Reproduzierbarkeit Klinischer Studien. Prof.(FH) Priv.Doz. Dr. Thomas Haslwanter Medizintechnik Campus Linz

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1 Reproduzierbarkeit Klinischer Studien Prof.(FH) Priv.Doz. Dr. Thomas Haslwanter Medizintechnik Campus Linz

2 Die Tamiflu-Saga - I Die Cochrane Collaboration, eine weltweit agierende NPO von Wissenschaftlern, hat 2014 gezeigt, dass Tamiflu wenig oder keine Auswirkungen auf Grippe-Erkrankungen hat. Cohrane Reviews sind eine Art Gold-Standard für Medikamente. Trotzdem wurden alleine in GB ca EUR, und weltweit mehrere Milliarden EUR, für Tamiflu ausgegeben. Der erste Cochrane-Review (2008): Cochrane had summarised the data from all the trials, explained Hayashi [ein japanischer Arzt, dem die Ergebnisse unglaubwürdig vorkamen], but its positive conclusion was driven by data from just one of the papers it cited: an industry-funded summary of 10 previous trials, led by an author called Kaiser. From these 10 trials, only two had ever been published in the scientific literature. For the remaining eight, the only available information on the methods used came from the brief summary in this secondary source, created by industry. Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 2

3 Die Tamiflu-Saga - II Roche weigerte sich über viele Jahre, die Details der Studien zugänglich zu machen. Das führte dazu, dass Details der Studien nicht beurteilt werden konnten. Probanden nicht repräsentativ für echte Patienten In manchen der Roche-Studien waren die Patienten selbst-diagnostiziert gab Roche nach 6-jähriger Weigerung die erforderlichen Informationen frei. Das Ergebnis: Tamiflu bewirkt keine Reduktion der klinischen Grippe-Fälle. Dafür hat es teils massive Neben-Effekte, wie Kopfweh, Erbrechen, oder psychiatrische Störungen. Trotzdem waren z.b. in GB genügend Tamiflu angeschafft worden, um im Krisenfall 80% der gesamten Bevölkerung damit versorgen zu können. Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 3

4 Reproduzierbarkeit- I Estimating the reproducibility of psychological science: Open Science Collaboration*, Science 28 Aug 2015: Vol. 349, Issue Studien von 3 führenden Psychologie-Journals wurden nochmals durchgeführt. Die gemessene mittlere Effekt-Grösse war nur halb so gross wie in den ursprünglichen Studien. Während 97% der ursprünglichen Studien signifikante Ergebnisse zeigten (p<0.05), waren bei der Wiederholung nur 37% signifikant. Mit anderen Worten, nur ca. 1/3 der Ergebnisse konnte reproduziert werden! Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 4

5 Reproduzierbarkeit - II Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 5

6 Reproduzierbarkeit - III Vielfältige weitere Ursachen Begley CG1, Ioannidis JP2. : Reproducibility in science: improving the standard for basic and preclinical research. Circ Res Jan 2;116(1): Publish or perish Zwischen haben > Wissenschaftler 1 oder mehrere Artikel veröffentlicht, welche in Scopus (weltgrösste Datenbank von Peer-reviewed Publikationen). Positive Ergebnisse werden viel mehr/leichter publiziert als negative. Keine Finanzierung für Reproduktion von Ergebnissen (aktuelle Genehmigungsquote beim FWF <20%) Mangelhaftes Studiendesign (nicht double-blinded, ), falsche statistische Methoden, zu wenige Probanden ( Power-Analyse ), Abhilfe Bei klinischen Studien klare Verbesserung durch verpflichtende Registrierung. Noch Probleme bei vor-klinischen Studien & Grundlagenforschung Bessere Rahmenbedingungen Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 6

7 Registrierung Klinischer Studien 1997 wurde ein US-Gesetz eingefürt, dass ab 2000 klinische Studien die Paradigmen und Analyse-Parameter vor der Erfassung der Daten registriert werden müssen. Dazu wurde die Datenbank clinicaltrials.gov eingeführt. Vor dieser Einführung hatten 57% der Studien positive Resultate. Nach der Einführung von clinicaltrials.gov waren es nur noch 8%! Kaplan, R. M., & Irvin, V. L. (2015). Likelihood of null effects of large nhlbi clinical trials has increased over time. PLoS One, 10(8) Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 7

8 Registrierung klinischer Studien in Österreich - I Deklaration von Helsinki, 20 Wurde 2013 neu überarbeitet ( Gemäß Punkt 35 muss jedes Forschungsvorhaben, an dem Versuchspersonen beteiligt sind, vor der Rekrutierung der ersten Versuchsperson in einer öffentlich zugänglichen Datenbank registriert werden. Every research study involving human subjects must be registered in a publicly accessible database before recruitment of the first subject. Dies gilt jetzt auch für Nicht-Medizinprodukte- und Nicht-Pharmakologische- Studien. Diese Registrierung kann z.b. auf erfolgen. Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 8

9 Registrierung klinischer Studien in Österreich - II Diese Registrierung kann z.b. auf erfolgen. Österreichische Meldestelle: Diese Registrierung ist auch bereits im aktuellen Formular für Ethik-Anträge vorgesehen: ISRCTN: WHO, ICMJE (International Committee of Medical Journal Editors) EudraCT (European Clinical Trials Database): Für Arzneimittel Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 9

10 Registrierung klinischer Studien in Österreich - III Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 10

11 Danke für die Aufmerksamkeit! Reproduzierbarkeit klinischer Studien Seite 11