Astleitner, Hermann (2011): Theorienentwicklung für SozialwissenschaftlerInnen

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Adolf Hoch
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Witte Gruppendynamik und Organisationsberatung ISSN 1618-7849

1 Astleitner, Hermann (2011): Theorienentwicklung für SozialwissenschaftlerInnen Erich H. Witte Gruppendynamik und Organisationsberatung ISSN Volume 43 Number 3 Gruppendyn Organisationsberat (2012) 43: DOI /s

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3 Gruppendyn Organisationsberat (2012) 43: DOI /s Rezension Astleitner, Hermann (2011): Theorienentwicklung für SozialwissenschaftlerInnen Wien: Böhlau Verlag (UTB). 227 Seiten Erich H. Witte Dieses Buch ist ein Glücksfall. Es enthält keine neuen Ideen, es ist nicht sehr tiefschürfend und Experten werden nichts Neues über die Wissenschaftstheorie lernen, aber es ist mit der Wahl seines Themas einzigartig und überfällig. Wenn wir den häufig beklagten Mangel an Theorienbildung in den Sozialwissenschaften ändern wollen, dann müssen wir die jungen Forscher systematisch an die Theorienentwicklung heranführen, dürfen ihnen keine schweren Brocken in den Weg legen, die dann doch noch beseitigt werden, wir müssen ihnen einen Weg bahnen, von dem man annehmen kann, dass er von Vielen ohne große Voraussetzungen gegangen werden kann. Ist man diesem Weg als eine Einführung erst einmal in die gewünschte Richtung gefolgt, dann werden die ForscherInnen der jungen Generation vielleicht sich verstärkt mit der Theorienkonstruktion beschäftigen und ihr einen größeren Stellenwert einräumen als wir es im Augenblick tun. Im Augenblick fördern wir kumulative Dissertationen und Habilitationen, die in der Zusammenstellung von Zeitschriftenartikeln bestehen, wobei diese Artikel kaum Platz für die Theorieentwicklung lassen. Folglich bleibt am Ende einer solcher Dissertation oder Habilitation die Theorienkonstruktion auf ein Minimum beschränkt. Die Hoffnung ist jetzt, dass durch ein solches Buch ein Überblick geschaffen werden kann, der der besonderen Stellung der Theorie in den Sozialwissenschaften gerecht wird und gleichzeitig ohne große Hürden einen machbaren Zugang liefert, der dann später auch ergänzt und vertieft werden kann und muss. Gerade für diesen Anfang bei der Theorienkonstruktion ist dieses Buch gedacht. Viele Diplom-, Master und Doktorarbeiten hätten von einem Forschungsseminar, das auf diesem Buch basiert, profitieren können. Online publiziert: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2012 Prof. (em.) Dr. E. H. Witte, Dipl. Psych. ( ) Social and Economic Psychology, University of Hamburg, Von-Melle-Park 5, Hamburg, Deutschland erichwitte@aol.com Prof. (em.) Dr. E. H. Witte, Dipl. Psych. Detlev-v-Liliencronstr. 11, Norderstedt, Deutschland

4 312 E. H. Witte Es hat folgende Kapitel: Vorwort 1. einleitung 2. Theorien in den empirischen Sozialwissenschaften 3. zur Funktion von Theorien im Forschungsprozess 4. Typen von Theorien und Mischformen 5. Verfahren und Kriterien der Theorieentwicklung 6. Diskussion und Kritik (ganz kurz) 7. Anwendungsaufgaben Literaturverzeichnis Sachregister Man kann den Text ohne große Vorkenntnisse lesen. Durch die Anwendungsaufgaben am Ende des Buches, die mir gut ausgewählt erscheinen, kann man aus praktischen Beispielen in der Literatur einen ersten vertiefenden Einblick gewinnen, wie Theorien konstruiert wurden. Kleine Mängel hat das Buch: Der Autor hat es offensichtlich nicht gewagt, exemplarisch Theorienkonstruktionen, die man als gelungen bezeichnen kann, konkret anzuführen und sie als Beispiele zu verwenden. Die besondere Bedeutung von Erkenntnissen aus der Vergangenheit z. B. anhand klassischer Arbeiten einer Disziplin wird nicht erwähnt (Witte 2005). Ferner fehlt bei ihm die historische Perspektive mit einer sprunghaften Theorienentwicklung durch einen Paradigmawechsel. Auch die fruchtbare Verbindung zwischen Theorienprüfung und Theorienentwicklung ist nach meiner Vorstellung zu kurz geraten (Witte 1994; Witte und Heitkamp 2006). Diese Perspektiven könnten zusätzlich in einem Forschungsseminar eingebracht werden, das sich schwerpunktmäßig mit der Theorienentwicklung beschäftigt. Normalerwiese haben wir nämlich allein die Theorienprüfung mit Hilfe von inferenzstatistischen Verfahren im Zentrum unserer wissenschaftlichen Ausbildung. Signifikante Resultate bei der Prüfung von Hypothesen lassen uns eine Theorie als akzeptabel erscheinen, obwohl die Effekte bei der Varianzaufklärung durch die theoretischen Annahmen recht gering sein können. Die Frage ist dann, wie die Entwicklung von Theorien nach einem solchen empirischen Ergebnis weiter gehen kann. Hierzu findet man keine Antworten. Auch über die Verbindung zweier Theorien zu einer gemeinsamen Meta-Theorie wird nichts ausgesagt, obwohl diese Form ein wichtiger Ansatzpunkt für die Theorienentwicklung in den Sozialwissenschaften sein könnte. Wenn man aber weiß, was dieses Buch leisten kann, was vielleicht ergänzt werden sollte und was man bei diesem Studienbuch nicht bekommt, dann kann auf diesem Hin-

5 Astleitner, Hermann (2011): Theorienentwicklung 313 tergrund bei den entsprechenden Personen das in den empirischen Sozialwissenschaften fast völlig vernachlässigte Thema der Theorienentwicklung und -konstruktion mit diesem Buch als Grundlage erfolgreich vermitteln. Wenn in Zukunft Theorienentwicklung und Theorienprüfung stärker verzahnt würden, könnten die Sozialwissenschaften ihr theoretisches Niveau verbessern. Das vorliegende Buch ist ein Baustein dafür. Wir sollten es verwenden, beim Selbststudium oder besser in einem Forschungsseminar zur Einführung in dieses Thema. Witte, E. H. (1994). Die Klassifikation sozialwissenschaftlicher Theorieprüfungen. In: A. Schorr (Hrsg.). Die Psychologie und die Methodenfrage (S ). Göttingen: Hogrefe. Witte, E. H. (2005). Theorienentwicklung und -konstruktion in der Sozialpsychologie. In: E.H. Witte (Hrsg.). Entwicklungsperspektiven der Sozialpsychologie (S ). Lengerich: Pabst. Witte, E. H., & Heitkamp, I. (2006). Quantitative Rekonstruktionen (Retrognosen) als Instrument der Theorienbildung und Theorienprüfung in der Sozialpsychologie. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 37, E erich H. Witte

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