Gnade und Friede sei mit euch von dem, der da war, der da ist und der da kommt. Amen

Transkript

1 Datum / Reminiscere 2017 Sonntag Text/Thema Mth. 12, Besonderes Notizen Lieder EL: NL 23 Du bist der Atem PS: Ps. 705 LL: Du unser Lebensbaum HL: 197, 1-3 Herr, öffne mir PL: 98, 1-3 Korn, das in die Erde SL: 252, Jesu, der du bist alleine Autor Pfr. Jörg Wegner, Freiburg Gnade und Friede sei mit euch von dem, der da war, der da ist und der da kommt. Amen Liebe Gemeinde, Jesus, den ein Kinderfilm, den Mann der 1000 Wunder betitelt, hatte ein Problem mit Wundern. Sie sind reichlich von ihm bezeugt. Er war gewiß auch ein wunderbarer Prediger und Heiler. Doch Wunder wirken, damit die Menschen ihm glaubten, da sah er sich in die Sackgasse gedrängt. Versucht haben seine Gegner es immer wieder. So auch hier im Mt. im 12. Kapitel: TEXT: Darauf antworteten einige der Gesetzeslehrer und Pharisäer und forderten:»lehrer, wir wollen von dir ein Wunder sehen, das eindeutig beweist, dass du von Gott beauftragt bist!«8 (Mt 16,1; Joh 6,30) 39 Jesus erwiderte:»diese böse Generation, die von Gott nichts wissen will,9 verlangt einen Beweis, aber es wird ihr keiner gegeben werden ausgenommen das Wunder, das am Propheten Jona geschah:10 Den Beweis werden sie bekommen! 40 So wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des Seeungeheuers war, so wird 1

2 auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte in der Tiefe der Erde verborgen sein. (Jon 2,1; Mt 16,21; Mt 27,63) 41 Am Tag des Gerichts werden die Bewohner von Ninive aufstehen und diese Generation schuldig sprechen; denn als Jona sie warnte, haben sie ihr Leben geändert.11 Und hier steht ein Größerer als Jona! (Jon 3,5) 42 Am Tag des Gerichts wird die Königin aus dem Süden aufstehen und diese Generation schuldig sprechen; denn sie kam vom Ende der Welt, um die weisen Lehren Salomos zu hören. Und hier steht ein Größerer als Salomo!«Wer an Wunder glaubt, glaubt nicht! Auf welchen Boden ist ein Glaube gebaut, der sich nur mit Unglaublichem verzaubern läßt? Solchen Bewunderern misstraut Jesus zutiefst. Sie sind Rohre im Wind, schnell schwankend, wenn alles nicht mehr so wunderschön läuft in der Nähe des Jesus von Nazareth. Glauben verheißt eben automatisch kein wundervolles Leben. Jesu Leben war mehr von Wunden als von Wundern geprägt. Die Pharisäer und Schriftgelehrten, die Jesu Weg am Ende zum Kreuzweg machen, wollen ihn nun herausfordern:»lehrer, wir wollen von dir ein Wunder sehen, das eindeutig beweist, dass du von Gott beauftragt bist. Komm, lass es mal richtig krachen. Mach mal was, was sonst nicht geht. Wenn Du Gottes Sohn bist, dann wird das schon klappen. Das ist der gleiche Leim auf den ihn anfangs der Satan locken wollte: dieses uralte Wenn-dann Schema. Selbst unter dem Kreuz hört das nicht auf: Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab... 2

3 Jesus muss sich unheimlich einsam und missverstanden fühlen, wenn die Menschen ihm erst dann vertrauen, wenn er was Großes vollbringt. Das Vertrauen der Pharisäer will eine Vorleistung sehen, sonst gibt es da nichts zu glauben. Da könnte ja jeder kommen und sich den Messias nennen. So ticken wir ja schon im zwischenmenschlichen Bereich. Da vertraue ich erst, wenn ich vorab etwas geliefert bekomme, das hernach mein Vertrauen rechtfertigt. Es muss ja nicht mal gleich ein Wunder sein. So geht es aber nicht mit Vertrauen und nicht mit Glauben. Das muss ohne Wunder funktionieren. Ein Wunderglaube knickt in sich zusammen, wenn es nicht so wunderbar läuft. In der Konsequenz von Jesu Herausforderern hieße das heute vielleicht: Hei, Gott, wenn Du wirklich da bist, dann wirke ein Wunder in Syrien, damit die Not und die Verwüstung dort wenigstens erträglich werden. Wirke ein Wunder des Friedens. Das müsste doch ganz in deinem Sinne sein. So wie Jesus kein Wunder tut, warten wir auch von Gottes Seite allzu oft vergeblich. Auch wenn die Pharisäer nur provozieren wollten, treffen sie doch den Nerv der Frage nach Gott und seiner Macht. Jesus verweist rückwärts auf zwei Wege wie Gott in Krisenzeiten ohne Wunder wirkt: 3

4 - durch Propheten (Jona) im Paket mit Reue und Buße für gesellschaftliches Fehlverhalten - durch Weisheit und Einsicht (Salomo) Beides fruchtet bei Menschen leider wenig: - nach Tschernobyl hätten man schon den Weg der Umkehr einschlagen können, weil schon damals eine prophetische Katastrophe über Europa hineinbrach. Doch das Handeln danach zeigte wie kurz das Gedächtnis der Menschen sein kann. Selbst nach Fukushima, dessen wir in diesen Tagen gedenken, setzen einige Staaten noch auf die Wunderkraft des Atoms. - Die salomonische Weisheit und Einsicht aus wissenschaftlicher Erkenntnis, die auch ohne Katastrophen zu neuen Wegen führt, einfach, weil es andere Technologien zum Teil schon gab und gibt. Und da würde dann unseren Kindern nicht auf Jahrtausende eine strahlende Erbschaft hinterlassen in mehr oder weniger geeigneten Endlagern. Die Menschheit ist taub für die, die wie Jona zur Umkehr aufrufen. Die Menschheit ist trotz all ihres salomonischen Wissens und ihrer Weisheit nicht von Irrwegen abzubringen. Prophetischen Busspredigten und weise Einsicht machen offensichtlich keine Menschen, die anders sind. Das wäre wirklich ein Wunder, wenn wir uns da ändern würden. Jesu sieht ein, dass das selbst er nicht wirken kann, auch wenn er größer ist als Jona und Salomo. Es muss etwas ganz anderes sein, etwas Größeres. Das eigentlich wunderbare Wunder: 4

5 Das ist Jesus selbst, wie er seinen Weg geht: nicht den der Allmacht großer Wunder sondern den Weg der Ohnmacht seiner Wunden. Er zettelt eben keine Wunder an, um dem Kreuz zu entkommen. Er lässt sich in die Grabestiefe der Erde ziehen, weil diese Erde und die Menschen aus dem tiefen Innern allein geheilt werden können. Nicht einmal Auferstehung ist das wahre Wunder. Von den Toten jemanden auferwecken, das trauen wir Gott zu: Wen wundert s ist ja Gott! Das größere Wunder ist Jesu Weg zum Kreuz. Wunder durchbrechen unsere Vorstellungswelt. Etwas geschieht, dass wir nie für möglich gehalten haben. Jesus auf seinem Weg zum Kreuz durchbricht unsere Gottesvorstellung von einem allmächtigen Gott. Das ist das einzige Wunder, das wirklich für meinen Glauben zählt. All die anderen Wunder sind verzichtbar oder finden auch in anderen Religionen statt.»lehrer, wir wollen von dir ein Wunder sehen, das eindeutig beweist, dass du von Gott beauftragt bist!«da habt ihr dann euer Wunder! Doch es ist eben nicht der machtvolle Zauber, sondern die machtlose Niederlage eines Gerechten. Das ist das Wunder, weil es allen Erwartungen und herkömmlichen Gottesbildern entgegensteht. 5

6 Dieses Wunder will unter den Menschen den Glauben stiften, dass mitten in den Todeszonen der Weltgeschichte, sich das Leben neu einen Weg bahnen wird, bis es dann als neues Leben hervorbricht. Das soll für Golgatha damals gelten, wie für Syrien heute. Nur dieses Wunder darf nicht zu einer nebulösen Hoffnung führen, nach dem Motto wird schon wieder. Es bedarf auch des klaren prophetischen Wortes und der salomonischen Weisheit, um wirklich neue Wege zu sehen und zu gehen. Und wenn wir es tun... wir werden uns wundern! Amen 6