Armut im Alter. Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichts der Landesregierung 2015
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- Joseph Dieter
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1 Markus Holler, Prof. Dr. Ernst Kistler INIFES, Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie, ggmbh Stadtbergen Armut im Alter Ergebnisse des Armuts- und Reichtumsberichts der Landesregierung 2015 Vortrag auf dem 16. Seniorenform der Landesseniorenvertretung Rheinland-Pfalz in Mainz 09. Dezember 2015
2 Inhalt 1. Einleitende Anmerkungen zum Thema 2. Ergebnisse zur Altersarmut aus dem 5. ARB (und einige Aktualisierungen) 3. Rentenentwicklung 4. Weitere Ursachen 5. Zu den Folgen 6. Fazit 2
3 (1) Vorbemerkungen Armut (und Reichtum) sind facettenreiche Phänomene. Ursachen, Ausprägungen und Folgen können daher nicht eindimensional ermittelt werden. Ressourcenansatz, Lebenslagenkonzept, Teilhabekonzepte etc. sind keine Gegensätze, sondern sollten sich ergänzen. Die Vorgaben der Ausschreibung für den 5. ARB orientierten sich klar in Richtung quantitativer Empirie. Nicht alle Wünsche waren datenseitig erfüllbar (z. B. EVS- 2013). 3
4 (1) Ein positiver Befund vorab Rheinland-Pfalz liegt bei vielen Indikatoren auf dem dritten Platz aller Bundesländer Bei Rahmenbedingungen (Armutsursachen) wie Erwerbslosenquote/Arbeitslosenquote Langzeiterwerbslosenquote Personen (unter 18 Jahre/18 bis unter 60 Jahre) in Haushalten ohne Erwerbstätige Bei Output-Indikatoren wie Mindestsicherungsquote SGB-II-Quote SGB-II-Quote der nicht erwerbsfähigen Hilfebezieher unter 15 Jahren 4
5 (1) Es gibt aber auch schlechte Nachrichten RP liegt bei anderen Indikatoren auf schlechten Rang-Plätzen Z. B. bei Rahmenbedingungen Anteil von frühen Schulabgängern¹ (13,1 % in 2013; drittschlechtester Wert aller Bundesländer) Anteil Personen mit niedrigem Bildungsstand² (16,7 % im 2013; drittschlechtester Wert) Z. B. bei Output Indikatoren wie Armutsrisikoquote insgesamt, gemessen am Landesmedian (2012: 15,8 %; 2013 und 2014: 16,7 %; jeweils drittschlechtester Wert) Armutsrisikoquote ab 65-Jährige (2012: 18,8 %; 2013: 19,8 %; 2014: 19,9 %; jeweils zweitschlechtester Wert hinter Bayern) 5
6 (2) Armutsrisikoquoten insgesamt und von ab 65-Jährigen 2005, 2012 und 2014 (jeweiliger regionaler und Bundesmedian; in Prozent) Gebietseinheit Rheinland-Pfalz Westdeutschland Deutschland insgesamt Jeweiliger Bundesmedian regionaler Median ,2 13,2 14,7 14,6 13,9 15,0 15,5 14,5 15,4 15,3 14,8 14,7 15,8 15,4 15,0 16,7 16,0 15,4 Rheinland-Pfalz 65+ Westdeutschland 65+ Deutschland ,6 11,6 11,0 14,6 14,0 13,6 15,5 15,0 14,4 17,2 13,5 12,0 18,8 16,0 13,6 19,9 17,0 14,4 Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2015 (Mikrozensus, IT.NRW) 6
7 (2) Einkommens-Armutsrisikoquoten für ausgewählte Bevölkerungsgruppen Rheinland-Pfalz 2005 bis 2014 (Landesmedian, in Prozent) Insgesamt Erwerbslose Ohne deutsche Staatsangehörigkeit Alleinerziehende unter 18-Jährige 18- bis 25-Jährige ab 65-Jährige Quelle: INIFES, eigene Darstellung nach Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2015 (Mikrozensus, IT.NRW) 7
8 (2) Anteil der Empfänger/innen von Grundsicherung im Alter (ab 65 Jahren) in Rheinland-Pfalz, Deutschland und Westdeutschland 2006 bis 2012 (Jahresende, in Prozent) Gebietseinheit Jahr Rheinland-Pfalz Darunter: Frauen Männer 2,1 2,5 1,6 2,1 2,5 1,5 2,2 2,7 1,7 2,2 2,6 1,6 2,2 2,6 1,7 2,4 2,8 1,8 2,5 2,9 2,0 Deutschland 2,3 2,4 2,5 2,4 2,4 2,6 2,7 Westdeutschland 2,4 2,5 2,6 2,6 2,6 2,8 3,0 Quelle: Statistische Ämter
9 (3) Durchschnittliche Zahlbeträge der Versichertenrenten im Rentenbestand und im Rentenzugang (mit neuen Mütterrenten) in RLP, WD und D 2000 bist 2014 (in Euro/Monat) Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnungen mit Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund 9
10 (3) Durchschnittliche Zahlbeträge der Versichertenrenten im Rentenbestand und im Rentenzugang (ohne neue Mütterrenten) in RLP, WD und D 2000 bist 2014 (in Euro/Monat) Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnungen mit Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund 10
11 (3) Durchschnittlicher Zahlbetrag der neuen Versichertenrenten nominal & real (deflationiert mit Preisen von 2014; in /Monat) Bundesgebiet nominal Bundesgebiet real Rheinland-Pfalz nominal Rheinland-Pfalz real Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnungen mit Daten der Deutschen Rentenversicherung Bund 12
12 (4) Arbeitsfähigkeit und Beschäftigungsfähigkeit (älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer) Beschäftigungsfähigkeit: Arbeitsfähigkeit Gesundheit Kompetenz Motivation Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes Beschäftigungs- und Einstellungsbereitschaft der Betriebe Quelle: Kistler
13 (4) Kumulierte Arbeitslosigkeit im Erwerbsverlauf (durchschnittliche Anzahl an Monaten in Arbeitslosigkeit nach Alter) Quelle: INIFES, eigene Darstellung und Berechnung nach FDZ-RV SUFVSKT 2007 (N=60.821). 16
14 (4) Erwerbstätigenquote Älterer nach Altersjahren Erwerbstätige in Prozent der Bevölkerung gleichen Alters 18
15 (4) Meinen Sie, dass Sie [ ] Ihre jetzige Tätigkeit bis zum gesetzlichen Rentenalter ohne Einschränkung ausüben könnten? Insgesamt Gute Arbeit (ab 80) Arbeitsqualität im oberen Mittelfeld (65-80) Arbeitsqualität im unteren Mittelfeld (50-65) Schlechte Arbeit (<50) % 20% 40% 60% 80% 100% Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht Quelle: INIFES, eigene Berechnung und Darstellung nach DGB-Index Gute Arbeit
16 (4) Regression der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente auf Arbeitsbelastungen Alter Weiblich -5% Komplexitätsniveau der Tätigkeit (ansteigend)* Wenig Einfluss auf die Arbeitsmenge** -4% Wenig Einfluss auf die Gestaltung der -9% Vorgesetzte(r) plant Arbeit nicht gut** -5% Vorgesetzte(r) bringt wenig Wertschätzung -9% Arbeit zwischen 18:00 und 23:00 Uhr** -8% Arbeit in ungünstiger Körperhaltung** -12% Körperlich schwere Arbeit** -18% Lärm oder laute Umgebungsgeräusche** -7% Bei der Arbeit gehetzt oder unter Zeitdruck** -5% Widersprüchliche Anforderungen** -6% 0% 4% -20% -15% -10% -5% 0% 5% Geschätzte Wahrscheinlichkeit, Tätigkeit bis zur Altersrente ausüben zu können 22 Quelle: INIFES, DGB-Index Gute Arbeit 2012/2013 (Beschäftigte im Alter Jahren, vertragliche Arbeitszeit mind. 35 Std./Woche) 2012 DGB-Index Gute Arbeit
17 (4) Gruppenspezifische Weiterbildungsförderung 2013 Weiterbildungsquote bezogen auf alle Beschäftigten in Betrieben mit Weiterbildungsförderung Weiterbildungsquote bezogen auf alle Beschäftigten D West Ost D West Ost Insgesamt Frauen Ältere (2011 insg. 38 bzw. 31%) Beschäftigte für einfache Tätigkeiten Beschäftigte mit Berufsausbildung Beschäftigte mit (Fach-)Hochschulabschluss Quelle: INIFES, eigene Berechnungen nach IAB-Betriebspanel 24
18 (5) Armut und Gesundheit bei Älteren in Deutschland 2007, in Prozent Quelle: Eigene Darstellung nach Hauser, Schüssler 2012, S. 226 ff. (EU-SILC) 25
19 (5) Armut und materielle Deprivation in der gesamten und in der älteren Bevölkerung in Deutschland und der EU 2007 Bevölkerungsgruppe Anteil der Personen mit mind. 1 Mangel (%) Gesamte Bevölkerung darunter: Arme Ältere Bevölkerung darunter: Arme Gesamte Bevölkerung darunter: Arme Ältere Bevölkerung darunter: Arme Quelle: Hauser, Schüssler 2012, S. 193ff Deutschland EU 54,2 85,2 45,2 77,7 59,0 84,2 54,4 67,1 26
20 (6) Kurzzusammenfassung 1/2 Überwiegend positiver Trend der sozioökonomischen Rahmenbedingungen in Rheinland-Pfalz Armutsquote bei Älteren geringer als in anderen Gruppen aber überdurchschnittlich und sie steigt an unabhängig vom Messkonzept Besonders betroffen: Frauen, ausl. Staatsbürger/Migranten, Rentner im Vergleich zu Pensionären ( Fokus GRV), aber z.b. auch Solo-Selbstständige Rentenhöhe und -entwicklung ist eine Ursache, abhängig von aktueller Rentenpolitik (Zugang < Bestand, reale Verluste, bei EM sogar nominell) und historischen Wirtschaftsstrukturen 27
21 (6) Kurzzusammenfassung 2/2 Arbeitsmarkt: Risiken von Altersarmut in Erwerbsbiografien deutlich ungleich verteilt und haben zugenommen (Alters-)Armut hat Folgen für die Gesundheit und weitere Teilhabeaspekte 28
22 (6) Ein Zitat zum Abschluss Alte Bundesdeutsche sie werden nicht von glücklichen Gesichtern an der Reling von Kreuzfahrtschiffen repräsentiert, obwohl die goldene Zeit seit der Einführung der dynamischen Rente erstaunlich Vielen solche Ausflüge erlaubt hat Vielmehr tut sich ein tief zerklüftetes Panorama von Altersgruppen auf, die durch die verschiedenen Dimensionen der Sozialen Ungleichheit schroff voneinander getrennt werden wie vorher schon im Berufsleben, so jetzt im Ruhestand. (Quelle: Wehler 2013, S. 102) 29
23 (6) Ein Zitat zum Abschluss Alte Bundesdeutsche sie werden nicht von glücklichen Gesichtern an der Reling von Kreuzfahrtschiffen repräsentiert, obwohl die goldene Zeit seit der Einführung der dynamischen Rente erstaunlich Vielen solche Ausflüge erlaubt hat Vielmehr tut sich ein tief zerklüftetes Panorama von Altersgruppen auf, die durch die verschiedenen Dimensionen der Sozialen Ungleichheit schroff voneinander getrennt werden wie vorher schon im Berufsleben, so jetzt im Ruhestand. (Quelle: Wehler 2013, S. 102) 30
24 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Markus Holler Prof. Dr. Ernst Kistler Internationales Institut für Empirische Internationales Institut für Empirische Sozialökonomie (INIFES) ggmbh Sozialökonomie (INIFES) ggmbh Haldenweg 23 Haldenweg Stadtbergen Stadtbergen
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