Neue Bilder für die Neue Welt

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Susanne Kneller
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1 Neue Bilder für die Neue Welt Eine Studie über die Herkunft und Funktion der amerikanischen Historienmalerei nach der Unabhängigkeit Dissertation der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie im Fachbereich Kunstwissenschaft und Medientheorie vorgelegt von Harald Klinke Karlsruhe 2007

2 Inhaltsverzeichnis Dank...5 Abstract...7 I. Einführung...9 II. Herkunft Das Mimetische: Die koloniale Malerei Klassische Historienmalerei: Benjamin West Das Ideale: Joshua Reynolds Revolution in der Historienmalerei Revolution in Amerika: John Singleton Copley III. Quo vadis Amerika? John Trumbull IV. Funktion Die Historienmalerei in der bürgerlichen Öffentlichkeit Die Rolle des Künstlers Die Rolle des Staates als Auftraggeber Eine Alternativstrategie: John Vanderlyn Ungemalte Bilder V. Fazit und Bewertung Anhang Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis Abkürzungen Bildanhang

3 Abstract Gesellschaftliche Veränderungen kündigen sich häufig im Angriff auf Bilder an. Bildkonflikte sind Ersatzkonflikte tieferer sozialer Spannungen. So wurden nach der Entfernung britischer Herrschaftssymbole durch die Unabhängigkeitsbewegung auch die folgenden gesellschaftlichen Veränderungen an bildlichen Repräsentationen ausgefochten. Wer über die Historiengemälde an zentraler Stelle im Kapitol entschied, konnte die Vergangenheit interpretieren und über die Zukunft entscheiden. Den Positionen alter Elite und neuer Repräsentanten entsprachen jedoch nicht nur verschiedene Stile und Inhalte, sondern auch ein eigener Bild- und Wahrheitsbegriff. Wo die akademische Malerei der Kritik eines bürgerlichen Publikums ausgesetzt war, standen sich die mimetische Bildtradition der kolonialen Malerei und die Idealmalerei des Grand Styles gegenüber. In der Suche nach einer amerikanischen Zukunft und Identität zwischen kolonialer und europäischer Vergangenheit kamen beide Positionen in einen Konflikt, der nicht durch das Obsiegen einer Seite gelöst wurde, sondern dialektisch neue Formen fand, die als adäquate Repräsentationen des post-revolutionären Amerikas akzeptiert wurden. Damit fand nicht nur der in seiner gesellschaftlichen Rolle irritierte Künstler, sondern auch der Staat in seiner Rolle als Auftraggeber eine neue Definition. Dies wird vor allem an den Beispielen John Trumbull, John Vanderlyn und Samuel Morse deutlich gemacht. Die Arbeit erschließt dem Leser eine große Anzahl amerikanischer und englischer Literatur und kann nicht nur der Kunstwissenschaft, sondern auch den American Studies von Nutzen sein. 7

4 III. Quo vadis Amerika? III. Quo vadis Amerika? Als Major-General François-Jean de Beauvoir, der spätere Marquis de Chastellux ( ), während des Unabhängigkeitskrieges auf der französischen Seite unter General Rochambeau diente, unternahm er in den Kampfpausen Reisen durch die revolutionären Kolonien, tauschte sich über deren Zustand und Zukunft mit Gebildeten aus und machte sich Notizen über seine Einschätzungen. So unterhielt er sich auch mit dem Präsidenten des William and Mary Colleges, James Madison, über die Bedeutung der Wissenschaft und der Künste in Amerika. Aufgrund dieses Gesprächs entwarf er im Winterquartier nach dem erfolgreichen Feldzug von Yorktown einen Essay mit dem Titel The Progress of the Arts and Sciences in America (beendet Januar 1783). Darin wird wohl zum ersten Mal die Frage aufgeworfen, welche Rolle die Kunst in einer freien Gesellschaft spielen soll. Unter den Intellektuellen bedeutete Amerika stets mehr als nur ein Befreiungskrieg mit anschließender Staatsgründung: Es diente innerhalb des allumfassenden Projekts Aufklärung als erstes Experiment einer Gesellschaft, die auf Rationalismus aufgebaut sein sollte. Die Idee einer solchen Gesellschaft wandte sich antithetisch gegen den vermeintlichen Despotismus und die Tyrannei europäischer Staaten und stellte diesen einen ständigen Fortschritt zur Freiheit entgegen. Wo die Tugenden Amerikas gegen die Laster Europas propagiert wurden, war das Experiment zum Erfolg verdammt. Dem offenbar skeptischen Madison legte Chastellux dar, welche Funktion die Künste innerhalb des Aufklärungsprojektes übernehmen könnten, um einen neuen Menschen zu schaffen. Dabei gab er zunächst zu, dass die Künste in der Geschichte stets besonders bei einer ungleichen Verteilung des Reichtums aufblühten. Auf der anderen Seite bewahre die Kunst die Nationen vor den Ausschweifungen des Luxus und den Launen der Moden. Daher müsse Amerika nicht nur Kunst besitzen, sondern auch eigene Künstler hervorbringen. Chastellux sah die Kunst daher direkt zum Nutzen des Staates einsetzbar, da sie die Fähigkeit habe, Erfolge und Tugenden des Aufklärungsprojekts zu propagieren. Daher sollten Statuen, Denkmäler und Medaillen die Taten Washingtons, Warrens, Greens und Montgomerys darstellen. What glory America would derive from these! She would find that she has more heroes than she has marble and artists to commemorate them! And your public buildings, yours curiae, why should they not display in sculptured relief and in painting the battles of Bunker s Hill, of Saratoga, of Trenton, of Princeton, of Monmouth, of Cowpens, of Eutaw Springs? Thus would you perpetuate 91

Bildanhang Abbildung 46 Kleinformatigen Prototypen von John Trumbull: Death of General Mercer at the Battle of Princeton (1789), The Capture of the Hessians at Trenton (1786), The

5 Bildanhang Abbildung 46 Kleinformatigen Prototypen von John Trumbull: Death of General Mercer at the Battle of Princeton (1789), The Capture of the Hessians at Trenton (1786), The Declaration of Independence (1787), The Death of General Warren at the Battle of Bunker s Hill (1786) sowie Miniaturportraits Yale University Art Gallery, New Haven. Quelle: Autor 285

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