Orchidee. Die. Journal zur Förderung der Orchideenkunde. Jahrgang 68(3) 2017

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Andrea Kolbe
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1 Orchidee Die Journal zur Förderung der Orchideenkunde Jahrgang 68(3) 2017

2 188 Cuitlauzina pulchella Die Orchidee 68(1), 2017

Die Orchidee 68(3), 2017 Cuitlauzina pulchella 219 Aus der Praxis für die Praxis

-Hoefling-Weg 2, 34311 Naumburg Die Autorin ist Mitglied des Redaktionsteams von "Die

Key words: Cuitlauzina pulchella, Kulturvorschlag, nomenklatorische Bemerkungen Summary:

3 Die Orchidee 68(3), 2017 Cuitlauzina pulchella 219 Aus der Praxis für die Praxis Cuitlauzina pulchella K.-H. B. Irene Bock, Dr.-Hoefling-Weg 2, Naumburg Die Autorin ist Mitglied des Redaktionsteams von "Die Orchidee". Die Abbildungen sind von der Autorin. Key words: Cuitlauzina pulchella, Kulturvorschlag, nomenklatorische Bemerkungen Summary: Report about a 40 years old Cuitlauzina pulchella, some growing hints and nomenclatural notes. links: Cuitlauzina pulchella, einzelner Blütenstand unten: Habitus der blühenden Pflanze

220 Cuitlauzina pulchella Die Orchidee 68(3), 2017 Meine Cuitlauzina pulchella pflege ich seit etwa 40 Jahren. Vor dieser langen Zeit bekam ich ein kleines Teilstück mit ca.

4 220 Cuitlauzina pulchella Die Orchidee 68(3), 2017 Meine Cuitlauzina pulchella pflege ich seit etwa 40 Jahren. Vor dieser langen Zeit bekam ich ein kleines Teilstück mit ca. fünf Pseudobulben von einem Gruppenmitglied geschenkt, das diese Spezies von einer Mexikoreise mitgebracht hatte. Seine Bemerkung war mir noch lange im Ohr: "Halten Sie diese bitte nicht kalt, was in den Lehrbüchern darüber steht, ist manches Mal Unsinn. Wir haben sie an einem Seeufer gefunden, und da war es sehr warm." Da ich zu der Zeit noch sehr unerfahren war, band ich sie also nach Vorschrift auf ein Stück Robinie und platzierte sie in meinem total verglasten und beheizten Balkon, der nach Norden ausgerichtet war, an einer der wärmsten Stellen. Zu der Zeit heizten wir den Balkon bis auf etwa 20 C auf. Im Sommer wurde er durch die Sonne aber wesentlich höher erwärmt. Wie freute ich mich, als in den folgenden drei bis vier Jahren ein paar Pseudobulben ausgebildet wurden. Aber genauso viele wurden jeweils gelb und braun und ich musste sie entfernen. Von Blüten war überhaupt nichts zu sehen. Zu Beginn der 90er-Jahre hatten mein Mann und ich inzwischen ein Gewächshaus errichtet, das als Warmhaus genutzt wurde. Der Balkon diente ab sofort als Kulturraum für Kalthauspflanzen. Und ich hatte beschlossen, die Cuitlauzina einfach auf dem Balkon zu lassen mit der Androhung: Hier wird geblieben, und wenn du Sommerkultur der Cuitlauzina im Garten, zusammen mit einigen anderen Orchideen (rechts Coelogyne cristata) unter dem Blätterdach eines Walnussbaumes hier nicht wächst, dann wanderst du auf den Kompost. Die Drohung wirkte offenbar; denn es wurde keine Pseudobulben mehr gelb und die Pflanze nahm langsam an Umfang zu. Blüten wurden jedoch in den nächsten vier bis fünf Jahren nur ganz spärlich ausgebildet. Und dann, etwa ab 1996, warf ich alle»guten Ratschläge«des Spenders aus damaliger Zeit über Bord. Ab Mitte Mai erhielt die Pflanze, die immer noch auf

Die Orchidee 68(3), 2017 Cuitlauzina pulchella 221 Infloreszenz mit acht Blüten dem ersten Aststück wuchs, einen Sommerplatz unter einem Walnussbaum im Garten.

5 Die Orchidee 68(3), 2017 Cuitlauzina pulchella 221 Infloreszenz mit acht Blüten dem ersten Aststück wuchs, einen Sommerplatz unter einem Walnussbaum im Garten. Da hing sie nun auf ihrem Holzstück an einem langen Draht vom Baum herunter, pendelte in der freien Luft und erhielt jeden Tag, an dem es nicht regnete, eine gründliche Dusche mit dem Gartenschlauch. Einmal pro Monat streute ich ein wenig Blaukorn zwischen ihre Pseudobulben oder benetzte sie auch mit Flüssigdünger. Sie explodierte förmlich. Gegen Ende September, noch bevor die ersten Frostnächte drohten, brachte ich sie rein. Jetzt fand sie ihren Platz im neu erbauten Wintergarten, direkt an der Fensterfront nach Süden. Die Sonne kann ungehindert hereinscheinen und erwärmt auch an manchem Wintertag den Raum auf angenehme Temperaturen. Diesen Platz im Garten und im Wintergarten bekommt die Cuitlauzina nun seit ungefähr 20 Jahren. Täglich wässere ich sie durchdringend, draußen mit dem Gartenschlauch, drinnen mit einer Blumenspritze. Unter der Pflanze steht dann ein großes Mörtelfass zum Auffangen des Wassers. Dem Gießwasser wird jeweils eine geringe Menge Flüssigdünger beigemischt, sodass der ph-wert um µs liegt. Der Wintergarten wird während der kalten Zeit, wenn die Sonne nicht scheint, höchstens auf 10 C aufgeheizt. Wenn es draußen sehr kalt ist, schafft die Heizung es öfter nicht, diese Temperatur zu erreichen, da der Raum recht groß ist. Dann haben wir mitunter nur etwa 6 C. Der Erfolg bei meiner Cuitlauzina ist seit dieser Zeit überwältigend. Inzwischen hat das gute Stück, das zu einer großen Kugel herangewachsen ist, einen Durchmesser von ca. 85 cm. Von der ehemaligen Holzunterlage ist schon lange nichts mehr zu sehen. Leider ist die Pflanze inzwischen zweimal heruntergebrochen, weil sie so schwer war, und hat dabei bedauerlicherweise einige Pseudobulben verloren. Um sie zusammenzuhalten, habe ich aus starkem, grün ummanteltem Draht eine Art Korb unter dem Gewächs gebogen, der über der Pflanze wieder zusammengefasst ist. Sie setzt jedes Mal im November die ersten Infloreszenzen an. Kurz vor Weihnachten öffnet sie die ersten Blüten. Die weiße Pracht erfreut uns bis Ende Februar. Es war mir nicht möglich, die vielen Blüten zu zählen. Aber im vergangenen Sommer, als die Pflanze wieder unter dem Walnussbaum hing, habe ich 129 vertrocknete Infloreszenzreste herausgebrochen. Da an jeder Infloreszenz zwischen fünf und acht Blüten ausgebildet wurden, kann man sich annähernd die Blütenzahl errechnen und kommt auf ungefähr 775 Blüten, sofern man einen Mittelwert von sechs pro Infloreszenz annimmt. Die Mehrzahl der Blütenstände hatte sieben, manche sogar acht Blüten, also mag die tatsächliche Anzahl noch ein wenig größer gewesen sein. Ich hoffe und wünsche mir natürlich, dass wir noch viele Jahre Freude an unserer Cuitlauzina pulchella haben, obwohl sie inzwischen so schwer geworden ist, dass es große Mühe macht, sie nach draußen zu tragen und im Herbst wieder hereinzuholen. Anmerkung: Die Gattung Cuitlauzina wurde erstmals 1825 von Pablo de la LLAVE zusammen mit dem Koautor Juan José MartÍnez de LEXARZA in ihrer Zusammenstellung "Novorum Vegetabilium Descriptiones" Fasc. II im Anhang "Orchidianum Opusculum": 32, 1825 beschrieben. Typus der Gattung ist die in Mexiko gefundene Cuitlauzina pendula. Cuitlauzina pulchella (Bateman ex Lindl.) Dressler et N. H. Williams, "Selbyana" 24: 44, 2003 gemäß kew.org/wcsp/ -Retrieved Robert DRESSLER und Noris Hagan WILLIAMS versetzten die Art Odontoglossum pulchellum Bateman ex Lindley 2003 in die Gattung Cuitlauzina. Synonyme: Odontoglossum pulchellum Bateman ex Lindl., "Edwards's Botanical Register" 27: t. 48, Die erste Pflanze dieser Art, die John LINDLEY von James BA- TEMAN zur Beschreibung übermittelt wurde, kam 1840 aus Guatemala. Osmoglossum pulchellum (Bateman ex Lindl.) Schltr., "Repertorium specierum novarum regni vegetabilis", Beiheft 17: 79, SCHLECHTER erhob die Untergattung von Odontoglossum, die er Osmoglossum benannt hatte, in den Gattungsrang, da sich die Arten dieser Untergattung in den Blütenverhältnissen stark von Odontoglossum unterschieden. Er versah diese neue Gattung mit dem Namen Osmoglossum. Odontoglossum pulchellum var. dormanianum B. S. Williams "Orchid- Grower's Manual" ed. 7: 588, Benjamin Samuel WILLIAMS lag ein Exemplar der Pflanze vor, das sowohl bei den Pseudobulben als auch bei den Blüten etwa größer war als die Typusart. Daher versah er diese Spezies mit dem Varietätsnamen var. dormanianum. Darüber hinaus wies die Art jedoch keine Unterschiede auf. Osmoglossum pulchellum f. dormanianum (B. S. Williams) O. Gruss et M. Wolff, "Orchideen Atlas": 281, Olaf GRUSS und Manfred WOLFF stuften die von WILLIAMS benannte Varietät Osmoglossum pulchellum var. dormanianum herunter zu einer Form, von ihnen jetzt benannt Osmoglossum pulchellum f. dormanianum.

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