Ostersonntag Datum: Zu Matthäus 28,1-10 und zur Osterkantate Der Herr lebet von G.P. Telemann(Tvwv 1:284)
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- Bernt Heinrich
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1 Ostersonntag Datum: Zu Matthäus 28,1-10 und zur Osterkantate Der Herr lebet von G.P. Telemann(Tvwv 1:284) Textauszüge aus der Telemann-Kantate Chor Der Herr lebet und gelobet sei mein Hort. Und der Gott meines Heils müsse erhaben werden. Bass Arie Nun jauchzet ihr Himmel. Die Höll ist bezwungen, denn Christus gewinnet und Satan verliert. Der Menschenfeind besteht mit Schanden, weil Jesus davon auferstanden, das Höllenreich gefangen führt. Liebe Gemeinde! Das Erdbeben der Auferstehung Die Höll ist bezwungen, denn Christus gewinnet und Satan verliert. Mit mächtigen Paukenschlägen und Trompetenklängen beginnt Ostern. Der Tod hat ein Ende. Die Grundfesten der Erde geraten ins Wanken. So tönt es in der Musik. So hören wir es in den Texten der Bibel. Gewaltig, mächtig, unwiderstehlich. So beginnt Ostern. Aber was sonst Furcht auslöst und Angst verbreitet, ist hier der Beginn eines großen Freudenfestes. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Doch nicht nur die Grundfesten der Erde werden erschüttert. Auch und vor allem die Grundfesten der Überzeugung fallen in sich zusammen. Was ist, wenn die Toten nicht mehr tot sind? Was hat dann noch Bestand auf dieser Welt? Mit der Kreuzigung sollte das Kapitel Jesus von Nazareth ein für alle Mal abgeschlossen sein. Das hatten die Soldaten und jüdischen Gelehrten beschlossen. Darum hatten sie Jesus mit zwei anderen Störenfrieden hingerichtet. Mit dicken Siegeln war die Grabstätte versiegelt worden. Amtlich verschlossen, polizeilich gesichert, so sollte das Kapitel Jesus von Nazareth sein Ende finden. Die Aktendeckel waren zugeklappt. Die menschliche Gemeinschaft hatte mit der Hinrichtung ihr letztes und wie sie meinte auch letztgültiges Urteil gesprochen. Denn aus dem Tod war noch niemand zurück gekehrt.
2 2 Das Grab ist leer Doch nun 2 Tage später, fällt dieser Glaube mit Pauken und Trompeten in sich zusammen. Der Herr lebet, gelobet sei mein Hort. Alle Erfahrung, selbst das letzte Urteil der Menschen gerät ins Wanken. Denn das Grab ist leer. Wie es im Einzelnen geschieht, bleibt im Dunkeln. Nur in Ansätzen berichten die vier Evangelisten davon. Aber in einem stimmen sie alle überein. Der von den Menschen gesetzte Schlusspunkt ist ausradiert. Das Siegel des Todes ist zerbrochen. Das Grab ist leer. Das Kapitel Jesus von Nazareth ist so wenig abgeschlossen, wie Lebende tot sind. Stattdessen: die Höll ist bezwungen, Christus gewinnet und Satan verlieret. Den Pharaonen hatte man riesige Pyramiden als Grabstätten gebaut, Lenin konnte man in einem großen Mausoleum in Moskau begraben und auch der Petersdom in Rom besitzt eine Grabkammer mit ein paar Knochen des Petrus. Doch bei Jesus ist es anders. Da gibt es keine Mumie zu verehren, kein Grabstein zu besichtigen. Denn das Grab wird zum Geburtsort des Lebens. Das Felsengrab wird zum Ausgangspunkt für ein neues Sein. Der Grabstein wird zur Sitzbank Aber noch in anderer Weise wird das Ungeheuerliche dieses Ereignisses deutlich. Und der Engel wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Der Grabstein wird zur Sitzbank. Was wir auf unseren Friedhöfen niemals wagen würden: einen Grabstein umzustürzen und als Sitzgelegenheit zu verwenden, das kann man doch nicht! Doch was soll dieser Grabstein noch? Als Erinnerungsplatte hat er ausgedient. Er taugt nicht mehr dazu, die Todesdaten eines Menschen darauf zu gravieren. Denn aus dem Grab heraus, wurde die Macht des Todes überwunden: Der Herr lebet, gelobet sei mein Hort! Und so nimmt der Engel darauf Platz und öffnet uns die Augen für das, was in dieser Osternacht geschehen ist. Die Botschaft des Engels Und der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten sucht. Er ist nicht hier. Er ist auferstanden, wie er gesagt hat.
3 3 Fürchtet euch nicht so lauten die ersten Worte des Engels an die Frauen. Eigentlich waren sie nur gekommen, weil sie noch einmal nach dem Grab sehen wollten. Mit geheimnisvoller Macht zog es sie an die Stelle, wo sie Jesus auch nach seinem Tode nahe sein konnten. So wie es auch heutzutage viele Menschen auf die Friedhöfe und an die Gräber zieht, wenn sie den Mann, die Frau oder gar ein Kind verloren haben. Der Friedhof ist ein Ort der Ruhe. Dort kann man mit seiner Trauer allein sein. Fürchtet euch nicht! - Nicht erschrecken will der Engel die Frauen. Er macht ihnen Mut und stärkt ihre Zuversicht. Fürchtet euch nicht! So spricht der Engel auch zu uns, wenn wir mit verzagtem und ängstlichem Herzen hier heute Morgen sitzen, ganz gleich ob uns der Tod eines lieben Menschen nahe geht oder die fürchterlichen Katastrophen und Terroranschläge der vergangenen Wochen in Ägypten und anderswo. Fürchtet euch nicht! Bis heute wird diese Botschaft über den Gräbern und Friedhöfen verkündet. Sie alle sollen nicht länger mehr nur ein Ort des Todes, sondern des Lebens sein. Nicht mehr nur ein Platz der Trauer, sondern der Hoffnung. Seit Ostern hat nicht der Tod, sondern das Leben das letzte Wort. Selbst wenn man in diesen Tagen meinen kann, dass der Terror übermächtig ist und es aus der Gewalt kein Entrinnen gibt. Selbst wenn man meint, es geht mit dieser Welt immer weiter bergab, so setzt die Botschaft von Ostern einen Gegenpol. Sie stimmt nicht ein in düstere Weltprognosen, sondern verkündigt trotzig: Die Höll ist bezwungen, denn Christus gewinnet und Satan verlieret. Der Auftrag des Engels Die Botschaft von Ostern beginnt mit Pauken und Trompeten. Der Engel verkündet die frohe Botschaft und nimmt den Frauen die Furcht. Und zugleich setzt er sie in Bewegung. Kommt und seht, wo er gelegen hat. Die Frauen werfen selbst einen Blick in das Grab. Sie dürfen sich selbst überzeugen, dass das Grab leer ist. Doch vor allem bringen sie diese Botschaft unter die Leute. Denn so spricht der Engel weiter Sagt s den Jüngern, dass er auferstanden ist und siehe er wird vor euch hingehen nach Galiläa und dort werdet ihr ihn sehen. Das ist die Aufgabe der Frauen. Nicht ihren Augen sollen sie trauen, sondern ihren Ohren. Nicht länger sollen sie am leeren Grab verharren, wo es sowieso nichts mehr zu entdecken gibt. Sondern sie sollen mit der Botschaft des Engels im Ohr auf den Weg machen.
4 4 Die Botschaft muss unter das Volk! Sie darf nicht länger hinter Grabsteinen und Kirchenmauern eingeschlossen werden. Sie gehört nicht nur auf die Friedhöfe dieser Erde, sondern auch auf Marktplätze und in die Fernsehsendungen dieser Welt. Nicht nur an Ostern soll dieser Protestsong gegen den Tod erklingen, sondern überall dort, wo der Tod scheinbar so mächtig ist. Und so gehen unsere Gedanken zu den koptischen Christen in Ägypten, die heute unter schweren Umständen ebenso den Osterruf anstimmen: Der Herr ist auferstanden! Der Herr ist wahrhaftig auferstanden! Nicht dass sich damit das Geschehene ungeschehen machen lässt. Nicht, dass es deshalb in Zukunft keine Terrorattentate und Militärschläge mehr geben wird. Aber weil sie dem Tod nicht das letzte Wort lassen. Der Menschenfeind besteht mit Schanden, weil Jesus davon auferstanden, das Höllenreich gefangen führt. So haben wir es gerade gehört. Der Weg der Frauen Doch können wir wirklich so vollmundig reden? Ist das nicht alles zu dick aufgetragen? Auch beim ersten Osterfest ist den Frauen nicht ganz wohl in ihrer Haut. Erschrocken liefen die Frauen vom Grab weg. Doch gleichzeitig erfüllte sie eine unbeschreibliche Freude. So schildert es der Evangelist. Die Botschaft von der Auferstehung hat sie gepackt, auch wenn sie sie noch gar nicht so ganz begreifen können. Furcht und Freude, beides kennzeichnet die Reaktion der Frauen. So machen sie sich auf den Weg mit der Botschaft des Engels im Ohr und der Furcht in ihrem Herzen. So ist es bis heute. Das leere Grab hat noch niemanden überzeugen können. Dadurch ist noch niemand zum Glauben gekommen. Erst die Botschaft der Engel und der Frauen verändert die Menschen. Die unmittelbare Begegnung mit Jesus Doch dann gibt es in der Geschichte noch eine unerwartete Wendung. Als sie auf den Weg sind, erscheint ihnen Jesus persönlich. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt Plötzlich steht Jesus am Wegesrand. Und er sagt nicht nur höflich: seid gegrüßt, sondern eigentlich müsste man übersetzen: freut euch! In einem Augenblick, als niemand damit rechnet, steht Jesus vor ihnen. Sein Gruß überwindet die Ungewissheit. Die Furcht wird in Freude verwandelt. Sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen von ihm nieder!
5 5 In inniger Verbundenheit und tiefer Ergriffenheit umgreifen sie seine Füße. Mehr als viele Worte sagt diese Szene: nun haben sie ihn wieder: Jesus, ihren Freund, ihre Liebe, ihre Zuversicht. Das Vertrauen ist wieder da, die Zuwendung und doch begegnet ihnen Jesus noch ganz anders. So ist es bis heute: das Geschehen der Auferstehung mag uns manchmal befremden, doch wir spüren immer wieder, der Auferstandene selbst kommt uns ganz nahe. Manches mag uns rätselhaft bleiben, aber doch gibt es diese geheimnisvolle Verbindung des Auferstandenen mit uns Menschen. Und ich erinnere mich an einen Konfirmanden, der vor einigen Jahren an der Konfirmation seinen Glauben einmal so formuliert hat: Manchmal frage ich mich, ob dass alles wahr ist, was in der Bibel steht, aber eines weiß ich: Jesus ist für mich da. Sicher: wir werden immer wieder Zweifel haben, aber die Geschichte von Ostern macht uns deutlich: Jesus lebt und er ist für uns da. Der Gekreuzigte ist der Auferstandene. Aus dem Tod erwächst neues Leben. Welch ein Grund Gott zu loben. Halleluja. Gerlingen, den Pfarrer Jochen Helsen
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