Großstolpen: Präsentation der Blockbergung Archäologen bei der Arbeit über die Schulter geblickt

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1 Großstolpen: Präsentation der Blockbergung Archäologen bei der Arbeit über die Schulter geblickt D D S S D D

2 Großstolpen: Präsentation der Blockbergung von zwei bandkeramischen Brunnen D S D - 01 Die Situation Seit mehr als drei Jahren finden Ausgrabungen in Droßdorf, im Tagebau Vereinigtes Schleenhain, Abbaufeld Peres statt. Auf einer Fläche von knapp 10 ha ist hier ein jungsteinzeitliches Dorf aufgefunden worden. Bislang fand man mindestens 65 linienbandkeramische Häuser. Weitere Hausgrundrisse werden erwartet. Das Fundmaterial ist mit den bisherigen Einzelscherben und Gefäßbruchstücken sehr reichhaltig. Ergänzt wird es durch ein breites Spektrum an Stein- und Silexartefakten. Dazu zählen überdurchschnittlich viele Steinbeile, Mahl-, Reib-, Schleif und Klopfsteine, Klingen, Kratzer und Pfeilspitzen. Identifiziert werden konnten auch einige Bruchstücke von Tonfiguren. Die Funde datieren die Siedlung in den Zeitraum /5000 v. Chr. Südwestlich außerhalb der Siedlungsfläche wurde in einer flachen Senke ein wahres Brunnenfeld mit insgesamt neun neolithischen Brunnen darunter fünf sicher linienbandkeramischen - entdeckt. Während sieben Brunnen vor Ort untersucht werden konnten, barg man die linienbandkeramischen Kastenbrunnen 3682 und Kastenbrunnen 3174 im Block und brachte sie zur weiteren Untersuchung in die Halle nach Großstolpen.

3 D S D Unter großer Medienaufmerksamkeit wurden im September letzten Jahres die Brunnen im Block geborgen. Bandkeramische Brunnen Eine sächsische Besonderheit In Mitteleuropa wurden bislang rund 42 bandkeramische Brunnen entdeckt. Davon befinden sich alleine 13 Stück in Sachsen, so dass man hier schon von einer archäologischen Besonderheit des Freistaates sprechen kann! Im Jahr 2010 eröffnete das Landesamt für Archäologie Sachsen in Leipzig zu den neolithischen Brunnen sogar eine eigene, viel beachtete Sonderausstellung mit dem Titel»Funde die es nicht geben dürfte«. Was ist das Besondere? 1.) Die Brunneneinfassung Die Brunnen dienten zur Wasserversorgung einer Siedlungsgemeinschaft. Noch heute ist das Milieu der Brunnenfundstellen manchmal besonders gut durchfeuchtet. Unter diesen Bedingungen erhalten sich organische Materialien ausgesprochen gut. Es verwundert also nicht, dass sich die Brunneneinfassungen, zumeist aus Holzbohlen, ausgehöhlten Baumstämmen oder auch aus Weidenflechtwerk teilweise erstklassig erhalten haben. Die Hölzer mit zum Teil gut erkennbaren Bearbeitungsspuren geben uns Auskunft über Handwerkstechnik und liefern uns mit Hilfe von dendrochronologischen Datierungen ein exaktes Fälldatum der Bäume. Allmählich verstehen wir, wie die Menschen vor 7000 Jahren Bäume gefällt haben, welche Werkzeuge zur Holzbearbeitung genutzt wurden und mit welchem technischem Know How und Konstruktionsweisen Holzbauwerke, denn dazu zählen die Kastenbrunnen, errichtet worden sind. Somit sind alleine die gut erhaltenen Brunnenkonstruktionen eine wahre Fundgrube für unseren Wissenszuwachs.

4 2.) Die Brunnenverfüllung Die feuchten Verfüllschichten der bandkeramischen Brunnen bieten hervorragende Erhaltungsbedingungen für Pflanzenreste. Überreste von Früchten, Samen, Knospen, Moosen und Holzresten lassen Rückschlüsse auf die Landwirtschaft und die Umwelt von vor 7000 Jahren zu. Aber auch Überreste von Tieren bis hin zu kleinsten Lebewesen wie Insekten unter denen sich durchaus auch Schädlinge befinden können, die damals den Menschen das Leben schwer gemacht haben geben uns Hinweise auf das damalige Ökosystem. Aus diesem Grund wird auch der scheinbar nur als Erde gedeuteten Brunnenverfüllung größte Aufmerksamkeit geschenkt: Sie wird geschlämmt und die ausgelesenen festen Bestandteile dann u.a. von Archäobotanikern und Biologen genau untersucht. D S S D ) Die Funde Während manche Brunnen geradezu fundleer sind, bieten andere archäologische Ausnahmefunde in Hülle und Fülle. Einige Brunnen sind so fundreich, dass es den Anschein hat, sie wurden final auch als Opferplatz oder große Müllgrube genutzt. Für die Wissenschaft ist alles gleichermaßen spannend und egal ob mit oder ohne Funde: bandkeramische Brunnen sind schon per se eine wissenschaftliche Fundgrube! Reiches Fundensemble aus dem Brunnen von Altscherbitz Archäologen über die Schulter geschaut In Großstolpen soll einem breiten Publikum die Möglichkeit geboten werden, die Ausgrabung der Blockbergung live zu verfolgen und sich über den Fortgang der Untersuchungen zu informieren. Für die Ausgrabung der Blockbergung wird der Bau eines Gerüstes notwendig. Dieses soll so konstruiert werden, dass hier auch eine begrenzte Zahl an Zuschauern hinauf kann, um den Ausgräbern über die Schulter zu blicken. Eine Kamera überträgt zudem live einen Blick auf die Ausgrabungsfläche auf einen unten am Gerüst angebrachten Monitor. Es erfolgt eine grundsätzliche Einführung in den Themenbereich»Bandkearmische Brunnen«, um die Besucher für diese archäologische Besonderheit in Sachsen zu sensibilisieren und zu begeistern. Während die gesamte Halle in Großstolpen eine eher nüchterne Arbeitsatmosphäre vermittelt,

5 D D S S D D wurde eine Hallenwand museal edel gestaltet. Dieser bewusste Stilbruch betont auch gestalterisch die Wertigkeit der bandkeramischen Brunnen als Wissensspeicher und archäologische Besonderheit. Die Museumswand bietet eine allgemeine textliche Einführung in die Thematik, zeigt in eingebauten Glasvitrinen Funde aus anderen Brunnenbergungen sowie die Siedlungsfunde von Droßdorf. Eine weitere Vitrine wird die Möglichkeit bieten, die aktuellen Funde aus den Blockbergungen auszustellen. Sollten empfindliche organische Funde geborgen werden, die einer sofortigen Konservierung bedürfen und nicht ausgestellt werden können, werden digitale Fotos von diesen Objekten in einem weiteren Monitor präsentiert. Um den Laborcharakter für die Besucher noch spürbarer zu machen, erhält jeder Besucher während der Führung ein Klemmbrett mit weiteren Hintergrundinformationen und Raum für eigene Notizen. Während der wissenschaftlichen Erläuterungen und der Wartezeit die Arbeiten vom Gerüst aus zu verfolgen, können die Besucher sitzen. Mit den beiden Blockbergungen bietet sich für Interessierte die seltene Gelegenheit, den Fortgang archäologischer Untersuchungen hautnah mitzuerleben und über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Das Landesamt für Archäologie Sachsen gewährt Einblicke in eine hochkomplexe wissenschaftliche Bergung von Fundmaterial, das immerhin über 7000 Jahre alt ist.

6 Außenwerbung Die Halle von Großstolpen ist nicht ohne Weiteres zu finden, obwohl sie verkehrsgeografisch ideal an der Hauptstraße liegt. Deswegen wurde eine auffällige Außenwerbung an der Straßenseite angebracht, damit der Standort für den Publikumsverkehr sofort ersichtlich wird. Gezeigt werden auf einer Plane die übergroßen Umrisse der Grabungswerkzeuge, mit denen der Brunnen untersucht wird. Bei diesen handelt es sich eigentlich um zahnärztliche Instrumente die hier als Eyecatcher dienen. Bewusst wurde auf diese verschlüsselte Werbung gesetzt, die neugierig machen soll. 1 D D S D S D Besucherverkehr Geöffnet ist am Tag des offenen Denkmals am 13. September 2015, von 10:00 15:00 Uhr mit Führungen zu jeder vollen Stunde, bis 14:00 Uhr. Zukünftige Besuchszeiten werden noch bekannt gegeben. Schulklassen und Gruppen erhalten nach vorheriger Anmeldung Gelegenheit, die Ausgrabungen in der Halle zu besichtigen. Informationen dazu erscheinen demnächst unter: