Es war einmal ein kleines Einkaufszentrum!
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- Ingelore Schneider
- vor 6 Jahren
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1 Es war einmal ein kleines Einkaufszentrum! - Bericht von Ernst Feyerabend Es war einmal so beginnen die meisten Märchen. Aber dieses Einkaufszentrum war kein Märchen, sondern ca. zwei Jahrzehnte lang Wirklichkeit. Begünstigt durch Bahnhof und Poststelle in unmittelbarer Nähe konnten sich ein EDEKA-Lebensmittelladen, eine Metzgerei mit Gaststätte und ein Wollgeschäft in den 50er Jahren rasch entwickeln. Da es zu dieser Zeit kaum Autos gab und die Arbeitnehmer, welche in Nürnberg oder Neumarkt beschäftigt waren, mit dem Zug fahren mussten, war im Bahnhofsviertel Postbauer ständig viel Betrieb. Man hat in dem Heimatfilm von Postbauer, welcher im Jahre 1960 gedreht worden ist, gesehen, wie viele Leute abends aus dem Zug in Postbauer (damals noch Bahnhof Postbauer) ausgestiegen sind und in den naheliegenden Geschäften ihren Tages- oder Wochenendbedarf gedeckt haben. In der ehemaligen Poststelle wurde zur damaligen Zeit noch die Rente in bar ausbezahlt, was sich positiv auf die Läden der Nachbarschaft auswirkte. Jakob Gärtner, Bahnhofstraße 6, hatte die Poststelle am 1. August 1947 von Therese Feyerabend, Bahnhofstraße 7, übernommen. Bereits am 28. Juni 1934 wurde die Post vom Bahnhof auf die Bahnhofswirtschaft, Familie Feyerabend/Sippl, übertragen und ca in die Bahnhofstraße 7 verlegt wurde die Poststelle in das Zentrum verlegt. Am Bahnhof existierte eine große Güterhalle für die Lagerung und Abfertigung von Stückgut und Warengütern. Für die Waggonabfertigung von Kohle, Baustoffen, landwirtschaftlichen Produkten und Grubenholz für die Bergwerke an Saar und Ruhr waren mehrere Gleise vorhanden.
2 Selbst Viehtransporte für den Schlachthof in Nürnberg wurden am Bahnhof Postbauer abgefertigt. Die Bahnhofswirtschaft wurde ab November 1950 bis 1956 von den Eheleuten Josef und Gertrud Hentschel samt Metzgerei von der Gansbrauerei Neumarkt gepachtet. Durch das reichhalte Wurstangebot und Frischfleisch in bester Qualität und die schmackhaften Essensangebote in der Gaststätte wurde dieser Standort mit Lebensmittelladen und Wollgeschäft zu einem einmaligen ländlichen Nahversorgungszentrum. Im Nebenzimmer der Gaststätte probte jahrelang der Gesangverein (früher Volksbildungsverein) unter dem damaligen Bürgermeister von Heng, Josef Sturm. Eine primitive Tischtennisplatte war der Anziehungspunkt für viele Jugendliche. Auch die damalige Vereinskapelle des Volksbildungsvereins und der Schachklub nutzten wöchentlich die Räumlichkeiten.
3 Unter dem nachfolgenden Pächter Bachofner von probten auch die Schuhplattler im Nebenzimmer. Die Metzgerei wurde von der Familie Hentschel noch bis 1958 betrieben. Ab 1961 übernahm dann der damalige Vorstand des Gesangvereins, Xaver Vögele, die Bahnhofswirtschaft, welche sich inzwischen zu einem Bürgertreff in der damaligen Gemeinde Postbauer entwickelt hatte. Sogar der Gemeinderat unter Bürgermeister Stefan Leonhard hielt mangels eines Rathauses seine regelmäßigen Sitzungen im Nebenzimmer des Gasthauses ab. Loni Gröber war nach dem Krieg Handarbeitslehrerin an der Volksschule in Heng. Sie gab dort Unterricht in Handarbeit Stricken und Häkeln. Aufgrund dessen lag es nahe, 1955/65 ein Woll- und Handarbeitsgeschäft gegenüber dem Bahnhof zu eröffnen. Mitte 1960 wurde dann das Sortiment durch Kurzwaren Textilien, Unterwäsche, Babysachen, Schürzen, Pullover, Tischdecken etc. erweitert. Tatkräftig von Tochter und Schwiegertochter unterstützt, konnte der Laden sehr lange erhalten bleiben. Ende Dezember 1998 wurde das Geschäft altersbedingt (Gröber-Oma war mittlerweile 88 Jahre alt) geschlossen. Das EDEKA-Lebensmittelgeschäft Feyerabend wurde 1950 gegründet und hatte bereits im Jahre 1954 die Genehmigung, offene Frischmilch im Sortiment zu führen. Da zur damaligen Zeit sehr wenige Familien einen Kühlschrank hatten, konnte auch sonntags zwischen und Uhr Frischmilch gekauft werden (vor allem an Familien mit kleinen Kindern). Der EDEKA-Laden hatte ein Vollsortiment. Bereits im Jahre 1963 hat man sich entschlossen, mit Hilfe der EDEKA-Genossenschaft auf Selbstbedienung umzustellen.
4 Der Kohlenhandel wurde bereits ab 1934 von Ludwig Feyerabend und dann von Ernst Feyerabend in der Bahnhofstraße 7 bis 1957 betrieben. Auch die Familie Lengfelder (alias Dotzler) hat in den weiträumigen Gartenanlagen der Gruber-Villa Obst, Gemüse und Schnittblumen angeboten. Ab 1965 wurde der Lebensmittelladen für 10 Jahre von einem Pächter (Familie Grammer) weitergeführt hat die Fahrschule Harrer in den damaligen Geschäftsräumen den Fahrschulunterricht aufgenommen. Die Fahrschule existiert auch heute noch unter diesem Namen. Immer mehr Familien konnten sich in den 60er Jahren ein Auto leisten und fuhren zum Einkaufen in die Städte. Die Poststelle wurde in das Zentrum verlegt und die Bahnhofsnähe war nicht mehr von Vorteil. Durch den Aufschwung vieler Geschäfte mit großen Verkaufsflächen verloren
5 die kleinen Geschäfte am Bahnhof an Attraktivität und das Märchen vom kleinen Einkaufszentrum gehörte der Vergangenheit an.
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