Geschlechtergerechte Sprache Handreichung

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1 Geschlechtergerechte Sprache Handreichung

2 2 Geschlechtergerechte Sprache Impressum Geschlechtergerechte Sprache September 2017 Herausgegeben vom Gleichstellungsbüro der RWTH Aachen Aachen Telefon: gsb@rwth-aachen.de Verantwortlich: Dr. Ulrike Brands-Proharam Gonzalez Redaktion: Lena Mevissen Maya Schulte Dagmar Glauner

3 3 Geschlechtergerechte Sprache Wer die öffentlichen Zustände ändern will, muss zuerst bei der Sprache anfangen. (Konfuzius, um v. Chr.) Für eine erfolgreiche Gleichstellung der Geschlechter ist der geschlechtergerechte (auch: gendersensible) Sprachgebrauch eine wichtige Bedingung. Im Landesgleichstellungsgesetz (LGG) heißt es in 4: Gesetze und andere Rechtsvorschriften tragen sprachlich der Gleichstellung von Frauen und Männern Rechnung. In der internen wie externen dienstlichen Kommunikation ist auf die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu achten. In Vordrucken sind geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen zu verwenden. Sofern diese nicht gefunden werden können, sind die weibliche und die männliche Sprachform zu verwenden. Die RWTH Aachen hat in ihrer Strategie das Leitbild der geschlechtergerechten Hochschule verankert. Dies äußert sich unter anderem im selbstverständlichen Gebrauch einer geschlechtergerechten Sprache in Wissenschaft und Forschung sowie Studium und Lehre.

4 4 Geschlechtergerechte Sprache Warum geschlechtergerechte Sprache? In der Sprache sollten beide Geschlechter adressiert werden, damit sich alle angesprochen fühlen. Wird nur die männliche Form, das generische Maskulinum verwendet, fühlen Frauen sich nicht angesprochen und werden auch seltener mitgedacht. Geschlechtergerechte Sprache führt dazu, dass Frauen als Beteiligte stärker wahrgenommen werden (Blake/Klimmt 2010). Sprache beeinflusst unser Bewusstsein und unsere Wahrnehmung. Sprache ist nicht statisch, sie ist dynamisch und wandelt sich ständig. Geschlechtergerechte Sprache kann den gesellschaftlichen Wandel unterstützen; sie ist ein wichtiger Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter. Dass die ausschließliche Verwendung des generischen Maskulinums in der Sprache zur Benachteiligung von Frauen führt, zeigen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen: Wird in Stellenanzeigen die männliche Stellenbezeichnung mit dem Zusatz m/w (z. B. Projektleiter m/w) verwendet, fühlen Frauen sich oft nicht angesprochen. Sie bewerben sich daher seltener. Empfohlen wird daher eine Stellenbezeichnung in der weiblichen und männlichen Form (z. B. Projektleiterin/Projektleiter) oder eine neutrale Berufsbezeichnung (z. B. Projektleitung) (Welpe et al.). Grundschülerinnen trauen sich stereotyp männliche Berufe eher zu, wenn die Berufe in geschlechtergerechten Berufsbezeichnungen präsentiert werden (Hannover/Verwecken). Bei Jobbeschreibungen von Führungspositionen werden Frauen eher als passend für die Stelle empfunden, wenn diese in Wortpaaren, d.h. der weiblichen und männlichen Form erfolgt. Wird nur das generische Maskulinum gebraucht, werden meist Männer als passender für die Führungsposition empfunden (Horvath/Sczesny). Werden Paarformen und neutrale Formulierungen verwendet, werden die Lesbarkeit sowie die sprachliche Ästhetik von Texten als ebenso gut bewertet wie bei der Verwendung des generischen Maskulinums (Blake/Klimmt 2010). Die sprachliche Qualität wird daher durch geschlechtergerechte Sprache nicht beeinträchtigt.

5 5 Geschlechtergerechte Sprache Wie formuliere ich einen Text geschlechtergerecht? Eine geschlechtergerechte Sprache an der RWTH Aachen soll nicht diskriminierend sein und ist so zu wählen, dass alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen werden. Dies bedeutet im Umkehrschluss den Verzicht auf das generische Maskulinum, sprich der verallgemeinernden männlichen Form eines Wortes, die Verwendung eines Passus wie z. B.: Soweit personenbezogene Bezeichnungen in männlicher Form aufgeführt sind, beziehen sie sich auf beide Geschlechter in gleicher Weise. das Ausklammern der weiblichen Form, wie Wissenschaftler(in) sprachliche Bilder, die Klischees und Stereotype bedienen, z. B. Mutter- Kind-Raum, das schwache Geschlecht, Milchmädchenrechnung Lächerlichkeiten wie z. B. Mitgliederinnen Die Verwendung geschlechtergerechter Sprache ist nicht kompliziert. Mit etwas Kreativität und Übung wird sie bald fest verankert sein. Im Folgenden sind einige Hilfen und Tipps zu finden, wie geschlechtergerechte Sprache im Alltag umsetzbar ist. Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt (Ludwig Wittgenstein, )

6 6 Geschlechtergerechte Sprache Formulierungstipps Verwendung von Paarformen die Schüler die Professoren die Kollegen die Schülerinnen und Schüler die Professorinnen und Professoren die Kolleginnen und Kollegen Verwendung neutraler Formen Studenten Mitarbeiter Lehrer Studierende Beschäftigte Lehrkräfte Verwendung neutraler Sachbezeichnungen Seminarleiter Teilnehmergebühr Rednerliste Seminarleitung Teilnahmegebühr Redeliste

7 7 Geschlechtergerechte Sprache Verwendung des Passivs Der Angestellte erhält das Gehalt am Man sollte beachten Hat der Bewerber die Prüfung bestanden Das Gehalt wird am ausgezahlt Es ist zu beachten Wurde die Prüfung bestanden Umschreibungen mit Adjektiven Behandlungen beim Arzt Rat eines Fachmanns ärztliche Behandlungen fachlicher Rat/fachkundiger Rat Verben statt Personenbezeichnungen Als Referenten waren geladen Der Herausgeber des Bandes ist Es waren 100 Teilnehmer. Es referierten Der Band wurde herausgegeben von Teilgenommen haben 100 Personen.

8 8 Geschlechtergerechte Sprache Frauen werden mit der weiblichen, Männer mit der männlichen Form genannt Die Dekane Herr Müller und Frau Schmidt In das Rektorat wurden Professor Erika Müller, Professor Max Mustermann sowie Professor Ernst Schmidt gewählt. Der Dekan Herr Müller und die Dekanin Frau Schmidt In das Rektorat wurden Professorin Erika Schmidt, Professor Max Mustermann sowie Professor Ernst Schmidt gewählt. Verwendung gleichwertiger geschlechtsspezifischer Formulierungen Der Soziologe Prof. Dr. Max Mustermann reiste mit seiner Frau an. Der Soziologe Prof. Dr. Max Mustermann reiste mit seiner Frau, der Biologin Erika Müller, an. Angabe von Titel und Funktionen von Frauen in der weiblichen Form Sehr geehrte Frau Professor Müller Frau Doktor Schmidt Sehr geehrte Frau Professorin Müller Frau Doktorin Schmidt Verwendung der direkten Anrede Die Mitarbeiter, die den Raum nutzen, sollten beachten Den Benutzern steht die Funktion ab dem 01. Januar zur Verfügung. Bitte beachten Sie bei der Nutzung des Raumes Die Funktion steht Ihnen ab dem 01. Januar zur Verfügung.

9 9 Geschlechtergerechte Sprache Verwendung alternativer Pronomen Statt Pronomen wie z.b. jeder, keiner, niemand zu nutzen, bietet es sich zudem an, genau zu überlegen, wer angesprochen werden soll und in der Benennung so konkret wie möglich zu sein. Jeder muss sich ausweisen. Die Nutzer des Raumes Alle müssen sich ausweisen. Wer den Raum nutzt Verwendung von Unterstrich oder Stern Durch inklusive Formen wie Unterstrich oder Stern können alle Geschlechtsidentitäten und Geschlechter einbezogen werden. Stern und Unterstrich machen darauf aufmerksam, dass es Menschen gibt, die sich weder dem weiblichen, noch dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen. Mitarbeiter Professoren Mitarbeiter_innen Professor*innen Verwendung von Kurzformen mit Querstrich oder Binnen-I Kurzformen sollten nur bei Platzknappheit verwendet werden, z. B. in Formularen, da sie schlecht vorgelesen bzw. vorgetragen werden können. die Studenten die Beamten die Student/innen die BeamtInnen

10 10 Geschlechtergerechte Sprache Ausnahmen In wenigen Fällen würde eine Anpassung bisher üblicher Formulierungen die Lesbarkeit oder Verständlichkeit erschweren. Dies gilt beispielweise bei feststehenden Bezeichnungen wie z. B. Seniorenstudium sowie maskulinen Personenbezeichnungen ohne weibliches Pendant, z.b. Gast oder Vormund. Erscheint eine neutrale Umformulierung hier nicht sinnvoll, können hergebrachte Formen verwendet werden. Geschlechtergerecht zitieren Autorinnen und Autoren bzw. Expertinnen und Experten sollten nach Möglichkeit in einem ausgewogenen Verhältnis zitiert werden. In Pressemitteilungen, die Zitate beinhalten, sollten Frauen und Männer gleich häufig zu Wort kommen. Geschlechtergerechtigkeit in der gesprochenen Sprache Die geschlechtergerechten Formulierungen sollen natürlich auch in der gesprochenen Sprache an der RWTH Aachen umgesetzt werden. So ist darauf zu achten, dass bei Reden, Ansprachen, Grußworten und Lehrveranstaltungen alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen werden. Dabei können geschlechtsneutrale Formulierungen (Studierende, Lehrende, Kollegium) als auch Paarformen (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) verwendet werden. Auf Redewendungen, die Stereotype und veraltete Rollenbilder unterstreichen, ist zu verzichten.

11 11 Geschlechtergerechte Sprache Geschlechtergerechtigkeit in Bildern Die Botschaft eines Bildes wird noch vor dem Text wahrgenommen; Bilder bleiben stärker im Gedächtnis. Bei der Betrachtung eines Bildes entsteht der Eindruck, dass das Bild die Realität widerspiegelt. Daher sollten Bilder auch die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft sowie die der Hochschule darstellen. Frauen und Männer sollten gleich häufig auf Bildern gezeigt und gleichwertig dargestellt werden, d.h. auf gleicher Höhe bzw. gleicher Position, beispielsweise beide stehend und nicht der Mann stehend und die Frau sitzend. Auch sollten Frauen und Männer nicht in veralteten und stereotypen Rollen abgebildet werden, z. B. eine Frau, die Protokoll führt und ein Mann, der ein Meeting leitet. Sexualisierte Darstellungen sind zu unterlassen! Nähere Ausführungen hierzu sind auch in der Richtlinie zum Schutz vor Benachteiligungen nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) der RWTH Aachen zu finden.

12 12 Geschlechtergerechte Sprache Literatur und Quellen Blake/Klimmt: Geschlechtergerechte Formulierung in Nachrichtentexten. In: Publizistik (2010) 55, S Dudenredaktion: Gleichstellung von Frauen und Männern in der Sprache. In: Richtiges und gutes Deutsch. Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. Duden Band 9. Mannheim 2011, 7. Auflage. Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und Männern für das Land Nordrhein-Westfalen (Landesgleichstellungsgesetz LGG). Unter nrw.de/lmi/owa/br_text_anzeigen?v_id= [ ] Horvath/Sczesny: Reducing women s lack of fit with leadership? Effects on the wording of job advertisements. In: European Journal of Work and Organizational Psychology (2015) 25, S Hannover/Verwecken: Yes I can! Effects of gender fair job descriptions on children s perceptions of job status, job difficulty and vocational self-efficacy. In: Social Psychology (2015) 46, S Welpe, Isabell M. et al.: Sieben Schritte zur gender-sensitiven Personalauswahl und beurteilung. München, o.j.: Unter: fileadmin/w00bjr/www/dokumente/sieben_schritte_zur_gender-sensitiven_personalauswahl_und_-beurteilung_deckblatt.pdf [ ]. Weiterführende Links Gendering-Add-In: Die Open Source Software ist ein Add-In für Microsoft Word Einmal installiert, können bereits geschriebene Texte auf geschlechtergerechte Formulierungen überprüft werden. Das Add-In kann nach einem definierten Katalog Wörter finden und Vorschläge zum geschlechterneutralen Formulieren geben. Unter: [ ] Geschickt gendern das Genderwörterbuch: Die Website bietet Inspirationen zum Thema geschlechtergerechte Sprache. Darüber hinaus können Wörter individuell eingegeben werden, es folgen Vorschläge für eine geschlechtergerechte Formulierung. Unter: [ ]

13 13 Geschlechtergerechte Sprache GEW: Geschlechterbewusste Sprache in der Praxis: Webauftritt mit Tipps zu geschlechtergerechter Sprache sowie geschlechterbewussten Bildern. Unter: [ ] Richtlinie zum Schutz vor Benachteiligungen nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Unter: show_document.asp?id=aaaaaaaaaagnjkx&download=1 [ ] Sprachleitfäden für Fremdsprachen Englisch Government of Canada, Department of Justice: Legistics. Gender-neutral language. Unter: legistics/p1p15.html [ ] National Commission for the Promotion of Equality: A Gender Sensitivity Manual. Blata I-Bajda Unter: [ ] UNESCO: Guidelines on gender-neutral language. Paris Unter: unesdoc.unesco.org/images/0011/001149/114950mo.pdf [ ] Französisch Bureau de l égalité entre les femmes et les hommes, Canton du Vaud: L égalité s écrit. Guide de rédaction épicène. Lausanne Unter: sr-sc-8f00.unifr.ch/egalite/assets/files/conseil/langage_epicene_cantonvd. pdf [ ] Université de Lausanne: Les mots de l égalité. Guide du langage féminisé et épicène. Lausanne o. J. Unter: egalite/files/shared/les%20mots%20de%20l%27%c3%a9galit%c3%a9/ MotsEgalite.pdf [ ]

14 14 Geschlechtergerechte Sprache Eigene Notizen

15 15 Geschlechtergerechte Sprache

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