Im Westen nichts Neues? der Westfalicus von Thomas Müller, Langerwehe

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1 Im Westen nichts Neues? der Westfalicus von Thomas Müller, Langerwehe Immer wieder werden auf nationalem und internationalem Parkett neue Positurkanarienrassen präsentiert. Hierbei handelt es sich zumeist um Miniaturrassen bereits existierender Rassen, um bereits anerkannte Rassen, denen eine Haube aufgesetzt wurde, oder aber um Positurvögel, die in einer bislang nicht anerkannten Farbe präsentiert werden. In meinem Bericht zur COM-Weltschau 2013 in Hasselt im Vogelfreund 03/2013 sind mit dem Olmützer Kanarienvogel (Tschechien), ein brauner Lizard mit Haube, und dem Raza Capitolina (Italien), einem Miniatur-Yorkshire, gleich verschiedene dieser Veränderungsbemühungen beschrieben. Auch der von den Italienern auf der COM-Schau 2014 in Bari gezeigte Rogetto, ein Mini-AGI, reiht sich bei den miniaturisierten Positurkanarienrassen ein, wie auch in jüngster Vergangenheit der Mehringer (Mini-Pariser Trompeter) oder der Rheinländer (Mini-Lancashire). Betrachtet man die Historie verschiedener Rassen einmal genauer, zeigt sich, dass diese Miniaturisierung eigentlich ein alter Hut ist. So entstanden auch der Fife (heute Mini- Border, Border der Vorkriegszeit), der Gloster (Mini-Crest) und auch der Japan Hoso, wie wir ihn in Europa kennen (Mini-Scotch), weil eifrige Züchter ihre Visionen bezüglich der Entwicklung einer eigenen Rasse in die Tat umsetzten. Diese Miniaturrassen haben allesamt nur ein einziges markantes Unterscheidungsmerkmal zu ihren großen Vorbildern ihre Größe. Schauen wir auf die Zuchtbemühungen deutscher Züchter in den vergangenen Jahren, so erinnert man sich spontan an den Colonia von Manfred Mörsch, einen kleinen Bossu Belge mit und ohne Haube, oder aber auch an den Deutschen Rotschecken, ein dem Gloster ähnliches, rotgrundiges Schecken- Vögelchen (Stafford Canary), um die sich eine Gruppe von Züchtern um Alfred Palm und Peter Knoll sehr bemüht hat. Mit viel Engagement wurden diese Neuzüchtungen in den vergangenen Jahren der Technischen Kommission Deutschland vorgestellt und das Anerkennungsverfahren wurde eingeleitet. Leider reichte die Qualität der vorgestellten Vögel in beiden Fällen nicht aus, um die erste Stufe der Anerkennung zu erreichen wollte man diese Neuzüchtungen vielleicht gar nicht? Neuvorstellung in Bari 2014: Rogetto, ein Mini-AGI Colonia, diese Neuvorstellung scheiterte in Deutschland bereits im ersten Jahr des Anerkennungsverfahrens. 208

2 Deutscher Rotschecke, scheiterte in Deutschland ebenfalls bereits bei der ersten Vorstellung im Rahmen der Anerkennung. Heinrich Gerkens aus Gütersloh: Er begann mit der Erzüchtung des Westfalicus im Zuchtjahr Seit nunmehr einigen Jahren findet man auf der Deutschen Meisterschaft des DKB eine weitere Neuvorstellung den Westfalicus, auch kleiner Westfale genannt in einem separat geschaffenen Präsentationsbereich gleich neben dem Stand des Hanke Verlags. Eine kleine, glattbefiederte Kanarienrasse aus Deutschland. Heinrich Gerkens aus Gütersloh stellt seine rotgrundigen Westfalen, die er in allen klassischen Melaninvarianten zulassen möchte, als Haubenvogel und als Glattkopfvogel, dem interessierten Publikum vor. Man kann erkennen, dass diese noch sehr junge Rasse von Jahr zu Jahr qualitativ stark verbessert werden konnte und sich mittlerweile sehr deutlich von bereits bestehenden Positurkanarienrassen unterscheidet zumindest ist einwandfrei und ohne jegliche Verwechslungsgefahr anzusprechen. Daher möchte ich den Westfalicus heute einmal detailliert vorstellen. Mit den ersten Zuchtversuchen startete Heinrich Gerkens im Jahr 2004 mit 2 Zuchtpaaren. Er kreuzte zwei Gloster Corona mit Farbenkanarien aus seinem Stamm in achat rot wurden dann zudem Fife mit Farbenkanarien in achat rot verpaart. In den Folgejahren wurden die in 2004 und 2005 gezogenen Jungvögel der F1- und F2-Generation behutsam in das Vorhaben eingebaut. Neben seinen Farbenkanarien in achat rot war in Heinrich Gerkens der Wunsch nach einem kleinen, rotgrundigen Positurkanarienvogel entstanden. So skizzierte er vor seinen Präsentationsbereich für den Westfalicus auf der Deutschen Meisterschaft des DKB. Die im offenen Standard-Positurkäfig ausgestellten Hauben- und Glattkopfvögel ziehen in jedem Jahr viele Kanarienliebhaber aus dem In- und Ausland in ihren Bann. 209

3 Einwohnern, Heimatstadt von Heinrich Gerkens, in Nordrhein-Westfalens östlichem Landesteil Westfalen. Standard (5. Entwurf von Heinrich Gerkens): Größe 20 Punkte Der kleine Westfale ist nicht größer als 12,0 cm (Toleranz +/- 0,5 cm). Standardzeichnung des Westfalicus als Hauben- und als Glattkopfvogel ersten Zuchtbemühungen den in seiner Phantasie entstandenen Wunschvogel auf Papier und es entstand ein Entwurf einer möglichen Rassebeschreibung. Ein kleiner, rotgrundiger, glattbefiederter Vogel mit gewölbter Brust- und Rückenpartie mit und ohne Haube. Die ersten Ergebnisse aus den Verpaarungen in 2004 machten Mut weiterzumachen. Zu Beginn war es recht schwierig, neben der Farbe gleichsam die Form und die Haube zusammenzubringen. Trotzdem stellten sich die ersten Zuchterfolge recht schnell ein und der Westfalicus nahm Gestalt an. Wie bei vielen Positurkanarienrassen fand bei der Namensgebung der Bezug zur Region der Erzüchtung Berücksichtigung. So liegt Gütersloh mit Nackenform 15 Punkte Ein wesentliches Rassemerkmal ist ein deutlicher Übergang des Halses zum Nacken. Der Übergang zum Nacken ist deutlicher zu erkennen als der zur Kehle. Der Winkel Nacken/Rücken beträgt bei idealer Haltung 130. Haube/Kopf und Schnabel 10 Punkte Die Haube ist rund und geschlossen und mit einem erkennbaren, aber kleinen Mittelpunkt. Der Mittelpunkt befindet sich mitten auf dem Kopf. Die Haube verläuft ohne erkennbaren Übergang in den Nacken. Von der Seite betrachtet verläuft die Haube im vorderen Bereich gerade. Im hinteren Bereich verläuft die Haube leicht geschwungen in den Nacken. Das Auge ist sichtbar. Der Kopf ist leicht gewölbt sowie in der Größe zum Körper harmonierend. Der Schnabel ist kurz und kegelförmig. Körperform 10 Punkte Die Brust- und Bauchlinie ist deutlich und gleichmäßig gerundet. Der Rücken ist deutlich gewölbt. Der kleine Westfale ist von seiner Form kurz und kompakt. Gefieder 10 Punkte Das Gefieder ist sauber, seidig, glatt anliegend und lückenlos. Haubenstudie Westfalicus Westfalicus Glattkopfvogel aus

4 Westfalicus Haubenvogel aus 2011 Westfalicus Haubenvogel aus 2012 Flügel und Schwanz 10 Punkte Die Flügel liegen am Körper an und bedecken die Schwanzwurzel ohne sich zu kreuzen. Der Schwanz ist kurz, schmal und weist möglichst eine geringe Einkerbung auf. Die Länge des Schwanzes beträgt ca. 25 bis 30 mm bis zu den Flügelspitzen. Lipochrom- und Melanineigenschaften 10 Punkte Die Lipochromfarbe ist gleichmäßig satt und leuchtend. Die jeweiligen Melanineigenschaften sind deutlich erkennbar. Haltung 5 Punkte Die Haltung ist aufrecht und etwa 55 bis 60 o zur Sitzstange. Beine 5 Punkte Die fein geschuppten Beine stehen mit den übrigen Körperproportionen in Einklang. Die Schenkel sind etwas sichtbar. Kondition 5 Punkte Der Vogel ist sauber und zeigt sich in guter Kondition und Käfiggewöhnung. Er bewegt sich elegant und zeigt sich ungezwungen und neugierig dem Betrachter, ohne dabei an die Gitterstäbe zu springen oder mit den Flügeln zu schlagen. Allgemeines: Der kleine Westfale wird mit Ringen mit einem Durchmesser von 2,7 mm beringt. Die Präsentation auf Bewertungsschauen soll im offenen Standard-Positurkäfig erfolgen. Am reichte Heinrich Gerkens den Antrag zur Aufnahme des Anerkennungsverfahrens ein. Eine Vielzahl begeisterter Züchter aus dem In- und Ausland hatten ihn dazu ermuntert, nun den nächsten Schritt für den kleinen Westfalen zu tun. Leider wurde dieser Antrag seitens der Technischen Kommission Deutschland mit Schreiben vom abgelehnt. Nach Auffassung der TK fehlen die mindestens geforderten drei wesentlichen Unterscheidungsmerkmale, wobei bei Positurvögeln die Farbe nicht als Merkmal zählt. Es stellen sich einige Fragen: Wer hat plötzlich diese Anforderungen nach drei Unterscheidungsmerkmalen überhaupt aufgesetzt? In unserem aktuellen Standard aus 2010 findet man für Positurkanarien lediglich die Forderung nach einer gravierenden Unterscheidung zu bestehenden Formen. Und: Warum ist Farbe bei Positurkanarien kein Merkmal? sind doch die Anforderungen an die Farbe sogar bei allen Positurrassen festgelegt; sie wird sogar als separates Bewertungskriterium im jeweiligen Rasse-Standard beschrieben! Wie konnten es die Miniaturrassen Mehringer und Rheinländer durch die Anerkennung schaffen? unterscheiden sich beide Rassen doch im wesentlichen nur durch die Größe zu ihren größeren Vorbildern also auch nur ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal. Auch die aktuell seitens Italiens vorgestellten Rassen Rogetto und Raza Capitolina weisen nur ein einziges Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ebenfalls nur die Größe zum AGI bzw. zum Yorkshire auf. Es bleibt abzuwarten, wie sich hier die Anerkennungsverfahren entwickeln. Zumindest der Rogetto konnte in Bari 2014 nicht überzeugen und schaffte den ersten Schritt in Richtung Anerkennungsverfahren wegen mangelnder Qualität der vorgestellten Vögel nicht. Es bleibt etwas undurchsichtig, warum man dem Westfalicus das Anerkennungsverfahren verwehrt. Im aktuellen Standard für Positurkanarien (Anlage I) findet man keinerlei Aussage dazu, dass die Technische Kommission überhaupt das Anerkennungsverfahren ablehnen kann. Seit jeher entwickeln sich Rassen über die Zeitschiene. Dies ist bei allen Nutz- und Haustieren wie z. B. Katzen, Hunden oder Geflügel ständig zu beobachten. Auf der EE-Schau in Leipzig 2012 habe ich zum ersten Mal Nackthalshühner und belatschte Taubenrassen gesehen. Ich habe mich gefragt: Braucht man so etwas? Auch die nackten Sphynx-Katzen, die aus Südamerika stammenden Nackthunde oder der chinesische Schopfhund sind sicherlich auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig. Aber auch für diese Zuchtrichtungen gibt es Liebhaber und man sollte durchaus diesen Rassen mit ein wenig Toleranz begegnen. 211

5 Belatschte Taube auf der EE-Schau 2012 in Leipzig Empfehlenswerte Neuerscheinung Thomas Müller Uwe Feiter Faszination Positurkanarien eine Leidenschaft fürs Leben Beschreibung der in Deutschland anerkannten Faszination Positurkanarien eine Leidenschaft für s Leben Beschreibung der in Deutschland anerkannten glattbefiederten Positurkanarienrassen Thomas Müller Uwe Feiter glattbefiederten Positurkanarienrassen. Auf Basis des aktuellen DKB/AZ-Standards für Positurkanarien (Ausgabe 2010). Erstauflage der aus dem Vogelfreund bekannten Serie über die glattbefiederten Positurkanarien als Fachbuch. Neben der jeweils detailliert recherchierten Entwicklungsgeschichte aller 18 derzeit in Deutschland anerkannten glattbefiederten Positurkanarienrassen geben die beiden Autoren Informationen zum heutigen Zuchtstand, zur Bewertung in Anlehnung an den DKB/AZ-Standard, zur Ausstellung, zur Haltung und zur Zucht. In diesem Buch, mit seinen mehr als 380 Abbildungen und Farbfotos, werden eine Vielzahl Bilder und Darstellungen aus historischen Schriften veröffentlicht, die kaum bekannt sind und bisher nur in den Originalschriften gezeigt wurden. Eine Pflichtlektüre für alle Kanarienliebhaber, Züchter, Aussteller und Preisrichter. Hardcovereinband, Format 19,5 x 26,5 cm, 220 Seiten, Papier matt gestrichen (115 gr.), 180 Fotos, 195 Abbildungen, 25 Übersichtstafel,, Einzelpreis 44,50 EUR, zuzüglich Porto- und Versandkosten Ab sofort beim Hanke Verlag und im DKB-Shop erhältlich! Gefallen macht schön. Dies zeigt bei den Positurkanarien am eindruckvollsten die Entwicklung des Yorkshire vom hageren Ringvogel zum modernen Yorkshire unserer Zeit. Ist eine veränderte Rasse oder gar eine Neuzüchtung attraktiv, so finden sich schnell Liebhaber, die sich mit ihr beschäftigen und die Rasse verbreitet sich und wird weiterentwickelt. Weniger attraktive Rassen werden sich nicht verbreiten und bleiben bestenfalls eine regionale Liebhaberei oder verschwinden genauso schnell wieder, wie sie entstanden sind. Ein Beispiel hierfür ist der Colonia. Nach dem Tod von Manfred Mörsch in 2010 sind die Bemühungen um diese Neuzüchtung hier bei uns in Deutschland fast vollständig zum Erliegen gekommen. Es bleibt abzuwarten, ob wir über Italien zu einem späteren Zeitpunkt, dann unter dem Namen Salentino, hiervon erneut hören werden. Zumindest aber sollte man in der Zukunft Neuerungen gegenüber aufgeschlossener sein und man muss den Bemühungen engagierter Züchter wenigstens eine Chance geben. Es ist eine Frage von Toleranz, sich neuen Dingen zu öffnen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Es wäre mehr als schade, wenn Entwicklungen, die hier bei uns in Deutschland kaputt gemacht werden, später über das Ausland unter anderem Namen dann doch ihren Weg zu uns finden. Der Harlekin (ähnlich dem Deutschen Rotschecken) und der Llarguet Español (Bayernpfeil Parallelentwicklung in Spanien) sind lebende Beispiele hierfür. Info: Heinrich Gerkens, Avenwedder Str. 75, Gütersloh, Telefon: 05241/73386, heinrich.gerkens@web.de DKB-Mitteilungen An alle DKB-Sach- und Fachkunde- Schulungsleiter der Landesverbände Im Zuge der Umgestaltung und Neuorganisation im Bereich der Sach- und Fachkunde macht sich auch eine Aktualisierung des DKB-Schulungsleiternachweises notwendig, da ein Teil der vorhandenen Daten sich nicht mehr auf dem aktuellsten Stand befinden. Meldungen bei Umzug, Wechsel der adresse, telefonischen Erreichbarkeit und das Ausscheiden als DKB-Schulungsleiter wurden oft nicht vorgenommen. Somit ist es uns in einigen Fällen nicht möglich, die aktuellsten Informationen an alle Schulungsleiter weiterzugeben. Aus den vorgenannten Gründen werden alle Schulungsleiter ersucht, ihre aktuellen Daten an den DKB-Referenten für Sach- und Fachkunde, Zuchtfreund Eugen Franke, per oder brieflich bis zum zu übermitteln. Auch wenn keine Veränderungen vorliegen sollten, bitten wir um eine kurze Mitteilung, dass die vorliegenden Daten aktuell sind. Es sind zu überprüfen: Name, Vorname, DKB-Mitgliedsnummer, Anschrift, Telefonnummer, adresse und die Angabe, ob die Tätigkeit als Schulungsleiter weiter ausgeübt wird. Kontaktadresse: Eugen Franke, Bahnhofstraße 51, Aschersleben, finken.franke@t-online.d 212