Naturwissenschaftliche Gotteserkenntnis. In Zusammenhang der Theologie Thomas von Aquins. Inauguraldissertation

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1 Naturwissenschaftliche Gotteserkenntnis In Zusammenhang der Theologie Thomas von Aquins Inauguraldissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Lim, Chang Sei aus Seoul, Südkorea 4

2 Referent: Prof. Dr. Traugott Jähnichen Korreferent: Prof. Dr. Christian Link Tag der mündlichen Prüfung : 12. Juli, 2011 Dekanin : Prof. Dr. Isolde Karle 5

3 Naturwissenschaftliche Gotteserkenntnis In Zusammenhang der Theologie Thomas von Aquins Inauguraldissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum 6

4 Inhaltsverzeichnis Einleitung Kapitel 1 Hintergründe 1.1. Theologische Hintergründe Wesen der Theologie Natürliche Theologie Naturwissenschaftliche Hintergründe Wesen der Naturwissenschaft Quantentheorie Chaostheorie Thomas von Aquin Die Theologische Metaphysik Thom Kritischer Realismus und Thomas von Aquin John Polkinghorne und Thomas von Aquin Kapitel 2 Theologische Methode 2.1. Konsonanz Definition der Konsonanz Grund der Konsonanz Vermittler der Konsonanz Hindernisse der Konsonanz

5 Gegenseitige Beiträge durch Konsonanz Theologie und Philosophie des Thomas von Aquin Zusammenfassung Kritischer Realismus Realismus Kritisch Der kritische Realismus Bernard Lonergans Thomas von Aquin: Gemäßigter Realismus Zusammenfassung Bottom - Up Was ist Bottom-up Thinking Bottom-Up als Mittel der theologischen Kritik Empirische Erkenntnis :Thomas von Aquin Zusammenfassung Analogie Analogie in der Theologie Thomas Analogie in der Theologie Polkinghornes Zusammenfassung Kapitel 3 Gründe der Theismus 3.1. Theologie der Natur Theologische Metaphysik: Polkinghorne Natürliche Theologie: Thomas von Aquin

6 Zusammenfassung Vernunft und Glauben Vernunft und Glauben: Polkinghorne Vernunft und Glauben: Thomas von Aquin Zusammenfassung Verständlichkeit der Welt Verständlichkeit der Welt und Mensch: Polkinghorne Verständlichkeit der Welt und Mensch: Thomas von Aquin Zusammenfassung Anthropisches Prinzip Verschiedenen Anthropischen Prinzipien Anthropisches Prinzip Polkinghornes Anthropisches Prinzip und Thomas von Aquin Zusammenfassung Kapitel 4 Handeln Gottes 4.1. Eine Naturwissenschaftliche Ontologie Ontologie der Quantentheorie Ontologie der Chaostheorie Quanten-Chaoslogie Stoff und Form, Potenz und Akt Zusammenfassung Aktive Information

7 Aktive Information und Gottes Handeln: Polkinghorne Erster Weg für Gottesbeweis: Thomas von Aquin Zusammenfassung Notwendigkeit und Zufall Gotteshandeln, Notwendigkeit und Zufall: Polkinghorne Gottesbeweis, Notwendigkeit und Zufall: Thomas von Aquin Zusammenfassung Kapitel 5 Abschluss 5.1. Kritische Argumente Philosophische Kritik an der Natürlichen Theologie: Immanuel Kant Theologische Kritik an der Natürlichen Theologie: Karl Barth Kritische Argumente und Polkinghorne Grenze und Perspektiven Grenze Perspektiven Theologie und Naturwissenschaft in Korea Kreationismus in Korea Zur Ü berwindung der Probleme Literaturliste

8 Einleitung Begegnungen der Gotteserkenntnis In den letzten 200 Jahren haben sich die koreanischen evangelischen und katholischen Kirchen sehr schnell entwickelt. Einige koreanische Theologen haben die Gründe der Entwicklung analysiert. Nach Prof. Dong Sik Rhyu 1, ein berühmter Theologe in Korea, liegt einer der Gründe darin, dass es viele Ä hnlichkeiten zwischen der christlichen und der traditionellen koreanischen Gotteserkenntnis gibt. Im koreanischen Gründungsmythos des Landes kann man eine Geschichte von drei Göttern lesen. 2 Weil man seit langer Zeit die Vorstellung der drei Götter in Korea hat, konnte das koreanische Volk (Min-Jung) nach Prof. Rhyu die christliche Trinität einfacher und schneller akzeptieren als andere Länder. Deshalb hat sich der christliche Glaube schnell in Korea ausgebreitet. Er vermutet also, dass die Ä hnlichkeit der Gotteserkenntnis zwischen dem Christentum und dem koreanischen Mythos zur schnellen Entwicklung der evangelischen und katholischen Gemeinden in Korea beigetragen hat. Die Situation ist der im alten Christentum ähnlich. Wenn frühchristliche Kirchenväter und Gläubige in den Römergebieten missionierten, konnten sie nach W. Pannenberg das Evangelium deswegen sehr erfolgreich verbreiten, weil der Monotheismus des Christentums und die altgriechische philosophische Gotteserkenntnis zueinander passten. In der Gottesverkündung der apostolischen Missionsbotschaften bedeutet die Rede von Gott, dass vom schöpferischen Ursprung aller Wirklichkeit geredet wird. Aber die altgriechischen Religionen in der frühen Römerzeit hatten eine anthropomorphische und polytheistische Gotteserkenntnis. Viele Götter zu haben, bedeutet, dass es verschiedene Ursprünge der Welt gibt. Weder das Christentum noch die Philosophie konnten diesem Verständnis vom Ursprung der Welt ihre Zustimmung geben. Einerseits kritisierte das alte Christentum daher diesen polytheistischen Volksglauben in den altgriechischen Religionen. Andererseits sahen die Philosophen seit den 1 Professor Dong Sik Rhyu war ein Professor an der methodistischen Universität in Korea. Er hat über die Auseinandersetzung des Evangeliums und der koreanischen traditionellen Kultur geforscht. 2 Im Koreanischen Mythos gibt es drei Götter. Hwan-In ist das Absolute im Himmel. Sein Sohn (Hwan-Woong) kommt auf die Erde aus dem Himmel und heiratet eine Frau, die sich aus einem Bären verwandelt. Und ihr Sohn gründete Korea. 11

9 Vorsokratikern ihre Aufgabe darin, die Wirklichkeit im Ganzen, nämlich als Einheit des Kosmos zu denken. Das war das Korrelat der philosophischen Gottesfrage. Der wahre Ursprung des Kosmos kann nur ein einziger sein. Nur ein Gott konnte die Einheit des Kosmos schaffen. Daher fragten die Philosophen im Gegensatz zu den Religionen, welche eine polytheistische Gottesvorstellung hatten, nach der wahren Gestalt, die dem göttlichen Ursprung der Welt zugeschrieben werden müsse. Die Kritik des Christentums und der Philosophie an dem altgriechischen Polytheismus trug zur Begegnung beider Formen von Gotteserkenntnis bei. Dadurch konnten die Kirchenväter die philosophische Gotteserkenntnis und ihr Weltbild akzeptieren, um eine christliche Theologie und Dogmatik aufzustellen. Das führte natürlich dazu, dass sich das Christentum in den römischen Ländern relativ schnell und effektiv ausbreitete. 3 Konflikt zwischen christlichem und naturwissenschaftlichem Weltbild Heutzutage haben die meisten Menschen ein naturwissenschaftliches Weltbild. In den Lehrbüchern der Grundschule und des Gymnasiums wird der Beginn des Universums natürlich nicht als Schöpfung, sondern als Urknall dargestellt, und der Ursprung des Lebens nicht als Gotteswerk, sondern als Evolution. Damit verbunden ist allerdings auch der Umstand, dass im 20. Jahrhundert viele Menschen unkritisch daran glauben, dass die Naturwissenschaft allein die objektive Wahrheit darstellt. Das heutige Bewusstsein des Menschen wird durch die Naturwissenschaft geprägt. Aus diesem Grund meinen viele Gläubige in unserem naturwissenschaftlichen Zeitalter, dass die naturwissenschaftliche Weltanschauung ein Hindernis für die christliche Mission darstellt. Wird dieser unnötige Konflikt zwischen der naturwissenschaftlichen Weltanschauung und einem Glauben an die Schöpfung nicht relativiert, wäre die christliche Mission in Zukunft mit noch größeren Schwierigkeiten konfrontiert, als man momentan voraussehen kann. In diesem Zusammenhang kann man die Frage stellen, warum zwischen Christentum und Naturwissenschaft überhaupt ein Konflikt besteht. Christian Link hat aus kontinentaler 3 Vgl. Wolfhart Pannenberg, Theologie und Philosophie, Ihr Verhältnis im Lichte ihrer gemeinsamen Geschichte. Göttingen 1996, S

10 Perspektive 4 die zwei folgenden Punkte als Grundkonflikte zwischen Theologie und Naturwissenschaft (Schöpfung und Natur) bezeichnet. 5 1) Das Problem der Säkularisierung: als Säkularisierung wird normalerweise der geschichtliche Vorgang der Loslösung der modernen Welt aus religiösen und kirchlichen Bindungen bezeichnet. Friedrich Gogarten hat davon gesprochen, dass die Zeit der Mündigkeit des Menschen gekommen ist. In der Zeit der Mündigkeit gibt der Mensch durch seine kulturellen und technischen Errungenschaften der Erde ihre neue zweite Gestalt, und er handelt dadurch als der mündige und eben damit auch Gott gegenüber selbständige Sachwalter Gottes. Gogarten begründet die Entlassung der Welt in die Säkularität mit der Unterscheidung zwischen der göttlichen Wirklichkeit des Heils und den Werken des Gesetzes, das heißt, mit der Trennung von Glauben und Werk. Die Unterscheidung von Glauben und Werk spiegelt sich in der Trennung von Natur und Geschichte wieder. Dies führt dazu, dass die Naturwissenschaft von der Theologie getrennt wird. 2) Der Rückzug der Theologie aus der Natur: Die Naturwissenschaft der Neuzeit ist frei von der vorgegebenen theologischen Kosmologie. Sie kommt ohne die Annahme eines Gottes aus. Seit Galilei und Kant hat der moderne Begriff des Wissens und der Wissenschaft sich in einer bewussten Absage an das theologische Wissen der biblischen Tradition gebildet. In dieser Situation hat die Theologie ihre Schöpfungslehre immer mehr aus der Kosmologie zurückgenommen. Während die Schöpfung als ein Mythos aus alter Zeit dargestellt wird, wird die Natur zur Domäne der exakten Wissenschaft erklärt. Die Theologie behielt sozusagen eine Schöpfung ohne Natur zurück. Auch dies verursachte die Trennung zwischen Theologie und Naturwissenschaft. Ian G. Barbour analysiert aus angelsächsischer Perspektive die Konflikte zwischen Theologie und Naturwissenschaft. 6 Er behauptet, dass der Grund des Konflikts auf beiden Seiten liegt, auf der Seite der Naturwissenschaft und der der Theologie (des Christentums). 4 Christian Link unterscheidet zwei Perspektiven des Dialogs zwischen Theologie und Naturwissenschaft, eine kontinentale und eine angelsächsische. Dazu: Christian Link, Schöpfung, Schöpfungstheologie angesichts der Herausforderungen des 20. Jahrhunderts, Band 2, Gütersloh 1991, S Christian Link hat den Grundkonflikt zwischen Schöpfung und Natur (oder Geschichte) dargestellt, und er hat den Begriff der Säkularisierung Friedrich Gogartens akzeptiert. Vgl. Christian Link, Schöpfung, a. a. O., S

11 Auf naturwissenschaftlicher Seite liegt er in der Aufnahme des Empirismus eines David Hume und des evolutionären Naturalismus und der damit verbunden Methoden: 1) Die naturwissenschaftliche Methode bietet den einzigen verlässlichen Weg zu Erkenntnissen. Die Naturwissenschaft nimmt ihren Ausgang von wiederholbaren, allgemein zugänglichen Daten. Man formuliert Theorien, die sich daraus ergebenden Folgerungen werden experimentell überprüft. Daher ist religiöser Glaube aus dieser Sicht indiskutabel, weil man ihn nicht überprüfen kann und weder experimentell verifizieren noch evaluieren kann. 2) Materie (wahlweise auch Materie und Energie) ist die grundlegende Realität im Universum. Der Materialismus behauptet, dass jedes geistige Phänomen mit denselben physikalischen Gesetzen und Baustoffen erklärt werden kann, wie z. B. die Radioaktivität, die Photosynthese, die Reproduktion, die Ernährung und das Wachstum. Deshalb wird die Vorstellung des religiösen Bewusstseins als illusionär dargestellt und der mentale Vorgang als physikalischer gedeutet. Auf christlicher Seite haben die meisten Vertreter von Theologie und Kirche gegen diese Auffassung der Naturwissenschaft gekämpft. Ein extremer Vertreter dieser Gegenrichtung ist der Biblizismus. Diese Richtung versteht die Evolutionstheorie und das Materielle als Angriff auf die Bibel. Aus ihrer Sicht muss die biblische Wahrheit unbedingt verteidigt werden und die Evolution völlig abgelehnt werden, obwohl die meisten traditionellen Theologen sie schließlich doch akzeptiert haben. Neue Orientierungen. Trotz dieses Konflikts zwischen Theologie und Naturwissenschaft konnten Ansätze zur Neuorientierung auf einer praktischen und theoretischen Ebene gefunden werden. 1) Auf praktischer Ebene: Als man mit der ökologischen Krise und der Zerstörung der Natur konfrontiert wurde, musste man umdenken. Es wurden viele theologische Fragen neu gestellt: wie muss der christliche Schöpfungsglaube verstanden und neu formuliert werden? Wie kann man nach Frieden mit der Natur suchen? Kirche und Theologie mussten auf diese Fragen antworten, der Druck der 6 Vgl. Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, Historische und Zeitgenössische Aspekte, Göttingen 2003, S Ü bersetzt aus dem Amerikanischen von Sabine Floer und Susanne Starke-Perschke. 14

12 Krise erzwang und erzwingt ein Umdenken, das an die Fundamente der bisher gültigen dogmatischen Orientierungen rührt. W. Pannenberg hat diese neue Orientierung so beschrieben: Das Bekenntnis zu dem Gott der christlichen Botschaft als dem Schöpfer von Himmel und Erde bleibt leer, bleibt ein bloßes Lippenbekenntnis, solange nicht mit guten Gründen behauptet werden kann, dass die Natur, mit der sich der Naturwissenschaftler befasst, etwas mit diesem Gott zu tun habe. 7 Diese neue Orientierung wurde auf praktischer Ebene durch die ökumenische Bewegung verdeutlicht. Vor allem auf der Vollversammlung von New Delhi 1961 diskutierte man über die wichtige These, dass das große Drama, das sich zwischen Gott und Menschen in der Geschichte abspielt, zugleich auch das Drama der Natur ist. In der Vollversammlung des Ö kumenischen Rates in Nairobi (1975) wurde das Verhältnis von Mensch und Natur interpretiert und der Begriff einer lebensfähigen Weltgesellschaft geprägt. Dazu muss man voraussetzen, dass die Geschöpfe durch eine innere Beziehung mit dem Schöpfer verbunden sind, denn Gott ist nicht nur vor aller Schöpfung, sondern er ist auch mit aller Schöpfung. 8 2) Auf theoretischer Ebene: Die neue Orientierung des Verhältnisses zwischen Naturwissenschaft und Theologie ist durch die sogenannte Kopenhagener Deutung erleichtert worden. 9 Diese Deutung hat die neuzeitliche Trennung von Subjekt und Objekt und das Fundament des deterministischen Naturbildes der Jahrhundertwende, das von Descartes und Newton begründet worden war, in Frage gestellt. Diese Infragestellung führte zu dem Umbruch der Physik, der Theorie der offenen Systeme und einem gewandelten Verständnis der Zeit. Diese Veränderungen haben entscheidend dazu beigetragen, das atheistische Weltbild der Wissenschaft, das von K. Barth und Bonhoeffer noch vorausgesetzt wird, zu erschüttern Christian. Link, Schöpfung, a. a. O., S Vgl. Christian. Link, Schöpfung, a. a. O., S Die Kopenhagener Deutung ist eine Interpretation der Quantenmechanik. Um 1927 haben sie Niels Bohr und Werner Heisenberg durch ihre Zusammenarbeit in Kopenhagen formuliert, und sie basiert auf der Wahrscheinlichkeitsinterpretation der Wellenfunktion, die von Max Born vorgeschlagen wurde. Gemäß der Interpretation ist der Wahrscheinlichkeitscharakter quantentheoretischer Vorhersagen nicht Ausdruck der Unvollkommenheit der Theorie, sondern des prinzipiell nichtdeterministischen Charakters von Naturvorgängen. 10 Vgl. Christian Link, Schöpfung, a. a. O., S

13 Trotz der angesichts dieser neuen Orientierung veränderten Atmosphäre war die Situation des Dialogs zwischen Theologie und Naturwissenschaft jeweils im kontinentalen und angelsächsischen Bereich verschieden. Im kontinentalen Bereich haben Theologen und Naturwissenschaftler betont, dass die beiden Seiten voneinander unabhängig sein müssen. Auf der naturwissenschaftlichen Seite sind viele Theorien durch den radikalen Determinismus Ernst Haeckels geprägt. Er glaubte an das allmächtige und unabänderliche Kausalgesetz. Auf der theologischen Seite hat die Theologie Karl Barths 11, in der aller natürlichen Gotteserkenntnis radikal abgesagt worden ist, auf die verschiedenen Theologien Einfluss ausgeübt, obwohl einige Theologen in Deutschland, Karl Heim, W. Pannenberg usw., den Dialog der beiden Seiten gesucht haben. Im angelsächsischen Bereich gab es keinen radikalen Determinismus Haeckels, und die Theologie K. Barths beeinflusste andere Theologien weniger als im kontinentalen Bereich. Deshalb konnte hier das Verhältnis der Naturwissenschaft zur Theologie enger bestimmt werden. Die synthetische, ganzheitliche Zusammenschau von Gott und Natur bestimmt die Gesprächssituation. Aus diesem Grund können verschiedene Formen des Dialogs entwickelt werden; evolutionär A. Peacocke, prozesshaft I.G. Barbour, Ch. Birch, C.B. Cobb jr., D.R. Griffin, sakramental Paulos Gregorios oder pantheistisch A. Peacocke. 12 Viele Menschen interessieren sich in der letzten Zeit für die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft, welche von John Polkinghorne behauptet wird. Ein neuer Weg: John Polkinghorne In der Geschichte bedurfte das Christentum aus verschiedenen Gründen einer Apologetik. Die christliche Mission wurde mit verschiedenen Angriffen gegen die christliche Wahrheit konfrontiert, und die Apologeten mussten dabei mit den Angreifern diskutieren, um die christliche Wahrheit zu verteidigen. Viele wichtige Themen der christlichen systematischen Theologie und Dogmatik wurden auf diesem Wege formuliert. Dabei gingen 11 Nach Ian G. Barbour haben nicht nur die Theologie Barths, sondern auch der theistische Existentialismus Rudolf Bultmanns den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft im kontinentalen Bereich beeinträchtigt. Dazu. Vgl. Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glauben, a. a. O., S Vgl. Christian Link, Schöpfung, a. a. O., S

14 die Apologeten nach Paul Tillich in drei Schritten vor. 13 Als erstes suchten sie nach einer gemeinsamen Basis der beiden Seiten. Sowohl die von den Christen als auch die von den Heiden angenommene Wahrheit musste beschrieben werden, weil ohne diese gemeinsame Beziehung auf Gleiches kein Dialog möglich ist. Als zweites mussten die Apologeten auf die Schwächen innerhalb dieses heidnischen Denkens aufmerksam machen. Die negativen Seiten im Denken des Gegners wurden deutlich. Als drittes hatten sie zu zeigen, dass durch die christliche Wahrheit die Erwartung, die sich im Heidentum selbst findet, erfüllt werden kann. In diesem Zusammenhang erhebt sich die Frage, wer heute die christliche Wahrheit vor dem Angriff atheistischer Heiden, welche sich auf die Naturwissenschaft berufen, verteidigen kann. Ich glaube, dass John Polkinghorne versucht, diese apologetische Lücke für die christliche Wahrheit im naturwissenschaftlichen Zeitalter zu füllen. Als erstes versucht er, gemeinsame Methoden von Theologie und Naturwissenschaft, eine sogenannte methodische Verwandtschaft 14 zu finden. Als zweites bemüht er sich, die naturwissenschaftlichen Methoden richtig zu erklären und die Schwächen und Grenzen der Methoden zu verdeutlichen. Als drittes können laut J. Polkinghorne durch die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft Antworten auf die bisher unlösbaren Probleme der Naturwissenschaft gefunden werden und fruchtbare Ergebnisse der theologischen und naturwissenschaftlichen Forschungen erzielt werden. Aus diesen Gründen kann man ihn einen Apologeten im naturwissenschaftlichen Zeitalter nennen. John Polkinghorne ist sowohl ein anerkannter Naturwissenschaftler als auch ein solide ausgebildeter Theologe. 15 Es wird deutlich werden, dass seine theologischen Entwürfe drei Merkmale kennzeichnen 16 : 13 Vgl. Paul Tillich, Die Vorlesungen der Geschichte des christlichen Denkens, Teil 1, Urchristentum bis Nachreformation, Ergänzung- und Nachlassbände zu den Gesammelten Werken von Paul Tillich, Band 1, Stuttgart 1971, S Naturwissenschaft und Theologie sind zwei verschiedene Disziplinen, aber jede eine berechtigte Wissenschaft. Sie beide bauen auf gemeinsamer Erfahrung auf und entspringen einem gemeinsamen Streben nach Verständnis der Wirklichkeit. Deshalb kann man erwarten, dass ihre Methoden Gemeinsamkeiten aufweisen. Dazu vgl. John Polkinghorne, One World, The interaction of science and theology, Princeton New Jersey 1986, S John Polkinghorne absolvierte ein Studium der Physik in Cambridge. Nach einer Zeit arbeitete er als Lektor an der Universität of Edinburgh ( ) und als Professor für mathematische Physik am Trinity College in Cambridge ( ). Nachdem er beschlossen hatte, sich zum anglikanischen Priester ausbilden zu lassen, verließ er 1979 seine Professur für Physik wurde er ordiniert und arbeitete bis 1989 als 17

15 Naturwissenschaftliche Kompetenz: John Polkinghornes Werk und seine theologischen Entwürfe haben eine herausragende Position innerhalb des Themenfeldes Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft, weil er Physik studiert und zudem als Professor für mathematische Physik gearbeitet hat. Obwohl andere Theologen in diesem Feld versuchten, fruchtbare Erkenntnisse der Naturwissenschaft zu verarbeiten, ist es ihnen nicht immer gelungen, eine naturwissenschaftlich einwandfreie Position zu vertreten. Brückentheorie: Eine Auffälligkeit des Entwurfs Polkinghornes ist seine sogenannte Brückentheorie. Wie oben beschrieben worden ist, kann man einen kontinentalen und einen angelsächsischen Bereich in dem Feld des Dialogs zwischen Theologie und Naturwissenschaft unterscheiden. Polkinghorne denkt einerseits daran, durch die Vermittlung der Geschöpfe zur Gotteserkenntnis zu gelangen, anderseits betont er stärker die Bedeutung der Tradition des christlichen Glaubens und der biblischen Ü berlieferungen als andere moderne Theologen des angelsächsischen Diskurses. Daher glaubt er daran, dass sein theologischer Entwurf zwischen der angelsächsischen und der kontinentalen Theologie liegt. In diesem Zusammenhang stimmt Polkinghorne mit der Meinung Nancey Murphys überein: Nancey Murphy puts it well when she says, Thus it appears that the crucial step must be an approach to theology that does not distinguish between natural theology and theology of revelation, but one that draws upon religious tradition to provide a measured concept of God.` She is commending this as a strategy for an effective apologetic, but I think it is equally necessary for effective systematic theology. 17 Ein solcher Zugang zur Theologie, bei dem die Natürliche Theologie und die Theologie der Offenbarung nicht unterschieden werden, trägt laut Polkinghorne zum Aufbau nicht nur einer effektiven Apologetik, sondern auch einer effektiven systematischen Theologie bei. Begründung auf natürlicher Theologie (Theologie Thomas von Aquins): Polkinghorne hat seinen Glauben an Gott deutlich bezeichnet. Der Inhalt des Glaubens an Gott ist für ihn, dass Gemeindepfarrer. Danach kehrte er nach Cambridge zurück, und war bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Präsident des Queens College. 16 Astrid Dinter hat als zwei Auffälligkeiten der Theologie Polkinghornes seine naturwissenschaftliche Kompetenz und seine Brückentheorie gekennzeichnet. Vgl. Astrid Dinter, Vom Glauben eines Physikers: John Polkinghornes Beitrag zum Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft, Mainz 1999, S John Polkinghorne, The Faith of a Physicist, Reflections of a Bottom-Up Thinker, New Jersey 1994, S

16 hinter der Geschichte des Universums ein bestimmter Plan und eine bestimmte Absicht stehen, und dass der eine, dessen verborgene Gegenwart sich darin ausdrückt, unserer Anbetung würdig und der Grund unserer Hoffnung ist. An zwei Orten, die unübersehbar sind, kann man auf Gottes Gegenwart verweisen: im Kosmos und am Menschen. Einer ist der weite Kosmos selbst mit seiner 15 Milliarden Jahre umfassenden Entwicklungsgeschichte seit dem Urknall. Der andere ist das denkende Krustenphänomen auf dem kleinen Planeten Erde, welches die Menschheit darstellt. 18 Um auf diesen Glauben und Gottes Gegenwart hinzuweisen, hat Polkinghorne als Methode die Natürliche Theologie und ihre Gottesbeweise angewandt. So kann man erkennen, dass seine theologischen Ansätze auf eine Natürliche Theologie begründet sind, wenn er seine wichtigen theologischen Themen formuliert. Obwohl Immanuel Kant und Hume die Natürliche Theologie und ihre Gottesbeweise kritisiert haben und die meisten Theologen des 20. Jahrhunderts der natürlichen Theologie kritisch gegenüber standen, urteilt Polkinghorne, dass sich eine Wiederkehr der natürlichen Theologie und der Gottesbeweise gegenwärtig ereignen kann. Deshalb benutzt Polkinghorne meiner Meinung nach in seiner Theologie die verschiedenen theologischen Themen Thomas, um sie dann mit seiner naturwissenschaftlichen Methode zu interpretieren. In diesem Zusammenhang besteht die Hauptaufgabe dieser Dissertation darin, dass das theologische Verhältnis von Polkinghorne und Thomas verdeutlicht wird. Es soll damit eine Antwort auf folgende Fragen gefunden werden: wie Polkinghorne die verschiedene Ansätze für seine Theologie in der theologischen Metaphysik von Thomas findet und wie er sie auf seine theologischen Themen anwenden kann. Aufbau der Arbeit Im ersten Kapitel wird es zunächst um Hintergründe der Theologie Polkinghornes gehen. Vor allem werde ich die theologischen und naturwissenschaftlichen Hintergründe darstellen. Einerseits gründen die theologischen Argumente auf einer natürlichen Theologie. Vor allem behauptet Polkinghorne eine Wiederkehr der natürlichen Theologie und unterstreicht die 18 John Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, Die Theologie eines Physikers, Aus dem Englischen von Gregor Etzelmüller, Gütersloh 2000, S

17 Vorteile ihrer Wiederkehr. Andererseits sind die Quanten- und Chaostheorie eine wichtige Basis für seine Theologie. Im ersten Kapitel werden sie daher kurz dargestellt. Im zweiten Kapitel werden die theologischen Methoden erklärt. Wie bereits von anderer Seite dargelegt, widersprach die Philosophie Aristoteles zunächst Theologie und Kirche, als sie von islamischen Philosophen in der Lateinischen Welt vorgestellt wurde. Deshalb war es alles andere als selbstverständlich, dass Thomas die Metaphysik und viele Themen der Philosophie Aristoteles akzeptierte. Er musste verschiedene Methoden benutzen, um Theologie und Philosophie aneinander anzunähern, wenn nicht gar zu assimilieren. Ä hnlich schwer ist es für Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft miteinander zu verbinden. Aber vermutlich konnte er, so die These dieser Arbeit, ein gutes Vorbild in der Theologie von Thomas finden. Diese These kann dadurch bekräftigt werden, dass die Methoden der Theologie Polkinghornes und die Methoden Thomas sich meines Erachtens sehr ähnlich sind. Polkinghorne / Thomas Konsonanz zwischen Naturwissenschaft und Theologie / Assimilation zwischen Theologie und Philosophie 19 Kritischer Realismus / Gemäßigter Realismus Bottom-Up-Denken / Empirische Erkenntnis Transzendentale und Horizontale Analogie / Transzendentale und Horizontale Analogie Eine Analyse seiner Gründe für einen Theismus ist Zielperspektive im dritten Kapitel. Polkinghorne hofft, dass seine Theologie im Zeitalter der Naturwissenschaften die Leerstelle der Apologetik füllen kann. Dies soll dazu führen, dass bereits in der oft atheistisch verstandenen Naturwissenschaft Hinweise für die mögliche Begründung eines Theismus gefunden werden können und die Existenz Gottes im naturwissenschaftlichen Rahmen wieder denkbar wird. Polkinghorne betont, dass durch ein bestimmtes Verständnis der Welt und das Anthropische Prinzip die Existenz Gottes auch einem Naturwissenschaftler plausibel werden kann. Ansätze dieser Thesen können in Thomas Theologie gefunden werden. 19 Natürlich lehnt Polkinghorne ein Assimilationsmodell wie er Barbours Integrationsansatz klassifiziert explizit ab (vgl. J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaften, Gütersloh 2001, S ff). Dennoch ist eine gewisse Nähe dieses Modells zu seinem eigenen Konsonanzansatz festzuhalten, weswegen er überhaupt so ist zu vermuten sich von dem von ihm Assimilationsmodell getauften Integrationsmodell so scharf abgrenzen muss. 20

18 Wie die zwei grundsätzlichen Prinzipien einer theologischen Metaphysik und einer Harmonie zwischen Vernunft und Glaube von Thomas zur Begründung des Theismus angewandt wurden, so behauptet Polkinghorne zwei ähnliche Prinzipien. Polkinghorne / Thomas Theologie der Natur (Metaphysik) / Natürliche Theologie (Metaphysik) Harmonie zwischen Vernunft und Glaube / Harmonie zwischen Vernunft und Glaube Verständnis der Welt (Intellekt) / Verständnis des Universums (Intellekt) Anthropisches Prinzip / Wurzel des Anthropischen Prinzips Im vierten Kapitel werde ich mich damit auseinandersetzen, wie Gott in der Welt handelt. Tomas behauptet, dass durch fünf Wege die Existenz Gottes bezeichnet werden kann. Mit anderen Worten kann man nach Thomas durch fünf Wege erkennen, wie Gott in der Welt handelt, obwohl diese Erkenntnis natürlich mangelhaft ist. Insbesondere muss man die ontologischen Argumente der Metaphysik Aristoteles und der Quanten- und Chaoswelt verstehen. Polkinghorne / Thomas Verständnis des Sein der Quanten-und Chaoswelt / Verständnis des Sein der Metaphysik Aristoteles Aktive Information / Erster Weg und Aktive Potenz Harmonie zwischen Notwendigkeit und Zufall / Dritter Weg 21

19 Kapitel 1. Hintergründe der Theologie Polkinghornes. Wenn junge Männer und Frauen Physik zu studieren beginnen, haben sie laut Polkinghorne folgenden Wunsch: what attracts young men and women to the study of the physical world, and holds them to it despite the weariness and frustration inherent in research, is the marvelous way in which that world is open to our understanding. 20 Polkinghorne begann vielleicht auch mit diesem Wunsch, die Physik zu studieren und arbeitete lange Zeit als Physiker. Aber im Alter von 50 Jahren verließ er seinen Lehrstuhl an der Universität und stieg aus der aktiven Forschung aus. Er begründet das so: All mathematically based disciplines call for a certain flexibility of mind, which most of us lose as we get into middle age. 21 Danach begann er, Theologie zu studieren und wurde zum Priester der anglikanischen Kirche geweiht. Auf diesen Karrieren konnte seine Theologie aufgebaut werden. Deshalb hat sie beide Disziplinen als Hintergrund, Theologie und Naturwissenschaft Theologische Hintergründe Wesen der Theologie Das Verstehen eines Theologen vom Wesen der Theologie beruht auf seinem theologischen Grundriss. Das bedeutet, dass ein Theologe sein theologisches System danach aufstellt, wie er das Wesen der Theologie versteht. Daher können wir das große Bild der Theologie Polkinghornes verstehen, wenn wir sein Verstehen von dem Wesen der Theologie auffassen. Er hat von seinem theologischen Grundriss wie folgt gesprochen: The view of the theological enterprise which I would wish to defend is summed up in a splendid phrase of St. Anselm: fides quaerens intellectum, faith seeking understanding. Thus conceived, 20 J. Polkinghorne, science and creation, the search for understanding, Boston 1989, S. ⅹⅰ. 21 J. Polkinghorne, Beyond Science, the wider human context, Cambridge 1996, S

20 theology is reflection upon religious experience, the attempt to bring our rational and ordering faculties to bear upon a particular part of our interaction with the way things are. 22 Durch die berühmte Phrase Anselms möchte er ein großes Bild seines theologischen Projekts aussprechen: auf einer Seite versucht er, religiöse Erfahrungen und Glauben (fide) in seiner Theologie zu reflektieren, auf der anderen Seite versucht er, die rationale Fähigkeit (intellectum), die mit den anderen Wissenschaften diskutieren kann, einzubringen. Die christliche Theologie kann nach Oswald Bayer in zwei große Tendenzen unterschieden werden: die monastische und die scholastische Theologie. 23 Die Geschichte der Theologie liegt im Verhältnis und der Spannung beider Tendenzen: Glauben und Wissen, Frömmigkeit (pietas) und Bildung (eruditio), Affekt und Intellekt, Herz und Kopf. Durch die Phrase Anselms, die er als sein theologisches Unternehmen darstellt, ist seine Bemühung, die beiden Tendenzen zusammenzutragen, ausgesprochen. Obwohl er die große Richtung seines theologischen Werks nach der monastischen Theologie ansteuert, wünscht er, nicht die Wichtigkeit des Glaubens und der gläubigen Erfahrungen zu übersehen. Monastische Tendenz (fidei) a) Erfahrungen als Grundlage der Theologie Gott ist ein unendliches Wesen. Deshalb kann die Vernunft endlicher Menschen nicht genau die göttliche Natur auffassen. Daher ereignen Offenbarungen Gottes sich als Geschenk der göttlichen Gnade. Wie kann man die Offenbarung erkennen? Es gibt vielmehr bestimmte Ereignisse und Personen, denen und durch die Offenbarungen bezeichnet werden und für welche die göttliche Gegenwart besonders transparent ist. 24 Vergleicht man naturwissenschaftliche Entdeckungen und religiöse Ereignisse und Erfahrungen durch die Offenbarung, wird die Bedeutung der Offenbarung nach Polkinghorne durch Ereignisse und Erfahrungen verdeutlicht, d. h. wie die universale Gravitation von Isaac Newton entdeckt wurde, war die Offenbarung Gottes, die sich durch bestimmte Ereignisse und Personen in der Tradition zeigt. Gravity is always there, but its character is only made transparent in very 22 J. Polkinghorne, One World, The interaction of Science and Theology, a. a. O., S Vgl. Oswald Bayer, Theologie, Handbuch systematischer Theologie, Band 1, Gütersloh 1994, S Vgl. J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, Eine Einführung. Aus dem Englischen übersetzt von Gregor Etzelmüller. Gütersloh 2001, S

21 particular circumstances. Perhaps this observation offers us some understanding of why there are particular moments in history, or particular people, or particular incidents in the lives of individuals, which have a character in terms of their openness to the experience and knowledge of God that causes them to be spoken of as occasions of revelation. 25 Vor allem entstanden die personalen Erfahrungen nicht nur in der Tradition, sondern auch ereignen sie sich heutzutage oft in christlichen Bereichen und in anderen Religionen. 26 Diese Erfahrungen hat Rudolf Otto als Numinoses dargestellt und Schleiermacher als das Gefühl der Abhängigkeit von dem Absoluten. Wie sie die Erfahrungen als die Gegenstände der theologischen Aufgaben gedacht haben, stellt Polkinghorne darüber fest, dass the task of theology to help us to assess the true nature (of religious experiences) and what they tell us about the world in which we live 27. Und one of the major tasks of theology is to assess the extent to which the apparently conflicting claims of the world s religions can be understood as due to different culturally conditioned responses to the same reality, or the extent to which their seemingly cancelling character indicates their reference is to fantasy rather than fact. 28 In diesem Zusammenhang ist eine Frage zu stellen: Was ist der Maßstab, anhand dessen man darüber urteilen kann, ob die Erfahrungen theologische und vernünftig richtige Gründe haben oder nicht. In anglikanischer Tradition gibt es drei Maßstäbe (three-fold basis) dafür: Bibel, Tradition und Vernunft. 29 Erstens muss man die besondere Autorität der Bibel aufnehmen, wenn man auch nicht daran denkt, dass die Bibel eine absolute Autorität hat, unter die sich vernünftige Analysen unterwerfen müssen. Durch die Personen und Phänomene in der Bibel kann man die Grundlagen des Verständnisses von Gott, von Welt und den religiösen Erfahrungen wahrnehmen. Zweitens ist eine weitere Grundlage für theologische Nachforschungen die Tradition. In der christlichen Theologie sind insbesondere gesammelte Zeugen und die Einsicht der Kirchen, der gläubigen Gemeinschaften, ein wichtiger Teil der Tradition. Weil die meisten religiösen Erfahrungen personell und individuell sind, müssen sie durch die Tradition und die Kirchen geprüft werden. Die dritte 25 J. Polkinghorne, Reason and Reality, The Relation between Theology and Science. London 1991, S Polkinghorne denkt daran, dass sich die Aufgabe der Theologie auf die Erfahrungen der anderen Religionen beziehen darf. Deshalb öffnet er selbst in seiner Theologie die Möglichkeit des religiösen Pluralismus. Dazu vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S. 29f. 27 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

22 Grundlage der theologischen Nachforschung ist Vernunft. Wir müssen dazu ermutigen, die religiösen Behauptungen und andere vernünftigen Behauptungen, z. B. Theologie und Naturwissenschaft, zu vergleichen und eine Konsonanz der beiden Seiten erreichen. Dadurch sind die religiösen Behauptungen in der Lage, auch vor der Vernunft Gültigkeit zu gewinnen. Durch die drei Grundlagen Bibel, Tradition und Vernunft wird laut Polkinghorne ein öffentlicher Bereich für theologische Behauptungen und religiöse Erfahrungen angeboten und die öffentliche Diskussion über die beschränkte Welt der religiösen Erfahrungen und der personellen Referenz hinaus erweitert. b) Gläubige Interpretation der Bibel Polkinghorne hat selbst seinen grundsätzlichen Standpunkt wie folgt beschrieben: I do say, however, that considerations of natural theology and the like do not afford the fundamental basis for my own religious belief. That lies in my encounter with God in Christ, mediated through the Church, the sacraments, and, of course, the reading of Scripture. The discussion of science-and-religion is a valuable but second-order task, in which one seeks a harmonious integration of one s basic experiences as a believer and as a scientist. 30 An dieser Aussage kann man erkennen, dass Polkinghorne deutlich monastische Tendenzen hat. Wenn man seine Ansicht der biblischen Hermeneutik berücksichtigt, wird die Tendenz noch deutlicher. 31 Polkinghorne denkt daran, dass das Neue Testament eines der großen Vehikel ist, die die Begegnung mit Jesus Christus herbeiführen. Für Christen wird das Gotteswort nicht nur mit Papier und Tinte, sondern in dem Leib und Blut Christi und im weitergehenden Leben des auferstehenden Herrn geschrieben. Und weil Offenbarung nicht die Ü berlieferung einiger Behauptungen ist, sondern die Begegnung mit heiligen Personen, ist die Bibel für uns nicht ein Lehrbuch einer Garantie der Erlösung, sondern ein wichtiges Hilfsmittel, mit dem man erkennen kann, wie Gott die Menschen behandelt und wie sich besonders die Selbst- Ä ußerung Gottes in Jesus Christus offenbart. Polkinghorne behauptet, dass die Bibel zwei deutliche Rollen hat. Erstens brauchen wir die Bibel zum Grund des Glaubens, dass Gott in Jesus war, und es ist wichtig, dass wir in der Bibel lernen können, was Jesus gelehrt hat. 30 J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S

23 Zweitens brauchen wir die Bibel nicht zur bloßen Lektüre, sondern als Vehikel der personellen Begegnung mit dem Herrn. In biblischer Hinsicht lehnt er die hermeneutischen Methoden der berühmten Theologen im 20. Jahrhundert ab: They would prefer its being regard as kerygmatic, the proclamation of a saving faith to be accepted as transcendentally given (Barth) or to be embraced existentially (Bultmann). Otherwise they fear that what should be timeless truth is hazarded upon the uncertain judgment of historian as to what actuality happened. 32 Wenn man die Bibel liest, ist unser Interesse abschließend nicht die Analysis der Bibel, d. h. der biblische Text wird nicht in Bruchstücke verschiedener Arten und Qualitäten geteilt sondern wir müssen auf die Totalität der biblischen Phrasen achten, die uns vorgesetzt werden. Dafür müssen wir uns beim Lesen der Bibel laut Polkinghorne ihrer Autorität unterwerfen. Scholastische Tendenz (intellectum) a) Verständnis der naturwissenschaftlichen Rationalität Wie vorher dargestellt, ist das theologische Grundprinzip Polkinghornes fides quaerens intellectum. Das bedeutet, dass die hauptsächliche Tendenz seiner Theologie sich an der scholastischen Richtung (intellectum) orientiert, weil seine Theologie sich nicht nur auf die Naturwissenschaft, sondern auch auf die Natürliche Theologie und Theologie des Thomas von Aquin gründet. Daher ist die Rationalität ein wichtiger Begriff in seiner Theologie. Er setzt sich mit ihm auseinander, um seine Meinung durchzusetzen, dass die Theologie auch eine rationale Wissenschaft ist. Allgemein sprechen viele Naturwissenschaftler aus, dass die Naturwissenschaft am vernünftigsten unter den verschiedenen Wissenschaften sei. Hier kann man danach fragen, was die naturwissenschaftliche Rationalität denn ist. John Wright behauptet, dass eine Theorie der Rationalität aus fünf Erfolgen der Naturwissenschaft erklärt werden muss: 32 J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S

24 Predictive success, Instrumental success, Epistemic success, Alethic success und Progressive success. 33 Sie sind die allgemeinen Bedeutungen der naturwissenschaftlichen Erfolge. Aber bei diesen Begriffen der naturwissenschaftlichen Rationalität wird laut Polkinghorne ein wichtiger Faktor, der sogenannte >intellectual bootstrap<, übersehen: A physicist (oder ein /eine Naturwissenschaftler/innen) would find his own natural phrase to describe the hermeneutic circle. He would call it >the intellectual bootstrap<, the necessary self-sustaining act by which a world of understanding is held in being, the recognition that any enquiry into our ultimate beliefs can be consistent only if it presupposes its own conclusion. It must be intentionally circular. 34 Das bedeutet, dass niemand unabhängig von personaler Kenntnis und Urteil ist, obwohl ein Naturwissenschaftler sich anstrengt, objektiv zu forschen und ein Ergebnis zu erzielen. In naturwissenschaftlicher Forschung, die allgemein als am objektivsten betrachtet wird, müssen sich auch personale Meinungen und Glauben mischen, um ein vom Forscher erwartetes Ergebnis zu erzielen. Im 20. Jahrhundert haben viele Naturwissenschaftler anerkannt, dass ein intellectual bootstrap, ein Blickpunkt, notwendig ist. Vor allem hat Michael Polanyi 35 die Bedeutung dieses Blickpunktes in seinem wichtigen Buch Personal Knowledge dargestellt. Nach der Veröffentlichung Heisenbergs und Bohrs von der Unschärferelation der Quantenwelt wird das Problem der Perspektive mehr als deutlich. Heisenberg und Bohr behaupteten, dass der Begriff bzw. die Definition der Unschärfe immer bezogen auf den 33 First, let us note that there are many respects in which science is, or might be claimed to be, successful. Some of these are: 1) predictive success : Science is successful in making observational predictions that turn out to be confirmed. 2) Instrumental success : Science is successful in enabling us to, for example, build bridges that do not fall down, rocket ships that fly to the moon. 3) Epistemic success : Science is successful in producing theories that are worthy of rational acceptance, or which are more worthy of rational acceptance than theories produced by other epistemic systems. 4) Alethic success : Science is successful in yielding theories that are true or in some sense close to the thruth. 5) Progressive success : Science makes progress; most currently accepted scientific theories are in some sense better than their predecessors. John Wright, Science and The Theory of Rationality, Aldershot 1991, S J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S Michael Polanyi bekam den Nobelpreis für Chemie im Jahr Und die Einrichtung eines eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhls für Sozialwissenschaften in Manchester stellte ihn 1948 von allen Lehrverpflichtungen frei und erlaubte ihm, sich auf die Vorlesung der Gifford Lectures an der Universität Aberdeen (1951/52) vorzubereiten, aus denen er in neunjähriger Arbeit sein philosophisches Hauptwerk Personal Knowledge (1958) entwickelte. Seine Theorie hatte viel Einfluss auf die Theorien und Werke Polkinghornes. 27

25 jeweils individuell betrachteten Messprozess ist. Außerdem: Conventional quantum theory describes a world intrinsically cloudy and fitful in its behavior. 36 Wenn die naturwissenschaftliche Rationalität den personalen Blick und den undurchsichtigen und unbeständigen Gegenstand der Beobachtung voraussetzt, gibt es nicht nur keinen großen Unterschied zwischen naturwissenschaftlicher und theologischer Rationalität, sondern man kann auch nicht mehr behaupten, dass die Theologie nicht rational ist. Weiterhin: In each case there is a reality (God, the subatomic world) whose nature we are seeking to explore, and each can be, and should be the search for increasing verisimilitude in our understanding of reality. 37 Schließlich verdeutlicht Polkinghorne, dass in der christlichen Tradition nach der Rationalität ständig gesucht wird, und er betont die Verwandtschaft zwischen Naturwissenschaft und Theologie, um die Rationalität der Theologie zu versichern. The necessary intention to understand experience is indeed present. Consideration of great figures of the past (Augustine, Aquinas, Calvin, Schleiermacher and many others) would, in different ways, serve to confirm that theology is not ungrounded speculation but the attempt to reflect upon encounter with divine. Science and theology, for all their contrasts of subjects matter and all their consequent differences of method, are indeed cousins under the skin. We shall seek to explore that affinity in the essays that follow. 38 b) Natürliche Theologie und Thomas von Aquin Wie im vorhergehenden Abschnitt gesagt, ist die theologische Rationalität von den verschiedenen Theologen in der christlichen Tradition ständig gesucht worden. Ein hervorragendes Beispiel ist die Natürliche Theologie, und ihr wichtigster Vertreter ist Thomas von Aquin. Die Natürliche Theologie (theologia naturalis oder philosophische bzw. rationale Theologie) ist als eine große theologische Strömung zu bezeichnen, die versucht, Gott aus natürlichen Quellen zu erkennen. In der Theologie spielen die menschliche Vernunft und Rationalität mit der Methode der Erkenntnis eine wichtigere Rolle als der Glauben, um 36 J. Polkinghorne, reason and reality, a. a. O., S. 9. Dazu werde ich später mehr beschreiben. 37 J. Polkinghorne, reason and reality, a. a. O., S J. Polkinghorne, reason and reality, a. a. O., S

26 allgemeine Offenbarungen Gottes wahrzunehmen. Die Theologie Polkinghornes gründet auf der natürlichen Theologie. Der bekannteste und vermutlich einflussreichste Theologe des Mittelalters ist Thomas von Aquin. Seine Bemühungen um eine Synthese von christlicher Theologie und Philosophie betrafen zunächst die wissenschaftstheoretische Bestimmung der beiden Disziplinen und ihrer Zuständigkeiten und dann die Ausgestaltung einer philosophischen Theologie etwa in der bekannten Formulierung der fünf Wege, die Existenz Gottes zu beweisen. Damit hat er wesentlich dazu beigetragen, die Natürliche Theologie im heutigen Sinne wiederzubeleben. Zum einen hat Polkinghorne die Wiederbelebung der natürlichen Theologie 39 behauptet, zum anderen wurde sein eigener Standpunkt deutlich, nämlich dass die Ansätze seiner theologischen Themen in der Theologie des Thomas von Aquin gefunden werden können. 40 Ich werde dies ausführlich in den nächsten Abschnitten erörtern Natürliche Theologie Ströme der natürlichen Theologie Wenn Gott die Welt geschaffen hat, so kann man damit rechnen, dass es einige Hinweise darauf in ihr gibt. Die Natürliche Theologie versucht, durch die Anwendung der menschlichen Vernunft und die Betrachtung der Welt etwas von den Spuren Gottes in der Welt zu finden. Diese Natürliche Theologie hat eine sehr lange Geschichte. Ein wunderschöner Baum, die Natürliche Theologie, ist aus zwei Wurzeln erwachsen: aus biblischen und jüdischen Traditionen und aus der alten griechischen Philosophie. Auf der einen Seite wird in der jüdischen Weisheitsliteratur im Alten Testament nach von Rad 41 als ein wichtiger Begriff für Gotteserkenntnis in der Natur die Weisheit 39 Vgl. J. Polkinghorne, The faith of Physicist, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Polkinghorne war einverstanden mit der theologischen Meinung von Rads von der Weisheit in der Weisheitsliteratur im Alten Testament. Dazu. J. Polkinghorne, Science and Creation. a. a. O., S

27 dargestellt, z. B. Prov. 8, 3. Er spricht davon, dass der Begriff der Weisheit parallel synonym neben dem der Vernunft steht. Diese Weisheit ist irgendwo in der Welt zu suchen; sie ist da, aber nicht zu fassen. Wäre sie nichts Innerweltliches, so wäre ja der Hinweis auf den die Erde durchwühlenden Menschen ohne Sinn. Andererseits ist sie und das ist freilich merkwürdigauch wieder etwas von den Schöpfungswerken Abgehobenes. Diese Weisheit, Vernunft muss also etwas wie den von Gott der Schöpfung eingesenkten Sinn, ihr göttliches Schöpfungsgeheimnis bedeuten, wobei nur zu bedenken ist, dass das Gedicht weniger an etwas Ideelles, sondern eher fast an etwas Dingliches gedacht hat. 42 Auf der anderen Seite liegt der historische Anfang der natürlichen Theologie in der griechischen Philosophie, und zwar bei Aristoteles (322 v. Chr.), der eine Theologische Philosophie entfaltet. Und der explizite Begriff Natürliche Theologie bzw. physische Theologie tritt mehrmals beim spätstoischen Philosophen Varro (27 v. Chr.) auf; bei ihm gibt es drei Arten der Theologie: eine mythische, die von den Göttern der Dichter, eine politische, die von den Staatskulten, und eine physische, die von der rationalen Gotteslehre der Philosophen handelt. 43 Diese zwei zugrunde liegenden Strömungen der natürlichen Theologie verbinden sich in der Theologie frühkirchlicher Apologeten, z. B. Justin (165) und Tertullian (225), und prägten auch die Theologie Augustins. Das Naturverständnis Augustins prägt seinerseits wiederum zum einen darin das frühe mittelalterliche Denken, dass die Natur als ens creatum auf allegorisch-symbolische Weise zum zweiten Offenbarungsbuch Gottes erhoben wird, zum anderen in der Fortschreibung seines Voluntarismus, der die Parallelität von Naturereignis und Heilsgeschichte verbürgt. 44 Und die Natürliche Theologie blühte glänzend im Mittelalter. Ihr berühmtester Vertreter war sicherlich Thomas von Aquin. Er hat von einer cognitio naturalis im Unterschied von der durch Gottes geschichtlichen Offenbarung vermittelten cognito supernaturalis gesprochen. Und obwohl es einige Kritik an der natürlichen Gotteserkenntnis gibt, hat Luther nach W. Pannenberg aus der Aussage des Apostels entnommen, dass alle in der Welt Kenntnis von 42 Gerhard von Rad, Weisheit in Israel, Neukirchen-Vluyn 1970, S Georg Kraus, Gotteserkenntnis ohne Offenbarung und Glaube?, Natürliche Theologie als ökumenisches Problem, Paderborn 1989, S Theologische Realenzyklopädie, Band XXIV, S

28 dem wahren Gott haben und eben darum unentschuldbar sind, wenn sie nicht ihm, sondern ihren Götzen dienen. Im Vergleich mit der Theologie Calvins zeigen sich hier Ä hnlichkeiten. Und unter dem Einfluss Melanchthons gelangte die spätere altprotestantische Theologie zu einer eher positiven Wertung der vorchristlichen und außerchristlichen Gotteserkenntnis. Außerdem hat dies nicht zur Bestreitung einer natürlichen Kenntnis von Gott, die der Christusoffenbarung vorangehen kann, vor Karl Barth geführt, obwohl Schleiermacher dies an der natürlichen Theologie kritisierte. Es ist sogar bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der evangelischen Theologie nicht bestritten worden, dass es sich hier um eine von der geschichtlichen Offenbarung Gottes in Jesus Christus unterschiedene Gotteserkenntnis handelt, auf die die christliche Botschaft sich bezieht. 45 Kritik an der Natürlichen Theologie Bis zum Beginn dieses Jahrhunderts hatte der große Strom der natürlichen Theologie starken Einfluss nicht nur auf die Theologie, sondern auch auf das philosophische Denken. Aber der Einfluss der natürlichen Theologie wurde nach Polkinghorne durch drei Kritiken gemindert: philosophisch, naturwissenschaftlich und theologisch. 46 Erstens haben Immanuel Kant und David Hume die ontologischen und kosmologischen Gottesbeweise in der natürlichen Theologie kräftig kritisiert. Im Zeitalter der Aufklärung beeinflussten ihre philosophischen Kritiken effektiv die allgemeinen Wissenschaften und das menschliche Denken, das von der Autorität der Kirchen und Theologie frei zu sein wünschte. Sie (Kant und Hume) betonen, dass die Welt zweideutig sei, wie Vollkommenes so auch Unvollkommenes enthalte. Zudem erschien ihnen dieser Gottesbeweis (das eine Uhr einen Uhrmacher voraussetze) als hoffnungslos anthropomorph. Er könnte höchstens die Existenz eines mächtigen, aber keinesfalls die eines notwendig unendlichen Konstrukteurs beweisen. Zudem sei nicht auszuschließen, dass es mehrere solcher Konstrukteure gegeben habe Vgl. Wolfhart Pannenberg, Systematische Theologie, Band 2. Göttingen 1991, S Vgl. J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

29 Zweitens sah sich die Natürliche Theologie mit einer großen Krise konfrontiert, als die Evolutionstheorie Darwins veröffentlicht wurde. Danach begannen viele Menschen, den Ursprung der Lebewesen nicht in der Schöpfung Gottes, sondern in natürlichen Quellen zu suchen. Drittens standen die meisten Theologen im 20. Jahrhundert unter dem theologischen Einfluss Barths und nach dem sogenannten Streit um die natürliche Theologie der natürlichen Theologie kritisch gegenüber, d. h. sie wurde aufgrund der Vorrangstellung der speziellen Offenbarung als eine überflüssige, gefährliche und illegitime Sichtweise betrachtet. Weil Polkinghorne ein theoretischer Physiker ist und relativ unabhängig vom Einfluss der Theologie Barths, denkt er meiner Meinung nach daran, dass die naturwissenschaftliche Kritik an der natürlichen Theologie, die Evolutionstheorie Darwins, von allen Kritiken am wichtigsten war. Doch nicht die philosophische Kritik, sondern eine naturwissenschaftliche Entdeckung versetzte dieser Form der Natürlichen Theologie den Todesstoß veröffentlichte Darwin sein Werk Von der Entstehung der Arten. Es war Darwin gelungen, die Entstehung einer feinabgestimmten Ausstattung der Welt auch ohne den Rekurs auf ein direktes Eingreifen eines göttlichen Konstrukteurs zu erklären. Man verstand, dass die Evolution, indem sie kleine Veränderungen durch natürliche Selektion über Generationen hinweg siebte, selbst in der Lage war, die Lebewesen an die Ü berlebenserfordernisse ihrer Umwelt anzupassen. 48 Wiederkehr zur natürlichen Theologie Trotz des Widerstands der meisten Theologen und Naturwissenschaftler im 20. Jahrhundert gegen die Natürliche Theologie, ereignet sich in der letzten Zeit eine Wiederkehr. Nicht durch die Hand der Theologie, sondern durch die Hand der Naturwissenschaftler passiert die Wiederkehr, so meint Polkinghorne ironisch. There has grown up a widespread feeling, especially among those who study fundamental physics, that there is more to the world than meets the eye. Science seems to throw up questions which point beyond itself and transcend its power to answer. They arise from recognizing the potentiality inherent in the structure of the world, its interlocking tightly-knit character, and, 48 Ebd. 32

30 indeed, its very intelligibility which makes it open to our inquiry. We are concerned not only with a revived natural theology but also with a revised natural theology. 49 Obwohl zur natürlichen Theologie zurückgekehrt wird, vertritt diese aber einige andere Ansichten als vorher. Die die Wiederkehr der natürlichen Theologie verursachenden Naturwissenschaftler, vor allem die Physiker, revidieren in zweierlei Hinsicht die Ansichten ihrer Vorgänger. 50 a) Die Natürliche Theologie ist bescheidener in ihren Schlussfolgerungen: Während die alte Natürliche Theologie die Tendenz hat, Gottes Existenz in einer logisch bezwingenden Weise zu belegen, will die neue Natürliche Theologie aufzeigen, dass der Theismus eine sinnvollere Deutung der Welt und unserer Erfahrungen bietet, als es der Atheismus tut. b) Sie beruft sich nicht auf einzelne Ereignisse oder Entitäten: Die neue Natürliche Theologie richtet sich auf den Grund aller naturwissenschaftlichen Erklärungen, jene Naturgesetze, deren Existenz die Naturwissenschaften behaupten und als unerklärte Voraussetzungen ihrer Erklärungen in Anspruch nehmen müssen. Die neue Natürliche Theologie fragt, ob wir nicht jenseits der schlichten Annahme der Gegebenheit dieser Gesetze in ihnen einen Sinn entdecken können. Diese Natürliche Theologie versteht sich in keinem Sinne als Alternative zur wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften. Sie beansprucht nicht, Antworten auf solche Fragen zu geben, die wesentlich naturwissenschaftliche Fragen sind. Vorteile der Wiederkehr Im diesem Zusammenhang kann man einige Fragen stellen: Welche Ergebnisse durch die Wiederkehr der natürlichen Theologie erwartet werden können, und was der Zweck dieser Wiederkehr ist. Durch sie sind für beide Seiten, Theologie und Naturwissenschaft, verschiedene positive Ergebnisse zu erwarten. Auf der naturwissenschaftlichen Seite könnte die Natürliche Theologie laut Polkinghorne als Ergänzung zu den Naturwissenschaften verstanden werden. In der Aufklärung des 18. Jahrhunderts haben sich die kalten mechanischen Ideen stärker entwickelt 49 J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, Naturwissenschaft und Theologie, a. a. O., S

31 als zuvor. Man dachte, dass die Ideen überzeugender wären als theologische und gläubige Ansichten. Der auffallende Erfolg der Idee Newtons in der Erklärung über das physikalische System, sowohl terrestrisch als auch himmlisch, ermutigt zum Eintreten in ein Paradigma, dass durch Kraft der Vernunft und Mathematik die physische Welt und das Universum exakt verstanden werden können. Die Denker der Aufklärung suchten durch die kalte, deutliche Vernunft, eine objektive Welt der festgesetzten Ordnung ganz zu begreifen. Ferner hatte der deistische Glauben 51 einen starken Einfluss auf die verschiedenen Theologen und Gläubige. In dieser Richtung des Denkens des Zeitalters war Gott als eine göttliche Maschine gedacht worden. Aber die naturwissenschaftliche Situation änderte sich nach der Kopenhagener Deutung und durch die Umweltkrise. Einerseits wurden die Naturwissenschaftler mit den erkenntnistheoretischen Grenzen konfrontiert, nachdem Heisenberg die Unschärferelation veröffentlichte, und auch mit ontologischen Zweifeln, nachdem die Quantentheorie und Chaostheorie publiziert worden waren. Andererseits hat man begonnen, die naturwissenschaftliche Ausrichtung insgesamt zu bezweifeln, nachdem man mit der Umweltkrise konfrontiert wurde. Deshalb denken viele Naturwissenschaftler/innen daran, dass verschiedene alternative Methoden und neue Richtungen für die Naturwissenschaft entdeckt werden müssen. Vor diesem Hintergrund äußerte Polkinghorne seinen Standpunkt, dass die Natürliche Theologie eine gute alternative Richtung ist: Sie (Natürliche Theologie) versteht sich als Ergänzung zu den Naturwissenschaften, indem sie über das selbstbegrenzte Gebiet jener Wissenschaften hinausgeht und Metafragen bedenkt, die naturwissenschaftlicher Forschung entspringen, aber die Grenzen des allein naturwissenschaftlich zu Verstehenden sprengen. 52 Auf theologischer Seite können verschiedene Vorteile aus der Wiederkehr der Natürlichen Theologie hervorgehen. Die Vorteile liegen Polkinghorne gemäß in folgendem: Erstens kann die Natürliche Theologie eine reichere Erkenntnis über Gott unterstützen als andere Theologien, in denen die Offenbarung durch Jesus und die menschliche 51 God had set the world a-spinning but cared little for it thereafter, it adopted a coolly rational tone, placing great reliance on natural theology s supposed demonstrations from the intricate design of the world. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

32 Geschichte betont werden. Natural theology, as an insightful discipline, seems to me not only to be possible but necessary. It is a rational response to the strange and beautiful world that science discloses, with its feel of more than meets the eye. It is also a healthy corrective to distorting tendencies in other branches of theological thought. While no theological statement would be satisfactory which did not take full account to the human condition, it is also necessary to recognize that there is more to God than his dealings with men. 53 Zweitens kann sie die Isolation der Theologie von den anderen Wissenschaften und von der Welt verhindern. Am einfachsten lassen sich durch die Theologie Barths und seine Neo- Orthodoxie Theologie und Kirche von der Welt und anderen Wissenschaften trennen. Daher wäre die Theologie in der Situation, in die Falle eines selbstgenügsamen Sprachspiels 54 zu geraten, von dem L. Wittgenstein sprach. Aber durch die Natürliche Theologie können Theologie und Kirche nicht mehr von der Welt isoliert werden. 55 Drittens öffnet die Natürliche Theologie die Möglichkeit für einen Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft. There must be a degree of consonance between the assertions of science and theology if the latter are to make sense and hence there is an urgent need for dialogue between the two disciplines. The arena for their interaction is natural theology. 56 Viertens kann die Natürliche Theologie effektiver zur Mission in der heutigen Welt beitragen. Similarly natural theology can provide valuable help in an inquiry about whether the process of the world is the carrier of significance and the expression of purpose. This role is of special relevance today when so many people find it difficult to see theism as a credible and coherent possibility. Natural theology may be for them a necessary starting-point J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Allgemein kann man unter Sprachspiel jede Form der sprachlichen Äußerung innerhalb eines praktischen Kontexts verstehen, also die unzähligen Arten des Zeichen-, Wort- und Satzgebrauchs. Wittgenstein betont dies mit der Aussage, dass das Sprechen der Sprache ein Teil ist einer Tätigkeit, oder einer Lebensform. 55 Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, Creation and Science, a. a. O., S J. Polkinghorne, Creation and Science, a. a. O., S

33 1.2. Naturwissenschaftliche Hintergründe Polkinghorne ist mathematischer Physiker. Deshalb spielen naturwissenschaftliche Elemente, vor allem physikalische Elemente, eine wichtige Rolle in seiner Theologie. Vor allem hat er sich bemüht, die Frage nach den Methoden und der Objektivität der Naturwissenschaft zu stellen und die Beziehung zwischen der naturwissenschaftlichen Forschung und den persönlichen Ansichten der Naturwissenschaftler zu klären. Er beabsichtigt, auf die Grenzen der Naturwissenschaft hinzuweisen und neue Richtungen anzusteuern. Dieser Versuch beruht auf der Quantentheorie und der Chaostheorie. Deshalb darf man sie nicht übergehen, um seine Theologie richtig zu verstehen. Er hat versucht, durch beide Theorien die Ontologie der Welt darzustellen und das Werk Gottes in den Dingen zu erklären Wesen der Naturwissenschaft Wenn man die Geschichte der Naturwissenschaften im 20. Jahrhundert betrachtet, lassen sich die klassische und die moderne Naturwissenschaft unterscheiden. 58 Dieses Phänomen muss umso mehr beachtet werden, als dieser Wandel von der klassischen zu der modernen Geschichtsschreibung eine Verzögerung von ca. 60 Jahren hat, d. h. erst in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts einsetzte, vor allem nach dem Auftritt der zwei naturwissenschaftlichen Philosophen, Karl Popper und Thomas Kuhn 59. Im 20. Jahrhundert sind die wesentlichen Begriffe der Naturwissenschaft grundsätzlich und radikal verändert worden. Es kann sicherlich auch schon für die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Ideen in diesem Jahrhundert mit guten Gründen behauptet werden, dass hier so viele Revisionen von Grundbegriffen vorgenommen wurden, wie zu keiner anderen Zeit der 58 Vgl., Klassische und moderne Naturwissenschaft. In: Wissenschaftstheorie, Band 1, Probleme und Position der Wissenschaftstheorie, hg. von Heinrich Rombach, München-Wien, 1974, S Ich glaube, dass es zwei grundsätzliche Wenden der Naturwissenschaft gibt: Die Physische und die Philosophische Wende. Einerseits wurden nach Niels Bohr und Werner Heisenberg in den 20er Jahren die verschiedenen physischen Begriffe rapid verändert, andererseits wurden nach Karl Popper und Thomas Kuhn in den 60er Jahren grundsätzlich die Grundbegriffe und methodischen Ideen der Naturwissenschaft umgewandelt. 36

34 Wissenschaftsgeschichte. Während man die klassische Naturwissenschaft als >galileisch< definieren kann, ist die moderne als >antigalileisch< zu definieren. Man kann das Weltbild der klassischen Naturwissenschaft wie folgt darstellen: Das klassische Weltbild ging von der Vielheit objektiver Realitäten, nämlich der Existenz subjektsunabhängiger Gegebenheiten aus: Körper, Kräfte, Raum und Zeit. Erklärung der Phänomene hieß dann ihre Ableitbarkeit aus notwendig geltenden, alle Einzelzüge der Phänomene eindeutig beschreibenden >mechanischen< Bewegungsgesetzen, die mittels stetiger mathematischer Funktionen jeweilige >absolute<, d. h. eindeutig im absoluten Raum und absoluter Zeit lokalisierbare Zustände und ihre kontinuierliche Ä nderung darstellen. Dieses Paradigma ist das des >Laplaceschen Geistes< 60, der, umfassend genug, aus der Kenntnis aller Kräfte der Natur in einem Augenblick, sowie aller gegenseitigen Lagen aller ihrer Körper, in derselben Formel die Bewegung der größten Himmelsköper wie der kleinsten Atome durch mathematische Berechnung darstellen könnte, so dass Zukunft wie Vergangenheit seinem Auge offen lägen. 61 In der klassischen Naturwissenschaft hatte man die Beziehung zwischen Theorie und Experiment als mechanisch verstanden. Das wissenschaftliche Projekt wurde normalerweise als ein genauer und objektiver Prozess bezeichnet, seine Methode als todsicher präsentiert und als seine Leistung die unerbittliche Herstellung der Wahrheit angesehen. Experimentelle Prüfung prüft nach oder falsifiziert die Vorschläge, die durch die Theorie angeboten werden 62. Die moderne Naturwissenschaft J. Polkinghorne hat sich gegen diese klassische Naturwissenschaft positioniert und versucht, die Naturwissenschaft auf einer neuen Ebene zu verstehen. Er steht in der Mitte des Stroms der naturwissenschaftlichen Neuorientierung. Vor allem, wenn man die Theorien 60 Pierre-Simon, Marquis de Laplace ( ) war ein französischer Mathematiker und Astronom, dessen Arbeit zur Entwicklung der mathematischen Astronomie und Statistik zentral war. Er fasste zusammen und erweiterte die Arbeit seiner Vorgänger in seinem fünf Volumen umfassenden Mécanique Céleste (Himmlische Mechanik) ( ). Weil diese Arbeit das geometrische Studium der klassischen Mechanik zu einem auf Rechnung basierten hin veränderte, wurde ein weites Feld von Problemen eröffnet. In der Statistik wurde hauptsächlich von Laplace die sogenannte Bayesian Interpretation der Wahrscheinlichkeit entwickelt. 61 Klassische und moderne Naturwissenschaft. In: Wissenschaftstheorie, a.a.o., S Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

35 der zu diesem Strom gehörenden drei Wissenschaftler kennt Michael Polanyi, Thomas Kuhn und Karl Popper kann man seine Auffassung des naturwissenschaftlichen Wesens genauer verstehen, weil er ihre Theorien von Naturwissenschaft entweder akzeptiert oder sich gegen sie gestellt hat. Sein Verständnis von Naturwissenschaft ist von ihren Theorien nicht abhängig, obwohl er zum Teil mit ihnen übereinstimmt. Auf der einen Seite hat Polkinghorne die Theorien teilweise akzeptiert, auf der anderen Seite hat er sich teilweise gegen sie gestellt. Er hat auch seine eigene Auffassung über das Wesen der Naturwissenschaft entwickelt. Deshalb muss man die Auffassungen der drei Wissenschaftler, Michael Polanyi, Thomas Kuhn und Karl Popper, kennen, um seine Theorie zu verstehen. 1) Michael Polanyi: Polanyi ist sowohl Chemiker als auch Philosoph. Nach seiner Promotion in Physikalischer Chemie in Budapest (1917) hatte er eine Lehrtätigkeit in Karlsruhe folgte Polanyi einem Ruf auf den Lehrstuhl für physikalische Chemie in Manchester, den er bis 1948 innehalte. Er hat durch sein Werk vor allem die Bedeutung persönlicher Urteilskraft für den Aufbau naturwissenschaftlicher Theorien eingeschärft. Polanyi nennt diese Befähigung zur Urteilskraft skill. Er behauptet, dass der wahre Charakter wissenschaftlicher Erkenntnis nicht objektiv, sondern persönlich ist individuell entwickelt in einer Gemeinschaft und mit universellem Anspruch. Das Prädikat >individuell< soll dabei die subjekt-gesteuerte Art von Erkenntnis verdeutlichen, jedoch nicht einem willkürlichen Subjektivismus Tür und Tor öffnen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft bildet nach Polanyi eine competent authority, aber die supreme authority ist der physikalische Realitätshintergrund selbst 63. 2) Thomas Kuhn: Das akademische Leben von Thomas Kuhn fing in der Physik an. Und er studierte dann Wissenschaftsgeschichte. Eine besonders wichtige These von Kuhn in Die Struktur von Wissenschaftlichen Revolutionen konzentriert sich auf einen spezifischen Bestandteil der disziplinarischen Matrix. Das ist der Konsens für vorbildliche Beispiele der wissenschaftlichen Forschung. Kuhn gebraucht den Begriff >Paradigma<, um diesen Konsens zu erklären. Kuhn hat >Paradigma< wie folgt definiert: Der Versuch, die Ursachen jener Differenz zu enthüllen, 63 Vgl. Astrid Dinter, Vom Glauben eines Physikers, o. o. A., S. 43. Dazu Michael Polanyi, Personal Knowledge. Towards a post-critical Philosophy, Chicago

36 führte mich dazu, die Rolle dessen in der wissenschaftlichen Forschung zu erkennen, was ich seitdem >Paradigmata< nenne. Darunter verstehe ich allgemein anerkannte wissenschaftliche Leistungen, die für eine gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern. 64 Der Anspruch, dass der Konsens einer disziplinarischen Matrix in erster Linie eine Abmachung von Paradigmen ist, ist gerechtfertigt, um die Natur der normalen Wissenschaft und den Prozess der Krise, Revolution und Erneuerung der normalen Wissenschaft zu erklären. Es erklärt auch die Geburt einer reifen Wissenschaft. Kuhn beschreibt eine unreife Wissenschaft dadurch, dass der Konsens fehlt. Konkurrierende Schulen des Gedankens besitzen sich unterscheidende Verfahren und Theorien, sogar verschiedene metaphysische Voraussetzungen. Folglich gibt es wenig Gelegenheit für den gemeinsamen Fortschritt. Sogar lokalisierte Fortschritte durch eine besondere Schule werden erschwert, da viel intellektuelle Energie ins Argumentieren über die Grundlagen mit anderen Schulen gestellt wird, anstatt eine Forschungstradition zu entwickeln. Jedoch ist Fortschritt nicht unmöglich. Eine Schule kann einen Durchbruch machen, bei dem die geteilten Probleme der konkurrierenden Schulen auf eine besonders eindrucksvolle Art und Weise behoben werden. Dieser Erfolg zieht Anhänger von den anderen Schulen ab. Ein neuer Konsens wird um die neuen Rätsel- Lösungen gebildet. 65 3) Karl Popper: Karl Popper wird allgemein als einer der größten Philosophen der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts betrachtet. Das Hauptproblem in der Philosophie der Wissenschaft ist gemäß Popper das Problem der Abgrenzung, d. h. das Unterscheiden zwischen der Wissenschaft und dem, was er 'Nichtwissenschaft' nennt. Er führt konkrete Beispiele an: Logik, Metaphysik, Psychoanalyse und die individuelle Psychologie von Adler, usw. Popper ist unter zeitgenössischen Philosophen ungewöhnlich, weil er die Gültigkeit der Kritik Humes an der Induktion akzeptiert und Argumente dafür vorbringt, dass Induktion nie wirklich vom Wissenschaftler verwendet wird. Jedoch gesteht er nicht zu, dass das die Skepsis zur Folge hat, die mit Hume verbunden wird, sondern behauptet, dass das Baconsche/Newtonsche Beharren auf dem Primat 'der reinen' Beobachtung als der 64 Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Ü bers. von Kurt Simmon. Frankfurt am Main 1969, S Dazu Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, a. a. O., S

37 anfängliche Schritt in der Bildung von Theorien völlig fehlgeleitet ist: die ganze Beobachtung ist selektiv, und es gibt keine reinen Beobachtungen oder Beobachtungen ohne Theorien. Auf diese Weise destabilisiert er die traditionelle Ansicht, dass Wissenschaft von Nichtwissenschaft auf der Grundlage ihrer induktiven Methodik zu unterscheiden sei. Im Gegensatz dazu meint Popper, dass es keine einzigartige der Wissenschaft spezifische Methodik gibt. Die Wissenschaft, wie eigentlich jede andere menschliche und organische Tätigkeit, besteht nach Popper größtenteils aus Problemlösen. Popper lehnt die Induktion ab und weist die Ansicht zurück, dass sie die charakteristische Methode der wissenschaftlichen Untersuchung und Schlussfolgerung sei. Er setzt Falsifizierbarkeit anstelle der Induktion. Es ist laut Popper leicht, Beweise für jede Theorie zu erhalten, und er meint folglich, dass solche >Bestätigung<, wie er es nennt, wissenschaftlich rechnen sollte, wenn sie nur das positive Ergebnis einer >echt unsicheren< Vorhersage ist, die denkbar falsch gewesen sein könnte. Für Popper ist eine Theorie nur dann wissenschaftlich, wenn sie durch ein denkbares Ereignis widerlegbar ist. Jeder echte Test einer wissenschaftlichen Theorie ist dann logisch ein Versuch, sie zu widerlegen oder zu falsifizieren, und ein echtes Gegenbeispiel falsifiziert die ganze Theorie. In einem kritischen Sinn beruht diese Theorie der Abgrenzung Poppers auf seiner Wahrnehmung der logischen Asymmetrie, die zwischen Ü berprüfung und Falsifizierung besteht: es ist logisch unmöglich, einen universalen Vorschlag bezüglich der Erfahrung abschließend nachzuprüfen (wie Hume klar sah), aber ein einzelnes Gegenbeispiel falsifiziert abschließend das entsprechende universale Gesetz. Kurzum widerlegt eine Ausnahme, weit davon entfernt, eine Regel >zu beweisen<, das ganze Gesetz. 66 In dem Zusammenhang dieser naturwissenschaftlichen Theorie hat Polkinghorne sein Verständnis des naturwissenschaftlichen Wesens dargestellt. Er hat einigen Positionen zwar zugestimmt, aber einigen Positionen auch widersprochen. Vor allem wenn er seinen grundsätzlichen Standpunkt erklärt, stellt er in der Ü bereinstimmung mit der Position Poppers seinen grundsätzlichen Standpunkt des Wesens der Naturwissenschaft dar. It contrasts with many other forms of knowledge where debates continue without prospect of universal settlement. Karl Popper said: But science is one of 66 Vgl. Stanford Encyclopedia of Philosophy, Popper. 40

38 the very few human activities perhaps the only one in which errors are systematically criticized and fairly often, in time, corrected. in other fields there is change but rarely progress. This apparent scientific progress is pretty clearly connected with the exploitation of the experimental method. 67 In dieser Hinsicht hat Polkinghorne in seinem wichtigen Buch Theologie und Naturwissenschaft sein Verständnis für das Wesen der Naturwissenschaft selbst deutlich zusammengefasst. Man muss gemäß Polkinghorne folgende fünf Beobachtungen in Rechnung stellen 68, um das Wesen der Naturwissenschaft zu erkennen: 1) Zwischen Theorie und Experiment kann nicht klar unterschieden werden: Dieses Argument beruht auf der Theorie Polanyis. Wie er behauptet, dass der wahre Charakter wissenschaftlicher Erkenntnis nicht objektiv, sondern >persönlich< ist, so betrachten Naturwissenschaftler die Welt also nicht mit einem unvoreingenommenen Blick, sondern beobachten sie von einem gewählten Standort aus, weil alle naturwissenschaftlich interessanten Fakten stets interpretierte Fakten sind; z. B. korrespondieren in einem modernen Experiment, welches das Verhalten subatomarer Partikel untersucht, die reinen Daten den Lichtblitzen oder den Entladungsfunken im Inneren von raffiniert ausgetüftelten Bestandteilen hochentwickelter Detektoren. 69 D. h. ohne eine persönliche interpretative Hilfe würde naturwissenschaftliche Forschung unmöglich: In order scientifically to interrogate the world we have to do so from a point of view. It is precisely this need for a theoretical expectation which distinguishes science from its precursor, natural history, which is simply content to take in the flux of apparent experience as it happens. In a famous phrase Russell Hanson referred to this theory-laden character of our observation as the spectacles behind the eyes. Our scientific seeing is always seeing as. 70 2) Der experimentelle Blick ist getrübt durch die Komplexität dessen, was geschieht: dieses Argument beruht meiner Meinung nach auf den aktuellen Erfahrungen Polkinghornes als ein Physiker. In der Geschichte der Naturwissenschaft kann man die Entdeckungen oder die Erfindungen durch Zufälle finden, die nicht erwartet wurden, weil 67 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Dazu J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

39 viele Phänomene (Reibung, Temperaturschwankungen, zugleich ablaufende Prozesse...) die Interaktionen, die man studieren will, beeinflussen können und so den Wert der gewonnenen Resultate mindern. Unter Naturwissenschaftlern ist dieses Problem mit dem Begriff der Hintergrundeffekte umschrieben. Keine naturwissenschaftlichen Experimente sind von diesen Hintergrundeffekten frei. Naturwissenschaftler versuchen, auf ihre Erfahrung dahingehend zurückzugreifen, was alles falsch laufen kann. 3) Naturwissenschaftliche Theorien geben vor, Behauptungen aufzustellen, die zu jeder Zeit und überall gültig sind: Obwohl solche Behauptungen einen universalen Anspruch haben, können sie nur auf der Grundlage begrenzter Experimente begründet werden. Naturwissenschaftler wünschen, ein Experiment möglichst umfassend zu gestalten, aber es wird nie alle Möglichkeiten abdecken. Wegen der Grenzen des Experiments und seiner Mittel, können niemals alle Möglichkeiten induktiv geprüft werden, und es bleiben immer einige unausgefüllte Löcher. Dieses Argument beruht meiner Meinung nach auf der Theorie Poppers. Wie vorher dargestellt, bringt Popper ein Argument dafür vor, dass Induktion nie wirklich vom Wissenschaftler verwendet wird. Der Hinweis auf die Begrenztheit von Experimenten bedeutet, dass die Frage nach den induktiven Methoden gestellt wird. In diesem Zusammenhang zitiert Polkinghorne die Reden Poppers wie folgt, wenn er über das Wesen der Naturwissenschaft diskutiert: In Popper s view, therefore, we abandon all hope of verification. The best that can be done is to settle for falsifiability. Whilst any number of successes will never count in a theory s favour, one failure will prove fatal Only the falsity of the theory can be inferred from empirical evidence, and this inference is a purely deductive one. 71 4) In den Naturwissenschaften ereignen sich tatsächlich von Zeit zu Zeit radikale Revisionen: Im 20. Jahrhundert wurde die klassische Physik durch zwei physikalische Theorien, die Quanten- und die Relativitätstheorie, revidiert. Als man unsere alltägliche Welt hinter sich ließ, um sich atomaren und subatomaren Phänomenen zuzuwenden, löste sich die klare und kausal erklärbare Welt der Newtonschen Physik in das undurchsichtige und unverständige Verhalten auf, welches für die Quantentheorie charakteristisch ist. D. h. im 20. Jahrhundert ereignet sich die Wendung von der klassischen 71 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

40 Physik zur modernen Physik. Dieses Phänomen wurde von Thomas Kuhn als Paradigmenwechsel definiert. Auf der einen Seite hat Polkinghorne die Theorie von Kuhn aufgenommen, auf der anderen Seite hat er aber einige Fragen an die Position Kuhns gestellt. Die Naturwissenschaften müssen gemäß Polkinghorne immer dafür offen bleiben, dass Teile ihrer Weltdeutung radikal revidiert werden müssen. Trotzdem kann man nicht sagen, dass Einstein Newtons Ideen einfach verwarf. Einstein modifizierte vielmehr die Newtonsche Physik. Deshalb wünscht Polkinghorne die naturwissenschaftliche Revision nicht als Paradigmenwechsel, sondern in Analogie zu einer Landkarte darzustellen. Wir können heute Newtons klassische Mechanik als Grenzfall der relativistischen Mechanik verstehen: Sie ist noch immer angemessen für Bereiche, in denen die Geschwindigkeiten verglichen mit der Lichtgeschwindigkeit relativ gering sind. An diesem Beispiel wird deutlich: man kann naturwissenschaftliche Theorien als Versuch bezeichnen, Landkarten der physikalischen Welt zu zeichnen. Keine Landkarte wird jemals alles zeigen, was über dieses Gebiet gezeigt werden kann. Eine Veränderung des Maßstabes mag neue und unerwartete Merkmale des Geländes offenbaren. Doch die Landkarten überschneiden sich, und wir können verstehen, wie sie sich zueinander verhalten. 72 5) Naturwissenschaft vollzieht sich innerhalb der Gemeinschaft der Naturwissenschaftler: dieses Argument basiert auch auf der Theorie Kuhns. Unter Paradigma versteht Kuhn allgemein anerkannte wissenschaftliche Leistungen, die für eine gewisse Zeit einer Gemeinschaft von Fachleuten maßgebende Probleme und Lösungen liefern. Aber Polkinghorne widerspricht der Meinung Kuhns. Obwohl die naturwissenschaftliche Geschichte illustriert, wie soziale Faktoren das Tempo wissenschaftlicher Entdeckungen beeinflussen können, lässt sie nach ihm nicht vermuten, dass die schließlich erreichte Erkenntnis selbst sozial modelliert ist. Die meisten Naturwissenschaftler leugnen einen so großen Einfluss sozialer Kräfte in ihren Disziplinen. Die physikalische Welt erscheint ihnen nicht so plastisch, als dass sie sich in Vorstellungen pressen ließe, die den intellektuellen Vorlieben von Naturwissenschaftlern entsprechen. Im Gegenteil widersteht die Natur oftmals unseren vorgängigen Erwartungen, und die 72 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

41 tatsächliche Entdeckung ist oftmals, wenn sie sich einstellt, wirklich überraschend. Denn sie liegt häufig jenseits dessen, was wir vorher erwartet haben. Die Entdeckung der Quantentheorie ist ein selbstredendes Beispiel für diesen Sachverhalt. 73 Verisimilitude Wenn man von Polkinghornes Auffassung vom naturwissenschaftlichen Wesen spricht, darf man meiner Meinung nach den Begriff >Verisimilitude< nicht übergehen. Der Begriff ist gewissermaßen ein Nachzügler der philosophischen Szene, weil es bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts keinen Begriff gibt. Karl Popper war der erste Philosoph, der das logische Problem von >Verisimilitude< (Wahrheitsähnlichkeit) ernsthaft diskutiert hat. Das ist nicht überraschend, weil Popper auch der erste prominente Realist war, der einen radikalen >fallibilism< in der Wissenschaft annimmt. Wenn alles, was wir mit Zuversicht sagen können, Missed again! und A miss is as good as a mile!, und die Geschichte der Nachforschung eine Folge solcher Verfehlungen ist, dann folgt daraus ein epistemischer Pessimismus. Popper begriff schließlich, dass dieser naive >falsificationism< aber mit einem Optimismus vereinbar ist, der voraussetzt, dass wir einen annehmbaren Begriff der Verisimilitude haben. Wenn einige falsche Hypothesen der Wahrheit näher sind als andere, dann kann sich die Geschichte der Untersuchung als ein ständiger Fortschritt zum Ziel der Wahrheit erweisen. 74 Von der Theorie Poppers (und dessen Rezeption durch W.H. Newton-Smith 75 ) hat Polkinghorne meiner Meinung nach den Begriff Verisimilitude übernommen, obwohl er davon nicht spricht. Ich vermute, dass er Informationen über Verisimilitude in der naturwissenschaftlichen Forschung sammeln konnte, weil er als ein Physiker wirklich im Bereich der Quanten- und Chaostheorie studierte. Man kann dies durch seine eigene Aussage bestätigen: Newtonian mechanics is satisfactory for largish objects moving at ten miles an hour, unsatisfactory for the same objects moving at a hundred thousand miles a second. Scientific theories are corrigible, but the result is a tightening grasp of a never completely 73 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. Karl R. Popper, Logik der Forschung, Die Einheit der Gesellschaftswissenschaften Bd. 4, hg. von Erik Boettcher, Tübingen: Mohr 1994, S W.H. Newton-Smith, The Rationality of Science, Boston, London & Henley: Routledge & Kegan Paul

42 comprehended reality. 76 Deshalb ist, wenn er über das Wesen der Naturwissenschaft spricht, die These der Verisimilitude nicht zu übersehen. In fact we shall have to be content with the more modest aim of verisimilitude. Our understanding of the physical world will never be total but it can become progressively more accurate. 77 Und wenn er seine naturwissenschaftliche Position erklärt, wird Verisimilitude als erster Faktor dargestellt. If realism is to prove defensible it has to be a critical, rather than a naive, realism. First it has to recognize that at any particular moment verisimilitude is all that can be claimed as science s regime, a map good enough for some, but not for all, purposes. 78 Bei der Erklärung der Konsonanzen zwischen Theologie und Naturwissenschaft, das wichtigste Thema in der Theologie Polkinghornes, spielt der Begriff Verisimilitude eine besonders wichtige Rolle. Der Begriff bietet uns einen ontologischen Grund an, um einen Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft zu führen. Ich werde darauf zurückkommen Quantentheorie Klassische Physik Seit langer Zeit hat das naturwissenschaftliche Weltbild die anderen wissenschaftlichen Bereiche und die Zeitgenossen stark beeinflusst. Bis zum Mittelalter prägten die Metaphysik und Naturphilosophie (insbesondere die Philosophie Platons und Aristoteles ), die in ihrer Zeit eine ähnliche Rolle wie die Naturwissenschaft spielte, am stärksten die Wissenschaften und das Denken. Nachdem Galileo und Newton die klassische Physik aufgestellt hatten, verringerte sich der Einfluss der Metaphysik und Naturphilosophie rapide, und die klassische Physik hatte rund 300 Jahre lang einen beherrschenden Einfluss auf 76 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 78 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

43 das menschliche Denken. Niels Bohr hat die Eigenschaften der klassischen Physik wie folgt zusammengefasst: 79 Das Prinzip der Zeit und des Raums: physische Gegenstände (Systeme) bestehen getrennt in Zeit und Raum auf solche Art und Weise, dass sie lokalisierbar und zählbar sind, und physische Prozesse sich in Zeit und Raum ereignen. Das Prinzip der Kausalität: jedes Ereignis hat eine Ursache. Das Prinzip der Bestimmung: jeder spätere Zustand eines Systems ist durch jeden früheren Zustand eindeutig bestimmt. Das Prinzip der Kontinuität: alle Prozesse, die einen Unterschied zwischen dem anfänglichen und dem endlichen Zustand ausweisen, müssen jeden dazwischenliegenden Zustand durchlaufen. Das Prinzip der Energieerhaltung: die Energie eines geschlossenen Systems kann in verschiedene Formen transformiert werden, aber sie wird nie gewonnen, verloren oder zerstört. Neue Physik : Quantenmechanik Durch diese Eigenschaften der klassischen Naturwissenschaft wurden das menschliche Denken und andere Wissenschaften lange Zeit geprägt. Doch diese Situation hat sich grundsätzlich verändert, als zwei Theorien, die spezielle Relativitätstheorie Einsteins und die Quantentheorie, entdeckt wurden. Polkinghorne denkt dabei, dass die Quantentheorie revolutionärer ist als die spezielle Relativitätstheorie. The Physic of twentieth century is divided from all that which came before by two great discoveries which have transformed our view of the natural world. One is Einstein s theory of special relativity; the other is quantum mechanics. There is no doubt in my mind that quantum mechanics is much the more revolutionary of the two. 80 Polkinghorne hat die Geschichte der Quantentheorie kurz, aber effektiv, in seinem Buch Theologie und Naturwissenschaft wie folgt zusammengefasst: 79 Vgl. Stanford Encyclopedia of Philosophy, Interpretation of Quantum Mechanics. 80 J. Polkinghorne, The Quantum World, New York 1984, S. Iⅹ. 46

44 Der erste Hinweis auf die Möglichkeit einer Quantentheorie stellt sich im Jahr 1900 ein, als Max Planck erkannte, dass ein verwirrendes Paradox im Verhalten elektromagnetischer Energie auf eine empirisch erfolgreiche Weise erklärt werden kann, wenn man annimmt, dass Strahlung in Paketen abgestrahlt oder absorbiert wird, die er als Quanten bezeichnete zeigte Albert Einstein, dass die Weise, wie ein Lichtstrahl Elektronen aus Metall freisetzt (der photoelektrische Effekt), nahe legt, dass diese Quanten nach einer Emission erhalten bleiben (sie verhalten sich eher wie Kugeln aus einer Pistole als wie Tropfen von einem Dach, welche sich zu einer Pfütze vermengen). Die größte Revolution in der Physik seit Newton hatte abhängige Formulierungen einer reifen Quantentheorie, die Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger 1925 vorlegten. Im Folgenden wurde die Bedeutung ihrer Entdeckungen von Max Born und Paul Dirac weiter entfaltet, wobei Niels Bohr die ganze Zeit als philosophische Vaterfigur dieser neuen Gemeinschaft von Physikern fungierte. Als sich der Nebel auflöste, waren zwei Dinge klar. Auf einer formalen Ebene war die Differenz zwischen der klassischen Physik (Newton) und der Quantenphysik (Heisenberg und Schrödinger) zwar einfach zu lösen. Doch blieb auf einer tieferen Ebene die Interpretation der neuen Theorie bis auf den heutigen Tag unscharf. 81 Allgemeiner Ü berblick über die Quantenmechanik Weil die meisten Menschen nicht Physik studieren, können sie die Quantenmechanik nicht hinreichend verstehen. Polkinghorne hat jedoch nicht nur auf allgemein verständliche Weise die Quantenmechanik erklärt, damit auch Laien diese Theorie leicht auffassen könnten, sondern auch seiner eigenen Ansicht nach interpretiert, um die Möglichkeit des Dialogs zwischen Theologie und Physik zu öffnen. Seine Interpretation der Quantenwelt bildet den ontologischen Grund seiner Theologie. Deshalb müssen wir seiner Theorie und Interpretation der Quantenwelt folgen, um seine Theologie richtig zu verstehen. Und man muss insbesondere zwei Theorien, die Unschärferelation Heisenbergs und die Theorie 81 J. Polkinghorne. Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

45 Schrödingers ( Schrödingers Katze ) begreifen, um die Quantenwelt allgemein zu verstehen. 82 Vor allem müssen wir durch die Quantentheorie die ganze Welt anders verstehen als im Alltag: Quantum theory tells us that the way things behave on the scale of atoms or smaller is totally different to the way that large objects behave in our everyday world. There is a price to be paid for the clever trick of being able to be sometime like a wave and sometime like a particle. 83 Darum kann man nicht auf die allgemeine Messungsweise, sondern nur durch Wahrscheinlichkeit die Quantenwelt bezeichnen, und das führt zu dem Messproblem: Anstatt definitive Ausgänge vorherzusagen, handelt die Quantentheorie nur mit Wahrscheinlichkeiten (50% für A, 50% für B). Dieses Zufallselement hat die meisten Physiker zu der Annahme geführt, dass die Quantentheorie indeterministisch sei und dass Quantenentitäten nur dann bestimmte Eigenschaften haben (sein bei A; sein bei B), wenn man sie im Experiment beobachtet. Die Durchführung einer Messung bringt dann eine definitive Antwort hervor (je nachdem A oder B). Das ungelöste Interpretationsproblem in der Quantentheorie besteht in der Frage, wie die unbeständige Quantenwelt jeweils ein bestimmtes Ergebnis hervorbringt, wenn man experimentell in sie eingreift und zwar trotz der Tatsache, dass die Theorie selbst nur bestimmte Wahrscheinlichkeiten für eine Fülle von möglichen Ergebnissen vorhersagen kann. Dieses Rätsel bezeichnet man als das Problem der Messung in der Quantenmechanik. 84 Ein erster Versuch, das Problem der Messung zu lösen, ist die Kopenhagener Deutung. Niels Bohr, ein Vertreter der Kopenhagener Deutung, versuchte, eine klare Aufzeichnung einer Eigenschaft des beobachteten Quantensystems in den klassischen Messinstrumenten hervorzubringen. Das Problem aber ist, dass es sich hierbei um ein dualistisches Bild der physischen Welt handelt (Entität + Apparat), das dieser einfach nicht 82 Vgl. dazu J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Quark, Chaos, and Christianity. Questions to Science and Religion, London 1994, S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

46 angemessen ist. Die Messapparate selbst sind ebenfalls aus Quantenkonstituenten zusammengesetzt. Es gibt keine zwei verschiedenen physischen Stoffe, sondern nur einen. 85 Dieses Argument der Messung führt zu der Unschärferelation der Quantenwelt. Heisenberg war in der Lage nachzuweisen, dass die Existenz von Quanten bestimmte Einschränkungen mit sich bringt, wie genau unterschiedliche Eigenschaften von Quantenentitäten gleichzeitig gemessen werden können. Man kann dies verständlich folgendermaßen erklären: Wenn Sie wissen, wo ein Elektron ist (Ort), können Sie nicht wissen, was es tut (Impuls). Und wenn Sie wissen, was es tut, können Sie nicht wissen, wo es ist. Diese Einschränkungen können in einfachen Regeln elegant formuliert werden. 86 Daher muss man nach Karl Popper die statistische Methode benutzen, wenn man die Quantenentitäten messen möchte. Jene quantenmechanischen Formeln, die man nach Heisenberg als Unbestimmtheitsrelationen, d. h. als Beschränkungen der erreichbaren Meßgenauigkeit interpretiert, sind formalistische Wahrscheinlichkeitsaussagen und als solche statistisch zu interpretieren; wir werden die so interpretierten Formeln statistische Streuungsrelationen nennen. 87 Deshalb kann die Unschärferelation Heisenbergs nur auf epistemologischer Ebene ursprünglich nicht gemeint werden. Heisenberg glaubte, dass Quantenentitäten keine präzisen Orte und Impulse besitzen, sondern nur Möglichkeiten für diese Eigenschaften, die nur verwirklicht werden, wenn eine Messung dies verlangt. Die Existenz von Bohms alternativer, objektiver Interpretation zeigt, dass diese weit verbreitete Annahme nicht in der Physik enthalten ist, sondern dass Physiker in einem Akt metaphysischer Entscheidung sich ihr verpflichten. Die Entscheidung korrespondiert der realistischen Strategie, Epistemologie und Ontologie so eng wie möglich miteinander zu verzahnen. Mit einer Wendung Polkinghornes ausgedrückt: Die Epistemologie modelliert die Ontologie ; was wir wissen oder nicht wissen können, ist ein verlässlicher Führer hin zu dem, was wirklich geschieht J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S K. Popper, Logik der Forschung, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

47 Für Polkinghorne ist es sehr wichtig, dass das Quantensystem auf ontologischer Ebene verstanden wird, weil er den neuen ontologischen Horizont für den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft und für seine neue theologische Richtung braucht. Deshalb hat er auf Basis der Quantentheorie seine eigenen metaphysischen Vorstellungen dargestellt. Metaphysische Vorstellungen Polkinghorne ist zweifellos ein Vorläufer der Gruppierungen, die durch Quantentheorie die ontologische Ebene der Welt neu interpretieren wollen. Unpredictability is an epistemological statement about what we can know. I do not think anyone would quarrel with it as a necessary ignorance extensively present in our attempted knowledge of the physical world. It is perfectly possible and I have argued that it is natural and attractive to go on to use it as the basis for an ontological conjecture. 89 Und zu einem ontologischen System ist es notwendig, dass die Wirklichkeit der Quantenwelt auf metaphysische Weise interpretiert wird. Deshalb hat Polkinghorne die folgenden metaphysischen Vorstellungen über die Quantenwelt dargestellt: 90 1) Die physikalische Welt ist voll von Ü berraschungen: Die Wirklichkeit der Quantenwelt kann immer unsere vorgängigen Erwartungen übersteigen. Keiner konnte die Welle/Teilchen-Dualität vorhersehen. Es brauchte einen Anstoß von Seiten der Natur, um sie zu entdecken. 2) Wirklichkeit ist nicht dasselbe wie naive Objektivität: In der klassischen Physik denken die Wissenschaftler daran, dass alle Objekte genau dargestellt werden können. Aber in der gegenwärtigen Physik können sie nicht genau erkennen, wo die Elektronen sind und was sie tun, obwohl sie erfahren werden können. Nach der Meinung gegenwärtiger Naturwissenschaftler begründet nicht Objektivität, sondern die Intelligibilität die Wirklichkeit. Sie glauben an Elektronen, weil ihre Existenz eine große Anzahl physikalischer Erfahrungen erklären kann. 3) Holismus: Wenn man aktuell die Quantenwelt beobachtet, erkennt man, dass man sie nicht als einen naiven Reduktionismus, sondern als eine umfassende Erklärung 89 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S Vgl., J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

48 darstellen kann, weil die subatomare Welt sich als eine solche zeigt, die nicht atomistisch behandelt werden kann. Außerdem gibt es verschiedene andere Vorstellungen: z. B. keine universale Epistemologie in der Quantenwelt, die Bedeutung von nicht-empirischen Kriterien, usw. Diese metaphysische Vorstellung über die Quantenwelt ist ein wichtiger Berührungspunkt für den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft, weil es sehr schwer ist, in der physischen Welt unmittelbar Gottes Werke zu interpretieren. Obwohl die Philosophie im 20. Jahrhundert dazu geneigt hat, sich metaphysischen Denkens zu enthalten, ist ein Pionier der metaphysischen Vorstellungen A.N. Whitehead. Seine Prozess-Philosophie hat deutlich eine metaphysische Färbung und wurde als ein Vorschlag angesehen, die Welt in organischen, aber nicht mechanischen Begriffen zu beschreiben. Viele Menschen denken, dass die Prozess-Philosophie eine enge Beziehung zur Quantentheorie hat. Aber Polkinghorne glaubt nicht, dass Whitehead die Einblicke der modernen Physik aktiv akzeptiert hat. I do not believe that the insights of modern physics are particularly hospitable to Whitehead s views. It may be significant that it was in 1924 that he left the applied mathematics department at Imperial College, London, to take up a chair of philosophy at Harvard. Thus the period in which he would have been in closest touch with the thinking of physicists came to an end just before the anni mirabilis 91 of in which modern quantum theory came to birth. 92 Indem Polkinghorne verdeutlichte, dass die Metaphysik Whiteheads nicht auf der Basis der Quantentheorie aufbaut, hat er indirekt gezeigt, dass seine eigenen metaphysischen Vorstellungen fester auf der Wirklichkeit der Quanten als anderes Denken im 20. Jahrhundert gründet. Und er hat dadurch meiner Meinung nach ausgesprochen, dass seine theologischen Behauptungen auf physischer Wirklichkeit fußen und daher Gottes Werk in der Welt klarer erklärt wird. Vor allem konnte sich Polkinghorne selbst ermutigen, Theologie und metaphysische Vorstellungen zu verbinden, wenn er aktiv die physische Welt beobachtete. In der Wunderlichkeit und Unabbildbarkeit der physischen Welt kann man laut ihm Hinweise auf 91 In den Jahren 1925 und 1926 wurde die Kopenhagener Deutung veröffentlicht. 92 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S

49 die Gotteserkenntnis finden. The feeling of wonder at the beautiful structure of the physical universe, which is so fundamental an experience for the scientist, and is the reward for all the weary labour involved in scientific research, is a recognition of the mind of the Creator. Our experiences of beauty are a sharing in his joy in creation. 93 Und I hardly need to labour the moral of this for theology. If the unpicturable world of electrons gives us some surprise, we shouldn t be too amazed if the unpicturable God has some surprises in store for us also. 94 Auf dieser ontologischen Grundlage können seine eigenen theologischen Themen entwickelt werden. Im nächsten Kapitel werde ich sie ausführlich beschreiben Chaostheorie Ü berblick über die Chaostheorie James Gleick hat gesagt, dass die Chaostheorie ein wichtiger Faktor der Naturwissenschaft im 20. Jahrhundert ist, der den festen Grund des Newtonschen und Cartesischen Denkens erschüttert. Die leidenschaftlichsten Verfechter dieser neuen Wissenschaft gehen sogar so weit, zu sagen, die Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts werde aufgrund nur dreier Errungenschaften in Erinnerung bleiben: Relativitätstheorie, Quantenmechanik und Chaos. Chaosforschung, so behaupten sie, stelle die dritte große Revolution dieses Jahrhunderts im Bereich der Naturwissenschaften dar. 95 Die Chaostheorie begann damit, dass ein Meteorologe, Edward Lorenz, den sogenannten Schmetterlingseffekt entdeckte. Der Effekt bedeutet, dass ein einzelner Schmetterling, der mit seinen Flügeln in Peking die Luft bewegt, einen Monat später Sturmsysteme über New York beeinflussen kann. Dieses Phänomen kennzeichnet die sensitive Abhängigkeit von den Anfangsbedingungen 96 : 93 J. Polkinghorne, Quarks, Chaos, and Christianity, a. a. O., S J. Polkinghorne, Quarks, Chaos, and Christianity, a. a. O., S James Gleick, Chaos die Ordnung des Universums. Ü bers. aus dem Amerikanischen von Peter Prange. München 1988, S Vgl. J. Gleick, Chaos, a. a. O., S

50 In den 60er und 70er Jahren herrschte ein unrealistischer Optimismus bezüglich der Möglichkeit der Wettervorhersagen. In Zeitungen und Zeitschriften gibt es viele Nachrichten und Artikel über Erwartungen hinsichtlich der Möglichkeiten einer eigenen Wissenschaft vom Wetter, von der man sich nicht nur Vorhersagen, sondern sogar die Beeinflussung und Kontrolle der Wetterentwicklung erhoffte. Zu dieser Zeit wurden zwei neue Technologien zugleich entwickelt: der digitale Computer und der Weltraumsatellit. Ein internationales Forschungsprogramm, das Global Atmosphere Research Program, wurde vorbereitet. Durch die beiden Technologien und das Forschungsprogramm erwartete man, dass die menschliche Gesellschaft die Launen und Unwägbarkeiten des Wetters auf diese Weise besiegen und vom Knecht des Wetters zum Herren des Wetters aufsteigen könnte. 97 Tatsächlich aber gerieten auch die besten Voraussagen der Welt binnen zwei oder drei Jahren zur bloßen Spekulation auf die Zukunft und wurden nach weiteren sechs oder sieben Jahren völlig wertlos. Die Ursache dafür war der Schmetterlingseffekt. Kleine Details der Wetterlage, und in globaler Betrachtung gelten oftmals auch Gewitter und Schneestürme als kleine Details, können binnen kürzester Frist jede Vorhersage in Makulatur verwandeln. 98 Wenn Lorenz nur diesen Schmetterlingseffekt entdeckt hätte, so hätte seine Lebensarbeit als Endergebnis nur eine sehr schlechte Nachricht für das naturwissenschaftliche Weltbild erbracht. Aber Lorenz sah tatsächlich in seinem Wettermodell mehr als bloße Beliebigkeit. Eine unterschwellige geometrische Struktur wurde von ihm wahrgenommen eine Ordnung: der sogenannte Lorenz Attraktor oder seltsame Attraktor 99. Polkinghorne hat dazu wie folgt erklärt: Die Begrifflichkeit (der Chaostheorie) ist unglücklich (aber mittlerweile nicht mehr zu ändern). Denn, obwohl das zukünftige Verhalten solcher Systeme nicht vorhersagbar ist und deshalb als beliebig erscheint, hat sich herausgestellt, dass die Fülle zukünftiger Möglichkeiten nicht beliebig groß ist, sondern 97 Vgl. J. Gleick, Chaos, a. a. O., S J. Gleick, Chaos, a. a. O., S Von einem seltsamen Attraktor spricht man, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: 1) Es handelt sich um einen Attraktor in einem dynamischen System mit einem bestimmten Einzugsbereich. 2) Chaotisches Verhalten: Beliebig kleine Änderungen des Anfangszustandes führen zu völlig unterschiedlichen Verläufen. 3) Fraktale Struktur: Der Attraktor besitzt eine nicht-ganzzahlige Dimension. 4) Keine Aufteilungsmöglichkeit: Jede Bahn, die im Einzugsbereich startet, nähert sich beliebig stark an jeden Punkt des Attraktors an. 53

51 innerhalb der Grenzen dessen liegt, was wir einen seltsamen Attraktor nennen. Im Verhalten chaotischer Systeme zeigt sich sowohl Ordnung wie Unordnung. 100 Die Botschaft der Chaostheorie verdeutlicht, dass sie nicht nur in dem meteorologischen Bereich angewendet werden kann. Die Theorie gilt für Systeme des Makrokosmos, der Mathematik, aber auch der Wirtschaft, der Soziologie und der Politik. Nicht wenige Studien zu politischen, soziologischen oder wirtschaftlichen Ereignissen sind schon kurz nach ihrer Veröffentlichung überholt. Der Grund sind die nicht voraussehbaren Einflüsse und Störfaktoren von außen. 101 In anderen Worten können chaotische Systeme nicht nur in der meteorologischen Untersuchung beobachtet werden. Nicht nur in vielen naturwissenschaftlichen Bereichen, sondern auch in sozialen und wirtschaftlichen Bereichen, sogar im Alltagsleben, kann man das Chaosphänomen finden. Deshalb hat Polkinghorne chaotische Systeme wie folgt allgemein definiert: Eine andere Entdeckung, die sich auf Ereignisse bezieht, die im Raum der klassischen Physik und des täglichen Lebens stattfinden, ist die Beobachtung der weitreichenden Anfälligkeit für kleinste Veränderungen, die jene Systeme zeigen, deren Verhalten chaotisch genannt wird. Weil bereits die geringste Störung aufgrund des außergewöhnlichen Wachstums ihrer Wirkungen das dynamische Verhalten von chaotischen Systemen radikal verändern kann, beschreibt die Chaostheorie ein Reich intrinsischer Unvorhersagbarkeit und nichtmechanischen Verhalten. 102 Ich glaube, dass die Unvorhersagbarkeit der chaotischen Systeme und der seltsame Attraktor wirklich verstanden werden müssen, um einige wichtige theologische Themen Polkinghornes richtig wahrzunehmen. Der Grund liegt darin, dass eines seiner theologischen Hauptthemen, Aktive Information 103, auf der Chaostheorie beruht. Die Unvorhersagbarkeit ist nach Polkinghorne eine epistemologische Eigenschaft, die einfach zeigt, dass wir nicht das zukünftige Verhalten von Quanten- oder Chaossystemen im Detail vorhersagen können. 100 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S Werner Kinnebrock, Bedeutende Theorien des 20. Jahrhunderts, Ein Vorstoß zu den Grenzen von Berechenbarkeit und Erkenntnis, München-Wien : Oldenburg 2002, S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, a. a. O., S Aktive Information ist ein wichtiges Thema in der Theologie Polkinghornes. Dadurch hat er erklärt, wie Gott in der Welt der Physik handeln kann. Ich werde mehr dazu an späterer Stelle ausführen. Vgl. dazu J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften. a. a. O., S

52 Freilich ist solches Verhalten nicht einfach beliebig. Ein unstabiles Atom kann nur auf bestimmte Weisen verfallen. Dabei kann jeder dieser Möglichkeiten eine Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden, so dass in einer großen Ansammlung von Atomen der gleichen Art (in einem Klumpen von Materie) die unterschiedlichen zukünftigen Verhaltensweisen als kalkulierbare Brüche dessen erscheinen, was geschieht. Ein chaotisches System ist deshalb nicht vollständig chaotisch im gewöhnlichen Sinn einer absoluten Beliebigkeit. Seine zukünftigen Optionen lassen sich zu einem bestimmten Portefeuille von Möglichkeiten zusammenfassen, das man als seltsamen Attraktor bezeichnet. Nur innerhalb dieses eingegrenzten Bereiches von kontingenten Möglichkeiten operiert das System auf eine scheinbar willkürliche Weise. Obwohl das zukünftige Verhalten eines chaotischen Systems im Detail nicht erkannt werden kann, kann man doch begründet bestimmte Aussagen über den generischen Charakter dessen, was geschehen wird, machen. 104 Zusammenfassend kann man sagen, dass Chaos aus Ordnung in vielen Bereichen der Lebens und der Welt entsteht und Ordnung wieder aus Chaos. Aber man kann noch nicht genau wissen, warum Ordnung zu Chaos transformiert und wieder von Chaos zu Ordnung und wie die Transformation entsteht. Bis heute können Forscher nur erkennen, dass ein seltsamer Attraktor existiert, durch den die Transformation entstehen kann und durch den bestimmte Kategorien der zukünftigen Möglichkeiten, d. h. der zukünftigen Wahrscheinlichkeiten, vermutet werden können. Metaphysische Vorstellungen Wie im vorhergehenden Abschnitt erklärt wurde, sind die metaphysischen Vorstellungen der Quantenwelt für Polkinghorne sehr wichtig, um die ontologische Grundlegung seiner Theologie vorzubereiten. Außer der Quantentheorie gibt es noch eine Theorie, die für die ontologische Grundlegung seiner Theologie wichtig ist: die Chaostheorie. Er hat dazu folgendes gesagt: Auf der Suche nach möglicher Offenheit in den natürlichen Prozessen stoßen wir auf die Quanten- und die Chaostheorie. Interpretiert man die unzweifelhaften 104 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, S

53 Unvorhersagbarkeiten in beiden Theorien ontologisch, kann man sie als Hinweise auf eine ihnen zugrundeliegende ontologische Offenheit verstehen. 105 Aufgrund dessen, wie er die Quantenwelt auf der metaphysischen Ebene verstanden hat, musste er auch das Chaossystem auf der gleichen Ebene auffassen. Diese Auffassung bedeutet darüber hinaus für Polkinghorne die Verbindung zwischen Epistemologie und Ontologie, die seit langer Zeit eine der wichtigsten Aufgaben in den Wissenschaften, vor allem in der Philosophie, war: Es gibt keinen logisch notwendigen Weg von der Epistemologie zur Ontologie, von dem, was wir über Entitäten wissen, hin zu dem, was sie tatsächlich sind. Aber wir müssen, wenn wir nicht annehmen wollen, dass wir in einem Kantischen Nebel verloren sind d. h. verdammt zu einer tastenden Begegnung mit den Phänomena (dem, was scheint), weil wir keinen Zugang zu den Noumena (der Realität) haben davon ausgehen, dass zwischen Epistemologie und Ontologie ein Zusammenhang besteht. Wie man diesen Zusammenhang erfassen kann, sollte eine zentrale Frage der Philosophie und vielleicht die entscheidendste Frage der Wissenschaftstheorie sein. Sie kann allein durch einen Akt metaphysischer Entscheidung gelöst werden. 106 In anderen Worten kann man durch die verschiedenen Eigenschaften und Besonderheiten des Chaossystems, z. B. Unvorhersagbarkeit, den seltsamen Attraktor, Selbst- Organisation (spontan erzeugte Ordnung) 107, Offenheit 108, usw., reichlich Gründe für metaphysische Vorstellungen finden. Vor allem ist der Begriff der Unvorhersagbarkeit wichtig, weil sie ein wichtiger ontologischer Ansatz für Aktive Information oder topdown organizing principles anbietet. The intrinsic unpredictability of chaotic systems is to be interpreted as leaving room for the operation of top-down organizing principles, which 105 J.Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, a. a. O., S Polkinghorne hat die Ordnung aus dem Chaos als Selbst-Organisation (spontan erzeugte Ordnung) verstanden. Diese spontan erzeugte Ordnung involviert aufeinander abgestimmte Bewegungen von Billionen flüssiger Moleküle. Viele weitere Beispiele einer solchen Ordnung aus dem Chaos sind bekannt. J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S Eine alternative Erklärung, die besonders von Polkinghorne vertreten wird, räumt dem beobachteten Verhalten Priorität ein. Wie Heisenbergs Unschärferelation die meisten Physiker dazu brachte, Quantensysteme für indeterminiert zu halten, so sollte uns die Chaostheorie wahrnehmen helfen, dass die Wirklichkeit, die die Physik beschreibt, subtiler und weicher ist, als es der Glaube Newtons nahelegt, dass die Welt wie ein Uhrwerk arbeite. J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

54 complete the description of what happens by their accounting for the way a system actually negotiates its labyrinthine envelope of possibility. 109 Ich werde dies später ausführlicher darstellen. 109 J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S

55 1.3. Thomas von Aquin Die theologische Metaphysik Thomas Die Gottesidee im Mittelalter Paul Tillich hat die mittelalterliche Idee von Gott in den folgenden drei Elementen zusammengefasst 110 : 1) Die Idee von Gott wird als primum esse oder prima causa erfasst. Dabei bedeutet causa nicht die Kausalität, und prima ist keine zeitliche Bestimmung. Weil der Ausdruck symbolisch gebraucht ist, bedeutet er so viel wie den schöpferischen Grund alles Seienden. 2) Die Idee von Gott wird als Substanz bezeichnet. Die Substanz muss als Intellekt verstanden werden. Dies bedeutet nicht Intelligenz, sondern die Identität von Subjekt und Objekt in Gott. In anderen Worten ist Gott sich selbst erkennend und die Welt erkennbar als das, was er nicht ist. Das Verständnis von Gott als Intellekt bedeutet, dass der Seinsgrund oder die schöpferische Substanz Sinnträger ist. 3) Die Gottesidee wird als Wille bezeichnet. Während das Element des Intellekts aus der griechisch-aristotelischen Tradition stammt, beruht der Wille auf der christlichaugustinischen Tradition. Gott bejaht sich als das absolut Gute selbst, als das letzte Ziel alles Seienden. Zugleich liebt er Geschöpfe, indem er ihnen in verschiedenem Grade von dem Guten vermittelt, dessen letzter Grund er selbst ist. Deshalb sehnen sich alle Wesen nach ihm; er ist der Gegenstand der Liebe, die alles Seiende zum höchsten Gut hat. Gott als Wille ist Liebe. Gnade und Natur Der berühmteste Vertreter dieser mittelalterlichen Gotteslehre ist Thomas von Aquin. Er gilt als einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen in der Geschichte und war Dominikaner. Seine Hauptschriften sind die summa theologica und De veritate fidei catholicae. Er gehört zu den bedeutendsten katholischen Kirchenlehrern und ist seiner 110 Vgl. Paul Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des Christlichen Denkens, a. a. O., S

56 Wirkungsgeschichte nach ein Hauptvertreter der Philosophie des hohen Mittelalters, d. h. der Scholastik. Als erste von seinen Hauptlehren können wir die Lehre von Natur und Gnade besprechen, und sie ist durch folgenden Satz zusammenzufassen: gratia naturam non tollit sed perficit. Während im Manichäismus, gegen den sich die Lehre Augustins wandte, die Gnade die Natur aufhebt, sind die Gnade und die Natur für Thomas keine sich widersprechenden Begriffe. Die Gnade widerspricht nur der entfremdeten Natur, aber ist übereinstimmend mit der Natur an sich. Thomas behauptet, dass die die Natur vervollkommnende Gnade etwas Ü bernatürliches ist: die Ü bernatur erfüllt die Natur. 111 Theologie und Philosophie Wie kann man dadurch verstehen, dass die Gnade Gottes auf die Natur einwirkt? Thomas von Aquin glaubte daran, dass man durch die Metaphysik zum Werk Gottes in der Natur und zur Gotteserkenntnis gelangen kann. If the metaphysician s research deals immediately with being in general, this is not its real end. Philosophical speculation moves beyond being in general towards the first cause of all being. And moreover first philosophy is wholly directed to the knowledge of God as its last end; and is consequently called the divine science. 112 Deshalb legte er die Ü berlegung des Seins als Sein beiseite und definierte die Metaphysik als einen Standpunkt für die Erkenntnis des höchsten Objekts, des Primärprinzips des Seienden Gott. Vor allem nahm Thomas die Metaphysik Aristoteles in seiner ganzen Theologie an, und darüber hinaus hat er beide miteinander verbunden bzw. assimiliert. Diese Assimilation zwischen Theologie und Metaphysik von Thomas bezieht sich meiner Meinung nach auf die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft von Polkinghorne. Dies werde ich später darstellen. Epistemologie In diesem Zusammenhang kann man eine Frage stellen: wodurch man zu diesem Objekt, Gott, gelangen kann. Vor allem haben die Menschen die natürliche Vernunft. In 111 Vgl. Theologische Realenzyclopedia, Bd. 33, S Etienne Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas. übers. von L. K. Eschmann aus dem Französischen. London 1961, S

57 dieser Hinsicht können wir sagen, dass die natürliche Vernunft ein angemessenes Mittel ist. Dadurch können wir zu einer Wahrheit in Bezug auf Gott und seine Natur gelangen. Daher sind die Philosophen und Theologen in der Lage zu demonstrieren, dass Gott existiert und Er nur Eins ist. Obwohl die Vernunft in der Epistemologie des Thomas die wichtigste Rolle spielt, ist alles aber nur durch die Vernunft allein nicht zu erfassen, weil es den meisten sofort offensichtlich sein dürfte, dass eine Erkenntnis von Gottes Natur jenseits der Auffassung des menschlichen Verstandes liegt. Deshalb baute Thomas ein epistemologisches System auf: vom Sinn durch Vernunft zum Glauben. Gilson hat diesbezüglich wie folgend dargestellt: Our knowledge of God, therefore, begins with such sense data as we can have of a purely intelligible being. Thus our understanding, using the testimony of the sense as its startingpoint, can infer that God exists. But it is evident that the simple inspection of sensible things, which are effects of God and, consequently, inferior to him, are unable to bring us to a knowledge of the divine essence. There are, therefore, truths concerning God which are accessible to reason, and others which are beyond it. Let us examine the role of faith in both of these cases. 113 Ich glaube, dass die empirische Epistemologie sich eng auf die epistemologische bottom-up Methode Polkinghornes bezieht. Ich werde später auch dies ausführlich darstellen. Kosmologischer Gottesbeweis Auf dieser epistemologischen Annahme hatte Thomas gegen den ontologischen Gottesbeweis Anselms zu stehen. Den ontologischen Gottesbeweis vorausgesetzt, dass es im menschlichen Geist eine a priori-gegenwart des Göttlichen gibt, die sich in dem unmittelbaren Bewusstsein von einem Unbedingten ausdrückt, einem unbedingt Wahren und Guten, dem Sein-Selbst. Weil dieses Bewusstsein jeder Erkenntnis vorausgeht, ist die Erkenntnis Gottes die erste Erkenntnis, die einzige absolute, gewisse Erkenntnis, die Erkenntnis nicht eines Seienden, sondern des Elements des Unbedingten in der Tiefe der Seele. Das ist der Kern des ontologischen Beweises. Aber jede Erkenntnis muss nach Thomas nicht von einem a-priori, sondern von den sinnlich erfahrenen Informationen aus begonnen werden. Thomas hat den ontologischen Beweis verworfen, weil er die Folgerung auf ein 113 Etienne Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O., S

58 höchstes Wesen nicht anerkannt hat. Um nun den durch den Zusammenbruch des ontologischen Beweises entstandenen leeren Raum zu füllen, musste Thomas einen anderen Weg zu Gott finden. Deshalb entwickelt er den kosmologischen Gottesbeweis im ersten Teil seiner Summa Theologica : die sogenannten Fünf Wege ) Der erste Weg geht von der Bewegung aus. Diese erfordert eine Ursache, einen Anstoß der Bewegung. Und die Bewegung lässt sich bis auf ein primum movens zurückführen, das selbst ohne Bewegung ist und das wir Gott nennen. 2) Der zweite Weg geht von Wirkung aus. Die Wirkung setzt immer eine Ursache voraus. Aber die Ursache muss auch auf anderer Ursache beruhen. Auf diese Weise kommen wir zu einer ersten Ursache, der prima causa. Die erste Ursache hat keinen zeitliche Sinn, sondern eine Würde. Sie bedeutet die Ursache aller Ursachen, nämlich Gott. 3) Der dritte Weg Thomas geht vom Zufall aus. Alles in der Welt ist zufällig. Es ist nicht notwendig, dass es so ist, wie es jetzt ist. Alles in der Welt könnte eine ganz andere Form haben. Aber wenn es keine Notwendigkeit in der Welt gibt, verschwindet sie in dem Abgrund des Nichts. Deshalb müssen wir uns an etwas halten, das letzte Notwendigkeit hat und von dem wir alles Zufällige ableiten können, Gott. 4) Er argumentiert viertens wie folgt: es gibt einen Zweck in der Natur und beim Menschen. Aber wenn man einen Zweck erreicht, wird der Zweck zum neuen Zweck. Deshalb kommt man an einen letzten Zweck und an ein endgültiges Ziel, das hinter allen vorläufigen Zwecken steht, nämlich Gott. 5) Der fünfte Weg geht von Vollkommenheit aus. Er akzeptiert die platonische Idee, nach der es Grade der Vollkommenheit in der Welt gibt und Gott das vollkommenste Sein ist. Ein Ding ist wahrer oder schöner als andere. Aber wenn es mehr oder weniger Vollkommenes gibt, so muss es auch etwas absolut Vollkommenes geben, ein perfectissium, Gott. Thomas hat durch die Kategorie der Kausalität alle fünf Argumente definiert. Aus den Eigenschaften der Welt hat er auf etwas geschlossen, das diese Welt möglich macht. Theologen haben diese Argumente Thomas in der Regel nicht aufgenommen, weil sie keine theologische Gültigkeit haben, obwohl die Wirklichkeit der Welt dadurch richtig analysiert 114 Vgl. Paul Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des Christlichen Denkens, a. a. O., S

59 wird. John Polkinghorne dagegen hat zumindest den vierten, axiologischen Gottesbeweis positiv rezipiert. 115 Der Grund liegt darin, dass nicht nur theologische Argumente, sondern auch die Wirklichkeit und empirische Phänomene für ihn zur Erkenntnis Gottes wichtig sind, weil er sowohl Theologe als auch Physiker ist Kritischer Realismus und Thomas von Aquin Kritischer Realismus ist eine Mehrheitsposition im anglo-amerikanischen Dialog zwischen Religion und Naturwissenschaft. Der kritische Realismus ist von Ian Barbour vorgestellt und von Arthur Peacocke und John Polkinghorne entwickelt worden. 116 Deshalb ist Barbour ein Begründer des kritischen Realismus, und man kann sagen, dass seine Meinung die ausschlaggebenden Kriterien für die Argumente des kritischen Realismus liefert. Barbour weist nun darauf hin, dass man im Mittelalter im Allgemeinen realistisch dachte 117. Als im 12. Jahrhundert Thomas von Aquin die Philosophie Aristoteles studierte, dominierte damit die Philosophie Aristoteles den philosophischen Bereich und die Theologie Augustins den theologischen Bereich. Bevor die Philosophie Aristoteles von den Theologen akzeptiert wurde, standen die Philosophie Aristoteles und die herkömmliche Theologie auf verschiedenen Seiten. Viele Theologen und Priester hielten die Philosophie Aristoteles für ketzerisches Denken. W. Pannenberg hat diese Situation wie folgt erklärt: Die Vorgänge der Ü bersetzung (der Werke Aristoteles) sind deshalb wichtig, weil sie den ziemlich lange sich hinziehenden Prozess der Kenntnisnahme von den neuen Texten erklären, die zugleich auch die Bekanntschaft mit bis dahin ganz oder weitgehend unbekannten neuen Wissensgebieten bedeutete, so dass die aristotelischen Texte bald autoritatives Ansehen vor allem für die Logik und Naturkunde gewannen. Ihre Geltung musste allerdings in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch gegen kirchliches Misstrauen und Verbote einer kommentierenden Behandlung in Vorlesungen kämpfen. Erst im Zeitalter Alberts des Großen, seit der Mitte des 115 John Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, Gütersloh 2000, Vgl. N. H. Gregersen, Critical Realism and Other Realisms, in: Fifty Years in Science and Religion: Ian Barbour and his Legacy. Hg. von Robert John Russel, Berkeley 2004, S Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, Göttingen 2003, S

60 13. Jahrhundert, hat sich die Autorität des Philosophen für diese Sachgebiete endgültig durchgesetzt. Auch die aristotelische Metaphysik wurde nun, nicht zuletzt durch die Kommentare Alberts und Thomas von Aquin, als maßgeblich anerkannt. 118 Wenn auch die Werke Aristoteles von Albert und Thomas übersetzt und kommentiert wurden, lehnten Kirche und Theologen die Philosophie Aristoteles ab und wurde das Unterrichten der Philosophie Aristoteles an der Universität verboten. Aber man konnte die Werke Aristoteles privat lesen und einige seiner Werke studieren. Gilson erklärt diese Situation im 13. Jahrhundert wie folgt: There is no evidence that the work of the theologians charged with this task brought about any positive results: only Thomas Aquinas was to achieve this task after From 1231 on, however, Aristotle s writings on physics and metaphysics permeated everywhere and did not cease to gain ground. The translations made directly from the Greek text were brought to a successful issue by translators such as William of Moerbeke, who was to be a veritable collaborator for Saint Thomas; above all, so many masters were commenting, interpreting, assimilating the doctrine of the Greek philosopher, that in 1366 pontifical authority was to make it compulsory for the candidates for the degree in art to have studied those very treatises of Aristotle s it had for so long a time forbidden. 119 Nachdem die Philosophie Aristoteles durch Kommentar und Ü bersetzung von Thomas und Albert in der Theologie und Kirche teilweise akzeptiert wurde, führte das nach P. Tillich im Hochmittelalter zu einem Konflikt zwischen Augustinismus und dem neu aufkommenden Aristotelismus, wobei die Seite Augustins durch die Franziskaner, die des Aristoteles durch die Dominikaner vertreten war. Einer der Häupter der Franziskaner war Bonaventur, General seines Ordens und Kardinal, während die entgegengesetzte Seite durch Thomas von Aquin, den großen dominikanischen Theologen, vertreten war. 120 Im Vergleich zu dieser Situation im Hochmittelalter scheint die Situation im 16./17. Jahrhundert und in der letzten Zeit ähnlich. Seitdem Kopernikus die These aufstellte, dass die Erde um die Sonne und nicht die Sonne um die Erde kreist und rund 100 Jahre später Galileo Galilei wieder die gleiche Theorie behauptete, haben die Naturwissenschaft und das Christentum sich bis heute in der öffentlichen Wahrnehmung widersprochen. Während die 118 W. Pannenberg. Theologie und Philosophie, a. a. O., S Etienne Gilson, History of Christian Philosophy in the Middle Ages, London 1980, S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S

61 Philosophie Aristoteles von Theologen und der Kirche innerhalb von rund einem Jahrhundert akzeptiert wurde, wurden die Naturwissenschaften in beinahe vier Jahrhunderten noch nicht vom Christentum integral aufgenommen. Ferner begreifen viele Theologen und Gläubige, die einer konservativen Theologie folgen, die Naturwissenschaft als anti-christlich und sie behaupten bis auf den heutigen Tag einen Kreationismus. Außerdem beherrschte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beherrschte die Theologie Karl Barths die kontinentale Theologie. Die Theologie Barths ist deutlich eine Theologie von Oben, eine Theologie der Offenbarung, obwohl eine Form Natürlicher Theologie durch die Lichterlehre Barths teilweise angedacht worden ist. In dieser Situation versucht Polkinghorne, eine neue theologische Richtung zu finden, wie die Naturwissenschaft akzeptiert werden und die Theologie der Offenbarung positiv aufgehoben werden kann, ähnlich wie Thomas versuchte, die Metaphysik Aristoteles in seiner Theologie anzunehmen und die Theologie Augustins aufzuheben. Aus diesem Grund kann man vermuten, dass die Idee der Theologie Polkinghornes wahrscheinlich auf derselben Idee wie Thomas sie in der theologischen Situation des 13. Jahrhunderts hatte, beruht J. Polkinghorne und Thomas von Aquin Ein Vorschlag von Ian G. Barbour Ian G. Barbour ist ein wichtiger Vertreter des kritischen Realismus. Er bemühte sich um eine Aufstellung der Theologie der Natur. Er sprach von der Theologie der Natur folgendermaßen: Die Theologie der Natur hat ihren Ausgangpunkt, anders als bestimmte Varianten der Natürlichen Theologie, nicht in der Naturwissenschaft. Stattdessen setzt sie bei einer religiösen Ü berlieferung, bei Erfahrungen von Glaubensgemeinschaften und einer historischen Offenbarung an. Sie plädiert allerdings für eine Modifizierung einiger traditionellen Lehren im Licht der modernen Naturwissenschaft. 121 Die Theologie der Natur bedeutet eine Integration von Theologie und Naturwissenschaft. Aber die Theologie 121 Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, a. a. O., S

62 und Naturwissenschaft sind nicht unmittelbar zu verbinden, weil in der modernen Naturwissenschaft Ansätze für den Theismus nicht direkt gefunden werden können. Deshalb dachte er daran, dass es eine systematische Synthese für die Integration gibt, d. h. eine Metaphysik. Eine systematische Integration wird angestrebt, wenn Naturwissenschaft und Religion zu einer kohärenten Weltanschauung in einer umfassenden Metaphysik zusammengeführt werden. Metaphysik meint die Suche nach einer Reihe allgemeiner Kategorien, deren Begrifflichkeit die Interpretation verschiedener Formen von Erfahrung erlaubt. Gesucht wird ein umfassendes Begriffssystem, in dem sich alle grundlegenden Ereignisse abbilden lassen. 122 Von dieser Einsicht her schlägt er dann zwei Metaphysiken vor: die Theologische Metaphysik Thomas und die Prozessphilosophie. Als erstes denkt Barbour an die theologische Metaphysik Thomas als einen Kandidaten für die Integration. Aber sie konnte nach ihm den Dualismus teilweise nicht überwinden. Für sich genommen ist Metaphysik die Domäne der Philosophen, während Wissenschaftler und Theologen sie gleichsam als Lingua franca nutzen können. Das Denkgebäude des Thomas von Aquin entwickelte eine geeignete Metaphysik, überwand jedoch darin den Dualismus von Geist und Materie, Leib und Seele, Mensch und Natur sowie Ewigkeit und Zeit nur teilweise. 123 Aus diesem Grund schlägt Barbour eine andere Metaphysik für die Integration vor, die Prozessphilosophie. Die Prozessphilosophie ist eine gute Kandidatin für eine Vermittlungsrolle zwischen Theologie und Naturwissenschaft, weil sie bereits unter dem Einfluss religiösen wie naturwissenschaftlichen Denkens formuliert wurde und auf Jahrhunderte alte Streitfragen der westlichen Philosophie Antworten versucht, z. B. das Leib- Seele-Problem. Vor allem ist sie deshalb eine gute Kandidatin für die Integration, weil sie sich auf die Naturwissenschaft bezieht und gegen den Reduktionismus steht wie der kritische Realismus. Unverkennbar beeinflussen Biologie und Physik das Prozessdenken als eine Sicht der Wirklichkeit, in der Ereignisse als dynamisches Netz wechselseitiger Bedingtheit gelten. Merkmale der Natur sind Zufall, Wandel und Neuheit, aber auch Ordnung. Sie ist unvollständig und erst im Wandel begriffen. Prozessdenker stehen jedem Reduktionismus kritisch gegenüber; sie sind der Auffassung, es gebe Kategorien, die sich speziell auf die 122 Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, a. a. O., S Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, a. a. O., S

63 Aktivitäten von Organismen auf höheren Organisationsstufen beziehen. 124 Deshalb stimmte Barbour für eine umsichtige Verwendung der Prozessphilosophie, um die Theologie der Natur zu ergänzen. Und ein anderer wichtiger Grund für die Verwendung der Prozessphilosophie ist, dass die Naturwissenschaft sie nicht stark beeinflusst. Ein zu starker Bezug auf die Naturwissenschaft, wie in der Natürlichen Theologie, führt von den Erfahrungen weg, die ich religiös für besonders wichtig halte. 125 Reaktion Polkinghornes auf den Vorschlag Barbours Ein wichtiges Buch Barbours, Wissenschaft und Glaube, wurde im Jahr 1968 als Issues in Science and Religion veröffentlicht. Polkinghorne wurde im Jahr 1982 ein Priester in der anglikanischen Kirche, widmete sich dem Themenbereich also erst später als Barbour. Deshalb hielt Polkinghorne, ein Anhänger des kritischen Realismus, meiner Meinung nach wahrscheinlich den Vorschlag Barbours für eine metaphysische Integration von Theologie und Naturwissenschaft für richtig. Aber er stimmt nicht mit der Präferenz der Prozessphilosophie seitens des Begründers des kritischen Realismus überein. Der Grund liegt meiner Meinung nach in den zwei folgenden Tatsachen. Erstens denkt Polkinghorne daran, dass die theologische Metaphysik Thomas der Quantentheorie, die sein ontologischer Grund ist, näher steht als die Prozessphilosophie. Ferner versucht er, die ursprüngliche Wurzel der modernen Physik in der Metaphysik Thomas zu finden. Natural theology, the search for God revealed in the works of his creation, has a long history. It played an important part in Thomas Aquinas theological scheme. Not surprisingly it appealed to the Christian founding fathers of modern physical science. Galileo asserted: Nor is God less excellently revealed in Nature s actions than in the sacred statements of the Bible. Whilst Newton, in the general Scholium to the Principia, was bold enough to claim that to discourse of God does belong to Natural Philosophy. 126 Zweitens konnte Whitehead, ein Begründer der Prozessphilosophie, keine Informationen hinsichtlich der Quantentheorie haben, weil er vor der Kopenhagener Deutung Philosophie studierte und seine philosophischen Werke geschrieben hatte. It is sometimes 124 Ebd. 125 Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

64 thought that this is consonant with the fitful jerkiness of quantum theory, but that is not really so. Only certain special kinds of events (measurements) are discontinuous in conventional quantum mechanics. I do not believe that the insights of modern physics are particularly hospitable to Whitehead s views. It may be significant that it was in 1924 that he left the applied mathematics department at Imperial College, London, to take up a chair of philosophy at Harvard. Thus the period in which he would have been in closest touch with the thinking of physicists came to an end just before the anni mirabilis of in which modern quantum theory came to birth. 127 Außerdem kann Polkinghorne nicht die panpsychischen Eigenschaften 128 der Prozessphilosophie akzeptieren. Barbour kritisierte ebenfalls die panpsychischen Eigenschaften, obwohl er mit anderen Eigenschaften der Prozessphilosophie einverstanden war. 129 The second difficulty is the panpsychic property, attributed to matter. There are, of course, gradations a stone is conceived as a mere aggregation of low-grade events, while a living cell is an integrated event of a higher category but the language used shows that human experience is being employed as the clue to all experience, to a degree which fails to convince. 130 Aus diesen Gründen hat Polkinghorne meiner Meinung nach von Barbours beiden Kandidaten für eine gelungene Integration statt der Prozessphilosophie die theologische Metaphysik Thomas aufgenommen. Polkinghorne und der Gottesbeweis Thomas Ein wichtiger Vertreter des Gottesbeweises im Mittelalter ist Anselm von Canterbury ( ). In seinem ontologischen Beweis schlägt Anselm folgenden Weg ein: Selbst der Tor weiß, dass es etwas im Bewusstsein gibt, esse in intellectu, quod maius cogitari non 127 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S Panpsychism is the doctrine that mind is a fundamental feature of the world which exists throughout the universe. Unsurprisingly, each of the key terms, mind, fundamental and throughout the universe is subject to a variety of interpretations by panpsychists, leading to a range of possible philosophical positions. Vgl. dazu Vgl. I. G. Barbour, Religion in an Age of Science, London 1990, S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S

65 potest, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann. 131 Aber wie Thomas diesen ontologischen Beweis abgelehnt hat, so tut dies auch Polkinghorne. Er stimmt sogar mit der Kritik Kants an dem ontologischen Beweis überein. One s instinct that this is too clever to be true was confirmed when Kant pointed out the illegitimacy of treating existence as a defining predicate. Its logical status is quite different, namely the assertion that there is an instance of what is defined by the true predicates (in this case, the predicates of omnipotence, omniscience, etc). Thus the ontological argument fails in its logically coercive intent. The existence of God cannot be smuggled into the divine definition and so it remains a logically open question. 132 Aber die Fünf Wege Thomas sind für Polkinghorne anders als der Gottesbeweis Anselms, weil sie weniger streng abstrakt sind und durch bestimmte Tatsachen oder Dinge der Welt erklärt werden. St Thomas Aquinas never accepted Anselm s reasoning. However in the Five Ways he sets out his own natural arguments for the existence of God. They are less austerely abstract than Anselm s, for they take account of certain facts the world and are not exclusively logical in character. However the facts appealed to are mostly very general, such as the existence of the world and of change within it, so that the emphasis is still very much on the exercise of reason. 133 Polkinghorne hat die Fünf Wege weiter positiv rezipiert, weil sie zwei bedeutende Themen, das kosmologische Thema und das Thema des Design, haben und nicht zwingend sind. The Five Ways are variations on two grand themes of argument for God s existence, namely the cosmological theme (the fact of the world requires exist rather than nothing?) and the theme of design (the pattern and process of the world exhibits a fruitfulness which speaks of purpose rather than blind chance). In terms of intellectual compulsion the Five Ways are no more coercive than the ontological argument. 134 Daher können wir nach Polkinghorne durch die zwei Themen der fünf Wege die Welt und das Universum tiefer verstehen. Thus conceived, the aim of natural theology is not demonstration of the divine beyond a peradventure, but rather an understanding of the 131 P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des Christlichen Denkens, a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S

66 world through and, at the most profound level of explanation. The themes of cosmology and design are not proofs but insights. 135 Auf dieser Ebene hat er behauptet, dass die Natürliche Theologie und die Gottesbeweise Thomas neu bewertet werden müssen: In common with many others, I have wished to revalue the classical proofs of God s existence as suggestive insights rather than logically coercive demonstrations. They are part of those consilient converging lines of probable reasoning which constitute a case for theism. 136 In diesem Zusammenhang wünscht Polkinghorne, die Fünf Wege des Hochmittelalters heutzutage wieder zu beleben, um in der durch die atheistische Weltanschauung beherrschten Welt den Menschen die theistischen Einsichten neu anzubieten. Zumindest den vierten Weg hält er für heute wieder aktuell. Die Welt ist laut Polkinghorne voll von Wert. Das legt nahe, dass es eine oberste Quelle dieser Werte gibt, deren Natur sich in allem, was am Leben erhalten wird, spiegelt. Ich stelle damit eine Form des axiologischen Gottesbeweis zur Diskussion, eine Version des vierten Weges des Thomas von Aquin für das 21. Jahrhundert: Deshalb muss etwas existieren, dass für alles, was ist, der Grund seines Seins, seiner Güte und Vollkommenheit ist und diesen nennen wir Gott. 137 Die Metaphysik Thomas als Grundrahmen für die Theologie Polkinghornes In dem vorhergehenden Abschnitt haben wir die Behauptung Polkinghornes behandelt, dass der Gottesbeweis der Fünf Wege wieder aufgewertet und im naturwissenschaftlichen Zeitalter auch angewandt werden kann. Aber er hat meiner Meinung nach nicht nur die Fünf Wege in seiner Theologie benutzt. Ich denke daran, dass im gesamten Bereich seiner Theologie die Spuren der thomistischen Theologie gefunden werden können. Mit anderen Worten glaube ich, dass Polkinghorne seine wichtigen theologischen Themen auf Basis der Theologie Thomas aufgestellt hat. Dann könnte man behaupten, dass die theologische Metaphysik Thomas ein Grundrahmen für die Theologie Polkinghornes ist. Die Klärung dieser Beziehung zwischen der Theologie Thomas und der Theologie Polkinghornes ist meine Hauptaufgabe in dieser Dissertation. 135 J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S J.Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

67 Kapitel 2. Theologische Methode Polkinghorne hat das Ziel seiner Theologie wie folgt verdeutlicht: Der zentrale Inhalt des Glaubens an Gott ist für mich, dass hinter der Geschichte des Universums ein bestimmter Plan und eine bestimmte Absicht stehen, und dass der eine, dessen verborgene Gegenwart sich darin ausdrückt, unserer Anbetung würdig und der Grund unserer Hoffnung ist. 138 Was bedeuten ein bestimmter Plan und eine bestimmte Absicht? Mit anderen Worten bedeutet diese Rede, dass er sich bemühen will, Zeichen und Werke Gottes hinter der Geschichte des Universums zu finden. Um sein Ziel zu erreichen, wendet er verschiedene Methoden an. Vor allem ist die Konsonanz seine grundsätzliche Methode. Außerdem werden von ihm verschiedene andere Methoden benutzt, um an sein Ziel zu gelangen Konsonanz Wenn man die Geschichte des Christentums betrachtet, kann man wahrnehmen, dass seit den Kirchenvätern die systematische Theologie immer schon in Auseinandersetzung mit der Philosophie formuliert worden ist. Ohne eine gründliche Kenntnis der Philosophie, kann man daher weder die christliche Lehre verstehen, wie sie geschichtlich Gestalt gewonnen hat, noch auch zu einem eigenen, begründeten Urteil über den Wahrheitsanspruch der christlichen Lehren in der Gegenwart gelangen. 139 Wenn man sich über die Geschichte des Verhältnisses von Theologie und Philosophie in systematischer Absicht orientieren möchte, kann es nach W. Pannenberg nützlich sein, 138 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, a. a. O., S Vgl., W. Pannenberg, Theologie und Philosophie, a. a. O., S

68 einige vorläufige Ü berlegungen darüber anzustellen, welche Formen das Verhältnis beider überhaupt annehmen kann. Pannenberg hat folgende vier Formen des Verhältnisses von Theologie und Philosophie in der Geschichte geteilt: Man hat das Verhältnis von Philosophie und Theologie (a) als Gegensatz gedacht, und man hat beide andererseits (b) zu identifizieren versucht. Man hat ferner (c) die Theologie der Philosophie der Theologie übergeordnet oder umgekehrt (d) die Philosophie der Theologie. 140 Diese Formen des Verhältnisses der beiden in der Geschichte bedeuten, dass die beiden eine enge Beziehung zueinander haben, ob sie positiv ist oder nicht. Während die Philosophie Platons Einfluss auf die Theologie Augustins hatte, beeinflusste die Philosophie Aristoteles die Theologie im Mittelalter. Vor allem hat Thomas von Aquin stark Theologie und Philosophie miteinander verbunden, um eine philosophische Theologie aufzubauen. Im 17. und 18. Jahrhundert konnten die beiden Disziplinen durch die Philosophien Kants und Hegels aktiv miteinander in Wechselwirkung treten. Aber nach Hegel begann sich die Situation zu verändern. Jetzt, gegen Hegel, wurde die Ersetzung Gottes durch den Menschen zum Programm, namentlich bei Feuerbach, Stirner, Marx und Nietzsche. Hegels System war, wenn man von der im Vergleich dazu etwas schwächlichen Anstrengung des späten Schelling absieht, der letzte großangelegte Versuch der Philosophie, das öffentliche Bewusstsein der Kultur auf Gott, statt auf den Menschen zu begründen, und zwar nicht zuletzt um der wahren Freiheit des Menschen willen. 141 Im 20. Jahrhundert wurde das Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie unter dem Einfluss des Materialismus und der Sprachanalytischen Philosophie wieder distanzierter als zuvor. Heutzutage ist ein berühmter Ausspruch von Ludwig Wittgenstein ein wichtiges Schlagwort in der Philosophie. Er hat gesagt: Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. 142 Diese Rede bedeutet für ihn, dass die metaphysischen Argumente, die als erste Philosophie in der philosophischen Tradition dargestellt worden sind, verweigert werden müssen. Daher sind die theologischen Argumente auch natürlich in der philosophischen Argumentation abzulehnen. Der atheistische Materialismus beherrschte große Teile der Welt und des menschlichen 140 Ebd. 141 W. Pannenberg, Theologie und Philosophie, a. a. O., S Ludwig Wittgenstein, Tractatus logico-philosophicus, Wittgenstein. Schriften 1, Frankfurt am Main 1969, S

69 Denkens im 20. Jahrhundert. Wegen dieser zwei Gründe ist der Dialog zwischen Theologie und Philosophie verschwunden, und es gibt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kein Interesse diesbezüglich. In dieser Situation könnte die christliche Theologie meiner Meinung nach mit einer Krise konfrontiert werden, denn dies könnte zu einer Isolierung des theologischen Sprachspiels führen. Doch die Theologie konnte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in einem unerwarteten Gebiet einem neuen Dialogpartner finden, die Naturwissenschaft. Nach der Kopenhagener Deutung versuchten einige Physiker mit Philosophen oder Theologen in Dialog zu treten, um die Antworten auf verschiedene metaphysische Probleme der Physik zu finden. Insbesondere waren einige Naturwissenschaftler an der Natürlichen Theologie interessiert. Today it is the scientists, rather than the theologians, who seem to be concerned with the exploration of natural theology. Paul Davies 143 went so far as to write: It may seem bizarre, but in my opinion science offers a surer path to God than religion There is more to the world than meets the eye. 144 Während das Verhältnis zwischen Theologie und Naturwissenschaft zuvor nur als Konflikt oder Abhängigkeit dargestellt wurde, war man danach in der Lage, an neue Modelle des Verhältnisses zu denken. In dieser Situation hat Polkinghorne ein neues Modell vorgeschlagen: Konsonanz Definition der Konsonanz Wenn man wünscht, die Theologie Polkinghornes exakt zu verstehen, muss man die Bedeutung der Konsonanz auffassen, weil sie einer der wichtigsten Begriffe seiner Theologie ist. Konsonanz ist ursprünglich ein Begriff der Musik: the sympathetic vibrations of sound waves of different frequencies related as the rations of small whole numbers. 145 Durch diese musische Darstellung kann man den Sinn der Konsonanz genau erfassen. Auf einer Seite bedeutet different frequency für Polkinghorne, dass die 143 He is an English physicist, writer and broadcaster, currently a professor at Arizona State University as well as the Director of BEYOND: Center for Fundamental Concepts in Science. 144 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S The New Grove Dictionary of Music and Musicians, Band 4, London 1980, S

70 Identitäten der Theologie und Naturwissenschaft jeweils festgestellt werden. Auf anderer Seite bedeutet the sympathetic vibration nach ihm, dass man beide harmonisieren muss, um eine Möglichkeit zu finden, wie verschiedene physische und theologische Probleme gelöst werden können und bessere Erklärungen der Welt auszusprechen. Naturwissenschaft und Theologie behalten die ihnen gebührende Autonomie auf ihren anerkannten Gebieten. Die Aussagen, die sie machen, müssen aber dort, wo sich ihre Interessen überlagern, angemessen miteinander vermittelt werden können. Mit anderen Worten: die Antworten auf die Fragen Wie? und Warum? müssen ohne künstliche Verbiegung zusammenpassen. So wäre es schwierig, die Vorstellung eines langen, geduldigen Prozesses der biologischen Evolution mit der theologischen Behauptung, dass Gott gewöhnlich plötzlich und mit ungeahnter Macht handelt, zu harmonisieren. 146 In diesem Zusammenhang muss man nach Polkinghorne die Konsonanz von der Assimilation unterscheiden. Einige Theologen, wie z. B. Teilhard de Chardin, Barbour und die Prozesstheologie, versuchten, Theologie und Naturwissenschaft eng miteinander zu verbinden. Aber Polkinghorne denkt daran, dass sie meistens assimilatorische Tendenzen haben, die er ablehnt. Er hat von der Assimilation wie folgt gesagt: Eine Möglichkeit lässt sich mit dem Begriff >Assimilation< bezeichnen. Ich verstehe darunter den Versuch, beide Disziplinen so eng und leicht verständlich wie möglich konzeptionell miteinander zu verbinden, ohne dabei eine Disziplin völlig in der anderen aufgehen zu lassen. 147 Deshalb können Missverständnisse zwischen der theologischen und der naturwissenschaftlichen Begriffsverwendung entstehen. Ursprünglich wurde der Begriff Konsonanz von Ernan McMullin im Jahr 1981 vorgestellt. Der Begriff wurde zuerst nicht für die Erklärung des Verhältnisses zwischen Theologie und Naturwissenschaft benutzt. His (E. McMullin) concern was the search for a coherence of world-view to which all forms of human knowing can contribute. The consonance that characterizes such a world view does not require or even expect direct support. Instead it would involve mutual contributions in a relation that is tentative and 146 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

71 open to constant slight shift. 148 Robert John Russell 149 hat als erster Konsonanz als einen Ausdruck für den Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft benutzt 150. Meiner Meinung nach ist der Ausdruck danach von Polkinghorne akzeptiert worden Grund der Konsonanz: Verwandtschaften zwischen Theologie und Naturwissenschaft Im vorhergehenden Kapitel ist das Verständnis Polkinghornes des Wesens der Theologie und Naturwissenschaft dargestellt worden. In dieser Darstellung hat er betont, dass die Theologie eine rationale Wissenschaft ist wie die Naturwissenschaft. Und die Naturwissenschaft hat für ihn viele Ä hnlichkeiten zur Theologie, weil in der naturwissenschaftlichen Forschung die personale Kenntnis und Urteil (intellectual bootstrap) nicht übersehen werden können und die Gegenstände der Naturwissenschaft, vor allem in der Quanten- und Chaostheorie, undurchsichtig und unbeständig sind wie die Theologie. Mit anderen Worten, Polkinghorne hat die Gemeinsamkeiten als Verwandtschaft zwischen Theologie und Naturwissenschaft beschrieben. Theology and science differ greatly in the nature of the subject of their concern. Yet each is attempting to understand aspects of the way the world is. There are, therefore, important points of >kinship< between the two disciplines. 151 a) Verisimilitude (Wahrheitsnähe) Verwandtschaft des Gegenstands Laplace, ein berühmter Vertreter der klassischen Naturwissenschaft, formulierte explizit den Determinismus, der implizit in der Sicht der Wirklichkeit als bewegter Materie steckt. Die Gesetze der Mechanik, die, wie man glaubte, die Bewegung aller Gegenstände vom kleinsten Teilchen bis zum größten Planeten bestimmten, gestatteten im Prinzip Vorhersagen über das Verhalten jedes beliebigen Teilchens anhand der Kräfte, die auf es 148 Robert John Russell, Ian Barbour s Methodological Breakthrough: Creating the Bridge between Science and Theology, In: Fifty Years in Science and Religion: Ian Barbour and his Legency, Berkerly 2000, S Er ist der Gründer und Direktor des Center for Theology and the Natural Sciences, und Professor in Residence für Theologie und Naturwissenschaft an der Graduate Theological Union, Berkely, CA, USA. 150 Vgl. Anm J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

72 wirken. Deshalb sind die Gegenstände der naturwissenschaftlichen Forschungen für ihn immer klar und eindeutig. 152 Aber nach der Kopenhagener Deutung hat man wahrgenommen, dass die kleinsten Teilchen, Quarks, Elektronen und Gluonen, nicht genau gemessen werden können und daher nur durch Wahrscheinlichkeit bezeichnet werden können. Das bedeutet, dass die naturwissenschaftlichen Gegenstände nebulös und unklar scheinen. Deshalb kann man nach Polkinghorne in den naturwissenschaftlichen Gegenständen Ä hnlichkeiten zu theologischen Gegenständen, wie z. B. gläubige Erfahrungen und heiliges Sein usw., finden, d. h. sie haben beide eine Verwandtschaft, obwohl man auf der anderen Seite die Differenz der beiden ebenfalls annehmen muss. Theology differs from science in many respects, because of its very different subject matter, a personal God who cannot be put to the test in the way that impersonal physical world can be subject to experimental enquiry. Yet science and theology have this in common, that each can be, and should be, defended as being investigations of what is, the search for increasing verisimilitude in our understanding of reality. 153 b) Eigenschaften des Gegenstands Wenn man die Werke Polkinghornes liest, kann man viele Ausdrücke seiner erstaunlichen Eindrücke über die physische Welt finden. Bei der Forschung als Physiker konnte er die Schönheiten und Phänomene der physischen Welt bewundern. Die erstaunlichen Eindrücke beruhen natürlich auf den Eigenschaften der Natur und des Universums. Er hat vorgeschlagen, dass die naturwissenschaftliche Sicht der Welt, die wir zurzeit haben, durch zehn Eigenschaften charakterisiert wird: Elusive: Yet it is certainly a reality of a more subtle kind than corresponding to naïve objectivity. Intelligible: Mathematics is the abstract key which turns the lock of the physical universe. Problematic: If you thought that scientists always knew what were up to you may have been surprised by this variety of conflicting interpretations on offer concerning a subject as basic as quantum theory, and in its consequences as well 152 Vgl., Ian G. Barbour, Wissenschaft und Glaube, a.a.o., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

73 established. Surprising: The world is full of surprises and our powers of intellectual prevision are pretty myopic. Chance and Necessity: Without chance there would be no change and development; without necessity there would be no preservation and selection. They are the yin and yang of evolution. Big: There is an interesting scientific insight into the size of the universe which links it directly with our presence within it. Tightly-knit: Insights like these that we have been discussing seem to indicate that a world capable of producing system of the complexity and fruitfulness of conscious beings has to be tightly-knit in its structure. Futility: What began with the big bang will end with the big crunch. The universe returns to its singular melting pot. Complete: The success of science in unraveling the workings of the physical world is the great cultural achievement of our century. The story it has to tell to be taken with the utmost seriousness. Incomplete: Science trawls experience with a coarse-grained net. 154 Diese Eigenschaften der Welt, die durch die naturwissenschaftlichen Methoden wahrgenommen werden können, sind nach Polkinghorne nicht so sehr anders als die Eigenschaften der Welt, die durch religiöse Erfahrungen wahrgenommen werden können. Wenn man durch religiöse Augen die Welt ansieht, kann man auch die Schönheit, Verständlichkeit und Ü berraschung usw. wahrnehmen. Polkinghorne denkt daran, dass die Eigenschaften der Welt als naturwissenschaftlicher Gegenstand wie als religiöse Erfahrungen viele Gemeinsamkeiten haben. Deshalb haben sie eine Verwandtschaft. Und die Verwandtschaft ist ein wichtiger Grund für die Konsonanz zwischen der Theologie und der Naturwissenschaft. In diesem Zusammenhang stimmt er mit der folgenden Meinung Einsteins überein: In every true searcher of nature there is a kind of religious reverence; for he finds it impossible to imagine that he is first to have thought out the exceedingly delicate threads that connect his perceptions. The aspect of knowledge which has not yet 154 Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

74 been laid bare gives the investigator a feeling akin to that of a child who seeks to grasp the masterly way in which elders manipulate things. 155 Verwandtschaft im Aufstellungsprozess der Theorien Die naturwissenschaftlichen Theorien können nicht plötzlich innerhalb kurzer Zeit entwickelt werden, sondern benötigen einen langen Zeitraum. Vom Newtonschen Gravitationsgesetz zur Kopenhagener Deutung dauerte es rund 300 Jahre. In diesem Zeitraum sind viele naturwissenschaftliche Theorien entstanden, und viele von ihnen sind grundsätzlich revidiert worden. Deshalb hat Polkinghorne oftmals gesagt, dass die Physik- Doktoranden der letzten Zeit mehr Informationen über das Universum haben als Isaak Newton. Das bedeutet, dass die naturwissenschaftlichen Theorien in einem radikalen Revisionsprozess aufzustellen sind. Jedoch haben die Entwicklungs- und Revisionsprozesse der naturwissenschaftlichen Theorien eine Verwandtschaft mit dem Entwicklungsprozess der Dogmatik oder der Theologie. Sowohl die Theologien als auch die naturwissenschaftlichen Theorien können durch verschiedene Prozesse aufgestellt werden. Indem Polkinghorne die Entwicklungsprozesse der Quantentheorie und der Christologie einander vergleicht, hat er die Verwandtschaft in der Entwicklung der beiden wie folgt zusammengefasst: 156 (1) Momente radikaler Revision Naturwissenschaft: Der Ü bergang vom Verständnis Maxwells der Natur des Lichts zu dem Einsteins mit seiner konsequenten Wahrnehmung des Welle- Teilchen Dualismus Theologie: Der Ü bergang vom Dilemma zwischen einem gekreuzigten Menschen und Messias zum Bekenntnis vom gekreuzigten Messias. (2) Zeiten der Verwirrung Naturwissenschaft: Alte und neue Ideen stehen in unversöhnlicher Spannung nebeneinander. (Quantentheorie zwischen 1900 und 1925) Theologie: Unversöhnliche Spannung durch die Frage danach, wie sich die Herrschaft Gottes und die Herrschaft Christi zueinander verhalten. 155 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

75 (3) Momente einer neuen Synthese und eines neuen Verstehens Naturwissenschaft: Eine Theorie erweist sich als in der Lage, die verschiedenen Aspekte der beobachteten Phänomene vollständig in einer Theorie erklären zu können (Die Entdeckung der modernen Quantentheorie). Theologie: Aufstellung der Trinitätslehre durch Beratungen des Konzils in Nicäa und Konstantinopel und der Christologie durch Beratungen des Konzils in Chalcedon. (4) Ein kontinuierliches Ringen mit den ungelösten Problemen Naturwissenschaft: Das Problem der Störung des beobachteten Systems durch den Beobachter in der neuen Quantentheorie. Theologie: Das ständige Ringen um Verständnis des Verhältnisses zwischen Menschheit und Gottheit Christi. Kenosis?, eine funktionale Christologie?, usw. (5) Die Erkenntnis, dass neue Theorie weitreichende Implikationen hat. Naturwissenschaft: Antimaterie, Nichtlokalität der Quanten. Theologie: die christliche Antwort auf das Problem des Bösen und des Leidens durch die Erkenntnis, dass der christliche Gott der gekreuzigte Gott ist. (Moltmann) Methodische Verwandtschaft Wenn man die Werke Polkinghornes liest, kann man mehrfach entdecken, dass die naturwissenschaftlichen und theologischen Methoden miteinander verglichen werden. Z. B. hat er im Zusammenhang der Erklärung der biblischen Interpretation wie folgt dargestellt: Wie Experiment und Theorie unauflöslich miteinander verknüpft sind (Naturwissenschaft), so sind auch die biblischen Darstellungen interpretierte Darstellungen, welche die innere Bedeutung der israelitischen Geschichte verdeutlichen und die christliche Behauptung erhärten wollen, dass Gott im Jesus Christus die Menschheit angenommen und ihr Leiden bis hin zum Tod am Kreuz auf sich genommen hat, um sie zu lösen (Theologie). 157 Und in einem anderen Zusammenhang hat er folgendes geschrieben: Was immer das Wesen der immanenten Trinität sein mag, es ist auf alle Fälle relational. 157 J.Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

76 Die modernen Naturwissenschaften bemühen ebenfalls relationale Konzepte zur Beschreibung der natürlichen Welt. 158 Polkinghorne will durch diesen Darstellungsstil verdeutlichen, dass die Theologie und die Naturwissenschaft eine methodische Verwandtschaft haben. Das Ziel des Darstellungsstils liegt meiner Meinung nach darin, dass die Tatsache, dass die Theologie und ihre Methoden rational sind wie die Naturwissenschaft, unmittelbar untermauert wird und sich dadurch die Möglichkeit der Konsonanz der beiden ergibt Vermittler für Konsonanz: Metaphysik Obwohl die Theologie und die Naturwissenschaft in mehrerlei Hinsicht eine Verwandtschaft aufweisen, können sie nicht direkt in Wechselwirkung treten. Der Grund liegt darin, dass Naturwissenschaftler natürliche oder verarbeitete Dinge unmittelbar erforschen, während Theologen durch abstraktes Denken über theologische Themen spekulieren. Darüber hat sich Polkinghorne folgendermaßen geäußert: Naturwissenschaft ist eine Aktivität erster Ordnung, die intellektuelle Reflexion hervorbringt, die von unserer Erfahrung der physikalischen Welt getragen wird. Zwar impliziert auch die Theologie eine solche Aktivität erster Ordnung die Reflexion religiöser Erfahrung, aber im wesentlichen hat sie es mit wissenschaftlichen Arbeitsformen zweiter Ordnung zu tun. So etwa, wenn sie versucht, die Ergebnisse von Untersuchungen erster Ordnung in eine einzige vereinheitlichte Metaphysik zu integrieren. Entsprechend arbeitet die Theologie, wenn sie ihre Einsichten und die Naturwissenschaften in eine konsonante Beziehung zu stellen versucht. Die beiden Disziplinen sind deshalb nicht in einer symmetrischen Weise miteinander verbunden. 159 Deshalb muss es natürlich einen Vermittler geben, der die Theologie und die Naturwissenschaft miteinander vermitteln kann. Polkinghorne glaubt, dass dieser Vermittler die Metaphysik ist. Aber er hat nicht direkt gesagt, dass der Vermittler die Metaphysik sei. Trotzdem kann man im inhaltlichen und logischen Zusammenhang diese Tatsache feststellen. 158 J.Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

77 Vor allem hat die Theologie zweifellos eine starke metaphysische Färbung. Die Metaphysik wird allgemein wie folgt definiert: Metaphysics, most generally, the philosophical investigation of the nature, constitution, and structure of reality. It is broader in scope than science, e.g., physics and even cosmology (the science of the nature, structure, and origin of the universe as a whole), since one of its traditional concerns is the existence of non-physical entities, e.g. God. 160 Wie im Wörterbuch definiert wird, ist eine wichtige Aufgabe der Metaphysik eine Untersuchung darüber, ob Gott existiert. Deshalb hatte die Theologie schon immer eine enge Beziehung zur Metaphysik. In diesem Zusammenhang kann man folgende Frage stellen: In welchem Verhältnis steht die Naturwissenschaft zur Theologie? Polkinghorne hat auf diese Frage folgendes geantwortet: Es gibt keinen logisch notwendigen Weg von der Epistemologie zur Ontologie, von dem, was wir über Entitäten wissen, hin zu dem, was sie tatsächlich sind. Aber wir müssen, wenn wir nicht annehmen wollen, dass wir in einem Kantischen Nebel verloren sind d.h. verdammt zu einer tastenden Begegnung mit den Phänomena (dem, was erscheint), weil wir keinen Zugang zu Noumena (der Realität) haben davon ausgehen, dass zwischen Epistemologie und Ontologie ein Zusammenhang besteht. Wie man diesen Zusammenhang erfassen kann, sollte eine der zentrale Fragen der Philosophie und vielleicht die entschiedenste Frage der Wissenschaftstheorie sein. Sie kann allein durch einen Akt metaphysischer Entscheidung gelöst werden. 161 Seit langer Zeit ist eine der wichtigsten Aufgaben der Philosophie, dass eine Brücke gefunden wird, die Epistemologie und die Ontologie miteinander zu verbinden. Und die ontologischen Gründe der Theologie und Physik Polkinghornes sind die Quanten- und Chaostheorie. Aber wie dargestellt 162 kann man in der Quanten- und Chaostheorie nur durch Wahrscheinlichkeit die Gegenstände wahrnehmen und darstellen. Deshalb ist in den Theorien eine metaphysische Vermutung notwendig, und für Polkinghorne ist die Brücke zwischen der quanten- und chaostheoretischen Ontologie und Epistemologie die Metaphysik. 160 The Cambridge Dictionary of Philosophy, Second Edition, New York 1999, S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. Kapitel 2, Quantentheorie und Chaostheorie. 80

78 Dieser Ansicht entsprechend hat er über die metaphysischen Einsichten für Quantenund Chaostheorie jeweils wie folgt erklärt: Die Entdeckung der Quantentheorie hat unsere Möglichkeiten, uns das Wesen des physikalischen Prozess vorzustellen, erweitert. Diese Verbesserung hat auch Einfluss auf das metaphysische Denken. 163 Und die chaostheoretische Verbindung von offensichtlich deterministischen Gleichungen und offensichtlich unvorhersagbarem Verhalten hat verschiedene metaphysische Interpretationen hervorgerufen. 164 Dass die Metaphysik eine wichtige Rolle in der Interpretation der Naturwissenschaften spielt, ist nicht nur die private Meinung Polkinghornes, sondern heutzutage die vorherrschende Meinung, mit der viele Naturwissenschaftler und Philosophen übereinstimmen. Willam Seager 165 hat über die Metaphysik in der heutigen Naturwissenschaften wie folgt geschrieben: Metaphysical principles have been put forth with one eye always on the empirical world which they are thought to underlie, and these principles have of course stemmed from human minds steeped in a certain view of the empirical world. Over the centuries, science has emerged out of pure speculation, and it seamlessly meshes with metaphysics in the task of presenting a coherent and comprehensive picture of the whole world. The development of science provides new data for the metaphysicians and new outlooks on the world which can lead to the revision of metaphysical principles. This is, roughly, the picture of Leibniz: a realist appreciation of science seen as the product of both metaphysical principle and empirical research Hindernisse der Konsonanz Die Anwendung eines Vermittlers für die Konsonanz bedeutet, dass es die Schwierigkeit einer direkten Verknüpfung zwischen Theologie und Naturwissenschaft gibt. Wie Polkinghorne selbst sagte, sind die beiden Disziplinen nicht auf einer symmetrischen 163 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S Er ist ein Professor der Philosophie am Scanborough College der University of Thoronto. 166 Willam Seager, Metaphysics, Role in Science, in: A Companion to The Philosophy of Science, Oxford 2001, S

79 Weise miteinander zu verbinden. Vor allem sind die beiden historisch lange Zeit auf anderen Wegen gewandelt und haben jeweils mit anderen Ansichten die Welt und die Menschen beobachtet. Deshalb hat die Theologie viele Elemente, die Naturwissenschaftler ablehnen können. Umgekehrt hat die Naturwissenschaft auch viele Theorien, die Theologen nicht akzeptieren können. Daher hat Polkinghorne nicht die Darstellung der Hindernisse vergessen, die für die Konsonanz von Theologie und Naturwissenschaft überwunden werden müssen. Und es gibt für ihn sowohl theologische Hindernisse als auch naturwissenschaftliche Hindernisse. Ferner ist es wichtig, dass die Hindernisse einerseits Schwerpunkte für Konsonanz sind, andererseits die wichtigsten Themen in der Theologie Polkinghornes. Werden die Hindernisse überwunden, sind Wege zur Konsonanz zu finden. Deshalb kann man deutliche Ansätze für die wichtigsten theologischen Themen Polkinghornes in den Darstellungen der Hindernisse erkennen. Theologische Hindernisse a) Ursprung (1) Schöpfung und Urknall: In letzter Zeit wollen die meisten Naturwissenschaftler den Ursprung des Universums mit der Theorie des Urknalls erklären. Das widerspricht für viele einer Schöpfung Gottes. Man kann dieses Problem wahrscheinlich als ein entscheidendes Hindernis für die Konsonanz von Theologie und Naturwissenschaften denken. Aber die Ansprüche, dass das Universum aus dem Urknall entstand, und dass Gott die Welt schaffte, stehen für Polkinghorne eindeutig nicht in einem direkten Konflikt, weil sie Behauptungen in jeweils unterschiedlichen Kategorien sind. 167 Einige Theologen und Wissenschaftler versuchen, Gott als Ursache für den Urknall zu verstehen. Aber die Theologie hat immer behauptet, dass Gott nicht eine Ursache unter verschiedenen Ursachen oder ein Gegenstand unter vielen Gegenständen ist, d.h. Gott darf ihnen zufolge nicht als für oder gegen das physische Gesetz stehend verstanden werden, sondern als ein Garant des Gesetzes. Die Rolle Gottes ist, die Welt im Wesen zu unterstützen. Ferner ist dieses Argument von der Ursache des Universums für 167 Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

80 Polkinghorne sinnlos, weil die Naturwissenschaft sich auf die Frage Wie? bezieht und die Theologie auf die Frage Warum?. Aber Polkinghorne hat eine erste Möglichkeit für eine naturwissenschaftliche Erklärung der Schöpfung ex nihilo im sogenannten Quantum Mechanical Vacuum gefunden. In der Quantentheorie ist das Vakuum nicht das Nichts, sondern a humming hive activity. There (im Vakuum) are no permanent particles present but there are continual fluctuations in which particles transiently appear and disappear. 168 Daher kann man nach Polkinghorne durch die Theorie die folgende Tatsache vermuten: The idea is clever. It has all sorts of physical difficulties and it is by no means clear that it is correct and could work. However let us generously assume that this is how our world came to be. There are two comments to make. One is that only by an extreme abuse of language can a quantum mechanical vacuum be called nothing. Its nature is specified by the number of different quantum fields which are started to be present (even if each is in its lowest energy state) and the laws of physics which they obey. In its fluctuating nature it is more like a plenum than a vacuum. The second comment is that, while such an idea might well eliminate a deistic God whose only role had been to light the blue touch paper of the big bang and then retire, it in no way threatens the Creator of Christian theology. His sustaining role is inviolate. The laws of physics obeyed by the quantum fields, which have to be assumed before one can begin at all to talk scientifically about the process, are expressions of his will and purpose. He is the ground of physical process, not a participant in it. 169 Diese Idee ist ein Ansatz des Begriffes Aktive Information, der eines der Hauptthemen der Theologie Polkinghornes ist, d. h. wenn ein Hindernis auf dem Weg zur Konsonanz überwunden wird, ist ein neuer guter Weg geöffnet. Ich werde diesen Begriff später in Kapitel 4 ausführlich darstellen. (2) Zufall und Notwendigkeit: Ein anderer Grund für einen möglichen Konflikt zwischen Theologie und Naturwissenschaft ist die Rolle des Zufalls als Quelle des Neuen in der Evolution des Lebens. Theologen behaupten, dass es ein zweckhaftes Werk Gottes in 168 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 83

81 der Welt gibt. Aber viele Wissenschaftler stellen verschiedene Fragen nach dem zweckhaften Werk Gottes, weil das, was in der Geschichte und auch im Lauf der Evolution entsteht, nicht im Voraus vorhersehbar ist. Es gibt viele Zufälle in der Geschichte und im Prozess der Evolution. Deshalb kann man fragen: Why has God chosen to hide his hand under the appearance of randomness? Dieses Problem kann gemäß Polkinghorne durch einige Ideen der Chaostheorie und Quantentheorie gelöst werden: A world capable of sustaining freedom and order requires an equilibrium between these rigidifying and dissolving tendencies. The actual balance between chance and necessity, contingency and potentiality, which we perceive seems to me to be consistent with the will of a patient and subtle Creator, content to achieve his purposes through the unfolding of process and accepting thereby a measure of the vulnerability and precariousness which always characterize the gift of freedom by love. 170 Diese Idee ist auch ein wichtiger Ansatz des theologischen Themas Polkinghornes. (3) Selbst-Bewusstsein: Wir akzeptieren, dass unsere Herkunft eine dauernde Kette über die Vorhominiden zurück zum einfacheren Leben und schließlich zu den auftauchenden Wiederholungs-Molekülen in der Aminosäure-Suppe der frühen Erde einschließt. Aber durch die dauernde Kette ist das Entstehen des Selbst-Bewusstseins nicht zu erläutern. Self-consciousness is a mysterious property of humankind. We all experience it even if we do not understand its origin. If the organization of matter can reach such a stage that it gives rise to the capacity to attain knowledge of itself, there is no particular difficulty in supposing it also capable of attaining knowledge of God. 171 Diese Idee ist eine Quelle des Begriffs des Anthropischen Prinzips. Ich werde dies ebenfalls in Kapitel 4 darstellen. b) Wechselwirkung Gottes mit der Welt Gläubige beten zu Gott. Durch das Gebet können sie in Person die überzeugende und unterstützende Anwesenheit Gottes erfahren. Wenn Gläubige religiöse Erfahrungen 170 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

82 behaupten, könnten Naturwissenschaftler danach fragen: Kann man nur auf psychologischer Ebene vermuten, dass Gott in der Welt ist? Kann man nicht erkennen, dass Gott mit der physischen Welt in Wechselwirkung steht? Diese Frage der Naturwissenschaftler ist auch ein Hindernis der Konsonanz, weil nicht in allen Theologien diese Wechselwirkung zwischen Gott und Welt auf naturwissenschaftlicher Ebene beschrieben wird. Trotzdem denkt Polkinghorne daran, dass man durch folgende drei Wege auf diese Frage antworten kann: (1) Es gibt eine Möglichkeit der Gotteserkenntnis in der Unschärfe der Quantenwelt, die die Quantentheorie an den subatomaren Wurzeln der Welt erzeugt. Will not God s power to act as the cause of uncaused quantum events (always cleverly representing the statistical regularities which are reflections of his faithfulness) give him the chance to play a manipulative role in a scientifically regular world? Admittedly these events are microscopic occurrences but they can act as triggers of macroscopic consequence (as when a nuclear decay kills Schrödinger s cat). 172 (2) Es gibt eine andere Möglichkeit der Gotteserkenntnis, und zwar in Analogie zur Wechselwirkung zwischen Geist und Körper. Obwohl man die Wechselwirkung zwischen menschlichem Geist und Körper noch nicht eindeutig erklären kann, ist die Wechselwirkung zwischen Gott und der physischen Welt für Polkinghorne möglicherweise analog zu der des Geistes und Körpers zu vermuten. 173 (3) Es gibt eine letzte Möglichkeit der Gotteserkenntnis, nämlich in der eschatologischen Perspektive. The third possible way in which God might influence the world is that of direct intervention, the specific exercise of his will to achieve a particular end. 174 Diese Idee ist ein wichtiger Ansatz eines theologischen Themas Polkinghornes, das teleologische Handeln Gottes. Ich werde darauf später zurückkommen. c) Wunder und Auferstehung 172 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 85

83 Auf dem Weg zur Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft bestehen für Polkinghorne weitere Hindernisse in der Theologie; dies sind die Vorstellung von Wundern und der Gedanke der Auferstehung. In naturwissenschaftlicher Perspektive sind sie schwer zu akzeptieren. Polkinghorne glaubt als ein Physiker nicht an ein wörtliches Verständnis der Wunder der Bibel. I do not believe that the sun stood still for Joshua when Israel fought the Amorites, though if a historical reminiscence lies behind this story it perhaps refers to an eclipse coinciding with the day of battle, in itself a remarkable piece of synchronicity. 175 Polkinghorne hat also anstelle einer wörtlichen Interpretation der Wunder in der Bibel ihre symbolische Interpretation vorgeschlagen. Außerdem gibt es ein theologisches Problem mit den Wundern: The question is not How can they happen?, but Why do they not happen more often?. 176 Gott lässt den Dingen viel zu oft ihren katastrophalen Verlauf. Wenn er in Form von Wundern intervenieren sollte, tut er es doch sehr spärlich. Wenn man von einer interventionistischen Wundervorstellung ausgeht, hat man ein weiteres Problem. Such a view, if true, would destroy the credibility of the God of steadfast love proclaimed by Christian theology. In deed intervention is not a word that one can property use of such a God. Whatever his relation to his world it must surely be faithful not capricious, regular rather than intermittent. 177 In diesem Zusammenhang kann auch die Auferstehung Christi interpretiert werden. Für ihn ist sie auch naturwissenschaftlich denkbar. On this view, as in the Fourth Gospel miracles are seen, not as celestial conjuring tricks, but signs, insights into a deeper rationality than normally perceptible by us. Christians believe that the resurrection of Jesus was out of the way of common experience by way of being an anticipation of what is to be the experience of all men. 178 Unvorhersehbare Ereignisse sind in den Naturwissenschaften nicht ungewöhnlich, und ihre generellen Aussagen können über Sonderfälle wie die 175 Vgl. J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 177 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

84 Auferstehung nichts aussagen. Science is not in a position to contradict these special cases on the basis of its generalized investigations. 179 Deshalb können Theologie und Naturwissenschaft die Hindernisse gemäß Polkinghorne überwinden, wenn auf theologischer Ebene Wunder neu interpretiert werden. Naturwissenschaftliche Hindernisse Auf dem Weg zur Konsonanz von Theologie und Naturwissenschaft stehen nicht nur theologische Hindernisse. Während die irrationalen Elemente in der Bibel theologische Hindernisse sind, ist der radikale Rationalismus, d. h. der radikale Reduktionismus, ein naturwissenschaftliches Hindernis. Radikale Reduktionisten betonen, dass alle Phänomene in der Welt durch physikalische Mechaniken erklärt werden können. The through-going reductionist offers us an answer: Ultimately all is physics. Everything else is nothing but an epiphenomenal ripple on the surface of a physical substrate, just as waves generated by the wind in a field of corn are nothing but the motions of many ears of wheat. 180 Aber der Reduktionismus ist nach Polkinghorne nicht plausibel: Is a Rembrandt self-portrait nothing but a correction of specks of paint? A Shakespearean sonnet nothing but a pattern of ink marks on a sheet of paper? 181 Trotzdem stimmen viele Naturwissenschaftler mit dem Reduktionismus überein. Wenn dieses naturwissenschaftliche Hindernis überwunden wird, können die Theologen und Naturwissenschaftler auf einen Weg zur Konsonanz gelangen. Dies werde ich später ausführlich darstellen Gegenseitige Beiträge durch Konsonanz. Wie vorher dargestellt, ist das Ziel der Theologie Polkinghornes die Erklärung, dass hinter der Geschichte des Universums ein bestimmter Plan und eine bestimmte Absicht stehen. Um an das Ziel zu gelangen, benutzt er eine grundsätzliche Methode, die 179 Ebd. 180 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 87

85 Konsonanz. Aber ich glaube, dass es noch ein Ziel gibt, das durch die Konsonanz erlangt werden kann. Das Ziel ist, dass durch die Konsonanz die Schwachpunkte und mangelhaften Teile der Theologie und Naturwissenschaft jeweils ergänzt werden. Auf der einen Seite kann die Naturwissenschaft nach Polkinghorne in die Falle des Szientismus geraten. Science, because of its self-defining limitation to a restricted class of generalizable, largely impersonal, occurrences (a restriction itself the very enabler of science s success) is in no position to endorse or deny the claims of religion. To suppose the contrary would be to fall into the error of scientism. 182 Auf der anderen Seite kann Theologie von der Welt und der Wirklichkeit isoliert werden, wenn sie sich nur mit gläubigen Erfahrungen und Phänomenen beschäftigt. Deshalb ist Polkinghorne einer Meinung mit Einstein, und er betont weiter, dass die Theologie und Naturwissenschaft einander ergänzen müssen: We have come to the end of our discussion. In its course, science and theology have encountered each other in a way that seems, to me at least, to be characterized by fruitful interaction rather than mutual fiction. Einstein once said, Religion without science is blind. Science without religion is lame. His instinct that they need each other was right, though I would not describe their separate shortcomings in quite the terms he chose. Rather I would say, Religion without science is confined; it fails to be completely open to reality. Science without religion is incomplete; its fails to attain the deepest possible understanding. 183 In diesem Zusammenhang kann man fragen, was das konkret bedeutet. Polkinghorne antwortet auf diese Frage. Was die Theologie für die Naturwissenschaft tun kann, ist, Antworten auf jene Meta-Fragen zur Verfügung zu stellen, die aus der Wissenschaft entstehen, aber die im Charakter nicht selbst wissenschaftlich sind. The role of theology as providing the ultimate quenching of the thirst for an understanding through and through is one which has been particularly stressed in the tradition stemming from Thomas Aquinas. A twentieth-century Thomist thinker, Bernard Lonergan, wrote of God as the unrestricted act of understanding, the eternal rapture glimpsed in every Archimedean cry of Eureka J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S. 74f. 183 J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S

86 Und was die Naturwissenschaft für die Theologie umgekehrt tun kann, ist, dass die Welt nicht durch mythische Methode, sondern durch physische Methode wirklich erklärt wird. In so doing it imposes conditions of consonance which the broader considerations of theology must respect. The doctrine of creation has to respond to the fact that the history of the universe is one of simplicity evolving into complexity over billions of years, rather than the spring-in-to-being of a ready-made world a few thousand years ago. That will surely encourage thought of a Creator who is patient and subtle in his operation. The need for consonance with the findings of science can be a healthy corrective for theology, whose persistent temptation is to indulge in ungrounded speculation Theologie und Philosophie des Thomas von Aquin Ü bersetzung und Kommentar zu Aristoteles Thomas von Aquin gehört zu den bedeutendsten Kirchenlehrern und ist seiner Wirkungsgeschichte nach ein Hauptvertreter der Philosophie des hohen Mittelalters, d. h. der Scholastik. Auf der einen Seite beeinflusst seine Theologie stark die theologischen Argumente und Dogmatik, vor allem im Katholischen, auf der anderen Seite trat die Philosophie durch seine philosophischen Werke an einen wichtigen Wendepunkt. Besonders seine Kommentare zu Aristoteles werden in der Philosophie noch heute als bedeutsam angesehen. Anthony Kenny 186 hat gesagt: Seine Kommentare sind durchweg klarsichtig, intelligent und von großer Einfühlungsgabe. Allein schon der Metaphysik- Kommentar, der eine halbe Million Wörter umfasst, verdient es, als philosophischer Klassiker betrachtet zu werden. Ferner hat ein englischer Historiker, David Knowles, die Kommentare Thomas zu Aristoteles und sein übriges Studium der Philosophie des Aristoteles im 12. Jahrhundert eine philosophische Revolution genannt. The English historian David Knowles has justifiedly spoken of it as the Philosophical Revolution of the thirteenth century. Until that time medieval thought had been oriented mainly toward 185 Ebd. 186 Herr Anthony John Patrick Kenny (geboren am 16. März 1931 in Liverpool) ist ein englischer Philosoph, dessen Interessen in der Philosophie der Meinung, alten und scholastischen Philosophie, der Philosophie von Wittgenstein und der Philosophie der Religion liegen. 89

87 Augustine, Boethius, and Pseudo-Dionysius the Areopagite, who were all strongly influenced by Platonism. In Aristotelianism it was now furnished with a comprehensive, often technical philosophy, in which human beings and other things in the physical world were understood not in terms of their participation in ideal Forms but on the basis of their own inner principles or natures. 187 In dieser Hinsicht stellt sich natürlich eine Frage: warum hat Thomas die philosophischen Werke des Aristoteles so eifrig studiert? Die Naturphilosophie und die Metaphysik des Aristoteles galten vielen Theologen damals als ein ungeheurer Angriff auf das christliche Denken. Der Grund liegt darin, dass man durch die Naturphilosophie versuchte, den Ursprung des Universums nicht in der Schöpfung Gottes, sondern in dem Natur-Selbst oder in dem Universum zu finden. Das ist für das Christentum sektiererisch und ferner ein Götzenbild. Deshalb wurde das Lesen der Werke des Aristoteles an einigen Universitäten im Hochmittelalter verboten. Aber je stärker das Lesen verboten wurde, desto weiter verbreitete sich das Interesse an den Werken des Aristoteles. In dieser Situation begann Thomas sich für die Werke Aristoteles zu interessieren. Daher hat er die Werke auch als sektiererisch verstanden. This is the more remarkable because such work did not belong to his proper academic duty: he was never a master in the arts faculty. Yet he apparently recognized in the reception of Aristotle a tremendous challenge to Christian thought and therefore considered it worth the effort to analyze Aristotelian philosophy thoroughly. Aquinas wrote no fewer than twelve commentaries, a number of which remained uncompleted at his early death in Neue Annahme der Philosophie Aristoteles Obgleich Aquinas die philosophischen Werke Aristoteles durch und durch analysierte und kommentierte, dachte er wahrscheinlich, dass die Philosophie Aristoteles für die Theologie attraktiv sein könnte. Danach stützen sich die theologischen Argumente Aquinas zu einem großen Teil auf Lehren von Aristoteles. Aquinas s intense engagement 187 Jan A. Aertsen, Aquinas s Philosophy in is historical setting, in: The Cambridge Companion to Aquinas, hg. von Norman Kretzmann und Eleonore Stump, New York 1993, S Jan A. Aertsen, Aquinas s Philosophy in is historical setting, a. a. O., S

88 with Aristotle s thought profoundly influenced his own. He adopts essential insights from Aristotle, as is especially evident in his theory of knowledge. 189 Aber Thomas akzeptierte nach Leo J. Elders nicht einfach unkritisch die Philosophie Aristoteles, sondern interpretierte sie neu. Obgleich Thomas die Texte des Aristoteles genau und eindringlich kommentiert, setzt er doch eigene, originelle Akzente, die eine Erweiterung, Transposition und teilweise auch eine Korrektur der Aristotelischen Auffassung darstellen. Als erstes muss betont werden, dass sich auch bei Thomas von Aquin die Metaphysik nicht ausschließlich mit einer immateriellen, übersinnlichen Welt beschäftigt, die hinter und außerhalb der Sinneswelt läge, sondern mit dem Seienden. 190 Und bei der neuen Interpretation der Metaphysik Aristoteles musste Thomas vor allem Gegenstände der Metaphysik verändern, weil es sich bei der physischen Welt, die von Gott geschaffen wurde, um einen Gegenstand der Metaphysik handeln musste. Thomas korrigiert mit Nachdruck die Behauptung des Aristoteles, dass die erste Philosophie (die Theologie) allein die immateriellen Dinge zum Gegenstand habe. Er unterstreicht nachdrücklich, dass der Gegenstandbereich (subiectum) der Metaphysik, d. h. die Wirklichkeit, die diese Wissenschaft sucht, das Seiende ist, mithin auch das materielle Seiende in seiner vollen Tiefe, seiner wahren Natur und seinem letzten Grund entdecken können. 191 Mit anderen Worten, die Metaphysik des Thomas ist eine Untersuchung des Seienden und seiner Ursache, die auf dem ersten Blick gesehen kompliziert scheinen mag, aber deren Einsichten und Argumente in der Erkenntnis des ens commune zusammenlaufen, dem zusammengesetzten Seienden, das am Sein Gottes, welches aus und durch sich ist, teilnimmt. 192 Ferner hat Kretzmann eine Tatsache wie folgt kurz zusammengefasst, nämlich dass Thomas die Philosophie annahm und sie in seine Theologie integrierte seine Motivation ist theologisch, sein Verlauf ist philosophisch. His active academic career was as a member of the Faculty of Theology; his biggest, most characteristic works seem to be 189 Ebd. 190 Leo J. Elders, Die Metaphysik des Thomas von Aquin in historischer Perspektive. Aus dem Niederländischen übersetzt von Klaus Hedwig. Salzburg 1985, Teil 1, S Leo J. Elders, Die Metaphysik des Thomas von Aquin in historischer Perspektive, a. a. O., S Vgl. Leo J. Elders, Die Metaphysik des Thomas von Aquin in historischer Perspektive, a. a. O., S

89 altogether theological in their motivation; and he was officially designated a Doctor of the Church. But the modern philosophical reader should understand that although Aquinas s motivation may be most readily described as theological, what he produced in acting on that motivation is thoroughly, interestingly philosophical. 193 Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie Bisher haben wir nur über die Annahme der Philosophie Aristoteles in der Theologie Thomas gesprochen. Obwohl die Philosophie Aristoteles eine zentrale Rolle im philosophischen Teil der Theologie Thomas spielt, akzeptierte Thomas nach Etiene Gilson grundsätzlich verschiedene Philosophien und integrierte sie in seine Theologie. It is quite impossible to get a really adequate notion of the philosophy of St. Thomas from his commentaries on Aristotle alone. Christian Doctor that he was, St. Thomas looked everywhere for material to achieve his task. He drew on Aristotle, on Dionysius, on the Liber de Causis, on Boethius, on St. Augutine, on Avicenna, on Averroes, for all he could utilize in the elaboration of his work, but he had to transform almost all that he was borrowing in order to organize it into an integral theology. Indeed, we can take it as a general rule that those aspects of Thomistic philosophy have been the more profoundly elaborated which concern more directly Thomistic theology. The theology of St. Thomas is a philosopher s theology; his philosophy is a theologian s. 194 Durch die letzte Aussage The theology of St. Thomas is a philosopher s theology; his philosophy is a theologian s kann man die enge Beziehung zwischen Theologie und Philosophie im Denken Thomas erkennen. Deshalb ist es tatsächlich unmöglich, dass die Beziehung konkret erläutert wird. Trotzdem hat Jan A. Aertsen versucht, die Verhältnisse zwischen Theologie und Philosophie in den Werken Thomas als drei Prinzipien zu erklären, obwohl sie nicht ganz deutlich sind. Und diese Prinzipien entsprechen den drei Gruppen seiner Werke: A) seinen theologischen Werken, B) seinen philosophischen Werken, und C) seinen Abhandlungen, die mit den Meinungsverschiedenheiten zwischen der Theologie und Philosophie verbunden sind (his treatises related to the controversies between the theology and the arts faculties). 193 Norman Kretzmann und Eleonore Stump, The Cambridge Companion to Aquinas, a. a. O., S Etienne Gilson, The Christian Philosophy of ST. Thomas Aquinas, London 1961, S

90 Das erste Prinzip ist die Harmonie zwischen Philosophie, die durch das Licht der natürlichen Vernunft geführt wird, und der Theologie, die durch das Licht des Glaubens geführt wird. If, however, in the writings of the philosophers one finds anything contrary to faith, it is not philosophy, but rather an abuse of philosophy stemming from a defect of reason. A good example of this claim is Aquinas s reaction to the doctrine of the unicity of the intellect. His intention in De unitate intelluctus is to show that this doctrine contradicts of the faculties is in principle impossible because a double truth is impossible. 195 Das zweite Prinzip ist, dass Glauben natürliche Erkenntnis voraussetzt, wie Gnade Natur voraussetzt (ST, 1a. 2.2, ad I). Natural knowledge is first and fundamental, because the gifts of grace are added to nature. Philosophy is not to be reduced to theology, it has its own work to do. Driven by the natural desire to know, it seeks the causes of what is seen and critically discusses the achievements of earlier thinkers. It is in this spirit that Aquinas writes De ente et essentia and comments on Aristotle. 196 Das dritte Prinzip ist, dass Gnade nicht Natur zerstört, sondern sie vervollkommnet (ST, 1a. 2.2, I.8, ad 2). Faith is the perfection of natural knowledge. Aquinas advances this principle in order to explain why theology, the science that is based on the articles of faith, make use of human reason and the authority of philosophers. In his theological works he assigns philosophy an important place in the rational account of the truth of the faith. 197 Abschließend kann man sagen, dass Thomas eifrig versuchte, mit dem wichtigen Denken in der Welt, vor allem der Philosophie, in Dialog zu treten und sie in seine Theologie zu integrieren. Dadurch konnte er verhindern, dass sich die Theologie von der Welt isoliert und den Inhalt seiner Theologie bereichern Zusammenfassung Ansatz der Konsonanz: Harmonie zwischen Theologie und Metaphysik im Denken Thomas 195 Jan A. Aertsen, Aquinas s Philosophy in is historical setting, a. a. O., S Jan A. Aertsen, Aquinas s Philosophy in is historical setting, a. a. O., S Ebd. 93

91 Polkinghorne betont die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft, um zu erkennen, dass hinter der Geschichte des Universums ein bestimmter Plan und eine bestimmte Absicht stehen, und dass der eine, dessen verborgene Gegenwart sich darin ausdrückt, unserer Anbetung würdig und der Grund unserer Hoffnung ist. Mit anderen Worten, wünscht er, Wirken und Werke Gottes in der Welt dadurch deutlicher wahrzunehmen. Und er hofft auch, dass durch Konsonanz die Grenzen der Theologie und Naturwissenschaft überwunden werden können und die Schwachpunkte der beiden wechselseitig ergänzt werden können. Zur Erläuterung der Grundlagen für die Konsonanz betont er die Verwandtschaft zwischen Theologie und Naturwissenschaft. Wie oben dargestellt wurde, haben die beiden nach Polkinghorne viele Gemeinsamkeiten der Methoden, Gegenstände und im Theorieansatz. Aber trotz der Verwandtschaft der beiden kann Polkinghorne die Theologie und die Naturwissenschaft nicht direkt verbinden. Er denkt daran, dass ein Vermittler zwischen beide treten muss, d. h. die Metaphysik. Ferner muss er eine theistische Metaphysik in der christlichen Tradition finden. Er glaubt m.e. daran, dass eine theistische Metaphysik dafür in der Theologie Thomas gefunden werden kann, weil die Metaphysik und die ontologischen Vorstellungen aus der Quanten- und Chaosmechanik nach ihm viele Ä hnlichkeiten haben. Allerdings hat Polkinghorne nicht direkt davon gesprochen. Aber wenn man an seine verschiedenen Reden denkt, kann man meiner Meinung nach feststellen, dass er viele Teile der Metaphysik Thomas akzeptiert, z. B.: I do not believe that metaphysical thinking has yet fully absorbed these developments or come to terms with the fact that localised individuality is no longer an unproblematic concept. Here is an opportunity for important further developments in ontological thinking, which we may hope will be grasped in the course of the twenty-first century. It is striking that so methodologically reductionist a subject as physics has pointed us in this relational and holistic direction. This tendency is surely reinforced by chaos theory discovery that at the macroscopic level of physical process there are many systems that are of such exquisite sensitivity to the details of their circumstance that they cannot properly be isolated from the effects of their environment J. Polkinghorne, Science and Trinity, the Christian encounter with reality, Yale University S

92 What was repudiated was not a debt to the past, but enthrallment to it. No one least of all a scientist can start intellectual history from scratch. Even Sir Isaac Newton had to say that if he had seen further it was because he had stood on the shoulders of giants. Whatever our intellectual discipline may be, we are heirs to its tradition, and though our generation may transform the understanding it inherits, it will do so on the basis of correcting the past rather than denying it. 199 Natural theology, the search for God revealed in the works of his creation, has a long history. It played an important part in Thomas Aquinas theological scheme. Not surprisingly it appealed to the Christian founding fathers of modern physical science. Galileo asserted: Nor is God less excellently revealed in Nature s actions than in the sacred statements of the Bible. Whilst Newton, in the general Scholium to the Principia, was bold enough to claim that to discourse of God does belong to Natural Philosophy. 200 Außerdem kann man, wenn man das Verhältnis zwischen Theologie und Philosophie im Denken Thomas betrachtet, meiner Meinung nach erkennen, dass der Ansatz eines Begriffs der >Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenshaft< darin gefunden werden kann. Ferner spielt die Metaphysik eine ähnliche Rolle wie die moderne Naturwissenschaft in der Antike und im Mittelalter. William Seager hat die Rolle der Metaphysik in der Antike und im Mittelalter ähnlich der heutigen Naturwissenschaft definiert. Traditionally, Metaphysics is regarded as the study of what lies behind world of appearance perhaps constitutes that world, but is itself the only true reality. Obviously, a great many people would regard science, or at least the more basic science such as physics, chemistry, and perhaps astronomy, as fitting this description. 201 In Bezug auf diese Meinung kann man daran denken, dass Thomas die Konsonanz oder Assimilation zwischen Theologie und der damaligen Naturwissenschaft, d. h. der Metaphysik, ebenso versuchte, wie Polkinghorne die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft. Ferner, wenn man die Meinung Aertsens beachtet, die das Verhältnis zwischen Theologie und der Philosophie Thomas in drei Prinzipien zu erklären versucht, haben die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft nach Polkinghorne und 199 J. Polkinghorne, A Faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne. One World, a. a. O., S William Seager, Metaphysics, Role in Science. a. a. O., S

93 die Harmonie zwischen Theologie und Metaphysik viele Gemeinsamkeiten. Vor allem ist das erste Prinzip des Verhältnisses zwischen Theologie und Philosophie nach Aertsen, dass es eine Harmonie gibt zwischen einer Philosophie, die durch das Licht der natürlichen Vernunft geführt wird, und einer Theologie, die durch das Licht des Glaubens geführt wird. Die Bedeutung der Harmonie ist nichts anderes als die Bedeutung der Konsonanz Polkinghornes. Deshalb glaube ich, dass der Ansatz der Konsonanz Polkinghornes im Begriff der Harmonie zwischen Theologie und Metaphysik entdeckt werden kann. Außerdem, wenn man die beiden historischen Prozesse vergleicht, die die Naturwissenschaft und die Metaphysik jeweils durchlaufen haben, sind die beiden Situationen ähnlich, d. h. man kann viele Ä hnlichkeiten mit der Geschichte der Naturwissenschaften finden, wenn man den Prozess betrachtet, wie die Naturphilosophie und Metaphysik Aristoteles von Thomas angenommen wurden. Als die Kopernikanische Theorie veröffentlicht wurde, betrachteten Theologen und Priester sie als sektiererisch, wie sie gleiches im Mittelalter von der Metaphysik Aristoteles dachten. Danach konnte diese naturwissenschaftliche Vorstellung langsam von den Menschen angenommen werden. Ian Barbour hat den Prozess dieser Annahme wie folgt erklärt: Kopernikus stellte die These auf, dass die Erde um die Sonne und nicht die Sonne um die Erde kreist. Nicht nur diese Lehre widersprach offensichtlich den traditionellen religiösen Vorstellungen. Die Naturwissenschaft beeinflusste jedoch auch ihrerseits, obgleich nur indirekt, das religiöse Denken, indem sie philosophische Annahmen in Fragen stellte. Das gilt insbesondere für die Epistemologie (Wissenschaft von Forschungsmethoden und Wissenstheorien) sowie die Metaphysik (Untersuchung der allgemeinsten Wesensmerkmale der Wirklichkeit, vgl. die Definition häufig verwendeter Fachbegriffe im Glossar). 202 Deshalb kann man sagen, dass im 12. Jahrhundert die Metaphysik Aristoteles ohne die Naturwissenschaft angenommen wurde, während im 17. Jahrhundert die Metaphysik durch die Naturwissenschaft akzeptiert wurde. Aber obwohl die Metaphysik durch die Naturwissenschaft von den säkularisierten Menschen ausreichend angenommen wurde, traf dies auf die religiösen Menschen, vor allem die konservativen Christen, noch nicht zu. Ferner kann Polkinghorne wahrscheinlich eine Möglichkeit finden, dass die Naturwissenschaft neu entwickelt wird, wie die Metaphysik Aristoteles in der Theologie 202 Ian G. Barbour, Wissenshaft und Glauben, a. a. O., S

94 Thomas neu interpretiert wurde, weil die unterschiedlichen Grenzen der Naturwissenschaft, besonders der Physik, gefunden werden. Aus diesem Grund kann man vermuten, dass im Prozess der Annahme der Metaphysik Aristoteles und der Theologiesierung im Denken Thomas Polkinghorne eine ideale Form seiner theologischen Begriffe und Pläne finden konnte. 97

95 2.2. Kritischer Realismus Im 11.Jahrhundert äußerte Anselm von Canterbury seinen theologischen Standpunkt im viel zitierten Satz: fides quaerens intellectum. Dieser Satz ist für Polkinghorne epigrammatischer Ausdruck des kritischen Realismus. 203 Die Realität wird uns bekannt gemacht, wenn wir den Einsichten vertrauen, die sich uns erschließen. Wir brauchen nicht Descartes Angst zu teilen, wir würden von einem böswilligen Dämon in die Irre geführt. Denn die Welt ist die Schöpfung des Gottes der Wahrheit, der will, dass unsere Vernunft sowohl zur göttlichen Natur als auch zu den Wundern der Welt, die Gott am Leben erhält, Zugang hat. Sowohl der Naturwissenschaftler als auch der Theologe arbeiten mit Glauben, mit einem realistischen Vertrauen in die rationale Verläßlichkeit der Deutungen unserer Erfahrungen. 204 In dieser Hinsicht äußert Polkinghorne selbst deutlich, dass sein theologischer Standpunk der kritische Realismus ist. Deshalb bin ich ein kritischer Realist. 205 Seit den 60er Jahren ist der kritische Realismus eine Mehrheitsposition im Anglo- Amerikanischen Dialog zwischen Religion und Naturwissenschaft. Der kritische Realismus ist von Ian Barbour eingeführt und von Arthur Peacocke und John Polkinghorne weiter entwickelt worden. Niels Henrik Gregersen hat den Grundstandpunkt des kritischen Realismus wie folgt dargestellt: 1) Basic ideas are as follows. First we have the realist thesis: scientists presuppose that the world existed well before we its human interpreters came into being. Similarly ordinary believers think that God s Being is prior to themselves and independent of human recognition. Therefore it is natural to regard both science and religion as making cognitive claims about reality. Committed to realism scientists and believers are co-discoverers of the world, albeit investigating reality from different angels Vgl., J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Ebd. 205 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S N. H. Gregersen, Critical Realism and Other Realisms, In: Fifty Years in Science and Religion: Ian Barbour and his Legacy, a. a. O., S

96 2) Das kritisch beschützt die Realisten gegenüber naiven Repräsentationisten, die glauben, dass unsere Vorstellungen einfach die Realität widerspiegeln. Naturwissenschaft und Theologie sind für sie nur Aktivitäten, die sich in den epistemischen Gemeinschaften ereignen, die durch Metaphern, Modelle und Paradigmen gestaltet werden. Aber Critical Realism can present itself as the balanced view between a naive realism and a purely constructionist view of knowledge. Critical Realism only articulates the working assumptions of a majority of practicing scientist and believers. For just as scientists believe that atoms are real, though beyond picturability, so religious people believe that God is real, even though nobody has ever seen God. (1 John 4:16) Moreover, theories about atoms and God can be challenged by data and experience, and are thus open to revision and improvement; in this sense both science and theology can be said to approximate reality. 207 Der Standpunkt Polkinghornes unterscheidet sich nicht von der Definition von Gregersen. Die hier gebotene Darstellung der Naturwissenschaften und ihrer Errungenschaften bezeichnet man als Kritischen Realismus. Die Position ist realistisch, insofern sie behauptet, dass wir ein immer wahrheitsgemäßeres Wissen um das Wesen der physikalischen Welt erlangen. Sie ist aber zugleich kritisch, insofern sie daran festhält, dass dieses Wissen nicht durch einfache Beobachtung dessen, was geschieht, gewonnen wird, sondern durch eine subtile und kreative Verbindung von Interpretation und Experiment. 208 Um ein besseres Verstehen zu gewährleisten, wird der kritische Realismus in beiden Bestandteilen des Begriffs untersucht, was Realismus bedeutet und was Kritisch Realismus Was ist der Realismus? Was ist Realismus? Im Oxford Dictionary of Philosophy wird der Realismus wie folgt definiert: Primarily directions, not positions. To assert that something is somehow mindindependent is to move in the realist direction; to deny it is to move in the opposite 207 Ebd. 208 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

97 direction. 209 In der Geschichte des menschlichen Denkens und der Philosophie gibt es sehr verschiedene Richtungen des Realismus. Deshalb wird der Realismus als Direktion im Oxford Dictionary bezeichnet. Aber es ist hier wichtig, dass der mittelalterliche Realismus erklärt wird, weil er m.e. der realistischen Position Polkinghornes entspricht. In der scholastischen Philosophie des Mittelalters 210 war der Realismus Ausdruck für eine Theorie, die gegen Nominalismus und Konzeptualismus stand. In einer realistischen Analyse ist der Satz Schnee ist weiß. wahr, nur wenn die Substanz des Schnees die Eigenschaft des Weißseins hat, d.h. die Existenz der Weißseins ist abhängig von unserem Denken und unserer Sprache. Im Unterschied zu der Substanz sind Eigenschaften prädikativ. Realismus Polkinghornes Polkinghorne stellt als Physiker grundsätzlich folgende Frage: To claim that understanding is the true goal of science and the nature of its actual achievement is not of itself to have reached the realist position I wish to defend. We have to ask the further question of where this understanding comes from. Is it imposed by us or is it dictated by the nature of the world with which we interact? 211 Woher kommt die Quelle unseres Verstehens? Obwohl die Naturwissenschaftler die physische Welt erforschen und sie manipulieren, müssen sie auch überlegen, woher unser naturwissenschaftliches Verständnis kommt, um das Wesen der Welt zu erreichen. Darüber hinaus müssen die Naturwissenschaftler nach dem Wesen der physischen Welt gemäß Polkinghorne zur richtigen Richtung der naturwissenschaftlichen Entwicklung fragen. Und es ist für ihn notwendig, dass die Naturwissenschaftler mit der realistischen Position übereinstimmen. Wie die meisten Naturwissenschaftler glaube ich, dass der wissenschaftliche Fortschritt sich nicht nur unserer Fähigkeit verdankt, die physikalische Welt zu manipulieren, sondern auch und gerade unserer Kapazität, Wissen über ihre tatsächliche Natur zu erlangen. Mit einem Wort, ich bin ein Realist The Oxford Companion to Philosophy, a. a. O., S Es gab einen berühmten Streit zwischen Realismus und Nominalismus, den Universalien Streit. Ich werde später mehr dazu ausführen. 211 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

98 Darüber hinaus können die Naturwissenschaftler nach Polkinghorne einige religiöse Erfahrungen gewinnen und sogar der Existenz eines Schöpfers begegnen, wenn sie die physische Welt erforschen und die neuen naturwissenschaftlichen Wahrheiten entdecken. Ich glaube, dass Dirac und Einstein, als sie ihre großen Entdeckungen machten, an einer Begegnung mit dem Göttlichen partizipierten. Im populärwissenschaftlichen Diskurs ist es gängig geworden, die Idee zu beschwören, den Plan Gottes zu lesen Obwohl Gottes Plan reicher ist als alles, was die Physik jemals wird erschließen können, so ist die Formulierung doch nicht irreleitend. Denn ich glaube, dass die rationale Schönheit des Kosmos tatsächlich den Plan dessen spiegelt, der die Welt am Leben erhält. Die unbegründbare Effektivität der Mathematik (Eugene Wigner) im Erschließen der Strukturen der physikalischen Welt ist ein Hinweis auf die Gegenwart des Schöpfers, den er uns, die er nach seinem Ebenbild geschaffen hat, schenkt. 213 Angriff gegen den Realismus Ein berühmter Vertreter, der gegen den Realismus steht, ist Immanuel Kant. 214 Das Verständnis für die Gegenstände wird von uns nach Kant gezwungen. Insbesondere betont Kant die Kopernikanische Revolution (Wende). Kants kopernikanische Revolution besagt, dass die Gegenstände der objektiven Erkenntnis nicht von selbst erscheinen, sondern vom (transzendentalen) Subjekt zur Erscheinung gebracht werden müssen. Sie sind daher nicht länger als Dinge, die an sich bestehen, sondern als Erscheinungen anzusprechen. Weil sich die Grundlage der Objektivität verändert und die Gegenstandstheorie, die Ontologie, von einer Theorie des Subjekts abhängt, kann es keine autonome Ontologie mehr geben. Dasselbe gilt für die Erkenntnistheorie. 215 Deshalb behauptet er, dass Raum und Zeit eine notwendige mentale Konstruktion sind, die wir dem Fluss der Erfahrungen überstülpen, um ihm überhaupt Herr zu werden. Wenn dieser kantische Idealismus das menschliche Denken 213 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S In letzter Zeit gibt es viel seine Anhänger, z.b. Arthur Eddington, ein Amerikanischer Physiker Henny Margenau, usw. 215 Otfried Höffe, Immanuel Kant, München 2007, S

99 beherrscht, wird die Wirklichkeit mit der Veränderung der menschlichen Erkenntnismethode immer unbeständig sein. 216 Der Realismus ist auch von anderen Philosophen und Denkern abgelehnt worden. Im 19.Jahrhundert waren Vertreter einer Skepsis angesichts des Realismus Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud. Nietzsche sprach von Wahrheit als Illusion, und Freud schlug in seinen Werken der menschlichen Psychologie vor, dass die wirkliche Motivation für unseren Glauben oftmals hinter unbewusster Tiefe heimlich liegt. Ferner hat die als Postmodernismus kategorisierte radikale Bewegung in der letzten Zeit vorgeschlagen, dass wir uns statt der Wahrheit mit einem Portefeuille der die personale und soziale Perspektiven äußernden Meinungen zufriedengeben müssen. Im Postmodernismus können alle Perspektiven und Meinungen gleiche Authentizität behaupten, weil niemand durch eine Außen-Realität eingeschränkt wird, die unabhängig erreicht werden kann. 217 Auch die Naturwissenschaften sind davon nicht frei: Science has not been exempt from this assault on the possibility of rationally conclusive discourse. Its findings are held simply to be the products of the communities that propose them; its theorisings are supposed to be more about the exercise of power than about the attainment of veracity. For the extreme postmodernist, there are not really quarks and gluons as the constituents of matter, but the idea of them is a construct of the invisible college of physicists, who have simply colluded in seeing the world in a quarklike way. 218 Gründe für den Realismus Trotz dieser schwierigen Situation behauptet Polkinghorne die Authentizität des Realismus. Die Gründe für den Realismus im Zeitalter der Naturwissenschaft werden von ihm wie folgt dargestellt. A. Argumente von der Substanz her Polkinghorne geht von den Argumenten über diese Substanz in seinem ersten populärwissenschaftlichen Werk The Particle Play aus, in dem ein Übergang von 216 Vgl., J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, Exploring Reality, The Intertwining of Science and Religion, New Haven and London 2005, S J. Polkinghorne, Exploring Reality, a. a. O., S

100 physikalischen hin zu geisteswissenschaftlichen Fragenstellungen zu erkennen ist. Vor allem diskutiert Polkinghorne im Werk über die Argumente der Substanz in der alten-griechischen Philosophie. Die griechischen Philosophen fragten danach, ob die mannigfaltige Verschiedenheit der Objekte in der physikalischen Welt aus einigen wenigen einfachen Grundelementen oder aus nur einem einzigen Urstoff gebildet wurde. Während die Philosophen, wie Anaximenes, behaupten, dass die Welt aus einer einzigen universalen Substanz hervorgebracht worden sei, gibt es nach anderen griechischen Philosophen verschiedene Grundsubstanzen. Die differenzierten Arten der Materie resultieren aus den wechselnden Arten, die der jeweiligen Materieart zugrundeliegen. 219 Seit 150 Jahren jedoch haben die Naturwissenschaftler nicht durch die metaphysischen Methoden, sondern durch die physischen und chemischen Methoden die Grundsubstanzen der physischen Welt erforscht. Folglich konnten sie verschiedene Moleküle entdecken und die Strukturen des Atoms erkennen. Ausgehend von der Entdeckung des Protons im Jahr 1931 sind einige Grundsubstanzen gefunden worden: Photonen, Elektronen und Quarks. Durch diese Entdeckungen erkannte man, dass die physische Welt nicht von einer Vielzahl an Grundsubstanzen, sondern nur von einigen Substanzen gebildet wird. Dazu erläutert Polkinghorne wie folgt: Of course we have had from time to time to revise our opinions about the nature of the basic constituents, but this point of view is the one which has dominated the study of the fundamental structure of matter over the last 150 years. The answer must be economic to be intellectually appealing. A plethora of fundamental objects is unsatisfying. 220 Insbesondere kann man durch die Mathematik die Tatsache erkennen, dass die Welt von sehr wenigen Grundsubstanzen gebildet wird. Die erkennbare Welt ist für Polkinghorne von einer klaren Ordnung geprägt und setzt sich aus nur einem Grundstoff zusammen. Der Mathematik gelingt es, diese Ordnung sichtbar zu machen. 221 Er bemerkt: However, it is interesting that such notions of economy and elegance, especially when expressed in mathematical form, have frequently proved valuable guides to a better understanding of the physical world. It is a recognized technique in elementary particle physics to seek theories 219 Vgl. Astrid Dinter, Von Glauben eines Physikers, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Particle Play, An account of the ultimate constituents of matter, Oxford\San Francisco 1979, S Vgl. Astrid Dinter, Von Glauben eines Physikers, a. a. O., S

101 which are compact and mathematically beautiful, in the expectation that they will then prove to be the ones realized in nature. 222 Außerdem ist die Lehre des λογοj in Joh.1:9 gemäß Polkinghorne ein wichtiger logischer Grund für den Realismus. The Logos doctrine also speaks of the Word as enlightening everyone (Joh. 1:9), an insight that can be appealed to for theological endorsement of the concept of critical realism. 223 Die Lehre des λογοj entstammt einer Theorie der Stoiker. > λογοj < bedeutet Wort, aber auch den Sinn, der in einem Wort enthalten ist, nämlich die rationale Struktur, die ein Wort ausdrückt. Deshalb kann λογοj auch die universale ratio, das Gesetz der Wirklichkeit, bedeuten. Für die Stoiker war der λογοj das Gesetz, nach dem sich alles Seiende bewegt. Und für ihn war der λογοj die göttliche Macht, die in allem Seienden gegenwärtig ist. Die Theologie des alten Christentums nahm die Lehre vom λογοj auf und stellte sie in verschiedenen Bedeutungen dar. 224 Deshalb ist das Ziel der Naturwissenschaft, ein wichtiges Mittel der menschlichen Erkenntnis, für Polkinghorne deutlich: The natural convincing explanating of success of science is that it is gaining a tightening grasp of an actual reality. The true goal of scientific endeavour is understanding of the structure of the physical world, an understanding which is never complete but ever capable of further improvement. The terms of that understanding are dictated by the way things are. That is the realist position. It certainly corresponds to the way scientist themselves see their activity and are encouraged to persevere with it. 225 B. Weitere Gründe für den Realismus Polkinghorne macht sehr deutlich, warum er den realistischen Standpunkt unterstützt. Er nennt folgende drei Gründe: (1) In der Naturwissenschaft kann der Realismus sich gegen die Angriffe wehren, weil die Charaktere, die durch die Natur exakt ausgestellt werden, unseren intellektuellen Wahrnehmungen ganz genau entsprechen. Far from its behaving like epistemological clay in our pattern-seeking hands, capable of being moulded into any 222 J. Polkinghorne, The Particle Play, a. a. O., S J. Polkinghorne, Quantum Physics and Theology, An Unexpected kinship, London 2007, S Vgl., P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

102 pleasing shape that takes the fancy, the physical world frequently proves highly surprising, resisting our expectations and forcing us to extend, in unanticipated ways, the range of our intellectual understanding. 226 (2) Die Naturwissenschaftler sind in der Lage den Realismus gegen den Angriffe zu schützen, weil durch Forschung und Beobachtung die unerwartete und überraschende Eigenschaft der physischen Welt erfahren werden. There is an authenticity about science s discoveries of explanatory insight that is deeply persuasive that the scientists are onto something, gaining knowledge that comes from an external reality and which can not be conceived as being simply an internally spun fable. Albert Einstein used often to express his awe at the order of nature, saying that he felt a mere child in the presence of the elders when confronted by such intellectual beauty. 227 (3) Durch die Fruchtbarkeit der naturwissenschaftlichen Erfahrungen kann man feststellen, dass der Reduktionismus falsch ist, der den Realismus in der Naturwissenschaft am stärksten angreift. Dies ist darin gründet, dass die verschiedenen Dimensionen der Welt erkannt werden. The many-leveled character of human encounter with the world resists all attempts to reduce it to a narrow account. 228 Zum Beispiel kann das Leben der Menschen durch die physiko- biologische Umwelt allein nicht erklärt werden. Das Leben muss auch durch die Erkenntnis der moralischen und geistlichen Bereiche erläutert werden Kritisch Als Polkinghorne seinen Standpunkt des kritischen Realismus zum ersten Mal beschreibt, erklärte er Realismus und kritisch jeweils getrennt. Er vertritt die Meinung, dass der Standpunkt zugleich kritisch sei, insofern er daran festhält, dass das Wissen nicht durch eine einfache Beobachtung dessen, was geschieht, sondern durch eine subtile und kreative Verbindung von Interpretation und Experiment gewonnen werde. Deshalb sagt er wie folgt: If realism is to prove defensible it has to be a critical, rather than a naïve, 226 J. Polkinghorne, Exploring Reality, a. a. O., S J. Polkinghorne, Exploring Reality, a. a. O., S Ebd. 105

103 realism. 229 Was bedeutet dieser Standpunkt konkret? Polkinghorne hat auf diese Frage mit folgenden drei Punkten beantwortet. (1) Die Naturwissenschaft ist dahingehend zu kritisieren, dass sie nicht immer alles erklären kann. Firstly it has to recognize that at any particular moment verisimilitude is all that can be claimed as science s achievement an adequate account of a circumscribed physical regime, a map good enough for some, but not for all, purpose. 230 (2) Man kann das klassische Verständnis der Naturwissenschaft ihren naiven Realismus kritisieren, weil die Gegenstände der Naturwissenschaft nicht genau gemessen werden können und sie ganz anderer Art als unsere allgemeinen Erfahrungen sind. According to Heisenberg s uncertainty principle, for entities like electrons we cannot know both where they are and what they are doing. This abolishes picturability in the quantum world. I shall discuss later in what sense we can still assert that an electron is real, but it is clearly not that of naïve objectivity. Realism is not tied to such simple notions derived from everyday experience alone. 231 (3) Wenn man die naturwissenschaftlichen Methoden genau kennt, kann man das Wesen der Naturwissenschaft kritisieren, weil in der naturwissenschaftlichen Forschung, d.h. in der Wechselwirkung zwischen Theorie und Experiment, personale Urteile notwendig sind. Thirdly a critical realism is not blind to the role of judgment in the pursuit of science. It acknowledges that the simple picture of definite theoretical prediction confronting unquestionable experimental fact and leading to certain truth, is too unsubtle an account of what science is about. 232 Abschließend kann die Position des kritischen Realismus nach Polkinghorne wie folgt zusammengefasst werden: Wie die meisten Naturwissenschaftler glaube ich, dass der wissenschaftliche Fortschritt sich nicht nur unserer Fähigkeit verdankt, die physikalische Welt zu manipulieren, sondern auch und gerade unserer Kapazität, Wissen über ihre tatsächliche Natur zu erlangen. Mit einem Wort, ich bin ein Realist. Solches Wissen ist freilich zu einem gewissen Grade partiell und korrigierbar. Unser Ziel ist die 229 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 231 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S Ebd. 106

104 Wahrheitsgemäßheit, nicht die absolute Wahrheit. Unsere Methode ist die kreative Interpretation von Erfahrungen und nicht die reine Ableitung aus diesen. Deshalb bin ich ein kritischer Realist. 233 Diese Position und Methode des kritischen Realismus können nach Polkinghorne nicht nur auf den naturwissenschaftlichen Bereich angewendet werden, sondern auch auf den theologischen Bereich. Wenn man den kritischen Realismus auf den theologischen Bereich anwendet, wird er kritischer theologischer Realismus von ihm genannt. 234 Wenn man mit der Position des kritischen theologischen Realismus übereinstimmt, kann man konservative theologische Positionen kritisieren. Insbesondere ist der christliche Exklusivismus gegenüber anderen Religionen durch die Methoden des kritischen theologischen Realismus aufzuheben und eine Theologie der Natur zu fördern. Ä hnlichkeiten der Methoden des kritischen Realismus in den naturwissenschaftlichen und theologischen Bereichen Polkinghorne verdeutlicht darüber hinaus durch folgende Vergleiche von theologischen und naturwissenschaftlichen Bereichen, die kritisiert werden müssen, wie der kritische Realismus wirklich angewendet werden kann. (1) Naturwissenschaft: Wir müssen gegen Alles-oder-nichts Theorien über dem Wissen stehen und bereit sein auch schrittweise Leistungen zu würdigen. Das bedeutet, dass wir nicht über alles richtig Bescheid wissen müssen, um einzelne Sachverhalte richtig erfassen zu können. Revisionen und Verfeinerungen im Detail sollten nicht so verstanden werden, als ob sie große Diskontinuitäten im Verstehen hervorbringen, wenn sie als bloße Verfeinerungen unserer Kenntnisse eines gemeinsamen Gegenstandes interpretiert werden können. 235 Theologie: Man muss gemäß Polkinghorne bedenken, dass man sich auf dieselbe Realität in unterschiedlichen Sprachen und Modellen beziehen kann. d.h. man muss darauf Rücksicht nehmen, dass alle Religionen in der Welt sich auf eine Realität beziehen können. Deshalb wird nicht nur die interne Frage nach Orthodoxie und Häresien in der Theologie 233 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

105 gestellt, sondern auch die externe Frage, wie sich die Weltreligionen untereinander verhalten. Diese Meinung ist eine Position des theologischen Realismus. 236 (2) Naturwissenschaft: Bis heute war es nicht erfolgreich, ein universal gültiges Protokoll wissenschaftlicher Forschung aufzustellen, d. h. bis heute hat es sich als unmöglich erwiesen, den Kern der wissenschaftlichen Methodik herauszuarbeiten. Polkinghorne ist mit Michael Polanyi darin überein, dass der Grund dafür darin zu sehen ist, dass wissenschaftliche Forschung von Personen ausgeübt wird. Sie beruht auf den unausgesprochenen Fähigkeiten, die man durch die Praxis innerhalb einer Gemeinschaft gewinnt, deren Ziel der universalen Intention entspricht, Wahrheit über die physikalische Welt zu gewinnen, obwohl sie sich zugleich bewusst bleibt, dass gegenwärtige Schlussfolgerungen für zukünftige Korrekturen offen gehalten werden müssen. 237 Theologie: Man kann nach Polkinghorne voraussetzen, dass es nicht nur verschiedene relative Wahrheiten in den Weltreligionen gibt, sondern auch den jeweiligen Wahrheiten gegenseitig mit Ernsthaftigkeit zugehört werden muss. Dass man in allen Weltreligionen eine Geschichte authentischer spiritueller Erfahrungen entdecken kann, ermutigt dazu anzunehmen, dass sie alle trotz ihrer kognitiven Differenzen einander bedeutende Sachverhalte mitzuteilen haben. 238 (3) Naturwissenschaft: Man muss beachten, dass Theorie und Experiment in wissenschaftlichen Denken unlösbar miteinander verwandt sind. Deshalb kann wissenschaftlicher Fortschritt nicht als Ergebnis einer unproblematischen Konfrontation von theoretischen Vorhersagen experimentell gegebener Fakten verstanden werden. Der Gebrauch wissenschaftlicher Instrumente ist nur in Begriffen wissenschaftlicher Theorie zu verstehen. Diese Einsicht ist zumindest so alt, wie der Streit, ob zur Beobachtung der Mondfläche Galileos Teleskop ein zuverlässiges Instrument gewesen ist. Deshalb kann man wie folgt beschließen: Die Beziehung zwischen theoretischen Ideen und experimentellen Messungen ist nicht so biegsam, als dass man die letzteren so formen könnte, dass sie in ihrer Interpretation einer nach Lust und Laune gewählten Theorie entsprechen würden. Darüber hinaus haben Theorie und Experiment in der Quantentheorie andere Beziehungen als in den 236 Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

106 normalen naturwissenschaftlichen Bereichen. Es ist zu berücksichtigen, dass die naturwissenschaftlichen Konflikte in der Quantentheorie nicht allein auf der Ebene experimenteller Gründe gelöst werden können. 239 Theologie: Seit langer Zeit ist der Theologie bewusst, dass man zum Verstehen glauben muss. Weil es keinen archimedischen Punkt zum Urteil gibt, ist die Verpflichtung zu einer Tradition grundlegend. Aber man muss verstehen, das Glauben für Polkinghorne keine unkritische Akzeptanz von diktierten Positionen ist. Alles muss geprüft werden (1 Thess 5,21). Jedes Gottesbild kann sich als unangemessenes Idol erweisen. 240 (4) Naturwissenschaft: Durch das Studium der Naturwissenschaft akzeptiert man, dass es keine universale Epistemologie gibt. Man kann vielmehr nur auf solchen Wegen Entitäten erkennen, die ihrer eigenen spezifischen Natur entsprechen. Die einfachste Illustrierung dieser Tatsache bietet die Quantentheorie. 241 Theologie: In der Welt gibt es verschiedene religiöse Erfahrungen. Muss eine universale Epistemologie für die Erfahrungen in der Theologie notwendig sein? Polkinghorne antwortet auf diese Frage mit Nein. Gott ist nur auf Wegen zu erkennen, die seiner eigenen Natur angemessen und deshalb von den Wegen unterschieden sind, auf denen wir geschöpfliche Realität zu verstehen versuchen. Stattdessen kann man einen möglichen Weg zur Gotteserkenntnis in den religiösen Erfahrungen finden. Aber seit langer Zeit sind die Identifikationen und Erforschung religiöser Erfahrungen umstritten. Gott ist nicht ein Gegenstand unter vielen in der Welt, den es herauszugreifen, zu isolieren und dann zu untersuchen gibt. Der unendliche Gott verhüllt sich vor Begegnungen mit endlichen Menschen. Deshalb wird das Wort Mysterium gebraucht, um das Paradoxon einer Begegnung mit der göttlichen Unzugänglichkeit auszudrücken. Polkinghorne behauptet, dass man das Mysterium in den verschiedenen Religionen umfassend analysieren muss, um die Existenz Gottes zu erkennen Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl., J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

107 (5) Naturwissenschaft: Der kritische Realismus steht gegen eine Wissenschaftstheorie (z.b. das starke Programm in der Wissenschaftstheorie), in der soziale Faktoren den Charakter des naturwissenschaftlichen Wissens bestimmen, obwohl sie auch seiner Ansicht nach die Erweiterung des naturwissenschaftlichen Wissens natürlich vorantreiben oder hemmen. 243 Theologie: Soziale und kulturelle Faktoren üben auf die Religion einen viel stärkeren Einfluss aus als auf die Naturwissenschaft. Deshalb muss man sich wieder verstärkt an der natürlichen Theologie orientieren, weil sie abhängig von sozialen Faktoren sein kann. Allerdings erfüllt die natürliche Theologie sicherlich nicht alles, was einer vollständig artikulierten christlichen Theologie bedarf. Aber sie ermutigt zu fragen, ob man Gott auch im ambivalenteren Bereich der persönlichen Begegnung erkennen kann. 244 (6) Naturwissenschaft: Man kann sich verschiedenen Universen vorstellen, die durch verschiedene Naturgesetze kontrolliert werden. Aber diese hypothetischen Möglichkeiten stimmen nicht mit unseren tatsächlichen Erfahrungen überein. Der naturwissenschaftliche Realismus basiert auf der Tatsache, dass das Universum durch unsere Verständlichkeit erfasst wird. Trotzdem sind die Menschen und das Universum derart beschaffen, dass wir solche logisch unsicheren Schlüsse ziehen können. Eine angemessene Wissenschaftstheorie beruht auf der Analyse bestimmter kontingenter Erfahrungen und nicht auf einem Gebilde universaler notwendiger Wahrheiten. Wer die beachtenswerte Eigenschaft der rationalen Transparenz unserer Welt weitergehend verstehen will, soll sich zunächst der Schöpfungstheologie und nicht der Wissenschaftstheorie zuwenden. 245 Theologie: Es ist beachtenswert, dass wir Menschen von einem solchen intellektuellen Vermögen sind und in einem rational transparenten Universum leben, sodass wir ein Großteil der Muster und Prozesse, die unsere Welt ausmachen, verstehen können. Dies muss als Hinweis theologisch verstanden werden, dass das Universum eine Schöpfung ist und wir als Ebenbild des Schöpfers geschaffen worden sind. 243 Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

108 Der kritische Realismus, den ich zu verteidigen suche, erweist sich so in einem jener Zirkel, die der menschlichen Suche nach Wissen immer inhärent sind durch den Glauben an einen glaubwürdigen Gott begründet, der die Welt nicht so geschaffen hat, dass sie den, der ernsthaft forscht, in die Irre führt. Die Einheit allen Wissens ist durch die Einheit des einen wahren Gottes verbürgt, und die Wahrheit allen gut begründeten Glaubens durch seine Verlässlichkeit Kritischer Realismus bei Bernard Lonergan Wenn die Werke Polkinghornes gelesen werden, kann man erkennen, dass Polkinghorne die theologische Meinung von Bernard Lonergan, einem kanadischen Thomisten, akzeptiert und zitiert. Insbesondere sind für Polkinghorne die theologischen Methoden Lonergans wegweisend für Theologie im Kontext der Naturwissenschaft, weil er ausreichende Fähigkeiten in Mathematik und Physik besitzt. Finally we must mention two theologians, the Jesuit Bernard Lonergan and the Anglican Eric Mascall, whose Thomistic thinking encouraged them to look for a positive relationship between faith and reason, theology and science. Both had sufficient mathematical ability to be able to engage with the specificities of physical theory. Their work represents a pioneering attempt at theology conducted in the context of science, in the form in which it could be formulated in the middle of the twentieth century. 247 Aus diesem Grund kann Lonergan nach Polkinghorne umfassende Auffassungen über das Universum äußern, weil er nicht nur naturwissenschaftliche Fähigkeiten, sondern auch gute theologische Fähigkeiten besitzt. Das Universum kann nicht nur durch die naturwissenschaftliche Ansicht richtig aufgefasst werden, weil die Ordnung und Balance des Universums tiefere Bedeutungen und Werte haben als wenn sie nur mit naturwissenschaftlichen Augen betrachtet werden. Deshalb macht Polkinghorne deutlich, dass er die theologische Methode Lonergans akzeptiert und in seinen Werken mit ihrer Hilfe über Gott und die Wahrheit diskutiert. Er hat dies selbst wie folgt erläutert: Physics needs metaphysics for its intellectually satisfying completion. The evaluation of such a feeling calls 246 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O. S., J. Polkinghorne, Theology in the Context of Science, London 2008, S

109 for a careful discussion of significance and coincidence, which Chapter 2 seeks to supply. At its close, it draws on the thought of Bernard Lonergan, for whom the search for understanding through and through is truly the search for God. 248 Nach Andreas Losch kann unschwer erkennt werden, dass Lonergan die Theologie Polkinghornes beeinflusst. Insbesondere darf man nicht übersehen, dass der Ausdruck Kritischer Realismus, den man als die grundsätzliche Position der Theologie Polkinghornes bezeichnen kann, auch in den Werken Lonergans benutzt wird. Polkinghorne was also influenced by Bernard Lonergan, who employed the term critical realism sometimes as well. However, Polkinghorne does not refer to Lonergan in One World, but only later. In Reason and Reality, Polkinghorne expanded his awareness of Lonergan to the former s Method in Theology where Lonergan used the term critical realist. 249 Darüber hinaus kann eine enge Beziehung zwischen beiden Bedeutungen von Critical Realism erkennt werden, wenn die Definition Lonergans von Critical Realism beachtet wird. Er definiert wie folgt: The foregoing, of course, is the realist account of full terms of meaning. To transpose to the empiricist position, one disregards the virtually unconditioned and identifies the real with what is exhibited in ostensive gesture. What is dog? Well, here you are, take a look. To move from empiricism to idealism, one draws attention to the empiricist s failure to note all the structuring elements that are constitutive of human knowing yet not given to sense. However, while the idealist is correct in rejecting the empiricist s account of human knowledge, he is mistaken in accepting the empiricist notion of reality and so in concluding that the object of human knowledge, he is mistaken in accepting the empiricist notion of reality and so in concluding that the object of human knowledge is not the real but the ideal. Accordingly, to move beyond idealism to realism, one has to discover that man s intellectual and rational operations involve a transcendence of the 248 J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S Andreas Losch, Origins of Critical Realism: in Theology and Science, Volume 7, Berkeley 2009, S Man kann nach Losch z.b. im folgenden Abschnitt feststellen, dass der Ausdruck Critical Realism in Method in Theology von Lonergan benutzt wird: The consequence of myth are various. The naive realist knows the world mediated by meaning but thinks he knows it by looking. The empiricist restricts objectives knowledge to sense experience; for him, understanding and conceiving, judging and believing are merely subjective activities. The idealist insists that human knowing always includes understanding as well as sense; but he retains the empiricist s notion of reality, and so he thinks of the world mediated by meaning as not real but ideal. Only the critical realist can acknowledge the facts of human knowing and pronounce the world mediated by meaning to be the real world Bernard Lonergan, Method in Theology, New York 1972, S

110 operating subject, that the real is what we come to know through a grasp of a certain type of virtually unconditioned. 250 Und The unconditioned bedeutet für Lonergan das Absolute oder Gott: Finally, beyond restricted sphere and the real sphere there is the being that, while known by us through grasping the virtually unconditioned, is itself without any conditions whatever; it is formally unconditioned, absolute Thomas von Aquin: Gemäßigter Realismus Universalienstreit Einer der berühmtesten Konflikte des Mittelalters war mit Sicherheit der Universalienstreit ein Konflikt zwischen Realismus und Nominalismus. Nach Paul Tillich versteht man den Realismus nicht als ethischen oder auch epistemologischen Begriff, sondern als die Lehre, dass Ideen oder Wesenheiten Seinsmächtigkeit oder Realität besitzen, um am besten aufzufassen. 252 Für den mittelalterlichen Menschen sind die Universalien, die Wesenheiten oder die Natur eines Dinges Mächte, die bestimmen, was das einzelne Ding wird, wenn es entwickelt ist Die Universalien sind Wirklichkeiten, natürlich nicht in dem Sinn, dass sie Dinge in Raum und Zeit wären. 253 Dagegen sind für den Nominalismus nur einzelne Dinge oder Menschen wirklich und es gibt dahinter grundsätzlich keine Universalien. Die Wurzeln dieses Universalienstreits sind Platon und Aristoteles. Vor allem für den Realismus haben alle Konflikte durch die unterschiedliche Auffassungen zwischen Platons und Aristoteles begonnen. Dem lateinischen Mittelalter hingegen stellten sich Aristoteles und Platon als Verfechter alternativer Position dar. Dieser Eindruck setzte sich in den Auseinandersetzungen des 12.Jahrhunderts über die Natur der Universalien, also der Allgemeinbegriffe, fest, und seit dem Bekanntwerden der aristotelischen Erkenntnislehre 250 Bernard Lonergan, Method in Theology, a. a. O., S Bernard Lonergan, Method in Theology, a. a. O., S Vgl. P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S

111 wurde deren empirische Haltung als Gegenposition zur platonisch inspirierten Illuminationstheorie Augustins begriffen. 254 Was ist der Unterscheid zwischen Platon und Aristoteles angesichts der Natur des Allgemeinen? Die Eigenart (eidos) der Dinge wurde für Aristoteles als Form betrachtet, die mit einer Materie verbunden ist und so die Substanz der Dinge bildet. Dagegen hatte Platon beim eidos an ihre die Sinnenwelt übersteigende, transzendente, in den Dingen nur abgebildete Idee gedacht. In diesem Zusammenhang hat Pannenberg darauf verwiesen, dass die Sprache der mittelalterlichen Schulen die Unterschiede so formulierte, dass man zwischen drei Alternativen unterschied: universalia in re, also der aristotelischen Position, wonach der Begriff im Wahrnehmungsgegenstand realisiert ist, und universalia ante rem, der platonischen Position, die die Ideen als Urbilder den sie abbildenden Dingen vorausgehen lässt. Dazu trat noch als dritte Möglichkeit die Auffassung der Allgemeinbegriffe als Produkte der Gegenstandswahrnehmung selbst, also als universalia post rem, die Auffassung des sogenannten Nominalismus, wonach die Allgemeinbegriffe nomina, vom Menschen gebildete Gedanken ohne Gegenstück in der Realität der Dinge sind. 255 Starker und Gemäßigter Realismus Hier werden als zwei Arten des Realismus universalia in re und universalia ante rem erklärt, weil beide eine realistische Position bedeuten. Und während universalia ante rem allgemein als die Position starker Realismus bezeichnet wird, universalia in re als die Position des gemäßigten Realismus. Der Grund hierfür liegt darin, dass Platon als die Idee, die von der Welt transzendent ist, die deutlich die Realität oder Universalien benannte, während Aristoteles sie als die Form, die in der Materie immanent ist, schwach und gemäßigt darstellt. Außerdem wird auf dem seit der epistemologischen Methoden gemäßigten Realismus Aristoteles auch ein starker Realismus Platons unterschieden. Ultimately what separates Aristotelians from Platonic realism is Aristotle s insistence that human knowledge is 254 W. Pannenberg, Theologie und Philosophie, a. a. O., S W. Pannenberg, Theologie und Philosophie, a. a. O., S

112 basically abstractive, and that abstraction depends upon a series of confrontations or experiences with reality through the medium of the senses. For Plato knowledge is basically intuitive, and hence proceeds from the general to the particular, at least ideally. 256 Diese beiden Arten des Realismus wurden durch zwei große christliche Theologen akzeptiert: Augustin und Thomas von Aquin. Tillich hat dies wie folgt dargestellt: Eines der wichtigsten Probleme der Religionsphilosophie wurde von neuem in Angriff genommen, als Augustin Aristoteles begegnete oder wie wir auch sagen können, denn Augustin war in seinem Denken ein Platoniker als Plato und Aristoteles einander wieder begegneten und ihr ewiges Gespräch fortsetzten. Dieses Gespräch wird niemals zu einem Ende kommen, denn die beiden in ihm vertretenen Standpunkte werden ihre Gültigkeit behalten und werden immer in Spannung zueinander bleiben: der mehr mystische Standpunkt durch Plato, Augustin, Bonaventura und die Franziskaner vertreten, und der mehr rationalistische Standpunkt, von Aristoteles, Thomas und den Dominikanern vertreten. In diesem Konflikt, der im 13.Jahrhundert seinen Höhepunkt erreichte, wurden so gut wie alle religionsphilosophischen Probleme diskutiert, die uns heute beschäftigen. 257 Gemäßigter Realismus Thomas von Aquins Wie dargestellt wurde, erreichte der Konflikt zwischen dem platonischen und aristotelischen Realismus im 13.Jahrhundert einen Höhepunkt und im Zentrum des Konflikts stand Thomas von Aquin. Er akzeptierte den gemäßigten Realismus Aristoteles zwar, formulierte jedoch trotzdem einige Begriffe des Seienden um. While conserving in its fullness Aristotle s notion of substance as composed of matter and form, as well as the Aristotelian theory of abstraction, St. Thomas Aquinas made important emendations in the Aristotelian doctrine relating to being. 258 Mit anderen Worten verdeutlichte er der Unterschied zwischen Wesen und Existenz und bezeichnete das Universalien als verschiedene Ausdrücke: quiddity, essence, form, and nature 259. Aber für Jorge J.E. Gracia sind diese verschiedenen Ausdrücke nicht wichtig, weil sie nur verschiedene Ausdrücke für 256 New Catholic Encyclopedia, Band X II, Washington 1967, S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S New Catholic Encyclopedia, Band X II, Washington 1967, S In der Metaphysik der Thomas wurden die verschiedenen ontologischen Ausdrücke bezeichnet. Auf einer Seit akzeptierte er einfach die Ausdrücke des Aristoteles: Stoffe und Form, Wesen und Existenz usw., auf anderer Seit wandelte er die Begriffe der Ausdrücke um. Ich werde später ausführlich darauf eingehen. 115

113 das Universalien oder Realität sind. Now this point has an important result, namely, that for the formulation of the problem of universals and its solution any of these terms will do. The reason is simple: the problem of universals concerns existence and ontological status, not meaning. Therefore, the conceptual distinctions connoted by these terms are immaterial to it. Indeed, it is because of this that we find the problem of universals discussed variously in terms of form, quiddity, essence, and nature. 260 Hier ist es wichtig, dass universalia in re von Thomas angenommen wurde. Nun deshalb kann die Existenz Gottes in Dingen für Thomas durch empirische Methoden wahrgenommen werden und die Menschen können an der Existenz Gottes teilnehmen. Und es ist der Zweck der ersten Philosophie, d. h. Metaphysik. Die Metaphysik des Thomas ist eine Untersuchung des Seienden und seiner Ursachen, die -auf den ersten Blicken gesehen- kompliziert scheinen mag, aber deren Einsichten und Argumente in der Erkenntnis des ens commune zusammenlaufen, den zusammengesetzten Seienden, das am Sein Gottes, welches aus und durch sich ist, teilnimmt 261 In diesem Zusammenhang betont Thomas wie folgt zu Beginn seines wichtigen Werkes, der Summa Contra Gentiles: Der letzte Zweck eines jeden Dinges ist derjenige, den der erste Urheber oder Beweger des betreffenden Dinges anstrebt. Der erste Urheber und Beweger des Universums ist aber der Verstand (Intellektus), wie er später bewiesen werden wird. Also muss der letzte Zweck des Universums das Gut des Verstandes sein. Dieses aber ist die Wahrheit. Daher muss die Wahrheit der letzte Zweck des ganzen Universums sein, und demnach in der Erforschung dieses Zweckes auch in erster Linie die Weisheit bestehen. Aus diesem Grunde bezeugt auch die göttliche Weisheit, dass sie zur Offenbarung der Weisheit im Fleische in diese Welt gekommen sei, indem sie (Joh. 18, 37) in der Person Christi sagt: Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. 260 Jorge J.E. Gracia, Cutting the Gordian Knot of Ontology: Thomas s Solution to the Problem of Universals, In: Thomas Aquinas and His Legacy, Washington 1994, S Leo J. Elders, Die Metaphysik des Thomas von Aquin in historischer Perspektive, a. a. O., S

114 Aber auch die erste Philosophie 262 definiert der Philosoph als das Wissen von der Wahrheit, allerdings nicht jeder beliebigen, sondern nur derjenigen, von der sich alle Wahrheit herleitet; weshalb auch diese Wahrheit vom ersten Seinsprinzip aller Dinge: weshalb auch diese Wahrheit zugleich das Prinzip für alle andern Wahrheiten ist; denn die Anordnung der Dinge im Bereiche der Wahrheit ist die gleiche, wie die im Bereich des Seins Zusammenfassung Auf den vorliegenden Seiten sind der kritische Realismus und der gemäßigte Realismus Aquins jeweils erläutert worden. Wenn man den kritischen und gemäßigten Realismus miteinander vergleicht, können viele Ä hnlichkeiten in Bezug auf die Bedeutung und die historische Situation gefunden werden. Ä hnlichkeit der Bedeutung In der Geschichte des menschlichen Denkens gibt es sehr verschiedene Realismen. Aus diesem Grund es schwierig, den Realismus klar zu definieren. Beim Versuch den Realismus sehr allgemein zu formulieren, fand sich folgendes: a, b, and c and so on exist, and the fact that they exist and have properties such as F-ness, G-ness, and H-ness is (apart from mundane empirical dependencies of the sort sometimes encountered in everyday life) independent of anyone's beliefs, linguistic practices, conceptual schemes, and so on. 264 Wenn das Wort Realismus in wirklichen Bereichen der Wissenschaften angewendet wird, kann es mit verschiedenen und komplizierten Bedeutungen interpretiert werden. Bis zum heute wird seine Bedeutung scharf und auch widersprüchlich diskutiert Die erste Philosophie ist die Metaphysik, welche sich mit dem Seinden als solchem, seinen höchsten Aussagen und Eigenschaften beschäftigt, und auch mit den vier Ursachen. Sie wird deshalb erste Philosophie genannt, weil in der Lehre der Philosophie hierauf die speziellen Teile der Philosophie folgen, nämlich die Naturphilosophie, die Psychologie, die Theologie und die Ethik. Im der Erläuterung 14), Summa Contra Gentiles Ⅰ.1,5 263 Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles Ⅰ.1, Dazu. Vgl., P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S

115 Trotzdem hat Polkinghorne das Wort der Realismus in seiner Theologie von der Bedeutung her ähnlich wie im mittelalterlichen Realismus verwendet. Vor allem glaube ich daran, dass man wenig Unterschied zwischen seinem und dem Realismus von Thomas finden kann. Seine realistische Position ähnelt der Position Thomas, d.h. wie für Thomas der Realismus universalia in re bedeutet, bezeichnet er für Polkinghorne, dass hinter der Geschichte des Universums ein bestimmter Plan und eine bestimmte Absicht steht, und dass der eine, dessen verborgene Gegenwart sich darin ausdrückt, unserer Anbetung würdig und der Grund unserer Hoffnung ist. 266 Vor allem kann man die Ä hnlichkeiten der beiden Realismen erkennen, wenn die Begriffe der Substanz verglichen werden. Obwohl die Begriffe für die Substanz gelegentlich von den alten-griechischen Philosophen und Platon stammten, wurden sie von Aristoteles systematisch definiert und erklärt. Die Substanz ist für Aristoteles ein ontologischer Grundstoff. Aristoteles analysiert die Substanz im Bezug auf der Form und Materie. Die Materie wurde, da alle prädikative Bestimmung auf die Seite der Form bzw. des Einzeldinges trat, des Seinscharakters entkleidet. Sie kann weder als Quantum noch als eine der Gattungen des Seienden angesprochen werden (Metaphysik VII, 3). Gemäß der Analogie der künstlerischen Gestaltung, bei der die Materie als das Passive, Unbestimmte, Leidende fungiert, tritt auch die erste Materie in dieser Rolle auf. Die Form dagegen ist dasjenige, was ein Ding zu dem macht, was es ist und ihm eine bestimmte Art von Sein und mit der Art die spezifischen Eigentümlichkeiten verleiht. 267 Diese Begriffe der Substanz wurden von Thomas überwiegend akzeptiert. Allerdings spricht Polkinghorne die Ausdrücke Substanz nicht so deutlich wie Thomas aus. Wie oben dargestellt, erklärt er, dass durch die Mathematik und die Grundstoffe in der Naturwissenschaft die substantiellen Realitäten wahrgenommen werden können. Deshalb kann man behaupten, dass ein wichtiger Ansatz des Realismus Polkinghornes sich wahrscheinlich auf dem Realismus des Thomas von Aquins beruht, obwohl er dies selbst nicht deutlich gesagt hat. Ä hnlichkeiten der theologischen Situation 266 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, a. a. O., S Hans Meyer, Thomas von Aquin; Sein System und seine geschichtliche Stellung, Paderborn 1961, S

116 Wie dargestellt wurde, versuchen die Theologen des kritischen Realismus einerseits die naiven Ansichten in den naturwissenschaftlichen Bereichen aufzuheben, andererseits neue theologische Richtungen gegen die konservativen Theologie und den christlichen Exklusivismus zu finden. Diese theologische Situation hat viele Ä hnlichkeiten mit der theologischen Situation, mit der Thomas konfrontiert war. Die Ä hnlichkeiten der Situationen werden in folgenden drei Punkten sichtbar: 1) Der radikale Aristotelismus und das klassische Verständnis der Naturwissenschaft: Polkinghorne kritisiert die Newtonischen Weltanschauung in der klassischen Naturwissenschaft, weil sie mechanistisch und naiv ist. Aber bis zum heute sind viele Naturwissenschaftler von der klassischen Ansicht nicht befreit. So besitzen zum Beispiel viele Naturwissenschaftler die Position des Reduktionismus. Im Hochmittelalter gab es eine ähnliche Position in der Philosophie wie der Reduktionismus und Mechanismus, d. h. Radikaler Aristotelianismus. Die Philosophen des radikalen Aristotelismus betonten die Ewigkeit der Welt, Monopsychismus und Rationalismus usw. 268 Aber sie konnten die christliche Theologie nicht akzeptieren, weil sie mit den biblischen Botschaften nicht entsprechend waren. Wenn die beiden theologischen Situationen verglichen werden, können viele Ä hnlichkeiten entdeckt werden. Deshalb kann man meiner Meinung nach davon ausgehen, dass Polkinghorne den radikalen Reduktionismus kritisiert und neue theologische Richtungen für den kritischen Realismus fand, so wie Thomas gegen den radikalen Aristotelismus stand und einen Weg für den neuen theologischen Realismus fand. 2) Der Augustinismus und die konservative Theologie: Nachdem die Philosophie Aristoteles durch Kommentare und Ü bersetzungen von Thomas und Alberts in der Theologie und in den Kirchen akzeptiert worden war, stand der Aristotelismus in der Theologie gegen den Augustinismus. Tillich hat den Konflikt zwischen Augustinismus und Aristotelismus im Hochmittelalter wie folgt dargestellt: Das führte im Hochmittelalter zu einem Konflikt zwischen Augustinismus und dem neu aufkommenden Aristoteles durch die Dominikaner vertreten war. Einer der Häupter der Franziskaner war Bonaventur, General 268 Dazu. Fernand van Steenberghen, Thomas Aquinas and Radical Aristotelianism, Washington 1980, 119

117 seines Ordens und Kardinal, während die entgegengesetzte Seite durch Thomas von Aquin, den großen dominikanischen Theologen, vertreten war. 269 Wie Thomas sich mit dem Augustinismus konfrontiert sah, steht der neue Versuch der Theologie Polkinghornes gegen die konservative Theologie, vor allem der christliche Exklusivismus. Deshalb versucht Polkinghorne, ein kritischer Realist, die konservative Theologie zu kritisieren und neue Wege zum Dialog der verschiedenen Religionen und zur Entdeckung der heiligen Wahrheit zu finden, wie Thomas als ein gemäßigter Realist versuchte, den Augutinismus aufzuheben und die metaphysische Theologie aufzustellen, um die Existenz Gottes und die heilige Wahrheit zu erkennen. 3) Der Nominalismus und die moderne Philosophie: Der Realismus wird nach Polkinghorne mit der starken Kritik der verschieden modernen Philosophen konfrontiert, vor allem mit Kant, Nietzsche und Freud. Ihre Philosophie haben nicht nur die philosophischen Bereiche stark beeinflusst, sondern auch andere Wissenschaften im 20. Jahrhundert. Der neue Kantianismus, der auf dem Grunddenken Kants gründet, beherrscht das philosophische Denken im 20.Jahrhundert im kontinentalen Bereich. Außerdem beeinflusst das Denken Kants die Sprachphilosophie im anglo-amerikanischen Bereich. Es ist an dieser Stelle wichtig, dass dieses Grunddenken Kants sehr ähnlich ist zum Nominalismus. Die wahre Realität kann nach den Nominalisten nicht erkannt werden. Man kann nicht feststellen, ob sie in der Welt ist oder nicht. Es ist nur klar, dass es den Begriff des Universals im menschlichen Intellekt gibt. Deshalb musste Thomas das nominalistische Denken überwinden, um seinen gemäßigten theologischen Realismus aufzustellen. In diesem Zusammenhang kann Polkinghorne wahrscheinlich daran denken, dass der kritische Realismus den Angriff der modernen Philosophie überwindet, die viel Einfluss Kants hat, so wie Thomas den gemäßigten Realismus gegen den Angriff des Nominalismus schützte. Aus diesen Aspekten kann man meiner Ansicht nach als Fazit ziehen, dass der kritische Realismus Polkinghornes sich auf den gemäßigten Realismus Thomas bezieht. Mit anderen Worten als Ergänzungen der Begriffe für den kritischen Realismus können die 269 P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S

118 verschiedenen Begriffe des gemäßigten Realismus von Polkinghorne im Zeitalter der Naturwissenschaft vielleicht modifiziert werden Bottom-Up Eine Wissenschaftler/in hat eine wissenschaftliche Position und einige konkrete Methoden, die genutzt werden, um wissenschaftliche Ergebnisse zu erzielen. Während die wissenschaftliche und theoretische Position Polkinghornes dem kritischen Realismus entspricht, ist seine wichtigste Methode für die Theologie das bottom-up Thinking. Er hat dies wie folgt beschrieben: This critical realist quest for the best explanation provides, in our view, a common ground on which the dialogue between science and theology can take place. Such thinking encourages an approach to theology that I described in my Gifford Lectures as >bottom-up thinking< 270. It seeks to proceed from the basement of evidence and experience to the higher level of theological understanding, whilst acknowledging that, no more in theology than in science, can we escape the inevitable intertwining of event and interpretation Was ist Bottom-Up Thinking Allgemeine Definition Seit langer Zeit stellt man allgemein die induktive und die deduktive Methode dar, wenn man die Methoden der Wissenschaft erklärt, obwohl es verschiedene Begrifflichkeiten darin gibt. Man nimmt als Ausgangsbasis, der Evidenzcharakter zugesprochen wird, etwa die Souveränität der Vernunft oder aber die Souveränität der Sinneswahrnehmung und als Ziel Wahrheitserkenntnis, so entspricht dem Unterschied von Deduktion und Induktion der 270 Im Jahr wurde J. Polkinghorne für prestigeträchtigen Gifford Lectures eingeladen; daraus wurde das Buch >Science and Christian Belief< (bzw. >The Faith of a Physicist< in der amerikanischen Ausgabe), Untertitel jeweils >Theological Reflections of a Bottom-Up Thinker<. 271 J. Polkinghorne, Faith, Science and Understanding, New Haven and London 2000, S

119 Kampf zwischen Rationalismus und Empirismus als Offenbarungsmodellen der Erkenntnis. 272 Weil Naturwissenschaftler meistens die induktive Methode auf die Forschung anwenden, ist es richtig, dass die induktive Methode im Denken Polkinghornes, einem Physiker, eine wichtige Rolle spielt. Ich glaube daran, dass das bottom-up thinking sich eng auf die induktive Methode bezieht. So hat Polkinghorne auch gesagt: Deshalb bevorzugen Naturwissenschaftler einen bottom-up-ansatz, der bei den Phänomenen ansetzt, die man erklären will, und von daher versucht, zu jenen Prinzipien vorzustoßen, die hinter den Phänomenen liegen. 273 Mit anderen Worten, kann man unter bottom-up thinking verstehen, dass die empirischen Phänomene beobachtet werden und dann die Informationen davon abstrahiert werden. It is by seeking to start with phenomena that give rise to the theories, that I characterize myself as a bottom-up thinker. It is a natural stance for a scientist to adopt. We have learned so often in our exploration of the physical world that evident general principles are often neither so evident nor so general as one might at first have supposed. 274 In diesem Zusammenhang kann man die Frage stellen, welcher Unterschied zwischen dem induktiven und dem bottom-up Denken besteht. Der grundsätzliche Unterschied bezieht sich meiner Meinung nach auf die Gegenstände der Untersuchung und Beobachtung. In der induktiven Methode, die die Naturwissenschaftler in der Forschung benutzen, müssen sie die Gegenstände exakt beobachten und erhalten so verschiedene Informationen. Danach können sie die Informationen genau analysieren und anschließend daraus verständliche Begriffe und Prinzipen entwickeln. Aber die Gegenstände der bottom-up Denker sind für Polkinghorne nicht klar und deutlich, auch was sich in dem Begriff der Verisimilitude wiederspiegelt. 275 Seit der Kopenhagener Deutung müssen sich die Naturwissenschaftler, vor allem die Physiker, mit der Unbestimmtheit und der Verisimilitude der naturwissenschaftlichen Gegenstände konfrontieren. 276 Selbst heute haben wir noch nicht vollständig verstanden, 272 Gerd König, Induktion und Deduktion, in: Wissenschaftstheorie, Band. 2, h.g. von Heinrich Rambach, Freiburg 1974, S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S Siehe: Kapitel 2, Verwandtschaft der Gegenstände. 276 Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

120 was alles in dieser Theorie beschlossen liegt. Eine Frage von bleibendem Interesse ist, wie sich die unbeständige Quantenwelt zu der vertrauenswürdigen Welt unseres täglichen Lebens verhält, in der wir ja unsere Messungen in Wahrheit durchführen. Die Quantentheorie selbst benennt nur Wahrscheinlichkeiten für eine Fülle von möglichen Ergebnissen von Beobachtungen. 277 Daher können die Quantenphysiker auf der Forschung für die Quantenwelt die induktiven Methoden der klassischen Bedeutung nicht anwenden, weil sie die Gegenstände nicht genau beobachten und daraus deutliche Ergebnisse oder vorhersagbare Prinzipen entwickeln können. Deshalb müssen sie alle entstehenden Phänomene beobachten, Ausnahmefälle entwickeln, und mit Hilfe von Vermutungen und metaphysischem Denken einige Ergebnisse entwickeln. Aus diesem Grund kann man der Schluss ziehen, dass anstatt der induktiven Methode, Polkinghorne wahrscheinlich das Wort bottom-up benutzt hat. Ferner muss er die Methode sowohl auf den naturwissenschaftlichen Bereichen als auf den theologischen Bereichen anwenden. Aus diesem Grund stellt er seine eigne wissenschaftliche Methode, das bottom-up thinking auf, um die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft zu betonen. Bottom-Up als Theologische Methode Wenn man persönliche Begegnungen mit der Gegenwart Gottes erlebt, kann man dadurch einige Gotteserkenntnisse erreichen. Die Erkenntnisse werden von Polkinghorne wie folgt zusammengefasst: 278 die Erkenntnis, dass hinter den Mustern und Strukturen des Universums der Plan eines göttlichen Schöpfers steht. die Erkenntnis, dass hinter der sich entfaltenden Geschichte des Universums der Wille eines göttlichen Schöpfers steht die Erkenntnis, dass es Einen gibt, der unserer Anbetung und unseres Gehorsams würdig ist. die Erkenntnis, dass es Einen gibt, dem wir als Grund unserer beständigen Hoffnung trauen dürfen. 277 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

121 Wie kann man diese Erkenntnisse erreichen? Diese Frage ist existentiell für einen bottom-up Denker. Ein bottom-up Denker fragt danach, welche Evidenz es für diese Erkenntnis in der Welt gibt. So ist es für Polkinghorne sinnlos, durch abstrakte Ü berlegungen die Existenz und Essenz Gottes zu diskutieren. Stattdessen gibt es zwei sichtbare Orte, das Universum und die Menschen, die Gott geschaffen hat. Sie sind wichtige Gegenstände für bottom-up Denker, um die Gegenwart Gottes zu erkennen. 279 Polkinghorne stellt fest, dass die Spuren der Schöpfungen Gottes wahrgenommen werden können, indem durch die Bottom-up Methode die verschiedenen Phänomene in dem Universum und der Menschen beobachtet werden Bottom-Up als Mittel der theologischen Kritik Nach Polkinghorne sind Theologen meistens ursprünglich top-down Denker. Er wollte sich nicht gegen dieses top-down Denken stellen, weil die Theologie ursprünglich eine top-down Eigenschaft hat. Trotzdem stellt er die Frage nach der Tendenz der sehr großen Allgemeinheit in der Theologie. Many theologians are instinctively top-down thinkers. I do not deny a role for such ambitious intellectual effort. I am merely wary of it and wish to temper its grand generality with the questioning that arise from the consideration of particularity. 280 Theologen haben ihm nach noch ein weiteres Problem. Sie gehen durch einen sehr engen theologischen Weg zu ihrem Ziel, Gott, d. h. sie konzentrieren sich nur auf die menschliche Geschichte, eine sehr kurze Zeitspanne, ohne dass die lange Zeit des Universums betrachtet wird. I am conscious of how much modern theological thinking appears narrowly parochial, concentrating solely to humanity and taking a view of history which effectively covers the span of a few thousand years rather than the billions of years of the universe s past and future evolution. 281 Ein Beispiel des bottom-up Denken: Historischer Jesus und Kerygma 279 Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S

122 Auf Grundlage der Fragestellungen der bestehenden Theologie hat er diese theologischen Methoden kritisiert. In seinem Gifford Lectures, <The Faith of a Physicist, Reflections of a Bottom-Up Thinker>, kritisierte er zwar verschiedene Methoden der bestehenden Theologie 282, aber hier sollen nur zwei, der historische Jesus und der Kerygma, dargestellt werden, da die Darstellung aller Themen zu Komplex für den Rahmen dieser Arbeit wäre. Die Theologie strebt nach Rudolf Bultmann eine Entmythologisierung des Neuen Testaments an. In diesem Zusammenhang wird der Unterschied zwischen dem historischen Jesus von Nazareth und dem kerygmatischen Christus deutlich. Er resultierte daraus, dass man nicht den historischen Jesus erkennen kann, sondern nur Jesus im Kerygma des Urchristentums. Polkinghorne zitiert eine Rede von James Dunn, einem Anhänger Bultmanns: We cannot claim that Jesus believed himself to be the incarnate Son of God; but we can claim that the teaching to that effect as it came to expression in the later first-century Christian thought was, in the light of the whole Christ-event, an appropriate reflection on and elaboration of Jesus own sense of sonship and eschatological mission. 283 Polkinghorne lehnte es ab, dass Jesus Christus nur im Kerygma des Urchristentums erkannt werden könne. Er begründet dies so, dass diese Erkenntnis aus der Rationalität der modernen Welt resultiert und Jesus Christus so verstanden wird. Dieses Verständnis für Jesus kommt nur vom Top der Rationalität. Das Verständnis für Jesus durch gläubige Erfahrungen, von dem Bottom her, wird übersehen. I cannot accept a primacy of the preached Christ over the historical Jesus, of the kerygma over history, but rather I feel impelled to strive for a mutually consistent understanding of them both. No doubt, in our encounter with Jesus there is recognition as well as surprise, so that, in Macquarrie s words, We recognize the historical Christ as revelation because we already have in our constitution as human beings an ideal archetype which, we believe, we see fulfilled in him In diesem Buch kritisierte er verschiedene Themen der bestehenden Theologie. In dem er viele Sätze mit Bottom-Up Thinker. beginnt, erklärte er seine Neuinterpretation der biblischen Botschaft. Vor allem versuchte er, die historisch-kritische Methode der Bibelinterpretation und die Erforschung des historischen Jesus neu zu verstehen. Außerdem die Frage der Trinität, der Auferstehung Jesus, usw. 283 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S

123 Polkinghorne behauptet, dass er bei der Auslegung der Bibel von Oben und von Unten zu einer Harmonie kommen muss, weil christliche Wahrheiten weder nur von Oben noch nur von Unten zu sehen und zu verstehen sind. Diese Behauptung wird durch folgendes Beispiel erläutert: So far we have been concentrating on the words of Jesus, but his deeds are also of importance. If there was an early sayings source Q, it may well be significant that it did not survive on its own, but became incorporated into the narrative action of Matthew and Luke. The saying source which we do have, the second-century apocryphal Gospel of Thomas, comes from a Gnostic environment, where there would have been a top concern with enlightened knowledge and a recoil from a bottom engagement with the specificities of history. 285 Abschließend ist es nicht zu übersehen, warum Polkinghorne das Bottom-Up Denken in der Theologie betont. Der Grund liegt darin, dass durch das Bottom-Up Denken die Theologie von Oben in ihrem Einfluss austariert und versucht werden kann, neue Wege für die natürliche Theologie durch Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft zu finden Empirische Erkenntnis : Thomas von Aquin Rolle und Bedeutung des Sinns in der menschlichen Erkenntnis Wie Aristoteles gegen das ontologische Verständnis Platons stand, das die wahre Realität nur jenseits der Wirklichkeit vorhanden ist, so lehnte Tomas von Aquin die ontologische Meinung Augustins und Platons ab. Die Metaphysik beschäftigt sich nach Thomas nicht ausschließlich mit einer immateriellen, übersinnlichen Welt, die hinter und außerhalb der Sinneswelt läge, sondern mit dem Seienden. Trotzdem akzeptierte Thomas nicht unkritisch die Meinung Aristoteles. Nur Aristoteles in seiner Metaphysik und Avicenna sprachen vom Seienden als Seienden als dem Subjekt der ersten Philosophie. Thomas betont wiederholt, dass die Metaphysik das ens (oder das ens commune) zum Gegenstand hat. Das bedeutet, dass sich die Metaphysik nicht mit der einen oder anderen Klasse von Seienden beschäftigt, sondern das betrachtet, was ist. In diesem Punkt korrigiert 285 Ebd. 126

124 Thomas Aristoteles, der im VI. Buch der Metaphysik annimmt, dass das nicht-veränderliche, von der Materie getrennt bestehende Seiende durch die Theologie (die erste Philosophie) betrachtet wird. Thomas bemerkt hier, dass auch die sinnfällig wahrnehmbaren Dinge von der Metaphysik untersucht werden. Er formuliert dann auch wiederholt so: Die Metaphysik hat das Seiende zum Gegenstand. 286 In dieser Hinsicht spielt der Sinn in der Epistemologie Thomas eine wichtige Rolle, weil man zuerst durch den Sinn Gegenstände wahrnehmen muss. Besonders durch Evidenz, die durch den Sinn wahrgenommen wird, kann man die Existenz Gottes laut Thomas erkennen. Gilson stellt wie folgt dar: Our knowledge of God, therefore, began with such sense data as we can have of a purely intelligible being. Thus our understanding, using the testimony of the sense as its starting-point, can infer that God exists. 287 Um die Epistemologie Thomas zu verstehen, muss man wesentliche Teile seiner Anthropologie erkennen. Menschen haben nach Thomas nicht nur Seele oder nicht nur Leib, sondern eine Zusammensetzung von Seele und Leib. Der Satz: Die Seele ist der Mensch kann auf zweifache Weise verstanden werden. Einmal so: Der Mensch ist die Seele; aber dieser Mensch ist nicht die Seele, sondern das aus Seele und Leib Zusammengesetzte, z.b. Sokrates. 288 Und durch das Zusammengesetzte zwischen Seele und Leib können die Menschen alle Dinge wahrnehmen, d.h. wenn man Gegenstände wahrnimmt, kann der Verstand (intellectus) 289 auf Grundlage des Sinns wirken. Deshalb funktioniert der Sinn nach Thomas weil ohne den Sinn der Verstand nicht wirken kann. Im diesem Punkt akzeptierte Thomas die Meinung Aristoteles : ANDERSEITS sagt der Philosoph: 290 Das Allgemeine wird durch den Verstand erkannt, das Einzelne durch den Sinn. 286 Leo J. Elders, Die Metaphysik des Thomas von Aquin in historische Perspektiv, a. a. O., S Etienne Gilson, The Christian Philosophy of ST. Thomas Aquinas, a. a. O., S Thomas von Aquin, Summa Theologica, q.75, a.4, 289 >Intellectus< wird auf Deutsch mit > Verstand< übergesetzt. 290 Wenn in 12. und 13. Jahrhunderts man >der Philosoph< in der westlichen Welt sagt, bezeichnet er Aristoteles. 127

125 ANTWORT: Das Einzelne im Bereich der stofflichen Dinge kann unser Verstand nicht geradeswegs und zuerst erkennen. 291 Daher ist der Ursprung der menschlichen Erkenntnis für Thomas der Sinn. In dem Zusammenhang damit, dass Thomas die Epistemologie Augustins ablehnte, war er mit Aristoteles wie folgt einverstanden: ANDERSEITS weist der Philosoph nach, dass unsere gesamte Erkenntnis ihren Anfang von Sinnen nimmt. 292 In dieser Hinsicht stellte Thomas ausführlich die Rolle und Bedeutung des Sinn in dem menschlichen Erkenntnis in der Summa Theologica dar. Anthony Kenny erklärt den Grund der ausführlichen Darstellung wie folgt: The sense are not, for Aquinas, part of the mind. None the less, the best place to begin the consideration of Aquinas s philosophy of mind is question seventy-eight of the First Part of the Summa Theologiae, in which Aquinas treats of the sense. This is partly because himself describes the article as dealing with the prerequisite of intellect (praeambula ad intellectum), but also because when he goes on to treat of intellectual knowledge itself he will often explain what he has to say making a contrast with his account of sense-perception. 293 Empirische Erkenntnis als ein Mittel für theologische Kritik Wenn man eines der Hauptwerke Thomas, die summa theologica, liest, kann man viele Vergleiche zwischen Augustin und Aristoteles sehen. Die Vergleiche haben folgende Formen: Aristoteles behauptet, dass ANDERERSEITS sagt Augustin oder umgekehrt, Augustin behauptet, dass, ANDERERSEITS erklärt der Philosoph (Aristoteles), dass In dieser Art der Darstellung kann man erkennen, dass Thomas die theologischen und philosophischen Meinungen Augustins durch den Standpunkt Aristoteles kritisiert. Augustin behaupte, dass Gott das höchste Sein sei: summa essentia, jenseits aller kategorialen Bedingungen, auch jenseits von Raum und Zeit. Man kann nicht die Kategorie der Substanz auf Gott anwenden. Essens und Existenz, Sein und Qualität, Funktion und 291 Thomas von Aquin, Summa Theologica, q.86, a Thomas von Aqin, Summa Theologica, q.84, a Anthony Kenny, Aquinas on Mind, London 1993, S

126 Handeln, können nicht in Gott jeweils unterschieden werden. Diese Gottesidee Augustins beruht auf der neuplatonischen Philosophie, weil er glaubt, dass Plato und der Neuplatonismus dem Christentum näher standen als andere Philosophien, und er besonders auf die trinitarischen Elemente in ihrem Denken und auf ihre Logoslehre hinwies. 294 Deshalb ist Gott für Augustin kein Gegenstand, kein Objekt, neben anderen, sondern er ist im Inneren des Menschen gegenwärtig vor der Spaltung in Subjekt und Objekt. Er ist kein fremdes Wesen, über dessen Existenz oder Nichtexistenz man Beweise aufstellen kann, sondern er ist unser eigenes a priori, er ist unsere Voraussetzung in Bezug auf Würde, Wirklichkeit und logische Wahrheit. 295 In dieser Hinsicht behauptete Augustin, dass man nicht nach außen sehen solle, wenn man die Gewissheit der Wahrheit haben will, denn die Wahrheit wohne im Innen des Menschen. Der Verstand weiß nur, was in ihm gegenwärtig ist, und nichts ist ihm mehr gegenwärtig als er selbst. Die Wahrheit, die wir in der äußeren Welt, in der alles dem Zweifel unterliegt, nicht finden können, finden wir in unserem Innern. Dieser innere Bereich ist nach Augustin die Seele. Und In der Seele ist etwas, das sie transzendiert, ein schlechthin Unveränderliches (quod incommutabiliter manet), der göttliche Grund. 296 Im Gegensatz zu der Gotteserkenntnis Augustins begann Thomas nicht bei dem Inneren des Menschen, sondern bei der erfahrbaren Welt, um Gott zu erkennen. Paul Tillich bezeichnet deutlich den Unterschied zwischen Aristoteles und Augustin durch kontrastive Vergleiche. Aristoteles war ein Logiker, während Augustin ein intuitiver und voluntaristischer Denker war, der sich nicht für die Abstraktionen der reinen Logik interessierte. Aristoteles war ein induktiver Denker, ein Empiriker. Er ging von der gegebenen Wirklichkeit in Zeit und Raum aus und erhob sich von da zu höchsten Abstraktionen. Augustin war, wie Plato, ein intuitiver Denker. Er ging von oben, von dem Göttlichen, aus und bewegte sich von da zu der empirischen Wirklichkeit herab. 297 Dieser Widerspruch zwischen Aristoteles und Augustin wurde durch die Theologie Thomas, besonders durch die empirische Gotteserkenntnis, deutlich dargestellt. Die 294 Vgl., P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S

127 Theologie Augustins und die bestehende Theologie sind für Thomas die Theologie von Oben. Deshalb musste er der Theologie von Oben durch die Theologie von Unten stark kritisieren Zusammenfassung Dieter Groh stellte fest, dass in der Theologie die aristotelische Methode akzeptiert wurde und daraus verschiedene Ergebnisse hervorgingen: Im Zuge der Aristoteles- Rezeption konnte die Scholastik des 13.Jahrhunderts erstmals im Mittelalter auf einen elaborierten Wissens-Begriff und auf eine logisch-systematische Methodik zurückgreifen, und Theologie wurde unter heftigen theologischen Auseinandersetzungen nach aristotelischem Vorbild nun ebenfalls nach rationalen Prinzipen schulmäßig aufgearbeitet und fand ihren Platz als Wissenschaft an den aufstrebenden Universitäten. Die unter solchen Bedingungen entwickelte Philosophie, die trotz mancher Widerstände im Rahmen der dominikanischen Studienordnung schließlich eine bedeutende Stellung einnahm, beeinflusste nachhaltig das mittelalterliche und frühneuzeitliche Denken 299 Die aristotelische Methode, d.h. empirische Methode, beeinflusste nicht nur die Veränderung der theologischen Methoden sondern auch die andere wissenschaftlichen Methoden. Im Vergleich zu dieser Theologie Thomas sind die Tendenzen und Intentionen der theologischen Methoden Polkinghornes meiner Meinung nach sehr ähnlich. Wie Thomas für seine Theologie die empirische Erkenntnis anwendete, benutzt Polkinghorne die Bottom- 298 In Summa Theologica kann man die Kritik an der Theologie von Oben nachlesen, z.b. Wie der Sinn sich zu seiner Tätigkeit verhält, so verhält sich der Verstand zu der seinigen. Der besondere Sinn nimmt aber seine Tätigkeit nicht wahr, sondern das gehört zum Gemeinsinn(Aristoteles). Folglich erkennt auch der Verstand seine Tätigkeit nicht. ADERSEITS sagt Augustinus: Ich erkenne, dass ich erkenne. ANTWORT: Jedwedes Ding wird erkannt, sofern es in Wirklichkeit ist(art. 1 u. 2). Die Endvollkommenheit des Verstandes ist aber seine Tätigkeit. Diese ist nämlich nicht wie die auf ein anders hinstrebende Tätigkeit, welche die Vollendung des Bewirkten ist, wie das Bauen die Vollendung des Gebauten; sondern sie bleibt im Tätigen als dessen Vollkommenheit und Wirklichkeit(Aristoteles). Das ist also das Erste, was am Verstand erkannt wird, nämlich eben sein Erkennen. Thomas von Aquin, Summa Theologica, q.87, a Dieter Groh, Schöpfung in Widerspruch, Deutung der Natur und des Menschen von der Genesis bis zur Reformation, Frankfurt am Main 2003, S

128 Up Erkenntnis. In beiden theologischen Situationen sind diese theologischen Methoden ungewöhnlich. Im 13.Jahrhundert beherrschte die platonisch-augustinische Theologie die meisten theologischen Bereiche. In dieser Situation hob Thomas durch empirische Methoden die Theologie von Oben auf und steuerte auf eine neue Theologie hin, d. h. die philosophische oder natürliche Theologie. Im 20.Jahrhunderts hatte die Theologie von Oben ebenfalls starken Einfluss auf die meisten theologischen Bereiche, vor allem im kontinentalen Gebiet. In diesem Zusammenhang versucht Polkinghorne, die Theologie von Oben in ihrer Bedeutung zu relativieren und auf neue Theologien hinzuweisen, wie die Theologie der Natur. Allerdings ist Polkinghorne wahrscheinlich an das Bottom-Up Denken gewöhnt oder an die induktiven Methoden, weil er ein Physiker ist. Aber er kann dazu ermutigen, das Bottom- Up Denken in der Theologie anzuwenden. Der Grund liegt meiner Meinung nach darin, dass er in einem großen Theologen und Lehrer der christlichen Geschichte, d. h. Thomas von Aquin, ein gutes Vorbild für das Bottom-Up Denken fand. 131

129 2.4. Analogie Wie können die Menschen Gott erkennen? Wie können die Menschen Gott darstellen? Diese Fragen gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Theologie. Um diese Aufgaben zu lösen, ist in der theologischen Tradition im Allgemeinen die theologische Methode der Analogie genutzt worden. Analogie, anlogia, bezeichnet ursprünglich eine Ä hnlichkeit, die durch den Vergleich zwischen zwei oder mehreren Größen erkannt wird. Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch jedoch hat das Wort Analogie in den verschiedensten Disziplinen Verwendung gefunden. Es bezeichnet hier nicht nur allgemein eine Ä hnlichkeit im Sinne der Ü bereinstimmung, sondern eine begrenzte Ä hnlichkeit oder Verhältnisgleichheit, die jeweils näher zu kennzeichnen ist. Trotzdem ist der Ausdruck Analogie in den wissenschaftlichen Bereichen und der Geschichte verschieden benutzt worden. 300 Hier wird der Begriff Analogie zuerst nach einer Definition von Thomas spezifiziert, weil der Begriff selbst nicht von Polkinghorne ausführlich definiert wird Analogie in der Theologie Thomas Die Definition der Analogie Ein theologischer und philosophischer Begriff Thomas, die Analogie, ist einer der wichtigsten Begriffe in seiner Theologie, weil er den Begriff der Analogie umfassender anwendet als andere Theologen. Sein Begriff der Analogie hat eine wichtige Position in philosophischen und theologischen Traditionen, weil seine Auslegung des Begriffs lange Zeit auf verschiedener Weise interpretiert worden ist und unterschiedliche Theologen beeinflusst hat. Unter den verschiedenen Interpretationen wird eine Interpretation Wippels von 300 Joachim Track, Analogie, in: TRE, BAND II, New York 1978, S

130 Thomas Analogie hier vorgestellt, weil diese Definition genauer und deutlicher ist als andere Definitionen. 301 Wuppel bezeichnet die Analogie Thomas durch zwei Arten, horizontale und transzendentale Analogie. Auf der einer Seite bezieht sich die horizontale Analogie für Wuppel auf das Wesen, auf der anderen Seite bezieht sich die transzendentale Analogie auf Gott. The Problem of analogy arises for Aquinas at two very different levels. On the one hand, it may be addressed at the level of beings insofar as they are discovered through sense experience and fall under being as being or being in general, the subject of metaphysics. It is at this horizontal level that we may ask how being can be meaningfully applied to substance and to the other categories. But this issue may also be addressed at what we may call the vertical level or, in Fabro s terminology, the transcendental level. On this level one is concerned with explanation how >being< and like names may be meaningfully applied to different kinds of substance, including not only finite and created realities but even God himself. 302 Analogie auf der horizontalen Ebene: analogia entis Auf der horizontalen Ebene bezieht sich die Analogie Thomas auf das Wesen. In seinem frühen Werk, Prinzipien der Wirklichkeit, erklärt er die Analogie durch eine dreigestaltige Definition: Univok (eindeutig), Äquivok (mehrdeutig) und Analogia. 303 Univok wird als Ausdruck gebraucht, wenn er zur Bezeichnung von Gegenständen in gleicher Bedeutung verwendet wird. In dieser Weise ist Tier ein Prädikat des Menschen und des Esels. Äquivok wird als Ausdruck gebraucht, wenn er zur Bezeichnung unterschiedlicher Gegenstände in unterschiedlicher Bedeutung verwendet wird. In dieser Weise bezeichnet Hund gleichzeitig ein bellendes Tier und einen Himmelskörper, d.h. der Ausdruck Hund kann als Prädikator für ein Tier oder als Prädikator für einen Himmelskörper verwendet werden. Zuletzt wird Analogia als Ausdruck verwendet, wenn er zur Bezeichnung unterschiedlicher Gegenstände in gleicher Bedeutung genutzt wird. In seinem Werk, Prinzipien der Wirklichkeit, erklärt Thomas als ein Beispiel des Ausdrucks Gesundheit 301 Vgl. John F. Wippel, Metaphysics, in: A Cambridge Companion to Thomas Aquinas. London 2004, S John F. Wippel, Metaphysics, a. a. O., S Vgl., Thomas von Aquin, Prinzipien der Wirklichkeit, Stuttgart 1999, S

131 den Begriff der Analogie. Das nämlich, was durch den Namen bezeichnet wird, ist die Definition, wie es im IV. Buch der Metaphysik heißt. Von analoger Prädikation spricht man dann, wenn von mehreren Dingen, deren Wesensbegriff verschieden ist, wie gesund vom Körper des Sinnenwesens, vom Urin und von einem Trank ausgesagt wird. Es bezeichnet aber nicht in allen genau dasselbe. Es wird nämlich vom Urin als Zeichen der Gesundheit, vom Körper als dem Subjekt und vom Trank als der Ursache der Gesundheit ausgesagt. Aber gleichwohl werden alle diese Bedeutungen einem einzigen Ziele zugeordnet, nämlich der Gesundheit. 304 Nach Wippel unterscheidet Thomas die Analogien durch die verschiedene kausale Ordnungen, die sich versucht sich auf analogischer Prädikation gründen. Aquinas distinguishes different causal orders hat may ground analogical predication. Such predication may be based, first, on the fact that different secondary analogates are ordered to one and the same end, as in the example of health. Or, second, it may be based on the fact that the secondary analogates are ordered or related to one and the same agent (efficient cause). For instance, the term medical may be applied to a physician who possesses and works by means of the art of medicine, to another person who works without possessing this art but who has a aptitude for it, and finally, even to an instrument used in the practice of medicine, but in each case by reason of a relevant relationship to one agent, the art of medicine. Or, third, it may be that the analogical predication rests on the fact that different secondary analogates are ordered or related to one and the same subject. In this third way >being< is said of substance, quality, quantity, and other accidents. The accidents are named by >being< because they are relevantly related to that is, inherent in a subject: substance. 305 In der dritten Weise kann man zunächst die Bedeutung der analogia entis deutlich erkennen. Die Anwendung der Analogie bezieht sich für Thomas eng auf die Ausdrücke des Wesens. Das Wesen kann für Thomas primär als Substanz bezeichnet, aber es kann nicht als ein Genus der Substanz und der verschiedenen Akzidenzien interpretiert werden. Being, then, is not to be construed as a genus of which substance and the various accidents would be species. At the same time, we should not conclude from this that being is not realized in the 304 Thomas von Aquin, Prinzipien der Wirklichkeit, a. a. O., S John F. Wippel, Metaphysics, a. a. O., S

132 secondary instances of being as well as in substance. According to Aquinas being is intrinsically present in accidents as well as in substance, but in a different way. 306 Das Wesen kann auf verschiedenen Ebenen der Hierarchien sein. Daher kann es als verschiedene Gattungen der Substanz im erschaffenen Universum auftreten. Trotzdem muss das Wesen allein durch Analogie beschrieben werden, weil es nicht direkt beschrieben werden kann. Aquinas accepts the reality of different levels of being and hence of different kinds of substance within the created universe the hierarchy of being. It is fairly clear from his texts that being can not be predicated of these different kinds univocally, but only analogically. Moreover, although this point is disputed by commentators, it seems that Aquinas must also defend analogical rather than univocal predication of being of different individual substances that fall within one and the same species. 307 Auf dieser analogischen Art und Weise ist das Wesen mit verschiedenen Ausdrücken zu bezeichnen: Seiende, Substanz, Essenz und Existenz, Form und Stoff, Akzidenzien, usw. Darauf wird im späteren Verlauf dieser Arbeit näher eingegangen. Ein wichtiges Beispiel der Analogie auf horizontaler Ebene Form : Stoff Geist : Körper Thomas benutzt die Analogie auf horizontaler Ebene, um verschiedene Phänomene zu erklären. Ein wichtiges Beispiel das Thomas häufig erwähnt ist, dass die Wechselwirkung zwischen Geist und Körper durch eine Analogie der Metaphysik Aristoteles, d. h. durch Form und Stoff 308, bezeichnet werden kann. Kenny erklärt dies wie folgt: The long first article of question seventy-six (in summa theologica) aims to work out in fuller detail the relationship between Aquinas teaching on the soul, as set out in question seventy-five, and the Aristotelian theory of matter and form. The positive discussion of this issue takes its start from the rational definition of a human being, man is a rational animal. In the scholastic jargon, animal is the genus, man is the species, and rational indicates the specific difference which marks out the species within the genus. But a specific difference is, according to 306 John F. Wippel, Metaphysics, a. a. O., S John F. Wippel, Metaphysics, a. a. O. S., >Form und Stoff< sind ein wichtiger Begriff der Ontologie Aristoteles. Der Begriff wird von Thomas akzeptiert und in seiner Ontologie wird angewendet. Ich werde dies später ausführlicher darstellen. 135

133 Aristotelian theory, a form. Therefore, the intellectual principle which is denoted by the word rational must be the human being s form. 309 Darüber hinaus stellt Thomas eine Frage in Quaestio 76 in Summa Theologica: Ist der Grund des Verstehens als Form mit dem Körper vereint? Er antwortet sofort: Nun wird aber die Form des verstanden Dinges in den Verstand nicht stofflich und einzelbestimmt aufgenommen, sondern vielmehr unstofflich und allgemein: sonst könnte der Verstand nicht Unstoffliches und Allgemeines erkennen, sondern nur Einzelnes, wie auch der Sinn. Der Verstand ist also nicht als Form mit dem Körper vereint. 310 Der Verstand bezieht sich für Thomas nicht auf den Körper. So entsteht die Frage, was der Grund des Verstands sei. Die Antwort erlangt er mit Hilfe der Meinung Aristoteles : Nun ist durch also etwas wirklich ist, dadurch wirkt es. Nun ist aber offenbar das Erste, wodurch der Leib lebt, die Seele. Und weil sich das Leben auf den verschiedene Tätigkeiten kundtut, ist das, wodurch wir zuerst jede einzelne dieser Lebenstätigkeiten ausführen, die Seele. Denn die Seele ist das Erste, wodurch wir uns nähren, sinnlich wahrnehmen, uns räumlich bewegen, und ebenso das Erste, wodurch wir verstehen (oder denken). Dieser Grund also, durch den zuerst wir denken werde er nun Verstand oder verstandbegabte Seele genannt, ist die Form des Leibes. Und das ist die Beweisführung des Aristoteles. 311 Mit anderen Worten: Thomas erklärt das Verhältnis zwischen Geist und Körper und den Grund des Verstands durch die Analogie Form und Stoff. Deshalb können einzelne Menschen als Substanzen bezeichnet werden, weil Substanz entsteht, wenn die Form mit dem Stoff vereinbar ist. Matter and form are realities which are incomplete, considered in themselves, but which, by reason of their union, make up one complete substance. This is the exact relationship of man s intellective soul to the body it animates. St. Thomas expresses this relationship by saying that the human soul is one part of man and the body another part. This is what is meant by those who say that St. Thomas teaches that the human soul and body are two incomplete substance which, when united, form the complete substance, man Anthony Kenny, Aquinas on the Mind, London 1993, S Thomas von Aquin, Summa Theologica I, q.76, a Thomas von Aqin, Summa Theologica I, q. 76, a Etienne Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquin, a. a. O., S

134 Analogie auf der transzendentale Ebene: Gott Thomas stellt fest, dass man durch eine philosophische Argumentation die Existenz Gottes beweisen kann. Aber er lehnt es gleichzeitig ab, dass die Existenz Gottes ganz selbstverständlich in der Welt sichtbar ist, d. h. die Menschen können die Existenz Gottes nicht direkt erkennen. Trotzdem kann die Existenz Gottes für ihn auf philosophischer Ebene nur durch Kausalität beschrieben werden. Zu 1. Zwar können wir von Gott nicht wissen, was er ist. Aber an Stelle der Wesensbestimmung nehmen wir in dieser Wissenschaft die Wirkung Gottes aus der Natur- und Gnadenordnung und kommen so zu dem, was diese Lehre über Gott aussagt. So muss man sich auch in manchen philosophischen Wissenschaften behelfen, indem man statt der Wesensbestimmung einer Ursache ihre Wirkung nimmt, um über die Ursache selbst eine wissenschaftliche Aussage machen zu können. 313 Zusätzlich lehnt Thomas in Summa Theologica 1a, a. 13, 5 die univoke Prädikation des Namen Gottes und der Geschöpfe ab. Er verweigert auch äquivoke Namen für Gott. This means that when such a name is applied to a creature and to God, it is said analogically of God because of the relationship the creature bears to God as its principle and cause. Underlying Aquinas s defense of analogical predication of such names of God is his conviction that, no matter how great the diversity between creatures and God, in some way every effect is like its cause. This likeness between a creature viewed as an effect and God, its uncaused cause, is the ontological justification for the analogical predication of the divine names. 314 Ein wichtiges Beispiel der Analogie auf transzendentaler Ebene Fünf Wege (Kausalität) Thomas bietet uns philosophische Argumente für die Existenz Gottes in vielen seiner Werke an. In Summa Theologica 1a, a. 2, 3 kann man das berühmteste seiner Argumente sehen: die sogenannten fünf Wege. 315 In den fünf Wegen sieht es zwar so aus, das 313 Thomas von Aqin, Summa Theologica la, q.1, a John F. Wippel, Metaphysics, a. a. O., S Die fünf Wege können wie folgt zusammengefasst werden: 1) Aus dem Bewegtsein wird ein erster unbewegter Beweger erschlossen (kinesiologischer bzw. kosmologischer Gottesbeweis) 137

135 Thomas auf verschiedene Art und Weise die Existenz Gottes beweisen, aber man kann erkennen, dass dafür grundsätzlich die Analogie der Kausalität verwendet wird. Und diese Beweise der Analogie der Kausalität werden von Kenny als die Analogie auf transzendentaler Ebene bezeichnet, weil die Existenz Gottes durch die Analogie direkt erklärt wird Analogie in der Theologie Polkinghornes Polkinghorne hat nie dargestellt, was für ihn die Analogie ist, aber wie sie konkret angewendet werden kann. Aber es ist davon auszugehen, dass seine Anwendungen der Analogie auf derselben Weise erkannt werden kann, wie Thomas sie benutzt hat. Deshalb kann man die Analogie in der Theologie Polkinghornes auch auf zwei Ebenen unterscheiden: horizontal und transzendental. Analogie auf dem horizontale Ebene: analogia entis Wie vorher schon dargestellt worden ist, sind die ontologischen Gründe der Theologie Polkinghornes die Quanten- und Chaostheorie. Aber diesen beiden Theorien nach können die Gegenstände nicht genau gemessen werden, d. h. sie sind verisimilitudinous. Deshalb müssen die Naturwissenschaftler die Analogie häufig benutzen, um Gegenstände zu bezeichnen. Darüber hinaus versuchen Naturwissenschaftler, die theistische Ansichten haben, häufiger die Analogie anzuwenden als andere Naturwissenschaftler. It is the more intellectually satisfying because it offers an explanation of the Schrödinger equation which Bohm s theory must accept as brute fact. I believe that preference to be a rationally defensible one, and to bear some analogy with the theist s preference for his or her account of a wider reality. Although atheism might seem simpler conceptually, it treats beauty and morals and worship as some form of cultural of social brute facts, which accords ill with the seriousness with which these experience touch us as persons ) aus dem Bewirktsein eine erste Ursache (causa prima) (Kausalbeweis) 3) aus dem zufälligen So- u. Dasein ein absolut notwendiges Wesen (Kontingenzbeweis) 4) aus dem mehr oder weniger Vollkommensein ein absolut vollkommenes Wesen (Stufenbeweis) 5) aus dem Geordnetsein der Weltdinge ein oberster Ordner (teleologischer Gottesbeweis) 316 J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S

136 Und auch bottom-up Denker in der Theologie wenden laut Polkinghorne die Analogie häufig an, weil sie von Erfahrung und Vernunft abhängig sind. Von unten aufsteigende Denker bevorzugen, bei der ökonomischen Trinität zu verharren. Ihre Methode ist eher die analogia entis als die analogia fidei, sie appelliert an Erfahrung und Vernunft anstatt sich auf eine höhere Quelle des Wissens zu berufen. 317 Deshalb ist es sowohl für die Naturwissenschaftler, als für bottom-up Denker in der Theologie notwendig, dass Gegenstände durch Analogie dargestellt werden. Ein wichtiges Beispiel der Analogie auf horizontaler Ebene Welle : Teichen Geist : Körper Wie sich die Theologie Thomas auf der metaphysischen Ontologie Aristoteles gründet, spielt in der Theologie Polkinghornes die Quanten- und Chaosmechanik die ontologische Rolle. Er behauptet, dass durch metaphysische Vorstellungen der Quanten- und Chaoswelt die Epistemologie und Ontologie miteinander verbunden werden können. 318 In diesem Zusammenhang kann man sich die Frage stellen, wie die Quanten- und Chaoswelt metaphysisch vorgestellt werden kann. Polkinghorne antwortet auf diese Frage wie folgt: The connection between the scientific concept of physics and the philosophical or theological concepts of metaphysics, is that of an analogical association, based upon a perceived consonance. I believe that the discoveries of modern science have opened up significant possibilities for fruitful metaphysical construction, which I shall seek briefly to explore. 319 Während die Metaphysik ein Vermittler zwischen der physischen Welt und der Theologie ist, ist die Analogie ein Vermittler zwischen der physischen Welt und der Metaphysik. Insbesondere geht Polkinghorne davon aus, dass die Beziehung zwischen Geist und Körper als Analogie des Lichts bezeichnet werden kann. 317 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaften, a. a. O., S. 85f. 318 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft. a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Trinity, a. a. O., S

137 Ist das Licht Teilchen oder Welle? Vor der Photonenhypothese 320 Einsteins diskutierten Naturwissenschaftler lange über dieses Problem und sie glaubten überwiegend bis zum Ende des 19.Jahrhunderts daran, dass das Licht eine Welle ist. Aber Einstein könnte durch ein Experiment beweisen, dass das Licht die Eigenschaften der Welle und gleichzeitig Eigenschaften der Teilchen hat. Dies wurde als Dualität des Lichtes bezeichnet. Dass ein Ding gleichzeitig die Welle und Teilchen ist, war widersprüchlich und damals in den Naturwissenschaften unmöglich. Bis heute ist die Dualität des Lichtes und der Quanten von Naturwissenschaftler noch nicht eindeutig erklärt worden, auch wenn Polkinghornes Lehrer und Kollege Paul Dirac einen mathematischen Formalismus vorgelegt hat, der beide Eigenschaften vereint. Polkinghorne glaubt, dass durch die Analogie mit der Dualität des Lichts die folgenden Ansätze zur Lösung der theologischen Aufgaben gefunden werden können: a) Verhältnis zwischen Geist und Körper: Seit der Theologie Augustinus, die die Philosophie Platons akzeptiert, sind Geist und Materie als distinkte Arten der Realität betrachtet worden. Dies ist der Denkansatz des Dualismus. Während der Aufklärungszeit war Rene Descartes einer der berühmtesten Philosophen des Dualismus. Der Schwachpunkt seines Dualismus ist jedoch, dass die Beziehung zwischen diesen zwei Varianten der Erfahrung nicht erklärt wird. In heutigen Zeiten können die Wissenschaftler die Beziehung zwar auch nicht eindeutig erklären, aber es wird versucht, durch die Neurologie, die Psychologie usw. die Antworten zu finden. Für Polkinghorne ist die Dualität des Lichtes ein wichtiger Ansatz zur Lösung des Verhältnisses zwischen Geist und Materie. Of course, I do not pretend that such considerations can, in our present state of knowledge, do more than provide some mildly helpful hints about the relationship of mind and brain. At best they constitute a sort of scientific poetry. Until we know better how to integrate them let us at least hold fast to our basic personal experience of choice and responsibility without denying the neurological 320 Im Jahre 1921 erhielt Albert Einstein für seine Photonenhypothese den Nobelpreis. Dazu, Vgl., W. Kinnebrock, Bedeutende Theorien des 20.Jahrhunderts, a. a. O., S

138 insight that our mental activity is incarnated in our brains. These are complementary aspects of the whole person, just as wave and particle are complementary aspects of light. 321 b) Menschheit und Gottheit Christi: Ist Jesus Mensch oder Gott? Und homoousios oder homoiousios? Nach dem Streit der Christologie, der rund 300 Jahren dauerte, wurde ein Konzilsbeschluss in dem Konzil zu Chalcedon, das Chalcedonense, veröffentlicht, dessen Bedeutung nicht geringer als die des Nicaenums war und zusammen mit der des Nicaenums alle anderen Konzilsbeschlüsse übertraf. In dem Chalcedonense wird eines der wichsten Probleme für die Christologie, vor allem das Problem der Natur Christi, d.h. der Verbindung der Menschheit und Gottheit aufgegriffen. P. Tillich hat den Konzilsbeschluss über das Verhältnis zwischen Menschheit und Gottheit wie folgt zusammengefasst. Daher kommen wir alle, den heiligen Vätern folgend, überein, die Menschen zu lehren, den einen Sohn zu bekennen, unseren Herren Jesus Christus, vollkommen in seiner Göttlichkeit und auch vollkommen in seiner Menschheit. 322 Aber obwohl bestimmte Beschlüsse über die Natur Christi in Nicäa und Chalcedon verkündigt wurden, können viele Christen/innen das Verhältnis zwischen Menschheit und Gottheit in Jesus Christus nicht genau verstehen. Sie fragen danach, wie die Gottheit und Menschheit vereinbar ist. Polkinghorne meint, dass die Dualität des Lichtes und Quanten auf die Lösung des Problems hinweisen können. Und wie die Quantentheorie aufgrund der experimentellen Erfahrungen dazu genötigt ist, sich mit dem Problem der Welle/Teichen Dualität zu beschäftigen, so ist die christliche Theologie durch die Erfahrung des auferstandenen Christus dazu genötigt, sich mit der schwierigen Dualität von Menschheit und Gottheit Christi zu beschäftigen. 323 Analogie auf der transzendentale Ebene: Gott Wie Thomas sagt, dass Gott nicht durch univoke oder äquivoke Ausdrücke, sondern durch die Analogie dargestellt werden kann, kann man für Polkinghorne über Gott auch durch Analogie sprechen, weil Gott nicht direkt dargestellt werden kann. Die Analogie ermöglicht ein passenderes Sprechen über Gott als andere Arten und Weisen der Darstellung. 321 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S P. Tillich, Vorlesungen über die Geschichte des Christlichen Denkens, a. a. O., S J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S

139 We have to use the language of finite being to try talk about the infinite we have no other means at our disposal but it will always have to be in some stretched, analogical sense. It is less misleading to speak of God as personal rather than impersonal (he is more like a person than a force ), but that is not licence for the naïveté of the picture of an old-man-in-thesky. 324 Darüber hinaus ist die Analogie für Polkinghorne eine wichtige Methode rationaler Theologie. Wenn man durch die Analogie oder das Symbol die Existenz Gottes beschreibt, wird die Gotteslehre in ihrer Bedeutung bezeichnet als auf andere Weise. Attempts to articulate the knowledge of God will require language to be stretched by appeal to analogy. In consequence theology must avail itself of the openness of reference provided by symbol. Such a recognition is the essence of a rational theology, not its negation. Recourse to symbol is in no way incompatible with the assertion of truth; indeed, some deep truths can only be expressed symbolically. Even our encounter with the mystery of human personality makes similar demands hence the importance of the poets and artists. 325 Ein wichtiges Beispiel der Analogie auf transzendentaler Ebene Top-Down Kausalität Wie zuvor bereits dargestellt, ist eine der theologischen Positionen Polkinghornes der kritische Realismus. Dieser Realismus ist von Ian Barbour eingeführt und von Arthur Peacoke und John Polkinghorne weiter entwickelt worden. Deshalb haben Barbour und Peacocke natürlich auf unterschiedlichen Ebenen Einfluss auf die Theologie Polkinghornes. Vor allem akzeptiert Polkinghorne den Begriff der Top-down Kausalität aus der Theologie Peacockes. Einige Autoren, wie z.b. Arthur Peacocke, haben eine andere panentheistische Darstellung entwickelt, die auf die Rede von der Verkörperung Gottes verzichtet. Sie verfolgen die Idee einer top-down-kausalität. Als top-down-kausalität bezeichnen sie den 324 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S

140 Einfluss des Ganzen auf seine Teile, welcher den Einwirkungen der Teile auf das Ganze (der sogenannten bottom-up-kausalität) entgegensetzt ist. 326 In diesen Zusammenhang kann man danach fragen, wo die top-down-kausalität tatsächlich beobachtet wird. In seinen Augen wird sie in der Chaosmechanik, einem der ontologischen Gründe der Theologie Polkinghornes, gefunden. Das Ganze wirkt hier im Sinne der top-down-kausalität auf seine Teile ein. Man kann vermuten, dass die spontane Entstehung von weitläufigen Ordnungsstrukturen aus dem Chaos 327, welche die koordinierte Bewegung von Billionen von Molekülen voraussetzt, ebenfalls etwas von einem solchen topdown-charakter aufweist. 328 Darüber hinaus sieht Polkinghorne die Möglichkeit, dass in Analogie zur top-down- Kausalität die Vorsehung Gottes erklärt werden kann. So führt eine realistische Reinterpretation der epistemologischen Unvorhersagbarkeit von chaotischen Systemen zur Hypothese einer ontologischen Offenheit, in der neue kausale Prinzipien wirken, welche die Muster zukünftigen Verhaltens bestimmen und von holistischem Charakter sind. Von hier aus tut sich die Tür zur Beantwortung der Frage, wie es möglich sein kann, dass wir unsere gewollten Intentionen verwirklichen und wie Gott in seiner Providenz mit seiner Schöpfung intergiert, einen Spalt weit auf. Als leibliche Wesen handeln Menschen zugleich energetisch und informationell. Demgegenüber mag man erwarten, dass Gott als reiner Geist allein durch die Eingabe von Informationen handelt. Der neue Aspekt dieser Darstellung liegt zusammengefasst darin, dass er die Idee einer absteigenden Kausalität verteidigt, die durch >Aktive Information< 329 am Werk ist. Diese Wendung wird auch von Peacocke benutzt. Ich orte die relevante kausale Fuge in der Dynamik chaotischer Systeme, er scheint Gott als den zu verstehen, der Grenzbedingungen des Universums konstituiert J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S Sieht, Chaostheorie in der Kapitel J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S In seinen frühen Werken bezeichnet die kausale Füge als Top-Down Kausalität wie Peacocke. Aber er bezeichnet sie in seinen späteren Werken als sein eignen Wort, >Aktive Information<. 330 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

141 Zusammenfassung Wie zuvor aufgezeigt wurde, ist die Metaphysik in der Theologie Polkinghornes ein Vermittler zwischen der Theologie und der Naturwissenschaft. Er glaubt daran, dass durch die Metaphysik die theologischen und naturwissenschaftlichen Weltanschauungen miteinander verbunden werden können, während deren direkte Verbindung schwierig ist. Und er geht vermutlich davon aus, dass innerhalb der christlichen Tradition die theologische Metaphysik Thomas für eine Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft am geeignetsten ist. Für Polkinghorne ist die Analogie ein wichtiger Vermittler zwischen der menschlichen Erkenntnis und Existenz Gottes. Man kann nur durch Analogie die Existenz Gottes erkennen, weil man direkt ihn nicht wahrnehmen kann. Vor allem ist es hier wichtig, dass die Anwendungen der Analogie in der Theologie Polkinghornes und der von Thomas viele Ä hnlichkeiten haben. Wenn man folgende Schemata betrachtet, kann man erkennen, dass die Ä hnlichkeiten deutlich sind. A. Vorbild des Thomas von Aquin (Interpretation von Wellper) : Analogie Die menschlichen Erkenntnis transzendentale Analogie die Existenz Gotte s Kausalität, fünf Wege (erste Ursache) Das Verhältnis der Geist zum Körper horizontale Analogie Ontologie Aristoteles Geist : Körper = Form : Stoff B. Anwendung Polkinghornes des Vorbilds Thomas Die menschlichen Erkenntnis transzendentale Analogie die Existenz Gottes Kausalität (top-down Kausalität, Aktive Information) Das Verhältnis der Geist zum Körper horizontale Analogie Ontologie von der Physik Geist : Körper, Menschheit : Gottheit in Jesus = Welle : Teilchen (Dualität des Lichts) 144

142 Nach dem Schema müssen die Analogien Polkinghornes auf zwei Arten dargestellt werden, als transzendentale und horizontale Analogie, wie in der Theologie Thomas die beiden Analogien auf die Existenz Gottes und die Ontologie angewendet werden. Einerseits wird die transzendentale Analogie für Polkinghorne auf die Erkenntnis der Existenz Gottes angewendet, wie durch sie auch für Thomas die Existenz Gottes dargestellt wird. Mit anderen Worten, wird die Existenz Gottes für Polkinghorne durch die Kausalität Top-Down Kausalität oder Aktive Information erklärt, wie die Existenz Gottes für Thomas durch die Kausalitäten vor allem durch die ersten und zweiten Wege der fünf Wege dargestellt wird. Andererseits wird die horizontale Analogie für beide Theologen auf die Erklärung des Verhältnisses vom Geist zum Körper angewandt. Für Polkinghorne wird das Verhältnis vom Geist zum Körper durch die Dualität des Lichts, d. h. die Welle und Teilchen, erklärt. Er erläutert insbesondere auch die Menschheit und Gottheit in Jesus durch die Dualität. Aus diesen Argumenten kann man ein Fazit ziehen, dass die Anwendungen der beiden Analogien viele Ä hnlichkeiten haben. Daher ist es für mich denkbar, dass Polkinghorne das Vorbild für seinen Analogiegedanken in den Analogien von Thomas findet. 145

143 Kapitel 3. Begründung des Theismus Apologetik im Zeitalter der Naturwissenschaft Mit rund 50 Jahren gab J. Polkinghorne seine Professur an der physischen Fakultät der Cambridge Universität auf, und begann Theologie zu studieren. In seinem frühen Werk, The Way the World is, reflektiert er die Tatsache, dass theologische Themen der Existenz Gottes im 4. und 5.Jahrhundert bis heute diskutiert werden, während naturwissenschaftliche Themen des 17.Jahrhunderts heutzutage meistens nicht weiter diskutiert werden, weil weitere naturwissenschaftlichen Thesen und Themen entwickelt worden sind. Diese Situation in Theologie und Kirche ist für ihn nicht zufriedenstellend. When we look elsewhere, the situation is far less satisfactory. In religion, the heresies debated in the fourth and fifth centuries are debated still, in only slightly modern guise. There is not even agreement on the answer to the most basic theological question of all, the existence of God. It seems that people continue to circle the same old philosophic-theological mulberry bush without being able to pick the fruit. 331 In dieser Situation erkannte er seine Berufung als Apologet im Zeitalter der Naturwissenschaften: Part of my reason for being a Christian is that I believe that a Christian understanding offers us such a coherent framework, adequate to the perplexing way the world is. I have had the temerity to attempt to write the book which I could not find in the bookshops. It is my personal apologia for the faith I hold. 332 In meinen Augen jedoch hat Polkinghorne die apostolische Situation im 4. und 5. Jahrhundert missverstanden. Den Grund sehe ich darin, dass die Apologeten damals nicht mit einem atheistischen Problem konfrontiert waren, sondern mit verschiedenen Religionen. Deshalb wurde als Hauptproblem nicht die Existenz Gottes diskutiert, sondern die Entsprechungen der Gotteslehren und Ursachen der Schöpfung. Der wichtigste Sachgrund dafür, dass die christliche Theologie sich von ihren Anfängen an auf die Philosophie und auf die Auseinandersetzung mit ihren Lehren eingelassen hat, ist mit der Gottesverkündigung der apostolischen Missionsbotschaft gegeben; von Gott zu reden, bedeutet, vom schöpferischen 331 J. Polkinghorne, The Way the World is. The Christian Perspective of a Scientist, Kentucky 2007, S J. Polkinghorne, The Way the World is, a. a. O., S

144 Ursprung alles Wirklichen zu reden. Dass der Gott der Juden aber identisch mit dem schöpferischen Ursprung aller Dinge und daher der für alle Menschen zuständige Gott ist, das verstand sich nicht von selbst, jedenfalls nicht für Nichtjuden. 333 Deshalb ist die apostolische Situation für die Existenz Gottes in der modernen Welt schwerer greifbar als im 4. und 5. Jahrhundert. Trotzdem glaube ich daran, dass die theologischen Themen Polkinghornes als apologia gegenüber den Naturwissenschaften, die die Existenz Gottes überzeugend erklären können, wertvoll sind, obwohl seine eigenen Argumente auch kritisiert werden können. Begründung des Theismus Die wichtigste Aufgabe der Apologeten ist es natürlich, die Bedeutung des Theismus in einem atheistischen Zeitalter darzulegen. Aus folgenden Gründen glaubt Polkinghorne daran, dass ein Theismus auch in heutiger Zeit behauptet werden kann 334 : 1) Verständlichkeit des Universums, 2) Anthropisches Prinzip, 3) Axiologischer Beweis, 4) Gegensatz zum Atheismus usw. Darunter sind Verständlichkeit des Universums und Anthropisches Prinzip für Polkinghorne bezeichnende Begriffe, die durch den Theismus demonstriert werden können. Vor allem entsprechen diese beiden Themen dem Ziel dieser Dissertation, die das Verhältnis von Polkinghorne zu Thomas erläutern will. Deshalb werde ich sie ausführlich in diesem Kapitel darstellen. Trotzdem möchte ich die Begriffe Axiologischer Beweis und Gegensatz zum Atheismus zum besseren Verstehen für Polkinghornes Theismus hier kurz zusammenfassen. Axiologischer Beweis: Polkinghorne behauptet, dass die Welt eine Hierarchie hat und verschiedene Sichtweisen der Welt eigene Werte haben. Die Hierarchie und Werte in der Welt können für ihn als Begründung des Theismus verstanden werden. Der Theismus bietet eine angemessene umfassende Basis, um die Welt zu verstehen, da er ohne Mühen den mehrschichtigen Charakter der Realität, der mit Werten durchwebt ist, integrieren kann Dass unsere Welt voll von Werten 333 W. Pannenberg, Theologie und Philosophie, a. a. O., S Polkinghorne erklärt in seinen verschiedenen Werken viele Begründungen des Theismus. Hier werden die signifikanten Gründe darunter dargestellt. Vgl. J. Polkinghorne, Naturwissenschaft, a. a. O., S An Gott glauben im Zeitalter der

145 ist, legt nahe, dass es eine oberste Quelle dieser Werte gibt, deren Natur sich in allem, was am Leben erhalten wird, spiegelt. Ansonsten wäre die sich selbst imponierende Gegenwert von Werten kaum zu verstehen. 335 Gegensatz zum Atheismus: Polkinghorne bestärkt den Theismus, weil durch ihn die Welt besser erklärt werden kann als durch den Atheismus. The theist and the atheist alike survey the same world of human experience, but offer incompatible interpretations of it. My claim would be that theism has a more profound and comprehensive understanding to offer than that afforded by atheism. Atheists are not stupid, but they explain less. 336 Gemäß Polkinghorne müssen vor allem zwei Wege begangen zu werden, um die Begründungen des Theismus zu erklären: eine Theologie der Natur und die Harmonie zwischen Vernunft und Glauben Theologie der Natur Theologische Metaphysik: Polkinghorne Im Zeitalter der Naturwissenschaft kann der Theismus laut Polkinghorne nicht nur durch die Theologie verteidigt werden. Heute haben Argumente durch theologische Intuitionen und Spekulationen ihre überzeugende Kraft verloren. Deshalb schlägt Polkinghorne vor, dass durch die Konsonanz zwischen Theologie und Naturwissenschaft eine theologische Metaphysik aufgestellt werden muss: eine sogenannte Theologie der Natur, die von der natürlichen Theologie in der christlichen Tradition unterschieden wird, um den Theismus effektiv zu verteidigen. Deshalb muss hier erst diese Theologie der Natur erläutert werden, bevor zwei wichtige Begründungen für den Theismus dargestellt werden: die Verständlichkeit des Universums und das Anthropische Prinzip. Definition der theologischen Metaphysik (die Theologie der Natur) 335 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S

146 Vor allem denkt Polkinghorne daran, dass die Theologie zwei Rollen einnimmt, einmal als systematische und dann auch als philosophische Theologie. Während es in der systematischen Theologie um religiöse Erfahrungen und Einsichten geht, handelt es sich in der philosophischen Theologie um umfassende Untersuchungen des Existenz Gottes. I see theology as having a dual role: firstly as the specialist investigation of particular types of experience and insight which we label religious (systematic theology) and secondly as the great integrating discipline which incorporates the results of all specialist investigations (including science s and its own) in a profoundly comprehensive matrix of understanding (philosophical theology). In its first role theology can be said to be one of the sciences; in its second role it is the metascience. Because I regard the existence of God as the ground for the possibility of the latter integrating discipline, I prefer to call it philosophical theology rather than metaphysics. The unity of knowledge and the unity of God are closely connected. I believe in both. 337 Mit anderen Worten betont Polkinghorne, dass Theologen heute neben der traditionellen systematischen Theologie eine Metawissenschaft brauchen, eine philosophische Theologie im Zeitalter der Naturwissenschaft, um von der Existenz Gottes zu überzeugen. Das Wort Theologie der Natur wird nicht nur von Polkinghorne verwendet, sondern auch von einigen Theologen des kritischen Realismus. Ein Vertreter des Kritischen Realismus, Ian Barbour, erklärt die Theologie der Natur wie folgt: Die Theologie der Natur hat ihren Ausgangpunkt, anders als bestimmte Varianten der Natürlichen Theologie, nicht in der Naturwissenschaft. Stattdessen setzt sie bei einer religiösen Ü berlieferung, bei Erfahrungen von Glaubensgemeinschaften und einer historischen Offenbarung an. Sie plädiert allerdings für eine Modifizierung einiger traditionellen Lehren in Licht der modernen Naturwissenschaft. Naturwissenschaft und Religion werden hier als vergleichsweise unabhängige Quellen angesehen, deren Gedankengebäude sich in einigen Bereichen überlappen. Davon sind insbesondere die Lehre von Schöpfung, Vorsehung und Menschenbild betroffen. Die Modifikationen sollen den religiösen Glauben und die wissenschaftliche Erkenntnis harmonisieren. 338 Für Barbour bedeutet die Theologie der 337 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S I. Barbour, Wissenschaft und Glaube, a. a. O., S

147 Natur, dass einige traditionelle Lehren, vor allem die Lehren von Schöpfung und Vorsehung, im Licht der Naturwissenschaft modifiziert werden. Für Polkinghorne bedeutet die Theologie der Natur aber nicht nur die Modifizierung der traditionellen Lehre, sondern auch die Aufstellung einer Metawissenschaft, in der Naturwissenschaft eine wichtige Rolle spielt und in der auch andere Wissenschaften integriert werden können. Polkinghorne versteht unter der Theologie der Natur folgendes: Es stellt sich damit die Aufgabe, die naturwissenschaftliche Beschreibung des Spieles auf ihrer Ebene ernst zu nehmen, aber aus dem Glauben heraus, dass hinter der biologischen Geschichte die kreativen Absichten Gottes stehen, eine alternative Metainterpretation dieser Geschichte zu entwerfen. Wegen der Doppelgesichtigkeit dieser Geschichte ist dabei vom Gottesglauben auszugehen und dieser argumentativ auf die Welt zu beziehen. Mit anderen Worten gesagt, wir beschäftigen uns nun nicht mehr mit Natürlicher Theologie, sondern mit einer Theologie der Natur. 339 Methoden der theologischen Metaphysik (Theologie der Natur) In diesem Zusammenhang kann man die Frage stellen, wie diese Metawissenschaft beschaffen sein kann. Kann diese Metawissenschaft, die Theologie der Natur, nur durch Theologie und Naturwissenschaft aufgestellt werden? Nein, für die Metawissenschaft können die Einsichten aller Wissenschaften unterstützend herangezogen werden. Besonders die ethische Einsicht ist hinzuzufügen. To speak of theology in this way is to speak of it as a first order discipline of enquiry, taking its place alongside science s investigation of the physical world or moral philosophy investigations of the nature of ethical decision. However, there is a further important role for theology to play, as a second order reflection upon the whole of human knowledge. 340 Theologische Metaphysik bedeutet die Integration verschiedener Wissenschaften durch oder in die Theologie. Such discourse, which we might call theological metaphysics, must take account of the first-order insights of science, aesthetics, morality and also, of course, of theology itself in its first-order mode of particular investigation into the 339 J. Polkinghorne, Theologie und Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Faith, Science and Understanding, a. a. O., S

148 understanding and significance of religious experience. Theological metaphysics must respect the integrity of these primacy disciplines. It is not its role to instruct them or to correct their conclusions, but to listen to what they have to say about what they have to say about their individual fields of study. 341 Um die theologische Metaphysik stabil aufzustellen, muss sie nach Polkinghorne auf dem Glauben an Gott basieren. Theological Metaphysic is based on the belief that the will of self-subsistent divine Agent is the true explanatory principle. 342 Hierarchie der Wissenschaften Die verschiedenen Wissenschaften werden nach Polkinghorne in der Theologie integriert, um so die theologische Metaphysik aufzustellen. Jedoch gibt es in seinen Augen eine Hierarchie der Wissenschaften. The knowledge we obtain from our exploration of the world can be organized into a hierarchy, corresponding to the complexity of the systems treated as basic: physics, chemistry, biochemistry, biology, psychology, sociology, theology. 343 Der Grund für eine solche Hierarchie der Wissenschaften liegt gemäß Polkinghorne darin, dass die Realität durch verschiedene Ebenen unterschieden werden kann. If reductionism is not the whole story for engineering it will surely not be the whole story for biology. Yet it is to physics that we shall turn for our exploration of emerging conceptual novelty. Even that most basic of subject is not monolithic in its structure. We can discern within a multi-leveled reality. 344 Polkinghorne erklärt die Hierarchie der Welt durch das Beispiel der Atome und Moleküle. Wenn man die die Atome miteinander verbindenden Moleküle beobachtet, kann man besondere Eigenschaften der Moleküle erkennen, die in einzelnen Atomen nicht beobachtet werden können. Z.B. sind bei der Beobachtung von Wasser (H2O) einige Eigenschaften des Wassers erkennbar, die an den einzelnen Atomen nicht entdeckt werden können. Auch der besondere Charakter des Menschen, der jeweils im Geist und Körper 341 Ebd. 342 Ebd. 343 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

149 entsteht, kann nur betrachtet werden, indem Geist und Köper zusammengesetzt werden. Deshalb muss man die Gesamtebene von der Einzelebene unterscheiden. Ferner wird diese Multi-Ebene der Welt deutlicher erläutert, wenn man die Quantenwelt beobachtet. Aus der wolkigen Quantenwelt, die nicht genau gemessen werden kann, entstehen die Atome und Moleküle, die sich in der messbaren Welt bewegen. Die Erkenntnis eines solchen Multi- Ebene der Realität führt dazu, dass der der Reduktionismus abgelehnt werden muss. In dieser Hinsicht der Multi-Ebene entsprechen die Wissenschaften den verschiedenen Ebenen jeweils. Deshalb sind die Wissenschaften durch die Hierarchie zu differenzieren. A. Dinter bezeichnet durch folgendes Schema die Hierarchie Polkinghornes 345 : Theologie Philosophie Biologie Chemie Physik Das Schichtenmodell des Wissenschaftskanons Bedeutung und Ziel der theologischen Metaphysik Ausschließend kann man nun die Frage stellen überhaupt, warum Polkinghorne sich bemüht, die theologische Metaphysik, die Theologie der Natur, überhaupt aufzustellen? Die Antworten auf der Frage, d.h. das Ziel und die Deutung der theologischen Metaphysik, können durch einige der nachfolgenden Punkte dargestellt werden. Erstens ist das Ziel der theologischen Metaphysik ein tieferes und umfassenderes Verständnis der Welt. The aim of theological metaphysics is the integration of these partial perspectives, afforded by the first-order disciplines, into a single consistent and coherent 345 Astrid Dinter, Von Glauben eines Physikers, a. a. O., S

150 account of reality. Thereby it seeks to provide a more profound and comprehensive understanding than could be acquired through any single primary mode on its own. 346 Zweitens können die Menschen selbst durch die metaphysische Theologie die Tatsache erkennen, dass sie nicht einem sinnlosen Dasein verhaftet sind und durch Zufall die Welt entstanden ist, sondern sie ein glückliches und sinnvolles Dasein haben, das nach Gotteswillen und Gottesplan geschaffen wurden. A theistic point of view makes this plenitude of experience intelligible. Just as science s insights of order and potentiality can be understood in the light of the divine Mind and Purpose, so our experience of beauty can be understood as a sharing in the Creator s joy in creation, our moral intuitions as intimations of God s good and perfect will, our worshipful experience as discernments of the divine presence, and our hopeful aspirations as ground in God s unchanging fidelity. 347 In diesem Zusammenhang steht Polkinghorne gegen die Meinung Richard Dawkins 348, nach welcher der ganze Mensch nur durch Gene verstanden werden konnte. If the universe were just electrons and selfish genes, meaningless tragedies like the crashing of a bus are exactly what we should expect, along with equally meaningless good fortune. Such a universe would be neither evil nor good in intention. It would manifest no intentions of any kind. In a universe of blind physical forces and genetic replication, some people are going to get hurt, other people are going to get lucky, and you won t find any rhyme or reason in it, nor any justice. 349 Nicht sein Wissen im Fachgebiet der Genetik erlaubt es Richard Dawkins die hier kritisierte Position einzunehmen. Er stellt uns nur sein metaphysisches Urteil über die Bedeutung der Geschichte dar, welche uns die Wissenschaften präsentieren. 350 Mit anderen Worten ist die Meinung Dawkins nicht die allgemeine Meinung der Genetik, sondern seine persönliche Meinung. Und wenn man die Menschen im Licht von Dawkins Meinung betrachtet, sind sie nur eine bloße Sammlung von Genen und daher nur sinnlose Wesen. Und 346 J. Polkinghorne, Faith, Science and Understanding, a. a. O., S J. Polkinghorne, Faith, Science and Understanding, a. a. O., S Richard Dawkins wurde 1976 mit seinem Buch >The Selfish Gene <bekannt, in dem er die Evolution auf der Ebene der Gene analysiert. Er ist Atheist, Humanist und eines der bekanntesten Mitglieder der Brights, für die er mehrere Artikel verfasste. 349 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S

151 die Tatsache, dass wir uns um das Problem von Schmerz und Leiden bemühen, zeigt, dass die kalte naturwissenschaftliche Geschichte des Universums als eine von Verlieren und Gewinnern, wie Dawkins sie uns präsentiert, weit davon entfernt ist, unser menschliches Verlangen zu erfüllen, die Welt, in der wir leben, zu verstehen und Sinn in ihr zu erkennen. 351 Dementsprechend ist es ein großes Glück und auch die große Hoffnung der Menschen, wenn die theologische Metaphysik, die Theologie der Natur, aufgestellt wird und so die Welt und die Menschen betrachtet werden Natürliche Theologie: Thomas von Aquin Philosophische Metaphysik und Theologie als Wissenschaft von Gott Thomas behauptet, dass alle theologischen Aufgaben in Bezug auf die Gotteslehre unter drei Prinzipien angeordnet werden könnten: Essenz Gottes, Trinität der heiligen Personen und durch Gottheit produzierte Effekte. Nur die Trinität der heiligen Personen bezieht sich dabei nicht auf philosophische Erkenntnis, weil sie nicht durch menschliche Vernunft wahrgenommen, sondern nur durch die Offenbarung Gottes von uns erkannt werden kann. Dagegen können zwei andere Prinzipien durch die menschliche Vernunft aufgefasst werden. Deshalb sind die zwei Prinzipien der Essenz Gottes und des Zusammenhang zwischen Gott und seinem Effekt durch die natürliche Theologie zu untersuchen. 352 In dieser Hinsicht unterscheidet Thomas die philosophische Metaphysik von der Theologie für die Darstellung der Offenbarung Gottes. In seinem Hauptwerk, Summa Theologica, lautet die erste Frage wie folgt: Haben wir außer den philosophischen Wissenschaften noch eine andere Lehre notwendig? 353 Und er antwortet: Gewiß soll der Mensch, was für sein Erkennen zu hoch ist, nicht mit den Kräften seiner Vernunft erforschen wollen; wenn Gott es ihm aber offenbart, muss er es im Glauben annehmen. Deshalb heißt es 351 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Vgl. E. Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O., S Thomas von Aquin, Summa Theologica I. q 1. a

152 a.a.o. (V. 25) weiter: Es ist dir vieles gezeigt worden, was über Menschenerkennen hinausgeht. Und gerade mit dessen Dingen beschäftigt sich die heilige Wissenschaft. Ein verschiedener Grund der Erkennbarkeit bedingt auch eine Verschiedenheit in den Wissenschaften. So beweisen der Astronom und der Physiker denselben Satz, z.b. dass sie Erde rund ist. Doch tut es der Astronom mit Hilfe der Mathematik, also durch ein abstraktes Beweismittel; der Physiker dagegen auf Grund konkreter Beobachtungen. In gleicher Weise können dieselben Dinge, soweit sie der Vernunft zugänglich sind, Gegenstand der philosophischen Wissenschaften und zugleich, soweit sie durch die Offenbarung erkannt werden, auch noch Gegenstand einer anderen Wissenschaft sein, die Theologie also, die zur hl. Lehre gehört, unterscheidet sich der Gattung nach von jener, die einen Teil der Philosophie bildet. 354 Für Thomas ist die Metaphysik die erste Philosophie. Und die philosophische Wissenschaft des Heiligen (scientia divina) ist gleich und eins. Nach ihm muss ein Subjekt in der Metaphysik sein. Das Subjekt ist ein Wesen im Allgemeinen (ens commune) oder ein Wesen als Wesen. Thomas unterscheidet die Metaphysik, die Gott nur indirekt als Ursache studiert, von der Theologie, die Gott als ihr Subjekt studiert und abhängig vom Glauben in der Offenbarung Gottes ist. 355 Hierarchie der Wissenschaften Aus den vorliegen Abschnitten wurde deutlich, dass Thomas von verschiedenen Wissenschaften spricht: Astronomie, Physik, Mathematik, usw. Thomas hat diese verschiedenen Wissenschaften in drei Kategorien angeordnet: Natürliche Philosophie, Mathematik und Theologie oder heilige Wissenschaft. Die Unterscheidung der Wissenschaften in drei Kategorien stammt von Aristoteles - Thomas und Boethius nahmen diese Differenzierung auf. Thomas stimmte dabei überwiegend mit den Definitionen der Wissenschaften von Boethius überein, obwohl es trotzdem einige Unterschiede zwischen beiden gibt. Die Wissenschaften werden gemäß Boethius durch das Subjekt der Forschung und die Methode des Prozedere definiert. According to Boethius, the sciences are concerned with forms, and the hierarchy of the sciences corresponds exactly to the hierarchy of forms in 354 Thomas von Aqin, Summa Theologica I. q 1. a Vgl. John F. Wippel, Metaphysic, a. a. O., S

153 the real world in various degrees of separation from matter. Thus natural science studies the forms of bodies along with the bodies themselves in which they exist. Mathematics studies, apart from matter, forms of bodies that must exist in matter (e.g., lines, circles, numbers). Theology studies forms that are entirely separate from matter (e.g. God). 356 Die Wissenschaften werden nicht nur durch den Untersuchungsgegenstand, sondern jeweils auch durch die Methode unterschieden. This will give us a new criterion for distinguishing these sciences: they not only have distinct subjects of inquiry, they also have their own characteristic methods of procedure in harmony with their subjects. 357 In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie die Wissenschaften definiert werden. Vor allem weist Thomas darauf hin, dass alles Wissen durch den Sinn begonnen werden muss. Und die Wissenschaften in den drei Kategorien sind jeweils wie folgt zu definieren. 1) In der natürlichen Philosophie endet das menschliche Urteil im Sinn. In natural philosophy the judgment is made in the light of what the senses reveal: the evidence is the final court of appeal for the veracity of the scientific judgment ) In der Mathematik endet das menschliche Urteil in den Vorstellungen. In mathematics the judgment terminates in the imagination, in the sense that the mathematical judgment looks to the evidence presented by the imagination ) In der Metaphysik endet das menschliche Urteil im Verstand allein. Finally, the judgment of the metaphysician terminates in the intellect alone. It could not possibly terminate in the senses or the imagination, for these aspects. 360 Besonders wichtig sind die Gegenstände der Metaphysik, da nur der Verstand diese Dinge begreift. Zwar muss ein Metaphysiker seinen Sinn und seine Vorstellungen als Quelle seines Wissens benutzen, aber er kann in einer den Verstand über die Dinge enthüllenden Hinsicht urteilen. Of course the metaphysician must use his senses and imagination as the 356 Thomas Aquinas, The Division and Methods of the Sciences, hg. von Armand Maurer, Toronto 1986, S. XV. 357 Thomas Aquinas, The Division and Methods of the Sciences, a. a. O., S. XXI. 358 Thomas Aquinas, The Division and Methods of the Sciences, a. a. O., S. XXXIX. 359 Ebd. 360 Ebd. 156

154 source of his knowledge, but he makes his judgments in the light of what the intellect reveals about things, not according as they are grasped by the lower faculties of the soul. This final observation gives us a new criterion for distinguishing the speculative science from each other, and it offers new evidence that it would be a mistake to think that they must all use the sense method. 361 Abschließend lässt sich sagen, dass die Metaphysik die höchste aller Wissenschaften ist. Und alle Wissenschaften können in der Metaphysik integriert werden, und nur durch die Metaphysik kann das Wesen als Wesen aufgefasst werden Zusammenfassung Wenn die Definitionen und Divisionen der Wissenschaften Polkinghornes und Thomas verglichen werden, kann man erkennen, das sich beide stark ähneln. Wie Thomas die Metaphysik, die Gott nur indirekt als Ursache studiert, von der Theologie unterscheidet, die Gott als ihren Untersuchungsgegenstand studiert und abhängig vom Glauben in der Offenbarung Gottes ist, differenziert Polkinghorne theologische Metaphysik und systematische Theologie. Außerdem gibt es sowohl für Polkinghorne als auch für Thomas eine Hierarchie der Wissenschaften. Diese Hierarchie der Wissenschaften kann nach Dinter in der Theologie Bernard Lonergans, einem katholischen Theologen, gefunden werden und sie stammt aus der aristotelisch-thomistischen Tradition. Eine hierarchische Schichtung der Symbolsysteme kennt auch der katholische Theologe Bernard Lonergan. Sein Modell einer hierarchischen Schichtung von Symbolisierungsformen gründet jedoch nicht in der Gehirnforschung, sondern in der aristotelisch-thomistischen Tradition. 362 Deshalb ist davon auszugehen, dass das Verständnis der Wissenschaften Polkinghornes durch die Hierarchie vermutlich aus der thomistischen Tradition stammt. Die Hierarchie der Wissenschaften stammt von der hierarchischen Weltanschauung, die mit der Philosophie Platons begann und durch die Philosophie Aristoteles von Thomas 361 Thomas Aquinas, The Division and Methods of the Sciences, a. a. O. S. XL. 362 A. Dinter, Vom Glauben eines Physikers, a. a. O., S

155 rezipiert wurde. Jedoch behauptet Ian G. Barbour, dass die hierarchische Weltsicht des kritischen Realismus ähnlich ist wie bei Thomas von Aquin. Es gibt nach Barbour verschiedene Entsprechungen zwischen dem kritischen Realismus und der Theologie Thomas. Unter andere erklären beide auf gleiche Art und Weise die Natur als geschaffene Hierarchie. 363 Darüber hinaus betont Polkinghorne die Integration der Wissenschaften in der Theologie, um eine theologische Metaphysik aufzustellen. Dieses Argument für die theologische Metaphysik kann man auch in der Theologie Thomas deutlich finden. Aus diesen Vergleichen der beiden Argumentationen kann man schließen, dass Polkinghornes Ansätze für die Idee einer theologischen Metaphysik wahrscheinlich in der Theologie Thomas ihren Ursprung finden. 363 Vgl. Ian G. Barbour, Glauben und Wissen, a. a. O., S

156 3.2. Vernunft und Glauben Eine wichtige Betrachtung der Geschichte des Theologieverständnisses liegt im Verhältnis und der Spannung zwischen Glauben und Wissen, Affekt und Intellekt, Herz und Kopf. Christliche Theologie könnte verblendet wirken, wenn sie diese Spannung verkennt und nach einer der beiden Seiten hin auflösen wollte. 364 Die Spannung zwischen beiden Bereichen kann für die Theologie als Spannung zwischen Vernunft und Glauben dargestellt werden. Polkinghorne und Thomas versuchen auf die gleiche Weise, die Spannung zu lösen und beide zu harmonisieren Vernunft und Glauben: Polkinghorne Vernunft in Theologie Polkinghorne versucht die Spannung zwischen Vernunft und Glauben in seiner Theologie abzubauen und beide zu harmonisieren. Vor allem meint Polkinghorne, dass im 20.Jahrhundert die Theologie Karl Barths den theologischen Bereich beherrsche und dort der Glaube stärker betont werde als die Vernunft. There is a theological Tradition, associated in this century particularly with the name of Karl Barth, which denies that possibility. It states that God is known solely through his self-revelation in Christ; rational inquiry elsewhere has no role whatsoever to play in true encounter with the divine. That is not a position that I find myself able to accept. 365 Das Wort Gottes kann nach Barth nur in dem Akt erkannt werden, in welchem das Wort Gottes den Menschen bestimmt 366. Gott kann nur durch Gott erkannt werden. Nur auf Grund 364 Oswald Bayer, Theologie, a. a. O., S J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S Walter Kreck fasst die Gotteserkenntnis Barths als folgende fünf Thesen zusammen: 1. Offenbarung ist Gottes eigenes Reden in den dreifachen Gestalten seines einmal in Jesus Christus ergangenen, in der heiligen Schrift bezeugten und in der Verkündigung angezeigten Wortes. Sie ist als Gottes Rede, Gottes Tat und Gottes Geheimnis keine dem Menschen verfügbare Möglichkeit, sondern sein eigenes kontingentes Handeln in Jesus Christus. 2. Erkenntnis des Wortes Gottes ist nur möglich in dem Akt, in welchen das Wort Gottes den Menschen bestimmt. Gott kann nur durch Gott erkannt werden. Nur auf Grund der in Jesus Christus eröffneten 159

157 der Wirklichkeit der Gotteserkenntnis, die in Jesus Christus eröffnet wird, kann man von ihrer Möglichkeit sprechen. Gotteserkenntnis ist für Barth durchaus (in einem spezifischen Sinn) gegenständliche Erkenntnis. Deshalb hat Barth gesagt, Die Möglichkeit der Erkenntnis des Wortes Gottes liegt im Worte Gottes und nirgends sonst In dieser Hinsicht betont er, dass nicht durch eine analogia entis, sondern durch die analogia fidei die Existenz Gottes erkannt werden kann. Mit anderen Worten, man kann nicht durch die menschliche Erkenntnisfähigkeit, sondern nur durch die Gnade Gottes die Existenz Gottes wahrnehmen. Polkinghorne dagegen behauptet, dass die Wirklichkeit Gottes im Universum durch die Vernunft erkannt werden kann. Deshalb betont er die Wiederkehr der Vernunft in der Theologie. Wie die vorherigen Abschnitte dargestellt haben, unterscheidet Polkinghorne die theologische Metaphysik von der systematischen Theologie. Und die theologische Metaphysik bezieht sich natürlich auf die Vernunft, während die systematische Theologie den Glauben fokussiert. Dass die theologische Metaphysik aufgestellt wird, bedeutet daher die aktive Anwendung der Vernunft, die durch die Offenbarungstheologie in ihrem Wert so geschmälert worden ist. Dagegen meint Polkinghorne, dass Vernunft und Glauben durch die Theologie harmonisiert werden können. Darüber hinaus wird nicht nur die Vernunft in der naturwissenschaftlichen Forschung benutzt. Durch Glauben und Intuition sind gelegentlich große naturwissenschaftliche Theorien und Beobachtungen entdeckt worden. Such experiences are quite common among scientists. Paul Dirac tells us how one of his foundational ideas about quantum theory came to him in a flash when he was out for a Sunday walk. He was too cautious to be sure Wirklichkeit der Gotteserkenntnis kann von ihrer Möglichkeit gesprochen werden, nicht abstrakt. Gotteserkenntnis ist durchaus (in einem spezifischen Sinn) gegenständliche Erkenntnis. 3. Es gibt keine dem Menschen eigene(d.h. ihm von Haus aus zugehörige und verfügbare)möglichkeit der Erkenntnis des Wortes Gottes, und zwar nicht nur, weil er Geschöpf, sondern weil er zugleich Sünder ist. Jede natürliche Theologie ist kompromisslos ausgeschlossen. 4. Gotteserkenntnis ist primär Gottes eigene Erkenntnis, in die er uns durch seine Offenbarung hineinnimmt. Unsere in Wort und Glaube eröffnete Erkenntnis Gottes kann nur Anerkennung des in Christus extra nos Geschehenen sein und ist und bleibt Gottes Werk. 5. Unsere Erkenntnis Gottes ist analoge Erkenntnis. Unsere Begriffe, die als solche nicht dazu tauglich sind, werden durch Gottes Wort dazu tauglich gemacht und damit zu ihrer ursprünglichen und eigentlichen Bedeutung >heimgeholt<. Gotteserkenntnis geschieht analogia fidei, nicht analogia entis. Vgl. dazu Walter Kreck, Grundentscheidungen in Karl Barths Dogmatik, Zur Diskussion seines Verständnisses von Offenbarung und Erwählung, Neukirchen-Vluyn 1978, S Karl Barth, Kirchliche Dogmatik I, 1, S. 234

158 immediately that it was right, and the fact that the libraries were closed prevented his checking it right way. 368 Und in Theologie und Gemeinde wird umgekehrt nicht nur der Glauben angewendet. In den theologischen Traditionen lässt sich viel rationale Theologie finden und in den Gemeinden können die Gläubigen nicht durch Illumination, sondern durch Leistungen des Verstands gläubige Ü berzeugungen erfahren. Not all illuminations of faith come in this peremptory Damascus-road manner; many will involve a growing conviction whose coming to maturity may not be datable. Their common essence is the attainment of understanding by the power of a whole, by intuitive grasp rather than detailed. 369 Deshalb ist es für Polkinghorne notwendig, dass die Harmonie zwischen Vernunft und Glauben sich nicht nur in der Theologie, sondern auch in der Naturwissenschaft durchsetzt. Harmonie zwischen Vernunft und Glauben in der Naturwissenschaft Polkinghorne erklärt die Methode der menschlichen Erkenntnis als zwei Zirkel, den hermeneutischen und den epistemologischen Zirkel. Dem ersten nach müssen wir zum Verstehen glauben und verstehen, um zu glauben. Dem zweiten nach wird unsere Erkenntnis durch die Natur des Gegenstands kontrolliert und die Natur des Gegenstands durch die Methode unserer Erkenntnis enthüllt. 370 Nun geht es um den hermeneutischen Zirkel. Polkinghorne behauptet, dass diese Zirkel in der Naturwissenschaft benutzt werden, d.h. sie werden in der naturwissenschaftlichen Forschung durch Wechselwirkungen zwischen Vernunft und Glaube angewendet. In diesem Zusammenhang betont Polkinghorne die Wechselwirkungen mit einem berühmten Satz Paul Ricoeurs: We must understand in order to believe but we must believe in oder to understand. 371 In den naturwissenschaftlichen Forschungen kann man diesen hermeneutischen Zirkel finden, d.h. es wird nicht nur die Vernunft, sondern auch der Glaube in der Forschung benutzt. The scientist commits himself to belief in the rationality of the world in order to discover what form that rationality takes. His success should encourage others to similar boldness. A certain intellectual courage is called for, a frame of mind in 368 J. Polkinghorne, The Faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne, The faith of a Physicist, a. a. O., S Vgl. J. Polkinghorne, The faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S

159 which I hold firmly to what I believe to be true, even though I know that it might conceivably be false. 372 Diese Ansicht wird in dem Buch Michael Polanyis, Personal Knowledge, deutlich dargestellt. Es ist notwendig, dass in der naturwissenschaftlichen Forschung eine personale Ansicht angewendet wird. Das bedeutet, dass viele erfolgreiche Theorie und Ergebnisse durch personalen Glauben und personale Entscheidungen aufgestellt werden können. A physicist would find his own natural phrase to describe the hermeneutic circle. He would call it the intellectual bootstrap, the necessary self-sustaining act by which a world of understanding is held in being, the recognition that Any enquiry into our ultimate beliefs can be consistent only if it presupposes its own conclusions. It must be intentionally circular. 373 Harmonie zwischen Vernunft und Glaube in der Theologie Für Polkinghorne gibt es drei wichtige Aspekte in der Theologie: Bibel, Tradition und Vernunft. The data for Christian theology are to found in scripture and the tradition of the Church (including, of course, the contribution of our own experience), and in such general insights about order and purpose that may be brought to light by the play of reason on the process of the world. 374 Obwohl man durch den Glauben in der Bibel die Quelle der Theologie finden kann allerdings glaube ich, dass man dabei die Vernunft zur Kritik an der Bibel benutzen sollte ist es notwendig, dass im Licht der Vernunft der Prozess der Welt wahrgenommen werden und die Existenz Gottes darin aufgefasst wird. Trotzdem lehnt Polkinghorne die gläubige Intuition im Zeitalter der Naturwissenschaft nicht ab. Wir können die Existenz Gottes nur durch die Methode, die Gott selbst offenbart, erkennen. In dieser Hinsicht stimmt Polkinghorne mit der Meinung von Thomas F. Torrance überein. We cannot begin by forming independent a theory of how God is knowable and then seek to test it out or indeed to actualize it and fill it with material content. How God can be known must be determined from first to last by the way in which He actually is known. 375 Deshalb können wir die Existenz Gottes auch durch die traditionelle Methode erkennen, obwohl wir in einem naturwissenschaftlichen Zeitalter leben; d. h. durch personale 372 J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S Ebd. 374 J. Polkinghorne, The faith of a Physicist, a. a. O., S J. Polkinghorne, The faith of a Physicist, a. a. O., S. 33., zitiert bei Torrance 162

160 Begegnungen mit Gott und durch gläubige Intuition. I do not want to deny the genuine religious intuitions expressed in such sentiments, but they seem to me to be sadly inadequate as an account of the human meeting with the divine. I think that encounter to be characterized by an unmistakable otherness in One who stands over against us in judgment and mercy. 376 Aus diesen Argumenten kann man schließen, dass nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in der Theologie die Harmonie zwischen Vernunft und Glauben notwendig ist. Weiterhin betont Polkinghorne, dass durch die Harmonie und Wechselwirkung der beiden Bereiche die Existenz Gottes erkannt werden kann Vernunft und Glauben: Thomas von Aquin Unterschied zwischen natürlicher und autonomer Vernunft Bevor das Verhältnis zwischen Vernunft und Glaube in der Theologie Thomas erläutert wird, muss der Unterschied zwischen natürlicher und autonomer Vernunft dargestellt werden. In den scholastischen und aristotelischen Traditionen des Christentums wurden die Vernunftbegriffe eng mit der heiligen Offenbarung verbunden. In diesen Traditionen ist es unmöglich, dass menschliche Vernunft und göttliche Offenbarung sich widersprechen, weil das gesamte Wissen und die geistlichen Fähigkeiten der Menschen von Gott stammen. Deshalb kann die Vernunft, die von Gott unabhängig ist, die Wahrheit nicht erkennen. Damals dachte man, dass die Vernunft durch die Sünde eingeschränkt werden kann. Aber nach der Aufklärung im 16./17.Jahrhundert wurde das Verhältnis zur Vernunft rapide verändert. Das europäische Zeitalter der Aufklärung ist von dem Gedanken getragen, dass die Vernunft imstande ist, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Befreiung der Menschen von dogmatischer Unterdrückung und dem Autoritätsglauben des mittelalterlichen Christentums bedeutet die Autonomie der Vernunft. Die Basis des philosophischen Systems für die Autonomie der Vernunft wurde von Descartes, Spinoza und Leibniz gebildet. Seit der Aufklärung begann man die natürliche und autonome Vernunft zu unterscheiden. Deshalb hat die Idee einer Konkurrenz zwischen Glaube und Vernunft in der Aufklärung ihre Wurzeln, 376 J. Polkinghorne, The faith of a Physicist, a. a. O., S

161 in der entdeckten oder beanspruchten Autonomie der Vernunft, die nun erst in den klassischen Gegensatz zur Offenbarung geriet. 377 Vernunft und Glaube in der Sprache Thomas Wie zuvor deutlich wurde, hat sich die Bedeutung eines Wortes von Thomas verschoben im Bezug zu heute, nämlich der Begriff der ratio. In der Theologie Thomas stattet Gott den Menschen natürlich mit der Vernunft aus. Hier bedeutet natürlich eine Gabe an alle Menschen. Die Vernunft ist daher bei Thomas nie autonome Vernunft, und schon gar nicht ist sie eine Alternative zum Glauben, gewissermaßen die Verführungsmacht gegen den Glauben. Wohl allerdings hat die Vernunft im Rahmen des ihr zugewiesenen Bereichs die Fähigkeit, selbständig und ohne Vorgabe durch den Glauben nach der Wirklichkeit zu fragen und sie zu erkennen. 378 Daher behauptet Thomas wie folgt: Obwohl nun besagte Wahrheit des christlichen Glaubens die Fassungskraft der menschlichen Vernunft von Natur Gegebene in keinem Widerspruch zu dieser Wahrheit stehen. Was nämlich der Vernunft von Natur aus eingepflanzt ist, das ist bekanntlich das Wahrste, so dass es unmöglich für falsch gehalten werden kann. 379 In diesem Zusammenhang muss die Frage für Thomas gestellt werden, ob die menschliche Vernunft für die metaphysische Forschung angemessen ist? Philosophen versuchen zu demonstrieren, dass Gott existiert und Er eins ist. In dieser metaphysischen Forschung spielt die Vernunft natürlich eine zentrale Rolle. Die natürliche Vernunft hat die Fähigkeit, die heilige Wahrheit zu erkennen. Aber es geht darum, dass Gott als Heilige Essenz durch die begrenzte Vernunft nicht vollkommen begriffen werden kann. The problem is to know whether our reason is an adequate instrument to attain the objective of metaphysical research; namely, the divine essence. Let us state at once that natural reason, left to its own devices, is adequate to attain certain truths concerning God and his nature. Philosophers can demonstrate that God exists, that He is one, etc. But it most apparent that there is a knowledge of the divine nature 377 Vgl. Peter Eicher, Offenbarung, Prinzip neuzeitlicher Theologie, München 1977, S Otto Hermann Pesch, Thomas von Aquin, Grenzen und Größe mittelalterlicher Theologie, Eine Einführung, Mainz 1989, S Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles, Zürich 1942, 1.7, 1 164

162 infinitely beyond the grasp of the human understanding. This is a point which it is important to establish in order to silence the unbelievers who consider false all statements about God which our reason is unable to make. 380 Deshalb erklärt Thomas wie folgt: Nun gibt es in den Dingen, die wir von Gott bekennen, eine zweifache Art von Wahrheit: Manches Wahre gibt es nämlich von Gott, was jede Fassungskraft der menschlichen Vernunft übersteigt, wie zum Beispiel dass Gott dreieinig ist: Manches Wahre aber gibt es auch von Gott, was die natürliche Vernunft zu durchdringen vermag, wie zum Beispiel dass Gott existiert und einer u.a. dgl., was auch die Philosophen, vom natürlichen Licht der Vernunft geleitet, von Gott durch Beweise dargelegt haben. 381 Deshalb spielt der Glaube in dem Bereich eine wichtige Rolle, der jenseits der menschlichen Vernunft ist, weil Gott durch die Vernunft nicht genau erkannt werden kann. Andere gehen noch weiter und beanstanden sogar dasjenige als Glaubensgegenstand, was die Vernunft nicht forschen kann, da nach ihrer Meinung die göttliche Weisheit doch für einen jeden gemäß seiner Naturbeschaffenheit Vorsorge träfe. Daher muss man begründen, warum den Menschen notwendig von Gott auch solches zum Glauben vorgelegt werden muss, was die Vernunft übersteigt. 382 Verhältnis zwischen Vernunft und Glauben in der Theologie Pesch hat das Verhältnis von Vernunft und Glaube in der Theologie Thomas wie folgt zusammengefasst: Der Glaube als Grenze der Vernunft Die Vernunft als Grenze des Glaubens. 383 Auf einer Seite ist die Offenbarung Gottes nach Thomas notwendig, weil wir zu ungebildet sind, Gott zweifelsfrei zu erkennen. Und in allen möglichen Zusammenhängen ist immer wieder davon die Rede, dass der Glaube die Vernunft überschreitet (excedit), Anders gesagt: Der Glaube ist dadurch die Grenze der Vernunft, dass in deren eigener 380 E. Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O., S Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles 1.2, Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles 1.5, Vgl. Otto Hermann Pesch, Thomas von Aquin, a. a. O., S

163 Wahrheitsfähigkeit und in ihrem eigenen Verfahren der Wahrheitserkenntnis gar nicht alles auftaucht, ja das Entscheidende nicht auftaucht, was zur Wahrheit gehört, nämlich die Wahrheit selbst. 384 Auf der anderen Seite versucht Thomas durch die theologische Metaphysik und die philosophischen Gedanken den Seinsgrund als principium der Welt darzustellen und die Existenz Gottes in der Welt zu beweisen, obwohl er nicht davon ausgeht, dass Gott durch die Vernunft genau erkannt werden kann. Aber der Gottesbeweis kann nicht als rationaler Aufstieg zu einem vorher unbekannten Gott verstanden werden, sondern als weitestmögliche rationale Annährung an den für den Glauben immer schon bekannten Gott. Insbesondere ist der Schöpfungsglaube ein wichtiger Schlüssel, der erst den Stellenwert eines philosophischen Gedanken zu bestimmen erlaubt. Unter solchen Voraussetzungen allerdings gilt nun auch: Die Vernunft ist die Grenze des Glaubens. Weil der Glaube der Vernunft den Grund ihrer eigenen Wahrheitsfähigkeit enthüllt, braucht er nicht selber ihr alle Erkenntnis mitzuteilen, sondern kann sie freisetzen und ihrer eigenen Aktivität überlassen [ ] Der Vernunft ist in dem Sinne Grenze des Glaubens, dass sie den Theologen daran hindert, den Glauben lächerlich zu machen, dadurch, dass dieser angeblich deren eigene Arbeit noch einmal und womöglich billiger tut. Die Vernunft wird dadurch ebenso zur Kontrollinstanz frommer Neugier, wie sie dazu anhält, den Glauben selbst von menschlicher Mutmaßung (coniectura) und menschlicher Meinung (aestimatio) zu unterscheiden. 385 Aus diesen Argumenten kann man das Fazit ziehen, dass die Vernunft durch den Glauben für Thomas nicht aufgehoben oder zerstört wird, sondern gefördert wird, wie Gnade die Natur vollkommen macht. Faith in revelation does not destroy the rationality of our knowledge but rather permits it to develop more fully. Even as, indeed, grace does not destroy nature but heals and perfects it, so faith, through the influence it wields from above over reason as reason, permits the development of a far more true and fruitful rational activity. 386 Vernunft und Glaube in Wissenschaften 384 Otto Hermann Pesch, Thomas von Aquin, a. a. O., S Otto Hermann Pesch, Thomas von Aquin, a. a. O., S E. Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O., S

164 Wenn man abstrahierend spricht, kann der Glaube keine Rolle an dem Ort spielen in dem die Vernunft aktiv ist. Mit anderen Worten können wir einen Aspekt nicht gleichzeitig verstehen und glauben. Deshalb ist ein zweckmäßiges Objekt für den Glauben nach Augustinus kein Objekt des Verstehens. Augustinus war ein Vertreter dieses Denkens. Doch Thomas widerspricht dieser Meinung Augustinus, d.h. Glaube und Vernunft müssen für die Forschung der Wissenschaft in der Wirklichkeit zusammengesetzt werden. But in actual fact, faith must take the place of knowledge in a large number of our affirmations. Not only, indeed, may certain truths be believed by the ignorant and known by scholars, but it often happens that, by reason of the weakness of our understanding and of the wanderings of our imaginations, error creeps into our research. 387 Wie zuvor dargestellt wurde, gibt es nach Thomas eine Hierarchie der Wissenschaften, die mit der Hierarchie der Welt korrespondiert. In dieser Hinsicht ist davon auszugehen, dass die Prinzipien jeder Wissenschaften auf den Prinzipien der höheren Wissenschaften gründen, weil die Prinzipien jeder Klasse der Hierarchie in der Welt auf den Prinzipien der höheren Klasse gründen. Die Prinzipien einer jeden Wissenschaft sind entweder einsichtig durch sich selbst oder sie werden auf die Einsicht einer höheren Wissenschaft zurückgeführt. So die Prinzipien der heilige Lehre (vgl. oben). 388 Diese Argumente von Thomas bezüglich der Prinzipien der Wissenschaften werden von Gilson wie folgt interpretiert: What is more, every human science receives its principles from a higher science, it accepts these principles on its >faith< in this higher science. Thus the physicist, as physicist, relies on the mathematician, or, if one prefers, music believes arithmetic. Theology itself believes in a higher science, that possessed by God and the saints. It is, therefore, subordinate to a knowledge which transcends all human knowledge the knowledge of God. In the natural order of knowledge each science is subordinate to that one 387 E. Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O., S Die heilige Lehre ist eine Wissenschaft. Aber es gibt eine doppelte Art von der Wissenschaft. Die eine stützt sich auf Prinzipien, die durch das natürliche Licht des Verstandes einsichtig sind, wie z. B. die Arithmetik, die Geometrie u. a.; eine zweite Art auf Prinzipien, Wissenschaft einsichtig werden. So gründet z. B. die Lehre von der Perspektive in Prinzipien, die durch die Geometrie, die Musik in solchen, die durch die Arithmetik einsichtig sind. Und zu dieser zweiten Art von Wissenschaft zählt die heilige Lehre, weil sie sich auf Prinzipien stützt, die durch das Licht einer höheren Wissenschaft erkannt werden, nämlich der Wissenschaft Gottes und der Seligen. Wie sich also die Musik auf mittelt werden, so nimmt die heilige Lehre die Prinzipien gläubig an, die ihr von Gott geoffenbart sind. Thomas von Aquin, Summa Theologica I, a2. 167

165 whose principles is receives, although these principles are rationally knowable by the higher science concerned. Finally, among individuals, the science of one person often has to rely upon the science of another. We usually say that he knows something which we don t understand but which we believe to be true. 389 Mit anderen Worten können sowohl die Vernunft als auch der Glaube nach Thomas als Prinzipien für jede Wissenschaft benutzt werden. Der Grund liegt darin, dass die Prinzipien der Theologie am höchsten sind und der Glaube das wichtigste Prinzip in der Theologie ist, d.h. jede Wissenschaft gründet sich auf der Theologie. Und tatsächlich muss ein Wissenschaftler daran glauben, dass durch Forschung die guten Ergebnisse gewonnen werden können, bevor er die Forschung mit Vernunft beginnt. Deshalb kann man sagen, dass nicht nur in der Theologie, sondern auch in allgemeinen Wissenschaften Vernunft und Glaube gleichzeitig als Prinzipien angewendet werden könnten Zusammenfassung Natürlich bezieht sich die Wechselwirkung zwischen Vernunft und Offenbarung eng auf die Wechselwirkung zwischen Vernunft und Glaube. Deswegen ist es möglich, dass die Wechselwirkung in der Theologie Polkinghornes ähnlich ist wie sie in der Theologie Thomas. Deshalb lassen sich beim Vergleich beider Theologien viele Ä hnlichkeiten der Wechselwirkungen zwischen Vernunft und Glaube erkennen. Die Ä hnlichkeiten der beiden sind wie folgt zusammenzufassen: 1. Vernunft in der Theologie: Im Gegensatz zur Theologie Augustinus betont Thomas, dass die Vernunft in der Theologie angewendet werden kann. Genauso stärkt Polkinghorne die Wiederkehr der Vernunft in einer Theologie der Natur im Gegensatz zur Theologie der Offenbarung. 2. Glaube in der Wissenschaft: Der Glaube ist Thomas zufolge auf jede Wissenschaft anzuwenden, weil nach der Hierarchie der Wissenschaften das Prinzip des Glaubens in der Theologie, die die höchste Wissenschaft ist, die anderen Wissenschaften 389 E. Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O., S Fußnote,

166 stark beeinflusst. Ebenfalls geht Polkinghorne davon aus, dass der Glaube in der Naturwissenschaft allgemein benutzt wird, wobei er allerdings nicht daran denkt, dass das Prinzip des Glaubens für die Theologie die Naturwissenschaft beeinflusst. 3. Harmonie zwischen Vernunft und Glaube: Thomas und Polkinghorne behaupten beide die Harmonie zwischen Vernunft und Glauben nicht nur in der Theologie, sondern auch in den allgemeinen Wissenschaften oder Naturwissenschaften. Durch die Harmonie kann die Forschung erfolgreiche Ergebnisse gewinnen. Ferner denken die beiden Theologen, dass die Existenz Gottes dadurch wahrgenommen werden kann. Aber Polkinghorne übersieht eine wichtige Tatsache, dass natürliche und autonome Vernunft unterschieden werden, obwohl er wichtige Aspekte für die Harmonie zwischen Vernunft und Glauben in der Theologie Thomas findet. Ich glaube daran, dass es einen deutlichen Unterschied zwischen natürlicher und autonomer Vernunft gibt. Die natürliche Vernunft in der Theologie Thomas widerspricht nicht dem Glauben. Deshalb kann sie auf der Theologie und theologischen Metaphysik widerspruchlos angewendet werden. Aber es ist meiner Meinung nach schwierig, die autonome Vernunft, die nach der Aufklärung durch die Befreiung der menschlichen Vernunft von Autorität der Kirchen entwickelt wurde, in der Theologie bedingungslos benutzen zu können. Außerdem denkt Polkinghorne daran, dass der Glaube in den Naturwissenschaften nutzbar ist, wie der Glaube für Thomas nach der Hierarchie auch auf die allgemeinen Wissenschaften angewendet werden kann. Aber Polkinghorne unterscheidet die mittelalterlichen Wissenschaften von den heutigen Naturwissenschaften nicht. Im Hochmittelalter ging man davon aus, dass sich alle Wissenschaften mit der Theologie und den Kirchen beschäftigen müssen. Deshalb wurden dem Glauben und der Vernunft, die in den allgemeinen Wissenschaften benutzt werden, nicht widersprochen. Darum gehe ich davon aus, dass die Behauptung Polkinghornes über die Harmonie zwischen Vernunft und Glaube in Theologie und Naturwissenschaft anachronistisch ist. Abschließend kann man aber davon ausgehen, dass das Muster der Wechselwirkung zwischen Vernunft und Glaube in der Theologie Thomas von Polkinghorne unkritisch und bedingungslos akzeptiert wird. 169

167 3.3. Verständlichkeit der Welt Man kann die Existenz Gottes laut Polkinghorne an zwei Orten erkennen: im Universum und im Menschen. Die Welt ist nicht voll von Gegenständen, die die Aufschrift tragen Made by God der Schöpfer der Welt arbeitet subtiler, aber es gibt doch zwei Orte, die unübersehbar auf Gottes Gegenwart hinweisen. Einer ist der weite Kosmos selbst mit seiner 15Milliarden Jahre umfassenden Entwicklungsgeschichte seit dem Urknall. Der andere ist das denkende Krustenphänomen auf dem kleinen Planeten Erde, welches die Menschheit darstellt. 390 Nachfolgend wird die Frage gestellt, warum das Universum ein Ort für die Erkenntnis der Existenz Gottes ist. Gleichzeitig wird auch die Antwort darauf dargestellt, und damit eine wichtige Begründung des Theismus Verständlichkeit der Welt und der Menschen: Polkinghorne Verständlichkeit in der Welt Polkinghorne behauptet, dass die Welt durch zehn Eigenschaften der naturwissenschaftlichen Sichtweise charakterisiert werden kann. 391 Die erste Eigenschaft wird nach ihm als >elusive<, nur schwer definierbar, bezeichnet. Während die Welt der klassischen Physik, die von Newton und Maxwell beschrieben wurde, deutlich und bestimmt bezeichnet werden kann, ist die Welt der modernen Physik nach der Kopenhagener Deutung bewölkt und unbestimmt. In this century that picture of the world has dissolved into the cloudy fitful world of quantum theory. Its unpicturability is characterized by the duality of wave and particle so that its inhabitants share in natures which to the nineteenth-century physicist were totally incompatible, sometimes behaving like waves. 392 Die zweite Eigenschaft wird laut Polkinghorne als Intelligible, verständlich, beschrieben. Außerhalb der Quantenwelt kann man die Phänomene der Welt relativ deutlich verstehen. Die deutlichste Form des Verstehens ist die Mathematik, obwohl sie auf dem Geist der Menschen beruht. In its most articulate form it involves the use of mathematics as the 390 J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S Siehe 3.1. Konsonanz in Kapitel 3. Die Eigenschaften sind 1. Elusive, 2. Intelligible, 3. Problematic, 4. Surprising, 5. Chance and Necessity, 6. Big, 7. Tightly-knit, 8. Futility, 9. Complete, 10. Incomplete. 392 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

168 basic express of our understanding of the physical world. Something very odd is going on when this happens. Mathematics is the free invention of the human mind. Our pure mathematical friends sit in their studies and think their abstract thoughts. 393 Wenn man die ersten und zweiten Eigenschaften der Welt vergleicht, scheint es, dass sich beide widersprechen. Aber beide Eigenschaften sind gemäß Polkinghorne nicht widersprüchlich, wenn sie mit der Analogie von Landkarten vergleicht, d.h. man kann die beiden Eigenschaften der Welt verstehen, wenn man die Mikrowelt mit der Landkarte der Quantentheorie betrachtet und die Makrowelt mit der Landkarte für das normale Naturgesetz, z.b. das Naturgesetz Newtons. Insbesondere beruft sich die Naturwissenschaft auf die Verständlichkeit der Welt. Ohne die Verständlichkeit der Welt sind die Aufstellungen der Naturwissenschaften unmöglich. Science assumes the intelligibility of the world, that it is open to our rational inquiry. It then seeks to explain the discerned regularities of the world in terms of the outworking of the basic laws which govern the phenomena. 394 Ferner empfinden Naturwissenschaftler häufig Ehrfurcht und Erstaunen über die Verständlichkeit des Universums, wenn sie die Natur erforschen. Heisenberg und Dirac sprachen von diesen Erfahrungen wie folgt: It was a sort of act of faith with us that any equations which describe fundamental laws of Nature must have great mathematical beauty in them. It a very profitable to hold and can be considered as the basis of much of our success. 395 Tatsächlich könnte das Universum chaotisch sein. Vielleicht wäre die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Universum chaotisch ist, als das es gesetzlich ist. Trotzdem ist das Universum nicht chaotisch, sondern gesetzlich. Deshalb muss man sich fragen, warum das Universum von den Menschen verstanden werden kann. Warum ist Naturwissenschaft möglich? In diesem Zusammenhang stimmt Polkinghorne mit der Meinung von Einstein überein: The intelligibility of the world calls for an explanation 393 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S. 28, zitiert bei Polkinghorne in M, Longair, Theoretical Concepts in Physics, Cambridge 1984, S

169 Einstein said that the only incomprehensible thing about the world is that it is comprehensible. 396 Verständlichkeit im Menschen Warum kann das Universum verstanden werden? Der Grund liegt nach Polkinghorne darin, dass die Menschen ursprünglich die Fähigkeit des Verstehens besitzen. Our minds have shown themselves to be apt and adequate for the solution of all the problems which the physical world present to us. 397 Vor allem kann man durch mathematische Gleichungen die Phänomene des Universums und der Welt genau darstellen. Darüber hinaus ist die Mathematik eine freie Erfindung des menschlichen Geistes. Polkinghorne erklärt das wie folgt: In its (intelligible) most articulate form it involves the use of mathematics as the basic expression of our understanding of the physical world. Something very odd is going on when this happens. Mathematics is the free invention of the human mind. Our pure mathematical friends sit in their studies and think their abstract thoughts. They are constrained only by the requirements of consistency and certain canons of significance which assign value to general ideas capable of illuminating many particular mathematical instances. 398 In diesem Zusammenhang wird die Frage gestellt, wie die Mathematik mit der Verstehbarkeit der Welt übereinstimmt, die im menschlichen Geist entsteht. Ein Schlüssel für die Verbindung zwischen Subjekt und Objekt Seit langer Zeit ist das Problem der Verbindung zwischen Subjekt und Objekt durchdacht worden. Mit anderen Worten es besteht eine wichtige Frage in der Geschichte der Philosophie, nämlich die Frage nach der Verbindung zwischen Ontologie und Epistemologie. Diese Frage versucht Polkinghorne zu lösen. Er glaubt, dass durch die Verstehbarkeit die lange schwere Aufgabe gelöst werden kann, d.h. die Subjekt und Objekt können nach ihm problemlos miteinander verbunden werden, indem die Verstehenskraft des menschlichen Gehirns mit der Verstehbarkeit der Welt vereinbar wird. Deshalb ist das Verstehen für Polkinghorne ein Schlüssel für die Realität. Deshalb sagt er: Whithout that proviso there might well be a variety of options (Riemannian geometry of flat space is as coherent as the 396 J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S., J. Polkinghorne, Science and Creation, a. a. O., S J. Polkinghorne, One World, a. a. O., S

170 Euclidean geometry of flat space, but only one will fit the facts). Those who commit themselves to this trust in a rational cosmos are asserting intelligibility to be the key to reality. 399 Daher ist die Mathematik auch ein Schlüssel, der das Problem der Geheimnisse der Realität lösen kann. The mystery of the universe s intelligibility is even deeper than that, however, for it has also turned out that it is mathematics that is the key for unlocking these scientific secrets. 400 Aus diesem Grund geht Polkinghorne davon aus, dass durch die Verständlichkeit die Ontologie und Epistemologie verbunden werden können. Im Zentrum des wissenschaftlichen Realismus liegt Ü berzeugung, dass die Verständlichkeit ein verlässlicher Führer zur Ontologie ist, dass Konzeptionen und Entitäten, deren Annahme es uns ermöglicht, eine Fülle von Erfahrungen zu deuten, ernsthaft als Beschreibungen dessen gelten sollten, was tatsächlich geschieht. 401 Die Verständlichkeit (Intelligence) ist ein verlässlicher Führer zur Ontologie. Das bedeutet, dass man durch die Verständlichkeit die wahre Realität erkennen kann und die Verständlichkeit daher ein Vermittler zwischen Ontologie und Epistemologie ist. Bedeutung der Verständlichkeit der Welt: Theismus In Bezug auf die Verständlichkeit der Welt und Menschen ist nach Polkinghorne auch folgende Frage zu stellen: So, what ties together the reason within (the mathematics in our heads), and the reason without (the structure of the physical word)? 402 Vor allem bedeutet die Verständlichkeit der Welt nicht die zufällige Entstehung der Welt, sondern dass es ein tieferes Wesen für die Verständlichkeit hinter den Phänomenen der Welt gibt. That is what science says but, of itself, it can say no more. Yet, if we are people endowed with a thirst for the kind of intellectual satisfaction that comes from gaining understanding through and through, it does not seem sufficient just to treat these remarkable properties as happy accidents. They surely signal the need for a deeper form of intelligibility, going beyond the 399 J. Polkinghorne, Reason and Reality, a. a. O., S J. Polkinghorne, Science and Trinity, a. a. O., S J. Polkinghorne, An Gott glauben im Zeitalter der Naturwissenschaft, a. a. O., S J. Polkinghorne, Quark, Chaos, and Christianity, a. a. O., S

171 scientific. 403,A deeper form of intelligibility ist natürlich Gott: What I ve been saying is that the universe, in its rational beauty and transparency, looks like a world shot through with signs of mind, and, maybe, it s the capital M Mind of God we are seeing. In other words, the reason within and the reason without fit together because they have a common origin in the reason of the Creator, who is the ground of all that is. 404 In dieser Hinsicht muss man danach fragen: Woraus besteht die Verständlichkeit im dem menschlichen Gehirn? Sie beruht nach Polkinghorne auf der Imago Dei. An ancient verse in Genesis comes to mind, which says that humanity is made in the image of God. I actually think this is what makes science possible. 405 Dass man die Welt verstehen kann, bedeutet für Polkinghorne, dass die Verständlichkeit der Welt, die von der Verständlichkeit Gottes geschaffen wird, mit der menschlichen Verständlichkeit, die nach Imago Dei geschaffen wird, übereinstimmt Verständlichkeit der Welt und Menschen: Thomas von Aquin P. Tillich erklärt die mittelalterlichen Gottesideen mit Hilfe von drei Definitionen: 1) Der Idee von Gott als primum esse prima causa, 2) Der Idee von Gott als Substanz, 3) Gott als Wille. Hier soll die zweite Definition im Fokus stehen. Tillich stellt sie wie folgt dar: Substanz ist hier weder als anorganische Substanz, etwa Wasser oder Feuer wie im antiken Hylozoismus, zu verstehen, noch biologisch als Lebensprozess, sondern muss als Intellekt verstanden worden. Intellekt, hier als Absolutum gebraucht, bedeutet nicht Intelligenz, sondern die Identität von Subjekt und Objekt in Gott und ist soviel wie Gott sich selbst erkennend und die Welt erkennend als das, was er nicht ist. Gott als Intellekt verstehen bedeutet, dass der Seinsgrund oder die schöpferische Substanz Sinnträger ist. Also ist auch die Welt sinnvoll, und die Möglichkeit ist gegeben, dass wir sie verstehen. Nur weil ihr 403 J. Polkinghorne, Faith, Science and Understanding, a. a. O., S J. Polkinghorne, Quark, Chaos, and Christianity, a. a. O., S Ebd. 174

172 göttlicher Grund Intellekt ist, ist die Welt erkennbar. 406 Gottesidee im Hochmittelalter war Thomas von Aquin. Ein berühmter Vertreter dieser Verstand 407 in der menschlichen Seele Thomas stimmte mit der Theorie der Erkenntnis von Aristoteles überein und akzeptiert diese. Deshalb geht die menschliche Erkenntnis von den Sinnen aus sowohl nach Thomas, als auch nach Aristoteles. Die Sinne lassen sich in zwei Bereiche unterscheiden: äußere und innere Sinne. Die äußeren Sinne bedeuten für Thomas die fünf Sinne nach Aristoteles: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Und die inneren Sinne bezeichnen das Vermögen der Vorstellungen. Kenny erläutert die inneren Sinne von Thomas wie folgt: There is another sense of the world in which imagination is a faculty much less evenly distributed among human beings. The ability to imagine the world different in significant ways; the ability to conjecture, hypothesize, invent this is a second form of imagination, creative imagination. Creative imagination is what poets, storytellers and scientists of genius have par excellence. This is something which it would be more obviously absurd to call an inner sense. 408 Und über die Sinne hinaus haben die Menschen ein weiteres Mittel der Erkenntnis in der Seele: den Verstand. Vor allem der Verstand ist für Thomas ein Vermögen der Seele. Übereinstimmung mit dem bereits Ausgeführten ist es notwendig, zu sagen: Der Verstand ist ein Vermögen der Seele und nicht die Seelenwesenheit selbst. 409 Der Verstand wird für Thomas genau wie die Sinne in zwei Teile unterschieden: leidender und tätiger Verstand. Zunächst haben die Menschen einen ursprünglich reinen Verstand, wie unbeschriebenes Papier. Thomas bezeichnet den Verstand als eine Möglichkeit in diesem Zustand. Danach muss der reine Verstand die verschiedenen Formen der Vorstellungen in den inneren Sinnen akzeptieren. Das bedeutet für Thomas, dass von der Möglichkeit zur Wirklichkeit übergegangen wird. Daher wird parti hier als leidend 406 P. Tillich, Vorlesung über die Geschichte des christlichen Denkens, a. a. O., S Während > Intellectus< in Polkinghornes Theologie als Verständlichkeit übersetzt wird, wird sie in Thomas Theologie als Verstand wiedergegeben. Deshalb werden die beiden hier nach den Ü bersetzungen der Theologen jeweils beschrieben. 408 Anthony Kenny, Aquinas on mind, a. a. O., S Thomas von Aquin, Summa Theologica I, q. 79, a. 1,

173 übersetzt. 410 Er erläutert wie folgt: Drittens sagt man allgemein, etwas leide allein deswegen, weil das, was in Möglichkeit zu etwas ist, jenes empfängt, wozu es in Möglichkeit war, ohne dass dabei etwas wegfällt. In diesem Sinne kann man von allem, was von der Möglichkeit zur Wirklichkeit übergeht, sagen, es leide, auch wenn es vervollkommnet wird. Und so ist unser Denken ein Leiden. 411 Und auch Thomas geht wie Aristoteles davon aus, dass man einen tätigen Verstand braucht. Weil der leidende Verstand nur das Vermögen für das Leiden hat, kann er nicht selbst den allgemeinen Begriff, d.h. die Form, in der Seele bilden. Deshalb ist es notwendig, dass ein anderer Verstand in der Seele existent ist. Das ist für Thomas der tätige Verstand. Er erklärt wie folgt: Aristoteles jedoch gab nicht zu, dass die Formen der Naturdinge ohne Stoff für sich bestehen; und da die im Stoff vorhanden Formen nicht in Wirklichkeit verstehbar sind, ergab sich, dass die Naturen oder die Formen der sinnfälligen Dinge, die wir durch den Verstand erkennen, nicht in Wirklichkeit verstehbar sind. Nun wird aber nichts aus der Möglichkeit in die Wirklichkeit geführt, es sei denn durch ein in Wirklichkeit Seiendes, so wie die Sinne in die Wirklichkeit(der Tätigkeit) versetzt werden durch das in Wirklichkeit Sinnfällige. Es war demnach nötig, auf Seiten des Verstandes eine Kraft anzunehmen, welche die Dinge in Wirklichkeit verstehbar macht durch Abziehen der Artformen aus den stofflichen Bedingungen. Und darin liegt die Notwendigkeit für die Annahme des tätigen Verstandes. 412 Wie oben bereits erwähnt, besteht in der Seele der Menschen ursprünglich für Thomas Intellektus, das Vermögen des Verstands. Man kann durch den Verstand das Wesen und die Verständlichkeit der Welt erkennen. Verstand in der Welt Für Thomas hat die Welt eine Hierarchie. Diese bedeutet, dass es Pluralität und Verschiedenheit in der Welt gibt. Hier gilt es die Frage zu stellen, wie die Pluralität und Verschiedenheit in der Welt entstanden ist. Sie beruhen für Thomas darauf, dass die Dinge der Welt in der ihnen am besten entsprechenden Weise die Vollkommenheit besitzen. Die 410 Vgl. Anthony Kenny, Aquinas on mind, a. a. O., S Thomas von Aquin, Summa Theologica I, q. 79, a Thomas von Aquin, Summa Theologica I, q. 79, a

174 Vollkommenheit stammt natürlich von Gott. Thomas erklärt wie folgt: Demgemäß werden wir zuerst beweisen, dass es auf Grund der göttlichen Anordnung, welche den geschaffen Dingen in der ihnen am besten entsprechen Weise die Vollkommenheit verleiht, die Folge ist, dass an der höchsten Spitze der Dinge gewisse intellektuelle Kreaturen stehen [ ] 2. Weiter; Die zweite Vollkommenheit in den Dingen tritt naturgemäß zur ersten Vollkommenheit derselben hinzu. 413 Gilson denkt daran, dass Thomas in diesen Argumenten mit der Meinung Avicennas, einem arabischen Philosophen, übereinstimmt. Sowohl für Avicenna als auch für Thomas ist Gott die höchste Verständlichkeit. Die Hierarchie der Welt bezeichnet die verschiedenen Stufen der Verständlichkeit, die von Gott, der höchsten Verständlichkeit, ausgehen. Gilson erklärt dies wie folgt: Avicenna supposes that the First Being understands himself and that, insofar as he knows and understands himself, produces one sole effect-the first intelligence. It is inevitable, and on this point St. Thomas will follow Avicenna, that the first intelligence will lack the simplicity of the First Being. This intelligence, indeed, is not its own being. It possesses it because it receives it from another. It is therefore in potency in regard to its own being. In this intelligence, potency begins to mix with act. Let us consider, in turn, this first intelligence insofar as it is endowed with knowledge. First, it knows the First Being, and from this very act there proceeds an intelligence inferior to the first. Secondly, it knows what potency is within itself. From this knowledge proceeds the body of the first heaven which this intelligence moves. Finally, it knows its own proper act. From this knowledge proceeds the soul of the first heaven. By continuing in this fashion we may see why different beings are multiplied by a multitude of intermediary causes, beginning from the First Being, God. 414 eshalb besitzen die Dinge in der Welt die verschiedenen Verständen nach Ordnung der Hierarchie. Mit anderen Worten alle Dinge besitzen die Existenz der intellektuellen Natur 415. Erkenntnis des Verstands in der Welt 413 Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles, II, E. Gilson, The Christian Philosophy of St. Thomas Aquinas, a. a. O. S In den Werken Thomas wurden die Worte >Verstanden< und >Intellektuell< gleich benutzt. Deshalb werden die beiden hier gleich beschrieben. 177

175 Experten der Philosophie Thomas haben auf den verschiedene Weisen seine Erkenntnistheorie interpretiert. Der Grund liegt darin, dass seine Erkenntnistheorie nicht deutlich von Thomas erklärt wurde. Deshalb kann der Prozess der Erkenntnis nicht klar und absolut erläutert werden, in dem der menschliche Verstand durch die Verständlichkeit der Welt zu Gott gelangt. Trotzdem kann der Prozess der Erkenntnis nach Thomas grob skizziert werden. Wie bereits dargestellt, hat die menschliche Seele laut Thomas zwei Bereiche: sinnliche und verständliche Arten. Und so wie die sinnlichen Arten in äußere und innere Sinne geteilt werden können, werden die verständlichen Arten auch in den leidenden und tätigen Verstand unterschieden. Der Verstand kann nach Thomas im Wesentlichen die Ä hnlichkeiten der Dinge erkennen. Thomas erklärt wie folgt: Das Verstandene ist im Verstehenden durch seine Ä hnlichkeit. Und in diesem Sinn sagt man, das in Wirklichkeit Verstandene sei der Verstand in Wirklichkeit, sofern (nämlich) die Ä hnlichkeit des verstandenen Dinges die Form des Verstandes ist, wie die Ä hnlichkeit des sinnfälligen Dinges die Form des Sinnes in Wirklichkeit ist. Daher folgt nicht, dass das abgezogene geistige Erkenntnisbild das sei, was im Wirklichkeit erkannt wird, sondern dass es dessen Ä hnlichkeit ist. 416 Hier kann man danach fragen, wie die Ä hnlichkeiten wahrgenommen werden. Der Verstand hat ursprünglich, Thomas gemäß, die Fähigkeit, das Allgemeine in Dingen herauszufinden. An der Erkenntnis unseres Verstandes muss man ein Zweifaches betrachten. Erstens, dass die verständliche Erkenntnis irgendwie von der sinnlichen den Ausgang nimmt. Und weil der Sinn auf das Einzelne geht, der Verstand aber auf das Allgemeine, ist die Erkenntnis des Einzelnen notwendigerweise für uns früher als die Erkenntnis des Allgemeinen. 417 Und es gibt die verschiedenen Ä hnlichkeiten zwischen den Dingen. Hier soll es aber vor allem um die Ä hnlichkeiten der Wirkungen gehen. Die Wirkungen zwischen Dingen gründen nach Thomas auf der Wirkursache und haben daher auch die Ä hnlichkeiten mit Wirkursache. Insbesondere betont Thomas, dass die Ä hnlichkeit der Wirkungen ihre Form ist. 416 Thomas von Aqin, Summa Theologica I, q. 85, 2, Thomas von Aquin, Summa Theologica I, q. 85,3, 178

176 Thomas erklärt wie folgt: Die Ä hnlichkeit der Wirkung mit ihrer Wirkursache beruht auf der Form der Wirkung, die im Agens vorherexistiert; denn das Agens wirkt etwas ihm Ä hnliches durch die Form, gemäß der es wirkt. Zuweilen wird nun die Form des Agens in dem bewirkten Gegenstand in derselben Seinsweise aufgenommen, in der sie im Agens existiert; wie zum Beispiel die Form des erzeugten Feuers die gleiche Seinsweise hat wie die Form des erzeugenden Feuers. 418 Ä hnlich wie die Dinge nach der Hierarchie der Vollkommenheit in der Welt existieren, bestehen die Ä hnlichkeiten der Wirkungen, d.h. die Form der Wirkungen, für Thomas zufolge in der Hierarchie der Vollkommenheit der Wirkungen. Und die Vollkommenheit der Wirkungen stammt natürlich von der wahren Vollkommenheit Gottes. Besonders wirkt Gott durch den Verstand der Kreatur. Deshalb kann man durch die Form, d.h. durch die Ä hnlichkeit der Wirkungen, erkennen, dass Gott in der Kreatur wirkt. Mit anderen Worten der menschliche Verstand kann durch die Ä hnlichkeiten und die Vollkommenheit der Wirkungen zu Gott gelangen, weil die Vollkommenheit der Gesamtheit der Kreaturen in der Ä hnlichkeit mit Gott besteht. Thomas erklärt wie folgt: Offenbar ist aber die erste Art von Ä hnlichkeit eine vollkommenere als die zweite. Da nun die Vollkommenheit der Gesamtheit der Kreaturen in der Ä hnlichkeit mit Gott besteht, ebenso wie auch die Vollkommenheit jedweder Wirkung in der Ä hnlichkeit mit der wirkenden Ursache besteht; so erfordert die höchste Vollkommenheit des Universums nicht nur jene zweite Art von Ä hnlichkeit der Kreatur mit Gott, sondern auch die erste oben erwähnte Art, und zwar soweit es nur möglich ist. Nun ist die Form, durch welche Gott die Kreatur bewirkt, die in ihm vorhandene geistige Erkenntnisform; denn er wirkt durch den Verstand, wie oben (Kap. 23) bewiesen wurde. Also gehört es zur höchsten Vollkommenheit des Universums, dass es Kreaturen gibt, in welchen die Form des göttlichen Verstandes ihrem geistigen Sein nach zum Ausdruck kommt; und dies besagt, dass es ihrer Natur nach intellektuelle Kreaturen gibt. 419 Deshalb kann man für Thomas die Tatsache konstatieren, dass Gott in der Kreatur wirkt, weil der Verstand im Menschen und der Verstand in der Welt verbunden werden. Der 418 Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles II, 46, Thomas von Aquin, Summa Contra Gentiles II, 46,

177 Verstand in der Welt wird in meinen Augen von Thomas auf unterschiedliche Art und Weise bezeichnet: als Form, Ä hnlichkeiten oder intellektuelle Substanz Zusammenfassung Die Verständlichkeit der Welt ist für Polkinghorne ein wichtiger Aspekt des Theismus. Er meint, dass die Verständlichkeit der Welt und die Verstehenskraft des Menschen zwar nicht als zwingende Argumente für den Theismus sprechen, aber überzeugende Argumente im Zeitalter der Naturwissenschaft sind. Thomas jedoch brauchte den Theismus nicht überzeugend darzulegen, weil im Hochmittelalter der Theismus eine natürliche Wahrheit war. Deshalb geht es für Thomas nicht darum, ob Gott ist oder nicht, sondern wie der menschliche Verstand die Verständlichkeit Gottes in den Kreaturen erkennen kann. Trotz dieser Unterschiede sind beide Argumentationen von der Verständlichkeit der Menschen und der Welt sehr ähnlich. Durch folgendes Schema lassen sich die Ä hnlichkeiten der beiden deutlich bestimmen. Polkinghorne Verständlichkeit in menschlicher Erkenntnis Verständlichkeit des Universums Verbindung zwischen Verständlichkeit der Menschen und der Welt Thomas leidender und tätiger Verstand in der Seele Ä hnlichkeit zwischen Wirkungen in Kreaturen Form der Kreaturen Intellektuelle Substanz in Kreaturen Erkenntnis des tätigen Verstands über die (intellektuelle Substanz) Form der Kreaturen Begründung des Theismus Erkenntnis der Existenz Gottes 420 Von Summa Contra Gentiles II, 47 wurde das Wort > Intellektuelle Substanz< von Thomas geschrieben. 180

178 Aus diesem Schema kann man das Fazit ziehen, dass Polkinghorne in der Theologie Thomas Ansätze seiner Argumentation für den Theismus durch die Verbindung der Verständlichkeit der Menschen und der Welt gefunden hat. 181

179 3.4. Anthropisches Prinzip Wie zuvor dargestellt wurde, glaubt Polkinghorne selbst daran, dass er eine Apologie des Theismus im Zeitalter der Naturwissenschaft verfolgen sollte. Ein zentraler Aspekt des Theismus ist für ihn die Verständlichkeit der Welt und das sogenannte Anthropische Prinzip, welches von der Theorie des anthropischen Prinzip Carters, eines berühmten Kosmologen, stammt. Daneben halte ich aber auch Aspekte des Konzeptes des Intelligent Design für eine seiner Quellen. Sein anthropisches Prinzip bezieht sich teilweise aber auch auf die Theologie Thomas. Der Grund liegt darin, dass die traditionelle Wurzel des anthropischen Prinzips in der griechischen Philosophie und Theologie des Hochmittelalters, vor allem der Philosophie Aristoteles und der Theologie Thomas, gefunden werden kann Verschiedene Anthropische Prinzipien Frühes Alter des Universums Das anthropische Prinzip wurde begrifflich 1973 von einem theoretischen Physiker, Brandon Carter, während der Feierlichkeiten zu Nicolaus Copernicus' 500. Geburtstag in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt, obwohl ähnliche Argumentationsstrategien auch vorher gelegentlich verwendet wurden. Es verknüpft die Eigenschaften des beobachtbaren Universums mit der Notwendigkeit der Existenz eines bewussten Beobachters, der dieses Universum auch zu erkennen vermag. 422 Um das anthropische Prinzip genau zu verstehen, muss man vor allem das Alter des Universums erkennen. Die Kosmologen behaupten meistens, dass vor rund 15 Billionen Jahren das Universum durch den Urknall entstand. Nach der Urknalltheorie stand eine enorme Explosion am Anfang des Universums. Und das Universum hat sich bis heute weiter entwickelt. In folgender Tabelle wird das frühe Alter des Universums allgemeine gerechnet und zentrale Ereignisse werden erläutert Vgl. John D. Barrow & Frank J. Tipler, The Anthropic Cosmological Principle, Oxford S Vgl. John D. Barrow & Frank J. Tipler, The Anthropic Cosmological Principle, a. a. O., S The New Physics for the Twenty-First Century, h. g. Gordon Fraser, Cambridge University 2006, S

180 Prozess des Universums für Lebenswesen Größe des Universums für das Lebenswesen Nach dem anthropischen Prinzip entstand das Leben durch einen notwendigen Prozess, der Bewusstsein hervorgebracht hat. Der Prozess wird mit den folgenden drei Stufen für die Entstehung des Lebewesens dargestellt: Erste Stufe: Vor rund 15 Billionen Jahren Entstehen des Universums durch den Urknall Zweite Stufe: Entstehen des Kohlenstoffs, ein notwendiger Element des Lebenswesens We have learned that the complex phenomenon we call life is built upon chemical elements more complex than hydrogen and helium gases. Most biochemists believe that carbon, on which our own organic chemistry is founded, is the only possible basis for the spontaneous generation of life. In order to create the building blocks of life 183

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