Recht schnell erfasst
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- Käte Meyer
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2 Recht schnell erfasst
3 Thomas Wieske Transportrecht Schnell erfasst Zweite Auflage 123
4 Reihenherausgeber Dr.iur.DetlefKröger Dipl.-Jur. Claas Hanken Autor Professor Dr. Thomas Wieske Hochschule Bremerhaven An der Karlstadt Bremerhaven twieske@hs-bremerhaven.de ISBN e-isbn DOI / Recht schnell erfasst ISSN Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. 2008, 2002 Springer-Verlag Berlin Heidelberg Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Herstellung: le-tex publishing services ohg, Leipzig Umschlaggestaltung: WMXDesign GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier springer.de
5 Vorwort Nunmehr sind seit der ersten Auflage fünf Jahre vergangen und das Buch hat als Lernbuch guten Anklang im»markt«gefunden. Manche Fehler aus der ersten Ausgabe galt es zu verbessern. Vor allem aber haben die Veränderungen von transportrechtlichen Regelungen, wie dem ADSp, des Montrealer Übereinkommens, der CIM und des Budapester Abkommens (CMNI) eine wesentlich geänderte und erweiterte Neuauflage notwendig gemacht. Erweitert wurde diese Ausgabe noch um einige Hinweise zur Rechtsprechung und zur vertiefenden Literatur, um der Leserschaft die Möglichkeit zu einer erweiterten Auseinandersetzung mit den transportrechtlichen Themen zu geben. Gleichwohl soll hierdurch der Charakter dieses Buches als eines»lernbuches«für einen grundlegenden Überblick nicht verändert werden. Ob dies gelungen ist, müssen Sie beurteilen. Wie bereits bei der ersten Auflage freue ich mich über Anmerkungen und Anregungen zu meinem Buch. Herzlich danke ich Claas Hanken für die redaktionelle Arbeit, meinen Lesern und Studenten für manche Anregung und meiner Familie für die gewährte»auszeit«. Bremerhaven, März 2008 Prof. Dr. Thomas Wieske
6 Vorwort der 1. Auflage Dieses Buch ist aus den Vorlesungen im Fach Transportrecht des Studiengangs Transportwesen / Logistik der Hochschule Bremerhaven entstanden. Ziel soll sein, den Lesern, die nicht unbedingt Juristen sind, einen Überblick über die wichtigsten transportrechtlichen Normen zu geben. Dies beinhaltet das deutsche Transportrecht, das seit dem einheitlich für alle Verkehrsträger im 4. Buch des HGB, im Vierten bis Sechsten Abschnitt, geregelt ist, einschließlich des Speditions- und des Lagergeschäfts. Daneben sind auch die wichtigsten internationalen Regelungen dargestellt, wie das CMR-Abkommen (europäischer Landverkehr mittels LKW), das Warschauer Abkommen für den Luftverkehr und die Bestimmungen der CIM für den Eisenbahnverkehr. Schwerpunkt der Darstellung bildet das nationale (deutsche) Frachtrecht weil dieses auch für die weiteren Regelungen wie im Speditionsrecht oder im Multimodaltransport als Leitbild dient. Bei der Aufgliederung der einzelnen Transportfelder, ist diese, nach den beteiligten Personen gegliedert, nach den Anspruchsgrundlagen und Pflichten der jeweiligen Personen, um eine möglichst schnelle Übersicht über die Rechte und Pflichten der Beteiligten vermitteln zu können. Hierbei wird sichtbar, daß die Rechte einer Partei sich wiederfinden als die Pflichten der anderen Partei. Für Anregungen und Kritik bin ich dankbar, da dieses Buch in erster Linie als Lernbuch gedacht ist, um einen Überblick über das Transportrecht zu geben. Aus diesem Grunde wurde auch von Literaturhinweisen im Text abgesehen. Im Mittelpunkt des Lernbuches stehen der Gesetzestext und die Strukturen der gesetzlichen Regelungen. Deshalb empfehle ich, zuerst aufmerksam den Gesetzestext zu lesen, um sich dann zu überlegen, wie die gelesene Regelung in die Transportrechtsstruktur paßt: Wer kann hieraus Rechte ableiten? Wer hat Pflichten aus ihr? Gibt die Regelung einer Partei Gegenrechte oder erklärt diese Norm lediglich Begriffe? Insgesamt sollte der Leser Transportrechtsprobleme als eine Art Fußballspiel verstehen, oder Schachspiel für die Nichtfußballfreunde, wo es darauf ankommt, nach gewissen Regeln, einen Anspruch zu schießen (durchzusetzen) und die andere Partei muß versuchen, diesen Angriff (Anspruch) nach den Regeln abzuwehren und ggf. einen eignen Angriff (Anspruch) zu starten. Hierbei wünsche ich viel Spaß! Bremerhaven, Oktober 2002 Prof. Dr. Thomas Wieske
7 Inhaltsübersicht Einführung 1 Die Bedeutung des Transportindustrie Die Rechtsquellen des Transportrechts Die Schritte der Fallbearbeitung Auf den Punkt gebracht! Das deutsche Frachtrecht 23 Der Anwendungsbereich des Frachtrechts Die Grundstruktur des Transportvertrages die Beteiligten Der Frachtbrief Rechte und Pflichten des Absenders Rechte und Pflichten des Frachtführers Die Obhutshaftung des Frachtführers Herzstück des Frachtrechts Rechte und Pflichten des Empfängers Fristen und die Durchsetzung der Rechte Der Ladeschein ein echtes Wertpapier Abweichende Parteivereinbarungen Besondere Regelungen im deutschen Transport- und Lagerrecht 113 Übersicht Der Umzugsverkehr Das Recht des multimodalen Transports Das Speditionsgeschäft Das Lagergeschäft Der Europäische Straßentransport geregelt durch die CMR 195 Das internationale Transportrecht: Vorbemerkung CMR sind zwingendes Recht Anwendbarkeit der CMR Grundstruktur der CMR Der Frachtbrief Rechte und Pflichten des Absenders Rechte und Pflichten des Frachtführers Die Haftung des Frachtführers Rechte und Pflichten des Empfängers Fristen, Gerichtsstand, Beförderung durch mehrere Frachtführer Übersicht der Anspruchsgrundlagen und Einwendungen Das Recht des internationalen Lufttransport Das Montrealer Übereinkommen 239 Einführung Die Anwendungsvoraussetzungen des MÜ Die Vertragsstruktur / die Beteiligten Der Luftfrachtbrief / Airwaybill (AWB), Art. 4 ff. Die Rechte und Pflichten des Absenders Die Haftung des Luftfrachtführers Fristen und Gerichtsstand Bestimmungen über gemischte Beförderung und Versicherungspflicht Der Vergleich zwischen WA und MÜ Das Recht des internationalen Bahntransports Die CIM 271 Einführung Grundstruktur, die Beteiligten Rechte und Pflichten des Absenders Rechte und Pflichten des Beförderers Die Haftung des Beförderers Rechte und Pflichten des Empfängers Rechtsdurchsetzung Beziehungen aufeinanderfolgender Beförderer Das Recht der internationalen Binnenschifffahrt Die CMNI 309 Einführung Anwendungsbereich Vertragsstruktur und Frachturkunde Pflichten des Absenders und Haftung Pflichten und Rechte des Empfängers Pflichten und Rechte des Frachtführers Haftung des Frachtführers Fristen und Rechtsdurchsetzung, nichtige Bestimmungen Große Haverei / Ergänzende Bestimmungen Hinweise zur Vertiefung 337 Register 339
8 Abkürzungsverzeichnis A! Ausnahme Abs. ADSp AGNB Art. AWB Absatz Allgemeine Deutsche Spediteurbedingungen Allgemeine Güternahverkehrsbedingungen (entfallen) Artikel Air Waybill (Luftfrachtbrief) B! Beachte B/L BBahnG BGB BGH BSchG c.o.d. CFR CIF CIM CMNI CMR COTIF CPT d.h. Bill of Lading (Konnossement) Bundesbahngesetz Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof Binnenschifffahrtsgesetz Cash on delivery (Zahlung bei Anlieferung) Cost and freight (Kosten und Fracht = Incoterm) Cost, insurance, freight (Kosten, Versicherung, Fracht) Convention internationale concernant le transport de marchandises par chemin de fer (Einheitliche Rechtsvorschriften für den Vertrag über internationale Eisenbahnbeförderungen von Gütern) Convention de Budapest relative au contrat de transport de marchandises en navigation intérieure (Budapester Übereinkommen über die Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt) Convention relative au contrat de transport international de marchandises par route (Übereinkommen über den Beförderungsertrag im internationalen Straßengüterverkehr) Convention relative aux transports internationaux ferroviaires (Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr) Carriage paid to... (Frachtfrei bis...) das heißt
9 X Abkürzungsverzeichnis DDP DDU DEQ DES DFÜ DGR EDI EFTA EG ERA 500 EU EVO EWG EXW FAS FBL FCA FCR FCT FIATA FOB FOR FOT FWR GATT Delivered duty paid (Geliefert verzollt) Delivered duty unpaid (Geliefert unverzollt) Delivered ex quai (Geliefert ab Kai) Delivered ex ship (Geliefert ab Schiff) Datenfernübertragung Dangerous Goods Regulations (Gefahrgutbestimmungen für den Luftverkehr) Electronic Data Interchange (Elektronischer Datenaustausch) European Free Trade Association (Europäische Freihandelszone) Europäische Gemeinschaft Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive in der Version 500 (1993) Europäische Union Eisenbahnverkehrsverordnung (entfallen) Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Ex Works (Ab Fabrik) Free alongside ship (Frei Längsseite Schiff) FIATA Combined Transport Bill of Lading (FIATA-B/L für den Kombinierten Verkehr) Free Carrier (Frei Frachtführer) Forwarders Certificate of Receipt (Internationale Spediteurübernahmebescheinigung) Forwarders Certificate of Transport (Spediteur-Durchfrachtpapier) Fédération Internationale des Associations des Transporteurs et Assimilés (Weltverband der Spediteure) Free on Board (Frei an Bord) Free on Rail (Frei Waggon) Free on truck (Frei LKW) FIATA Warehouse Receipt (Lagerschein der FIATA) General Agreement on Tariffs and Trade (Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen)
10 Abkürzungsverzeichnis XI GGVBinSch GGVE GGVS GGVSee GüKG GüKUMB HGB HS i.d.r. i.s. i.v.m. IATA ICC ICC IMO Incoterm IRU ISO i.v.m. IWF JIT Kümo KVO Gefahrgutverordnung Binnenschifffahrt Gefahrgutverordnung Eisenbahn Gefahrgutverordnung Straße Gefahrgutverordnung See Güterkraftverkehrsgesetz Güterkraftverkehrsbedingungen für den Umzugsverkehr und für die Beförderung von Handelsmöbeln in besonders für die Möbelbeförderung eingerichteten Fahrzeugen im Güterfernverkehr und Güternahverkehr Handelsgesetzbuch Halbsatz In der Regel im Sinne In Verbindung mit International Air Transport Association (Dachorganisation des gewerblichen Luftverkehrs) Institute Cargo Clauses (Transportversicherungsbedingungen des englischen Marktes) International Chamber of Commerce (Internationale Handelskammer) International Maritime Organisation (Internationale Schifffahrtsorganisation der UN) International Commercial Terms (Standardisierte internationale Handelsklauseln) International Road Transport Union (Internationaler Zusammenschluss von Kraftverkehrsunternehmen) International Standardization Organization (Internationale Organisation für Standardisierung) in Verbindung mit Internationaler Währungsfonds Just in time (Lieferung zum genau vereinbarten Zeitpunkt) Küstenmotorschiff Kraftverkehrsordnung (entfallen)
11 XII Abkürzungsverzeichnis L/C LFF NVOCC o.g. ORKB RF RICo RID RIEx RIP RIV Ro/Ro Letter of credit (Akkreditiv) Luftfrachtführer Non Vessel Operating Common Carrier (Spediteur, der als Reeder auftritt, ohne eigene Schiffe zu beschäftigen) oben genannten Oberrheinische Konnossementsbedingungen Rechtsfolge Ordnung für die internationale Eisenbahnbeförderung von Containern Réglement international concernant le transport des marchandises dangereuses par chemin de fer (Internationale Ordnung für die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn) Internationale Eisenbahnbeförderung für Expressgut Ordnung für die internationale Eisenbahnbeförderung von Privatwagen Regolamento Internazionale Veicoli (Übereinkommen über die gegenseitige Benutzung von Güterwagen im internationalen Verkehr) Roll on/ Roll off (Begriff für die Be- und Entladetechnik von Schiffen mit LKW und anderer»rollender«ladung) S. Satz SDR sog. SPV StVO SZR TBL TEU TIR TRG u.a. Special Drawing Rights (Sonderziehungsrechte) sogenannten Speditionsversicherung Straßenverkehrsordnung Sonderziehungsrecht Through Bill of Lading (Durch-Konnossement) Twenty foot equivalent unit (Maß für einen 20 -Container) Transport International de Marchandises par la Route (Besonderes Versandverfahren für Zollgut, das mit LKW befördert wird) Transportrechtsreformgesetz unter anderem UCP 500 Uniform Customs and Practice in the Version 500 (1993) = ERA 500 u.s.w. und so weiter
12 Abkürzungsverzeichnis XIII UN VBGL VTB VVG WA United Nations (Vereinte Nationen) Vertragsbedingungen für Güterkraftverkehrs- und Logistikunternehmer Verlade- und Transportbedingungen für Binnenschiffstranporte Versicherungs-Vertragsgesetz Warschauer Abkommen
13 Einführung 1. Die Bedeutung der Transportindustrie 2 2. Die Rechtsquellen des Transportrechts Begriffsbestimmung Aufbau des deutschen Transportrechts Die Anwendung des internationalen Transportrechts Die Rechtsquellen der Logistik 5 3. Die Schritte der Fallbearbeitung Den Sachverhalt richtig erfassen Die 4 W Frage der richtige Einstieg zur juristischen Erörterung Die rechtliche Erörterung der anzuwendenden Normen Das Formulieren der Lösung Auf den Punkt gebracht! 21
14 2 Einführung 1. Die Bedeutung der Transportindustrie Die deutsche Wirtschaft gab 2004 für Logistikdienste an die 170 Mrd. aus, davon erbrachten 79 Mrd. gewerbliche Spezialisten, der große Rest waren Eigenleistungen der Unternehmen. Damit wäre die Logistik nach dem Fahrzeugbau und der Gesundheitsbranche der drittgrößte Zweig der deutschen Volkswirtschaft und läge gleichauf mit dem Maschinenbau. In Europa (die alten 15 EU-Staaten, Schweiz und Norwegen) lag 2004 der geschätzte Logistik-Umsatz bei 730 Mrd.. Als Ergebnis der internationalen Arbeitsteilung einerseits und der höheren Mobilität der Menschen weltweit, werden im Bereich des Transport- und Verkehrswesens die höchsten Wachstumsraten im weltweiten Maßstab erwartet (Global Sourcing). Daneben erfolgt im Rahmen des internationalen Wettbewerbs eine zunehmende Konzentration in den Unternehmen auf die jeweils definierten»kernkompetenzen«und ein damit einhergehender Prozess des Outsourcings von sonstigen Leistungen, wie z.b. des Transportwesens, bzw. des Insourcings von Kompetenzen die als wettbewerbsentscheidend angesehen werden. Diese vielschichtigen Prozesse, deren gemeinsamer Nenner die Ortsveränderung ist, von Gütern oder Personen, eventuell auch nur von Informationen, bedürfen der rechtlichen Regelung, um einerseits der Spezifik des Transportwesens Rechnung zu tragen, wie z.b. der Involvierung Dritter als»empfänger«, der besonderen Pflichten der Beteiligten, der Internationalisierung von Transportvorgängen und andererseits Transportvorgänge zu regeln und berechenbar zu machen.
15 Einführung 3 2. Die Rechtsquellen des Transportrechts 2.1. Begriffsbestimmung Als Transportrecht soll hier die Gesamtheit der Rechtsnormen verstanden werden, die den Transport von Gütern betreffen, unabhängig von der Art der Beförderung, sowie aller damit zusammenhängender Vorgänge, wie z.b. die (Zwischen-) Lagerung. Gemäß der Unterscheidung zwischen Privatrecht und öffentlichem Recht wird das Transportrecht dem Privatrecht zugerechnet, wie BGB und HGB. Transportrecht =? 2.2. Aufbau des deutschen Transportrechts Das deutsche Transportrecht ist im vierten Abschnitt des vierten Buches des HGB im Einzelnen durch das am in Kraft getretene Transportrechtsreformgesetz (TRG) wie nachfolgend dargestellt geregelt: 4. Buch: Handelsgeschäfte, davon Vierter Abschnitt: Frachtgeschäft Erster Unterabschnitt: Allgemeine Vorschriften, 407 ff. Zweiter Unterabschnitt: Beförderung von Umzugsgut, 451 ff. Dritter Unterabschnitt: Beförderung mit verschiedenartigen Beförderungsmitteln, 452a-d Fünfter Abschnitt: Speditionsgeschäft, Sechster Abschnitt: Lagergeschäft, h Der Seehandel ist Gegenstand eines eigenen Buches des HGB, des fünften Buches ( ). Das deutsche Transportrecht differenziert nicht mehr zwischen den verschiedenen Transportarten / Verkehrsträgern. Es gilt gleichermaßen für den Straßentransport, den Eisenbahntransport, den nationalen Luftverkehr und den Transport mit dem Binnenschiff. Das Leitbild der allumfassenden rechtlichen Regelung ist das Frachtgeschäft, das für jede Form des Transports gleichermaßen Anwendung findet. HGB als Grundlage des Transportrechts gemeinsames Leitbild: Frachtgeschäft
16 4 Einführung Ein Vergleich unterteilt nach Verkehrsarten zwischen der alten Rechtslage (vor dem ) mit der neuen Rechtslage (nach dem ) zeigt: Verkehrsart alte Rechtslage TRG Nahverkehr AGNB 407 ff. HGB Fernverkehr KVO 407 ff. HGB Eisenbahn EVO 407 ff. HGB Luftverkehr LuftverkehrsG 407 ff. HGB Binnenschiff BinnenschiffsG 407 ff. HGB Umzugsverkehr GüKUM 451 ff. HGB Spedition 407 a.f. HGB 453 ff. HGB Lagerei 416 a.f. HGB 467 ff. HGB Multimodalverkehr Richterrecht 452 ff. HGB Ein Transportschadensfall war nach altem Recht nach unterschiedlichen Rechtsregeln und in unterschiedlicher Höhe auszugleichen, je nachdem bei welchem Transportträger der Schaden entstanden war: Nach altem Recht: Absender Fernverkehr KVO Binnenschiff BiSchG Eisenbahnverkehr EVO Nahverkehr AGNB Empfänger Nach neuem Recht: Absender Einheitliche Frachtführerhaftung gem. 407 ff., 425, 431, 439 HGB Empfänger
17 Einführung Die Anwendung des internationalen Transportrechts Die Differenzierung zwischen nationalem Recht und internationalen Regeln spielt im Transportrecht eine große Rolle, denn eine Vielzahl der Güterbewegungen macht nicht an den nationalen Grenzen halt. International ist bei der Regelung des Transportrechts zwischen den Transportarten differenziert worden. So dass gilt: Für jede Transportart mindestens eine spezifische internationale Regelung. internationale Regelungen Hierbei gelten für: Den Lkw-Verkehr die CMR, den Luftverkehr das Montrealer Übereinkommen bzw. das Warschauer Abkommen, den Eisenbahnverkehr, die CIM(1999), den Binnenschiffsverkehr das CMNI (Budapester Übereinkommen) und für den Seetransport die Haager Regeln, Haag-Visby-Regeln oder die Hamburg Regeln. Das deutsche Transportrecht findet dann keine Anwendung bei Auslandsbezug, wenn eine entsprechende internationale Rechtsregelung von Deutschland ratifiziert wurde. Landtransportrecht Luftfahrtrecht Eisenbahnrecht Nationales Recht Internationales Recht Nationales Recht Internationales Recht Nationales Recht Internationales Recht TRG CMR TRG MÜ, WA TRG CIM(1999) 2.4. Die Rechtsquellen der Logistik Logistik ist die Planung, Organisation, Kontrolle und Durchführung eines Güterflusses von der Entwicklung bis zur Distribution beim Kunden, mit dem Ziel der Befriedigung der Anforderungen des Marktes bei minimalen Kosten. Zur Logistik werden alle Tätigkeiten gezählt, durch die raum-zeitliche Gütertransformationen und die damit zusammenhängenden Transformationen hinsichtlich Gütermengen und -sorten, Güterhandhabungseigenschaften geplant, gesteuert, realisiert und kontrolliert werden. Logistik = mehr als Transport.
18 6 Einführung Logistik umfasst nicht nur Frachtrecht. Logistikleistungen umfassen daher neben Transport auch Lagerhaltung und unmittelbar damit zusammenhängende Leistungen wie Verpackung, Auftragsabwicklung, Bestandsmanagement, Umschlag, Entsorgung, Kommissionierung aber auch Zusatzleistungen die unabhängig von dem eigentlichen Transportvorgang aber anlässlich der Transportdurchführung erbracht werden, die jedoch auch ein Nichttransporteur hätte erbringen können, wie Vormontage, Montage, Demontage von Gütern, Aufbereitung von Gütern und Preisauszeichnung. Die letztgenannten Logistikleistungen berühren jedoch nicht das Transportrecht sondern auch das Recht der Produkte / Werkvertragsrecht (BGB) u.u. das Produkthaftungsrecht (ProdhaftG). Deshalb ist bei Logistikleistungen zu differenzieren, wenn diese den Gütertransport und damit unmittelbar zusammenhängende Leistungen betreffen, so findet Transportrecht Anwendung. Bei allen anderen Leistungen ist zu prüfen, welche rechtliche Regelung in Frage käme, wie z.b. das Recht der Werkherstellung nach 631 ff. BGB oder / und ProdukthaftungsG. Unterscheide! Gütertransport zu Lande, zu Wasser und in der Luft Mit dem Gütertransport unmittelbar zusammenhängende Vorgänge wie Zwischenlagerung, Verzollung. Transportrecht Logistik: Zusatzleistungen wie Konfektionieren, Montieren, Demontieren, Reinigungsarbeiten, Kranarbeiten. Vorgänge, die unabhängig vom Transport erbracht werden und diesen oftmals vor- oder nachgelagert sind. Produktherstellungsrecht, wie Werkvertragsrecht ( 631 ff. BGB), ProdukthaftungsG; ProduktsicherheitsG, Logistik-AGB Aus diesem Grunde sind rein transportrechtliche Regelungen oder Bedingungswerke, wie z.b. die ADSp, nicht immer geeignet, um derartige vielschichtige logistische Zusatzleistungen zu erfassen. Deshalb sind entweder besondere Bedingungswerke für Logistik(zusatz)leistungen notwendig, wie die Logistik-AGB in Deutschland oder die FENEX for value adedded logistics in den Niederlanden oder Logistikvereinbarungen sind als Individualverträge zu gestalten.
19 Einführung 7 3. Die Schritte der Fallbearbeitung Dieses Buch soll befähigen, juristische Fallbearbeitungen, die im Studium oder in der Praxis gefordert werden, selbständig zu lösen. Am Anfang einer jeden Fallbearbeitung sollte eine genaue Sachverhaltsanalyse stehen. Daran schließt sich die Untersuchung des Falles mit Hilfe der so genannten 4 W Frage an: 4 W Frage: Wer Wer ist Anspruchssteller? will Was Was will dieser überhaupt? von Wem Wer ist Anspruchsgegner? Woraus? Anspruchsgrundlage finden! 4 W Frage 3.1. Den Sachverhalt richtig erfassen Man beginnt die Fallbearbeitung damit, den Sachverhalt gründlich zu analysieren. Hierbei genügt es nicht,»im Allgemeinen«zu wissen, worum es in ihm geht. Im Gegenteil, es kommt auf jedes Detail an. Prüfen Sie also, was an dem Sachverhalt wichtig ist und was hierbei nur»sachverhaltskolorit«ist. In einer Prüfungsaufgabe kann man davon ausgehen, dass fast jede gegebene Information wichtig ist. Beispiel: Der V verkauft dem K eine Lackiermaschine für die Automobilindustrie. Der V beauftragt den Transportunternehmer TU diese Maschine dem K bis zum zu liefern. Beide vereinbaren für den Transport eine Fracht von 3.800,. Nach der Übernahme der Maschine durch den Fahrer F des TU am verursacht der F einen Unfall durch eine Unachtsamkeit beim Wechseln der Musikkassetten im Fahrerhaus. Bei diesem Unfall werden sechs Kisten zu je 50 kg zerstört, in der die Maschinenteile verpackt sind. Acht weitere Kisten bleiben unbeschädigt. Wie sich anlässlich der Schadensaufnahme durch einen Havariekommissar herausstellte, war der Inhalt von drei Kisten zerstört, weil diese schlecht von V verpackt waren. Infolge der Umladung von dem zerstörten Lkw in einen anderen erreichen die acht Kisten erst am den K. Die Maschinenteile aus den zerstörten Kisten müssen bei V neu hergestellt werden und erst am treffen diese bei K ein. Die Wiederherstellungskosten bei V betragen ,, die ungefähr zu gleichen Teilen auf die einzelnen Kisten entfallen. Der K macht gegenüber dem V wegen der verspäteten Lieferung eine vereinbarte Vertragsstrafe von , je Monat geltend, also ,.
20 8 Einführung Der V möchte von TU Schadensersatz für die Herstellungskosten in Höhe von , und Ausgleich für die Vertragsstrafe in Höhe von ,. In diesem Sachverhalt sind viele wichtige Informationen und Rechtsfragen enthalten, die es zu beachten gilt. Hierzu bietet es sich immer an, den Sachverhalt in einer kurzen Skizze für sich darzustellen, die alle wichtigen Informationen enthalten soll (Beispiel): V 433 BGB K 407 HGB 421 HGB TU 428 HGB Fahrer Die richtigen Fragen stellen! Durch diese Skizze ordnet man gleichzeitig den Sachverhalt und die Beteiligten des Rechtsfalles und die anzusprechenden Rechtsfragen. Hierbei ist zu beachten: Wer sind die Beteiligten? Zwischen wem wurde was für ein Vertrag geschlossen? Wer wurde wozu verpflichtet? Welche Informationen sind noch für die Sachverhaltserörterung wichtig? Wurde diesen Verpflichtungen nachgekommen? Hiernach sind die so gewonnen Informationen unter dem Gesichtspunkt der konkreten Aufgabenstellung zu erörtern. Hierbei kann die Fallfrage auf die Erörterung konkreter Ansprüche gerichtet sein (Beispiele: Lautet die Frage»Welche Ansprüche hat der V gegen den TU?«oder»Muss TU an V , zahlen?«, dann geht es ausschließlich um die Antwort auf die gestellte Frage, nicht um eine allgemeine Erörterung. Wenn es jedoch heißt:»erörtern Sie die rechtlichen Beziehungen zwischen den Beteiligten«, dann geht es um alle denkbar möglichen Rechtsbeziehungen zwischen den am Sachverhalt Beteiligten.)
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