Wie gut es ist, eine Patentante zu haben
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- Karola Friedrich
- vor 6 Jahren
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1 Wie gut es ist, eine Patentante zu haben Eine Geschichte für meine Patentante 1. Kapitel Geplant war ein Urlaub mit Mama und Papai in Brasilien. Papai ist brasilianisch und heißt Papa. Mein Papai ist in Brasilien geboren, zog aber nach Deutschland und heiratete meine Mama. Drei Jahre später bin ich geboren. Ubs, das hab` ich ja ganz vergessen: ich heiße Sally und bin zehn Jahre alt. So, jetzt beginnt die Geschichte. Also, wir wollten nach Brasilien fliegen. Heute Morgen ist der erste Ferientag. Als ich in die Kûche kam, sahen Mama und Papai sehr verlegen aus. Sally setz` dich bitte zu uns. Ich setzte mich und fragte: Was ist? Wir mûssen nach Spanien, deine Mama und ich, geschäftlich, ohne dich! Was?, schrie ich. Meine Sûße, Mama nahm mich in den Arm, Es tut mir so leid. In Brasilien habe ich schon abgesagt, sagte Papai. Und ich? schrie ich Du wirst zu deiner Patentante Dagmar nach Australien fahren, sagte Papai. Ich seufzte okay. Mein tapferes Mädchen, Mama gab mir einen Kuss, Jetzt iss` etwas. Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer und packte meine Sachen zusammen mit Mama. Als wir fertig waren, ging ich zu Flo, meiner allerbesten Freundin, und erzählte ihr, was passiert war. Flo tröstete mich und zeigte mir Bilder von Australien, denn sie war schon mal dort gewesen. Abends im Bett stellte ich mir Tante Dagmar vor. Dann schrie ich: Mama! Ich bat sie: Erzähl` mir von Dagmar. Also, Dagmar hat kurze blonde Haare und ein liebes Gesicht. Schlaf` jetzt, morgen hast du eine lange Reise vor dir. Mama gab mir einen Kuss. Ich kuschelte mich ein. Mama ging und ich schlief ein. 1
2 Am nächsten Morgen weckte mich Mama um halb sechs. Drei Stunden später winkte ich Mama und Papai zum Abschied und marschierte durch die Kontrolle zum Flugzeug. Als das Flugzeug abhob, war mir schon irgendwie unheimlich. Aber besser ging es mir, als mich zwei Mädchen ansprachen. Die beiden saßen mir gegenûber und hießen Carlotta und Marianne. Wir unterhielten uns eine ganze Weile lang. 2. Kapitel Während der Reise wuchs die Spannung auf Tante Dagmar. Aber von der Reise will ich gar nicht erzählen, also spulen wir die Zeit ein wenig nach vorn. Ich bin in Australien angekommen. Eine junge Frau kam auf mich zu. Sie hatte ganz lange Haare, war sehr dûnn, auf dem Kopf trug sie einen Hut. Sie sagte: Bist du Sally? Ja, sagte ich, Bist du meine Patentante Dagmar? Ich denke schon, sie lächelte und wir fielen uns in die Arme. So, sagte Dagmar, Jetzt gehen wir nach Hause. Sie nahm mich an die Hand und wir gingen eine Weile auf Sand. Dann kam ein Weg, wir waren ziemlich lange unterwegs. Ganz plötzlich blieb sie stehen und sagte: Da sind wir. Sie lächelte. Du hast einen Bauernhof? Ja!. Komm, ich zeig dir den Hof. Sie fûhrte mich zum Stall und in die Scheune. Weißt du, ich reite oft Wildpferden nach, und wenn ich sie gefangen habe, zähme ich sie. Cool, sagte ich. Du kannst doch auch ohne Sattel reiten, oder? Ja, das kann ich. Das ist gut, gleich morgen zeige ich dir, wie man Wildpferde einfängt, sagte Dagmar abends, als sie mich ins Bett brachte. Am nächsten Morgen am Frûhstûckstisch fragte mich Tante Dagmar: Hast du Lust, mit dem Fahrrad auf Erkundungstour zu gehen? Und wie kreischte ich. Meine Patentante lachte und sagte: Heute Nachmittag fangen wir Wildpferde, okay?. Yes, rief ich, setzte mich und aß. Nach dem Essen zeigte Dagmar mir, wo es zum Meer geht und ich fuhr los! Es dauerte gar nicht lange, 2
3 da sah ich schon den Strand! Ich trat noch heftiger in die Pedale. Dann lehnte ich das Fahrrad an einen großen Felsen und rannte in Richtung Wasser. Man konnte gar nichts sehen, weil die Wellen so waren, dass ich nicht darûber schauen konnte. Deshalb setzte ich mich hoch oben auf den Felsen und hatte eine prima Aussicht. Na, wie war` s, fragte Tante Dagmar, als ich in den Stall kam. Wunderschön, sagte ich. Ich war am Strand und im Dorf und ich hab` dir etwas mitgebracht. Ich hielt einen schönen braunen Cowboyhut hoch. Mensch Sally, der hat wohl ein Vermögen gekostet! Er war gar nicht so teuer, Papai hat mir 50 in Dollar umgewechselt. Meine Tante rannte auf mich zu, nahm mich fest in den Arm und flûsterte: Vielen Dank, meine Liebe. Sie setzte den Hut auf und fragte: Wie steht er mir? Gut, sagte ich. So, sagte Dagmar, jetzt reiten wir aber los! Das gefleckte Pferd dort vorne wirst du reiten. Sie drûckte mir einen Cowboyhut und ein Lasso in die Hand. Ich sprang auf s Pferd, das keinen Sattel trug und ritt neben meiner Tante her hinter das Haus. Dagmar zeigte Richtung Wald und sagte: Dahinter laufen oft Wildpferde herum. Wir mûssen ein einziges verfolgen. Das mache ich dir gleich vor. Auf geht s, in den Wald hinein. Wir ritten los. 3. Kapitel Als wir aus dem Wald herauskamen, sahen wir es sofort: ein wunderschönes schwarzes Wildpferd stand grasend auf der Wiese. Dagmar flûsterte: Reite mir einfach nach. Sie rief Hûah und galoppierte los. Das Wildpferd ergriff schnell die Flucht. Eine wilde Jagd begann! Meine Tante rief Heua Hûah und ließ das Lasso ûber ihrem Kopf kreisen. Sie warf es aus und tatsächlich es schlang sich um den Hals des Tieres. Sie drehte um und galoppierte zurûck. Was blieb dem Tier anderes ûbrig es musste ihr folgen. Dagmar achtete sehr darauf, dass das Seil stramm war. Ab nach Hause, rief sie. Als wir am Hof ankamen 3
4 schrie Dagmar: Mach das weiße Gatter auf und wenn ich herauskomme, dann mach es sofort wieder zu! Als es offen war, galoppierte meine Tante hinein. Mit einer einzigen Bewegung streifte sie das Lasso vom Hals des Tieres ab und ritt so schnell sie konnte wieder hinaus. Zack war das Tor wieder zu und das Pferd war gefangen. Puh, sagte meine Tante und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Das war super, sagte ich, als wir uns danach in der Kûche ein Glas Limo gönnten. Das Wildpferd wird morgen verkauft an einen Herren, der Wildpferde sammelt. Ich fragte: Kann ich eigentlich auch einmal ein Wildpferd einfangen?. Meine Tante schûttelte den Kopf. Sie sagte: Ich weiß, du könntest es, aber deine Mutter will es nicht. Sie sagt, es ist zu gefährlich. Was? Ich ballte die Hand zu einer Faust. Mach dir nichts draus, meine Tante tätschelte mir den Kopf. Geh jetzt schlafen, wir haben einen anstrengenden Tag hinter uns. Ich ging aber nicht ins Bett. Ich schrieb noch einen Brief an Mama und Papai und brachte ihn noch am selben Abend zur Post. 4. Kapitel Am nächsten Morgen fragte meine Tante beim Frûhstûck: Ich muss heute Morgen weg. Macht es dir etwas aus, fûr etwa drei Stunden allein zu bleiben? Nein, sagte ich, du kannst gerne gehen. Aber eine Sache möchte ich wissen: Wo gehst du hin? Ich bringe das Wildpferd weg. Ich dachte mir: In der Zeit werde ich mir ein Wildpferd fangen, schließlich ist das große Gatter jetzt frei. Kurz darauf stieg meine Tante in ihren Wagen und fuhr weg. Ich sattelte das Pferd von gestern und galoppierte los. Diesmal sah ich ein schneeweißes Wildpferd grasen. Ich machte mein Lasso bereit, schlich mich ganz nah dran und sagte: Heja. Aber das Pferd blieb wie angewurzelt stehen. Und jetzt kommt das Unglaubliche: Als ich ihm die Zûgel anlegte, ließ es 4
5 sich sogar reiten! Ich ritt es nach Hause, es war ganz lieb und zutraulich. Selbst das gefleckte Pferd, das meine Tante mir zum Reiten gegeben hatte, verstand sich gut mit dem weißen Pferd. Sie gingen ganz nah nebeneinander her, Schnauze an Schnauze. Eine Stunde später kam meine Tante. Ich erzählte ihr alles. Sie war ziemlich ûberrascht. Sie lächelte. Ich werd s nicht deiner Mutter verraten. Vielen Dank, du bist die Beste, sagte ich. Jetzt erzähle ich das Ende der Geschichte: Wir beide stehen auf unseren Pferden ich auf dem schneeweißen und sie auf ihrem Lieblingspferd- auf einem Felsen ûber dem Meer. 5
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