Fair schenkt Blumen Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wertvoll Alle wissen Nicht alle wissen Wenige wissen
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- Wilhelmine Seidel
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Fairschenkt Blumen
2 Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wertvoll Der kleine Prinz - A. de Saint Exupéry Wer kennt ihn nicht, den kleinen Prinzen mit der Symbolik seiner Blume? Die Fürsorge für sich selbst, die anderen und die Umwelt steht auch im Mittelpunkt dieser Kampagne. Sie soll die Konsumenten anregen, bewusst zu wählen; die Floristen, sich aktiv an diesem Wandel zu beteiligen; die positiv eingestellten Blumenfachleute zu einer größeren Verantwortung für soziale Belange und die Umwelt. Die Rose, der die Fürsorge gilt, ist nicht nur die Blume, die wir kaufen, verkaufen oder produzieren. Es geht auch um unsere Lebensqualität und die der Arbeiter/Innen in den Treibhäusern, die Qualität des Wassers, der Luft und der Erde, auf der diese Rosen gezüchtet werden. Fürsorge bedeutet sich zu informieren, sich einzubringen und zu verstehen was wir tun können um positive Veränderungen mit zutragen.
3 Alle wissen Nicht alle wissen Wenige wissen dass hinter dem Kauf einer Blume ein bedeutender Wirtschaftszweig steht, in Italien und weltweit. Wie bedeutend? Weltweit werden Hektar Land der Blumen- und Pflanzenherstellung gewidmet, für einen Wert von fast 25 Mrd. Euro, ca Betriebe sind involviert. Hunderttausende Männer und Frauen arbeiten in den Treibhäusern und machen damit unseren Blumenkauf möglich. dass Italien nicht nur ein Blumenhersteller, sondern auch ein Importeur von Blumen ist. Mehr als Tonnen Blumen werden jährlich eingeführt, für einen Wert von ca Euro; vor allem aus Kenia, Ecuador und Kolumbien, auch wenn sie über Holland bezogen werden. Äthiopien, das in den letzten Jahren auf Grund seiner niederen Produktionskosten von vielen Betrieben bevorzugt wird, hat im Jahr 2008 ganze 800 Mio. Rosen exportiert, doppelt so viel wie im Vorjahr. dass die Blumenherstellung, vor allem in den Ländern im Süden, oft schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft hat: Sie führt zu unberechenbaren Umweltschäden und geht mit Ausbeutung, Entbehrungen und Missbrauch einher. Dahinter verbirgt sich die Geschichte von hunderttausenden Frauen, Männern und Kindern, die unter misslichen Bedingungen arbeiten.
4 Die allgemeine Tendenz geht dahin, die Massenproduktion der frischen Schnittblumen in Länder mit guten klimatischen Bedingungen und niederen Produktionskosten zu verlegen, wobei das Augenmerk der Großhändler immer mehr auf wirtschaftliche Interessen und nur am Rande auf Umwelt und soziale Verantwortung gelegt wird. Die kenianische Menschenrechtskommission (KHRC) hat zum Beispiel im Laufe ihrer Inspektionen in verschiedenen Betrieben zahlreiche Übertretungen und Fälle von Missbrauch an Arbeiter/Innen beanstandet. Diese reichen von willkürlichen Kündigungen über die Verwendung von Pestiziden ohne jeglichen Schutz (nicht einmal im Falle von schwangeren Frauen) und Gewerkschaftsverbot bis hin zum sexuellen Missbrauch an Frauen. Die Gewerkschaftsfreiheit wird nur auf dem Papier garantiert: Man bedenke, dass es nur in drei der ca. 400 Blumenbetriebe in Ecuador eine interne Gewerkschaft gibt. Die Einstellung der Arbeiter/Innen erfolgt in der Regel über Agenturen, womit de facto die direkte Verantwortung der Betriebe für die Arbeiter/ Innen wegfällt und es den Arbeiter/Innen praktisch unmöglich ist, Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen zu stellen. Der Durchschnittslohn liegt immer unter dem monatlichen Bedarf einer Familie, und der mangelhafte Schutz vor Pestiziden führt zu Berufskrankheiten, gegen die die Arbeiter/Innen in keiner Weise versichert sind. Schlecht steht es nicht nur um die Arbeiter/Innen, sondern auch um die Umwelt Die Blumenherstellung kann, von der Bodenbereitung bis zur Verpackung, bis zu 80 chemische Behandlungen beinhalten. Die Umweltbelastung (vor allem des Wassers) schlägt sich auf die Gesundheit der lokalen Bevölkerung nieder, was besonders in den letzten Jahrzehnten zu zahlreichen Krankheiten geführt hat. Der enorme Wasserverbrauch für die Bewässerung der Treibhäuser zehrt an den kostbaren Reserven: Es wurde berechnet, dass die Bearbeitung und Bewässerung der großen Treibhäuser bis zu 1000 Kubikmeter Wasser täglich beanspruchen.
5 Aus der Nähe betrachtet Das rapide Wachstum des Blumenhandels in den letzten Jahren ist zur verzweifelten Konkurrenz in der Produktion ausgeartet. Die Folgen sind unwürdige Arbeitsbedingungen und zunehmend schlechte Behausungen. Zum Teil hat der Norden geglaubt, auf den unlauteren Wettbewerb der Treibhäuser im Süden der Welt, wo Umwelt und Arbeitskräfte ausgebeutet werden, mit einem ebenso verschlagenen Verhalten reagieren zu können sowie mit der Ausbeutung der Einwanderer in europäischen Treibhäusern. So ist ein Teufelskreis entstanden, der immer mehr den Wert der Blumen und Pflanzen zunichte macht: das Schöne, das Natürliche, die Freude am Schenken. Zeit zum Handeln Im Jahr 1998 haben sich mehrere private Organisationen und Gewerkschaften zusammengeschlossen, um mit der ersten Version des Internationalen Verhaltenskodex für die Herstellung von Zierpflanzen und Schnittblumen die dringende Notwendigkeit einer Wende aufzuzeigen und gemeinsam zu erklären, dass ein gerechterer Handel möglich ist.
6 Für ein zertifiziertes Produkt Zur Zeit gibt es drei Zertifizierungsstellen, die parallel versuchen, im Sinne der Menschen- und Umweltrechte einzugreifen: FLO, Fair Labelling Organisation die Blumen aus den Treibhäusern im Süden der Welt auf den Grundlagen des fairen Handels zertifiziert; FLP Fair Label Program und FFP Fair Flowers Fair Plants Diese letzten zwei Zertifizierungen, die auch auf europäische Produzenten angewandt werden können, beruhen auf den 10 Artikeln des Internationalen Verhaltenskodex, der die folgenden Prioritäten fordert: 1. Versammlungsfreiheit und kollektive Verträge, 2. Gleichberechtigung für Frauen, 3. angemessene Entlohnung, 4. angemessene Arbeitszeiten, 5. Gesundheits- und Arbeitsschutz, 6. kontrollierter Einsatz von Pestiziden und chemischen Produkten, 7. Sicherheit am Arbeitsplatz, 8. Umweltschutz, 9. Verbot von Kinderarbeit, 10. Verbot von Zwangsarbeit. Um diese Rechte in allen Breitengraden zu garantieren, wurde auch in Italien eine Zertifizierung mit dem Namen Fiore Giusto ( Faire Blume ) eingeführt, die Blumen und Pflanzen aus italienischer Produktion prüft: Diese Organisation verbindet die Bewegung Fiori e Diritti ( Blumen und Rechte ), die italienischen Gewerkschaften Cgil-Cisl-Uil, den Distretto Floricolo del Ponente (westlicher Blumenbezirk), die Blumenmärkte in San Remo und Ancef, den nationalen Verband der Exporteure.
7 Was wir konkret machen können Als Konsument Als Florist Kontakte und Informationen uns informieren, auch über die Newsletter von Fiori e Diritti im Internet das Info-Material an Freunde weiterleiten unseren Blumenhändler oder Supermarkt bitten, zertifizierte Blumen in sein Sortiment aufzunehmen die Blumen und Pflanzen bei jenen Händlern kaufen, die sich schon für soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz durch faire Blumen engagieren (siehe Listen auf den Webseiten der oben genannten Zertifizierungsstellen). tragen Sie sich bei den Organisationen FLP und/oder FFP als fairer Händler ein (beide Webseiten führen eine Liste der gemeldeten Betriebe) Fragen Sie Ihren Großhändler um zertifizierte Blumen und Pflanzen und bieten Sie diese Ihren Kunden ausdrücklich an. Holen Sie sich Informationsmaterial und leiten Sie es an die Kunden weiter OEW, Tel , info@oew.org, Fiori e Diritti, Tel , informazioni@fioriediritti.org, Das Projekt wird von den Südtiroler Weltläden mitgetragen Mit Unterstützung der Autonomen Provinz Bozen Entwicklungszusammenarbeit. INEA Istituto Nazionale Economia Agraria, ISMEA dati 2008, ICE Istituto Commercio Estero FOTO Pietro Raitano und Cristiano Calvi
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