus, venustus.«plattengröße: mm. Abb. S Friedrich Rudolph von Canitz ( ) Gedichte Nebst dessen Leben und einer Untersuchung Von dem guten Geschmack in der Dicht- und Rede-Kuns t von Joh. Ulrich König. Leipzig u. Berlin, Haude, Erste Gesamtausgabe, veranstaltet von dem Dresdner Hofpoeten J. U. König mit dessen Essay Von dem guten Geschmack in der Dicht- und Redekunst auf den Seiten Friedrich nannte die Gedichte des Canitz»supportable«, ein Kompliment, wenn man die kritische Einstellung des Königs zur damaligen deutschen Literatur bedenkt. Lit.: Goedeke III, 346, 2k; von Faber du Faur Johann Wilhelm Gleim ( ) Preussische Kriegslieder. In den Feldzügen 1756 und 1757 von einem Grenadier. Berlin, Voss (1758). 12. Mit gestochenem Frontispiz und Titelvignette von J. W. Meil (Kat. 66.3) sowie 8 gest. Musikbeilagen. Kalblederband der Zeit. Erste Ausgabe. Laut Goethe nahmen die berühmten Grenadierlieder unter den deutschen Gedichten deswegen einen so hohen Rang ein,»weil sie mit und in der Tat entsprungen sind, und noch überdies, weil an ihnen die glückliche Form, als hätte sie ein Mitstreitender in den höchsten Augenblicken hervorgebracht, uns die vollkommenste Wirksamkeit empfinden läßt«. 131

132 der Schriftsteller Gegen den Vorwurf, er strebe nach Belohnung durch den König, verwahrte sich Gleim mit dem treffenden Reim:»Von meinem Friedrich wär ich ein Schmeichler? Ich? Aus dessen Munde sich kein Wort ergeben darf, das nicht das Herz auch spricht? Bedenkt: Mein Lob ist deutsch, und Deutsches liest er nicht!«59.5 Porträt Johann Wilhelm Gleim Kupferstich von F. M. Schreyer nach Johann Hein - rich Ramberg. Dresden um mm. Halbfigur von vorn mit Schreibfeder in der Hand. Im Hintergrund preußische Grenadiere. Abb. S Anna Luise Karsch (gen. Karschin, ) Auserlesene Gedichte. Berlin, G. L.Winter, Mit einem gestochenen Porträt von G. F. Schmidt (Kat. 66.1), 1 Titelvignette sowie 14 gest. Vignetten von Johann Wilhelm Meil (Kat. 66.3). Erste Gedichtsammlung der Berliner Dichterin, die Gleim veranstaltete. Vorzugsausgabe auf besserem Papier und mit den Vignetten von Meil, die in der normalen Ausgabe fehlen. Gleim erklärte die Karschin zur deutschen Sappho. Friedrich empfing sie am 11. August Dabei soll er mit ihr ein Gespräch über die Dichtkunst geführt haben. Die Karschin faßte dieses Gespräch in einem Gedicht zusammen: Geschichte der Unterredung mit dem Philosoph von Sanssouci. 132

133 59.7 Gessner. Nouvelles Idylles. Zürich In einem Prachteinband von Christian Samuel Kalthoeber 59.7 Salomon Gessner ( ) (Diderot) & Gessner. Œuvres traduits de l Allemand. Contes moraux et Nouvelles Idylles. Zürich, chez l auteur, Bücher in 1 Quart- Band. Mit 2 gestochenen Titeln, 20 gest. Tafeln, 6 gest. Vignetten und 33 culs-de-lampe. In einem prachtvollen blauen Maroquinband der Zeit. Höchstwahrscheinlich wurde der Band von dem Berliner Buchbinder Christian Samuel Kalthoeber ( ca. 1818) gebunden, der nach London auswanderte und dort einer der bedeutendsten Buchbinder wurde. Wappenexlibris. Erste Ausgabe der beiden ersten Contes von Diderot und Gesamtausgabe der Idyllen von Gessner. Der Schweizer Rokokomaler, Kupferstecher und Dichter Gessner ( : Buchhändlerlehrling in Berlin), thematisierte in seiner damals vielgepriesenen Dichtung die idyllische Landschaft und die Hirtenpoesie. Friedrich besaß ein französisches Exemplar der Idylles von 1730 in seinem Weinbergschloß (V. 638). Abb.: Porträt Salomon Gessner. Schabkunstblatt von Joh. Elias Haid, Augsburg mm. Abb. S

134 der Schriftsteller Ewald von Kleist ( ) Sämtliche Werke. Wien Bde. Mit gestochenem Frontispiz und 2 gest. Titelvignetten von Asner. Rote Maroquinbände der Zeit, auf Deckelmitte gräfliches Wappensupralibros. Erste Wiener Ausgabe der gesammelten Werke. Die Werke des Ewald von Kleist (Großonkel Heinrichs von Kleist) sind hier mit einer würdigenden Schilderung seines Todes als Offizier des preußischen Heeres in der Schlacht bei Kunersdorf im Siebenjährigen Krieg versehen. Die vorliegende Ausgabe enthält sein Hauptwerk Der Frühling (EA 1749 bzw. überarbeitet 1756), das in mehrere Sprachen übersetzt zu einem Welterfolg wurde. Ferner ist die bekannte Ode an die preussische Armee (Bd. I, S ) aufgenommen. Die zu Lebzeiten des Autors begeisterte Rezep - tion seines Werkes geriet bald in den Schatten des Interesses an seiner Person, die das Vorbild für die Figur des Majors von Tellheim in Lessings Minna von Barnhelm abgab (KNLL) Johann Jakob Freiherr von Bielfeld ( ) Progrès des Allemands; dans les Sciences, les Belles-Lettres & les Arts. Leiden & Leipzig, Bassompièrre, Mit mehrfach gefalteter gestochener Karte Allemagne littéraire. Rotes Halb leder der Zeit. Dritte, erheblich erweiterte Ausgabe (EA 1752). Das Werk enthält allgemeine Ausführungen Bielfelds über deutsche Wissenschaftler, Historiker, Kritiker, Künstler und Schriftsteller, unter anderem über Canitz, Hagedorn, Gellert, Gleim und die Karschin. Bielfeld gibt einen Anhaltspunkt dafür, daß Friedrichs Abhandlung Ueber die Deutsche Litteratur bereits erheblich früher konzipiert wurde als dann gedruckt. Siehe hierzu auch Möser (Kat. 58.1, II). (Siehe auch Kat ) Abb. S

135 Johann Wolfgang Goethe ( ) Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Ein Schauspiel. (Frankfurt am Main) Halblederband der Zeit. Erste Ausgabe. Das Drama erreichte eine sensationelle Wirkung mit der Uraufführung am 14. April 1774 in Berlin. Vermutlich hörte Friedrich damals zum ersten Mal von Goethe und dessen erstem Drama. Der junge Autor wurde mit einem Schlag berühmt und die Epoche des»sturm und Drang«begann. Goethe setzte sich später mit der Wirkung Friedrichs des Großen auf die deutsche Literatur auseinander:»der erste Wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie. Jede Nationaldichtung muß schal sein oder schal werden, die nicht auf dem Menschlich-Ersten ruht, auf den Ereignissen der Völker und ihrer Hirten, welche beide für einen Mann stehen. Könige sind darzustellen in Krieg und Gefahr, wo sie eben dadurch als die Ersten erscheinen, weil sie das Schicksal der Allerletzten bestimmen und teilen und dadurch viel interessanter werden als die Götter selbst, die, wenn sie Schicksale bestimmt haben, sich der Teilnahme derselben entziehen.«abb. oben I Porträt: Johann Wolfgang von Goethe Kupferstich von F. Weber mm. Abb. S

136 der Schriftsteller Militärische Schriften Friedrich der Große war ein überaus produktiver Militärschriftsteller. In der Zeit von 1748 bis 1781 verfaßte er über 30 militärische Arbeiten. Er war allerdings kein Militärtheoretiker im eigentlichen Sinne. Er verband die Eigenschaften des militärtechnisch wie theoretisch versierten Feldherrn mit denen des politischen Lenkers des Staates, was ihm im Krieg zu seinem Vorteil gereichte, etwa im Vergleich zu dem österreichischen»nur-militär«daun. Die Kriegskunst wurde in die politischen Zielsetzungen eingebunden und bildete eine Unterform seines philosophischen Denkens: keine Tapferkeit ohne Klugheit; jede Niederlage als Grundlage, um die seelischen Widerstandskräfte zu mobilisieren; keine Vernichtungsschlachten, es sei denn unbedingt zum eigenen Überleben, d.h. für den Fortbestand des Staates erforderlich. Friedrich schrieb über Taktik und Strategie, Logistik, Ausrüstung, Truppenführung, über die verschiedenen Heeresgattungen usw. Hervorzuheben ist sein Hauptwerk über die Kriegsführung, die ausnahmsweise in deutscher Sprache gedruckten General-Principia vom Kriege, in die seine Erfahrungen aus den ersten beiden Schlesischen Kriegen einflossen. Das Werk wurde 1753 den Truppenführern mit der Verpflichtung zugestellt, es geheim zu halten. In den Kriegswirren gelangte es 1760 in österreichische Hände. Danach erschienen französische und weitere Übersetzungen. Der Schriftsteller und General Fürst von Ligne (Kat. 91) urteilte:»das ist das beste militärische Werk, das ich kenne.«seine in den drei Schlesischen Kriegen gesammelten Erfahrungen schreibt er fort in den Grundsätzen der Lagerkunst und Taktik von In weiteren wichtigen Schriften wie in der Geschichte des Siebenjährigen Krieges (1763, vgl. Kat. 51) und Das politische Testament (1752 u. 1768, vgl. Kat u. 2) hält er seine wichtigsten militärischen Erkenntnisse fest Das Porträt: Friedrich der Große zu Pferde Anonyme Kopie nach Daniel Chodowiecki (Kat. 66.5), Gouache auf Papier, mm. Obwohl alle Welt glaubt, eine genaue Vorstellung von dem Aussehen des alten Königs zu haben, ist sein wirkliches Konterfei nur annähernd bekannt. Denn nach seiner Thronbesteigung 1740 ließ sich Freidrich höchstwahrscheinlich nicht mehr porträtieren. Als Ausnahme wird immer wieder das Gemälde von Johann Georg Ziesenis von 1764 genannt, was aber umstritten ist (siehe Hannesen, a. a. O., Anm. 2). Nahezu alle Bildnisse sind von den bekannten Jugendporträts des Hofmalers Pesne und von Knobelsdorffs abgeleitet oder nach seinem Tod an die bekannte Totenmaske des Königs von Johann Eckstein (Kat. 92.2) angenähert. Ein Glücksfall ist Chodowieckis Gouachemalerei des alten Königs zu Pferde von 1773 und 1775, nach der die ausgestellte Gouache gefertigt wurde. Chodowiecki, der Friedrich häufig bei den Frühjahrsmanövern sah, schuf danach die bekannteste und populärste graphische Darstellung des alten Königs in der Wachtparade (Kat. 61): ein hagerer Greis mit rundem Rücken, nicht der Herrscher als Repräsentationsfigur, sondern der Alte Fritz, gezeichnet aus menschlich, bürgerlicher Sicht. Lavater bemerkt hierzu:»die Stellung ist nicht des muthigen Helden. Lasten von Jahren und Thaten, von Sorgen und Entwürfen scheinen auf seinen Schultern zu liegen «Das Profilbildniss des Königs mit der geraden Linie von Stirn und Nase ist von dem Gemälde von Knobelsdorff und den danach gefertigten Porträts (Kat. 87) beeinflußt. Abb. S

137 60.1 Friedrich der Große. Gouache nach Daniel Chodowiecki 137

138 der Schriftsteller 60.2 Friedrich der Große zu Pferde Miniatur-Kupferstich von W. H. Mewes nach Daniel Chodowiecki mit umlaufender Legende:»FRIEDRICH. II. KÖNIG v PREUSSEN. W. H. Mewes sculpsit Magdeburgi«. Blattgr mm. Plattengr mm; Rückseite: Stempel»Koenigliches Kupferstichkabinett«mit Adler und»b.s.o.«und Veräußerungsstempel:»B / Veräussert / 1925 / K. K.«(siehe unten). Außerordentlich seltener Miniaturstich, wohl der kleinste Fridericus-Stich (Vorlage für das Exlibris des Sammlers, dort allerdings im Gegensinn, siehe Abb. auf vorderem Vorsatz). Die Miniatur ist eingelegt unter Glas in einem Maroquineinband nach dem Vorbild der Friedrich-Einbände des königlichen Buchbinders Krafft für die Bibliothek in Sanssouci mit dem goldgeprägten Signum V (= Vigne, d. h. Weinberg). Es handelt sich um die berühmte Darstellung des alten Königs zu Pferde, die Chodowiecki erstmals 1773 für Baron Maltzahn malte (verschollen) und 1775 für den Schweizer Hauptmann Landre in Zürich als Gouache wiederholte (siehe Kopie Kat. 60.1). Lit.: Campe 287; nicht bei Kaiser; nicht bei Kluxen; nicht bei Sydow Seltene erste Ausgabe der Generalprinzipien aus der Privatdruckerei des Königs Die General-Principia vom Kriege, appliciret auf die Tactique und auf die Disciplin, derer Preußischen Trouppen. (Berlin, Au Donjon du Château,) Quart. Mit 13 gestochenen Tafeln, 3 Blatt Manuskript, Titel, 214 Seiten, 1 Bl. Handschriftlicher Index auf hinterem Vorsatz. Grauschwarz marmorierter Pappband der Zeit mit orangefarbenem Rückenschild. Unbeschnitten. Exlibris und Bibliotheksstempel. In Schuber. Erste Ausgabe (L/K 609). Abb. S. 139 Das ausgestellte Exemplar enthält zusätzlich ein Begleitschreiben an Feldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin»Mein lieber General Feld Marschall «, eigenhändig von Friedrich signiert, datiert 30. Januar 1753 (siehe den vollständigen Text im Anhang) Abb. S Friedrich schrieb sein militärisches Hauptwerk auf Französisch und ließ es lediglich in kleiner Anzahl für seine Generäle ins Deutsche übersetzen. Erst 1753 wurde es in seiner Privatdruckerei im Berliner Stadtschloß Au Donjon du Château (Kat. 67.4) gedruckt. Am 23. Januar 1753 veranlaßte Friedrich die Aushändigung des Werkes als streng geheime»truppenführung«an seine Generäle, zusammen mit einer handschriftlichen Kabinettsorder, die den Empfänger zur höchsten Geheimhaltung verpflichtete (siehe Anhang). Die Armee war für Friedrich nicht Selbstzweck (wie vielleicht noch für seinen Vater), sondern Instrument zur Machterhaltung. Das bringt er bereits in den Anfangssätzen der Generalprinzipien auf den Punkt:»Die Kriege, welche von Mir geführet worden, haben Mir die Gelegenheit gegeben, daß ich über die Principia dieser grossen Kunst reflectiret habe, durch welche verschiedene Reiche und Staaten empor gebracht, verschiedene hergegen gestürzet und übern Hauffen geworffen worden. Die Römische Krieges-Disciplin, welche jetzo nur noch bey Uns subsistiret, muß uns bewegen, daß wir auch in diesem Stücke ihrem Exempel nachahmen, und uns im Kriege eine beständige Meditation davon machen, im Frieden aber uns in der Uebung erhalten.«138

139

140 der Schriftsteller 60.3 In den Außenrändern der Seiten 5, 6 und 9 sind eigenhändige französische Randbemerkungen enthalten, wohl von Schwerin, der des Französischen mächtig war (siehe oben; zum Vergleich siehe das unten erwähnte Faksimile eines französischen Schreibens des Feldmarschalls, Kat. 60.4). Das Werk ist im Original von größter Seltenheit (nicht in der SBB). Es existiert nur in wenigen Exemplaren. Bedeutende Provenienz: 1. Feldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin. 2. Preußisches Kriegsministerium Berlin (ein beiliegendes Schreiben vom 2. August 1820 übermittelt das Buch der nachfolgenden Bibliothek). 3. Bibliothek des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2. Abb. S. 139, 140, u Feldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin ( ) Holzschnitt von E. Kretzschmar nach Adolph Menzel, Bildgröße: mm. In: Aus Königs Friedrichs Zeit. Kriegs- und Friedens-Helden. Mit Holzschnitt-Illustrationen von A. Menzel, in Holz geschnitten von E. Kretzschmar. Friedrich ernannte Schwerin, der unter seinem Vater schon zum General befördert wurde, einen Monat nach eigenem Regierungsantritt zum Feldmarschall und Grafen. Im Ersten Schlesischen Krieg siegte Schwerin in der Schlacht bei Mollwitz Diese Darstellung, die in vielen Bildern aufgegriffen wurde, auch von Chodowiecki, zeigt den Feldmarschall wie er mit der Fahne in der Hand vor seinem Regiment beim Angriff auf Prag 1757 fiel. Er war einer der besten Heerführer Friedrichs, dessen Tod dieser tief betrauerte. Zu den militärischen Meriten seines Feldmarschalls äußerte sich Friedrich Ende 1744 gegenüber dem französischen Gesandten,»er glaube nicht, daß es jemand in der Welt gebe, der tapferer oder brauchbarer am Tage der Schlacht sei, als Schwerin.«Lit.: G. B. Volz. Graf Kurt-Christoph Schwerin. In: Hohenzollern-Jahrbuch 1910, S , wo auf S. 51 ein Faksimile eines französischen Schreibens des Feldmarschalls an den König vom 5. Oktober 1747 einmontiert ist. Abb. S Erster französischer Raubdruck Instruction Militaire du Roi de Prusse pour ses généraux traduite de l allemand par Faesch. Avec XIII Planches. Francfort & Leipsic Titel mit Vignette. Mit 13 gefalteten Kupfertafeln. Ohne die»remarques«. Pappband. Erste französische Ausgabe. Der Übersetzer der militärischen Instruktionen Friedrichs, der sächsische Oberstleutnant Faesch, dem durch Zufall ein deutsches Manuskript der Instruktionen in die Hände fiel, weist in seinem Vorwort auf den wesentlichen Unter- 140

141 schied dieser Schrift von den damals üblichen Generalprinzipien anderer Heerführer hin:» on verra que l Auteur a fondé ses principes sur les experiences, que ses campagnes lui ont fournies.«(man sieht, daß der Autor seine Prinzipien auf Erfahrungen gründet, die ihm seine Feldzüge geliefert haben.) Das Kartenmaterial enthält Darstellungen der Aufmarsch-, Schlachtpläne, etc., insbesondere auch der berühmten»schiefen Schlachtordnung«auf Tafel IX (»Attaque en ordre de bateille oblique«). Diese Schlachtordnung ist eine spezielle Spielart der Lineartaktik, deren Anwendung in der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757 den preußischen Fahnen zu einem spektakulären Sieg verhalf und die Friedrich zusammengefaßt beschrieb:»man verweigert dem Feinde den einen Flügel und verstärkt den, der angreifen soll.«60.4 General-Principia vom Kriege Holzstich-Vignette zu den Generalprinzipien, die der König seinen Generalen überreicht. Aus: Adolphe Menzel. Illustrations pour les Œuvres de Frédéric-le-Grand. Gravées sur bois par O. Vogel. Berlin, R. Wagner, 1882, Bd. IV, 184 (Kat ). 141

142 der Schriftsteller 60.3 Originalschreiben Friedrichs des Großen an den Generalfeldmarschall Graf von Schwerin, eigenhändig signiert 142

143 61 Daniel Chodowiecki. König Friedrich s II. Wachtparade in Potsdam,

144 der Schriftsteller Testamente»Friedrichs echte und hingebende Sorge für das Wohlergehen seiner Untertanen ist in jeder seiner Schriften zu erkennen.«george P. Gooch Anlaß für die Errichtung des politischen Testaments war keine Todesahnung Friedrichs, sondern die in seinem Hause gepflegte Tradition, die Erfahrungen schriftlich zusammenzufassen. Dies war zu seiner Zeit weithin Brauch in europäischen Herrscherhäusern. Die Testamente haben letztlich die gleiche Aufgabe wie die militärischen Schriften (deren wesentlicher Inhalt an zentraler Stelle in die Testamente einging). Vereinfacht ausgedrückt soll der Nachwelt der Weg gewiesen werden, den preußischen Staat zu verbessern und groß zu machen. Daher werden alle Bereiche des Staates (Verwaltung, Justiz, Finanzen, Steuern, Wirtschaft, Außenpolitik, Heerwesen) sowie die Prinzenerziehung behandelt. Das Testament vom 7. November 1768 schließt mit dem Satz:»Zum mindesten hielt ich es für meine Pflicht, meine Gedanken schriftlich niederzulegen, damit die Nachwelt sie liest und nach reiflicher Überlegung das verwirft, was sie für verkehrt hält, aber das annimmt, was sie von Nutzen für den Staat hält, dem mein Leben und meine Arbeit gewidmet war.«61 König Friedrich s II. Wachtparade Kupferstich von Daniel Chodowiecki, Bildgröße: mm fertigte Chodowiecki nach der berühmten Einzeldarstellung des alten Königs zu Pferde (Kat. 60.1) die Radierung König Friedrich s II. Wachtparade in Potsdam. Friedrich Nicolai äußerte sich 1790 zu Chodowieckis Darstellung des alten Königs:»Die Stellung, welche er zu Pferde hatte, war vortrefflich und ungezwungen, so daß man nie müde wurde, ihn reiten zu sehen.«lit.: Campe 543; Engelmann 196; Kaiser 125; Kluxen 115 f. Abb. S. 143 Leihgabe Wolfgang J. Kaiser 62.1 Politisches Testament 1752»je fais cet ouvrage l année 1752 au Mois de Juillet«Faksimile-Ausschnitt aus dem handschriftlichen Testament. (Original im GStA PK, BPH Urk. III, 1 Nr. 21) In seinem umfangreichen Testament des Jahres 1752 äußerte sich Friedrich umfassend über den Staat. Die Schrift geht von einem Regierungssystem aus, das völlig auf den Regenten zugeschnitten ist und ausschließlich in dessen Hand ruht. Volz faßt das Testament als eine»systematische politische Lehrschrift«zusammen. Zu Beginn steht der markante Satz (Übersetzung von Fr. von Oppeln-Bronikovski):»Die erste Bürgerpflicht ist, seinem Vaterland zu dienen. Ich habe sie in allen verschiedenen Lagen meines Lebens zu erfüllen gesucht. Als Träger der höchsten Staatsgewalt hatte ich die Gelegenheit und die Mittel, mich meinen Mitbürgern nützlich zu erweisen,«weiter unten heißt es:»ich beabsichtige mit der Niederschrift dieses politischen Testamentes lediglich, der Nachwelt meine Erfahrungen mitzuteilen.«ein Kapitel widmet der König der Prinzenerziehung. Interessanterweise weichen seine Vorstellungen wesentlich von der eigenen Erziehung ab, wenn er fordert, dem Kind Freiheit einzuräumen, Fehler machen zu können: 144

145 62.1 Friedrichs Politisches Testament

146 der Schriftsteller»Deshalb wünsche ich, daß man dem Knaben die Freiheit ließe, alles zu tun, was er will, daß sein Erzieher ihm nicht überall nachfolgte, aber seine Streiche tadelte und streng bestrafte« Politisches Testament 1768 Im wesentlichen wie das politische Testament von Die Veränderungen sind zeitbedingt. Die beiden Testamente von 1752 und von 1768 (1769) sind sicherlich die bedeutendsten Dokumente dieser Textgattung im 18. Jahrhundert Persönliches Testament 1769 Faksimile des eigenhändigen Testamentes des Königs in französischer Sprache vom 8. Januar ½ Seiten. Oben mit Stempel (Steuerstempel: acht Groschen) und Privatsiegel FR (Fredericus Rex) unter Krone. Das Original befindet sich im Geheimen Staatsarchiv in Berlin. Dieses persönliche Testament ergänzt die beiden großen Testamente von 1752 und Es trägt den zwischenzeitlich erfolgten Todesfällen und Veränderungen Rechnung. Der berühmte Einleitungssatz lautet in deutscher Übersetzung (Werke, Bd. VII, S. 287):»Unser Leben ist ein kurzer Übergang von unserer Geburt bis zu unserem Tode. In dieser kurzen Frist ist es dem Menschen bestimmt, für das Wohl der Gesellschaft zu arbeiten, deren Glied er ist. Seit ich zur Leitung der Staatsgeschäfte berufen ward, habe ich mich mit allen Kräften, die mir die Natur verliehen, und nach meiner schwachen Einsicht bemüht, den Staat, den zu regieren ich die Ehre hatte, glücklich und blühend zu machen Gern und ohne Bedauern gebe ich meinen Lebensodem der wohltätigen Natur zurück, die ihn mir gütig verliehen hat, und meinen Leib den Elementen, woraus er besteht. Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Trauergepränge und Leichenpomp.«Die persönlichen Testamente Friedrichs wurden erst Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Beachtenswert ist vor allem, daß hier erstmals in aller Deutlichkeit zwischen Staatseigentum und Allodialvermögen (Privat vermögen) des Königs unterschieden wird. Friedrich weist seinen Nachfolger darauf hin:»die Staatseinkünfte habe ich stets als Bundeslade betrachtet, die keine profane Hand anzutasten wagte. Die öffentlichen Einkünfte sind nie für meine eigenen Bedürfnisse benutzt worden.«auch insoweit unterschied sich Friedrich beachtlich von seinen herrschenden Kollegen und war ein Vorbild für die Zukunft. Abb. S

147 62.3 Friedrichs Persönliches Testament

148 der Schriftsteller 63.1 Friedrich der Große schreibend in seiner Bibliothek. Kupferstich von Georg Friedrich Schmidt 148

149 Korrespondenz mit Freunden und den»ersten Geistern der ZeitSein Stil ist knapp, markig und lebendig. Seine Worte sind treffend, kraftvoll, niemals unbestimmt, seine Darstellungsweise ist feurig, voll Hohn oder voll von Begeisterung, seine Sätze haben Tempo und Dichtigkeit. Die Schlagsahne ist nicht nach seinem Geschmack, doch scheut er vor volkstümlichen, ja groben Ausdrücken nicht zurück, wenn sie drastisch wirken.«pierre Gaxotte Friedrich der Große»war neben allem anderen einer der emsigsten und brillantesten Briefeschreiber seiner Zeit«(Hans Schumann). Die Ausgabe der Œuvres von Preuß (Kat. 64.3) enthält über 3000 Briefe an die Familie, Freunde und die»ersten Geister seiner Zeit«(Diderot); nicht mitgerechnet sind die in der»politischen Korrespondenz«(46 Bände) veröffentlichten Briefe. Die hier getroffene kleine Auswahl beschränkt sich auf die Briefe, die Friedrichs literarische Neigung beleuchten und einen Einblick in die facettenreiche Persönlichkeit des großen Königs geben. Von den zahlreichen Briefen, die Friedrich zeit seines Lebens verfaßte, zählen die an Voltaire und d Alembert»zum Besten, was er überhaupt geschrieben hat«(martin Fontius). Zudem sind die Briefwechsel mit seiner Lieblingsschwester Wilhelmine und seinem Bruder Heinrich, mit dem Freund d Argens, dem Kammerdiener Fredersdorf sowie dem sächsischen Diplomaten und Freund Suhm von herausragendem Interesse Das Porträt: Friedrich schreibend in seiner Bibliothek Kupfer von G. F. Schmidt (Kat. 66.1), Kopf vignette mit der Darstellung Friedrichs an seinem Schreibtisch rechts am Fenster, links drei Genien, die einen Globus und die Wahrheit entschleiern, im Hintergrund ein Bücherschrank (aus: Poësies diverses, Kat. 57.6). Über die Briefe Friedrichs an Voltaire urteilt Hans Pleschinski:»Die französischen Briefe des Königs, jedem Franzosen sofort als hohe Schreibkunst erkennbar, gehören zu den besten Stücken von Literatur in Deutschland im 18. Jahrhundert.» 63.2 François-Marie Arouet, seit 1718 Voltaire ( ) Kupferstich von J.G. Sturm, Nürnberg um 1765 nach einer Zeichnung von Boufflers in Ferney Plattengröße: mm. Abb. S. 150 Der Stich zeigt den alten Voltaire mit Schreibfeder und einem Brief an seinem Schreibtisch in Ferney. Voltaire hatte 1759 das Gut Ferney im französischen Jura unmittelbar an der Schweizer Grenze als Alterssitz gekauft. Von hier aus unterhielt der in ganz Europa berühmte»patriarch von Ferney«. einen umfangreichen Briefwechsel (in seinem Leben insgesamt mehr als Briefe), vor allem mit Friedrich dem Großen. 149

150 der Schriftsteller Friedrich der Große. Briefwechsel mit Voltaire. Herausgegeben von R. Koser und H. Droysen. 3 Bände. Leipzig, Hirzel, In: Publicationen aus den Preußischen Staatsarchiven, Bde. 81, 82 und 86. Historisch-kritische Edition des Briefwechsels Friedrichs mit Voltaire, dem geistigen Haupt der Aufklärung. Text in Französisch nach den verbürgten Originalen bzw. deren früheren Abdrucken, herausgegeben von dem wohl bedeutendsten Friedrich-Spezialisten des 19. Jahrhunderts Reinhold Koser zusammen mit Hans Droysen. Basierend auf dieser Ausgabe erschien 1992 eine ausgezeichnete Übersetzung von Hans Pleschinski Aus dem Briefwechsel Voltaire Friedrich der Große (a. a. O.) mit einer lesenswerten Schlußbemerkung des Übersetzers. Es handelt sich um das einzigartige Dokument des (mit Unterbrechung) von 1736 bis zum Tode Voltaires 1778 geführten faszinierenden Dialoges der beiden»vielleicht außergewöhnlichsten Männer auf dem Thron und in der Literatur, die die Natur hervorgebracht hat«(vorwort zu den Korrespondenz-Bänden der Kehler-Ausgabe der Werke Voltaires). Die ca. 700 Briefe, die heute bekannt sind, sind ein großartiges Dokument der Aufklärung und geben»ein wesentliches Zeugnis darüber, was sie waren und was sie sein wollten.«(christiane Mervaud, a. a. O., S. 265). In einem der ersten Briefe an Voltaire schreibt der 25jährige Kronprinz (8. Febr. 1737):»Sie würden mir eine Freude machen, Monsieur, wenn Sie Ihre Einwände gegen die Metaphysik Wolffs für mich festhalten würden. Ich hoffe, Ihnen in Kürze den Schluß des Werks schicken zu können. Ich vermute, Sie werden es über die Definition, die er vom einfachen Ding gibt, angreifen Am Schluß seiner Metaphysik behauptet Wolff die Existenz einer vom Leib getrennten Seele; Er scheint an die Ewigkeit der Welt zu glauben, wiewohl er davon nicht so klar redet, wie es zu wünschen wäre. Was man, meinem geringen Auffassungsvermögen nach, Handfestes zu diesem Komplex sagen kann, ist, daß die Welt in der Zeit oder bezüglich fortwährenden Geschehens ewig ist, daß aber Gott, der außerhalb der Zeit ist, vor allem übrigen dagewesen sein muß Die metaphysischen Fragen bleiben jenseits unseres Begriffsvermögens. Vergebens suchen wir die Dinge, die unser Begreifen übersteigen, zu entschlüsseln, und in dieser törichten Welt gilt die wahrscheinlichste Mutmaßung als das hervorragendste System.«(Auszug in deutscher Übersetzung von Hans Pleschinski, Nr. 8). Abb. rechts: Faksimile der Seite 2 des eigenhändigen Originalschreibens Friedrichs an Voltaire vom 8. Februar 1737, aus: W. J. Kaiser (Hrsg.), Le Siècle de Voltaire, S

151 63.3 Eigenhändiges Schreiben des Kronprinzen Friedrich an Voltaire, 8. Februar

152 der Schriftsteller 63.4 Friedrich an seine Schwester Wilhelmine»Philosoph aus Neigung, Staatsmann aus Pflicht.«Wilhelmine, die Lieblingsschwester Friedrichs (Kat. 5 u. 83), war eine der geistreichsten Frauen ihrer Zeit. Sie korrespondierte mit Voltaire und anderen europäischen Persönlichkeiten. Friedrich und Wilhelmine pflegten zeit ihres Lebens einen intensiven Briefwechsel. Der Auszug aus Friedrichs Brief vom 21. Februar 1756 aus Potsdam enthält die bekannte, vorstehend zitierte Selbstcharakterisierung:»Liebe Schwester, Dein Brief hat mir erst ganz meine innere Ruhe wiedergegeben, die durch meine Angst um Deine kostbare Gesundheit gestört war. Ich gestehe, daß ich aus allen Wolken fiel, als ich eine Lorbeerkrone aus Deiner Hand empfing Nur Deine übermäßige Nachsicht mit mir könnte Dir eine Illusion über mich machen. Aber, meine Schwester, wenn ich wieder zu mir komme, so finde ich nur einen armen Menschen, zusammengesetzt aus einer Mischung von Gut und Böse, oft sehr unzufrieden mit sich selbst, der herzlich gern ein höheres Verdienst haben möchte, als er hat, der, zum Privatmann geschaffen, sich gezwungen sieht zu repräsentieren, Philosoph aus Neigung, Staatsmann aus Pflicht, kurz einen Menschen, der verpflichtet ist, alles zu sein, was er nicht ist, und der kein anderes Verdienst hat als eine religiöse Hingabe an seine Aufgaben. Hier, meine liebe Schwester, hast Du meine Generalbeichte, nach der ich wohl auf meine Lossprechung rechnen kann» (Übersetzung aus: Otto Bardong, a. a. O., Nr 187) Zum Tod des Bruders und Kronprinzen August Wilhelm, mit dem Heinrich eng verbunden war, schrieb der König aus dem Lager von Pross nitz am 25. Juni 1758 an Heinrich:»Ich habe aus Berlin eine traurige und mir völlig unerwartete Nachricht erhalten die vom Tode meines Bruders. Ich bin um so tiefer beeindruckt, als ich ihn zärtlich liebte, und ich führte allen Ärger, den er mir verursachte, auf schlechten Rat und sein cholerisches Temperament zurück Ich kenne Deine Liebe für ihn. Ich hoffe, daß Du nach dem ersten Schmerz alles tun wirst, was eine starke Seele tun kann, nicht um einen Bruder, der immer einen Platz in unserem Herzen haben wird, zu vergessen, sondern um das Übermaß an Kummer zu mäßigen, das Dir verhängnisvoll werden könnte Benutze Deine Vernunft und Deine Philosophie als die einzigen Mittel, durch die Leiden erträglich werden, für die es keine Heilung gibt. Denke an den Staat und an unser Land, die vielleicht noch dem größten Unglück ausgesetzt werden. Denke auch daran, daß die Menschen sterblich sind, daß auch unsere zärtlichsten Bande vom gemeinsamen Schicksal unserer Gattung nicht ausgenommen sind Ich mache mir Sorge Deinetwegen. Ich wünsche Dir ein langes Leben und gute Gesundheit, und ich hoffe, daß die Vielzahl Deiner Beschäftigungen und der Ruhm, den Du gewinnst, Dir eine Ablenkung von Dingen verschaffen, die Dir nur das Herz brechen und Dich niederwerfen können «(Übersetzung aus: Otto Bardong, a. a. O., Nr. 243) 63.5 Friedrich an seinen Bruder Prinz Heinrich von Preußen ( ) Kupferstich von J. F. Bause (1779) nach Ant. Graff. Plattengröße: mm. Abb. S. 153»Heinrich wirkte auf viele Betrachter wie ein alter ego des Königs, auch äußerlich. Gleichwohl blieb er ihm stets unterlegen und hat daran schwer getragen.«(gerd Heinrich, 1986). Trotz des häufig angespannten Verhältnisses mit seinem Bruder Heinrich, traute der König ihm als einzigen zu, die Armee zu führen, sollte ihm etwas zustoßen

153 63.5 Prinz Heinrich von Preußen 153

154 der Schriftsteller 63.6 Friedrich der Große. Mein lieber Marquis! Sein Briefwechsel mit Jean-Baptiste d Argens während des Siebenjährigen Krieges. Ausgewählt, kommentiert und mit einer Einführung versehen von Hans Schumann. Zürich, Manesse Verlag, (Zu Marquis d Argens s. Kat. 34). Der Briefwechsel gibt einzigartige Einblicke in die Gemütslage Friedrichs während des Siebenjährigen Krieges. Christian Gottfried Körner, wichtiger Freund und Förderer Friedrich Schillers, schrieb im März 1789 hierzu an den Dichter:»Von Friedrichs Werken lies vor allen Dingen seine Briefe an den Marquis d Argens aus dem Siebenjährigen Kriege; mir sind sie das Liebste unter dem, was ich davon gelesen habe.«in einem besonders hoffnungslosen Augenblick des Krieges, nachdem Friedrich mehrere Niederlagen erlitten und enge Freunde ebenso wie nahe Angehörige verloren hatte, schrieb Friedrich an d Argens am 28. Mai 1759 (S. 139 f.):» Ich weiß fast nicht mehr, ob es auf Erden noch ein Sanssouci gibt; wo der Ort auch liegen mag, für mich paßt der Name nicht mehr. Kurz, mein lieber Marquis, ich bin alt, traurig und grämlich. Hin und wieder leuchtet meine alte Fröhlichkeit wohl noch auf, aber es sind nur Funken, die mangels einer nährenden Kohlenglut verglimmen, es sind Blitze, die durch dunkle Wetterwolken flammen. Ich rede die Wahrheit; wenn Sie mich sähen, fänden Sie die Spuren dessen, was ich einst war, nicht mehr. Sie sähen einen alt und grau gewordenen Mann, der die Hälfte seiner Zähne verloren hat, einen Mann ohne Heiterkeit, ohne Feuer und ohne Phantasie, mit einem Wort, einen Schatten, der weniger darstellt als die Spuren von Tusculum, von dem die Architekten so viele phantastische Pläne entworfen haben, weil die Ruinen fehlen, die ihnen den Grundriß von Ciceros Wohnung angeben könnten. Das ist übrigens weniger das Werk der Jahre als des Kummers, es ist der traurige Anfang der Hinfälligkeit, die der Herbst unseres Lebens unweigerlich mit sich bringt Porträt Ulrich Friedrich von Suhm ( ) Aus: Historisch genealogischer Calender auf das Jahr Berlin mm. Pergamentband der Zeit. Suhm war von 1720 bis 1730 Gesandter Sachsens am preußischen Königshof in Berlin. Er gehörte seit Ende der 1720er Jahren zu den Vertrauten des Kronprinzen. Suhm machte Friedrich mit dem Gedankengut des großen Aufklärungsphilosophen Christian Wolff (Kat. 16.4) bekannt. Abb. S Correspondance familière et amicale de Frédéric Second, Roi de Prusse avec U. F. de Suhm 2 Bände. Berlin, Vieweg, Auf starkem Büt tenpapier. Zwei hellbraune Kalblederbände der Zeit. Provenienz: Friedländsche Bibliothek. Erste Ausgabe. Der Briefwechsel zwischen dem preußischen Kronprinzen Friedrich und dem sächsischen Diplomaten und Freund Ulrich Friedrich von Suhm ist hier erstmals veröffentlicht, und zwar als Supplement zu den Œuvres du Philosophe de Sans-Souci, Hier dankt der Kronprinz dem Freund Suhm für die Übersetzung der Wolffschen Schrift (Ruppin, 14. April 1736):»Mein lieber Diaphanes, wie könnte ich Ihnen genug für all die Mühe danken, die Sie sich mir zuliebe geben? Ich versichre Sie meiner herzlichen Dankbarkeit dafür. So bin ich denn schließlich mit Ihrer Hilfe bis zum einfachen und unteilbaren Wesen gelangt. Ich bin entzückt von der Kraft von Wolffs Denken, und jetzt, wo ich mich nach dieser Art von Beweisführung zu bilden beginne, erkenne ich ihre Stärke und Schönheit. Ohne Ihre Bescheidenheit zu verletzen oder der Wahrheit zu nahe zu treten, kann ich versichern, daß ich Ihre Übersetzung vorzüglich gefunden habe. Denn ich will Ihnen gestehen, daß die Neugier mich trieb, mir das deutsche Original von Wolffs»Metaphysik«anzusehen, und ich habe es mit dem verglichen, was Sie mir freundlichst davon übersetzt haben: nirgends, finde ich, hat es durch Ihre Übersetzung gelitten, Sie können mich überzeugen (Sie besitzen die Gabe dazu), die deutsche Sprache habe ihre Schönheit und ihre Energie, aber Sie werden mir nie beweisen können, daß sie so wohlklingend ist wie die französische «(Übersetzung aus: Otto Bardong, a. a. O., Nr. 38) Lit.: L/K

155 63.9 Schreiben des Königs an Fredersdorf, April

156 der Schriftsteller Antoine Pesne. Michael-Gabriel Fredersdorf. Öl auf Leinwand cm. Privatbesitz 63.9 Die Briefe Friedrichs des Großen an seinen vormaligen Kammerdiener Fredersdorf. Hrsg. und erschlossen von Johannes Richter. Berlin, H. Klemm, Mit zwei farbigen Abbildungen und fünf Brief-Faksimiles. Hablederband der Zeit. Exlibris F. Pollack-Parnau. Erste Ausgabe. Michael-Gabriel Fredersdorf ( ) bekleidete das Amt des Geheimen Kämmerers. Tatsächlich aber war er mehr: ein hochgeschätz- ter Freund, der Friedrichs Hausstand leitete und die königliche Privatschatulle verwaltete. Der umgängliche und verläßliche Fredersdorf genoß das volle Vertrauen Friedrichs. Der Briefwechsel von 1745 bis 1756 zeigt das freundschaftliche Verhältnis und insbesondere die liebevolle Fürsorge des Königs für seinen hypochondrischen Freund, dem er mit dem Rittergut Zernickow bei Rheinsberg ein ungewöhnlich großes Geschenk machte. Von dort kam das oben erstmals veröffentlichte Porträt 156

157 32.1 Fredersdorfs von Antoine Pesne (Abb. links) im Erbgang auf den derzeitigen Eigentümer. Die (nicht vollständige) Korrespondenz, auf die der Herausgeber Richter erstmals im Jahre 1924 stieß, zeichnet ein beeindruckendes Bild der warmherzigen und einfühlsamen Seite des Königs. Ausgestellt (Abb. S. 155) ist ein Faksimile des eigenhändigen Schreibens des Königs an Fredersdorf (April 1754, Nr. 179):»wohr [wenn] heüte gegen mittag die Sone Scheint, So werde ich ausreiten. Kome doch am fenster! ich wolte Dihr gerne Sehen; aber das fenster mus feste zu bleiben und in der Camer mus Stark feüer Seindt! ich Wünsche von hertzen, daß es sich von tage zu tage mit Dihr besseren Möghe. gestern habe ich Deine besserung Celebrirt mit 2 butteillen ungerschen wein gottbewahre! Fch«63.10 Korrespondenz mit d Alembert, Zu Jean le Rond d Alembert siehe Kat Schreiben Friedrichs vom 18. Oktober 1770 (Œuvres XXIV, S , Nr. 87), in dem der König erstaunlich modern argumentiert, wenn er die letzten Fragen anschneidet,»die weder ich noch Sie jemals ganz begreifen werden Aber wenn es gilt, in dieses Labyrinth einzutreten, so kann nur der Faden der Vernunft uns führen. Diese Vernunft zeigt mir so erstaunliche Verhältnisse in der Natur und zeigt mir so auffallende und einleuchtende Endursachen, daß sie mich zwingt zuzugestehen, daß ein denkendes Wesen über dem All waltet, um den allgemeinen Gang der Maschine in Ordnung zu halten. Ich denke mir dieses denkende Wesen als Lebensund Bewegungsprinzip Das System einer Schöpfung aus dem Nichts ist widersprechend und folglich ungereimt.«(übersetzung aus: Otto Bardong, a.a. O.,Nr. 295) à Weitere Korrespondenz: Kat. 8.2 und Kat

158 der Schriftsteller Gesamtausgaben 64.1»Es ist doch etwas Einziges um diesen Menschen.«Goethe nach der Lektüre des 1. Bandes der Werke Die erste Gesamtausgabe der Werke Friedrichs des Großen erschien postum als Œuvres de Frédéric II, 1788/89 bei Voss & Decker (Berlin) in insgesamt 25 Bänden. Es ist die vollständigste Ausgabe, weil einige Manuskripte später in dieser Vollständigkeit nicht mehr zur Verfügung standen. Dennoch fehlen erhebliche Teile, da Friedrichs schriftlicher Nachlaß weitgehend verschleudert wurde und zum Teil völlig verschwand (Hans Droysen). Selbst die unter Preuß Leitung 1846 bis 1857 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene 30bändige Werksausgabe, die bis heute maßgebliche kritische Werkausgabe, hier als Œuvres zitiert, hat weder alles vorhandene Material verwertet (es fehlt z. B. die gesamte politische und militärische Korrespondenz), noch wurde ein Verzeichnis der damals vorhandenen handschriftlichen und gedruckten Überlieferungsträger angelegt (G. Knoll). Das Editionsunternehmen der Politischen Correspondenz Friedrichs des Großen (46 Bände, Berlin , 1 weiterer Band Köln 2003) ist bis heute unvollendet. Der letzte Versuch, eine umfassende Gesamtausgabe in Deutsch zu veranstalten, liegt nun auch schon 100 Jahre zurück. Es handelt sich um die zehnbändige Werkausgabe von Gustav Berthold Volz ( ), die ebenfalls nicht die wünschenswerte Vollständigkeit aufweist. Sie wird in diesem Katalog zitiert als Werke (s. Abb. der»fürstenausgabe«s. 159). Zum 300. Geburtstag des Königs beabsichtigt das Historische Institut der Universität Potsdam eine deutsch-französische Gesamtausgabe der Schriften Friedrichs des Großen herauszubringen. Als erster Band der»potsdamer Ausgabe«erschien 2007 Band VI»Philosophische Schriften«. Die Herausgeber teilen in ihrem Vorwort mit, es handele sich»nicht um eine historisch-kritische Ausgabe im klassischen Sinn, sondern um eine Studien- und Leseausgabe, die die Schriften Friedrichs des Großen zugänglicher machen und in ihrem historischen Kontext situieren will.«der Band enthält erstmals in deutsch den vollständigen Urtext der Réfutation du Prince de Machiavel (in der Ausgabe der Werke von 1912 noch unvollständig). 158

159 64.4 Die»Fürstenausgabe«der Werke in Maroquin-Leder 159

160 der Schriftsteller 64.1 Œuvres posthumes de Frédéric II, roi de Prusse. 15 Bände. Berlin, Voss et Decker, In Band 1 das Porträt Friedrichs nach F. C. Frisch, gestochen von D. Berger (1788). Erste Ausgabe. Provenienz: aus der Fürstl. Bibliothek Oettingen- Wallerstein (Stempel). L/K 1A. Friedrichs Werke wurden von Guillaume de Molines unter der Leitung von J. Ch. von Woellner, dem Günstling und Minister von König Friedrich Wilhelm II. herausgegeben. Die wegen Unvollständigkeiten kritisierte Ausgabe ist nach Auffassung von Joh. D. E. Preuß, dem Herausgeber der Œuvres (Kat. 64.3), dennoch wichtig, da sie trotz aller Fehler schon damals alles mitgeteilt habe,»was Friedrichs geistigen und sittlichen Charakter zu bezeugen durchaus geeignet ist«. (Kat. 105, S. VI VIII) Abb. S. 158 Dto. 4 Bde (Mémoires, Anti-Machiavel, Mélanges, Épîtres ). L/K 1B. Dto. 6 Bde. Suppléments aux Œuvres posthumes de Frédéric II. Roi de Prusse. Pour servir de suite à l édition de Berlin. Cologne (=Berlin, Voss & Decker) L/K 1C Erste Ausgabe der deutschen Übersetzung Friedrichs II. Königs von Preußen hinterlaßene historische Werke Teile. (Dazu als Fortsetzung:) Friedrichs II. Königs von Preußen hinterlaßene Werke. 9 Teile Zusammen 15 Teile in 8 Bänden. In Band I ein gestochenes Porträt des Königs von Göz nach Daniel Chodowiecki. Pappband der Zeit mit Rückenschild. Erste Ausgabe der deutschen Übersetzung der Werke Friedrichs, der Übersetzer ist nicht bekannt. L/K Die maßgebliche Werkausgabe (Hrsg. Preuß) Œuvres de Frédéric le Grand. 16 Bände in 36 Teilen und Anhang (gebunden in 14 Bänden). Berlin, Imprimerie Royale (Rudolf Decker), Quarto. Mit 9 Kartenskizzen und 8 Falttafeln, 14 mehrfach gefalteten lithographischen Karten sowie einigen Handschriften-Faksimiles. In geglätteten Kalblederbänden der Zeit mir reicher floraler Rückenvergoldung Die bis heute maßgebliche Werkausgabe, hier zitiert als Œuvres. König Friedrich Wilhelm IV. ließ 200 Exemplare dieser Ausgabe in Folio von Menzel illustrieren, von denen einige wenige in Ganzmaroquin gebunden und vom König verschenkt wurden. L/K 4. Abb. S Fürstenausgabe der Werke Die Werke Friedrichs des Großen. Herausgegeben von Gustav Berthold Volz, mit Illustrationen von Adolph von Menzel, deutsch von Fr. von Oppeln-Bronikowski u. a. Berlin, Reimar Hobbing, Prachtvolle Sonderausgabe der Werke Friedrichs des Großen. In 10 Bänden in Folio in rotes Maroquin mit Deckel- und Rückenvergoldung handgebunden. Diese Vorzugsausgabe, die sog. Fürstenausgabe, wurde in 440 Exemplaren auf reinem handgeschöpften Büttenpapier gedruckt. Dies ist das 363. Exemplar. Daneben gab es eine Ausgabe in Leinen und eine in Halbleder. Abb. S Johann Christoph Frisch. Friedrich der Große mit seiner Feldbibliothek, 1783 w

161

162 »Wenn ich ein Buch bestelle, so meine ich damit, daß man es mir in der schönsten, korrektesten und kostbarsten Ausgabe schicken soll.«friedrich der Große an seinen Vorleser Darget

163 IV Friedrich Liebhaber des schönen Buches 65.1

164 TAFEL der Schriftsteller Friedrichs Briefe an Pitra 65.3 Berliner Buchhändler 57.6 Privatpresse»Au Donjon du Château«67 Vignette von Georg Friedr. Schmidt Erwerb, Illustration und Druck der Bücher des Königs Friedrich bezog einen großen Teil seiner Bücher aus Paris. Er beauftragte mit der Anschaffung literarische Agenten in der französischen Hauptstadt. Gewünscht waren die bestmöglichen Ausgaben in einem guten Einband:»une belle édition et l exemplaire proprement relié«. Friedrichs Berliner Buchhändler waren Bourdeaux und Pitra. Häufig beauftragte er seine Vorleser und Gesprächspartner mit den Bestellungen, beispielsweise Henri de Catt (Kat. 40.2). Für die künstlerische Ausstattung seiner eigenen Werke betraute der König hauptsächlich Georg Friedrich Schmidt, den er 1744 zum Hofkupferstecher berief. Weitere Stecher waren Jacob van Schley und Simon Fokke sowie Johann Wilhelm Meil. Friedrich richtete sich eine private Druckerei im Apothekenflügel des Berliner Schlosses ein. Die dort hergestellten Bücher tragen alle den Druckvermerk»Au Donjon du Château«(Im Turm des Schlosses) in Erinnerung an die für den Schloßturm in Rheinsberg geplante, aber nicht verwirklichte Druckerei. Als Direktor amtierte Ludwig von Beausobre, Drucker war Christian Friedrich Henning. Daneben ließ der König für seinen Privatgebrauch auch bei Neaulme oder Decker in Berlin drucken. Acquisition, Illustration and Printing of the King s Books Frederick acquired many of his books in Paris by means of literary agents. He wanted the best possible editions in good bindings:»une belle édition et l exemplaire proprement relié«. Frederick s booksellers in Berlin were Bourdeaux and Pitra. Frequently he commissioned his conversation partners or readers, for example Henri de Catt (Cat. 40.2). The artistic decoration of the king s own works was entrusted to Georg Friedrich Schmidt, who was appointed court engraver in Other engravers included Jacob van Schley, Simon Fokke and Johann Wilhelm Meil. Frederick installed a private printing press in the apothecary wing of the Berlin palace. All books printed there had the imprint»au Donjon du Château«(from the castle-tower) in commemoration of the printing press he had planned but not realized for the tower of Rheinsberg Castle. Louis de Beausobre was its director and Christian Friedrich Henning its printer. Most books printed in the private royal press had small editions and were printed exclusively for the king and his friends. 164

165 Buchhändler des Königs 65.1 Das Porträt: Friedrich der Große, um 1775 Aquarell auf Elfenbein von Anton Friedrich König ( ) mm. Privatbesitz Anton Friedrich König war Mathematiker, dann Stecher und schließlich Miniaturmaler. Er war ein Schüler von Antoine Pesne. Seit 1767 war er am Hofe Friedrichs des Großen als könig licher Hofbildnismaler tätig. Er fertigte in größeren Mengen Miniaturbildnisse Friedrichs, die dieser dann zu Geschenkzwecken verwendete. Auffallend sind hier die sprechenden Augen des Königs, der dem Betrachter entgegenzutreten scheint, um ihn mit seiner nach links weisenden Hand auf etwas aufmerksam zu machen (siehe Abb. auf Umschlag). Lit.: Drei Varianten des Bildnisses in: Johann G. Prinz von Hohenzollern, a. a. O., S. 128 f. Abb. S Friedrichs Briefe an Pitra Nouvelles lettres inédites de Frédéric II. à son libraire Pitra, tant autographes que lettres de Cabinet, enrichies de fac simile, Accompagnées de notes historiques de l éditeur. Berlin, J. G. Umlang, Faksimile-Tafel, Titel mit gestochener Vignette von J. W. Meil. Blauer Pappband der Zeit. Unbeschnitten. Provenienz: Schloß- Bibliothek Carow (Stempel auf Umschlag). Erste Ausgabe. Die Korrespondenz mit dem Buchhändler Pitra, der zur französischen Kolonie in Berlin gehörte, ist für die Bücherleidenschaft Friedrichs höchst aufschlußreich. Von 1780 an war Pitra Friedrichs einziger Buchlieferant, da der Buchhändler Bourdeaux (Kat. 65.3), nach dem Siebenjährigen Krieg fast alleiniger Lieferant, dem König zu teuer wurde. Das lithographierte Faksimile zeigt eigenhändige Bestellungen und Anmerkungen Friedrichs auf einer von seinem Sekretär erstellten Desiderata-Liste. Bezeichnend für die Bibliophilie des Königs ist ein Satz aus dem Jahr 1785 auf dem ersten Schriftstück:»Je Voudrois avoir tout les Livres si, Reliez en Maroquin Federic«(Ich wünsche alle Bücher in Maroquin-Leder gebunden. Friedrich) Das zweite Schriftstück enthält eine Bestellung von vier Büchern: 1 Lettres persanes (Persische Briefe) 2 Tusculanes (Tusculanische Gespräche) 3 Campagnes de Turenne (Feldzüge des Turenne) 4 Candide (Voltaires Kandide, Kat. 24) Bei den Persischen Briefen handelt es sich um das berühmte Werk Montesquieus von 1721 (Kat. 13.7). Die Tusculanischen Gespräche ist eines der bedeutendsten philosophischen Werke Ciceros, in denen der Begründer toleranter Menschlichkeit im Abendland die philosophische Gedankenwelt der Griechen den Römern vermittelt. Lit.: Dorn, Meil 517; B. Krieger, a. a. O., S. 32f. und S. 124 mit Abb. der Anmerkungen Abb. oben und S

166 Liebhaber des Buches Werbeschild der Kgl. Buchhändler Bourdeaux & Fils, Buchhändler des Königs und des Hofes in Berlin. Auf dem Vorsatz von Voltaires Preisschrift Prix de la justice et de l humanité. Londres Der Werbetext in deutscher Übersetzung lautet:»dieses Buch wurde von BOURDEAUX & SOHN verkauft, Buchhändler des Königs & des Hofes in Berlin, wo man ein komplettes Angebot von Büchern aus allen Gebieten und von den besten Autoren findet, seien sie Griechen, Lateiner, Franzosen, Engländer oder Italiener, alle in Originalausgaben, würdig die vornehmsten Bibliotheken zu schmücken. Sie werden dem Käufer zu den bestmöglichen Preisen und Bedingungen angeboten.«der Berliner Buchhändler Bourdeaux war zunächst nahezu alleiniger Lieferant des Königs, bevor dieser zu Pitra wechselte (Kat. 65.2), weil Bourdeaux ihm zu teuer wurde. Auch damals schien die Werbung nicht immer einzuhalten, was sie versprach. 166

167 Ausschnitt aus einem Bücherschrank der»bibliotheca Fridericiana«, von links oben nach rechts unten: General-Principia (Kat. 60.3), Mémoires pour servir a l histoire de Brandebourg (49.1 5), Œuvres du philosophe de Sans Souci (57.2 7), Extraits de Dictionaire de Bayle (16.6), die sechs für den König in rotes Ziegenleder gebundenen Werke ( ), De la Littérature Allemande (58.1-4), zwei Einbände für die Königliche Bibliothek Berlin mit dem goldgeprägten Monogramm»FR«(72.1 2), Œuvres posthumes de Frédéric (64.1), etc. 167

168 Liebhaber des Buches 66.1 (57.6)»Der sieg reiche Held im Kreise seiner Familie«Kupferstich-Vignette von Georg Friedrich Schmidt 168

169 Illustratoren des Königs Schmidt war der bedeutendste Berliner Kupferstecher der fridericianischen Zeit. Seine Ausbildung erfolgte in Berlin und Paris, wo er 1742 in die Académie Royale aufgenommen wurde. 1743/44 wurde er vom König nach Berlin als Hofkupferstecher zurückberufen. Ihm oblag die künstlerische Ausstattung der in kleinster Auflage in der Privatdruckerei des Königs»Au Donjon du Château«hergestellten Mémoires pour servir à l histoire de la maison de Brandebourg (Kat. 49.4). Zudem war er mit der künstlerischen Gestaltung des Palladion von 1749 betraut (Original verschollen, neu gedruckt 1750, siehe Kat. 57.8): diese 18 Kupferstiche von G. F. Schmidt sind kaum bekannt und kommentiert. Jeder der sechs Gesänge wird mit einem Hauptblatt eingeleitet sowie einer Kopf- und Schlußvignette ausgestattet. Außerdem gibt es sechs figürliche Anfangsinitialen. Es wird immer noch gerätselt, wer der Zeichner der dilettantisch wirkenden Illustrationen ist. In dem Kommentarband zum Faksimiledruck des Palladion vermutet Helmut Börsch-Supan, daß die mit dem Schleier des Geheimnisses versehene Autorschaft des Zeichners auf den König selbst verweist. Zu dem von Friedrich revidierten und als illustrierte Prachtausgabe für die Öffentlichkeit bestimmten Gedichtband Poësies diverses von 1760 (Kat. 57.6) hat Schmidt 39 gestochene Initialen, 8 Kopf- und 25 Schlußvignetten (aus früheren Werken Friedrichs) beigetragen. Hier»feiert Schmidts Illustrationskunst seine größten Triumphe. Die sechs großen historischen Vignetten und ebensoviel große historische Culs de lampe gehören zu dem Besten, was Schmidt geleistet hat«(seidel, a. a. O., S. 211). Das Schlußstück zum 5. Gesang des Gedichtes L Art de la guerre (siehe nebenstehende Abb.) vermittelt eine geradezu bürgerliche Behaglichkeit, die den französischen Illustrationen fremd war. Chodowiecki wurde der herausragendste Künstler derartiger Vignetten (Kat. 66.5) Georg Friedrich Schmidt ( ) Abb. 1: Vignette von G. F. Schmidt, Der sieg reiche Held im Kreise seiner Familie; aus Friedrichs Poësies diverses (Kat. 57.6). Abb. S. 168 Abb. 2: Vignette von G. F. Schmidt:»FR«mit schreibendem Putto; aus: Mémoires (Kat. 49.4), Blatt XX. Abb. S. 152 holländische Künstler: Jacob van Schley, ein Schüler Picarts, und Simon Fokke. Beide waren als versierte Zeichner und Stecher vornehmlich für die Buchillustra tion tätig. Abb. unten und S Jacob van Schley ( ) und Simon Fokke ( ) Für die Öffentlichkeit ließ Friedrich die Mémoires von dem Buchhändler Jean Neaulme im gleichen Jahr in Berlin und Den Haag drucken (Kat. 49.5). Den Buchschmuck besorgten zwei 169

170 Liebhaber des Buches Johann Wilhelm Meil ( ) Meil, Erfinder und Stecher von Buchillustrationen, war hauptsächlich im Dienste des Berliner Verlegers Voß tätig. Für Voß schuf er das Titelkupfer zu Gleims berühmtem Band Preußische Kriegslieder (Kat. 59.4). Für den König illustrierte er zusammen mit G. F. Schmidt die Poësies diverses von Abb.: Titelvignette aus Kat Blaise Nicolas Le Sueur ( ) Der französische Zeichner Le Sueur kam 1748 von Paris nach Berlin. Er lieferte die meisten Vorlagen für die Kupferstiche von G. F. Schmidt in den Mémoires und L Art de la guerre Daniel Chodowiecki ( ) Chodowiecki kam 1743 von Danzig nach Berlin. Er schuf bekannte Friedrich-Darstellungen, bei denen die bürgerliche Sichtweise besticht, hauptsächlich im Kleinformat für Bücher und Kalender. Am berühmtesten wurde seine Abbildung der Wachtparade von 1777 (Kat. 61) und die wiederholt gouachierte Einzeldarstellung daraus, die den alten Fritz zu Pferde zeigt (Kat. 60.1). Zwei weitere große Blätter wurden sehr populär: das eine mit dem sitzenden und das andere mit dem an der Tafel Friedrichs eingeschlafenen General Ziethen (Kat. 100, siehe auch Chodowieckis Illustrationen zu Steins Charakteristik des Königs, Kat. 102, und zu Voltaires Kandide, Kat. 24). 170

171 Drucker des Königs Friedrichs Privatpresse»Au Donjon du Château«(Im Schloßturm) In gereimter Form bat Friedrich seinen Vorleser Darget, das satirische Heldengedicht Le Palladion (Kat. 57.8) in seiner Privatpresse»Au Donjon du Château«im Berliner Schloß zum Druck zu bringen:»dans le donjon du château portez ce bourimé et que dans quelques jours je le vois imprimé.«(in den Turm des Schlosses tragt dieses Reimwerk, auf daß ich es in einigen Tagen gedruckt sehe.) In seiner Privatpresse»Au Donjon du Château«ließ der König folgende Werke drucken. Sie tragen alle den auf ihn verweisenden Vermerk»Avec Privilège d Apollon«: 1. Oeuvres du Philosophe de Sanssouci. 3 Bände (Es existiert kein Exemplar von 1749) 2. Mémoires pour servir à l histoire de la maison de Brandebourg (siehe Kat. 49.4) 3. Korrigierte neue Auflage: Oeuvres du Philosophe de Sanssouci (L/K 168) 4. Die General-Principia vom Kriege (siehe Kat. 60.3) 5. Extrait tiré des commentaires du chevalier Folard sur l histoire de Polybe Reflexions sur les talents militaires et sur le caractère de Charles XII. 7. Pièces académiques: des Königs Beiträge zu den Jahrgängen der Histoire de l académie 8. Verschiedene Schriften: (siehe Droysen, a. a. O.) Friedrichs Reflexionen über Karl XII. von Schweden war die nachweislich letzte Schrift, die in seiner Druckerei»Au Donjon du Château«gedruckt wurde. Was aus Friedrichs Schloßdruckerei nach dem Siebenjährigen Krieg geworden ist, läßt sich nicht feststellen (Droysen, a. a. O., S. 91). Abb.: Titel zu den Mémoires (Kat. 49.4) mit dem Aufdruck»Au Donjon du Château«Abb. oben 171

172 Liebhaber des Buches 68 Edition Royale Ovide. Œuvres, ses amours, son art d aimer Edition Royale (Den Haag, Neaulme) Bände. Mit 2 Titelvignetten, gezeichnet und gestochen von P. Tanjé, sowie einigen Initialen, Kopf- und Schlußstücken in Holzschnitt. Rote Ziegenlederbände der Zeit für Friedrich den Großen gebunden von Krafft, Berlin (Beschreibung und Abb. siehe Kat. 70.1). Friedrich las Ovid sogar im Winterquartier während des Siebenjährigen Krieges. Hiervon berichtet de Catt in seinen Gesprächen, in denen er die vorliegende Ausgabe erwähnt (a. a. O., S. 453). Friedrich ließ sich einige der von ihm bevorzugten Klassiker wie z. B. die Werke des Horaz (1747) oder Ovids (1750) in französischer Übersetzung und kleiner Anzahl für seinen persönlichen Gebrauch herstellen und den Privatdruck als»edition Royale«bezeichnen. Er beauftragte hierzu andere Drucker, wie beispielsweise im vorliegenden Fall Neaulme in Den Haag. Neaulme druckte vermutlich nur 12 Exemplare Ovids (vgl. Graesse V, 86). Davon befanden sich fünf in Friedrichs Privatbibliotheken (P. 191 nur 1 Bd.; S. 358; S. 358a; 358b und Br. 72). Die anderen wurden wohl wie dieses Exemplar verschenkt. Wie sehr sich der bibliophile König selbst um die Herstellung der Bücher kümmerte, läßt sich einem Schreiben an Graf Algarotti vom 29. Oktober 1739 entnehmen:»sobald ich die ersten Blätter des Vergil werde erhalten haben, werde ich das Format des Papiers auswählen und die Zeichnungen und Vignetten machen lassen, welche das Werk verschönern sollen.«172

173 69.1 Prachteinband des Pariser Meisters Derome le Jeune für Friedrich den Großen mit dem preußischen Staatswappen 173

174 Liebhaber des Buches Tafel 9 Einbände für Friedrich den Großen Die französische Buchbindekunst erreichte im 18. Jahrhundert einen einsamen Höhepunkt. Das galt besonders für die hocheleganten Handeinbände der Pariser Meister, die hinsichtlich Qualität und Eleganz führend waren. Sog. reichere Pariser Einbände fanden sich auch in Friedrichs Bibliotheken, da während seiner Rheinsberger Zeit die in Paris gekauften Bücher meist auch dort gebunden wurden Derome d. J Berliner Buchbinder Krafft 70.3 Vorsatzmarmorpapier 72.1 Einband für die Königl. Bibliothek In späteren Jahren ließ Friedrich seine Bücher bevorzugt durch den Berliner Buchbinder Krafft, seltener durch den Potsdamer Meister Rochs fertigen. Sie sollten zwar nicht so aufwendig und teuer wie die Pariser Einbände hergestellt werden, jedoch wünschte er sie gut und fein gebunden. Der König gab genau vor, wie seine Einbände auszusehen hatten: Verwendung roten Leders einheimischer Hausziegen (das afrikanische Ziegenleder Maroquin war ihm zu teuer), das besonders haltbar ist und sich gut für die Goldprägung eignet: hier eine einfach gewundene Randleiste auf den Deckeln (entsprechend dem Zopfstil der Zeit auch Zopfbordüre genannt), ein Buchstabenaufdruck zur Unterscheidung der Bibliotheken auf der Vorderdeckelmitte, ein Kurztitel und gegebenenfalls eine Bandnumerierung auf dem Buchrücken sowie ein Floralstempel in den übrigen Rückenfeldern (zwei ineinander verschlungene stilisierte Blumen), die Rückenbünde von Goldfileten eingefaßt, Stehkantenvergoldung, mehrfarbiges Schneckenmarmorpapier auf Spiegel und Vorsatz, handgestochene Kapitale in grüner Seide, Leseband in grüner Seide, Goldschnitt. Bindings for Frederick the Great The art of bookbinding in France was at its peak in the 18th century. The Parisian bindings were unsurpassed in terms of their quality and elegance. Frederick s libraries contained a number of Parisian bindings as most of the books acquired during his stay at Rheinsberg Castle came from Paris and were bound there. In later years, Frederick s books were primarily bound by the Berlin bookbinder Krafft, although occasionally by the Potsdam binder Rochs. The king wanted them «proprement reliés«, i.e. properly and finely bound but less elaborate and costly than the Parisian bindings. Frederick stipulated that they should be made with red goatskin from Brandenburg (as African goatskin, such as from Morocco [moroccoleather] was too expensive) to a special design: the covers framed by a small gilt roll border ( Zopfbordüre ); in the centre of the upper cover (after 1771) with a gilt letter to distinguish the private libraries of the king; the spine raised on five bands marked by double gilt fillet, in the second compartment a morocco label with gilt-lettered title, whilst in the others a gilt fleuron made of two intertwined stylized flowers; doublures and endleaves of marbled paper; and gilt edges. 174

175 Französische Einbandkunst Die ausgewählten Beispiele stammen aus den Stilepochen Louis Quinze und Louis Seize, und zwar aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in Deutschland Rokoko, Zopf und Klassizismus genannt. Die im Rokoko für die Kleidung herrschende Spitzen-Mode (»dentelles«) übertrug sich auch auf die Buchgestaltung, wo man die Buchdeckel mit schwingenden Spitzenbordüren (»fers à dentelles«) schmückte. In die freie Mitte wurde manchmal das Wappen oder das Monogramm des Besitzers eingeprägt. Einer der berühmtesten Buchbinder dieser Zeit war Nicolas-Denis Derome le Jeune, dessen reicher Dentelle-Stil sich gegen Ende seiner Schaffensperiode in den schlichteren klassizistischen Stil wandelte Nicolas-Denis Derome, gen. Derome le Jeune ( ) Der prachtvolle rote Maroquinband stammt aus der frühen Phase Deromes, der 1761 Meister wurde. Der Spitzen-Dekor zur Einfassung der Deckel wurde mit verschiedenen Einzelstempeln kunstvoll auf die Deckel geprägt. Auf die königliche Provenienz des Einbandes verweisen das große Staatswappen Preußens auf der Deckelmitte und der gekrönte Preußen- Adler in den Ecken. Das läßt zudem darauf schließen, daß es sich um ein Widmungs- bzw. Geschenkexemplar an Friedrich den Großen handelt (siehe Krieger, a. a. O., S. 31). Den hier ausgestellten, kostbar gebundenen und reich verzierten französischen Luxuseinband überwies der König an die Königliche Bibliothek (der Vorgängerin der Staatsbibliothek). Inhalt: Trublet. Essais sur divers sujets de littérature et de morale. Paris Der König besaß eine Ausgabe Trublets von 1754 im Neuen Palais (S. 498), dort mit dem Signum S über dem preußischen Staatswappen in einem etwas schlichteren Dentelle-Einband aus Paris (siehe Abb. Sonnenburg, a. a. O., S. 51). Staatsbibliothek zu Berlin, Abteilung Historische Drucke: 4 Ebd 139B-2 Abb. S Nicolas-Denis Derome, gen. Derome le Jeune ( ) Der makellose und hochelegante Einband stammt aus der Spätphase Deromes. Die beschwingte, reiche Deckelgestaltung des Rokoko (Kat. 69.1) wandelt sich hier in den vornehmen, zurückhaltenden Einbandschmuck der klassizistischen Ära im letzten Viertel des Jahrhunderts. Apfelgrünes Maroquin mit dreifacher Goldfilete auf den Deckeln mit kleinen Rosetten auf den Ecken, in der Deckelmitte Allianzwappen der russischen Zarin Maria Feodorovna; Rücken-, Steh- und Innenkantenvergoldung; pinkfarbige Seidenmoirée-Spiegel und Vorsätze; Goldschnitt. Buchbinderetikett (Abb. S. 176). Zwei Exlibris. Inhalt: Ximenes, Augustin Marie, marquis de ( ). Œuvres. Nouvelle édition revue et corrigée. Paris (Zusammengebunden mit:) Amalazonte, tragédie. Paris 1755). Sammlung verschiedener Briefe, darunter Schreiben an Voltaire und dessen Antwort, die hier erstmals veröffentlicht wurden. Provenienz: Aus der Bibliothek der Dorothée- Sophie-Augusta von Württemberg, zweite Frau des russischen Zaren Paul I.; sie nahm in Rußland den Namen Maria Feodorovna an. Vor der Krönung machte das junge Paar eine Europareise über Paris und Berlin, wo es Friedrich den Großen, den Großonkel von Maria Feodorovna besuchte. Abb. S

176 Liebhaber des Buches Binderetikett 176

177 Berliner und Potsdamer Einbände des Königs»Friedrich der Große war ein Feinschmecker des Buches. Ein Einbandliebhaber, der Einbände um ihrer selbst willen sammelte, ist er nicht gewesen.«lutz Sonnenburg Die Hofbuchbinder Krafft und Rochs mußten die Einbände nach fest vorgegebenen Direktiven des Königs fertigen (siehe Tafel 9). Daher scheinen ihre Bücher auf den ersten Blick in gleicher Weise gebunden zu sein. Bei Kat und 71.2 werden jedoch einige kleine Unterschiede zu den Einbänden bei Kat angesprochen, die vielleicht eine Zuschreibung auf den jeweiligen Buchbinder ermöglichen. In der Einbandliteratur findet sich hierauf kein Hinweis. Bogdan Krieger macht lediglich zum unterschiedlichen Preis eine Anmerkung. Beispielsweise nahm Krafft 1763 für einen Oktavband 3 bis 4 Taler, wohingegen Rochs nur 1 Taler 12 Groschen verlangte (B. Krieger, in: Sonderausstellung der Hausbibliothek, S. 75 f.). Zur Frage der Bibliothekszuordnung der für den König gebundenen Bücher, die hier gezeigt werden, ist anzumerken, daß der in den Tafeln 9 und 10 erwähnte Buchstabenaufdruck auf der Deckelmitte, das sog. Signum, erst nach 1771 in Buchbinderrechnungen auftaucht (Krieger, S. 31). Die nachstehenden fünf Werke sind jedoch alle vor 1771 gedruckt und für den König gebunden worden (und daher ohne Signum), sodaß eine Zuordnung zu einer bestimmten privaten Bibliothek Friedrichs nicht möglich ist, falls sie nicht ohnehin gleich vom König verschenkt wurden

178 Liebhaber des Buches 70.1 Einband des Berliner Meisters Krafft für Friedrich den Großen 178

179 Der königliche Buchbinder Krafft, Berlin 70.1 Die Werke des Ovid Ovide. Œuvres. Edition Royale (Den Haag, Ne aulme) Bände. 8 ( mm). Rotes Ziegenleder mit der typischen Goldprägung für Friedrich den Großen, höchstwahrscheinlich hergestellt von dem Hofbuchbinder Krafft, Berlin. Ein von Krafft identisch gebundenes Exemplar der Œuvres Ovids, aber mit dem Signum P (Potsdamer Stadtschloß) auf dem Vorderdeckel bildet Krieger ab (a. a. O., S. 34). Es handelt sich um ein äußerst seltenes Exemplar des Privatdrucks, den Friedrich in kleinster Auflage für sich herstellen ließ (Kat. 68). Provenienz: 1. Friedrich der Große, der das Buch verschenkte (?). 2. Wappenexlibris auf vor derem Innendeckel: Dr. Jur. Freiherrn C. von Heyl zu Hernsheim. 3. Auf leerem Vorblatt, Titel und Seite ein Bibliotheksstempel»ML«unter Krone (?). Abb. S. 172, Louis de Beausobre Le Pyrrhonisme raisonnable. Berlin, Étienne de Bourdeaux, libraire du Roi et de la Cour, Duodez ( mm). Der Einband, wie Kat. 70.1, gebunden von Krafft, Berlin. Louis de Beausobre ( ), Schriftsteller in Berlin, wurde vom König zum»reviseur und Censor von gewissen Büchern so zu Berlin gedrucket werden «und zum Direktor seiner Privatdruckerei im Berliner Stadtschloß ernannt (Tafel 8). Er war ein Schützling des Königs, der ihm den Eintritt in die Berliner Akademie verschaffte (B. Krieger, a. a.o., S. 17 und Anm. 2). Er war der zweite Sohn des bekannten königlichen Hofpredigers Isaac de Beausobre, dessen Predigten den König beeindruckten. Das Buch handelt von dem vernünftigen Pyrrhonismus, einer Variante des Skeptizismus, die auf den antiken Philosophen Pyrrhon von Elis zurückgeht. Es enthält eine gedruckte Widmung, mit der der Autor seine Essays dem König huldigend zu Füßen legt: 70.1 Innendeckel mit Marmorpapier auf Vorsatz und Exlibris»Je mets, Sire, aux pieds de Votre Majesté ces foibles essais; daignéz les regarder comme l hommage d un cœur pénétré de vos bontés «179

180 Liebhaber des Buches Geschenkexemplar des Königs Jean-Baptiste Boyer, Marquis d Argens. Ocellus Lucanus en grec et en françois avec des dissertations sur les principales questions de la Metaphisique, de la Phisique, & de la Morale des anciens; qui peuvent servir de suite à la Philosophie du Bons Sens. Berlin, Haude et Spener, Libraires de la Cour et de l Académie Roiale des Sciences, Oktav ( mm). Der Einband, wie Kat gebunden von Krafft, Berlin. Hier zusätzlich mit Innenkantenvergoldung, was bei den anderen vier ausgestellten fridericianischen Einbänden nicht der Fall ist. Der Marquis d Argens hat mehrere lateinische Werke während des Siebenjährigen Krieges übersetzt. Die Übersetzung des Traktats des Ocellus Lucanus über»die Natur des Weltalls«wurde vom König und der Öffentlichkeit gut aufgenommen. Hier handelt es sich um eines der seltenen Buchgeschenke des Königs. Die Provenienz ist hier nachweisbar: 1. Geschenk des Königs an seinen Vorleser Henri Alexandre de Catt (Kat. 40.2), siehe den handschriftlichen Eigentumsvermerk auf dem vorderen leeren Blatt verso:»le roi m a donné ce livre à Breslau janvier 1762«(Der König hat mir dieses Buch in Breslau Januar 1762 geschenkt). Möglicherweise hat der König das Buch kurz nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5. Januar 1762) seinem Vorleser de Catt geschenkt. Als der König Ende 1761 die Meldung erhielt, daß die Zarin schwer erkrankt sei, sagte er zu de Catt:»Sie werden sehen, daß sie nicht stirbt, und daß ich gegen das Unwetter weiter ankämpfen muß. Ich gehe eine Wette ein, daß sie wieder gesund wird.«de Catt war anderer Ansicht. Sie schloßen eine Wette ab und der König versprach seinem Vorleser für den Fall, daß er verlieren sollte, ein Geschenk. 2.»R«(?). Unter dem Eigentumsvermerk ist ein alter handschriftlicher Zettel eines späteren Besitzers montiert mit der Aufschrift:»Diese Zeilen sind von der Hand von Catt. R.«3.»Karl Hein: Siegfrd. Roedenbeck in Berlin«(Stempel auf Titelrückseite). Lit.: de Catt, a. a. O., S. 453 und S. 516; siehe auch den Versteigerungskatalog seiner ca Bücher vom 2. Mai 1825 durch den Königl. Auktionskommissarius Bratring, Nr. 1865; B. Krieger, a. a. O., S. 36 f. Abb. oben und S

181 Der königliche Buchbinder Rochs, Potsdam 71.1 (Edme Mallet) Essai sur l étude des Belles-lettres. Paris, Ganeau, Oktav ( mm). Rotes Ziegenleder der Zeit, gebunden für Friedrich den Großen, möglicherweise von Rochs, Potsdam. Dieser und der folgende königliche Einband (Kat. 71.2) weisen einige kleine Unterschiede zu den anderen drei höchstwahrscheinlich von Krafft gefertigten Einbänden auf (Kat ): Rücken ohne goldgeprägte Bordüre an Kapital und Schwanz sowie geringfügig unterschiedliches Fleuron in den Rückenfeldern; das Ziegenleder weniger griffig und von geringerer Qualität als bei den vorher beschriebenen Einbänden (was den geringeren Preis der Rochschen Einbände erklären würde, siehe oben die Einführung vor Kat. 70.1). Der Abbé Mallet ( ) war Hofmeister (d. i. Lehrer) von Lalive de Jully. Trotz seiner orthodoxen Ansichten in Fragen der Religion, arbeitete er mit an der Encyclopédie und verfaßte für die ersten Bände mehrere Beiträge. 1. Geschenk des Königs an die Königliche Bibliothek (?). 2. Königliche Bibliothek: auf Titel verso roter Stempel»Ex Biblioth. Regia Berolinensi.«. 3. Französischer Sammler C. Dubois: auf innerem Vorderdeckel Exlibris»Ex Bibliotheca C. Dubois.«(um 1830)

182 Liebhaber des Buches 71.2 Geschenkexemplar des Königs Pierre Estève. Origine de l Univers. Berlin Oktav ( mm). Roter Ziegenlederband für den König, möglicherweise gebunden von Rochs, Potsdam. Einband wie Kat Erste Ausgabe. Exlibris. Das Erstlingswerk von Pierre Estève ( ) handelt vom Ursprung des Universums. Provenienz: 1. Buchgeschenk des Königs, hier an seinen geschätzten Vorleser Henri Alexandre de Catt mit handschriftlicher Notiz von de Catt auf dem vorderen Vorsatz verso:»present du Roi Juin 1763«(Geschenk des Königs Juni 1763) (Zu de Catt siehe Kat und Kat ) 2.»De l auction de Catte / Lecteur du Grand Frédéric / appartient presentement au Capit: de Kleist«eigenhändig von Hauptmann von Kleist auf Vorsatz vermerkt. Wir konnten nicht feststel- len, welcher Kleist der 2. Besitzer des Buches war. Die Familie Kleist (neben der Familie von Wedel) stellte die höchste Zahl von Offizieren in der preußischen Armee. 3. Kleines Foto eines französischen Offiziers Ende des 19. Jahrhunderts auf Vorsatz verso. 4. Leihgabe Jörg Geller (Exlibris). 182

183 75.1 Ausschnitt aus Friedrichs Bibliothek im Schloß Charlottenburg 183

184 Liebhaber des Buches Buchgeschenke an den König & Bücher für die Königliche Bibliothek Bücher, die der König als Geschenk erhielt und die nicht seinen Vorstellungen entsprachen (mit Wappensupralibros versehene, reich verzierte Luxuseinbände oder Werke, die er nicht mehr benötigte), gab Friedrich meist an die Königliche Bibliothek oder Freunde ab. Bei den folgenden zwei Bänden handelt es sich trotz der Goldprägung»FR«(Fridericus Rex) nicht um Buchgeschenke an den König, sondern um Werke, die während der Regierungszeit Friedrichs für die öffentliche Königliche Bibliothek angeschafft wurden. Beide Werke enthalten den Bibliotheksstempel der Königlichen Bibliothek. Hierzu siehe Fr. Wilken (a. a. O., S. 109, Fußnote 1):»Sämtliche während der Regierung Friedrichs des Zweiten für die Königliche Bibliothek angeschafften und neu gebundenen Bücher sind entweder auf der vorderen Seite oder dem Rücken des Bandes in Gold mit den verschlungenen Buchstaben»F R«unter der Königlichen Krone bezeichnet.«72.1 Abbé de Brumore (d. i. Louis Guyton de Morveau) Drames nouveaux Les Calas, en trois actes & en prose. Les Salver, ou la faute réparée, en trois actes & en vers. Berlin, Decker, Hellbraunes Kalbleder der Zeit auf fünf Bünden mit reicher Rückenvergoldung, im 1. Rückenfeld goldgeprägtes Monogram»FR«unter Krone. Goldfileten auf Deckeln. Auf Titelrückseite zwei Bibliotheksstempel der Königlichen Bibliothek Berlin»Ex Biblioth. Regia Berolinensi«und»Vend. Ex Bibl. Reg. Berol.«(Verkaufsstempel). Erste Ausgabe. Der reizvolle Einband mit den königlichen Initialen F(ridericus) R(ex) verweist auf den Bestand der Königlichen Bibliothek. Das Exemplar wurde während der Regierungszeit Friedrichs des Großen angeschafft. Die Königliche Bibliothek befand sich in der sog.»kommode«, dem Gebäude neben der Staatsoper Unter den Linden, und war für eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Friedrich bemühte sich sehr um die Königliche Bibliothek, 1770 übernahm er selbst die Leitung. Bei dem Werk handelt es sich um ein Drama über die unglückliche französische Familie Calas und das Fehlurteil zu Jean Calas. Gegen dieses richtete sich der berühmte Propagandafeldzug Voltaires, der zur Rehabilitierung und Entschädigung der Familie Calas führte. Der Autor Abbé de Brumore ( ) war mit Voltaire bekannt. Abb. S Jean Sylvain Bailly Lettres sur l Atlantide de Platon et sur l ancienne Histoire de l Asie. Pour servir de suite aux Lettres sur l origine des Sciences. Adressé à M. de Voltaire. London, Elmesly & Paris, Debure, Braunes Leder der Zeit auf fünf Bünden mit Floralvergoldung, auf Vorderdeckelmitte ein goldgeprägtes Monogramm»F R«unter Krone. Auf Titelrückseite zwei Bibliotheksstempel der Königlichen Bibliothek Berlin»Ex Biblioth. Regia Berolinensi.«und»Vend. Ex Bibl. Reg. Berol.«(Verkaufsstempel). Die Königliche Bibliothek verkaufte Dubletten, um mit dem Erlös ihre Bestände weiter auszubauen. Die veräußerten Exemplare tragen den hier abgebildeten Ex-Stempel. Die fiktiven Briefe Baillys knüpfen an Kritias an, das unvollendete Alterswerk Platons, das bruchstückhaft die politische Struktur des alten Atlantis schildert. Der fiktive Charakter des platonischen Atlantis-Mythos wurde mißverstanden und brachte in der Folge umfängliche Sekundärliteratur hervor (KNLL 13, 382). Abb. S

185

186 »Die einzigen Feste, die ich in meinem Alter schätze, sind gute Bücher.«Friedrich der Große an Voltaire»La bibliothèque, c est l homme«friedrich dem Großen zugeschrieben

187 V Friedrich und seine sechs privaten Bibliotheken 80.4

188 Liebhaber des Buches TAFEL Schreibzimmer Berliner Stadtschloß 79.2 Bibliothek im Neuen Palais 80.1 Friedrich der Große im Park von Sanssouci 80.3 Bibliothek in Sanssouci Die königlichen Privatbibliotheken Die sechs privaten Bibliotheken Friedrichs des Großen befanden sich jeweils in unterschiedlichen Gebäudeteilen der Schlösser. Der König bevorzugte die Unterbringung im Rundkabinett wie in Berlin und Sanssouci. In Charlottenburg und im Neuen Palais standen die Bücherschränke in einer Galerie, in Potsdam diente das Schlafzimmer als Standort. Die Zuordnung der Bände erfolgte spätestens seit 1771 durch den goldgeprägten Aufdruck eines Signum, d. h. eines die Bibliothek kennzeichnenden Buchstabens: Potsdamer Stadtschloß: P Weinbergschloß Sans, Souci: V Neues Palais in Sanssouci: S Berliner Stadtschloß: B (manchmal mit Blätterverzierung) Breslauer Stadtschloß: B, BR oder B in Kartusche (nur wenige Bücher) Die Bücher in Charlottenburg trugen kein Signum. Der König besaß in seinen Bibliotheken insgesamt über 7000 Bände, die zeitweilig zusammengestellten Reise- und Feldbibliotheken (Kat. 8.2) nicht mitgerechnet. Zeitgenössische Bestandsverzeichnisse sind nicht erhalten. Der beste Nachweis findet sich bei Bogdan Krieger, der aber keine vollständige Aufstellung des Bestandes zum Zeitpunkt von Friedrichs Tod gibt. Heute sind nur noch die drei Bibliotheken im Schloß Charlottenburg, im Schloß Sanssouci und im Neuen Palais in Potsdam erhalten. Frederick the Great s Private Libraries Frederick the Great had six private libraries. He preferred his books to be displayed in a round room, as in Berlin and Sanssouci. In Charlottenburg Palace and the New Palace in Sanssouci the book cases stood in a gallery, whilst in the Potsdam Palace, they were in the king s bedroom. Since 1771 at the latest all books were marked with a gilt letter denoting the relevant library: Potsdam City Palace - P Sanssouci Palace -V (vigne vineyard) New Palace in Sansscouci - S Berlin City Palace - B (sometimes decorated with leaves) Breslau City Palace - B, BR or B in cartouche (very small holding) Books housed in Charlottenburg Palace were not marked The king held more than 7000 books in his libraries, not counting the temporary travel and battlefield libraries. Contemporary inventories do not exist. The best document is by Bogdan Krieger although it does not contain a complete stock list at the time of Frederick s death. 188

189 Friedrichs Bibliothek im Schloß Charlottenburg 73 Die Bibliothek befindet sich im ersten Obergeschoß des Neuen (Ost)Flügels, der von Georg W. von Knobelsdorff erbaut wurde. Sie ist galerieartig zum Garten gelegen, die boisierten Wände sind graugrün gehalten und mit Silberdekor ausgestattet. Die beiden Deckengemälde von Antoine Pesne Minerva als Beschützerin der Künste und Allegorie der Dichtkunst und Musik wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die Bücher sind in sechs mit Zedernholz furnierten Schränken mit geschliffenem Glas untergebracht. Darüber befinden sich 14 antike Büsten auf Konsolen aus der Sammlung des Kardinals Melchior de Polignac, die der König 1742 erworben hatte. Die Bücher tragen kein Signum. Die Signierung wurde erst nach dem Bau von Sanssouci eingeführt, als sich Friedrich nur noch selten im Charlottenburger Schloß aufhielt und viele der dortigen Bücher nach Sanssouci überführt worden waren. Der Bücherbestand war gering, nach Bogdan Krieger umfaßte er nur ca. 190 Titel, meist naturwissenschaftlichen Inhalts, die aus der Rheinsberger Zeit stammen. Seit 1895 gehören die Bücher zur»königlichen Hausbibliothek«. Teile des Bestandes sind seit 1945 verschollen. Außerdem stehen seit 1992 im Knobelsdorff-Flügel auch Bücher aus dem Stadtschloß Potsdam mit dem Signum P (ca. 440 Titel). 189

190 Die Privatbibliotheken Schloß Charlottenburg von Gartenseite Fotografie Hans Bach, SPSG. Abb. S Bibliothek im Schloß Charlottenburg Unbekannte Fotografie. SPSG. Abb. oben 75.1 Bibliothek im Schloß Charlottenburg Ausschnitt. Lutz Sonnenburg SBB-PK. Abb. S

191 Friedrichs Bibliothek im Berliner Stadtschloß Die Bibliothek befand sich im ersten Geschoß der nord-östlichen Ecke des Schlosses, zur Spreeseite hin gelegen (Raum 6). Das ehemalige Schreibzimmer Friedrichs des Großen hatte einen runden Grundriß, der an das Turmkabinett in Rheinsberg erinnert (Kat. 11.2). Es wurde nach Entwürfen von Johann August Nahl ( ) und Johann Michael Hoppenhaupt (1709 ca. 1755) dekoriert und im Jahre 1746 fertiggestellt. Das ursprünglich blaßgrün gestrichene Schreibzimmer Friedrichs malte man im 19. Jahrhundert für Königin Elisabeth blau, wie auf der Abbildung (Gouache von P. Graeb) zu sehen ist. Wände und Deckenkuppel wurden reich mit Goldornamenten verziert. Nicolai (a. a. O., S. 871) beschreibt das Inventar: Tische und Trümeaux (Wandspiegel) golden; Stühle, Kaminschirm, spanische Wand in rotem Damast mit Gold; an der Wand das Bild der Madame Barbarini von Pesne (heute in Schloß Charlottenburg). Friedrich, der seinen Lebensmittelpunkt in Potsdam-Sanssouci hatte und sich meist nur zur Karnevalszeit oder zu offiziellen Anlässen in Berlin aufhielt, nutzte die Bibliothek des Stadtschlosses kaum. Die Bücher tragen das Signum B (mit Blätterverzierung). Laut Krieger befanden sich nur 260 Bände in dieser Bibliothek. Nach Friedrichs Tod ging der Bestand in die Büchersammlung Friedrich Wilhelms II. über. In der Planung zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses wird die Rekonstruktion von Friedrichs Schreibzimmers vorgeschlagen (vgl. Das Berliner Schloss und seine Innenräume / Gedanken zur Planung und Rekonstruktion. Berlin Forum Stadtbild 2006) Schreibzimmer im Berliner Stadtschloß Gouache von Paul Graeb mm. Abb. S Einband des Berliner Buchbinders Krafft mit dem Signum»B«(mit Blattverzierung) für Friedrichs Bibliothek im Berliner Stadtschloß. Ca mm. Lutz Sonnenburg SBB-PK. à Den ersten Bestandskatalog nahezu aller Bücher des Königs schrieb Bogdan Krieger, Friedrich der Große und seine Bücher. Berlin

192 Die Privatbibliotheken 75.2 Schreibzimmer Friedrichs des Großen im Berliner Stadtschloß 192

193 Friedrichs Bibliothek im Breslauer Stadtschloß Der König erwarb 1750 von Baron Heinrich Gottfried von Spätgen das Palais Spätgen, das 1719 als Residenz für den Kanzler des Breslauer Bischofs entstanden war. Friedrich errichtete einen neuen Flügel für sein Breslauer Stadtschloß mit einer Wohnung, in der sich neben Musik-, Schlaf- und Schreibzimmer die Bibliothek befand: grüne Boiserie mit vier paarweise aufgestellten, verglasten Schränken mit geschnitzten und vergoldeten Kartuschen und ovalen allegorischen Medaillons in der Mitte mit Puttenreliefs (Hoppenhaupt d. Ä.). Der Schranktyp fand später auch im Neuen Palais Verwendung (Kat. 79.2). Die Bücher tragen das Signum B, BR oder B in einer Kartusche. Der Bestand ist bei Krieger nicht angegeben, war aber wohl erheblich; 1930 war er noch nahezu erhalten, seit 1945 sind die Bücher verschollen. 76 Friedrich am Arbeitstisch Holzstich nach einer Illustration von Adolph Menzel zur Geschichte Friedrichs des Großen von Franz Kugler. Leipzig 1840 (Kat ). Vorliegend ein limitierter Abzug von dem Originalholzstock, den der Verlag E. A. Seemann 1922 erwarb. Dieser Abzug stammt aus einer handnumerierten bibliophilen einmaligen Ausgabe des VEB E. A. Seemann Verlag Leipzig

194 Die Privatbibliotheken Die drei großen Bibliotheken in Potsdam 77 Grundriß der Königlichen Residenzstadt Potsdam Kolorierter Kupferstich nach einer Zeichnung von Carl Ludwig Oesfeld. Berlin, Nicolai, mm. Die drei Schlösser Friedrichs des Großen in Potsdam, in denen sich seine drei großen Privatbibliotheken befinden, sind rot markiert: rechts das Stadtschloß, links das Neue Palais und in der Mitte das Weinbergschloß Sanssouci. Leihgabe Wolfgang J. Kaiser 78.1 Einband des Berliner Buchbinders Krafft für Friedrich den Großen mit dem Signum P für Friedrichs Bibliothek im Potsdamer Stadtschloß. Lutz Sonnenburg SBB-PK. 194

195 Potsdamer Stadtschloß 78.2 Schlafzimmer mit Bibliothek im Stadtschloß Potsdam Das Stadtschloß Potsdam war im Winter der Hauptwohnsitz Friedrichs des Großen. Die Bibliothek hatte einen Bücherbestand von etwas über 1000 Bänden mit dem Signum P. Sie waren in zwei hellblauen Rokoko-Schränken mit silbernen Ornamenten im Schlafzimmer untergebracht. Am Ende des Zweiten Weltkrieges sind die Bestände zum großen Teil verloren gegangen. Der Rest von 440 Titeln befindet sich heute im Schloß Charlottenburg. Das Stadtschloß brannte 1945 aus. Die Reste wurden 1960 gesprengt und abgetragen wurde das Fortunaportal (ehemaliges Eingangstor) wiederhergestellt, u. a. auf Initiative von Günther Jauch. Der Wiederaufbau des restlichen Schlosses ist derzeit im Gange. 195

196 Die Privatbibliotheken 79.2 Friedrichs Bibliothek im Neuen Palais in Sanssouci 196

197 Neues Palais in Sanssouci 79.1 Nach dem Siebenjährigen Krieg ließ der König das Neue Palais erbauen, wo er schon 1765 im Südflügel eine Wohnung bezog. Die Boiserie ist matt grün gehalten. Wie in Charlottenburg befindet sich die Bibliothek in einem galerieartigen Raum. Die vier Bücherschränke tragen stark geschweifte Aufsätze mit holzgeschnitzten, vergoldeten Rosetten, ähnlich wie in Breslau, darauf vier antike Büsten (u. a. Cicero und Drusus). Die Bibliothek enthielt 2147 Bände mit dem Signum S (in roten Ziegenledereinbänden, infolge der Sonneneinstrahlung am Rücken heute ausgebleicht), 45 Karten, Pläne, Städteansichten und Porträts. Zwei Kommoden mit antiken Mosaikplatten bewahrten Folio-Werke von Vitruv, Palladio, Piranesi, Bianchini, Patte, etc. Heute befinden sich im Neuen Palais 594 Titel aus dem 18. Jahrhundert, 57 aus dem 17. und 3 aus dem 16. Jahrhundert. 79.1»Ansicht des Neuen Schlosses bey Potsdam«Altkolorierter Kupferstich, Bildgröße: mm. Aus: J. D. F. Rumpf. Beschreibung... der Königlichen Schlösser Berlin, Charlottenburg, Schönhausen in und bey Potsdam. Berlin Bd. II, Titelvignette. Leihgabe Wolfgang J. Kaiser 79.2 Bibliothek im Neuen Palais Fotografie Roland Handrick, bpk/spsg B-B Einband des Berliner Buchbinders Krafft für Friedrichs Bibliothek im Neuen Palais von Sanssouci mit dem Signum S mm. (S. 527). Lutz Sonnenburg. SBB-PK. 197

198 Die Privatbibliotheken

199 Das Weinbergschloß Sans, Souci 80.2»Dort auf des Hügels luft ger Spitze, Wo weit das Auge schwelgt in freien Sichten, Ließ sich der Bauherr zum erhabenen Sitze Mit Fleiß und Kunst das Haus errichten.«friedrich der Große an Marquis d Argens Die Lieblingsbibliothek Friedrichs des Großen ist wegen der einzigartigen künstlerischen Gestaltung sowie aufgrund des umfangreichen Bestandes (2288 Bände mit dem Signum V=Vigne=Weinberg) seine bedeutendste Privatbibliothek. Darüber hinaus gilt sie als die schönste fürstliche Privatbibliothek des 18. Jahrhunderts und als eine der gelungensten Schöpfungen des fridericianischen Rokoko. Die Bibliothek ist in einem Rundkabinett wie in Rheinsberg untergebracht,»comme à Rheinsberg«, wie auf Friedrichs Skizze zu lesen ist. Sie ist an der Ostseite des Schlosses gelegen und durch einen schmalen Gang mit Arbeits- und Schlafzimmer verbunden. Die Boiserie besteht aus braunem Zedernholz mit vergoldeten Bronzeornamenten. Sie enthält vier verglaste Bücherschränke mit oben stark geschwungener Kante, die in die Wände eingelassen sind (Höhe 1,62 m). Eine Schrankhälfte dient als Tür zu dem kleinen Gang. Links dane ben befindet sich eine Spiegelnische mit Bank und Schreibtisch, von dem man durch die gegenüber liegende Fenstertür die berühmte Figur»Betender Knabe«im östlichen Gitterpavillon sehen kann. Rechts neben dem Eingang der Bibliothek ist ein Kamin unter einem großen Spiegel, gegenüber eine zweite Fenstertür. Vier Büsten (Homer und Seneca sowie vermutlich Sokrates und Äschylos aus der Polignac-Sammlung) stehen auf Konsolen an der Wand über den Schränken. Darüber befinden sich große ovale Goldbronzereliefs 199

200 Die Privatbibliotheken mit Sinnbildern der Architektur, der Malerei, der Musik und der Astronomie. Mittig auf der flachen Kuppeldecke glänzt eine vergoldete Sonne, das Freimaurer-Symbol der Aufklärung und das barocke Zeichen der absoluten Macht. Die Decke zieren eine reiche Goldornamentierung (Stuck) und ein großer Kristall-Lüster. Der intarsierte Boden in Einlegearbeit spiegelt den Dekor der Decke wider: in der Mitte eine große Rocaille (Muschelwerk), von der Strahlen in unterschiedlichen Hölzern ausgehen. Auf dem Kamin steht eine Büste des Königs, die der italienische Bildhauer Bartolomeo Cavaceppi 1770 nach einem Modell schuf, das bereits zuvor anläßlich eines Besuches beim König angefertigt wurde. Dieses Gesamtkunstwerk einer Bibliothek wurde vermutlich von Knobelsdorff zusammen mit dem König selbst entworfen. Die Ausführung lag zunächst in den Händen von Johann August Nahl (Directeur des Ornements). Nach 1746 kamen die Holzbildhauer Joh. Michael und Joh. Christian Hoppenhaupt hinzu sowie die Bildhauer J. B. Benckert und G. F. Ebenhech, die Stukkateure Joh. Michael Merck und Carl Joseph Sartori, die alle in der Hofbildhauerwerkstatt von Christian Glume koordiniert wurden. Das Werk war am 1. Mai 1747 fertiggestellt. In den Bücherschränken befinden sich neben den braunen»pariser Einbänden«aus der Kronprinzenzeit (aus Rheinsberg, siehe Kat. 11.2) die in rotes Ziegenleder von Krafft (Berlin) oder Rochs (Potsdam) gebundenen und mit dem Signum V auf dem Vorderdeckel versehenen Einbände; insgesamt 2288 Bände. Heute sind in Schloß Sanssouci nur noch 653 Titel erhalten. Es handelt sich dabei vornehmlich um antike Schriftsteller in französischer Übersetzung und französische Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts. Lit.: Hans-Joachim Giersberg. Die Schloßbibliotheken Friedrichs des Großen Das Porträt: Friedrich der Große zu Pferde im Park von Sanssouci Kupferstich von Meno Haas ( ), Mitglied der Akademie der Bildenden Künste Berlin, nach Ludwig Wolf ( ), Bildgröße: mm. Bildunterschrift:»Friedrich der Große König von Preußen / Gebohren den 24 Januar 1712 zu Berlin, Gestorben in Sanssouci bei Potsdam den 17 August 1786.«Lit.: Campe 184 mit Abb. 176 Abb. S Das Weinbergschloß Sanssouci Ölgemälde von Charles Silva Dubois ( ). Supraporte im Konzertzimmer in Sanssouci. Fotograf Hillert Ibbeken, SPSG. Abb. S Einband des Berliner Buchbinders Krafft mit dem Signum»V«für Friedrichs Bibliothek im Schloß auf dem Weinberg (=vigne), wie das Schloß Sanssouci zuerst genannt wurde. Ca mm. (V 369). Lutz Sonnenburg. SBB-PK Friedrichs Bibliothek in Sanssouci w

201

202 »Sein Beispiel kan Ihnen lehren, daß es gar wohl beisammen bestehen kan, ein König und dabey ein Gelehrter zu seyn.«wippel, (Kat. 85)»Was ich an Bildung des Geistes und an Weltkenntnis besitzen mag, erhielt ich in dieser Zeit, durch den Einfluß der freymüthigen unbefangenen Denkungsart, welche dieser große König begünstigte, und die sich hauptsächlich von seinen Landen aus in das übrige Deutschland ausbreitete, wo ihr seitdem so herrliche Früchte zu danken sind.«friedrich Nicolai (Kat. 101)

203 VI Die geistige Gestalt Friedrichs im Urteil seiner Zeit und der Nachwelt 81

204 Die Privatbibliotheken TAFEL Der Alte Fritz 84 Voltaires Denkwürdigkeiten Die geistige Gestalt Friedrichs Zeitgenössische, zuverlässige Zeugnisses über die geistige Gestalt des Königs sind spärlich. Die nur beschränkt zuverlässigen Memoiren der Lieblingsschwester Wilhelmine behandeln lediglich die Jugendjahre Friedrichs. Voltaires Denkwürdigkeiten sind als Ausdruck seiner Rache für die Verhaftung durch Friedrichs Residenten in Frankfurt nur bedingt aussagekräftig. Die persönlichen Erinnerungen von Dieudonné Thiébault geben einen meist zuverlässigen Einblick in das Wesen des Königs und seine Denkungsart. Das gilt auch für die Aufzeichnungen des Fürsten von Ligne, des Grafen Mirabeau und des Arztes Zimmermann, allerdings mit dem Unterschied, daß sie Friedrich den Großen nur während weniger Audienzen erlebt haben, wohingegen Thiébault zwanzig Jahre in Berlin lebte und den König häufig traf. Die weiteren Beispiele sind teilweise überschwengliche Lobschriften, gehässige Schmähschriften oder sachlichere Schriften von Autoren, die den König jedoch nicht persönlich kennen gelernt haben. Schließlich werden einige wichtige Sammlungen von Anekdoten vorgestellt, die schon zu Lebzeiten Friedrichs zahlreich entstanden, ebenso wie dazu passende graphische Darstellungen, die den König als den volkstümlichen, bürgernahen Alten Fritz zeigen. Manche Geschichten haben einen historischen Kern. Die glaubhaftesten Erzählungen stammen von Büsching und Nicolai. Andere hingegen trugen ohne Wirklichkeitsbezug zur frühen Legendenbildung bei. 93 Der alte König von J. J. Tassaert 92.2 Friedrich nach der Totenmaske von Eckstein 101 Nicolai The King s Character by Contemporary and Posthumous Accounts Contemporary, authoritative reports about the King s character are rare. The memoirs written by his favourite sister Wilhelmine are not wholly reliable and only deal with Frederick s youth. Voltaire s Mémoires are motivated by revenge for his humiliating treatment in Frankfurt and are, therefore, only of limited relevance. Dieudonnée Thiébault s memoirs provide a better insight into the King s character and mentality. The accounts by Prince Ligne, Count Mirabeau and the physician Zimmermann are also perceptive but are based on brief audiences with Frederick the Great, whereas Thiébault had lived in Berlin for two decades. Further example include either gushing eulogies, spiteful diatribes or more sober papers by writers who had never actually met the king. To conclude, some important collections of anecdotes are shown which appeared in great numbers after the Seven Years War, together with graphic depictions of the king as the likable, populist»old Fritz«. Some stories were rooted in history. The most reliable accounts came from Büsching and Nicolai. Others, however, bore little relation to reality and only contributed to the creation of legend. 204

205 Auswahl zeitgenössischer Autoren 81 Das Porträt: Friedrich der Große, ca Öl auf Leinwand. Nach Edward Francis Cunningham ( ) ,5 cm. Brustbild mit dem Schwarzen Adler Orden. Der schottische Maler Cunningham erhielt seine Ausbildung in Italien. Er arbeitete in Paris, Petersburg und London kam er nach Berlin, um den Besuch des Herzogs von York, eines Sohnes König Georgs III. von England, bei Friedrich dem Großen in Gemälden festzuhalten. Bekannt ist vor allem die Rückkehr Friedrichs des Großen vom Manöver um 1787 (Schloß Sanssouci). Das vorliegende zeitgenössische Porträt ist nach einem nicht mehr auffindbaren Gemälde Cunninghams (ca. 1785) gefertigt worden. Das Original ist heute nur noch bekannt als Porträtstich von Domenico Cunego von 1787 (Kat. 82). Das Gemälde wird erstmals in Deutschland ausgestellt. Provenienz: Thomas Villiers, 1st Earl of Clarendon ( ), englischer Botschafter am Hof in Dresden ( ). Das Gemälde ist postum von der Familie des Earl erworben worden im Hinblick auf das ihm vom preußischen König 1782 verliehene Recht, den preußischen Adler in seinem Wappen zu tragen. Villiers, den der König schätzte, war in die Friedensverhandlungen zwischen dem sächsischen Kurfürsten und dem König von Preußen eingeschaltet. Lit.: Campe, a. a. O., S. 14 und S. 19, XXII; R. Gibbon, Catalogue of Portraits in the Collection of the Earl of Clarendon, Wallace 1977, Nr. 68 und S. 62 ff.; Hildebrand, a. a. O., S Abb. S Friedrich der Große, 1786 Probedruck einer Radierung von Domenico Cunego (Verona 1727 Rom 1794), teils in Mezzotinto-Manier, vor der Schrift und vor Vollendung, lediglich Unterschrift in Spiegelschrift links:»adi 10 Luglio 1786 Berlino«und rechts:»adi 8 Agosto 1786 dato l aqua«(später von der Platte entfernt). Plattengröße: mm; Blattgröße: mm (unbeschnitten). Sehr selten. Unbekannter und höchstwahrscheinlich unikaler Probedruck von Cunegos Porträt Friedrichs des Großen: stehende Figur des alten Königs, im Hintergrund das Neue Palais in Potsdam. Mit den Zeitangaben des Stechers: 10. Juli bzw. 8. August Etwa eine Woche später, am 17. August 1786 starb der König. Die Radierung wurde danach vervollständigt und 1787 veröffentlicht, mit der Unterschrift:»Cunningham pinxit / Cunego sculpt / se vend à Berlin chez Jean Marc Pascal «und dem Titel»Frederic II Roi de Prusse«. Campe, a. a. O., S. 14:»Mit zwei Ölbildern des englischen Malers schließt die Reihe der wichtigsten Porträts, die als Vorlage für den größten Teil der nach dem Siebenjährigen Kriege verfertigten Bildnisstiche des Königs gedient haben Domenigo Cunego, der Stecher des frühesten Kinderbildnisses Friedrichs mit seiner Lieblingsschwester Wilhelmine von Antoine Pesne, hat 1786/87 auch diese letzten, zu Lebzeiten des Königs gemalten Altersbilder gestochen (s. Abb. 167 und 168).«Nach Campe (a. a. O., S. 19, XXII) ist das vorerwähnte Gemälde Cunninghams, das Cunego als Vorbild für den vorliegenden Stich diente, verschollen (siehe Kat. 81). Abb. S. 206 Lit.: Campe Nr Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth Mémoires de Frédérique Sophie Wilhelmine, Margrave de Bareith, L année 1706 jusqu à Écrits de sa main. Brunswic, Frédéric Vieweg, Halblederbände der Zeit mit Rückenvergoldung. Erste Ausgabe. Mit spitzer Feder schrieb Friedrichs Lieblingsschwester ihre berühmten, aber wenig zuverlässigen Memoiren.»Die Markgräfin schont mit ihrer scharfen märkischen Zunge weder Kind noch Kegel und ist, eingeweiht in alle, selbst in die intimsten Intrigen der hervorragendsten Höfe ihrer Zeit, urwüchsig bis zum Äußersten.«(Hayn-G. II, 448). Wilhelmine schildert im Detail das katastrophale Verhältnis des Vaters zu ihrem 205

206 Im Urteil der Zeit 82 Domenico Cunego. Unbekannter Probedruck einer Radierung in Mezzotinto-Manier, vor der Schrift mm 81 Edward Francis Cunningham. Friedrich der Große, um 1785 w 206

207

208 Im Urteil der Zeit Bruder Friedrich, wobei sicherlich etwas überzeichnet wird (siehe auch Kat. 5):»Nicht die geringste Erholung war ihm vergönnt; die Musik, die Lektüre, die Künste und Wissenschaften galten ebenso als Verbrechen, die ihm untersagt waren. Niemand wagte es, mit ihm zu reden; kaum, daß er die Königin besuchen durfte; sein Leben war das traurigste der Welt.«84 Voltaires Denkwürdigkeiten Mémoires pour servir à la vie de Mr. de Voltaire. Ecrits par lui-même. (o. O. Berlin oder Dresden?) Mit Vignette auf Titelblatt und Blatt 3. Pappband des 19. Jahrhunderts. Erste Ausgabe (? bzw. im Jahr der Erstausgabe). In den wohl zwischen 1753 und 1759 geschriebenen Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Herrn de Voltaire, aufgezeichnet von ihm selbst erfährt man recht wenig über Voltaire, hingegen viel über Friedrich den Großen. Das kleine Werk ist eine Abrechnung mit dem König, die Voltaire ganz unter dem Eindruck des Frankfurter Vorfalls schrieb (wo Voltaire festgehalten wurde, da er einen Gedichtband des Königs mitgenommen hatte, siehe oben Dritter Teil: Die Gedichte des Philosophen von Sanssouci). In diesem Licht muß man die scharfen Formulierungen und Überzeichnungen relativiert betrachten. Voltaire selbst ließ das Manuskript auch nicht veröffentlichen, sondern er verbrann- te die Schrift. Zwei ohne sein Wissen durch seinen Sekretär Wagnière angefertigte Kopien des Manuskripts wurden jedoch postum publiziert. Goethe bezeichnete das verleumderische Traktat als»muster aller Schandschriften«. Voltaire berichtet u. a. über die»philosophischen«soupers an Friedrichs Tafel, an der mit viel Esprit über alles gesprochen wurde und kein Thema ausgespart blieb (außer Politik):»Nie und nirgends in der Welt hat man mit so viel Freiheit von allen Arten des menschlichen Aberglaubens gesprochen und nie sind sie mit mehr Witz und Verachtung behandelt worden Wer hinzu käme und uns hörte, müßte glauben, die sieben Weisen Griechenlands im Bordell zu hören.«lit.: Bengesco II, 1642 mit ausführlicher Darstellung der Entstehung und Veröffentlichung. 85 (J. J. Wippel) Gelehrte Geschichte des Weltweisen zu Sans-Souci. (Berlin?) Mit gestochenem Frontispiz und hübschem Rokoko-Titel Halblederband der Zeit mit Rückenschild und Rückenvergoldung. Erste Ausgabe. Es handelt sich wohl um das erste deutsche Werk, das sich mit der literarischen Tätigkeit Friedrichs beschäftigt. Enthalten sind Beiträge zu einem intellektuellen Lebensbild des Königs mit zahlreichen Zitaten aus seinen Werken. 208

209 Schwerpunkte sind Voltaire und der Antimachiavell. Im Vorwort heißt es:»sein Beispiel kan Ihnen lehren, daß es gar wohl beisammen bestehen kan, ein König und dabey ein Gelehrter zu seyn.«lit.: Holzmann/Bohatta VI, (B?) Tischreden des Weltweisen zu Sans-Souci. (Ohne Druckort) In marmoriertem Papp band der Zeit. Erste Ausgabe. Diese Anekdotensammlung mit Zitaten Friedrichs des Großen gibt die Gespräche des Königs mit Gottsched (S. 38 ff.) und mit Gellert (S. 63 f.) wieder. Der König zeigte sich zufrieden mit Gellerts Vortrag einer Fabel und wandte sich daraufhin an den Dichter:» wenn ich hier bleibe, so muß er öfter wieder kommen, und seine Fabeln mitbringen, und mir daraus vorlesen.«das Vorwort ist unterzeichnet von»b, der angibt, in die Schule des Philosophen Friedrich gegangen zu sein, ferner, daß ohne ihn die»schlacht bey Torgau gewis nicht gewonnen worden«wäre (S. 6). Möglicherweise handelt es sich dabei um Friedrichs Adjutanten Georg Heinrich von Berenhorst, der behauptete, dem König das Leben gerettet zu haben, als dieser von einer Musketenkugel getroffen ohnmächtig vom Pferd zu fallen drohte (vgl. Duffy, a. a. O., S. 309). Lit.: L/K 275. Siehe hierzu Kat und Franz Xaver Würth ( ) Kopf in Profil nach rechts. Gipsrelief auf blaugetöntem Gips im Rahmen mm. Obenlaufende Legende»Frideric II Borus Rex«. Unten signiert:»f: X: Würt: F:«Wien, um Vorbild für das Kopfrelief war das für die Friedrich-Ikonographie wichtige Porträt des Kronprinzen Friedrich, das Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ( ) 1737 malte. Auffallend ist die gerade Linie von Stirn und Nase. Gegen die Auffassung, Knobelsdorff habe die gerade Linie im Bemühen um hoheitsvolle Wirkung entsprechend dem antiken Schönheitsideal besonders herausgearbeitet, spricht die Bemerkung des Vorlesers Henri de Catt in seinem Tagebuch:»Wenn man den Fürsten im Profil sieht, so hat man eine einzige gerade Linie.«Daran orientierte sich auch das berühmte Profilbildnis, das Daniel Chodowiecki von dem alten König fertigte (Kat. 60.1). Lit.: Thieme-Becker, Bd. 36, S. 295; Hildebrand, S ; Hohenzollern, S Anton Friedrich Büsching Wöchentliche Nachrichten von neuen Landcharten, geographischen, statistischen und historischen Büchern und Sachen. Berlin, Haude & Spener, Lederbände der Zeit. Erste Ausgabe. Die ersten sieben Jahrgangsbände (von 15) enthalten neben Beiträgen zur Archäologie, Astronomie, Geografie, Wirtschaft, Kultur, Reisen etc. mehrere Rezensionen von Buchneuheiten. Von Interesse sind die Besprechungen der Werke einiger Mitglieder der königlichen Tafelrunde und der Berliner Akademie, z. B. von Bielfeld, Euler, Formey und Charles Guichard (genannt Quintus Icilius). Friedrich der Große findet mehrmals Erwähnung, so in der Mitteilung über die Verlesung seiner Eloge de Voltaire am 26. Nov in der Akademie (Kat. 55) mit kurzer Inhaltsangabe und der Anmerkung:»Einen größeren Lobredner kann und wird Voltaire nicht bekommen.«der Jahrgang VII (S. 355 f.) enthält die Nachricht vom Druck der Schrift Friedrichs über die 209

210 Im Urteil der Zeit Vaterlandsliebe Lettres sur l amour de la patrie (Kat. 38.5) beim Hofbuchdrucker Decker in Berlin mit einer kurzen Inhaltsangabe und einem kuriosen Hinweis auf die Preiswürdigkeit :»Sie kostet nur 6 gr.«(= Groschen) (Jacques-Antoine Hippolyte, Comte de Guibert) Éloge du Roi de Prusse. Par l Auteur de l Essai Général de Tactique. A Londres (d. i. Paris) Marmorierte Interimsbroschur. Erste Ausgabe dieses Ehrengedächtnisses an den König. Guibert ( ), Marschall und Kriegstheoretiker, wurde berühmt durch sein Essai général de tactique (1772). Er besuchte im Jahre 1773 den König, der von seinen militärischen Kenntnissen beeindruckt war. Guibert beschreibt eingehend die Kriegsführung und Verwaltungstätigkeit Friedrichs des Großen. Zudem beleuchtet er die literarischen Interessen dieses unermüdlichen Geistes und weist auf seine mitunter durchaus geglückten Verse hin:»quelquefois des vers heureux«. Zur allgemeinen Redefreiheit und der Toleranz des Königs merkt Guibert an:»in Berlin herrschte eine große Freiheit im Reden und Schreiben; sie artete oft selbst in Frechheit aus. Niemals sind mehr Schmähschriften gegen einen Fürsten erschienen; aber nie hat er einen deswegen bestraft.«lit.: Barbier II, Porträt des Honoré-Gabriel Riquety, Comte de Mirabeau ( ) Lithographie von Ligny und Dupaix nach einer Zeichnung von P. Sudré. Bildgr.: mm. Mirabeau, der eine herausragende Rolle in der Französischen Revolution von 1789 spielte, kam von Januar 1786 bis Januar 1787 zweimal nach Berlin und Potsdam, um die Verhältnisse am preußischen Hofe zu erkunden. Seine Eindrücke veröffentlichte er in dem sieben Bände umfassenden Werk über die preußische Monarchie (Kat. 89.2) Honoré Gabriel Riqueti, Comte de Mirabeau De la monarchie prussienne, sous Frédéric le Grand. 7 Bände. London (d. i. Paris, Lejay), Braune Kalblederbände der Zeit mit reicher Rückenvergoldung. Erste Ausgabe. 210

211 Detail aus Kat Mirabeau traf Friedrich den Großen 1786 zweimal, wenige Monate vor seinem Tode. Laut seinem im übrigen nur bedingt glaubwürdigen Bericht stellte er dem König die Frage, warum der deutsche Caesar nicht Augustus geworden sei und die literarische Revolution nicht gefördert habe. Darauf gab der König die bemerkenswerte Antwort:»Was hätte ich wohl für die deutschen Schriftsteller tun können, was der Wohlfahrt gleich käme, die ich ihnen erwies, indem ich mich nicht um sie kümmerte und ihre Bücher nicht las?«und Mirabeau kommentierte später:»ich halte das Unglück für sehr gering, daß der deutschen Literatur die Unterstützung der Großen gefehlt. Es ist mit der Schriftstellerei wie mit dem Handel: Sie haßt den Zwang, und der Zwang ist der unerfreuliche Begleiter der Großen.«Lit.: Theodor Schieder, a. a.o., S Dieudonné Baron de Thiébault Frédéric-le-Grand, sa famille, sa cour, son gouvernement, son académie, ses écoles, et ses amis, généraux, philosophes et littérateurs, ou Mes Souvenirs de vingt ans de séjour à Berlin. Paris u. Leipzig, Bossange, Bände. Mit 2 Lithographien sowie 2 Faksimiles mit Handschrift des Königs und des Verfassers. Halblederband mit 2 Rückenschildern. Blaue Original-Broschur eingebunden. Spätere Auflage (EA 1804). Der Schriftsteller Thiébault ( ) unterrichtete an der neugegründeten Ritterakademie (Académie des Nobles) in Berlin, wohin er 1765 auf Vermittlung d Alemberts kam. Er gewann das Vertrauen des Königs, der ihn auch an die Akademie der Wissenschaften berief. Thiébault bearbeitete die Texte, die der König zur Veröffentlichung in der Akademie bestimmte. In seinen aufschlußreichen Persönlichen Erin ne rungen an einen zwanzigjährigen Aufenthalt in Berlin berichtet er nicht nur über seine Tätigkeit in der Berliner Akademie, sondern auch umfassend über seine Begegnungen mit dem König, der königlichen Familie und Friedrichs Freunden sowie über die Regierung, das Militärwesen, die Wissenschaften usw. In den Ausführungen zu den literarischen Aktivitäten seines Herren schreibt er u. a. über dessen Leidenschaft für Racine und die Poesie allgemein (Band I, S. 112):»La poésie était pour ce roi l objet d une véritable passion «(Die Dichtkunst war für diesen König eine wahre Leidenschaft). Das erste Faksimile in Bd. III zeigt einen Auszug der Handschrift der Éloge de Voltaire mit handschriftlichen Korrekturen Friedrichs. Abb. S Charles Joseph Prince de Ligne Mémoires et mélanges historiques et littéraires. Paris, A. Dupont, Bände. Mit einem gestochenen Porträt des Autors (Bd. II) und einem gefalteten Faksimile-Schreiben des Autors. Erste Ausgabe. In Bd. I (S. 3 40) dieser Sammlung von Schriften des Fürsten von Ligne ( ) wird dem König ein literarisches Denkmal gesetzt (erstmals als Mémoires sur le Roi de Prusse Frédéric le Grand 1789 in Berlin erschienen). De Ligne, geboren in Brüssel, österreichischer Feldmarschall, vorübergehend in russischen Diensten, aber vor allem berühmter französischer Literat, gilt als einer der geistreichsten Männer seiner Zeit. Er hielt sich vom 11. bis zum 13. Juli 1780 in Potsdam auf, wo er den König besuchte, den er bereits 10 Jahre früher zum ersten Mal in Begleitung von Kaiser Joseph II. getroffen hatte.» Kunst, Krieg, Medizin, Literatur, Religion, Philosophie, Moral, Geschichte und Gesetzgebung kamen abwechselnd zur Sprache. Anekdoten über geistreiche Leute früherer Zeiten, ihre Fehler, Voltaires Verirrungen, Maupertuis Herrschsucht Unerschöpflich mannigfaltig und anziehend floß die Rede von seinen Lippen, auf denen eine unaussprechliche Anmut lag.«(deutsche Übersetzung aus: Gespräche Friedrichs des Großen, hrsg. von Oppeln-Bronikowski und Volz, Berlin 1919). 211

212 Im Urteil der Zeit 92.1 Johann Georg Ritter von Zimmermann Fragmente über Friedrich den Grossen zur Geschichte seines Lebens, seiner Regierung, und seines Charakters. Leipzig, Weidmann, Bd. III. Marmorierter Lederband der Zeit. Erste Ausgabe. Der Schweizer Arzt und Schriftsteller wurde im Sommer 1786 an das Krankenbett Friedrichs gerufen, worüber er mehrere Bücher verfaßte. Er schildert sein Zusammentreffen mit dem König, wobei er meist mehr über sich selbst als über den König erzählt. Dennoch sind der Schrift Details über Friedrichs private Neigungen, vor allem über seine Passion für die Literatur und das Verseschreiben zu entnehmen (S. 389 f.):»die Musen begleiteten ihn, wie die Helden des Alterthums, in seine Lager und auf seinen Märschen. Er machte Verse, wenn auch der Feind vor ihm stand, und zuweilen am Abend vor einer Schlacht und der geplagte Held errang sich dadurch nicht nur, auf eine seiner innern und äussern Grösse angemessene Art eine gute Stunde, sondern er erhub sich in derselben aus einem Zustand von Niedergeschlagenheit zu neuer unüberwindlicher Kraft und Grösse. Im tiefsten Unglück machte Friedrich seine schönsten Verse.«92.2 Johannes Eckstein (ca ) Friedrich der Große, König von Preußen ( 1 7. August 1786). Büste aus weißglasiertem Meißener Porzellan. Blaue Schwertermarke und Prägezeichen»Weis«, signiert Kranichbein, (ca. 1934). Höhe 290 mm, Breite 220 mm. Montiert auf altem Holzsockel. Friedrich der Große weigerte sich nach seiner Thronbesteigung beharrlich, einem Maler oder Bildhauer zu sitzen. Daher ist die von dem Potsdamer Bildhauer Eckstein unmittelbar nach des Königs Tod abgenommene Maske für die postume Darstellung des Königs von großer Bedeutung (siehe Kat. 93, 106.3). Eckstein fertigte danach im Auftrage des Thronfolgers FriedrichWilhelm II. eine Gipsbüste, Vorbild für mehrere Abgüsse und Porzellandarstellungen, vornehmlich der KPM und wie hier der Meißener Porzellan- Manufaktur. Die nach der Eckstein-Maske gefertigten Gigpsabdrücke kamen in Preußen vor allem in den 30 er Jahren des 19. Jahrhundert sehr in Mode. Abb. S. 213 à Zu weiteren zeitgenössischen Urteilen über Friedrich siehe Baron Bielfeld (Kat. 12.3), Moses Mendelssohn (Kat. 39.5), Christian Garve (Kat. 39.7), Immanuel Kant (Kat. 39.9) und Johann Wolfgang von Goethe (Kat )

213 92.2

214 93

215 Im Urteil der Nachwelt Hinsichtlich seines Nachruhms gab sich Friedrich der Große keinen großen Illusionen hin. So schreibt Friedrich an Voltaire am 31. Jan (Max Hein, a. a. O.):»Aber wenn ich auch die Ruhmbegierde bei mir eingestehe, so glauben Sie doch nicht, ich wähnte, die Fürsten hätten den größten Anteil am Nachruhm. Ich glaube vielmehr, daß die großen Schriftsteller, die das Nützliche mit dem Angenehmen zu paaren wissen, die belehren, indem sie unterhalten, den dauerhaften Ruhm genießen werden Man spricht hundertmal von Vergil, Horaz und Ovid und nur einmal von Augustus und dann auch noch selten zu seiner Ehre.«93 Das Porträt: Der alte König Brustbild nach halblinks in ovalem Rahmen. Schabkunstblatt von J. J. Tassaert nach Henriette Félicité Tassaert, von vier Platten in Farben gedruckt. Plattengröße: mm Hier in dem äußerst seltenen ersten Zustand. Das Schabkunstblatt von Jean Joseph François Tassaert ( ) wird als das schönste in Farben gestochene Altersbildnis Friedrichs des Großen angesehen. Laut Campe ist es der»farbenprächtigste Farbdruck, den es von Fridericus Porträts gibt.«das Brustbild ist von Henriette F. Tassaert, der Schwester des Stechers und Schülerin Chodowieckis, nach den ikonographisch besten Vorbildern, den bekannten Altersportäts des Königs von Friedrich Wilhelm Bock und Anton Graff gemalt worden. Lit.: Campe 432a (»1re Planche«); Hannesen 25; H. von Sydow 78f. (dort zweiter Plattenzustand). abb. S. 214 Privatbesitz 94 (Anon.) Kurzgefaßte Lebensgeschichte des höchstseeligen Königs von Preussen Friedrich II. des Grossen. Mit Erlaubnis der Obern. Augsburg, Johann Georg Bullmann, Interimsbroschur. Mit schönem Frontispiz-Kupfer: Fridericus II. Borussorum Rex. Stehende Figur des alten Königs mit Dreispitz grüßend und Krückstock in der Linken. Gestochen von Heiß nach S. Mansfeld. Bildgröße: mm. (Campe 276, Abb. 160). Das kleine Werk ist ein Beispiel der einfachen Volksbücher, wie sie nach Friedrichs Tod große Verbreitung fanden und mehr der Legendenbildung als der wirklichen Darstellung des Königs dienten. Hier wird kurioserweise von dem König, der bekanntlich nur deutsch und französisch sprach, behauptet:»friedrich redete mit Anmut und Beredsamkeit alle lebenden Sprachen.«215

216 Im Urteil der Nachwelt 95 A.* Das besondere Leben und Character des bewunderten und verewigten preußischen Königes Friedrich des Großen unpartheyisch beschrieben. (Wien) Teile in 1 Bd. (von 2). Interimseinband der Zeit. Mit Monogramm-Exlibris unter Krone auf Titelblatt. Seltene erste Ausgabe. In dieser anonymen Anekdotensammlung wird im 3. und 4. Teil über die»unterredung des Königs und Professor Gellerts«Ende 1760 in Leipzig berichtet:» der verewigte König unterredete sich mit ihm von vier bis gegen sechs Uhr von den schönen Wissenschaften, von der Litteratur und der Methode, womit er seine Hypochondrie curiret hatte, und mit welcher der Herr Professor Gellert die seinige auch curiren sollte.«es folgt die Wiedergabe des weiteren Gesprächs. Darin trägt Gellert dem König die Fabel Der Maler vor (siehe Kat. 86 mit Zitat; siehe auch das Gellertsche Werk, das die vorerwähnte Fabel enthält, Kat. 59.1). Lit.: Henning (Anon.) Anekdoten und Karakterzüge aus dem Leben Friedrich des Zweiten. Berlin, Unger, Halblederbände der Zeit. Erste Ausgabe dieser anonym erschienenen Anekdotensammlung (Bd. VI VIII und Bd. XVII). Bd. VII in Pappband der Zeit aus der Schloßbibliothek Carow. Die wichtige Anekdotensammlung enthält in Bd. VII die bekannte Geschichte vom Müller Arnold. Dem Wassermüller Arnold wurde von dem Landrat von Gersdorf, der weiter oberhalb der Mühle einen Karpfenteich anlegte, das Wasser abgegraben, sodaß Arnold die Pacht nicht mehr zahlen konnte. Nachdem die Justiz dem Grundeigentümer in allen Instanzen Recht gab, schaltete sich der König selbst in den Prozeß ein, weil er irrtümlich annahm, die Richter hätten das Recht zuungunsten des Müllers Arnold gebeugt. Diese hatten aber nach dem Buchstaben des Gesetzes richtig entschieden. Der König vertrat demgegenüber den schon im Römischen Recht bekannten Grundsatz, wonach Eigentum in bestimmten Fällen Schranken unterworfen sei (also hier»fließende Gewässer 96 öffentliche Sachen in gemeinem Gebrauch«seien). Dieser Grundsatz wurde später in das Allgemeine Preußische Landrecht übernommen. Aus den Akten und der Korrespondenz des Königs mit den Richtern wird zitiert, darunter Friedrichs grundsätzliches Rechtsverständnis (S. 48 f.),»daß in meinen Landen einem jeden, er sei vor nehm oder gering, prompte Gerechtigkeit wiederfahren, und nicht zum Faveur [Gunsten] eines Größeren gedrückt, sondern einem jeden ohne Unterschied des Standes, und ohne alles Ansehen der Person eine unparteiische Justiz administriret werden soll.«nach Nicolai (Kat. 101, Bd. I, S. 79) ist diese Anekdotensammlung» noch immer die beste Sammlung«. 216

217 97 D. Anton Friederich Büsching Character Friedrichs des zweyten, Königs von Preussen. Karlsruhe, Schmied, Späterer Pappband. Zweite Auflage, aber erster Separatdruck. Diese bedeutende Schrift zum Alltag Friedrichs des Großen enthält von Augenzeugen dokumentierte Berichte über die Lebensweise, Speisen, Tischsitten, Kleidung, Sprachkenntnisse Friedrichs, vor allem über seine geistigen Interessen und seine Handbibliothek (S ). Büsching erstellt ein frühes und für das spätere Bild des Königs wichtiges Porträt. Über dessen Dichtkunst lesen wir (S. 61 ff.):»er war ein Dichter, nicht ein blosser Versemacher, wie Voltaire Ihn nannte, denn seine Verse enthalten nicht nur artige, sondern auch witzige, malerische, und erhabene Gedanken.«98 (Josef Richter) Leben Friedrich des Zweiten, Königs von Preussen, skizzirt von einem freymüthigen Manne. Amsterdam (d.i. Wien, Wucherer) Teile in 2 Bdn. Marmorierte Pappbände. Erste Ausgabe. Dies ist die berühmte Friedrich-Biographie des Wiener Aufklärers und Satirikers Richter. Die von dem Bibliographen Hayn-Gotendorf getroffene Feststellung, es handele sich um eine»berüchtigte, von kleinlicher Gehässigkeit diktierte Schmähschrift«, wird dem Buch nicht in allen Punkten gerecht. Der Autor analysiert im einzelnen das Werk Friedrichs, z.b. wenn er wenig schmeichelhafte Äußerungen über Maria- Theresia in dessen Schriften dem an anderer Stelle ausgesprochenen Lob der Standhaftigkeit der jungen, vom Unglück gebeugten Fürstin gegenüberstellt und anmerkt (Bd. II, S. 27):»Es kommen in Friedrichs Werken mehr solche gemeine Ausdrücke vor; die aber sicher nur nach einer erhaltenen Schlappe, oder in einem Anfall von satirischer Laune, oder gleich nach Tisch niedergeschrieben wurden.«lit.: Hayn-G. II, Anekdotische Darstellung: Friedrich II. in Lissa Kupferstich von Anton Wachsman nach Karl Friedrich Hampe, um Blattgröße: mm. Bildunterschrift:»Nach der Schlacht bey Leuthen zog der König an der Spitze zweyer Grenadierbataillone in Lissa ein, um Nachtquartier zu nehmen. Der Ort war von Oesterreichern besetzt, welche aus den Fenstern auf die Preußen feuerten. Der König ritt nach dem Schlosse: Bon soir Messieurs! Gewiß vermuthen Sie mich hier nicht. Kann man hier auch noch mit unterkommen?«eine der populärsten und wohl am häufigsten illustrierten Anekdoten über den Mut und die Geistesgegenwart des Königs (siehe auch Kat. 102), wonach der König nur begleitet von einem kleinen Kreis von Offizieren und Husaren in dem Lissaer Schloß angekommen und durch sein sicheres Auftreten die dort in Überzahl anwesenden Österreicher überlistet und einer möglichen Gefangennahme entgangen sei. Der Vorfall entspricht allerdings so nicht ganz der Wahrheit. Laut eines Schreibens des Schloßeigentümers Baron von Mudrach an einen Verwandten drei Tage nach der Schlacht waren zwar zutreffend einige österreichische Offiziere zu dieser Zeit noch im Schloß, um ihre Verletzungen verbinden zulassen. Von ihnen ging jedoch für den König keine Gefahr aus, als er mit kleinem Gefolge in das Schloß kam, um bei dem ihm bekannten Baron sein Abendessen einzunehmen (vgl. Gerd Heinrich, a. a. O., S. 142). Auch Nicolai gibt diese bekannte Anekdote wieder, ohne allerdings auf den Wahrheitsgehalt näher einzugehen (Kat. 101, Heft 3, S ). Leihgabe Wolfgang J. Kaiser Abb. S Ziethen an der Tafel Friedrichs des Großen Kupferstich von Daniel Chodowiecki. Plattengröße: mm. Bildunterschrift:»Friedrich und Ziethen. Lasst ihn schlafen, er hat lange genug für uns gewacht«. Es handelt sich um das zusammen mit der Wachtparade (Kat. 61) populärste Bild, das Chodowiecki anekdotenhaft vom Alten Fritz schuf. 217

218 Im Urteil der Nachwelt Der Bibliograph Engelmann merkt hierzu an:»ziethen an der Tafel Friedrich s II. schlafend. Der König en face sitzt mit drei Generalen an einem Tische und zeigt auf den Rechts sitzenden eingeschlafenen Ziethen. Hinter dem Stuhle des Königs stehen zwei Kammerhusaren und Rechts und Links hinter Stühlen zwei Lakeien. Rechts weiter nach hinten sieht man noch zwei Bediente vom Rücken.«1800 wurde das Bild Chodowieckis in die»galerie vaterländisch-historischer Darstellungen«, einer Ausstellung der Berliner Akademie, aufgenommen. Die anekdotenhafte Darstellung des an der königlichen Tafel eingeschlafenen Husarengenerals Hans Joachim von Zieten ( ), des populärsten unter Friedrichs Generalen, ist nicht belegt. Chodowiecki hat seinem Bild wohl die historisch nachgewiesene Anekdote zugrundegelegt, nach der Friedrich der Große 1760 bei einer Rast auf dem Marsch von Schweidnitz nach der Lausitz den schlafenden Zieten nicht stören ließ. Das beschreibt Theodor Fontane in seinem berühmten Gedicht»Der alte Zieten : Einst mocht es ihm nicht schmecken, Und sieh, der Zieten schlief, Ein Höfling wollt ihn wecken, Der König aber rief:»laßt schlafen mir den Alten, Er hat in mancher Nacht, Für uns sich wach gehalten, Der hat genug gewacht.«1800 wurde das Bild Chodowieckis in die»galerie vaterländisch-historischer Darstellungen«, einer Ausstellung der Berliner Akademie, aufgenommen. Lit.: Campe 550; Engelmann 948; H. v. Sydow 104/105. Abb. S. 219 Leihgabe Wolfgang J. Kaiser 101 Friedrich Nicolai (Hrsg.) Anekdoten von König Friedrich II. von Preussen und einigen Personen, die um ihn waren. Berlin u. Stettin, Bde. 5 Halblederbände der Zeit mit Goldprägung»Athenaeum«auf Vorderdeckel sowie ein Pappband (aus der Bibliothek von der Schulenburg-Beetzendorf). Enthält u. a. im 4. Heft: Von engländischen Büchern über K. Fr. II., Buchdruckerey in Berlin; Vom schlafenden Zieten; im 5. Heft: Aehnlickeit der Briefe Trajans und Friedrichs; im 6. Heft: Von la Mettrie; sowie das Inhaltsverzeichnis»über alle sechs Hefte«(vor dem 6. Heft). Bibliotheksstempel Propstey Salzwedel. Erste Ausgabe. Die recht gut recherchierte Sammlung enthält zum Teil außerordentlich amüsante Anekdoten über Friedrich den Großen und seine Umgebung sowie Besprechungen der zeitgenössischen Schriften über den König, u.a. von Mirabeau (Kat. 89.2) und Zimmermann (Kat. 92.1). Der Autor Friedrich Nicolai ( ), bekannter Berliner Verleger, Buchhändler, Literat, Freund Lessings und Mendelssohns (Kat. 39.6), legte mit den Anekdoten die umfangreichste frühe Materialsammlung über Leben und Legende Friedrichs des Großen und das geistige Berlin vor. In seiner Vorrede (Bd. I, S. X) schreibt der Berliner Aufklärer:»Was ich an Bildung des Geistes und an Weltkenntnis besitzen mag, erhielt ich in dieser Zeit, durch den Einfluß der freymüthigen unbefangenen Denkungsart, welche dieser große König begünstigte, und die sich hauptsächlich von seinen Landen aus in das übrige Deutschland ausbreitete, wo ihr seitdem so herrliche Früchte zu danken sind.«lit.: Nicolai-Kat. Wolfenbüttel N. 84; Goedeke IV, 503,

219 Daniel Chodowiecki Acht Blätter zu Stein s Charakteristik Friedrich s II., Kupferstiche. 2 unbeschnittene Blätter mit je vier Darstellungen. Plattengröße 212 x134 mm. Größe der einzelnen Bilder: ca mm. Zu Steins Werk fertigte Chodowiecki anekdotische Szenen aus den Schlesischen Kriegen, die den König in verschiedenen Situationen zeigen und ihm dabei Aussprüche in den Bildunterschriften zuschreiben. Es ging dabei offensichtlich weniger um Authentizität als um die Darstellung des geistesgegenwärtigen, tapferen und mit seinen Soldaten verbundenen Feldherren, siehe etwa die Unterschrift zu Bild 1:»Wahrhaft mich jammert der rechtschaffene Mann«oder zu Bild 4:»Bonsoir Messieurs! Gewiß vermuthen Sie mich hier nicht«(vgl. Kat. 99). Abb. S. 221 Lit.: Engelmann 944 II und 974 II. 103 Julius Friedrich Knüppeln Gemälde von Friedrich dem Einzigen. Leipzig, Hilscher, Mit gestochenem Frontispiz von Kohl (nach Wille), Holzschnitt-Titelvignette. Attraktiver roter Lederband der Zeit. Erste Ausgabe. Der Autor hatte bereits 1788 ein panegyrisches Loblied mit dem Titel Der Geist Friedrichs des Einzigen geschrieben. Er stand damit am Anfang der Legendenbildung und des Geniekults um den zwei Jahre zuvor verstorbenen preußischen König. Lit.: Nicht bei Henning, der nur eine spätere Ausgabe kennt; Campe 210, Kat Abb. S

220 Im Urteil der Nachwelt 104 Johann D. E. Preuß ( ) Friedrich der Große. Eine Lebensgeschichte. Berlin, Nauck, Bände & 4 Bände Urkundenbuch. 8 Halblederbände mit hübscher Rückenvergoldung und mit marmorierten Pappdeckeln. Erste Ausgabe. Diese erste ausführlichere Friedrich-Biographie ist eine gründlich recherchierte Darstellung des Lebens und Wirkens des Königs. Auf die hier interessierende literarische Tätigkeit Friedrichs geht Preuß in seinem separat geschriebenen Werk (Kat. 105) detailliert ein. Die erste grundlegend wissenschaftlich fundierte Lebensgeschichte des Königs enthält einen wichtigen Dokumententeil, was dieses Werk bis heute bedeutend macht. Lit.: Henning Johann D. E. Preuß Friedrich der Große als Schriftsteller. Vorarbeit zu einer echten und vollständigen Ausgabe seiner Werke. Berlin, Veit, Moderner Leinwandband. Erstausgabe. Diese grundlegende Arbeit des Historikers Johann David Erdmann Preuß ist nach eigenem Bekunden als»eine Art literarischer Biographie«angelegt worden. Gedacht war sie als Vorarbeit für die angestrebte vollständige Ausgabe der Werke, die dann in 30 Bänden erschien (Œuvres, Kat. 64.3). Über die literarische Seite Friedrichs schreibt Preuß auf S. 105:»Beide, die Gedichte, wie die Briefe des Königs zeigen die ungewöhnliche Fruchtbarkeit seines Geistes, eine seltene Fülle historischer Bildung, einen tiefen Schatz von Welt- und Menschenkenntniß. Sollten wir auch der Philosophie des Monarchen in denselben nicht überall beipflichten, sein edles Herz wird uns immer rühren, er mag die Tugend erheben, oder das Laster geißeln, die Thorheit belachen, oder Wahn und Heuchelei enthüllen: denn was den Menschen irgendwie berührt, bietet ihm Stoff zu dichterischer oder brieflicher Mittheilung, in denen immer das eigene Herz sich auf die liebenswürdigste Weise öffnet.«106.1 Franz Kugler / Adolph Menzel Geschichte Friedrichs des Großen. Gezeichnet von Adolph Menzel. Leipzig, J. J.Weber, Titel und Frontispiz in Holzstichtafeln, 398 teils ganzseitige Holzschnitt-Illustrationen nach Zeichnungen von Adolph Menzel. Braunroter Maroquinband der Zeit mit reicher Romantiker Gold- und Blindprägung. Erster Druck der ersten Ausgabe. Dies ist das bekannteste Volksbuch über Friedrich den Großen mit Menzels berühmtem Illustrationswerk. Die Ausgabe enthält die beiden noch während des Druckes vom königlichen Hofe unterdrückten anstößigen Illustrationen (S. 44 f.), die sich auf das lockere Leben am sächsischen Hof Augusts des Starken beziehen. Dank umfangreicher Quellenstudien und seines großen pschychologischen Einfühlungsvermögens gelang es dem jungen Menzel ( ), Friedrich und seine Zeit für den Betrachter lebendig werden zu lassen. Das Werk selbst, das viele Anekdoten ungeprüft verarbeitet und eine Tendenz zum Heroenkult erkennen läßt, wurde vor allem durch Menzels großartige Kunst ein Erfolg und machte den Maler berühmt.»adolph Menzel nahm sich der Darstellung des Lebens Friedrichs des Großen mit solcher materiellen Breite und psychologischen Tiefe des Studiums und dazu mit solcher Genialität des künstlerischen Gestaltens an, daß die Kunst durch ihn tatsächlich einen Beitrag zum Verständnis der schwierigen Persönlichkeit des Königs lieferte, wenn er auch manche legendäre Anekdote übernahm. Menzel hat sich mit dieser Leistung als der bedeutendste deutsche Historienmaler des 19. Jahrhunderts ausgewiesen.«(helmut Börsch-Supan). Lit.: Bock, Menzel ; Rümann Adolphe Menzel Illustrations pour les Œuvres de Frédéric-le- Grand. Gravées sur bois par O. Vogel, A. Vogel, Fr. Unzelmann et H. Müller. 200 Feuilles avec texte de L. Pietsch. 4 Tomes. Berlin, R. Wagner,

221

222 Im Urteil der Nachwelt Adolph Menzel Nach einer Zeichnung Menzels von 1850 in:»aus König Friedrichs Zeit. Kriegs- und Friedens- Helden.«Gezeichnet von Adolph von Menzel und in Holz geschnitten von Eduard Kretzschmar, 1886; hier auf Seide gedruckt. Bildgröße: mm. Menzel suchte in seinen Arbeiten, vor allem auch über die fridericianische Zeit, die»größtmögliche Authenticität«. Seine Arbeiten beruhen auf genauen Studien. Es kann davon ausgegangen werden, daß Menzel die Totenmaske Friedrichs des Großen von Johannes Eckstein (Kat. 92.2) kannte und sein Friedrichbild daran orientierte. Dieser realistische Ansatz erklärt vielleicht auch die bis in unsere Zeit andauernde Beliebtheit der Menzelschen Friedrich-Bildnisse. Die ausgestellte Darstellung zeigt den König mit einem durchgeistigten, freundlichen Gesicht, stehend in seiner Lieblingsbibliothek in Sanssouci, ein wie uns scheint passendes Abschlußbildnis für diesen Katalog über die literarischphilosophisch-bibliophile Seite des Königs. Zur staunenswerten Ähnlichkeit der Menzelschen Friedrich-Bildnisse mit der historischen Figur ist ein Interview erwähnenswert, das der englische Schriftsteller und Friedrich-Biograph Giles MacDonogh am 14. Mai 1996 mit Friedrich Wilhelm Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen geführt hat. Der Fürst berichtete von der Überführung des Sarges Friedrichs des Großen von Marburg auf die Burg Hohenzollern im Jahre Beim Transport sei der Sarg aufgebrochen. Der für die Reparatur hinzugezogene Schreiner habe telefonisch bei ihm angefragt, ob er die Besichtigung des einbalsamierten Königs vor dem erneuten Versiegeln des Sarges wünsche. Dabei habe er die große Ähnlichkeit des erstaunlich gut erhaltenen Gesichtes des Königs mit den Zeichnungen und Bildnissen von Adolph Menzel feststellen können:»es war, als habe der Künstler die Leiche gesehen.«(vgl.»vichy s Last Stand: A Prince s story«, in: Financial Times vom 5. Oktober 1996). In seinem Testament vom 8. Januar 1769 (Kat. 62.3) verfügte der König:»Ich habe als Philosoph gelebt und will als solcher begraben werden, ohne Trauergepränge und Leichenpomp... Man bestatte mich in Sanssouci auf der Höhe der Terassen in einer Gruft, die ich habe herrichten lassen...«des Königs Wunsch ist erst im Jahre 1991 in Erfüllung gegangen, als sein Sarg nach langen Umwegen nach Potsdam zurückkehrte und in seiner Gruft auf den Schloßterrassen beigesetzt wurde. Abb. S. 223 BIBLIOTHECA FRIDERICIANA scripta manent 222

223

224 Anhang Transkripktionen & Übersetzungen Transkription des französischen Schreibens Friedrichs an Duhan de Jandun (Kat. 8.2)»le 2 d Oct Mon cher Duhan Je suis pillé Totallement, Je Vous prie de M acheter et faire rellier Boilo [Boileau], in octavo la belle edition avec les Notes, peutetre La trouverai vous dans la biblioteque de Jourdan, le Discours sur l histoire universele de Bosuet, oct: Les Tusculanes de Ciceron. Les Philipiques et les Catilinaires. Lucien traduit d ablancour, l edition derniere de Voltaire en 5 petit Volumes, L edition de la Henriade de l an 28, ou 32. apart, Horace de La Traduction de pelerin, 2 vol. in 8vo. Les poesies de Gresset, la bonne et derniere edition de Chaulieu grand 8vo, Rousseau la belle edition in 8vo beau papier. Feuquiere 8vo. Les deux dernieres campagnes de Turene petit 8vo, Le poeme de Fontenoy, Les lettres persannes, 2 petit volumes. Faite Moy le plaisir Mon cher De me trouvér ces livres et de me Les envoyér promptement, je Crois que Vous trouverez cet assortiment dans la biblioteque de Mon cher Jourdan. Adieu Mon Amy, j en ai rechapé belle Le 30eme, ce qui me procure le plaisir de Vous assurer encore une fois de La tendre amityé et de la reconoisance que j ai pour Vous Federic«Übersetzung des Schreibens Friedrichs an Duhan»den 2. Oktober Mein lieber Duhan, Ich bin vollständig ausgeplündert worden. Ich bitte Sie, mir den Boileau zu kaufen und binden zu lassen., und zwar die gute Ausgabe mit den Anmerkungen in Oktav; vielleicht finden Sie folgende Bücher in der Bibliothek von Jordan: Die Abhandlung über die Universalgeschichte von Bossuet in Oktav. Die Tuskulanischen Gespräche von Cicero. Die Philippiken und Catilinarien [Ciceros]. Lukian [Lukianos von Samosata] übersetzt von d Ablancourt. Die letzte Ausgabe Voltaires in fünf kleinen Bänden. Die Ausgabe der Henriade aus dem Jahr 1728 oder Horaz in der Übersetzung von Pelegrin in zwei Oktavbänden. Die Poesien von Gresset. Die gute letzte Ausgabe von Chaulieu in Großoktav. Rousseau, und zwar die schöne Ausgabe in Oktav auf gutem Papier. Feuquières in Oktav [Memoires sur la guerre?] Die beiden letzten Feldzüge Turennes in Kleinoktav. Das Gedicht von Fontenoy [Voltaire]. Die Persischen Briefe [Montesquieu] in zwei kleinen Bänden. Seien Sie so freundlich, mein Lieber, diese Bücher für mich zu suchen und mir umgehend zuzuschicken; ich glaube, Sie finden diese Auswahl in der Bibliothek meines lieben Jordan. Adieu, mein Freund. Ich habe mich am 30. doch noch gut aus der Affäre gezogen [30. September 1745, Schlacht bei Soor, wo der König zwar seine Reisebibliothek verlor, aber die Schlacht gegen die Österreicher und Sachsen gewann], was mir das Vergnügen verschafft, Sie nochmals meiner zarten Freundschaft und meiner Dankbarkeit zu versichern. Friedrich«224

225 Transkription des französischen Schreibens Friedrichs an Voltaire (Kat. 42.3)»à Berlin ce 3 de Fev: 1740 Mon cher Ami. Je vous aurais repondu plus tot si la situation facheuse dans la quelle je me trouve me l avoit permis; malgré le peu de tems que j ai à moi, j ai pourtant trouvé le moyen d achever l ouvrage sur Machiavel dont vous avez les commencemens, je vous envoye par cet ordinaire la lie de mon travail, en vous priant de me faire part de la critique que vous en ferez, je suis resolu de revoir et de corriger sans amour propre tout ce que vous jugerez indigne d etre presenté au public: Je parle trop librement de tout les grands princes pour permettre que l Antimachiavel paraisse sous mon nom. Ainsi j ai resolu de le faire imprimer après l avoir corrigé comme l ouvrage d un anonyme; faites donc main basse sur toutes les injures que vous trouverez superflues, et ne me passez point les fautes contre la pureté de la langue. J attends avec impatience la tragedie de Mahomet achevée et retouchée. Je l ai vue en son crepuscule, que ne sera-t- elle point en son midi? Vous revoila donc à votre phisique, et la Marquise à ces process, en verité mon cher Voltaire vous etes deplacéz tout les deux; nous avons milles physiques en Europe, mais nous n avons point de poète et aucun historien qui vous aproche, et lon voit en Normandie cent Marquises plaider mais aucune qui s aplique à la Philosophie. Retournez, je vous prie à votre Histoire de Louis 14, et faites venir de Cirey vos manuscripts et vos livres pour que rien ne vous arête; Valori dit qu on vous a exile de France comme perturbateur de la Religion Catolique, et j ai dit qu il en avoit menti: [Es folgen zwei durchgestrichene Zeilen, laut Bestermann:] Je voudrais que le vieux machiavéliste relié dans la pourpre romaine vous assignât Berlin pour le lieu de votre exil. Mes desirs sont pour Remusberg comme les votres pour Cirey, je languais de retourner saluer mes penates. Le pauvre Cesarion est toujours malade il ne saurait vous repondre. Presque trois mois de maladie Valent un siècle de tourmens; Par les maux son ame engourdie Ne voit, ne connait plus que la douleur des sens. Les charmans acords de ta lire, Mélodieux, forts et touchants, Ont sur ses esprits plus d empire Qu Hippocrate, Galien, et leurs medicamens. Mais, quelque dieu qui nous inspire, Tout est en vain sans la santé; Lorque le corps souffre martire, L esprit ne peut non plus écrire, Que l aigle veut voler, privé de liberté. Consolez moi mon cher Voltaire par vos charmans ouvrages, vous acuserez d en etre infatigable, mais je suis dans le cas de ces persones qui pour avoir beaucoup d acide dans l estomac, ont besoin d une nouriture plus frequente que les autres. Je suis bien aise qu Algarotti ne perde point le souvenir de Remusberg, les persones d esprit n y serons jamais oubliées, et je ne desespere pas de vous y voir. Nous venons de voir ici un petit ours en pompons, c est une princesse Russiene qui ne tient de l humanité que l ajustement elle est la fille du Pr: Cantimir. Rendez s il vous plait ma lettre à la Marquise, et soyez persuadé que l estime que j ai pour Vous ne finira jamais. Federic.«225

226 Anhang Übersetzung des Schreibens Friedrichs an Voltaire (Kat. 42.3)»Berlin, 3 Februar 1740 Mein teurer Freund, ich hätte Ihnen früher geantwortet, wenn die ärgerliche Lage, in der ich mich befinde, es zugelassen hätte. Trotz der wenigen Zeit, die ich für mich habe, fand ich Möglichkeiten, das Werk über Machiavell, dessen Anfang Sie bekommen haben, zu beenden. Mit dieser Post bekommen sie die Hefe meines Tuns, und ich bitte Sie, mich Ihre Kritik wissen zu lassen. Ich bin entschlossen, ohne Eigenliebe alles durchzusehen und zu korrigieren, was Sie für nicht veröffentlichungswürdig erachten. Ich spreche zu freimütig über alle bedeutenden Fürsten, um gestatten zu können, daß der Antimachiavell unter meinem Namen erscheint. So habe ich mich entschlossen, ihn nach der Korrektur als das Werk eines Anonymus drucken zu lassen. Legen Sie also Hand an alle Beleidigungen, die Sie für überflüssig halten, und lassen Sie keine Verstöße gegen die Reinheit der Sprache durchgehen. Ungeduldig warte ich auf die abgeschlossene und überarbeitete Mahomet-Tragödie. Ich sah ihren Sonnenaufgang; wie wird sie sich erst im Mittagslicht ausnehmen! Sie sind also wieder bei Ihrer Physik und die Marquise bei ihren Prozessen. Mein Lieber Voltaire, im Grunde sind Sie damit beide auf dem falschen Posten. Wir haben tausend Physikusse in Europa, aber wir haben keinen Dichter und keinen Historiker, der an Sie heranreicht, und es prozessieren in der Normandie hundert Marquisen, doch keine widmet sich der Philosophie. Kehren Sie, ich bitte Sie, zu Ihrer Histoire de Louis XIV zurück und lassen Sie sich aus Cirey Ihre Folianten und Manuskripte kommen, daß nichts Sie aufhalte. Valory bemerkte, Frankreich hätte Sie als Verwirrer des katholischen Glaubens ausgewiesen, und ich habe gesagt, daß er löge. Mir wäre es recht, wenn der greise, in Roms Purpur gewickelte Machiavellist Ihnen Berlin als Exil zuwiese. Mein Sehnen zieht gen Remusberg, wie Ihres gen Cirey. Ich schmachte danach, dort meine Schutzgötter zu grüßen. Der arme Caesarion ist immer noch krank; er könnte Ihnen nicht antworten. Fast drei Monate der Krankheit Wiegen wie ein Jahrhundert der Qual: Seine Seele, von Leiden betäubt, Sieht, kennt nur die Schmerzen der Sinne noch. Deiner Leier zauberische Akkorde, Melodisch, stark und rührend, Haben über seine Geister mehr Macht Als Hippokrates, Galen und ihre Arzneien. Doch gleich welcher Gott uns beseelt, Ohne Gesundheit ist alles umsonst; Wenn der Körper Martyrium leidet, Kann der Geist nicht mehr schreiben, Daß, der Freiheit beraubt, der Adler fliegen will. Trösten Sie mich, mein lieber Voltaire, mit Ihren bezaubernden Werken. Sie werden mich anklagen, unersättlich zu sein, aber mit mir ist es wie mit jenen Leuten, die häufiger Nahrung brauchen als andere, weil sie in ihrem Magen zu viel Säure haben. Es tut mir wohl, daß Algarotti sich weiterhin Remusbergs entsinnt. Hier werden Menschen mit Geist niemals vergessen, und ich lasse die Hoffnung nicht fahren, Sie hier zu sehen. Wir hatten hier einen kleinen Bären mit Rüschen: eine russische Prinzessin, bei der sich das Menschliche im Putz zeigt; es ist die Tochter des Fürsten Cantemir. Übergeben Sie bitte meinen Brief der Marquise und seien Sie versichert, daß die Hochachtung, die ich für Sie hege, ohne Ende ist. Federic«(Übersetzung Pleschinski, a. a.o., S ) 226

227 Transkription des Schreibens Friedrichs des Großen an Generalfeldmarschall Kurt Christoph Graf von Schwerin (Kat. 60.3)»Mein lieber General Feldmarschall Graf von Schwerin. Da ich vor gut gefunden einigen Meiner Officiers Meine reflexions über den Krieg in besonderen Vertrauen zu communiciren; So habe Ich nicht anstehen wollen, Euch ein gedrucktes Exemplar davon hierbey zu fertigen zu laßen. Bey Erstehung deßen werdet Ihr sogleich finden, wie höchst nothwendig es sey, daß Ihr Euch zuvor den Inhalt deßen wohl bekannt machet, zugleich aber auch solches als das größeste Geheimnis so Ich Euch anvertrauen kann, haltet, und alle erdenkliche precautiones [Vorsichtsmaßnahmen] nehmet, damit solche niemahlen außer Euch zu keines Menschen Gesichte kommen, noch verlohren gehen, am allerwenigsten aber jemahls in Feindes Händen kommen könne. Eure Pflicht und Ehre repondiren Mir davon, daß Ihr das jenige so Ich in solchen Briefe wovon schreiben laßen, wohl und genauest beobachtet, als weshalb ich fordere, daß Ihr solches auch nicht einmahl jemanden, er sei wer er wolle, zu Gesichte kommen laßen, oder auch nur Euch äußern lasset sollet, daß Ihr solches Brief von Mir bekommen, oder in Händen habet; Inzwischen Ihr auch alle Vorsorge tragen sollet, daß auch vor Euren dereinst erfolgenden Tode, dieses Brief annoch (?) von Euch selbst versiegelt und firmirt an Mich wieder richtig eingeliefert werden müßte. Ich bin Euer wohlaffectionirter König, Berlin, 30. Januar Fch«Transkription der Kabinettsorder vom 23. Januar 1753 (Kat. 60.3)»Seine Königliche Majestät versichern Sich gantz zuverläßig von denjenigen, welchen Sie gegenwärtiges Brief zustellen, daß Er auf seine Ehr, Reputation und Pflicht, solches auf das sorgfältigste in acht nehmen werde, damit selbiges niemanden weiter, er sey auch wer er wolle, zu Gesichte komme, noch jemahlen verlohren gehen müße. Solte es geschehen, daß es zu einer Campagne käme, so wird hoffentlich der Besitzer dieses Briefes sich den Inhalt deßen schon so bekannt gemachet haben, damit es wohl verwahrlich zurück bleiben, mithin durch keinen Zufall in Feindes Hände gerathen könne noch müße. Wenn Er krank werden, und in Gefahr kommen solte mit Tode abzugehen, welches Gott doch lange verhüten wolle! So muß er sorgfältig veranstalten, daß Dir das Brief wohl versiegelt, und gleich nach seinem Tode an Seine Königl. Majestät Selbst wieder eingeschicket werde. Berlin, den 23. January 1753.«227

228 Anhang Zeittafel 1702 Gründung der Königlichen»Societät der Wissenschaften«in Berlin unter Leitung des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz Jan.: Geburt Friedrichs, seit 1740 Friedrich II., König in Preußen 1713 Thronbesteigung Friedrich Wilhelms I. (sog. Soldatenkönig) 1721 Friedrich beginnt französische Romane zu lesen 1728 Friedrich reist mit seinem Vater zum Fürstentreffen nach Dresden 1730 Fluchtversuch Friedrichs, Kriegsgerichtsprozeß und Haft auf Festung Küstrin. Hinrichtung des Freundes Hans Hermann von Katte vor Friedrichs Augen. Beginn der Verwaltungsschulung in Küstrin 1733 Friedrich heiratet Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern 1736 Umzug des Kronprinzen nach Schloß Rheinsberg. Erstes Schreiben an Voltaire 1737 Algarotti: Il Newtonianismo per le dame (Kat. 33.2) Umbau des Schlosses Rheinsberg durch G. W. von Knobelsdorff, Rundraum-Bibliothek im Klingenberg-Turm 1738 Friedrich schreibt den Essay Considérations sur l état présent du corps politique de l Europe 1739 Friedrich schreibt den Antimachiavell: La Réfutation du Prince de Machiavel (Kat. 43.1) Mai: Tod des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. und Regierungsantritt Friedrichs II., religiöse Toleranz und Abschaffung der Folter. Friedrich bittet Voltaire, das Erscheinen des Antimachiavell in Den Haag zu verhindern; wird ohne Autorisierung Friedrichs im September von Jean van Duren in Den Haag (und zeitgleich in London) veröffentlicht (Kat. 43.3). 11. Sept.: Erstes Zusammentreffen Friedrichs mit Voltaire auf Schloß Moyland bei Kleve. Der König wählt Schloß Charlottenburg zur Residenz; er beauftragt G. W. von Knobelsdorff mit dem Ausbau des Neuen Flügels (bis 1746): Wohnung und Bibliothek im Obergeschoß. 20. Okt.: Regierungsantritt Maria Theresias. Okt.: Publikation einer überarbeiteten Fassung des Antimachiavell durch Voltaire in Den Haag (Kat. 43.4). Nov.: Voltaire reist in diplomatischer Mission für Kardinal Fleury nach Berlin. 16. Dez.: Friedrich marschiert in Schlesien ein. Beginn des Ersten Schlesischen Krieges (bis 1742). Beginn des Österreichischen Erbfolgekrieges (bis 1748) 1741 Bündnis mit Frankreich; Schlacht bei Mollwitz. Erste deutsche Ausgabe des Antimachiavell (Kat. 43.6) 1742 Schlacht bei Chotusitz und Frieden von Berlin: Österreich tritt Ober- und Niederschlesien an Preußen ab. Wahl des bayerischen Kurfürsten zum römisch-deutschen Kaiser Karl VII Aug. 12. Okt.: Voltaire ist Gast des Königs in Berlin. Chodowiecki kommt nach Berlin Jan.: Feier zur Neugründung der Akademie der Wissenschaften. Umbau des Stadtschlosses Potsdam samt Bibliohek durch Knobelsdorff. Zweiter Schlesischer Krieg 228

229 1745 Friede von Dresden, Österreich bestätigt den Besitz Schlesiens. Baubeginn Schloß Sanssouci. Friedrich schreibt den Fürstenspiegel für den in Berlin erzogenen Herzog Karl Eugen von Württemberg. Friedrich bittet seinen ehemaligen Lehrer Duhan (Kat. 8.1), ihm umgehend eine neue Reisebibliothek zu besorgen, nachdem seine Feldbibliothek nach der Schlacht bei Soor geplündert wurde (Kat. 8.2) 1746 Friedrich schreibt die Geschichte seiner Zeit Histoire de mon temps (Kat. 50). Fertigstellung des runden Schreibzimmers im ersten Geschoß an der Spreeseite des Berliner Stadtschlosses, das auch als Bibliothek diente. Friedrich ernennt den französischen Mathematiker Maupertuis zum Präsidenten der Akademie der Wissenschaften in Berlin 1747 Beginn der Tafelrunde in Sanssouci 1748 Erster auszugsweiser Abdruck von Friedrichs Mémoires pour servir à l histoire de Brandebourg, in: Histoire de l Académie Royale des Sciences et Belles Lettres, Berlin (Kat. 49.1) 1749 Friedrich verfaßt das komische Heldengedicht Le Palladion, in dessen Mittelpunkt der französische Gesandte Maquis Valory und sein späterer Vorleser Darget stehen (Kat. 57.8) 1750 Voltaire bis 1753 am Hofe Friedrichs des Großen. Veröffentlichung von Friedrichs Mémoires pour servir à l Histoire de la maison de Brandebourg in seiner Privatdruckerei im Berliner Stadtschloß»Au Donjon du Château«(Kat. 49.4). Der König erwirbt Palais Spätgen in Breslau, Ausbau zum Schloß, Bibliothek 1752 Erstes Politisches Testament Friedrichs (Kat. 62.1). Veröffentlichung der von Voltaire korrigierten Neuauflage der Œuvres du Philosophe de Sans Souci (hrsg. in 2 Bänden von Voltaire) März: Voltaire verläßt Berlin nach Zerwürfnis mit dem König. Bei Zwischenaufenthalt in Frankfurt am Main wird Voltaire von dem preußischen Residenten festgehalten, weil er ein Exemplar des von ihm überarbeiteten Gedichtbandes Œuvres du Philosophe de Sans-Souci dem König nicht zurückgegeben hatte. Friedrich läßt Die General-Principia vom Kriege in seiner Privatpresse drucken (Kat. 60.3) Siebenjähriger Krieg 1757 Gespräch Friedrichs mit dem Literaturprofessor Johann Christoph Gottsched in Leipzig 1758 Friedrich veröffentlicht anonym seine satirische Flugschrift Lettre d un Secretaire du Comte Caunitz à un Secretaire du Comte Cobentzel (Kat. 44) 1759 Friedrich veröffentlicht anonym seine satirische Flugschrift Lettre de la Marquise de Pompadour à la Reine de Hongrie (Kat. 46). Voltaire veröffentlicht seinen satirischen Roman Candide (Kandide, Kat. 23) 1760 Begegnung mit Christian Fürchtegott Gellert in Leipzig (Kat. 59.1) 1763 Friedrich II. schreibt die Geschichte des Siebenjährigen Krieges in französischer Sprache: Histoire de la guerre de sept ans (Kat. 51). Baubeginn des Neuen Palais in Potsdam. Friedrich kauft in Berlin eine Porzellanmanufaktur: Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) 1764 Friedrich empfängt d Alembert (Februar) und Casanova (Juni) 1765 Friedrich bezieht seine neue Wohnung im Südflügel des Neuen Palais, Bibliothek in galerieartigem Raum 229

230 Anhang 1767 Gedenkrede Friedrichs auf seinen Neffen Prinz Heinrich d. J. in der Akademie: Éloge du Prince Henri de Prusse (Kat. 54.2) 1768 Friedrich verfaßt sein Politisches Testament (Kat. 62.2) Jan.: Friedrichs Abhandlung Über den Nutzen der Wissenschaften und Künste wird in der Akademie in französischer Sprache verlesen 1777 Friedrich schreibt den Essai sur les formes de gouvernement et sur les devoirs des souverains (Theorie des aufgeklärten Absolutismus) Nov.: Friedrichs Gedächtnisrede Éloge de Voltaire wird in der Akademie in französischer Sprache verlesen (Kat. 55) 1778/79 Bayerischer Erbfolgekrieg zwischen Preußen und Österreich 1779 Friedrich beendet die Geschichte vom Hubertusburger Frieden bis zur Ersten Polnischen Teilung: Mémoires depuis la paix de Hubertusbourg 1763 jusqu à la fin du partage de la Pologne 1775 (Kat. 52), die Geschichte des bayerisch-österreichischen Erbfolgekrieges: Mémoires de la guerre de 1778 (Kat. 53), die Briefe über die Vaterlandsliebe: Lettres sur l amour de la patrie (Kat. 38.5) 1780 Friedrich veröffentlicht die Abhandlung über die deutsche Literatur De la Littérature Allemande in französischer (Kat. 58.1) und deutscher Sprache (Kat. 58.2) 1781 Friedrich schenkt der Berliner Akademie die Büste Voltaires von Houdon (Kat. 56) 1784 Begegnung mit dem Philosophen Christian Garve in Breslau (Kat. 39.7) 1786 Begegnung mit Comte de Mirabeau (Kat. 89.2) und Prince de Ligne (Kat. 91). 17. August: Tod Friedrichs des Großen; Beisetzung in der Potsdamer Garnisonskirche; Sarkophag kommt 1952 von Marburg auf die Burg Hohenzollern bei Hechingen; 1991 wird der Sarkophag in die ursprünglich von Friedrich hierfür vorgesehene Gruft neben dem Weinbergschloß Sanssouci überführt

231 Literaturhinweise Quellen Œuvres de Frédéric le Grand. Hrsg. von Johann David Erdmann Preuß. 30 Bde. in 36 Teilen und Anhang. Berlin Die Werke Friedrichs des Großen. Hrsg. von G. B.Volz. 10 Bde. Berlin Die Briefe Friedrichs des Großen an seinen vormaligen Kammerdiener Fredersdorf. Hrsg. von J. Richter. Berlin 1926 Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire. Hrsg. von R. Koser und H. Droysen. 3 Bde. Leipzig 1908/1909, 1911 Nachträge zu dem Briefwechsel Friedrichs des Großen mit Voltaire. Hrsg. von H. Droysen. Leipzig 1917 Aus dem Briefwechsel Voltaire Friedrich der Große. Hrsg., vorgestellt und übersetzt von Hans Pleschinski. Zürich 1992 Friedrich der Große. Gespräche mit Henri de Catt. Hrsg. von W. Schüssler. Leipzig Dtv TB Friedrich der Große. Hrsg. von O. Bardong. Darmstadt 1982 (Ausgewählte Quellen zur Geschichte der Neuzeit. Freiherr vom Stein Gedächtnisausgabe Bd. 22) Friedrich der Große. Mein lieber Marquis! Sein Briefwechsel mit Jean-Baptiste d Argens während des Siebenjährigen Krieges. Ausgewählt, kommentiert und mit einer Einführung versehen von Hans Schumann. Zürich 1985 Bibliographie der Werke Friedrichs des Großen Leithäuser, G. Verzeichnis sämtlicher Ausgaben und Übersetzungen der Werke Friedrichs des Grossen, Königs von Preussen. Berlin, 1877 Leithäuser, G. und Knoll, G. (Hrsg.). Verzeichnis sämtlicher Ausgaben und Übersetzungen der Werke Friedrichs des Großen, Königs von Preussen, mit einem Vorwort neu herausgegeben von Gerhard Knoll. Osnabrück 2001 Henning, Herzeleide und Eckhart. Bibliographie Friedrichs des Großen, Das Schrifttum des deutschen Sprachraums und der Übersetzungen aus Fremdsprachen. Berlin-New York 1988 Catalogue des ouvrages de Frédéric II, le Grand. Bibliothèque Nationale, Paris (227 Nummern) Darstellungen Baumgart, Peter. Epochen der preußischen Monarchie im 18. Jahrhundert, in: ZHF 6 (1979), S Ders. Kronprinzenopposition. Zum Verhältnis Friedrichs zu seinem Vater Friedrich Wilhelm I., in: Friedrich der Große, Franken und das Reich, hrsg. von H. Duchhardt, Köln-Wien 1986, S Ders. Naturrechtliche Vorstellungen in der Staatsauffassung Friedrichs des Großen (1979), in: Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime. Hrsg. von Frank-Lothar Kroll. Berlin 2009 Bödecker, Ehrhardt. Preußen und die Wurzeln des Erfolgs. München 2004 Börsch-Supan, H. Die französische Malerei des 18. Jahrhunderts am Hof Friedrichs II., Ausstellung Paris

232 Anhang Bogeng, G. A. E. Alte Bucheinbände der Königlichen Hausbibliothek In: Archiv für Buchbinderei. Jg. 14, H , S. 140 Bratuschek, E. Die Erziehung Friedrichs des Großen. Berlin 1885 Campe, Edwin von. Die graphischen Porträts Friedrichs des Großen. München, Bruckmann, 1958 (zzgl. Ergänzungsband, 1970) Carter u. Muir (Hrsg.). Bücher die die Welt verändern. München 1968 Clark, Christopher. Preußen / Aufstieg und Niedergang München 2007 Deusch, W. R. Das Buch als Kunstwerk. Französische illustrierte Bücher des 18. Jahrhunderts aus der Bibliothek Hans Fürstenberg. Ausstellung in Schloß Ludwigsburg, 1965 Droysen, Hans. Friedrichs des Großen Druckerei im Berliner Schlosse. In: Hohenzollern-Jahrbuch 1904, S Ders. Friedrichs des Großen literarischer Nachlaß. Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht des Königstädtischen Gymnasiums, Berlin 1911 Duffy, Christopher. Friedrich der Große. Ein Soldatenleben. Zürich 1986 Engelmann, Wilhelm. Daniel Chodowieckis sämtliche Kupferstiche. Leipzig 1857 Fontius, Martin (Hrsg.). Friedrich II. und die europäische Aufklärung. Berlin 1999 (=FBPG NF Beih. 4) Gaxotte, Pierre. Friedrich der Große. Frankfurt 1974 Geßner, D., Giersberg, H.-J., Röhm, H. Schlösser und Gärten in Potsdam und Umgebung. Bibliographie, Potsdam 1998 Giersberg, Hans-Joachim. Friedrich als Bauherr. Studien zur Architektur des 18. Jahrhunderts in Berlin und Potsdam. Berlin Ders. Die Schloßbibliotheken Friedrichs des Großen. In: Studien zum Buch- und Bibliothekswesen 8 (1993), S Göres, B. (Hrsg. u. Bearb.) u. a. Prinz Heinrich von Preußen. Ein Europäer in Rheinsberg (=SPSG). München/Berlin 2002 Hannesen, Hans Gerhard. Lovis Corinths»Fridericus Rex«. Der Preußenkönig in Mythos und Geschichte. Berlin 1986 Hartig, P. Henri de Catt. Vorleser Friedrichs des Großen. Die Tagebücher München/Berlin 1986 Hein, Max. (Hrsg.). Briefe Friedrichs des Großen. Berlin 1914 Heinrich, Gerd. Friedrich II. von Preußen. Leistung und Leben eines großen Königs. Berlin 2009 Hildebrand, A. Das Bildnis Friedrichs des Großen. Berlin 1940 Hohenzollern, Johann Georg Prinz von (Hrsg.). Friedrich der Große. Sammler und Mäzen. München 1992 Husung, Max Joseph. Bucheinbände aus der preußischen Staatsbibliothek zu Berlin Kaiser, W. (Hrsg.). Friedrich der Große Sein Bild im Wandel der Zeiten. Frankfurt a. M Ders. (Hrsg.). Le Siècle de Voltaire, Friedrich und Voltaire, Aufklärung Lumières. Frankfurt, 1995 Klemperer, Victor. Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert. Berlin 1954 Kluxen, Andrea M. Bild eines Königs. Friedrich der Große in der Graphik. Limburg 1986 Knoll, Gerhard. Probleme eines Verzeichnisses der bis ca erschienenen Drucke von Werken Friedrich II. In: Fontius. Friedrich II. und die europäische Aufklärung. Berlin 1999, S Koser, Reinhold. Geschichte Friedrichs des Großen. 4 Bde., ND der 6. und 7. Aufl. von 1925, Darmstadt 1963 Ders. Vom Berliner Hofe um In: Hohenzollern-Jahrbuch 7 (1903), S Krieger, Bogdan. Friedrich der Große und seine Bücher. Berlin 1914 Ders. Beschreibender Katalog der Sonderausstellung der Hausbibliothek Seiner M. des Kaisers und Königs auf der Int. Ausst. für Buchgewerbe und Graphik Leipzig Berlin 1914 Krieger, J. F. Leben und Thaten Friedrichs des Einzigen in einer Reihe von Kupferstichen und Holzschnitten. Halberstadt 1817 Kugler, Franz. Geschichte Friedrichs des Großen. Leipzig

233 Kunisch, Johannes. Friedrich der Große / Der König und seine Zeit. München 2004 Luh, Jürgen. Der Große. Friedrich von Preußen. München 2011 MacDonogh, Giles. Frederick the Great. A Life in Deed and Letters. London 2000 Mervaud, Christiane. Voltaire et Frédéric II: une dramaturgie des lumières Oxford 1985 Dies. Der Briefwechsel mit Voltaire. In: Ziechmann, Panorama, 1985, S Nicolai, Friedrich. Beschreibung der königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam. Berlin 1786 Petersdorff, H. von. Fridericus Rex. Berlin 1925 Pleschinski, H. Aus dem Briefwechsel Voltaire Friedrich der Große. Zürich 1992 Pomeau, René. Voltaire und Friedrich II. In: Kaiser, W. (Hrsg.). Le Siècle de Voltaire, Friedrich der Große und Voltaire, Aufklärung Lumières. Frankfurt am Main 1995, S Preuß, J. D. E. Friedrich der Große, eine Lebensgeschichte. Bde. 1 4, nebst Urkundebuch, T. 1 5 und Register, Berlin Ders. Friedrich der Große als Schriftsteller. (Nebst) Ergänzungsheft. Berlin 1837/38 Röhm, Hannelore. Friedrich II. und seine Bibliotheken. In: Friedrich II. und die Kunst. Ausstellung zum 200. Todestag im Neuen Palais in Sanssouci 1986 Schieder, Theodor. Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche. Berlin 1983 Schoeps, J. (u.a.).»der Philosoph von Sanssouci«, Friedrich II. in seiner Zeit. Symposion. Potsdam Seidel, Paul. Friedrich der Große und die Kunst. Leipzig-Berlin 1912 Sonnenburg, Lutz. Königliche Bücher. Bucheinbände des Hauses Hohenzollern, Ausstellung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Wiesbaden 1986 Spranger, Eduard. Der Philosoph von Sanssouci. 2. Aufl., Heidelberg 1962 Straub, Eberhard. Eine kleine Geschichte Preußens. Stuttgart 2011 Thiébault, Dieudonné. Friedrich der Große und sein Hof. Persönliche Erinnerungen Stuttgart, um 1910 Treue, Wilhelm (Hrsg.). Preußens großer König. Leben und Werk Friedrichs des Großen. Eine Ploetz-Biographie, Freiburg-Würzburg 1986 Volz, Gustav Berthold. Friedrich der Große und seine Leute. In: Hohenzollern-Jb. 12 (1908), S Ders. Friedrich der Große am Schreibtisch. In: Hohenzollern-Jb. 13 (1909), S Wehinger, Brunhilde (Hrsg.). Geist und Macht. Friedrich der Große im Kontext der europäischen Kulturgeschichte. Berlin 2005 Weinland, Martina (Hrsg.). Im Dienste Preußens Wer erzog Prinzen zu Königen. Ausstellung Stiftung Stadtmuseum. Berlin 2001 Wilken, Friedrich. Geschichte der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin, Duncker & Humblot, 1828 Ziechmann, Jürgen (Hrsg.). Panorama der fridericianischen Zeit. Friedrich der Große und seine Epoche. Ein Handbuch, Bremen 1985, insbesondere S. 252: Ziechmann. Friedrichs poetische Produktion, sowie auf S : Mervaud, Christiane. Der Briefwechsel mit Voltaire; auf den S : Lombard, Laurence. Der Briewechsel mit Jugendfreunden Ders. Fridericianische Miniaturen, Bd. 1 ff. Oldenburg 1990 ff. Ders. Fridericianische Enzyclopédie. Edition Ziechmann

234 Anhang Register Äschylos 199 Afsprung, Johann Michael 127 Akademie der Wissenschaften 62 65, 211 Akakia 76, 77 D Alembert, Jean-Baptiste 63, 70, 80, 157 Algarotti, Francesco 63, 71, 72, 125 Anti-Machiavel d Argens, Jean Baptiste de Boyer 48, 63, 73, 125, 154, 180 Arnold (Wassermüller) 216 Au Donjon du Château (Privatdruckerei) 107, 108, 138, 171 Aufklärung 83 86, Bailly, Jean Silvain 184 Bayard-Orden 35 Bayle, Pierre Baquoy, Pierre Charles 51 Beausobre, Louis de 179 Bélisaire 39 Berlinische Monatsschrift 83, 84 Bibliotheken Schloß Charlottenburg 189, 190 Berliner Stadtschloß 191, 192 Breslauer Stadtschloß 193 Potsdamer Stadtschloß 194, 195 Neues Palais in Sanssouci 196, 197 Weinbergschloß Sanssouci Bielfeld, Jakob Friedrich von 35, 68, 134, 209 Boileau, Nicolas 36, 37 Bourdeaux & Fils 166 Breslauer Stadtschloß (KPM) 68 Briefwechsel mit Voltaire 150 Brumore, Abbé 184 Büsching, Anton Friedrich 209, 217 Caminer, Domenico 129 Candide 56, 165 Canitz, Friedrich Rudolph von 131 Catt, Henri Alexandre de 87, 88, 180,182 Chasot, Isaak Franz Egmont Vicomte de 66, 125 Chaulieu, Guillaume Abbé de 38 Chaumont 57 Chodowiecki, Daniel , 143, 144, 170, 217, 219 Cicero 58, 165 Cunego, Domenico 205, 206 Cunningham, Edward Francis 203, Dantal, Charles 87, 88 Darget, Claude Étienne 87, 125, 162 De la Littérature Allemande De l esprit 78, 79 Derome, Nicolas-Denis, gen. le Jeune Dictionaire historique et critique (Bayle) 48 Diderot, Denis 63, 70, 90, 133 Dohm, Chr. Wilhelm 128 Dubois, Charles Silva 199, 200 Duhan de Jandun, Jacques Egide 24, 27, 57 Eckstein, Johannes 212 Edition Royale 172 Eisen, Charles-Dominique 42 Ekel, F. C. 28 Elisabeth Christine, Königin von Preußen 34 Elogen (Gedächtnisreden) 116 Emile ou l Education 64, 80 Encyclopédie 70 Epikur 45, 48 Erasmus 45 Estève, Pierre 182 Euler, Leonhard 63 f., 209 Examen critique du Système de la Nature Falbe, Joachim Martin 21, 22 Fénélon, François 37 Fokke, Simon 169 Fontane, Theodor 218 Förster, Friedrich 23 Formey, Samuel 64, 209 Fredersdorf, Michael-Gabriel 155, 156 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen 21, 27 Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen 74 Frisch, Johann Christoph 25,

235 Garve, Christian 85, 86 Geller, Jörg 182, 240 Gellert, Christian Fürchtegott 131 General-Principia vom Kriege Gessner, Salomon 130, 133 Gilberg, A. 68 Gleim, Johann Wilhelm 131 Goethe, Johann Wolfgang von 80, 130, 135 Götz von Berlichingen 135 Gotter, Friedrich Gustav Graf von 74, 125, Graff, Anton 84, 85, 86, 131, Gravelot, Hubert 37, 39, 42, 57 Gresset, Jean Baptiste Louis 38 Guibert, Jacques-Antoine H., Comte de 210 Haas, Meno 21, 200 Heinrich, Prinz von Preußen 152, 153 Heinrich d. J., Prinz von Preußen 116 Henriade 51 Helvétius, Claude Adrien 63, 78, 79 Histoire de mon temps 112 Histoire de la guerre de sept ans 113 Holbach, Paul H. D. Baron von 63, 79 Homer 57, 199 Homme machine 73 Hoppenhaupt, Michael und Johann Christian 200 Horaz 45 Houdon, Jean-Antoine 118 Il Newtonianismo per le dame 71, 72 Jerusalem, Friedrich Wilhelm 127 Jordan, Charles Etienne 25, 34 Joseph II., röm.-dt. Kaiser 113 Kalthoeber, Christian Samuel 133 Kandide 56 Kant, Immanuel 83, 84, 86 Karsch, Anna Luisa, gen. Karschin 132 Katte, Hans Hermann, von 20 Kaunitz, Wenzel Anton Graf von 101, 101 Keith, George, Lord Marschall 66, 68 Keith, James, Feldmarschall 66, 68 Keyserlingk, Dietrich Graf von 34 Kleist, Johann Ewald von 134 Knobelsdorff, Georg Wenzeslaus von 189, 200, 209 Knüppeln, Julius Friedrich 219 König, Anton Friedrich 163, 165 Königliche Bibliothek 184 Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) 68, 69 Krafft, Berliner Hofbuchbinder Krüger, J. C. 28 Kugler, Franz 33, 220 La Mettrie, Julien Offray de 63, 73, 74 Largillière, Nicolas de 28 La Tour, Maurice-Quentin de 103 Leibniz, Gottfried Wilhelm 45 f., 63 Lessing, Gotthold Ephraim 63, 84, 85 Le Sueur, Blaise Nicolas 170 Lettre de la Marquise de Pompadour 102 Lettre du Comte Caunitz à un Secretaire 101 Lettre d un academicien de Berlin 76, 77 Lettres juives 73 Lettres persanes 39, 165 Lettres sur l amour de la patrie 80 Ligne, Charles Joseph Prince de 211 Lisik, Joanna 103 Lissa 217, 221 Listnau, Emanuel 120 Locke, John 83 Luise Dorothea, Herzogin von Sachsen-Coburg-Altenburg 52 Lukrez 45, 57 Lyoner Ausgabe 122 Machiavelli, Niccolo 94 Mahomet le Prophète 54 Mallet, Abbé 181 Maria Theresia, Kaiserin/Königin 102 Marillier, Pierre-Clement 42 Marc Aurel, röm. Kaiser 45 Maria Feodorovna, Zarin 174 Marmontel, Jean François 39 Materialismus 73, 79 Maupertuis, Pierre-Louis Moreau de 63 65, 77 Mauvillon, Eléazar de 24 Maximilian III., Kurfürst von Bayern 113 Meil, Johann Wilhelm 170 Meister, Leonard 129 Meißener Porzellanmanufaktur 212 Mémoires pour servir à l histoire de la Maison de Brandebourg Mémoires depuis la paix de Hubertusbourg 113 Mémoires de la guerre de

236 Anhang Mémoires pour servir à la vie de Mr. De Voltaire 208 Mendelssohn, Moses 63, 83, 84, 85 Menzel, Adolph 35, 67, 141, 193, 220, 22, 223 Merkwürdigkeiten zur Brandenburgischen Geschichte 113 Metamorphoses 58 Mirabeau, Honoré-Gabriel Comte de 210, 211 Mithridates 35 Möser, Justus 127 Molière, Jean Baptiste Poquelin 38 Monsiau, Nicolas 51 Montesquieu, Charles de Sécondat, Baron de 39, 165 Moreau, Jean-Michel 42 Motte Fouqué, Heinrich August de la 35 Nahl, Johann August 200 Neuchâtel 80 Nicolai, Friedrich 63, 83, 84, 85, 202, 217 Odyssée 57 Oesfeld, Carl Ludwig 194 Œuvres du philosophe de Sans-Souci Œuvres posthumes de Frédéric II, roi de Prusse 160 Ovid 58, 68, 179 Palladion 125 Pesne, Antoine 21 23, 26, 28, 33, 82, 89, 105, 156, 189 Pfeffel, J. A. 105 Picart, Bernard 41 Pitra 165 Plutarch 60 Poesies diverses 124 Polignac-Sammlung 189, 199 Pöllnitz, Carl Ludwig von 74 Pompadour, Jeanette-Antoinette Poisson, Marquise de 102, 103 Preuß, Johann David Erdmann 160, 220 Preussische Kriegslieder 131 Racine, Jean 35, 37 Ramberg, Johann Heinrich 94, 132 Reisebibliothek 24, 25 Rheinsberg, Schloß 26, 28, 33ff., 83, 84 Richter, Josef 217 Rochs, Potsdamer Hofbuchbinder 181, 182 Rothenburg, Friedrich Rudolf Graf von Rousseau, Jean Jacques 29, 80 Rumpf, J. D. F. 197 Schleuen, I. D. 34 Schley, Jacob van 169 Schmidt, Georg Friedrich 73, 148, 149, 168, 169 Schnorr von Karolsfeld 86 Schwerin, Kurt Christoph Graf von Seneca, L. Ä. 60, 199 Socrates 199 Sophie Dorothea, Königin von Preußen 21 Spätgen, Heinrich Gottried Baron von 193 Stille, Christoph Ludwig von 33, 66, 68 Stoa 45 Suhm, Ulrich Friedrich von 154, 155 Sulzer, Johann Georg 63 Système de la nature 79, 81 Tacitus 60 Tafelrunde von Sanssouci Tassaert, Henriette 215 Tassaert, J. J. 215 Télémaque 37, 42 Testamente Theodicée 45 Thiébault, Diedonné Baron de 211 Tischreden des Weltweisen zu Sans-Souci 209 Trublet 174 Ueber die deutsche Litteratur Ver-Vert 38 Vergil 172 Villiers, Thomas, Earl of Clarendon 205 Voltaire, François-Marie Arouet de 28, 50 56, 63, 76, 77, 96-99, 104, 105, 117, 118, 149, 150, 165, 208 Wachsmann, Anton 217 Wachtparade in Potsdam 143, 144, 170 Watteau, Antoine 41 Werke Friedrichs des Großen 160 Wilhelmine von Preußen, Markgräfin von Bayreuth 23, 33, 152, 205, 208 Wippel, J. J. 208 Wolff, Christian 44 46, 63, 83 Wolffgang, Christian 105 Würth, Franz Xaver

237 Ximenez, Augustin Marie 174 Zeitalter Ludwigs XIV. 52 Ziethen, Hans-Joachim von 217, 218 Zimmermann, Johann Georg Ritter von 212 Bildnachweis David Hall, Nidderau/Windecken: Kat Abb. S. 156 Tania Reh, Berlin: Kat Abb. S. 28; 8.3 Abb. S. 161; S. 167 Alle anderen Aufnahmen stammen von Christoph Anzeneder, Berlin, und Heiko Wolfraum, Frankfurt, außer: Berlin, bpk Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte: Kat. 2, 3, 11.1, 11.5 (Gerard Le Gall), 26.2, 40.2, 78.2, 79.2 (Roland Handrick), 80.4 (Reto Güntli) Berlin, Geheimes Staatsarchiv PK: S. 96 Berlin, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg: Frontispiz auf S. 4 (Leo Seidel), Kat. 11.2, 11.3 (Roland Handrick), 12.2 (3), 39.1 (Roland Handrick), 73 (Hans Bach), 74, 80.2 (Hillert Ibbeken) Berlin, Staatsbibliothek PK: Kat. 69.1; Bücherschrank im Schloß Charlottenburg auf Umschlag und Kat. 75.3, 78.1, 79.3, 80.3 (Lutz Sonnenburg) Minden, Preußen Museum Nordrhein-Westfalen: S. 89 Kurzbiographie des Autors Wolfgang J. Kaiser, geboren Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und Münster sowie der Verwaltungswissenschaften in Paris. Seit 1975 in Frankfurt am Main als Industriejurist und ab 1980 als Rechtsanwalt tätig. Herausgeber und Mitarbeiter des Kataloges FRIEDRICH DER GROSSE. Sein Bild im Wandel der Zeiten. Frankfurt am Main 1986 (Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt) und des deutsch-französischen Kataloges LE SIECLE DE VOLTAIRE. Friedrich der Große Voltaire. Aufklärung Lumières. Frankfurt am Main 1995 (Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt). Seit 2003 Direktor der Tusculum Rare Books Limited in London. Der Autor lebt in London und Berlin. 237

238 Anhang Impressum Der Katalog erscheint anläßlich des 300. Geburtstages Friedrichs des Großen und der Ausstellung»Die Bücher des Königs: FRIEDRICH DER GROSSE Schriftsteller und Liebhaber von Büchern und Bibliotheken«Eine Ausstellung mit der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Kurator: Wolfgang J. Kaiser Herausgeber: Wolfgang J. Kaiser Konzeption und Katalog: Wolfgang J. Kaiser Lektorat: Maite K. Hagen, Richard Graf Korff Schmising Übersetzungen: Agnes Braunschweig, Mechthild Offermanns, Lavinia Singer Gestaltung: Gabriele Linke, Wolfgang J. Kaiser Umschlag: Wolfgang J. Kaiser Fotos: Christoph Anzeneder, Berlin; Heiko Wolfraum, Frankfurt am Main Druck und Bindung: Schleunungdruck GmbH, Marktheidenfeld Ausstellungsgestaltung: Stephan Rosenthal, Elisabeth Fischbach Restauratorische Betreuung: Prinzessin Felizitas zur Lippe, Magdalena Weidringer Plakat: Stephan Rosenthal Die Deutsche Bibliothek CIP-Einheitsaufnahme Titeldatensatz für dieses Buch ist bei Die Deutsche Nationalbibliothek erhältlich: Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten EDITION KAISER Brigitte Reh, Berlin Copyright 2011 Wolfgang J. Kaiser, Berlin ISBN Die EDF Deutschland GmbH hat sich an der Finanzierung des Kataloges und der Ausstellung maßgeblich beteiligt. Wir danken herzlich für die großzügige Unterstützung. Weiter bedanken wir uns vielmals für die Förderung des Projektes bei der Pfizer Deutschland GmbH.

239 »Pflicht eines jeden guten Bürgers ist es, dem Vaterlande zu dienen und zu bedenken, daß er nicht allein für sich auf der Welt ist, sondern daß er zum Wohle der Gesellschaft, in die die Natur ihn gestellt hat, arbeiten muß. Ich habe mich bemüht, diese Pflicht nach meinen schwachen Kräften und Einsichten zu erfüllen, seitdem ich nach dem Tode meines Vaters zum ersten Amt dieses Staates gelangt bin.«friedrich der Große»Das Leben, mein lieber Darget, ist eine hundsföttische Sache, wenn man alt wird. Entweder man muß sich entschließen, auf der Stelle umzukommen, oder sich Stück für Stück dahinsterben zu sehen. Aber bei alledem gibt es eine Art, glücklich zu sein; man muß sich ideell verjüngen, von seinem Körper absehen und sich bis zum Ende des Stücks eine innere Heiterkeit erhalten und die letzten Schritte des Pfades mit Blumen bestreuen.«friedrich der Große

240 Exlibris

Friedrich II.: Mit dem roi philosophe zum aufgeklärten Staat?

Friedrich II.: Mit dem roi philosophe zum aufgeklärten Staat? Geschichte Annegret Jahn Friedrich II.: Mit dem roi philosophe zum aufgeklärten Staat? Studienarbeit Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung... 2 2 Die europäische Aufklärung im 18. Jahrhundert... 3 2.1 Christian

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Friedrich der Große - König von Preußen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Lernwerkstatt: Friedrich der Große - König von Preußen Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Lernwerkstatt: Friedrich der Große - König von Preußen Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de Ab 7. Schuljahr E.

Mehr

Joachim Heinrich Campe: Robinson der Jüngere

Joachim Heinrich Campe: Robinson der Jüngere Germanistik Katja Krenicky-Albert Joachim Heinrich Campe: Robinson der Jüngere Studienarbeit Pädagogische Hochschule Freiburg SS 2002 Fach: Deutsch Seminar: Einführung in die Theorie und Didaktik der

Mehr

Verzeichniss sämmtlicher Ausgaben und Uebersetzungen der Werke Friedrichs des Grossen, Königs von Preussen

Verzeichniss sämmtlicher Ausgaben und Uebersetzungen der Werke Friedrichs des Grossen, Königs von Preussen Verzeichniss sämmtlicher Ausgaben und Uebersetzungen der Werke Friedrichs des Grossen, Königs von Preussen Gustav Leithäuser Verzeichniss sämmtlicher Ausgaben und Uebersetzungen der Werke Friedrichs des

Mehr

Friedrich der Große. Bube, Dame, Fritz! Skat mit Lebenstricks von Friedrich dem Großen, Voltaire & Co. Friedrich der Große

Friedrich der Große. Bube, Dame, Fritz! Skat mit Lebenstricks von Friedrich dem Großen, Voltaire & Co. Friedrich der Große Leseprobe Friedrich der Große Bube, Dame, Fritz! Skat mit Lebenstricks von Friedrich dem Großen, Voltaire & Co. Friedrich der Große Liebe Skatspielerin, lieber Skatspieler, herzlichen Glückwunsch zu diesem

Mehr

Das weiße Gold aus drei Jahrhunderten

Das weiße Gold aus drei Jahrhunderten Große Jubiläumsausstellung mit Meissener Porzellan im Katharinenpalast Das weiße Gold aus drei Jahrhunderten Stuttgart/St. Petersburg Sensationelle Ausstellung zum 300. Jubiläum von Meissener Porzellan.

Mehr

Frauenfiguren im Leben und Werk Heinrich von Kleists

Frauenfiguren im Leben und Werk Heinrich von Kleists Germanistik Lena Kaiser Frauenfiguren im Leben und Werk Heinrich von Kleists Studienarbeit 1. Einleitung... 2 2. Das Frauenbild um 1800... 3 3. Heinrich von Kleist und die Frauen... 4 3.1 Kindheit, Jugend

Mehr

L e s e p r o b e V e r l a g L u d w i g Die zeitschrift»minerva«und ihre Herausgeber Johann Wilhelm von Archenholz ( )

L e s e p r o b e V e r l a g L u d w i g Die zeitschrift»minerva«und ihre Herausgeber Johann Wilhelm von Archenholz ( ) boris bovekamp Die zeitschrift»minerva«und ihre Herausgeber Johann Wilhelm von Archenholz (1743 1812) und Friedrich Alexander Bran (1767 1831) Ein Beitrag zur Kompatibilität von Militär, Aufklärung und

Mehr

Das Modell der Gewaltenteilung nach Montesquieu

Das Modell der Gewaltenteilung nach Montesquieu Politik Michael Brandl Das Modell der Gewaltenteilung nach Montesquieu Studienarbeit 1.) Einleitung... 2 2.) Biographie... 2 3.) Das Englandkapitel in Vom Geist der Gesetze... 3 3.1.) Allgemeines... 3

Mehr

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur Inhalt Vorwort... 5 1. Heinrich von Kleist: Leben und Werk... 7 1.1 Biografie... 7 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund... 16 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken... 19 2. Textanalyse und

Mehr

Grußwort. von. Herrn Minister. Professor Dr. Wolfgang Reinhart MdL. Buchpräsentation. Tagebuch der Prinzessin Marianne.

Grußwort. von. Herrn Minister. Professor Dr. Wolfgang Reinhart MdL. Buchpräsentation. Tagebuch der Prinzessin Marianne. Grußwort von Herrn Minister Professor Dr. Wolfgang Reinhart MdL Buchpräsentation Tagebuch der Prinzessin Marianne von Preußen im Rahmen eines Pressegesprächs am 15.11.06 11.00 Uhr im Raum Hohenzollern

Mehr

BRÜDER GRIMM-PLATZ. Aufgabe: Wie hättet ihr ein solches Denkmal gestaltet? Stellt ein Denkmal nach und fotografiert euch dabei!

BRÜDER GRIMM-PLATZ. Aufgabe: Wie hättet ihr ein solches Denkmal gestaltet? Stellt ein Denkmal nach und fotografiert euch dabei! 1 BRÜDER GRIMM-PLATZ Die Brüder Grimm haben rund 30 Jahre ihres Lebens in Kassel verbracht. Am heutigen Brüder Grimm-Platz lebten sie von 1814 bis 1822 in der nördlichen Torwache. Zu jener Zeit hieß der

Mehr

Inhalt. Teil I. Vor wort...13

Inhalt. Teil I. Vor wort...13 Inhalt Teil I Vor wort...13 1. Einführung...16 1.1 Stand der Forschung...17 1.2 Ziele und methodische Basis...19 1.3 Begriffsklärung bei der Benennung von Uhren...22 2. Zeiterfahrung und Zeitbewusstsein:

Mehr

Vorab-Übersetzung des Textes

Vorab-Übersetzung des Textes Grußwort S.K.H. des Kronprinzen von Japan anlässlich des Abendessens, gegeben von S. E. Herrn Christian Wulff, Präsident der Bundesrepublik Deutschland, und Frau Bettina Wulff im Schloss Bellevue am 22.

Mehr

Gesichter und Geschichten. Porträts aus vier Jahrhunderten

Gesichter und Geschichten. Porträts aus vier Jahrhunderten 24. November 2014 Gesichter und Geschichten. Porträts aus vier Jahrhunderten Bad Homburg v.d.höhe. Bad Homburg hat viele Gesichter. Einige von ihnen werden jetzt Gegenstand einer Ausstellung: Das Städtische

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Interpretation zu Kleist, Heinrich von - Michael Kohlhaas

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Interpretation zu Kleist, Heinrich von - Michael Kohlhaas Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Interpretation zu Kleist, Heinrich von - Michael Kohlhaas Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de königs erlä uterungen

Mehr

Historiker Staatswissenschaftler

Historiker Staatswissenschaftler Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Friedrich Ludwig Georg von Historiker Staatswissenschaftler

Mehr

Aristoteles über die Arten der Freundschaft.

Aristoteles über die Arten der Freundschaft. 1 Andre Schuchardt präsentiert Aristoteles über die Arten der Freundschaft. Inhaltsverzeichnis Aristoteles über die Freundschaft...1 1. Einleitung...1 2. Allgemeines...2 3. Nutzenfreundschaft...3 4. Lustfreundschaft...4

Mehr

Friedrich von Gentz und Fürst Metternich

Friedrich von Gentz und Fürst Metternich Geschichte Stephan Budde Friedrich von Gentz und Fürst Metternich Duo der Unterdrückung? Studienarbeit Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung...... 2 2. Gentz und Metternich, zwei Biografien......3 2.1 Friedrich

Mehr

Niccolò Machiavellis - Il Principe - und der Begriff der Macht

Niccolò Machiavellis - Il Principe - und der Begriff der Macht Politik Beate Sewald Niccolò Machiavellis - Il Principe - und der Begriff der Macht Studienarbeit 1 Niccolò Machiavellis - Il Principe - und der Begriff der Macht Beate Sewald Inhaltsverzeichnis Einleitung...1

Mehr

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN

Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN Seite 1 von 6 Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Wissenschaft und Forschung DIE SENATORIN Grußwort Parlando. Ein Sommersalon Veranstaltung der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius 15. Juni 2013,

Mehr

Begriff der Klassik. classicus = röm. Bürger höherer Steuerklasse. scriptor classicus = Schriftsteller 1. Ranges

Begriff der Klassik. classicus = röm. Bürger höherer Steuerklasse. scriptor classicus = Schriftsteller 1. Ranges Klassik (1786-1805) Inhaltsverzeichnis Begriff der Klassik Zeitraum Geschichtlicher Hintergrund Idealvorstellungen Menschenbild Dichtung Bedeutende Vertreter Musik Baukunst Malerei Stadt Weimar Quellen

Mehr

1 Humphry Davy ( bis )

1 Humphry Davy ( bis ) Dunsch. Humphry Davy 1 Humphry Davy (17. 12.1778 bis 29. 5. 1829) Biographien hervorragender Naturwissenschaftler, Techniker und Mediziner Band 62 Günter Arlt 1000 Berlin 41 Bennigsenstr. 18 Tel. 030/323651

Mehr

Sanssouci, Potsdam. Pen of the Year 2015

Sanssouci, Potsdam. Pen of the Year 2015 Die faszinierende Architektur des Neuen Palais von Sanssouci, erbaut nach Plänen von Friedrich II., war Inspiration für die neue limitierte Edition Pen of the Year. Von Meisterhand gefertigt Die Kreation

Mehr

Frieder Harz. Religiöse Erziehung und Bildung

Frieder Harz. Religiöse Erziehung und Bildung Barbara Barbara im Turm Frieder Harz Religiöse Erziehung und Bildung Ziele Den Gedenktag der hl. Barbara mit Legenden zu ihrem Leben in Verbindung bringen ihr häufiges Heiligenattribut des Turms durch

Mehr

Name : Vorname : Meine Reise nach. Salzburg. Österreich. und nach Bayern

Name : Vorname : Meine Reise nach. Salzburg. Österreich. und nach Bayern Name : Vorname : Meine Reise nach. Österreich Salzburg und nach Bayern 29. November 03.Dezember 2010 Wir fahren nach Salzburg Treffpunkt: Wo? Wann? Um wie viel Uhr? Verkehrsmittel: Wir fahren mit. Stimmung:

Mehr

Wilhelm I. ( )

Wilhelm I. ( ) Wilhelm I. (22.03.1797-09.03.1888) Geboren am 22 März 1797 Frühe Jahre und Militärische Karriere Generalleutnant (28) Generalmajor(21) Major ( 18) Hauptmann ( mit 17 Jahren) Offizier (mit 10 Jahren) Ehen

Mehr

I. Der Auftakt der Romantik

I. Der Auftakt der Romantik I. Der Auftakt der Romantik Das Zeitalter der Romantik Jugend, Lebenskraft, ein großzügiges Bekenntnis zur Kunst, übertriebene Leidenschaften. Begleitet von Erregung, Irrtümern und Übertreibung eine an

Mehr

Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr Egon Schiele Stehender Junge mit Hut Schwarze Kreide und Gouache auf Papier, ,3 x 30,5 cm

Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr Egon Schiele Stehender Junge mit Hut Schwarze Kreide und Gouache auf Papier, ,3 x 30,5 cm Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr. 1450 Egon Schiele Stehender Junge mit Hut Schwarze Kreide und Gouache auf Papier, 1910 44,3 x 30,5 cm Provenienzforschung bm:ukk LMP Dr. Sonja Niederacher 16.

Mehr

Gerhard richter rot-blau-gelb

Gerhard richter rot-blau-gelb Barbara Klemm 2002 Gerhard Richter Der Maler, Grafiker und Fotograf Gerhard Richter ist einer der renommiertesten Künstler der Gegenwart Deutschlands. Nach der Ausbildung zum Schriften- und Werbemaler

Mehr

Die Modernisierung des Militärwesens unter Friedrich Wilhelm I. - Fortschritt für die Militärpolitik?

Die Modernisierung des Militärwesens unter Friedrich Wilhelm I. - Fortschritt für die Militärpolitik? Geschichte N. H. Die Modernisierung des Militärwesens unter Friedrich Wilhelm I. - Fortschritt für die Militärpolitik? Studienarbeit Die Modernisierung des Militärwesens unter Friedrich Wilhelm I. - Fortschritt

Mehr

#ferdinand Jubiläumsjahr. Eine gemeinsame Initiative von Kultur- und Bildungsinstitutionen

#ferdinand Jubiläumsjahr. Eine gemeinsame Initiative von Kultur- und Bildungsinstitutionen #ferdinand 2017 Jubiläumsjahr Eine gemeinsame Initiative von Kultur- und Bildungsinstitutionen WWW.FERDINAND2017.AT Tirol steht das ganze Jahr 2017 im Zeichen von Erzherzog Ferdinand II., der vor 450

Mehr

André Kuper Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen

André Kuper Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen André Kuper Präsident des Landtags Nordrhein-Westfalen Begrüßungsworte Eröffnung der Ausstellung Gelebte Reformation Die Barmer Theologische Erklärung 11. Oktober 2017, 9.00 Uhr, Wandelhalle Meine sehr

Mehr

Goethe an Schiller, Weimar, 6. Dezember 1794

Goethe an Schiller, Weimar, 6. Dezember 1794 S. 1 Goethe an Schiller, Weimar, 6. Dezember 1794 Eigenhändig GSA 28/1046 Bl 1r Schicksal einer Handschrift Schicksal einer Handschrift Schicksal einer Handschrift Heutige Ausgaben des Briefwechsels zwischen

Mehr

Die Bilder können ausserhalb dieses Dokuments einzeln heruntergeladen werden.

Die Bilder können ausserhalb dieses Dokuments einzeln heruntergeladen werden. BUNDESAMT FÜR KULTUR ENTRE NOUS Die Sammlung «Am Römerholz» mit ausgewählten Werken aus dem Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten Begleitet von einer Dokumentation zum Sammlerleben 10. Juni bis 30. September

Mehr

THOMAS PRESSEMITTEILUNG

THOMAS PRESSEMITTEILUNG P A U L K L E E M U S I K U N D T H E A T E R I N L E B E N U N D W E R K W I E N A N D PAUL K L E E MUSIK UND THEATER IN LEBEN UND WERK 23. Februar - 12. Mai 2018 Eröffnung am Donnerstag, 22. Februar

Mehr

Zitate-Steckbrief. Vieles wünscht sich der Mensch, und doch bedarf er nur wenig. Johann Wolfgang von Goethe ( ), Dichter und Forscher

Zitate-Steckbrief. Vieles wünscht sich der Mensch, und doch bedarf er nur wenig. Johann Wolfgang von Goethe ( ), Dichter und Forscher Zitate-Steckbrief Vieles wünscht sich der Mensch, und doch bedarf er nur wenig. Johann Wolfgang von Goethe (1749 1832), Dichter und Forscher www.hypnoseausbildung-seminar.de Einleitung Die Worte einer

Mehr

Die Philosophie und das Ereignis

Die Philosophie und das Ereignis ALAIN BADIOU und FABIEN TARBY Die Philosophie und das Ereignis Mit einer kurzen Einführung in die Philosophie Alain Badious Aus dem Französischen von Thomas Wäckerle Verlag Turia + Kant Wien Berlin Bibliografische

Mehr

Eröffnung der Ausstellung Die Tafelrunde. Egon Schiele und sein Kreis in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, am 13.

Eröffnung der Ausstellung Die Tafelrunde. Egon Schiele und sein Kreis in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, am 13. Eröffnung der Ausstellung Die Tafelrunde. Egon Schiele und sein Kreis in der Österreichischen Galerie Belvedere in Wien, am 13. Juni 2006 Meine Damen und Herren! Einst verpönt, ist Egon Schiele zu einem

Mehr

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Max Albert Wilhelm Historiker Berlin 2002 Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen

Mehr

Die Marta Editionen. Exklusive Auflagen für Marta Herford

Die Marta Editionen. Exklusive Auflagen für Marta Herford Die Marta Editionen Exklusive Auflagen für Marta Herford Die Marta Editionen Exklusive Auflagen für Marta Herford Sichern Sie sich Ihr Exemplar, solange es noch geht! Eine Ausstellung begeistert, eine

Mehr

Hans Philip Fuchs von Bimbach (c ), Mäzen von Simon Marius. Wolfgang R. Dick Potsdam und Frankfurt am Main

Hans Philip Fuchs von Bimbach (c ), Mäzen von Simon Marius. Wolfgang R. Dick Potsdam und Frankfurt am Main Hans Philip Fuchs von Bimbach (c.1567-1626), Mäzen von Simon Marius Wolfgang R. Dick Potsdam und Frankfurt am Main Fuchs von Bimbach und Simon Marius Inhalt und Anliegen 1. Biographisches zu Fuchs von

Mehr

Karl IV. zugleich König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs ist eine Leitfigur und ein Brückenbauer.

Karl IV. zugleich König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs ist eine Leitfigur und ein Brückenbauer. Sperrfrist: 27. Mai 2016, 11.00 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, zur Eröffnung der Ausstellung

Mehr

Leitbild für die Landes-Hauptstadt Potsdam LEICHTE SPRACHE

Leitbild für die Landes-Hauptstadt Potsdam LEICHTE SPRACHE Leitbild für die Landes-Hauptstadt Potsdam LEICHTE SPRACHE Seite 1 Vorwort Liebe Menschen in Potsdam. Potsdam ist eine Stadt in Deutschland. Potsdam ist die Landes-Hauptstadt von Brandenburg. Brandenburg

Mehr

Stammsitz des preußischen Königshauses. Ein Berg von Überraschungen. Geschichte. macht. spass!

Stammsitz des preußischen Königshauses. Ein Berg von Überraschungen. Geschichte. macht. spass! Stammsitz des preußischen Königshauses Ein Berg von Überraschungen Geschichte. macht. spass! Herzlich willkommen, Die Burg Hohenzollern, der am Rand der Schwäbischen Alb gelegene Stammsitz unseres Hauses,

Mehr

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Karl Kirchenhistoriker Berlin 2002 Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen

Mehr

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Johann Christoph Schwab Metaphysiker Berlin 2002 Bibliothek

Mehr

DOROTHEE ENTRUP ADOLPH MENZELS ILLUSTRATIONEN ZU FRANZ KUGLERS GESCHICHTE FRIEDRICHS DES GROSSEN

DOROTHEE ENTRUP ADOLPH MENZELS ILLUSTRATIONEN ZU FRANZ KUGLERS GESCHICHTE FRIEDRICHS DES GROSSEN DOROTHEE ENTRUP ADOLPH MENZELS ILLUSTRATIONEN ZU FRANZ KUGLERS GESCHICHTE FRIEDRICHS DES GROSSEN Die Deutsche Bibliothek CIP-Einheitsaufnahme Entrup, Dorothee: Adolph Menzels Illustrationen zu Franz Kuglers

Mehr

über das Maß der Pflicht hinaus die Kräfte dem Vaterland zu widmen.

über das Maß der Pflicht hinaus die Kräfte dem Vaterland zu widmen. Sperrfrist: 16. November 2014, 13.00 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Staatssekretärs im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, bei der

Mehr

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Jakob Paul Freiherr von Historiker Berlin 2002 Bibliothek der

Mehr

Behinderten-Politisches Maßnahmen-Paket für Brandenburg

Behinderten-Politisches Maßnahmen-Paket für Brandenburg Behinderten-Politisches Maßnahmen-Paket für Brandenburg Das macht Brandenburg für die Rechte von Kindern und Erwachsenen mit Behinderungen Zusammen-Fassung in Leichter Sprache. 2 Achtung Im Text gibt es

Mehr

Frankfurter Goethe-Haus - Freies Deutsches Hochstift : Goethe und das Geld. Der Dichter und die moderne Wirtschaft - Sonderausstellung

Frankfurter Goethe-Haus - Freies Deutsches Hochstift : Goethe und das Geld. Der Dichter und die moderne Wirtschaft - Sonderausstellung Sie sind hier: www.aski.org/portal2/ / 9: KULTUR lebendig / 9.9: KULTUR lebendig 2/12. Frankfurter Goethe-Haus - Freies Deutsches Hochstift : Goethe und das Geld. Der Dichter und die moderne Wirtschaft

Mehr

Helene von Nostitz-Wallwitz, geb. von Beneckendorff und Hindenburg,

Helene von Nostitz-Wallwitz, geb. von Beneckendorff und Hindenburg, Helene von Nostitz-Wallwitz, geb. von Beneckendorff und Hindenburg, *18. November 1878 Berlin +17. Juli 1944 Bassenheim Gästebücher Band IV Aufenthalte Schloss Neubeuern: 27. 30. Dezember 1912 / 12.-19.

Mehr

Sophie Scholl. Karl Valentin. Oskar Maria Graf. MÜNCHEN Eine Stadt in Biographien. Richard Strauss Franz Marc. Franz Beckenbauer.

Sophie Scholl. Karl Valentin. Oskar Maria Graf. MÜNCHEN Eine Stadt in Biographien. Richard Strauss Franz Marc. Franz Beckenbauer. FRANZISKA SPERR Sophie Scholl Richard Strauss Franz Marc MÜNCHEN Eine Stadt in Biographien Karl Valentin Franz Beckenbauer Oskar Maria Graf porträts FRANZISKA SPERR MÜNCHEN Eine Stadt in Biographien Herausgegeben

Mehr

Mehrere Jahre lang dauerte die bauliche Ertüchtigung

Mehrere Jahre lang dauerte die bauliche Ertüchtigung Sperrfrist: 8.Juli 2015, 18.00 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, bei der Wiedereröffnung der

Mehr

Foto der Wiener Weltausstellung 1873 / Technisches Museum / Memory of Austria

Foto der Wiener Weltausstellung 1873 / Technisches Museum / Memory of Austria Foto der Wiener Weltausstellung 1873 / Technisches Museum / Memory of Austria Das Österreichische Memory of the World Register listet für Österreich kulturell bedeutsame und historisch wichtige Dokumente

Mehr

Bildung für Alle. Sonderausstellung: Der RECLAM Verlag in der Sammlung Georg Ewald

Bildung für Alle. Sonderausstellung: Der RECLAM Verlag in der Sammlung Georg Ewald Bildung für Alle Sonderausstellung: Der RECLAM Verlag in der Sammlung Georg Ewald Großen Dank den Unterstützern : Philipp RECLAM jun. Verlag GmbH - Ditzingen Frau Rainhilt RECLAM /Stuttgart Schloß Wernigerode

Mehr

Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1788 Goethes Reise durch Graubünden Email: dorfgeschichte@burgenverein-untervaz.ch. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet

Mehr

J. Krishnamurti Übersicht aller Titel in Deutsch A-Z

J. Krishnamurti Übersicht aller Titel in Deutsch A-Z Titel 1 Titel 2 Titel 3 Titel 4 Titel 5 Titel 6 Titel 7 Titel 8 Titel 9 Titel 10 Titel 11 Titel 12 Anders leben Gespräche mit Allen W. Anderson A Wholly Different Way of Living Krishnamurti in Dialogue

Mehr

Hinter den Initialen F.B. auf dem Buchdeckel verbirgt sich der Kinder- und

Hinter den Initialen F.B. auf dem Buchdeckel verbirgt sich der Kinder- und Hinter den Initialen F.B. auf dem Buchdeckel verbirgt sich der Kinder- und Bilderbuchillustrator, Lithograph, Zeichner und Maler Friedrich Karl Baumgarten (*18.08.1883 in Reudnitz; 03.11.1966 in Leipzig).

Mehr

Confidential Concepts, worldwide, USA. ISBN: Perfect square, London, (deutsche Fassung) Weltweit alle Rechte vorbehalten

Confidential Concepts, worldwide, USA. ISBN: Perfect square, London, (deutsche Fassung) Weltweit alle Rechte vorbehalten Piet Mondrian Confidential Concepts, worldwide, USA ISBN: 978-1-78042-614-3 Perfect square, London, (deutsche Fassung) Weltweit alle Rechte vorbehalten Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright

Mehr

Joseph Haydn. Erneuerung und Vollendung. Eine Annäherung in fünf Essays von Karl Korinek

Joseph Haydn. Erneuerung und Vollendung. Eine Annäherung in fünf Essays von Karl Korinek Joseph Haydn Erneuerung und Vollendung Eine Annäherung in fünf Essays von Karl Korinek A F T I S A L L E K R T W I L L E 1 8 4 9 Joseph Haydn Erneuerung und Vollendung Eine Annäherung in fünf Essays Karl

Mehr

Das goldene Land: Wenn wir heute die Namen Burma, Birma oder Myanmar hören, sind damit die unterschiedlichsten Vorstellungen verknüpft:

Das goldene Land: Wenn wir heute die Namen Burma, Birma oder Myanmar hören, sind damit die unterschiedlichsten Vorstellungen verknüpft: Sperrfrist: 18. September 2014, 19.30 Uhr Es gilt das gesprochene Wort. Grußwort des Bayerischen Staatsministers für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Dr. Ludwig Spaenle, bei der Eröffnung der

Mehr

Rudolf Steiner ERWIDERUNG [AUF ELISABETH FÖRSTER- NIETZSCHE]

Rudolf Steiner ERWIDERUNG [AUF ELISABETH FÖRSTER- NIETZSCHE] Rudolf Steiner ERWIDERUNG [AUF ELISABETH FÖRSTER- NIETZSCHE] Erstveröffentlichung: Die Zukunft, 1900, VIII. Jg., Bd. 31, Nr. 33 (GA 31, S. 594-598) In dem Aufsatz: «Der Kampf um die Nietzsche-Ausgabe»

Mehr

Rosa Barba THE HIDDEN CONFERENCE: ABOUT THE DISCONTINUOUS HISTORY OF THINGS WE SEE AND DON T SEE, 2010 Filminstallation, 35-mm-Film, Farbe, Lichtton, 13:40 min (Filmstills) Staatliche Museen zu Berlin,

Mehr

Théo van Rysselberghe

Théo van Rysselberghe Théo van Rysselberghe *23. November 1862 Gent +13. Dezember 1926 Saint-Clair Gästebuch Band V Aufenthalt Schloss Neubeuern: 17. September - 25. Oktober 1910 (E) / 24. Dezember 1910-3. Januar 1911 (D) 1.

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Erläuterungen zu Joseph von Eichendorff: Das lyrische Schaffen

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Erläuterungen zu Joseph von Eichendorff: Das lyrische Schaffen Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Erläuterungen zu Joseph von Eichendorff: Das lyrische Schaffen Das komplette Material finden Sie hier: Download bei School-Scout.de

Mehr

Wer schrieb die Bibel?

Wer schrieb die Bibel? Richard Elliott Friedman Wer schrieb die Bibel? So entstand das Alte Testament Aus dem Amerikanischen von Hartmut Pitschmann Anaconda Verlag qáíéä=çéê=~ãéêáâ~åáëåüéå=lêáöáå~ä~ìëö~äéw=tüç têçíé íüé _áääé

Mehr

photocase.de - Sensay Kerstin Hack 36 FRAGEN ... die dir helfen können, dich (wieder neu) zu verlieben. Kerstin Hack

photocase.de - Sensay Kerstin Hack 36 FRAGEN ... die dir helfen können, dich (wieder neu) zu verlieben. Kerstin Hack photocase.de - Sensay Kerstin Hack 36 FRAGEN Kerstin Hack... die dir helfen können, dich (wieder neu) zu verlieben. Nähe fördern Wie kann man zwischen Menschen Nähe fördern? Diese Frage beschäftigte den

Mehr

Verkaufskatalog Anlässlich des 300. Geburtstag Friedrich des Großen

Verkaufskatalog Anlässlich des 300. Geburtstag Friedrich des Großen Bestellinformationen: www.friedericus.de Telefon: +49 30 3116194617 E-Mail: fr@friedericus.de Verkaufskatalog Anlässlich des 300. Geburtstag Friedrich des Großen Ölbilder, Stiche, Aquarelle, Porzellan

Mehr

Bayreuth: Es muss nicht immer Wagner sein

Bayreuth: Es muss nicht immer Wagner sein Bayreuth: Es muss nicht immer Wagner sein von Liane Ehlers - Mittwoch, Juni 25, 2014 https://www.breitengrad53.de/bayreuth-es-muss-nicht-immer-wagner-sein/12303 Und diese Themen lesen Sie in diesem Artikel

Mehr

»denn ich werde mich freuen, Vater zweier Künstler zu sein«

»denn ich werde mich freuen, Vater zweier Künstler zu sein« »denn ich werde mich freuen, Vater zweier Künstler zu sein« .' Die Künstlerfamilie Winterhalter Ein Briefwechsel Zusammengestellt und kommentiert von Hubert Mayer Herausgegeben vom Landkreis Waldshut G.

Mehr

2. Wie sieht die religiöse Situation unter Ludwig XIV. aus?

2. Wie sieht die religiöse Situation unter Ludwig XIV. aus? Aufklärung Situation in Frankreich vor der Aufklärung (EA) 1. Wer regiert das Land? Der absolutistische Herrscher König Ludwig XIV. 2. Wie sieht die religiöse Situation unter Ludwig XIV. aus? Ludwig war

Mehr

Ausgewählte Katalogtexte zur Ausstellung Wir kommen auf den Hund! Eine Sommerausstellung im Kupferstichkabinett

Ausgewählte Katalogtexte zur Ausstellung Wir kommen auf den Hund! Eine Sommerausstellung im Kupferstichkabinett Berlin 24.6.2015 PRESSEMITTEILUNG Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin Matthäikirchplatz, 10785 Berlin-Tiergarten Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr Wir kommen

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Interpretation zu Anouilh, Jean - Antigone

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Interpretation zu Anouilh, Jean - Antigone Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Interpretation zu Anouilh, Jean - Antigone Das komplette Material finden Sie hier: School-Scout.de Königs Erläuterungen und Materialien

Mehr

Pierre Bonnard (Fontenay-aux-Roses Le Cannet/Cannes)

Pierre Bonnard (Fontenay-aux-Roses Le Cannet/Cannes) Pierre Bonnard (Fontenay-aux-Roses 1867-1947 Le Cannet/Cannes) Recto: Ohne Titel (Vue de Cologne depuis la rive droite du rhin/blick auf Köln vom Mülheimer Rheinufer aus) Verso: Ohne Titel (Alfred Charles

Mehr

DOSSIER zu. Dr. Sonja Niederacher. verfasst von

DOSSIER zu. Dr. Sonja Niederacher. verfasst von DOSSIER zu Gustav Klimt Brustbild einer Dame mit geschlossenen Augen nach rechts, Kopf in den Nacken gelegt. Studie zu Die Jungfrau, 1911/12 Leopold Museum Privatstiftung LM Inv. Nr. 1337 verfasst von

Mehr

Die Vier Bücher zur Architektur. Click here if your download doesn"t start automatically

Die Vier Bücher zur Architektur. Click here if your download doesnt start automatically Die Vier Bücher zur Architektur Click here if your download doesn"t start automatically Die Vier Bücher zur Architektur Andrea Palladio Die Vier Bücher zur Architektur Andrea Palladio Download Die Vier

Mehr

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Ludwig Justi Kunsthistoriker Berlin 2002 Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen

Mehr

mus in o Informationen zur Dissertation von Wolfgang Seibold Robert und Clara Schumann in ihren Beziehungen zu Franz Liszt

mus in o Informationen zur Dissertation von Wolfgang Seibold Robert und Clara Schumann in ihren Beziehungen zu Franz Liszt mus in o Informationen zur Dissertation von Wolfgang Seibold Robert und Clara Schumann in ihren Beziehungen zu Franz Liszt Auszug 1: Inhaltsverzeichnisse der Dissertation (Band 1 und Band 2) Band 1 1 EINLEITUNG

Mehr

Die Preußische Reformen

Die Preußische Reformen Die Preußische Reformen Aufgaben: allgemein 1. Arbeitet in arbeitsteiligen Gruppen die Inhalte der Reformen in Stichworten heraus und informiert euch gegenseitig. Aufgaben: vertiefend 2. Die Bauernbefreiung:

Mehr

Wer schreibt hier? Ludwig Tieck ( )

Wer schreibt hier? Ludwig Tieck ( ) Wer schreibt hier? Ludwig Tieck (1773-1853) Von 1795 bis 1805 ist er der bekannteste Romantiker. Seine Novellen und Märchen finden ein großes Publikum. Und er schreibt weiter. Gegen Ende seines Lebens

Mehr

Freude an der Kunst - mit Picasso für Kinder - und Du bist dabei! * Sehen und Lernen Erlebe Picassos Kunst fotopoetisch. von und mit Hans J.

Freude an der Kunst - mit Picasso für Kinder - und Du bist dabei! * Sehen und Lernen Erlebe Picassos Kunst fotopoetisch. von und mit Hans J. Freude an der Kunst - mit Picasso für Kinder - und Du bist dabei! * Sehen und Lernen Erlebe Picassos Kunst fotopoetisch von und mit Hans J. Knospe Vortrags- Film- und Gesprächsabende zu Pablo Picasso im

Mehr

Vorwort. Brief I An Claudine. Brief II Die Idylle und die Zäsur. Brief III Ein Hurenhaus in Wien. Brief IV Wiener Kreise

Vorwort. Brief I An Claudine. Brief II Die Idylle und die Zäsur. Brief III Ein Hurenhaus in Wien. Brief IV Wiener Kreise Vorwort 8 Brief I An Claudine 11 Brief II Die Idylle und die Zäsur 16 Brief III Ein Hurenhaus in Wien 24 Brief IV Wiener Kreise 29 Brief V Monolog der Madame Chantal 36 Brief VI Julius Andrassy und Graf

Mehr

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken

2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 4 REZEPTIONS- GESCHICHTE 5 MATERIALIEN 6 PRÜFUNGS- AUFGABEN 2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken Kleists Œuvre besteht neben einer überschaubaren Zahl von Gedichten, Anekdoten sowie Essays

Mehr

als Sohn einer Arztfamilie in Portiers (Frankreich) Doppelstudium: Philosophie und Psychologie. Ausbildung durch:

als Sohn einer Arztfamilie in Portiers (Frankreich) Doppelstudium: Philosophie und Psychologie. Ausbildung durch: Zeittafel Geb. 1926 als Sohn einer Arztfamilie in Portiers (Frankreich) Doppelstudium: Philosophie und Psychologie. Ausbildung durch: Jean Hyppolite Maurice Merleau-Ponty Louis Althusserl u.a. Arbeitet

Mehr

DER EXPRESSIONISMUS IN DEUTSCHLAND

DER EXPRESSIONISMUS IN DEUTSCHLAND DER EXPRESSIONISMUS IN DEUTSCHLAND ARBEITSBLATT N 1 I- EINE ALLGEMEINE DEFINITION 1) Lest die Texte auf Seite 1 und füllt das folgende Raster aus! WANN? MERKMALE DER EXPRESSIONISTISCHEN KUNST 2) Kannst

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Der Sonnenkönig Ludwig XIV. und der Absolutismus - Regieren zwischen Ehrgeiz, Macht und Prunksucht Das komplette Material finden Sie

Mehr

Monets ist bis heute erhalten geblieben: Selbstbildnisse, Werke von Freunden, unter anderem von Édouard Manet und Pierre- Auguste Renoir, und

Monets ist bis heute erhalten geblieben: Selbstbildnisse, Werke von Freunden, unter anderem von Édouard Manet und Pierre- Auguste Renoir, und Monets ist bis heute erhalten geblieben: Selbstbildnisse, Werke von Freunden, unter anderem von Édouard Manet und Pierre- Auguste Renoir, und Fotoporträts von Étienne Carjat und Nadar, die die Gesichtszüge

Mehr

Alles Gute. Sprüche, Zitate und Verse für jeden Anlass Von der Taufe bis zur goldenen Hochzeit

Alles Gute. Sprüche, Zitate und Verse für jeden Anlass Von der Taufe bis zur goldenen Hochzeit Alles Gute A L E X A N D R A S T E I N E R Sprüche, Zitate und Verse für jeden Anlass Von der Taufe bis zur goldenen Hochzeit 5 Inhalt Vorwort................................. 7 Kindheit und Jugend.....................

Mehr

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Akademiebibliothek. Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Akademiebibliothek Ausgewählte Literaturnachweise aus dem Bestand der Akademiebibliothek Georg Kunsthistoriker Berlin 2002 Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen

Mehr

Jean-Baptiste Lully kurzer Steckbrief

Jean-Baptiste Lully kurzer Steckbrief Abbildung 1: Lully in Hoftracht (Henri Bonnart, 1642 1711) Am 28. November 1632 wurde er in Florenz geboren. Er war kein Franzose, sondern Italiener. Mit 13 Jahren kam Jean-Baptiste Lully an den französischen

Mehr

Arno Mohr. 29. Juli ZeitSchrift Künstler zwischen Macht und Vernunft. Heft 2 (Neue Serie) Edition Manfred Schmidt

Arno Mohr. 29. Juli ZeitSchrift Künstler zwischen Macht und Vernunft. Heft 2 (Neue Serie) Edition Manfred Schmidt ZeitSchrift ZeitSchrift Künstler zwischen Macht und Vernunft Herausgegeben von Walter Flegel. Manfred Richter, Manfred Schmidt, Andreas Wessel und Karl-Friedrich Wessel Heft 2 (Neue Serie) 29. Juli 2000

Mehr

Seite 4: Frauen im Garten Claude Monet, 1866 Öl auf Leinwand Musée d Orsay, Paris

Seite 4: Frauen im Garten Claude Monet, 1866 Öl auf Leinwand Musée d Orsay, Paris Impressionismus Seite 4: Frauen im Garten Claude Monet, 1866 Öl auf Leinwand Musée d Orsay, Paris Design: Baseline Co Ltd 19-25 Nguyen Hue District 1, Ho Chi Minh-Stadt Vietnam ISBN 978-1-78042-488-0 Confidential

Mehr

Nietzsches Kritik am Christentum

Nietzsches Kritik am Christentum Geisteswissenschaft Ramadan Attia Nietzsches Kritik am Christentum Studienarbeit Inhalt 0. Einleitung 02 1.Kapitel 03 1.1. Kurzbiographie zu Deutschland bekanntesten Philosoph des 19. Jhts. 03 1.2. Der

Mehr

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur (Auswahl)...

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur (Auswahl)... Inhalt Vorwort... 5... 7 1.1 Biografie... 7 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund... 14 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken... 19 2. Textanalyse und -interpretation... 21 2.1 Entstehung

Mehr

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur

Inhalt. Vorwort Themen und Aufgaben Rezeptionsgeschichte Materialien Literatur Inhalt Vorwort... 4... 6 1.1 Biografie... 6 1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund... 12 1.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken... 18 2. Textanalyse und -interpretation... 19 2.1 Entstehung

Mehr

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Interpretation zu Kafka, Franz - Ein Bericht für eine Akademie

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Interpretation zu Kafka, Franz - Ein Bericht für eine Akademie Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form Auszug aus: Interpretation zu Kafka, Franz - Ein Bericht für eine Akademie Das komplette Material finden Sie hier: Download bei School-Scout.de

Mehr

"Moralische Wochenschriften" als typische Periodika des 18. Jahrhundert

Moralische Wochenschriften als typische Periodika des 18. Jahrhundert Medien Deborah Heinen "Moralische Wochenschriften" als typische Periodika des 18. Jahrhundert Studienarbeit Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Institut für Geschichtswissenschaft Veranstaltung:

Mehr