KURIER Die Zeitschrift für den TT-Bahner

Transkript

1 Vorbild & Modell: BR 75.5 Privatbahnen in TT Modelle 2009 K 2/2010 KURIER Die Zeitschrift für den TT-Bahner 4BTBIKS*hafaaj+[K\C 2/2010 A Jahrgang 5,

2 Anlagenportrait Radebeuler Gesellenstück Die hier vorgestellte TT-Anlage hat rein gar nichts mit einer Abschlussarbeit zu tun. Das Gesellenstück ist ein Zeugnis der Leistungskraft der Jugendgruppe des MEC Radebeul-Kötzschenbroda. 12 TT-Kurier 2/2010

3 Rund 4 Meter lang und nur 60 Zentimeter breit ist die TT- Clubanlage der Radebeuler Modellbahnfreunde und damit eine der kleineren Anlagen des Clubs, wenn man die Ausstellungen des Vereins besucht und seine Großanlagen kennt. Klein aber fein schnell kommt man zu dem Urteil, was der Kenner findet und der Otto-Normal-Besucher vielleicht schnell vorbeischlendert. Sechs Jugendliche haben hier ihre Modellbaufertigkeiten beweisen können. Die Gruppe arbeite seit mehreren Jahren unter der Leitung des Vereinsmitgliedes Hans-Joachim Neblung. Das sich die Zusammensetzung der Gruppe öfters einmal ändert liegt in der Natur der Sache. Aus den Schülern von heute werden irgendwann Erwachsene. Schulwechsel, Lehre, Umzug oder ganz andere Interessen lassen ihre Auswirkungen deutlich spüren. Es ist den Radebeulern aber immer wieder gelungen die Jugendgruppe mit Modellbautalenten aufzufüllen. Das Modelleisenbahn zunehmend ein Hobby reiferer und wirtschaftlich selbstständiger Zeitgenossen geworden ist braucht man wohl nicht mehr verschweigen. Die Modellbahnindustrie hat mit dem immer intensiveren Drehen an der Preisspirale der Produkte ihren Beitrag dazu geleistet. Der TT-Kreis mit dem Vier-Wagen-Zug hinter der kleinen Dampflok ist schon lange keine schnelle Investition mehr. Doch das ist ein ganz anderes Thema. Zurück zu Klasdorf, dem Durchgangsbahnhof der Hundeknochenanlage. Mehrere Umbauten hat die Anlage in den letzten Jahren schon über sich ergehen lassen müssen. Erkennen wird man es nicht. Keine Schnittstellen zu neuen Geländeteilen erkennt man, keine spontane Wechsel in der Landschaftsgestaltung oder der Baumaterialien. Veränderungen oder besser gesagt die Verwendung neuer Materialien und Produkte werden genau geplant und sauber ausgeführt. Betriebsmittelpunkt ist der mehrgleisige Durchgangsbahnhof. Die im klassischen Hundeknochenprinzip verlegte Strecke erlaubt die Einrichtung eines automatischen Betriebsablaufes. Alles geht schön im Kreis herum. In den Bahnhofsköpfen verbergen sich Verbindungsweichen mit denen der Übergang der vermeintlichen zweigleisigen Strecke von einem Richtungsgleis zum anderen möglich wäre. Das wird im Prinzip aber nicht genutzt und die Verbindungen sind elektrisch isoliert. Der Innenraum der linken Wende ist mit einem Sägewerk gefüllt. Hier endet das Anschlussgleis an der Verladeanlage. Nur etwas über einen halben Meter ist die Anlage breit, die Hintergrundkulisse erzeugt die nötige optische Tiefe. TT-Kurier 2/

4 In den beiden Wendebereichen ist die Strecke wirklich zweigleisig. Diese Abschnitte können als zusätzliche Abstellmöglichkeit benutzt werden. Der rechte Wendebereich trägt einen kleinen Berg mit Feldpartie. Diese Erhebung dient sehr schön als Geländeteiler. Die Kulissenwirkung kommt hier vorzüglich zum Tragen. Vor dem Berg haben die jungen Modellbahner eine zusätzliche Ladestelle mit Rampen eingefügt. Auf der Gegenseite spielt sich da schon mehr ab! Aus dem zweiten Gleisabschnitt kann ein Sägewerk erreicht werden. Hier spielt sich ein kleiner Güterverkehr ab. Die Freifläche in dem großen Streckenbogen ist zur Gestaltung eines Werkskomplexes mit all seinen Nebenanlagen genutzt worden. Lagerplätze sind zu finden, eine Zufahrtsstraße, ein Kiosk, Nebengebäude, eine Lorenbahn und Gärten. Viel los auf wenig Raum! Sogar ein kleiner Lokschuppen ist vorhanden in den eine vierachsige Diesellok hineinpasst. Werklokomotiven der Baureihe 107 sind hier stationiert. Der Durchgangsbahnhof ist rein auf den Personenzugverkehr abgestimmt. Lange Bahnsteige erlauben vorbildgetreuen Nebenbahn-Zugkombinationen einen uneingeschränkten Halt. Schnellzüge und Güterzüge rauschen hier durch oder werden auf den äußeren Gleisen durchgeleitet. Das Bahnbetriebswerk mit Drehscheibe und Rundschuppen fangen den Blick. Vor dem Heizhaus befinden sich Kohlebansen, Wasserturm sowie Abstellmöglichkeiten für Lokomotiven. Eine attraktive Signalgruppe bestimmt den Anlagen-... Damit es nun nicht uninteressant wird, haben die Radebeuler Modellbahner den Anlagenhintergrund entdeckt. Hier ist erst kürzlich ein Industriegebiet hinzugekommen. Zu verschiedenen Ladestellen führen die Gleise. Der linke Bereich des Bahnhofsareals wird im Rückraum von einem Bahnbetriebswerk geprägt. Über eine Drehscheibe rollen die Maschinen zu den 14 TT-Kurier 2/2010

5 ... vordergrund. Der gesamte Bahnhofsbereich wirkt trotz der geringen Anlagenbreite authentisch. Neben dem Bw ist ein Industriegebiet platziert. Dieser Bereich kann von einem zweiten Modellbahner gesteuert werden. einzelnen Restaurationsstationen. Wassernehmen, Löscheziehen, Bekohlung und das Abstellen im Schuppen ist möglich. Mit diesem Anlagenbereich sind die Betriebsmöglichkeiten der TT-Jugendanlage nahezu perfekt geworden. Mit welcher Freude und Ausdauer die Jugendlichen den Ausstellungsbetrieb durchführen, beweist die Richtigkeit des Konzeptes. Blicken wir aber noch etwas genauer auf die Anlage. Die beiden Signalgruppen zu beiden Seiten sind natürlich ein Blickfang. Gleiches gilt für die Einfahrsignale. Entsprechend ihres Standortes sind Schachbrettafeln aufgestellt. Hier zeigt sich die Genauigkeit des Anlagenbaus, denn als eine Kinderspielanlage kann man diese Clubanlage auf keinen Fall einordnen! Das Kaschieren der Antriebe ist bei den Viessmann-Signalen wegen der Bauweise kein Problem. Bei den Weichenantrieben sieht das schon anders aus. Vielfach hat man versucht die Spulenkästen mit Geländebaumaterial zu verdecken. Die überwiegende Anzahl der Antriebe wurde Unterflur angeordnet. Stellhebel führen zu den Stellstangen und es funktioniert alles reibungslos. Als letzte Umbaumaßnahmen warten noch zwei, drei betagte Entkupplungsgleise auf ihren Umbau. An elektrische Feinheiten verfügt die Anlage über den eingangs schon angesprochenen Automatikbetrieb der Hauptstrecke. Im hinteren Gleisbereich bei den Ladestellen und der Zufahrt zum Bahnbetriebswerk kann von Hand gesteuert werden. Zum automatischen Zugbetrieb auf der Strecke kommt hier noch der Rangierspaß hinzu. Spätestens, wenn eine Rangiereinheit oder Lokomotive über das Verbindungsgleis auf die Hauptstrecke geleitet wird, ist der TT-Kurier 2/

6 Fotos, Gleisplan: H. Scholz altvertraute Anlagenbetrieb unserer Väter sozusagen passé. Was dem Fotografen gelegen kam, war die installierte Hintergrundkulisse. Hier hat man die Busch-Kulisse ausgedruckt und auf kleine Holzplatten geklebt. Damit wirkt die eigentlich sehr schmale Anlage viel tiefer. Im Mittelbereich sind die Halbrelief-Kulissenhäuser von Stipp Zur Darstellung eines typischen DR- Epoche-IV-Betriebes ist die BR 110 unverzichtbar. Im Güter- und Personenzugverkehr kann ein solches Modell eingesetzt werden, wie oben bei der Ausfahrt aus dem Güterbahnhof und am Einfahrtssignal der rechten Wende. Donnerbüchsen und Rekowagen bilden Kombinationen mit der typischen DR-Nebenbahnmaschine. Rechts ein Blick auf die Güterbahnhofgleise. Während die 86 ausfährt rollt die sächs. 94 hinüber zum Bahnbetriebswerk. Unten eine Prinzipskizze des Gleisplan. Er stellt das klassische Hundeknochenprinzip dar. aufgestellt. Die Giebel von Werkhallen suggerieren, dass dort noch viel mehr existiert, eine ganze Maschinenfabrik und der Güterbahnhof vor der Stadt erhält seine Berechtigung. Im rechten Bereich der Güteranlage findet ein Tanklager seinen Platz. Sämtliche Gebäude stammen aus dem Auhagen-Angebot, ebenso eine Mehrzahl der Tannen. Grasmatten, jede Menge Büsche und eine gute Beobachtungsgabe sind die Ausgangsmaterialien der Landschaftsgestaltung. Nun machen Sie sich selbst ein Urteil, ob das Gesellenstück gelungen ist. Übung macht den Meister, und die Radebeuler Jungs sind schon auf dem rechten Weg, denn sie haben wirklich gelungene Fußstapfen hinterlassen. Helge Scholz 16 TT-Kurier 2/2010

7 TT-Kurier 2/