Klärwerk und Kanalbetrieb der Stadt Celle. Wohin mit dem Regenwasser?

Transkript

1 Klärwerk und Kanalbetrieb der Stadt Celle Wohin mit dem Regenwasser?

2 Versickerungsmethoden Es gibt verschiedene Methoden, Regenwasser versickern zu lassen. Im Kern geht es bei allen Verfahren darum, die Ableitung in das öffentliche Kanalnetz zu verringern und möglichst viel Regenwasser großflächig zu verteilen und dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zuzuführen. Versickerungsmethoden: Vor- und Nachteile Methode Aufwand für Herstellung Platzbedarf Herstellungskosten Wartungsaufwand Grundwasserschutz Flächen Mulde o o Rigole + Mulde/Rigole o o + Sickerschacht + o o + Platzbedarf Aufwand für Herstellung Herstellungskosten Wartungsaufwand + gering/ wenig o mittel/ durchschnittlich Grundwasserschutz + gut schlecht viel/hoch Bei ausreichend dimensionierten Versickerungsanlagen sind Sicher heit und Komfort mindestens so hoch wie bei der Ableitung in die Kanalisation. Das Risiko von Überschwemmungen sinkt sogar, weil Überlastungen des Kanalnetzes verringert werden können. Weiterer Vorteil: Offene Versickerungssysteme können kreativ in die Gartengestaltung integriert werden. Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser erfolgt nach dem Regelwerk DWA-A-138. Versickerung von Regenwasser ein Gewinn für Mensch und Natur! Die Hochwassergefahr sinkt. Die Regenwasserkanäle werden entlastet. Die Wasserqualität von Seen und Flüssen verbessert sich. Das Grundwasser wird angereichert; die Neubildung nimmt zu. Das versickerte Regenwasser verbessert das Pflanzenwachstum.

3 Der bewusste Umgang mit Regenwasser ist ein wichtiger Teil des Umweltschutzes. Je mehr Regenwasser in den natürlichen Wasserkreislauf gelangt, desto besser für uns alle. Die Realität sieht jedoch anders aus: Viele Flächen sind versiegelt, ein Großteil des Regenwassers fließt in die öffentliche Kanalisation. Die Folgen sind für jedermann sicht- und spürbar: Das Kanalnetz ist zunehmend überlastet. Die Kosten für Sanierung und Ausbau der Leitungen sowie die Behandlung des Regenwassers steigen. Bei starken oder lang anhaltenden Regenfällen steigt die Hochwasser- und Überflutungsgefahr, weil die Kanäle die Wassermengen nicht aufnehmen und schnell genug ableiten können. Bei zu geringem Niederschlag trocknen Seen, Bäche und Flüsse schneller aus. Das Grundwasser kann sich nicht regenerieren. Unser Ziel sollte es sein, die Versiegelung von Grundstücken und die Ableitung in die Kanalisation soweit das möglich ist, zu verringern. Teure unterirdisch verlegte Kanäle und Regenwasserüberläufe können durch naturnahe Rückhaltesysteme entlastet werden. Mit diesem Flyer möchten wir Ihnen die wichtigsten Verfahren kurz vorstellen und Sie dazu anregen, über die Möglichkeiten der Entsiegelung nachzudenken. Falls Sie dazu Fragen haben, helfen wir Ihnen gerne weiter. Gut zu wissen: Das Wasserrecht Im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und im Niedersächsischen Wasser gesetz (NWG) sind die Rahmenbedingungen für die Regenwasserversickerung beschrieben. Die Satzung der Stadt Celle regelt darüber hinaus die Pflicht der Grundstückseigen tümer, Regen wasser zu beseitigen. Nach 55 (2) WHG soll Niederschlagswasser ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer (Bäche, Flüsse oder Seen) eingeleitet werden. Darauf aufbauend ist es privaten Grundstückseigentümern nach 86 (1) NWG erlaubt, Niederschlagswasser von Dach-, Hof- oder Wegeflächen auf dem Grundstück zu versickern, zu verregnen oder zu verrieseln. Für die Einleitung des auf Hofflächen anfallenden Niederschlagswassers muss die Versickerung, Verregnung oder Verrieselung zwingend über die belebte Bodenzone erfolgen. Gewerbebetriebe hingegen müssen grundsätzlich eine wasserrechtliche Erlaubnis für die Versickerung, Verregnung oder Verrieselung beantragen.

4 Flächenversickerung Die Flächenversickerung ist die einfachste und günstigste Methode, um Regenwasser versickern zu lassen. Eine ebene und durchlässige Fläche (z. B. Rasen oder Beete) reicht schon aus. Vorteile: Natürliche, großflächige Versickerung Einfache Realisierung Geringe Kosten Kein Pflegeaufwand Das sollten Sie beachten: Die Flächenversickerung bietet keinen Speicher. Achten Sie darauf, dass die Fläche groß genug ist, so dass das Wasser beispielsweise nicht zu Ihrem Nachbarn fließen kann. Mähen Sie regelmäßig den Rasen und entfernen Sie Laub. Sichern Sie den Zulauf durch offene Rinnen und kleine Naturpflaster flächen.

5 Muldenversickerung Die Muldenversickerung ist eine einfache Alternative zur Flächenversickerung. Das Regenwasser wird in Bodenver tiefungen vorüber gehend gespeichert und kann nach und nach versickern. Vorteile: Einfach anzulegen Niedrige Kosten Sehr gute Reinigungsleistung Kurzzeitige Speicherung Geringer Platzbedarf Das sollten Sie beachten: Größe: ca. 10 bis 30 % der angeschlossenen versiegelten Fläche Tiefe: 10 bis max. 40 cm Abstände: mind. 1 Meter von der Sohle zum Grundwasser mind. 2 Meter zu Häusern und benachbarten Grundstücken > 5 Meter zu unterkellerten Gebäuden Vermeiden Sie Bodenverdichtungen Kontrollieren Sie die Mulde und entfernen Sie regelmäßig Laub etc.

6 Versickerungsboxen: Alternative zur herkömmlichen Kiesrigole. Vorteile: hohes Speichervolumen von 95 %, geringer Platzbedarf. Rigolen- oder Rohrversickerung/Schachtversickerung Bei der Rigolen- oder Rohrversickerung wird Regenwasser unterirdisch in einen Graben (Rigole) geleitet. Dieser Graben ist mit Kies oder anderem porenhaltigen Material gefüllt. Das Wasser wird in der Rigole gespeichert und kann nach und nach versickern. Die Anlage ist für den Hausgarten nur bedingt geeignet. Da die Rigole ohne Vorreinigung direkt mit dem Regenwasser befüllt wird, sind die Anforderungen an die Sauberkeit des Wassers hoch. Ein Vorreinigungsschacht ist dann Voraussetzung, wenn Regenwasser von befestigten Flächen eingeleitet wird. Vorteile: Geringerer Flächenbedarf als bei oberirdischen Anlagen Unterirdische Wasserspeicherung gute Speicherleistung Schnelle Verteilung und hohe Aufnahmekapazität Geeignet für undurchlässigen Oberboden, aber durchlässigem Untergrund Das sollten Sie beachten: Aufwendiges Verfahren, vergleichsweise hohe Kosten für Planung und Bau Die Rigole kann sich nicht selbst regenerieren. Ist die Kiespackung verschlammt, muss die Rigole ausgetauscht werden. Wartung und Kontrolle der Rigole nur eingeschränkt möglich Abstände: mind. 1 Meter von der Sohle zum Grundwasser mind. 2 Meter zu Häusern und benachbarten Grundstücken Vermeiden Sie Bodenverdichtungen

7 Mulden-/Rigolen-Versickerung Das System kombiniert die Vorteile der Mulde und der Rigole. Von der Mulde versickert das Wasser durch eine mindestens 20 Zentimeter dicke Mutterbodenschicht in eine Rigole. Sie bildet zusätzlich zur Mulde einen zweiten Speicher. Von hier aus kann das Wasser versickern. Mulden-/Rigolen-Anlagen eignen sich vor allem für kleine Grundstücke. Vorteile: Gute Reinigungsleistung Gutes Rückhaltevolumen Kombination von Kurzzeitspeicher (Mulde) und Langzeitspeicher (Rigole) gewährleistet auch bei schlecht durchlässigen Böden das rasche Trockenfallen der Mulde Ideal für kleine Flächen Das sollten Sie beachten: Wichtig: Sandiger Oberboden für die Abdeckung der Rigole bindige Böden sind nicht geeignet! Rollrasen neigt zu Verdichtungen Zufluss über eine offene Rinne Querschnitt einer Mulden-/Rigolen-Versickerung RW-Fallrohr Natursteinpflaster offene Rinne Versickerungsmulde Pflastersand 20 cm Oberboden geotextiles Filtervlies Kieskörper als Rigole gewachsener Boden

8 Haben Sie noch Fragen zu den Versickerungsmethoden? Wir helfen Ihnen gerne! Stadt Celle Klärwerk und Kanalbetrieb Grundstücksentwässerung Tel / niederschlagswasser@celle.de Bei gewerblich genutzten Grundstücken: Stadt Celle Untere Wasserbehörde Tel / umwelt@celle.de