Schriftliche Abiturprüfung Grundkursfach Geographie. Abiturähnliche Musteraufgaben
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- Claudia Simen
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1 Sächsisches Staatsministerium für Kultus Geltungsbereich: - allgemeinbildendes Gymnasium - Abendgymnasium und Kolleg - schulfremde Prüfungsteilnehmer Schriftliche Abiturprüfung Grundkursfach Geographie Abiturähnliche Musteraufgaben Seite 1 von 17
2 1 Vorbemerkungen Mit der Weiterentwicklung der gymnasialen Oberstufe können Schülerinnen und Schüler ab 2010 die Abiturprüfung im Grundkursfach Geographie auch als schriftliche Prüfung absolvieren. Grundlage der abiturähnlichen Musterklausuren bildeten folgende Dokumente: - Einheitliche Prüfungsanforderungen in der Abiturprüfung Geographie (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom i. d. F. vom ) - Lehrplan Geographie für das allgemeinbildende Gymnasium in Sachsen (für die Jahrgangsstufe 11 ab , für die Jahrgangsstufe 12 ab ) Die vorliegenden Musterklausuren sollen exemplarisch aufzeigen, welche Leistungen im Bereich von Wissen, Kompetenzen und Wertebewusstsein das Abiturniveau in der schriftlichen Abiturprüfung des Grundkursfaches Geographie repräsentieren. Die Beispiele besitzen orientierende Funktion bei der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf das zukünftige schriftliche Geographie-Abitur. Die beiden Musterklausuren stellen zwei unterschiedliche Möglichkeiten dar, die in den EPA geforderte Aufgabenart materialgebundene Problemerörterung mit Raumbezug umzusetzen. Während die Klausur zu Kalifornien am regionalen Fallbeispiel Lehrplaninhalte zu atmosphärischen und geodynamischen Prozessen, Ressourcen und Raumnutzung verknüpft, werden in der Klausur Megastädte Probleme der Verstädterung und räumliche Disparitäten stärker global thematisiert. Hinsichtlich der Aufgabenkultur wird besonderer Wert auf das selbstständige Auswählen und Anwenden geeigneter Arbeitsmethoden und Darstellungsformen in neuen Situationen und der Beurteilung ihrer Effizienz gelegt. Die Aufgaben verknüpfen grundlegende Inhalte aus verschiedenen Teilgebieten der Geographie. In der schriftlichen Abiturprüfung im Grundkursfach Geographie werden den Schülerinnen und Schülern zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt, von denen eine auszuwählen und zu bearbeiten ist. Für die Auswahl der Aufgabe und deren Bearbeitung haben die Schülerinnen und Schüler 210 Minuten Zeit. Die Aufgabenart ist die materialgebundene Problemerörterung mit Raumbezug. Die angebotenen Materialien sowie der Atlas müssen von den Schülerinnen und Schülern selbständig in die Bearbeitung der Aufgaben einbezogen werden. In Einzelfällen können Aufgabenstellungen aber auch direkt mit einem Material verknüpft sein. Zur Bewältigung der Anforderungen sind die in den neuen Lehrplänen ausgewiesenen geographischen Arbeitsweisen in Verbindung mit den Operatoren zu beachten. Hinsichtlich der Aufgabenstellung nehmen übergeordnete fachspezifische Operatoren wie Analysieren, Erörtern, Interpretieren und Beurteilen einen besonderen Stellenwert ein. Als Hilfsmittel sind der Weltatlas, der an der Schule eingeführte Taschenrechner und das Wörterbuch der Deutschen Rechtschreibung zugelassen. Das vorliegende Erwartungsbild beschreibt und erklärt die von den Schülern erwarteten Prüfungsleistungen und bildet die Grundlage für die Bewertung. In gleicher Weise sind im Antwortbild nicht aufgeführte, aber gleichwertige Lösungen zu berücksichtigen. Den Beurteilenden steht dabei ein Beurteilungsspielraum zur Verfügung. Seite 2 von 17
3 2 Aufgabenmuster 2. 1 Kalifornien Leben und Wirtschaften in einem natürlichen Risikoraum 1. Beschreiben Sie mit Hilfe von M1 die tektonischen Vorgänge der letzten 30 Mio. Jahre in Kalifornien. 2. Erläutern Sie anhand des Schemas in M2 das Erdbebenrisiko im Großraum von Los Angeles. 3. In Kalifornien fällt der Regen zur falschen Zeit am falschen Ort. Erklären Sie diese Aussage. 4. Beschreiben Sie die Wasserversorgung Kaliforniens und daraus resultierende Probleme. 5. Erörtern Sie die Perspektiven der Süßwassernutzung in Kalifornien. 9 BE 10 BE 14 BE 12 BE 15 BE Seite 3 von 17
4 M 1 Plattentektonische Vorgänge an der Westküste Nordamerikas Quelle: Zugriff / This dynamic earth, Peter Lindeberg, 2001 Seite 4 von 17
5 M 2 Das Erdbebenrisiko setzt sich aus drei Faktoren zusammen: Erdbebengefährdung Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt im Gebiet G ein schadenverursachendes Beben B auf? betroffene Werte Wie umfangreich, wie wertvoll sind die Werte, welche im Gebiet G beim Beben B betroffen bzw. erfasst werden können? Verletzbarkeit Wie anfällig, wie erdbebenverletzbar- bzw. erdbebensicher sind die betroffenen Werte im Gebiet G auf die direkten und indirekten Auswirkungen von Erdbeben? Quelle: Deichman, N.;Fäh,D.;Giardini,D.;Weidmann,M.: Das Erdbebenrisiko. Faktenblatt zum Thema»Erdbeben in Graubünden«der Gebäudeversicherung des Kantons Graubünden. GVA Graubünden, Chur, 2003, S. 2 M 3 Prognose des Wasserbedarfs Kaliforniens JAHR MIT DURCHSCHNITTLICHEN NIEDERSCHLÄGEN Mrd. m³ % Mrd. m³ % Mrd. m³ % Städte 11,47 13,5 13,44 15,7 15,66 17,9 Landwirtschaft 37,24 43,9 36,25 42,2 35,51 40,7 Umweltschutz * 36,13 42,6 36,13 42,1 36,13 41,4 GESAMT 84, , ,3 100 TROCKENES JAHR Mrd. m³ % Mrd. m³ % Mrd. m³ % Städte 11,96 16,5 14,06 19,1 16,28 21,7 Landwirtschaft 39,33 54,1 38,34 52,0 37,48 49,9 Umweltschutz* 21,33 29,4 21,33 28,9 21,33 28,4 GESAMT 72, , , * Wassermenge die für die natürlichen Gewässer notwendig ist, um das ökologische Gleichgewicht zu schützen, zu verbessern bzw. wiederherzustellen Quelle: Departmentof Water Resources, Water Plan Update 1998 in: W.Klohn, H.W. Windhorst, Neue Entwicklung in der Agrarwirtschaft Kaliforniens, Vechta 2005, Seite 85 Seite 5 von 17
6 M 4 Klimawandel bedroht Wasserversorgung Kaliforniens Mit großem technischem Aufwand wird das Wasser Kaliforniens [...] umverteilt: Durch schier endlose Pipelines fließt die kostbare Ressource von Norden nach Süden und füllt riesige Speicher-Seen. Ein Großteil davon ist Schmelzwasser aus der Sierra Nevada. [...] Sierra Nevada, das heißt so viel wie "verschneiter Gebirgszug". Doch die Schneekuppe schrumpft dahin. Eine Folge steigender Außentemperaturen. Kalifornien gerät damit zum anschaulichen Beispiel dafür, wie der Klimawandel Wasserknappheit zusätzlich verschärfen kann. Die US-Ingenieurin Annette Huber-Lee, Leiterin des Wasser-Programms beim Stockholm-Umweltinstitut: Ich denke, die Auswirkungen für die Wasserversorgung werden dramatisch sein. Wir erleben jetzt schon, dass der Schnee rascher schmilzt. Früher hat sich das bis in den Sommer hingezogen. Heute taut der Schnee bereits im Frühjahr ab. Und im Sommer, wenn man den Abfluss dringend bräuchte, gibt es keinen mehr. Auch David Purkey sieht die Lage sehr kritisch: Die Schneegrenze in der Sierra Nevada lag immer bei etwa 2000 Metern. Inzwischen ist sie auf 2200 geklettert, und dieser Trend hält weiter an. Das wird so weit gehen, bis kein Schnee mehr da ist, der abschmilzt, und Kalifornien dieses wichtige Wasser-Reservoir verliert. Den Bedarf von Städten, Landwirtschaft und Umwelt zu decken, wird dann noch viel schwieriger. [...] Kaliforniens Gouverneur will genau wissen, welche Folgen die Klimaerwärmung für Kalifornien haben wird. Und insbesondere: Wie es mit der Wasserversorgung weitergehen soll. Diese Frage wollen die Wissenschaftler beantworten. Huber-Lee und Purkey arbeiten deshalb an einer Prognose für die nächsten Jahrzehnte. Am Computer modellieren sie, wie es in Zukunft um Schneeschmelze, Stausee-Füllungen und die Wasserführung der Flüsse bestellt sein wird. Der nächste Schritt ist es dann, Management-Pläne für das immer knapper werdende Wasser zu entwickeln. Als Grundlage für künftige politische Entscheidungen. Purkey: Manche Leute sagen, wir brauchen zusätzliche Wasserspeicher. Andere sagen, wir sollten aufhören, in Kalifornien ausgerechnet Reis anzubauen. Aber was wir brauchen, ist eine genaue Analyse der Entwicklung. Und daran arbeiten wir. M 5 Bewässerungssysteme Quelle: VSAG, Werner Klohn und Hans-Wilhelm Windhorst, Neue Entwicklungen in der Agrarwirtschaft Kaliforniens, Vechta, 2005 Prozent Furchenbewässerung Komb. Furchen- und Sprinklerbewässerung Druckgeregelte Sprinkler Tröpfchenbewässerung Seite 6 von 17
7 LÖSUNGSANSÄTZE: 1. Beschreibung der tektonischen Vorgänge Ausgangssituation vor 30 Millionen Jahren (3 BE) Subduktion der Farallon Platte unter die Nordamerikanische Platte (konvergente Plattengrenze) Öffnungsprozess am Südostrand der Pazifischen Platte (divergente Plattengrenze) dadurch Verstärkung der Subduktion der Farallon Platte Von vor 20 Millionen Jahren / vor 10 Millionen Jahren (4 BE) Kollision der Pazifischen Platte und Nordamerikanischen Platte ozeanische Kruste der Farallon Platte wurde in diesem Bereich vollständig subduziert Entstehung einer Transformstörung im Bereich der Kollision (kontinentale Kruste wird nicht subduziert) sowie Ausbildung von zwei Triple-Punkten (an denen drei Platten aneinandergrenzen) Aufsplittung der Farallon Platte in zwei kleinere Platten (Juan de Fuca- und Cocos Platte) Pazifische Platte nähert sich (mit einem zweiten Rücken) weiter der Nordamerikanischen Platte, was mit einer Verkleinerung der Juan de Fuca Platte und Vergrößerung der Transformstörung verbunden ist Gegenwart (2 BE) Pazifische Platte driftet in nordwestliche, die Nordamerikanische Platte in südöstliche Richtung Weitere Subduktion der Reste der Farallon Platte und Entstehung weiterer neuer, kleinerer Spreading center und Bildung einer weiteren Mikroplatte (Rivera Platte) 2. Angemessene Erläuterung des Erdbebenrisikos nach Vorgaben des Materials und unter Einbeziehung geeigneter Atlaskarten. Faktor Erbebengefährdung (3 BE) Erdbebengefährdung ist im Großraum Los Angeles ist extrem hoch, weil z.b. das Gebiet genau auf der Plattengrenze von Pazfischer und Nordamerikanischer Platte liegt es zahlreiche Verwerfungen gibt durch das Aneinandervorbeischieben der Platten große Spannungen in der Erdkruste entstehen Faktor Betroffene Werte Betroffene Werte sind als sehr hoch einzuschätzen, weil z.b. (3 BE) große Einwohnerzahl und Ausdehnung der Agglomeration Los Angeles, wirtschaftliche Zentren mit zahlreichen Industrien, hoch technisierte und ausgebaute Infrastruktur (Straßen, Brücken, wassertechnische Anlagen etc.) Seite 7 von 17
8 Faktor Verletzbarkeit (3 BE) Argumente für die sehr hohe Verletzbarkeit des Großraums sind z.b.: die dichte Bebauung Konzentration von Industrieanlagen die oft mehrstöckige Bauweise von Straßen, die bei Einsturz den Einsatz der Rettungskräfte erschweren die Gefahr von Bränden bei Bruch von Gasleitungen der hohe Anteil älterer, nicht erdbebensicher gebauter Gebäude Zusammenfassung (1 BE) Bei allen drei Faktoren besitzt der Großraum Los Angeles ein hohes Erdbebenrisiko. Die Verletzbarkeit wird dadurch gemindert, dass durch die historischen Erfahrungen und die hohe Wirtschaftskraft zahlreiche Möglichkeiten, wie z.b. erdbebensicheres Bauen, zum Schutz gegen Erdbeben umgesetzt worden sind bzw. umgesetzt werden. 3. Erklärung der Aussage In Kalifornien fällt der Regen zur falschen Zeit am falschen Ort Niederschlag fällt zur falschen Zeit (7 BE) Lage Kaliforniens in der subtropischen Klimazone der Westseiten humide Wintermonate durch zyklonale Niederschläge aride Sommermonate durch Einfluss des subtropischen Hochdruckgürtels damit fällt der Niederschlag zur falschen Zeit, denn o gerade in den Sommermonaten wächst der Bedarf an Wasser durch den erhöhten Trink- und Brauchwasserbedarf in den Städten o benötigt die Landwirtschaft Wasser für die Bewässerung der Kulturpflanzen während der Wachstumszeit Niederschlag fällt am falschen Ort (7 BE) höhere Jahresniederschläge im Norden sowie in den Gebirgsregionen des Küstengebirges und der Sierra Nevada durch die Höhenlage sowie Staueffekte von Nord nach Süd deutlich abnehmende Jahresniederschlagsmengen geringe Jahresniederschläge im Kalifornischen Längstal das im Regenschatten des Küstengebirges liegt damit fällt der Niederschlag am falschen Ort, denn die Hauptsüßwasserverbraucher befinden sich gerade in den trockeneren Gebieten Kaliforniens z.b.: o große Agglomerationen im Süden Los Angeles San Diego o größere Städte im Kalifornischen Längstal z.b. Sacramento, Fresno, Bakersfield o intensiv bewirtschaftetes Landwirtschaftsgebiet im Kalifornischen Längstal Seite 8 von 17
9 4. Beschreibung der Wasserversorgung Kaliforniens und daraus resultierender Probleme mit Hilfe geeigneter Atlaskarten Sicherstellung der Wasserversorgung durch, z.b. (6 BE) Wassernutzung aus den vorhandenen Flüssen (z.b. Sacramento, San Joaquin, Salinas), natürlichen Seen (z.b. Tahoe-See, Monosee) sowie Stauseen in der Sierra Nevada und im Küstengebirge, die den Abfluss der Gebirgsflüsse bzw. Schmelzwasser des im Winter in der Sierra Nevada gefallenen Schnees sammeln Weiterleitung dieses Wassers über offene Bewässerungskanäle für die Bewässerung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in den Längstälern bzw. in den Süden des Landes. Zur Versorgung der Städte erfolgt der Transport über mehrere Hundert Kilometer lange Pipelines mit zahlreichen Pumpstationen, die das Wasser über die Gebirgssperren pumpen Nutzung von Grundwasser bzw. Meerwasserentsalzungsanlagen Probleme sind z.b. (6 BE) Technische Probleme z.b.: hoher technischer und damit finanzieller Aufwand für den Bau und Betreibung der Wasserversorgungsanlagen, Gefahr von Staudammbrüchen durch das hohe Erdbebenrisiko und damit Überschwemmungsgefahr Ökologische Probleme z.b.: Veränderung des natürlichen Abflusssystems der Flüsse durch Aufstauung und Wasserentnahme; dadurch Störung des ökologischen Gleichgewichts der Fließgewässer bzw. der Seen, Versalzungsgefahr der Böden bei unsachgemäßer Bewässerung in den Gebieten mit hoher Verdunstung, Senkung des Grundwasserspiegels bei verstärkter Entnahme von Grundwasser, Wasserknappheit durch Klimawandel Wirtschaftliche/politische Probleme z.b.: Verluste durch Verdunstung bei offenen Kanälen, Nutzungskonflikte zwischen Landwirtschaft und Städten 5. Erörterung der Perspektiven der Süßwasserversorgung Kaliforniens unter Verwendung einer kontroversen Argumentation Argumente, die die Lösbarkeit des Wasserproblems erschweren, z.b.: (5 BE) Süßwasser ist in Kalifornien bereits heute ein Mangelfaktor und der Bedarf wird in Zukunft weiter steigen steigender Wasserbedarf der Städte, u.a. wegen wachsenden Wohlstands, Bevölkerungswachstum hoher Wasserverbrauch der Landwirtschaft durch Bewässerung, besonders in Trockenjahren Begrenztheit des Süßwassers durch Klimawandel sowie verändertes ökologisches Handeln sich verschärfende Nutzungskonflikte zwischen Verbrauchern/ Staaten Seite 9 von 17
10 Argumente, die die Lösbarkeit des Wasserproblems ermöglichen könnten, z.b.: (8 BE) Wassereinsparung in den Städten, z.b. durch wassersparende Technologien, erhöhte Wasserpreise, Gesetze, Aufklärung Wassereinsparung in der Landwirtschaft durch Ausbau der Tröpfchenbewässerung oder den Einsatz veränderter Nutzpflanzen Einsparungen bei Wassertransport und verteilung, z.b. durch modernes, computergestütztes Wassermanagement, Techniken, die die Verdunstung von Wasser auf dem Weg von der Quelle zum Verbraucher minimiert anderer Möglichkeiten der Wassergewinnung, z.b. Ausbau von Meerwasserentsalzungsanlagen, Maßnahmen zur Eindämmung des anthropogen verursachten Klimawandels Formulierung einer begründeten Meinung zur Frage der Lösbarkeit der Wasserproblematik in dieser Region (2 BE) Seite 10 von 17
11 2.2 Megastädte Potenzial- oder Risikoräume? 1. Interpretieren Sie die Abbildung M 1 indem Sie -die Hauptaussagen formulieren, -die Ursachen für die dargestellte Entwicklung der Stadtbevölkerung erklären, -eine Bewertung der Abbildung vornehmen. 2. Analysieren Sie Zusammenhänge zwischen dem Verstädterungsgrad und dem wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsstand ausgewählter Länder. 3. Stellen Sie Auswirkungen der Verstädterung in Entwicklungsländern in einem Wirkungsschema dar. 4. Tokio und Los Angeles gehören nach Angaben der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft zu den Megastädten mit dem weltweit höchsten Risikoindex in Bezug auf Naturgefahren. Nennen Sie für beide Städte potenzielle Naturgefahren und erklären Sie jeweils die Ursachen für das hohe Erdbebenrisiko. 5. Beurteilen Sie, inwieweit Megastädte Potential- oder Risikoräume darstellen. 16 BE 10 BE 10 BE 10 BE 14 BE Seite 11 von 17
12 M 1 Verstädterung M 2 Landbevölkerung und Bruttonationaleinkommen Anmerkung: PPP (Purchasing Power Parities) = Kaufkraftparitäten Seite 12 von 17
13 M 3 Die 20 größten Agglomerationen nach dem BIP (2005) Rang Städte nach dem geschätztes erwirtschafteten BIP BIP 2005 in PPP (2005) (Mrd. PPP $) Anteil des BIP der Agglomeration am BIP des Landes (%) 1 Tokyo New York 1133 <10 3 Los Angeles 639 <10 4 Chicago 460 <5 5 Paris London Osaka/Kobe Mexiko-City Philadelphia 312 k.a 10 Washington DC 299 <5 11 Boston 290 k.a 12 Dallas/Fort Worth 268 k.a 13 Buenos Aires Hong Kong 244 k.a. 15 San Francisco/Oakland 242 <5 16 Atlanta 236 k.a 17 Houston 235 k.a 18 Miami 231 k.a 19 Sao Paulo Seoul Quelle: Pricewaterhouse Coopers UK Economic Outlook March ; Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft: Statistics and natuaral hazard risk for 50 selected megacities, 2006 Seite 13 von 17
14 M4 Die größten Agglomerationen der Erde und Risiko der Naturgefahren Rang Agglomeration Bevölkerung (in Mio.) 2005 Anteil an der Stadtbevölkerung des Landes (%) 2005 Naturgefahren- Risikoindex 1 (2002) 1 Tokyo 35,2 41, Mexiko-City 19,4 23, New York 18,7 7, Sao Paulo 18,3 11, Mumbai (Bombay) 18,2 5, Delhi 15,0 4, Shanghai 14,5 2, Kolkata (Calcutta) 14,3 4, Jakarta 13,2 12, Buenos Aires 12, Dhaka 12, Los Angeles 12,3 5, Karachi 11,6 21, Rio de Janeiro 11,5 7, Osaka-Kobe 11,3 13, Al-Qahirah (Kairo) 11,1 35, Lagos 10,9 17, Beijing 10,7 2, Manila 10,7 20, Moskva (Moskau) 10,7 10, Der Naturgefahren-Risikoindex wurde als Maß für das Schadenpotenzial konzipiert und umfasst die drei Komponenten: Gefährdung, Schadenanfälligkeit und exponierte Werte. Quelle: United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2006). World Urbanization Prospects: The 2005 Revision. New York: United Nations. Münchener Rückversicherungsgesellschaft: München, 2005 (Munich Re, Topics 2002) Seite 14 von 17
15 Lösungsansätze 1. Interpretation der Abbildung M 1 Formulierung von mindestens 4 unterschiedlichen Aussagen der Grafik, z.b.: (4 BE) - Anstieg der Weltbevölkerung von 1950 bis 2005; - Zunahme des Anteils der Stadtbevölkerung der Erde; - größter Zuwachs der Stadtbevölkerung in den ökonomisch sich entwickelnden Staaten - starke Zunahme der Stadtbevölkerung in China - obwohl sich die Stadtbevölkerung in den ökonomisch entwickelten Staaten verdoppelte verringerte sich deren Anteil an der Stadtbevölkerung der Erde Erklärung von Ursachen für die dargestellte Entwicklung: (8 BE) - Darstellung der Ursachen erfordert eine Differenzierung nach ökonomisch entwickelten Staaten (Industrieländer) und ökonomisch sich entwickelnden Staaten (Entwicklungsländer) -Aussagen zu Industrieländern, z.b.: Zuwanderung und Eingemeindungen; Zunahme der Mobilität und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur als Voraussetzung für die flächenhafte Verstädterung ins Umland; Arbeitsplatzangebot im Ergebnis der Tertiärisierung (Konzentration von Dienstleistungen in städtischen Zentren); -Aussagen zu Entwicklungsländern, z.b.: natürliches Bevölkerungswachstum (Geborenenüberschuss); Land-Stadt-Wanderung und deren Begründung durch; ausgewählte Pull- und Push-Faktoren; Verlagerung von Industrien aus den Industrieländern Bewertung der Grafik (4 BE) Darstellung positiver und kritischer Aspekte, z.b.: -anschaulich bzw. übersichtlich, Unterscheidbarkeit durch farbliche Abstufungen -Differenzierung zwischen absoluten und relativen Zahlen -Herausstellung von China -unklar bleibt, welche Staaten zu ökonomisch entwickelte Staaten zusammengefasst wurden (z.b. bevölkerungsreiche Staaten wie Russland, Mexiko oder Südkorea) -fehlende Angabe des Anteils Chinas an der Stadtbevölkerung -Relation von Zahl und Fläche 2. Analyse der Zusammenhänge zwischen Verstädterungsgrad und Entwicklungsstand Zusammenhänge zwischen Verstädterung und Entwicklungsstand, z.b.: (5 BE) -M 2 zeigt, bei großen Schwankungen, eine Korrelation zwischen BIP/Kopf und dem Anteil der Stadtbevölkerung; -Atlaskarten zeigen, dass der größte Teil der Staaten mit einer hohen Verstädterungsquote (>75%) auch im Entwicklungsstand (z.b. HDI) hohe Werte aufweisen, wobei aber auch Ausnahmen z.b. Russland, Libyen, Brasilien, Venezuela auftreten; -Städte als Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung und Wohlstandssicherung oder als Gewinner gegenüber der Peripherie; Keine deutlichen Zusammenhänge zwischen Verstädterung und Entwicklungsstand, z.b.: (5 BE) -Differenzierung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern; M 3 und M 4 verdeutlichen, dass eine hohe städtische Bevölkerungszahl nicht unbedingt ein hohes BIP impliziert; -Der wirtschaftliche und soziale Entwicklungsstand eines Landes ist von unterschiedlichen Faktoren (z.b. historische Entwicklung, Politik, Einbindung in die Seite 15 von 17
16 Weltwirtschaft u.a.) abhängig und kann mit dem Verstädterungsgrad allein nicht erklärt werden. 3. Darstellung der Auswirkungen der Verstädterung in einem Wirkungsschema Wirkungsschema: geordnete Darstellung von mindestens 12 Auswirkungen aus unterschiedlichen Bereichen in sinnvoller Verknüpfung, z.b.: (6 BE) -Sozioökonomische Auswirkungen: Bevölkerungszunahme, Arbeitslosigkeit, Ausweitung des informellen Sektors, Zunahme von Armut, Überlastung der Infrastruktur (Energie, Wasser, Abwasser, Gesundheit, Bildung, Verkehr), Kriminalität/Sicherheit; -Räumliche Auswirkungen: Fragmentierung/Segregation, Marginalsiedlungen (Hüttenviertel am Stadtrand), zerfallende Stadtstrukturen, Verfall der Innenstädte (innerstädtische Slums), Verstärkung räumlicher Disparitäten im Land, gated communities; -Ökologische Auswirkungen: Flächenverbrauch, Bodenversieglung, Grundwasserabsenkung, Luftverschmutzung, CO 2 -Emissionen, fragmentierte Landnutzung, Belastung durch Müll/Abwasser; -Politische Auswirkungen: Überforderung der Verwaltung, Verlust der Regier- bzw. Steuerbarkeit auch Planbarkeit bzw. Schwierigkeiten der effektiven Kontrolle Einhaltung grundlegender Anforderungen, z.b. (4 BE) -Übersichtlichkeit, Lesbarkeit -Begriffswahl -erkennbare Zusammenhänge bzw. Strukturen -Kategorisierung 4. Nennung potenzieller Naturgefahren und Erklärung des Erdbebenrisikor Potenzielle Naturgefahren, z.b: (2 BE) Tokio: Vulkanausbrüche, Tsunami, Tropischer Wirbelsturm, Gewitter/Hagel (Winterstürme/Kaltlufteinbrüche), Überschwemmung (Sturmfluten) Los Angeles: Gewitter/Hagel, Überschwemmung, starke Winterniederschläge Winterstürme, Brände, Dürre Ursachen für Erdbebenrisiko, z.b.: (8 BE) Tokio: Aufeinandertreffen von drei Plattengrenzen (Pazifische Platte, Eurasische (Chinesische) Platte und Philippinische Platte; Subduktion ozeanischer Kruste der Pazifischen- und Philippinischen Platte unter die Eurasische (Chinesische) Platte führt zu Spannungen in der Lithosphäre im Bereich der japanischen Inseln (große Nähe des Großraums Tokio zu den Subduktionszonen) Los Angeles: Bewegungen der Pazifischen- und Amerikanischen Platte im San- Andreas-Störungssystem (Transformstörung bzw. Bewegung der Platten aneinander vorbei) führen zu Verwerfungen und zu Spannungen in der Lithosphäre; große Nähe bzw. unmittelbare Lage des Großraums Los Angeles an der Transformstörung bzw. Lage auf kontinentaler Kruste der Pazifischen Platte; Bewegungsrichtung der Platten und zahlreiche Querverwerfungen 5. Beurteilung von Megastädten als Potential- oder Risikoräume Argumente für Megastädte als Potentialräume, differenziert nach Industrie- und Entwicklungsländern, z.b.: -Agglomerationsvorteile (z.b. Fühlungsvorteile, größeres Marktpotential, kürzere Transportwege, Arbeitskräfteangebot von hoch ausgebildet bis ungelernt) -Rolle der Megastädte im Globalisierungsprozess (z.b. Knotenpunkte weltweiter Produktionsnetze) (7 BE) Seite 16 von 17
17 -Politisch-kulturelle Führungsrolle (z.b. Zentren der Innovation) -sinkender Ressourcenverbrauch pro Kopf (z.b. effektiverer Energieeinsatz, kürzere Wege) Argumente für Megastädte als Risikoräume, differenziert nach Industrie- und Entwicklungsländern, z.b.: (7 BE) -soziale Probleme (z.b. verstärkte Segregation, Marginalsiedlungen und Slums, Konzentration von Armut, wachsende Kriminalität, gesundheitliche Probleme) - infrastrukturelle Probleme (unzureichende technische und soziale Infrastruktur, z.b. Müllentsorgung, Verkehr, Wasser) -stadtökologische Probleme (Luftverschmutzung, Lärm, Stadtklima, Flächenverbrauch) -politische Probleme (z.b. erschwerte Stadtplanung, Baurecht, Korruption) -sonstige Probleme (z.b. verstärkte Anfälligkeit bei Naturgefahren) Seite 17 von 17
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