Di 14. Feb 2017 ARMIDA QUARTETT. 5. Kammerkonzert / Beginn: Uhr tiroler Landeskonservatorium
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- Ingelore Dittmar
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1 Di 14. Feb 2017 ARMIDA QUARTETT 5. Kammerkonzert / Beginn: Uhr tiroler Landeskonservatorium
2 Programm JOSEPH HAYDN ( ) Streichquartett D-Dur op. 33 Nr. 6 Hob. III:42 Sechstes Russisches Quartett (1781) I Vivace assai II Andante III Scherzo. Allegretto Trio IV Allegretto DMITRI SCHOSTAKOWITSCH ( ) Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117 (1964) I Moderato con moto II Adagio III Allegretto IV Adagio V Allegro (Alle Sätze gehen ohne Unterbrechung ineinander über.) PAUSE ARMIDA QUARTETT MARTIN FUNDA Violine JOHANNA STAEMMLER Violine TERESA SCHWAMM Viola PETER-PHILIPP STAEMMLER Violoncello LUDWIG VAN BEETHOVEN ( ) Streichquartett F-Dur op. 59 Nr. 1 Erstes Rasumowski-Quartett (1806) I Allegro II Allegretto vivace e sempre scherzando III Adagio molto e mesto attacca: IV Thème russe. Allegro Adagio ma non troppo Presto Einführungsgespräch: Uhr im 1. Obergeschoß Die Musiker des Armida Quartetts werden nach dem Konzert im Foyer CDs signieren. Unser Partner beim Thema Hören 2 3
3 Notizen Neue Epoche Joseph Haydns Streichquartette op. 33 erschienen in ihrer ersten Wiener Druckausgabe mit folgender Widmung : Dédiés au gran Duc de Russie. Damit war Zar Paul I. gemeint. Der russische Monarch hatte während eines Wien-Besuchs im Jahr 1781 in einem Privatkonzert ein Haydn-Streichquartett gehört. So kam wohl der Beiname Russische Quartette zum Opus 33. Veranstaltet wurde das Konzert, das der Zar hörte, übrigens von dessen Gattin Sophie Dorothee, einer geborenen Prinzessin Württemberg, die nach der Annahme des russisch-orthodoxen Glaubens Maria Fjodorowna hieß. Zurück vom russischen Zarenreich in den Kosmos von Haydns Quartetten: Mit den sechs Beiträgen op. 33, so sind sich viele Haydn- und Musik-Forscher einig, begann eine neue Epoche für die Gattung des Streichquartetts. Zu dieser Meinung hat Haydn mit einer Selbstbeschreibung der Werke entscheidend beigetragen:... Sie sind auf eine ganz neu besondere Art..., vermerkte der Komponist in einem Begleitbrief einer Abschrift der sechs Streichquartette op. 33, die er dem Abt von Salem zum Kauf anbot. Das Neue bezog Haydn wohl vor allem auf den nunmehr tatsächlich durchgängigen vierstimmigen Satz, ein Fortschritt gegenüber dem bis dahin noch aufgelockerten galanten Stil. Zudem heben sich die Werke in ihrem Reichtum an eingängigen Melodien auch vom Sturm und Drang früherer Werke ab. Eine rein äußerliche Neuheit stellt noch dar, dass Haydn die Tanzsätze in den sechs Quartetten op. 33 nicht mit Menuett, sondern mit Scherzo überschreibt. Allerdings ist er davon in all seinen weiteren Quartetten wieder abgekommen und zur Bezeichnung Menuett zurückgekehrt. Zur Bezeichnung Scherzo hat ihn hier wohl die gegenüber dem Menuett durchwegs schnellere Tempoangabe in den Tanzsätzen bewogen. Die thematische Durchdringung und die anspruchsvolle kon trapunktische Arbeit der sechs Werke hingegen sind gegenüber den Vorgänger -Quartetten zwar gesteigert, aber keine Neuheit, vielmehr eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Im ersten Satz des Streichquartetts D-Dur op. 33 Nr. 6 wird die Aufbruchsstimmung und die vorwärts drängende Dynamik im Metrum des 6/8-Taktes durch eine abwärts gerichtete Gestik in der Thematik merkwürdig kontrastiert. Daraus gewinnt Haydn viel Spannung. Der Satz ist von einer gewissen Unruhe erfüllt. Flackernde Harmonien und Thementeile lassen das musikalische Geschehen mitunter unfassbar erscheinen. Gelegentlich driftet die Tonalität in etwas labile und dunklere Bereiche ab, doch gewinnt die zielstrebige Haltung immer wieder die Oberhand. Im Andante wechselt Haydn in eine Moll-Grundtonart. Sehr ernste Momente mit dissonanten Reibungen wechseln mit lyrischen Kantilenen der ersten Violine ab, die in hohe Lagen entschweben. Beinahe lakonisch knapp formuliert Haydn die tänzerische Thematik des Scherzos. Da bleibt mancher Ton ganz alleine auf der Tanzfläche stehen. Im Finale gibt es dafür manch frechen Schnörkel im freundlichen und festlichen Dur-Hauptthema, dem Haydn allerdings postwendend ein Moll-Thema gegenüberstellt. In den nachfolgenden Variationen wendet er sich abwechselnd der Dur- und Moll-Thematik zu. Diese Art der Doppelvariation taucht hier erstmals in einem Streichquartett auf. 4 5
4 Notizen LEBENSDRAMA Dmitri Schostakowitsch wuchs musikalisch mit Streichquartetten auf. Im Elternhaus und bei einem benachbarten Cellisten wurde regelmäßig Kammermusik gepflegt. Sie spielten die Quartette und Trios von Mozart, Haydn, Beethoven, Borodin und Tschaikowski. Um ihr Spiel besser hören zu können, saß ich stundenlang im Korridor. All dies hinterließ einen tiefen Eindruck in meinem musikalischen Gedächtnis und spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung meines künstlerischen Bewusstseins. So erinnerte sich Schostakowitsch an diese prägenden Stunden. Mit seinen 15 Streichquartetten schloss er an die große Geschichte dieser Gattung an. Übermitteln seine Symphonien Botschaften an die öffentliche Welt, so sind seine Streichquartette Reflexionen der privaten Welt. Weite Seelenlandschaften tun sich auf. Das Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117 ist Schostakowitschs dritter Ehefrau Irina Antonowna gewidmet, die in den letzten 13 Lebensjahren des gesundheitlich zunehmend angeschlagenen Komponisten an seiner Seite lebte. Im neunten Quartett findet sich eine Melodie, welche die Eheleute verband: Im zweiten Satz stimmt die Bratsche in verlangsamter Weise das Wiegenlied der Marie aus Alban Bergs Oper Wozzeck an, die zu den Lieblingswerken beider zählte. Schostakowitsch hatte fast vier Jahrzehnte, bevor er das Streichquartett komponierte, die ersten sowjetischen Aufführungen des Wozzeck im damaligen Leningrad, seiner Heimatstadt, erlebt und auch den zur Premiere gekommenen österreichischen Komponisten kennengelernt. Mit dem Eintreten dieses Zitats kommt ein trauervoller und wehmütiger Tonfall in das Werk, dessen erster Satz noch eher entspannt und teilweise im tänzerischen, vom Violoncello vorgetragenen Seitenthema sogar etwas vergnügt klingt. Allerdings schleicht sich auch schon ein engmaschiges Tonmotiv mit angespannten Halbtonschritten durch den Satz, das Konfliktpotential in das Quartett trägt. Die folgenden Sätze alle gehen wie filmische Überblendungen ohne Unterbrechung auseinander hervor erscheinen wie verschiedene Episoden aus einem Lebensdrama. Der innige, melancholische Wozzeck -Satz geht direkt in ein energisches Scherzo mit den für Schostakowitsch so typischen, rhythmisch prägnanten Jagdmotiven über, die hier nach anfänglicher Leichtigkeit immer martialischer werden. Auch die volksmusikalisch angehauchte Thematik, die in der Mitte des dritten Satzes anklingt, hat keinen unterhaltsamen Charakter, sondern wird von bedrohlichen Trillerketten eingeengt. Im vierten Satz vereinen sich die Streichinstrumente zu einem Gebet und einem Choral ohne Worte. Wie Angriffe auf die Stille und Besinnung erscheinen dann Pizzicato -Akkorde, von denen der melodische Fluss des Satzes unterbrochen wird. Das Gebet verwandelt sich in einen Klagegesang, der vom abrupt einsetzenden Finale übertönt wird. Die rasende, hart akzentuierte Motorik wird im letzten Satz mehrmals von Motivteilen der vorangegangenen Sätze unterbrochen: den bedrohlichen Pizzicato-Akkorden, den schleichenden Halbtonschritten, der rastlosen Scherzo-Jagdthematik. Da ist sie wieder, die Angst, die Schostakowitsch durch sein Leben und seine Musik begleitete, auch im Jahr 1964, in dem dieses Quartett entstand und ein gewisser Leonid Breschnew dem abgesetzten Nikita Chruschtschow als Erster Sekretär der Sowjetunion nachfolgte. 6 7
5 Notizen grosser sprung Ludwig van Beethoven komponierte 1806 drei Streichquartette im Auftrag des Fürsten Andrej Kyrillowitsch Rasumowski ( ), einem russischen Gesandten in Wien, der in seinem Palais Gastgeber vieler musikalischer Veranstaltungen war. Die Quartette op. 59 tragen den Beinamen des Fürsten. In zwei der drei Werke ließ Beethoven explizit russische musikalische Thematik einfließen. Der Sprung von Beethovens erster Serie von sechs Streichquartetten op. 18 zu diesen fünf Jahre später komponierten drei Quartetten op. 59 ist riesengroß. Beethoven erfindet eine völlig neuartige Kompositionsweise: Jedes Thema und jeder Formteil wird permanent Verarbeitungen und Variationen unterzogen. Die Zeitgenossen waren von den ersten Aufführungen durch das Schuppanzigh-Quartett vor den Kopf gestoßen. Carl Czerny, der die Uraufführung der Rasumowski-Quartette miterlebte, berichtete über die Reaktion der Zuhörer: Als Schuppanzigh das Quartett in F zuerst spielte, lachten sie und waren überzeugt, dass Beethoven sich einen Spaß machen wollte, und es gar nicht das versprochene Quartett sei. Was Beethoven an großen Gedanken mit der Symphonie Eroica und der Oper Fidelio umsetzte, verwirklichte er auch in der Quartettgattung. Die Dimensionen sind symphonisch, die Klanggebung wird im vierstimmigen Satz bis an die äußersten Grenzen geweitet und durch spieltechnische Raffinessen differenziert. Im Quartett F-Dur op. 59/1 verlassen die Sätze die klassische Norm, jeder von ihnen ist in ausgedehnter Sonatensatzform konzipiert, in die in den Sätzen zwei bis vier die traditionellen Bestandteile des Scherzos, der Liedform und des Rondos vage eingewoben sind. Wie auch in dem im selben Jahr 1806 komponierten Violinkonzert entwickelt Beethoven im Kopfsatz des Streichquartetts das thematische Material in mehreren Episoden und Sequenzen. So entsteht ein Ineinanderfließen von Melodien und Motiven bis hin zu einem Fugato. Nur ein einziger Block von vier voneinander abgesetzten Akkorden, die dreimal wiederholt werden, unterbricht den melodischen Fluss. Das dynamisch und motivisch ständig seine Gestalt ändernde Scherzo wird von einem schicksalhaft pochenden Trommelmotiv eingeleitet. Es wechselt mit einem aufsteigenden melodischen Gedanken ab und wird klanglich vom Martialischen bis hin zu einer weicheren Vortragsweise verwandelt. Im langsamen Satz singen Violine und Violoncello eine wehmütige Arie da ist schon Leonores Welt aus Fidelio nahe. Pizzicati in der Begleitung lassen entfernt den Eindruck einer Serenade aufkommen. Sie verwandeln sich jedoch in Tränentropfen und heftiges Herzklopfen. Aus dieser berührenden Trauermusik geht völlig überraschend ein volkstümliches Thema hervor, das den vierten Satz einleitet. Es ist eine Verbeugung vor dem Auftraggeber und Förderer, denn Beethoven verarbeitet eine russische Volksweise. Es handelt sich um das erste Stück aus einer 1790 in Sankt Petersburg erschienenen Volksliedsammlung, die sich vermutlich in der Bibliothek Rasumowskis befand. Die von Beethoven erfundene Begleitung der Melodik mit kreisenden und trillernden Linien ist tonal kaum mehr zuzuordnen. Das russische Thema wird mit einem lyrischen und einem synkopischen Thema vermischt. Auch hier gipfelt das ereignisreiche Geschehen in einem Fugato. Rainer Lepuschitz 8 9
6 Biografien Armida Quartett. Namensgeber des 2006 in Berlin gegründeten Quartetts ist die Oper Armida von Joseph Haydn, dem Vater des Streichquartetts. Das Armida Quartett studierte bei Mitgliedern des Artemis Quartetts und arbeitet derzeit mit Rainer Schmidt vom Hagen Quartett sowie mit Reinhard Goebel zusammen. Den internationalen Durchbruch brachte der spektakuläre Erfolg beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD 2012, bei dem das Armida Quartett mit dem ersten Preis, dem Publikums preis sowie sechs weiteren Sonderpreisen ausgezeichnet wurde. Es folgten europaweit Auftritte im Rahmen der renommierten Konzertreihe Rising Stars und eine mehrjährige Residenz in der BBC-Reihe New Generation Artists mit zahlreichen Konzerten und Rundfunkaufnahmen in England. Das Quartett konzertierte auch bereits mit großem Erfolg in Musikmetropolen wie Hamburg, Köln, Amsterdam, Barcelona, Birmingham, Budapest, Brüssel, Lissabon, Paris, Stockholm und Wien sowie beim Cheltenham Festival, dem dänischen Festival für Kammermusik in Hindsgavl und dem Augsburger Mozartfest. Die 2013 erschienene Debüt-CD des Quartetts mit Werken von Bartók, Ligeti und Kurtág wurde in die Bestenliste des Deutschen Schallplattenpreises aufgenommen. Es folgten Alben mit Mozart-Streichquartetten sowie dem Quartett op. 59/1 von Beethoven und dem 10. Quartett von Schostakowitsch. Unter dem Titel Quintessential nahm das Quartett gemeinsam mit der Pianistin Ewa Kupiec Klavierquintette auf. Die regelmäßige Zusammenarbeit mit anderen Künstlern ist dem Armida Quartett ein großes Anliegen die Musiker haben unter anderem auch bereits gemeinsam mit Anna Prohaska, Thomas Hampson, Tabea Zimmermann, Jörg Widmann und Daniel Müller-Schott musiziert. Neue Wege geht das Quartett mit klassischen Musikclips. So ist auf youtube ein packend gespielter Satz aus Schostakowitschs 10. Quartett in spannender filmischer Aufbereitung zu hören und sehen. Impressum: Meister&Kammerkonzerte, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik GmbH, Herzog-Friedrich - Straße 21/1, 6020 Innsbruck; meisterkammer@altemusik.at; Tel.: ; Für den Inhalt verantwortlich: Eva-Maria Sens; Redaktion & Texte: Rainer Lepuschitz; Fotos: Felix Broede (S. 1, 11), Wikipedia; trotz Recherche konnten nicht alle Rechteinhaber ermittelt werden, wir gelten gerne et waige Ansprüche marktüblich ab; Konzeption & Design: citygrafic.at, Innsbruck ; Druck: Alpina, Innsbruck; Druck- und Satzfehler sowie Besetzungs- und Programmänderungen vorbehalten
7 VORSCHAU 6. KAMMERKONZERT, Do 09. März 2017, UHR TRIO ALBA Schubert, Marx 5. meisterkonzert, Mo 20. März 2017, UHR MARTIN GRUBINGER Perkussion BBC PHILHARMONIC JUANJO MENA Dirigent Dun, Eötvös, Elgar Meisterkonzerte finden im Congress Innsbruck, Saal Tirol, und Kammerkonzerte im Konzertsaal des Tiroler Landeskonservatoriums statt. Einführungsgespräche für beide Konzertreihen Beginn jeweils Uhr. Tickets: Innsbruck Information: T ticket@innsbruck.info Ö-Ticket-Vorverkaufsstellen Newsletter:
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