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1 Van Gogh

2 Page 4: Design: Baseline Co Ltd Nguyen Hue District 1, Ho Chi Minh-Stadt Vietnam Layout: Thai Vo ISBN : Sirrocco, London Confidential Concepts, New York Weltweit alle Rechte vorbehalten Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung. 2

3 Van Gogh

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5 Leben und Werk sind bei Vincent van Gogh so eng miteinander verwoben, dass es kaum möglich ist, seine Bilder zu betrachten, ohne darin die Geschichte seines Lebens zu lesen, die so oft geschildert wurde, dass sie inzwischen zu einer Legende geworden ist. Van Gogh ist zum Inbegriff des leidenden, unverstandenen Malers der modernen Kunst geworden. bereits Als der Kunstkritiker Albert Aurier ihn 1890 in einem Artikel im Mercure de France als ein halb wahnsinniges Genie, oft erhaben, zuweilen grotesk, und stets das Krankhafte streifend beschrieb, schuf er mit diesem Entwurf des verrückt-genialen Künstlers die Grundlage des Van-Gogh- Mythos, der sich bald nach Van Goghs Tod um ihn entspann. Vincent van Gogh kam 30. März 1853 als Sohn eines Pfarrers zur Welt. Doch bereits als Elfjähriger musste er das Elternhaus verlassen, um eine protestantische Internatsschule in Zevenberg zu besuchen. Mit 13 Jahren wechselte Vincent dann auf die Mittelschule in Tilburg, auf der er auch Zeichenunterricht bei dem Landschaftsmaler Constantijn C. Huysmans erhielt. In der Zeit von arbeitete Van Gogh bei der Den Haager Kunsthandlung Goupil & Co, was ihm ermöglichte, zahlreiche Meisterwerke kennen zu lernen. So lernte er während seiner Ausbildungszeit auch die Salonmalerei und die Werke der Barbizon-Schule kennen, deren bedeutendster Vertreter, Jean-François Millet ( ), der zu einer der wichtigsten Leitfiguren für den künftigen Maler werden wird. Die Kunstbuchhandlung, und später die Museen wurden Van Gogh eine Heimat der Bilder. Nach Abschluss der Lehrzeit arbeitete er in der Goupil-Filiale in London, bevor er 1875 schließlich nach Paris versetzt wurde. Nachdem ihm die Pariser Geschäftsführer die Kündigung ausgesprochen hatte, kehrte Van Gogh zuletzt doch zu seiner Familie in Holland zurück um sein neues Ziel zu verfolgen: er wollte Pfarrer werden. Entgegen der Hoffnung, sein Vater würde diese Entscheidung für gut heißen, sah dieser den religiösen Eifer seines Sohnes indes sehr kritisch, da Vincents Auffassung vom Geist des Evangeliums die Grenzen der Amtskirche offensichtlich sprengte. Im Januar 1879 erhielt er schließlich in Belgien eine befristete Anstellung als Prediger, die allerdings nicht verlängert wird; ein Inspektor des Comité d Evangélisation hatte entdeckt, dass der neue Prediger die Worte der Bibel wörtlicher nahm als es der Kirchenobrigkeit lieb war. Sein,Scheitern als Prediger zog nicht nur Van Goghs Bruch mit der Kirche nach sich, sondern wirkte sich der Konflikt mit der Kirche auch auf das Verhältnis zu seiner Familie, insbesondere seinem Vater aus. Pastor van Gogh drohte, ihn zu entmündigen und ihn in die belgische Nervenklinik Gheel einweisen zu lassen. Heimweh nach der Welt der Kunst führte Van Gogh im Oktober 1880 nach Brüssel. Dort begann er, nach Modellen und Vorlagen die Gesetze der Malerei zu studieren. Sein Vater unterstützte ihn finanziell, obgleich er sein Tun missbilligte. Auch von Theo, seinem Bruder, mit dem er in regem Briefkontakt stand, und der inzwischen in der Pariser Goupil-Filiale arbeitet, bekam er regelmäßig Geld geschickt. Im Frühjahr wird van Gogh im Pfarrhaus von Etten aufgenommen, wohin der Vater versetzt worden war. An materieller Zuwendung fehlt es van Gogh nicht, wohl aber mangelte es ihm seitens der Familie an Verständnis, Liebe und ideeller Unterstützung. Während der Weihnachtsfeiertage 1881 kam es aufgrund der unerwiderten Liebe van Goghs zu seiner Cousine Keezu einem heftigen Streit, bei dem ihm der Vater die Tür wies. 5

6 Als van Gogh mit der Prostituierten Clasina Hoornik, genannt Sien, zusammen zog, bedeutete das den endgültigen Bruch mit der Familie. Van Gogh legte sogar diesen seinen Familiennamen ab, und signierte seine Bilder nur noch mit Vincent. Im März 1886 kehrte van Gogh unerwartet nach Paris zurück, und blieb dort die folgenden zwei Jahre. Während dieser Zeit intensiver Reflektion und künstlerischer Betätigung stand das Selbstbildnis im Zentrum seines Schaffens. In Paris, der Pflanzstätte der Ideen wie van Gogh es audrückte, lernte er auch endlich die Bilder der Impressionisten, von denen Theo ihm in seinen Briefen oft berichtet hatte endlich kennen. Einige Monate lang besuchte er das Atelier von Fernand Cormon, wo er auch Henri de Toulouse-Lautrec und Emile Bernard kennenlernte, mit denen er sich anfreundet. Stärker noch als das Atelier faszinierte ihn allerdings bald die Farbenhandlung von Julien Tanguy, die vielmehr eine Art Galerie war, in der sich Künster zusammenfanden und sich austauschten. Dort lernt van Gogh auch Paul Gauguin kennen, dessen Bilder er sehr bewundert. Am 19. Februar 1888 verließ van Gogh Paris um sich in Arles niederzulassen, wo er im Mai zwei Räume in einem leerstehenden Gebäude am Place Lamartine zog. Die Einrichtung dieses Künstlerhauses oder gelben Hauses, wie er es abwechselnd nannte, versetzte ihn in eine euphorische Stimmung, das er dazu auserkoren hatte, die Keimzelle eines Atelier des Südens, des Atélier de midi zu werden. Schon sehr viel früher hatte van Gogh begonnen, sich Gedanken über die Stellung des Künstlers in der Gesellschaft zu machen. Da werden Hundertausende für den Bau von Nationalmuseen ausgegeben, und die Künstler krepieren inzwischen. Nicht nur die Museen, die er mit Friedhöfen verglich, kritisierte er, sondern auch und vor allem den Kunsthandel. Van Goghs Gegenentwurf war die Gründung einer Künstlergemeinschaft, und er versuchte Paul Gauguin als Mitbegründer für das Atelier des Südens gewinnen. Von März bis Oktober 1888, warb er in unzähligen Briefen um die Gunst des von ihm bewunderten Künstlerkollegen. Doch entzog sich dieser immer wieder einen klaren Zu- oder Absage. Die Monate des Wartens auf Gauguin waren eine der produktivsten Schaffensphasen van Goghs. Zum einen, um dem Freund bei dessen Ankunft möglichst viele neue Bilder zeigen zu können, zum anderen, um das Gelbe Haus zu dekorieren. Im März 1888 hatte van Gogh die Pont de Langlois, die Zugbrücke von Arles, gemalt; im Juli folgten Die,Musme (Die junge Arleserin) und Bildnis Joseph Roulins, im August Die Sonnenblumen, im September Der Garten des Dichters, Der Sternenhimmel, Das gelbe Haus, Das Selbstbildnis,für meinen Freund Paul Gauguin, Das Nachtcafé und im Oktober Das Schlafzimmer in Arles. Diese Bilder, deren Farbenspiel Gauguin als unvollständig und monoton abtat, gelten heute hingegen als Meisterwerke. Drei Versionen des Motifs des Garten des Dichters, sowie zwei Bilder der Sonnenblumen- Serie wurden im Gästezimmer aufgehängt. Am 23. Oktober kam Gauguin schließlich nach Arles. Allerdings malte van Gogh in dessen Anwesenheit deutlich weniger und vor allem ohne die Energie, die seinem Schaffen in den vorhergegangenen Monaten zueigen gewesen war. Die Liebe und Hoffnung, die van Gogh in die Künstlergemeinschaft gesetzt hatte, erfüllten sich nicht, und er ließ sich wohl vielmehr von den Diskussionen mit dem selbstbewussten Gauguin verunsichern. Dieser hatte eine andere Auffassung von Kunst, und urteilte: Er ist romantisch, und ich neige mehr zum

7 Primitiven. Was die Farbe betrifft, so sucht er das Zufällige des Pastosen (wie bei Monticelli), und ich meinerseits verabscheue eine unsaubere Technik. Van Goghs Bruder kündigte er bereits an, dass er die Absicht habe, nach Paris zurück zu kehren. Sind dies die genauen Motive, die van Gogh dazu veranlassten, sich am 23. Dezember das Ohr abzuschneiden? Vielleicht fürchtete er, Gauguin würde aus seinem Vorhaben Ernst machen, und ihn verlassen. Dessen Abreise hätte van Gogh schwer getroffen, denn sie bedeutete das Ende des Atélier du Midi. Ein weiterer Grund könnte Theos anstehende Heirat und deren Auswirkungen auch auf Vincents Leben gewesen sein. Möglicherweise würde ihn der Bruder in Zukunft weniger unterstützen können, sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch über seine emotionale Zuwendung, die er van Gogh im steten Briefwechsel zuteil werden ließ. Von Gauguin über die Krise seines Bruders benachrichtigt, kam Theo am 25. Dezember nach Arles. Doch kehrte er anscheinend noch am selben Tag, gemeinsam mit Gauguin, nach Paris zurück. Am 7. Januar 1889 wurde van Gogh aus dem Krankenhaus entlassen und kehrte in das gelbe Haus zurück. In den ersten Briefen, die er in dieser Zeit schrieb, kam er auf seine Verrücktheit mit keinem Wort zu sprechen. Vielmehr hoffte er, er werde sich über das Schreiben und Malen erholen, und könne den Vorfall vergessen. Doch gestand van Gogh schließlich ein, dass er Hilfe benötigte, und willgte ein, in die psychiatrische Anstalt von Saint-Rémy zu gehen, in die ihn Pastor Salles am 8. Mai 1889 begleitete, und die für ihn ein Ersatz-Zuhause wurde. Zunächst fühlte er sich den Kranken zugehörig; in gewisser Hinsicht empfand er deren Gemeinschaft als eine menschlichere als die der Gesunden. Er ließ sich nicht von der allgemeinen Lethargie anstecken, der er es als seine Pflicht erachtete, zu arbeiten, und so setzte er seine Künstlertätigkeit vom 1. Tag an fort. Er malte in dieser Zeit vor allem Landschaftsbilder, über die er sich die Welt der Kindheit noch einmal neu zu erschaffen schien. Zugleich setzte er seine Studien der Farbwirkung fort. Seine Einstellung gegenüber den Insassen hatte sich inzwischen verändert, sie machten ihm nun Angst. Im Mai 1890 verbrachte van Gogh drei Tage bei Theo in Paris, bevor er in das nahegelegene Auvers-sur-Oise weiterreist. Über die Bilder, an denen er dort arbeitet, äußerte er sich später gegenüber Theo und dessen Frau: Es sind sich endlos weit erstreckende Kornfelder unter aufgewühltem Himmel, und ich habe nicht gescheut es zu versuchen, Traurigkeit und äußerste Einsamkeit darin auszudrücken. [ ] diese Bilder werden Euch sagen, was ich in Worte nicht zu fassen vermag; wieviel Gesundes und Kraftspendendes sich mir im Landleben offenbart. Natur und Arbeit waren erneut zu van Goghs Stützpfeilern geworden, doch war er auf dem Land auch einsam. Sein Arzt Dr. Gachet war keine große Hilfe. Als Kunstliebhaber interessierte er sich mehr für den Maler van Gogh als für den Patienten, und Marguerite, seine 21-jährige Tochter, durfte für den Maler posieren. Doch als Dr. Gachet erfuhr, dass sich van Gogh in diese verliebt hatte, verbot er ihm das Haus. Man kann es zwar nicht beweisen, doch heißt es, van Gogh habe sich auch die Schussverletzung in einem Kornfeld beigebracht. Danach kehrte er in den Gasthof zurück und legte sich ins Bett. Der Wirt verständigte Dr. Gachet und Theo; van Gogh erlag seiner Verletzung am 29 juillet Theo berichtete später von den letzten Augenblicke im Leben seines Bruders Vincent: Er selbst verlangte danach zu sterben. Während ich bei ihm saß und ihm zuredete, dass wir versuchen würden, ihn durchzubringen [ ], erwiderte er:,la tristesse durera toujours. [Die Traurigkeit wird immer bleiben.] 7